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Saved by Riddick III

von HopeK
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Richard B. Riddick
22.11.2018
03.05.2020
14
31.726
7
Alle Kapitel
20 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
17.01.2019 2.013
 
Kate erwachte völlig desorientiert in beinah völliger Finsternis, es war furchtbar heiß und ihre Kehle staubtrocken. Ein Versuch sich aufzusetzen scheiterte, zu schlimm waren die Kopfschmerzen. Eine gnädige Sekunde lang dachte sie, sie hätte eine ihrer Migränen und müßte nur ihre Medikamente nehmen, damit es besser wurde, aber die Realität holte sie schnell ein. Entführt, verhört und verprügelt. Wegen Joe. Und niemand, der sie herausholen, niemand, der nach ihr suchen würde, weil sie ihren Urlaub bewilligt bekommen hatte und niemand wußte, was mit ihr passiert war, und es würde sie auch niemand vermissen, bevor ihr Urlaub abgelaufen war und sie nicht wieder im Büro erschien. Irgendwann würde jemand über einen Haufen Knochen stolpern, und es würden ihre sein.



Sie war so ausgetrocknet, daß sie noch nicht einmal mehr weinen konnte. … so etwas passierte doch nur im Film! Aber dann würde Russel Crowe kommen um sie zu befreien und nach Hause zu bringen. Nur war das kein Film, und wenn sie hier herauswollte, dann sollte sie ihren Arsch besser hochkriegen und nicht auf einen Ritter in goldener Rüstung warten, der doch nicht kommen würde. Vorsichtig bewegte sie ihre Gliedmaßen um herauszufinden, wie schlimm der Schaden tatsächlich war. Ihre Arme und Beine bewegten sich ein wenig steif, aber ansonsten waren sie okay; ihr Kopf war das Problem. Ihre Fingerspitzen tasteten vorsichtig über ihr Gesicht … alles geschwollen, blutverkrustet, und die Schmerzen waren einfach unbeschreiblich. ‚Okay, Kate, reiß dich zusammen, Kopfschmerzen sind nichts Neues für dich. Du willst hier raus, tu was dafür!‘ Gar nicht so leicht, ihr war so schwindlig, daß sie immer wieder zurück auf den Rücken fiel und wollte beinah aufgeben, als sie in ihrem Kopf eine Stimme hörte.



‚Babe, du schaffst das! Dreh dich um, auf die Knie; auf allen vieren hast du mehr Gleichgewicht und Kontrolle, laß deinen Rücken deinen Kopf in die Höhe ziehen.‘



Ihre Verletzungen ließen es nicht zu, aber sie lächelte innerlich - ER kam ihr zu Hilfe! Wenn sie an ihren Stories schrieb, spielte sie Dialoge erst im Kopf durch um zu testen, ob sie in der Realität auch funktionieren würden, aber von sich aus hatte Riddick sich noch nie ‚gemeldet‘. ‚Riddick…‘



Babe, beeil dich.‘‘



Ja, beeilen, sie hatte keine Ahnung, wie lang sie noch allein sein würde. Sie drehte sich auf den Bauch und schaffte es tatsächlich, sich aufzurichten, übergab sich aber beinah dabei - ein kleiner Preis dafür, daß sie wieder zumindest ein bißchen Kontrolle über ihnen Körper hatte. Es dauerte ein wenig, bis ihr Magen sich wieder beruhigte, aber dann tastete sie systematisch die Wände ihres Gefängnisses ab. Gerade groß genug, damit sie liegen, hoch genug , damit sie knien konnte. Warum war es so dunkel? Entweder waren die Wände dicht, oder es war Nacht. Nein, sie konnte den kräftigen Luftzug spüren, der durch die Ritzen drang, Nacht also. Sie hatte auch den Boden abgetastet, aber nichts Hilfreiches gefunden. Kein Nagel, kein Stein, kein gar nichts. Sie fand die Scharniere einer Türe, aber kein Schloß - anscheinend gab es draußen einen Riegel. Seufzend lehnte sie ihre Stirn gegen die Tür; sie wußte nicht weiter und hätte alles für einen Schluck Wasser gegeben. Sie dachte an die Flasche, die in ihrem Rucksack war. Unerreichbar. Sie döste im Knien ein und wurde unsanft geweckt, als sie nach vorne fiel; jemand hatte die Tür des Verschlages aufgerissen.



„Du kannst es wohl gar nicht erwarten, wieder befragt zu werden!“ Asu wieherte vor Lachen, er freute sich darauf und war bestens gelaunt. Er griff nach ihrem Oberarm und zog sie hoch, aber sie war zu lange gekniet, ihre Beine waren eingeschlafen und knickten ein. „Felipe!“ Zu zweit hatten sie sie schnell und überaus grob zum Tisch geschleift und wieder auf den Sessel gezwungen. „Also, wo ist Joe?“



Natürlich hatte sie auch jetzt keine andere Antwort, und so fingen die Schläge wieder an. Irgendwann landete sie erneut am Boden, wo es mit Tritten weiter ging, Asus gute Laune war längst verschwunden und dementsprechend brutal war er auch. Während sie die Tritte ertrug, starrte sie auf die Strebe des Sessels, der neben ihr zu liegen gekommen war, sie konzentrierte sich auf jede Einzelheit und eine Zeitlang half ihr das auch, den Schmerz ein wenig erträglicher zu machen, aber irgendwann kam der Punkt, an dem sie einfach nicht mehr konnte.



