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Saved by Riddick III

von HopeK
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Richard B. Riddick
22.11.2018
03.05.2020
14
31.726
7
Alle Kapitel
20 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
06.01.2019 2.333
 
Als Joe aus dem Hotel trat, hätte er glücklicher nicht sein können. Vergessen waren all seine Sorgen, die Vergangenheit, Kate. Nicht einmal die Hitze und der Staub auf der Straße machten ihm noch etwas aus, er war frei!!!!! Fröhlich pfeifend und völlig mit sich selbst und seiner strahlenden Zukunft beschäftigt, in völliger Unkenntnis dessen, was rund um ihn herum vorging, schlenderte er Richtung Bahnhof; er hatte keine Eile, sein Zug würde erst in einer Stunde abfahren und das Ticket hatte er längst gekauft. Sein Glück und seine Freiheit waren allerdings ein sehr zerbrechliches gut, die Scherben davon konnte man nur Minuten später in der Seitengasse finden, in der Riddicks Sparring Partner ihn stellte, betäubte und mitnahm.

Joe erwachte an einen Sessel gefesselt in einem abgedunkelten, kleinen und ob der geschlossenen Fenster auch ein wenig stickigen Raum. Er war alleine. „Hallo! Ist da jemand? Was soll diese Scheiße! Wißt ihr nicht, wer ich bin?! Das werdet ihr bereuen!“ Als er keine Antwort bekam, versuchte er samt seinem Sessel zur Tür zu kommen. Ein schwieriges Unterfangen, da auch seine Beine an den Stuhl gefesselt waren. Jahre körperlichen Nichtstuns hatten ihn weich und ungeschickt werden lassen, er kam genau 5 cm weit, dann fiel er mitsamt dem Sessel um. „Verdammte Scheiße! Fuck! Das darf doch nicht wahr sein! Was für ein…“

Er hatte in seiner Rage nicht gehört, daß jemand den Raum betreten hatte, erst die Armeestiefel vor seiner Nase ließen ihn innehalten. Er wurde ohne viel Federlesens wieder aufgestellt. „Wenn du nicht die Klappe hältst werde ich dich knebeln, dein Gejammer geht mir auf die Eier.“

Die Stimme des Mannes war ruhig und kontrolliert, aber Joe schluckte; er erkannte einen gefährlichen Mann, wenn er ihn sah. Er mäßigte seinen Ton.“ Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir? Das muß ein Mißverständnis sein.“ Er schnappte vor Zorn nach Luft als der Mann sich einfach umdrehte und die Tür wieder hinter sich schloß. Es machte ihn rasend vor Wut, daß er so ignoriert wurde und seine Beschimpfungen wurden immer wüster und lauter, bis die Tür endlich wieder aufging. Sein triumphierendes Grinsen verschwand unter einem breiten Klebeband.

„Ich hab dich gewarnt. Du hast noch genug Gelegenheit zu reden, wenn er wieder da ist.“ Und mit diesen kryptischen Worten ließ er ihn wieder alleine zurück.



Kate hatte ein paar Stunden tief und fest geschlafen und erwachte mit einem Lächeln; ihr neuer Lebensabschnitt begann einfach großartig! Ohne Joe, den sie längst nicht mehr liebte und mit einem Urlaub auf einer paradiesischen Insel. Sie hüpfte fröhlich trällernd zum Empfang hinunter und mit Hilfe ihres Wörterbuches, dem Reiseführer und dem liebenswerten, hilfsbereiten Concierge hatte sie schnell entschieden, was sie als erstes sehen wollte.

Die Insel enttäuschte sie nicht. Sie hatte auf ihrem Weg ins Hotel kaum einen Bruchteil der ganzen Pracht gesehen und so war ihr Tag ausgefüllt mit fotografieren, mit Plaudereien - am Anfang noch mit Händen und Füßen geführt, aber immer mit viel Gelächter und Freude, wurde sie immer sicherer und schließlich konnte sie sich ganz gut in einfachen Sätzen verständigen. Am Abend aß sie in einem kleinen Restaurant das großartige Essen der Insel und tanzte zu ihrer rhythmischen Musik, sie war rundum glücklich … und ein wenig beschwipst … als sie spät abends Richtung Hotel schlenderte. Sie konnte es schon vor sich sehen, als sie Autoreifen quietschen hörte. Sie sah sich erstaunt um - den ganzen Tag über hatte sie kaum Autos gesehen und wenn, waren sie gemächlich gefahren, ein Raser entsprach so gar nicht dem Rhythmus der Insel. Ein schwarzer Van, kaum zu sehen bei der schwachen Straßenbeleuchtung. Er schlingerte ein wenig und sie beeilte sich, weiter von der Straße weg zu kommen - der Fahrer mußte sturzbetrunken sein!

Als der Wagen neben ihr hielt war sie so überrascht, daß die Männer, die heraussprangen ihr bereits einen Sack über den Kopf gestülpt und sie schon beinah hineingezogen hatten, bevor sie überhaupt reagieren konnte. Als ihre Schockstarre sich endlich löste, fing sie an sich heftig zu wehren, aber gegen die Kraft der Männer konnte sie nichts ausrichten und niemand hörte ihre vom Stoff gedämpften Schreie. Ein Schlag gegen die Schläfe raubte ihr schließlich das Bewußtsein.

Der Vorfall hatte sich so schnell ereignet, daß nur eine Minute nach der Vollbremsung des Vans einzig ein verlorener Flip-Flop davon zeugte, was passiert war.

***************


Stunden tickten vorbei, in denen Joe auf die nackte Wand gegenüber starrte. Aus Wut wurde Langeweile und er fing an sich zu fragen, wer hinter seiner Entführung stecken konnte. Er ging sämtliche Leute durch, die es auf ihn abgesehen haben könnten: Asu schied aus - zum einen war die Frist noch nicht verstrichen gewesen als er entführt wurde, man hätte seinen Aktenkoffer konfisziert und, was am entscheidendsten war: er würde nicht unangetastet auf einem Sessel sitzen, wenn dem so wäre; seine Männer kannten weder Disziplin, noch Zurückhaltung und hätten ihn erst einmal gehörig aufgemischt, sie würden ihn verhöhnen, beleidigen, bedrohen, aber niemals kommentarlos in diesem Raum abladen. Jemand der wußte, daß er reich war? Hatte Kate, das dumme Miststück, etwas herausgefunden und geplappert? Aber die Kiste war versperrt gewesen. Hm.

Er grübelte, nickte ein, grübelte weiter und hatte völlig das Zeitgefühl verloren, als die Tür endlich wieder aufging. Es schien Abend geworden zu sein; beim letzten Mal war gleißendes Licht hereingefallen, jetzt war der Raum vor seinem Gefängnis in düsteres Halbdunkel getaucht. Oder war es frühmorgens?

Beim Anblick des Hünen, der nach gefühlten Ewigkeiten durch die Tür trat, fiel Joe das Herz in die Hose und als der Mann näher kam und für Joes an die Dunkelheit gewöhnten Augen gut sichtbar wurde, versuchte ein panisches Keuchen durch das Klebeband zu dringen. ‚Der Mann sah aus wie … das konnte doch nicht … Kate hatte doch nur … aber die Brillen …‘

Das Klebeband wurde mit einem Ruck abgerissen und nahm eine Menge Haut und Bartstoppeln mit, aber er war zu verängstigt, um zu schreien. Der Mann mit den Armeestiefeln war gefährlich gewesen, aber dieser hier … dieser würde tödlich sein, wenn er sich nicht vorsah. Gehörten ihm die Brillen, die Kate so sorgfältig aufbewahrte? Hatte die Schlampe ihn mit diesem … diesem Hulk ... etwa betrogen?! Reiner Selbsterhaltungstrieb war es, der die Frage in seinem Mund sterben ließ. Er überlegte fieberhaft, ob er das zu seinem Vorteil nutzen konnte, verwarf den Gedanken aber schnell, nein, der Typ war so nicht zu knacken.

Er wurde samt seinem Sessel Richtung Tisch gedreht, der Mann setzte sich ihm gegenüber, lehnte sich gemütlich mit verschränkten Armen zurück und starrte ihn an. Und starrte. Und starrte. Er bemühte sich cool zu bleiben, Starren mit Starren zu begegnen, aber der Versuch scheiterte binnen Sekunden, er konnte dem Blick nicht standhalten. Eigentlich wollte Joe gar nichts sagen, aber dieses Starren machte ihn nervös, in diesen seltsamen Augen lagen gleichzeitig messerscharfer Intellekt und brutale Härte, was ihn zutiefst einschüchterte, so sehr, daß sein Gehirn keine passenden Worte formulieren wollte. Schließlich begannen sogar seine Finger zu kribbeln vor lauter Nervosität und er konnte nicht mehr anders, als einfach loszuplappern.