‚Babe, nicht aufgeben!‘



‚Er soll aufhören.‘



‚Das wird er so schnell nicht, er fragt nicht mehr, er reagiert sich nur mehr ab. Kannst du dich an den Artikel erinnern, den du für deine letzte Story gegoogelt hast?‘



Sie wußte erst nicht, was er meinte, aber dann fiel es ihr ein … eine Art Meditation bei der man sich an einen Ort in sich selbst zurück zog, ein Ort, an dem einen die Schläge, die Beschimpfungen, die Schmerzen nicht erreichen konnten. Aber wäre sie dazu überhaupt fähig?



‚Natürlich kannst du das, du hast dich doch damit beschäftigt, du weißt, wie es geht!‘



‚Theoretisch.‘



‚Was hast du zu verlieren?‘



Sie schloss die Augen, versuchte sich an den genauen Wortlaut des Textes zu erinnern, und folgte den Anweisungen. Es dauerte eine Weile, aber plötzlich verschwammen die Geräusche und die Schmerzen verschwanden im Hintergrund.



„Ich hab gewußt, daß du es schaffst. Gut gemacht, Kate!“



Sie öffnete ihre Augen und fand sich in einem nichtssagenden Raum wieder, blanke Wände, keine Möbel, keine Farben. Aber das war okay, denn es war nicht nur unglaublich friedlich dort, ER war da, stand direkt vor ihr und lächelte sie an. Sie hatte es tatsächlich geschafft! Sie schluchzte und fiel in seine Arme. „Kannst du mich bitte festhalten? Ganz fest? Ich weiß nicht, wie ich das sonst überstehen soll.“



Natürlich erfüllte er ihren Wunsch, und in seiner Umarmung spielte nichts mehr eine Rolle, was auch immer sie mit ihrem Körper anstellten, es konnte sie nicht mehr erreichen.



Als Asu merkte, daß sie nicht mehr reagierte, ließ er sie wieder in den Verschlag schleifen, es machte keinen Spaß jemanden zu treten, der weder schrie, noch um Gnade winselte und sogar aufgehört hatte zu wimmern. Außerdem wollte er sie nicht umbringen, er wußte immer noch nicht, wo Joe war. Und diese verdammten Dorfbewohner kamen auch mit keinen Nachrichten daher!



Sie konnte nicht sagen, wann sie aus ihrem Trancezustand in einen unruhigen Schlaf geglitten war, aber wach wurde sie wieder in dem kleinen Verschlag. Im Gegensatz zum letzten Mal konnte sie sich diesmal kaum bewegen, nicht nur ihr Kopf schmerzte, jeder Zentimeter ihres Körpers schien in Flammen zu stehen, jeder tiefere Atemzug tat weh - die Tritte hatten möglicherweise ein paar Rippen angeknackst, und ihr Durst war mörderisch geworden. Sie hatte nicht mehr die Kraft, nach einem Ausweg zu suchen und blieb einfach liegen, harrte der Dinge, die da kommen würden.



Und sie kamen. Felipe und ein Mann, den sie bislang nicht gesehen hatte, packten sie und zogen sie Richtung Tisch, wo Asu schon auf sie wartete, und mit ihm ein neuer Tag voller Schmerzen und Erniedrigungen.



Da die Schläge nicht gewirkt hatten, hatte Asu beschlossen etwas anderes zu probieren: Strom. Sie verlor die Kontrolle über ihre Gliedmaßen, ihre Blase, sie übergab sich, verlor wiederholt das Bewußtsein, aber immer war ihre Antwort nur ‚Ich weiß es nicht.‘ Was er verlor, war seine Geduld. „Felipe, spritz sie ab, bis sie sauber ist, ich ertrage den Gestank nicht mehr. Und dann wieder auf den Sessel mit ihr, ich weiß jetzt, wie ich die Schlampe knacken werde.“



Sie erwachte wieder auf dem Sessel, zitterte und fror trotz der Hitze in ihren nassen Sachen. Sie war allein, aber vor ihr auf dem Tisch lagen ein paar Spritzen. Sie betrachtete sie mit beinah klinischem Interesse - sie hatte nicht einmal mehr die Kraft sich zu fürchten, im Augenblick wäre es ihr durchaus recht gewesen, wenn er sie umgebracht hätte. Oder mit den Spritzen umbringen würde. Aber sie wußte, daß sie nicht so viel Glück haben würde. Es wurde immer schwieriger, sich in ihren sicheren Raum zurück zu ziehen, auch wenn sie mittlerweile Übung darin hatte, sie war am Ende. Essen! Sie konnte Essen riechen! Ihr Magen knurrte unüberhörbar - sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte, alles, was sie bekam, war ab und zu ein wenig Wasser.