„Was wollen sie von mir? Ich hab Geld, sie müssen nur sagen, wie viel sie wollen. Ich werde sie nicht verraten, ich schwöre es. Wegen der Entführung, meine ich. Sie bekommen das Geld, lassen mich frei und alle haben gewonnen.“ Er wurde schön langsam hysterisch, sein Gegenüber hatte immer noch keine Miene verzogen. „Was wollen sie?“ flehte er „ich kann auch Diamanten und Gold besorgen, alles, was sie wollen, ich habe Verbindungen, bitte, alles, was sie wollen ...“

Als der Mann schließlich antwortete bereute Joe seinen Wunsch, daß er doch mit ihm reden möge, er hatte nie eine vergleichbare Stimme gehört, tief und rau lag ein unterschwelliges Knurren darin, das ihm Angstschauer über den Rücken jagte, es wäre möglich, daß er sich tatsächlich ein wenig eingepinkelt hatte; seine Nerven lagen mittlerweile völlig blank und die Ernsthaftigkeit seiner Situation war ihm gerade erst so richtig klar geworden.

Riddick genoß Joes Anblick, der unter seinem Blick schnell anfing sich wie ein Wurm zu winden. Er konnte sehen, wie Schweiß von seiner Stirn perlte, Panik in seinen Augen aufglomm, seine Angst riechen und … Urin?! Was für ein Weichei!!! „Sehe ich aus, als ob ich Geld bräuchte? Alles, was ich von dir will, ist ein handgeschriebenes, unterfertigtes Geständnis.“ Fürs erste, zumindest.

Joe war verwirrt - ein Geständnis? Was sollte er gestehen? War das ein Test? Wollte Asu sicherstellen, daß er im Fall des Falles dicht hielt? „Ich weiß nicht, wovon sie reden?“

„Natürlich nicht.“ Riddick nickte Richtung Wand. „Hast du die Kartons dort gesehen?“

Nein, sie waren ihm trotz all der Zeit, die er allein in dem Zimmer verbracht hatte, nicht aufgefallen. „Was ist damit?“

„Beweise für alles, was du getan hast. Die Waffengeschäfte, die Drogen, die Umweltverschmutzung, deine Beteiligung an der Firma, für die du offiziell nur als Anwalt fungierst und all der andere Scheiß, alles da. Im Prinzip brauche ich dein Geständnis nicht, es vereinfacht die Sache nur.“

„Ich weiß immer noch nicht, wovon sie reden.“ Er mußte es zumindest versuchen.

Riddick seufzte, er hatte keine Lust, mehr Zeit als unbedingt nötig mit diesem kleinen Pinscher zu bringen. Als er zurück im Dorf war hatte er erst sichergestellt, daß es Kate gut ging; sie war voll im Sightseeingrausch und er wollte ihr den Spaß gönnen, also hatte er beschlossen, sich gleich um Joe zu kümmern und sich ihr erst danach zu erkennen zu geben, aber er fragte sich mittlerweile, ob das nicht die falsche Entscheidung gewesen war, Carlos hätte auch noch eine Weile länger auf Joe aufgepaßt und jetzt, wo alles erledigt war, fing die Situation an ihn zu langweilen - mit Kate würde er mehr Spaß haben. Seine Geduld hielt sich dementsprechend in Grenzen. Wahllos öffnete er einen Karton, zog ein paar Hefter heraus und legte sie aufgeschlagen vor Joe auf den Tisch. „Davon. Ich würde an deiner Stelle aufhören mich dumm zu stellen, es erspart uns beiden Zeit und dir eine Menge Schmerzen.“

Joe schluckte, er saß tief in der Scheiße und wußte nicht, wie er wieder herauskommen sollte. Leugnen hatte keinen Sinn, zugeben wollte er aber auch nichts. Und der Mann schien doch ganz vernünftig zu sein. „Sie sind von keiner Behörde, oder? Wir können uns doch sicher auch so einigen?“

Entgegen der Überzeugung so vieler war Riddick weder grausam, noch unnötig brutal, es machte ihm keinen Spaß andere zu verletzen … er tat einfach nur das, was getan werden mußte und zwar so effizient wie irgend möglich. Joes Kopf auf die Tischplatte zu knallen war überaus effizient. Er wartete, bis Joe aufhörte zu schluchzen und redete so ruhig weiter, als wäre das gerade nicht passiert.