Es dauerte eine Weile, bis Asu zurück kam und er kaute immer noch, als er sich an den Tisch setzte.



„Gerry ist ein absoluter Vollidiot, aber kochen kann er. Sag mir wo Joe ist, und schon steht ein Teller vor dir. Nein? Auch gut. Weiß du, was in den Spritzen ist? Nein, natürlich nicht.“ Er lachte. „Also, in der hier ist ein Pentothal, in der hier Heroin … möglicherweise mehr, als du verträgst … und in der hier Schlangengift. Es gibt so viele hübsche Schlangen hier auf dieser Insel und ein paar der kleinen Scheißerchen sind echt giftig. Es läuft folgendermaßen: ich werde die Spritzen mischen, damit es ein wenig mehr Spaß macht, und dir dann Fragen stellen und jedes Mal wenn ich etwas höre, das ich nicht hören will, bekommst du eine Spritze. Oh - falls du das gehofft haben solltest: das Schlangengift wird dich nicht töten, aber gegen die Schmerzen, die du dann haben wirst, waren die letzten Tage ein Urlaub in der Karibik. Hast du mich verstanden?“



Kate nickte schwach, sie hatte gelernt, daß keine Antwort zu geben ein schwerer Fehler war.



„Gut, also, wo ist Joe?“



Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. „Ich weiß es nicht.“ Sie konnte kaum noch reden, beinah unverständlich kamen die Worte aus ihrem Mund.



Aber Asu hatte sie verstanden, zuckte die Achseln und mischte vergnügt grinsend die Spritzen - er freute sich auf das, was gleich kam. „Hm, welche wollen wir nehmen? Die hier? Oder doch die? Vielleicht sollte ich auszählen?“ Mit einem Lächeln fing er an ein Lied zu summen, nach jeder Strophe zeigte er auf eine andere Spritze und wählte schließlich doch die mittlere. „Dann wollen wir mal ... was in der wohl drinnen ist?“ Fröhlich weitersingend stand er auf.



„Asu!!!! Warte!!!“



Felipes Boss drehte sich mit einem Fluch um. „Wehe, es ist nicht wichtig!“



„Wir haben einen Tipp bekommen, Joe ist gesichtet worden! Wir müssen uns beeilen.“



„Endlich!“ Die Spritze landete auf dem Tisch, das Vergnügen konnte er sich später auch noch gönnen. „Felipe, bind sie an, nicht daß uns das Täubchen noch ausfliegt. Du bleibst mit George, Ling, Ralf und Eric hier, der Rest mit mir. Abmarsch.“



Es wurde ruhig in der Lagerhalle und Kates Erleichterung kannte keine Grenzen. Felipe war immer nur grob gewesen, wenn sein Boss dabei war und tatsächlich saß sie völlig unbehelligt auf ihrem Sessel, Felipe und die anderen ließen sich nicht blicken. Das einzige Geräusch, das sie hörte, war ein Summen, immer wieder unterbrochen von einem dumpfen Klopfgeräusch. Eine große Fliege die verzweifelt versuchte, durch das geschlossene Fenster zu entkommen. Aber genau wie sie hatte auch die arme Kreatur keine Chance, genau wie sie würde auch die Fliege in dieser Hölle sterben. Mit dem Unterschied, daß die Fliege nicht aufgegeben hatte, immer wieder flog sie gegen die schmutzige Scheibe in der Hoffnung, daß ihre Bemühungen doch noch von Erfolg gekrönt wurden.



Sie sollte sich ein Beispiel nehmen, aber wie, sie war an diesen Sessel gefesselt! Vorsichtig bewegte sie ihre Handgelenke, aber die Fesseln saßen fest und die Bewegung ließ heißen Schmerz bis in ihre Schultern schießen. Kein guter Versuch. Vielleicht sollte nicht sie sich ein Beispiel an der Fliege nehmen, sondern eher umgekehrt - die Fliege sollte die Sinnlosigkeit ihres Tuns erkennen. Völlig erschöpft schloß sie die Augen, sie war so müde, daß sie sogar in dieser Position eindösen konnte. Bis laute Schreie sie aus ihrem Halbschlaf rissen. Erst dachte sie, sie hätte die Schreie nur geträumt, aber dann hörte sie sie wieder. Nicht die üblichen Schreie streitender, betrunkener Männer, die sie so oft gehört hatte, sondern Schmerzschreie, Angstschreie; sie konnte sogar so etwas wie Neugier aufbringen, da war doch noch ein wenig Überlebenswille in ihr. Immer wieder fielen Schüsse, dann ein lauter Knall und beinahe zeitgleich zersplitterten die Fensterscheiben. Ob die Fliege wohl jetzt hinaus fand? Wenigstens eine Gefangene sollte dieser Hölle entfliehen können. Sie wußte nicht, ob es an ihr lag als die Erde bebte, aber dann sah sie, daß die Wände wankten, hörte, wie die Balken über ihr knirschten …
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