„Ich weiß alles über dich, von deiner Blutgruppe angefangen über deine dubiosen Geschäfte, bis hin zu den Straftaten, die du begangen hast. Ich weiß von der Stewardess, die du auf deinen Flügen vögelst und auch, daß sie von der Fluglinie angeheuert wird, um dich zu … unterhalten.“ Joes Blick ließ ihn lachen. „Was, dachtest du, sie hat Spaß dran? Sie wird bezahlt dafür, und zwar sehr gut und in Wahrheit ist sie auch keine Stewardess. Ich weiß alles, und ich kann alles belegen, also erspar uns das Theater, nimm den Stift und fang an zu schreiben. Und vergiß nicht, deine ‚Geschäftsfreunde‘ anzuführen. Alle.“

Er wollte gerade hinzufügen, daß Kate als unwissend auf der Liste zu stehen hatte, als die Tür aufging. „Boss …“

Riddick wußte, daß Carlos ihn nicht stören würde, wenn es nicht von äußerster Wichtigkeit gewesen wäre.

Im Gegensatz zu Joe und Kates Entführern hatten Riddick und Carlos sich die Bewohner des kleinen Dorfes zu Freunden gemacht, sie hatten nur zu gerne eingewilligt ein Auge auf Kate zu haben. Allerdings hatte er da noch angenommen, daß ihr nur Gefahr von Joe drohte. Einer der Männer, die abends die Straßen fegten, stand jetzt mit einem Schuh in der Hand völlig aufgelöst und aufgeregt vor ihm. „Sie haben sie entführt! Die Lady, die gestern angekommen ist! Es war ein schwarzer Van, sie haben sie reingezerrt!“

Riddicks ‚Fuck‘ kam tonlos, laut sagte er: „Wer hat sie entführt?“ Seine äußerliche Ruhe zeigte nicht im Geringsten, wie es in ihm aussah, aber sie beruhigte den Mann.

„Es war El Asustín. Seine Männer!“ Immer noch unterstrich der wie wild gewedelte Flip-Flop jedes seiner Worte.

Entnervt schnappte Riddick das unsägliche Schuhwerk und warf es unter den Tisch - warum Kate so darin vernarrt war, daß sie sie sammelte und bei jeder Gelegenheit trug, lag jenseits seiner Vorstellungskraft. „Weißt du, wohin sie sie gebracht haben könnten?“

„Sie haben etwas mitten im Dschungel, aber niemand von uns weiß genau, wo und was genau es ist, wir vermeiden es, weiter als nötig hinein zu gehen. Ein kompletter Jagdtrupp ist einmal verschwunden; sie haben ein verwundetes Tier verfolgt und nur der, der sich verletzt hatte und im Lager bleiben mußte, ist zurückgekommen. Diese Männer sind böse. Richtig böse.“

„Kannst du mir auf einer Karte zeigen, wohin der Jagdtrupp wollte?“ Er hatte schon eine Karte der Insel ausgebreitet und wartete darauf, daß der Mann das Gebiet identifizierte. Er verfluchte seine Dummheit, nicht sofort zu ihr gegangen zu sein, aber sein Gesicht zeigte nach wie vor nichts außer äußerster Konzentration.

„Hier war das Lager, und in diese Richtung wollten sie.“ Er zeigte auf einen Punkt tief im Dschungel, mitten im Nirgendwo. „Sie müssen sie finden, schnell! Die Männer sind …“ Er fand kein Wort, das ihre Abscheulichkeit auch nur annähernd beschrieb.

Genau das hatte Riddick vor, aber erst mußte er den Mann loswerden. „Kannst du dich umhören, ob noch jemand etwas gesehen hat?“

In die Augen des Mannes trag ein berechnender Ausdruck, als er nickte. „Was werden sie mit ihren Entführern machen?“

Daher wehte also der Wind, natürlich war die angebotene Hilfe nicht ganz uneigennützig: man erwartete offensichtlich, daß er die Insel von Kates Entführern befreite; etwas, das er ohnehin getan hätte, niemand legte Hand an sie und kam ungestraft davon. „Ich werde mich um sie kümmern.“

Zu seinem Leidwesen waren die Angaben des aufgeregten Inselbewohners nicht besonderes akkurat, es erwies sich schwieriger als erwartet, alles zu organisieren und es dauerte auch nicht Stunden, sondern Tage, bis er das Lager tatsächlich lokalisiert und es geschafft hatte, El Asustín zu kontaktieren.
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