Saved by Riddick III
von HopeK
Kurzbeschreibung
Fortsetzung von SBR 1 und 2. Es ist aber nicht notwendig, die Vorgänger zu lesen, dafür hab ich den Prolog geschrieben.
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Richard B. Riddick
22.11.2018
03.05.2020
14
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16.12.2018
2.243
Riddick hatte sie nur ungern dort zurück gelassen, aber im Augenblick waren ihm die Hände gebunden, es würde ihr nicht helfen wenn sie auf der Flucht waren, weil Mordermittlungen gegen sie liefen. Natürlich hätte er ihn auch nur kastrieren können, aber er war sicher, daß das auch nicht so gut ankommen würde.
Zurück in seinem Versteck setze er sich sofort an den Computer und machte sich daran, alles über Joe und die Firma, für die er arbeitete, auszugraben. Erst fand er nur das oberflächliche, offensichtliche Blabla, aber als er tiefer grub und schließlich auch im Dark Web suchte fand er mehr als genug, um Joe samt seiner Firma absaufen zu lassen - denn es war größtenteils seine Firma, er war nicht nur der Anwalt, den die Firma engagiert hatte. Die Vorwürfe, die die Zeitungen breittraten, kratzten nicht einmal an der Oberfläche, er fand Beweise für Waffenschiebereien, einen handfesten Umweltskandal, Blutdiamanten, Morde … die Organisation, der die Firma angehörte, war riesig und es nahm kein Ende. Es dauerte eine ganze Weile bis er alles hatte, was er brauchte und dann einen weiteren Tag, bis sein Plan feststand. Nachdem Joe fürs erste aus dem Bild war konnte er sich Zeit lassen mit der Umsetzung, er bedachte jede Kleinigkeit, kalkulierte und organisierte, alles mußte wasserdicht sein, bevor er ihn in die Tat umsetzte. Er war froh, daß er sich für die Jagd auf Joe entschieden hatte, sie hatte sein Exil auf der Erde ein bißchen unterhaltsamer gemacht.
Die Wanzen, die er in ihrem Haus installiert hatte und ihr geklontes Handy informierten ihn permanent über alles, was sie tat und sagte - Technik war doch etwas Wunderbares. Mit Genugtuung hörte er, wie sie Umzugskartons orderte und erschauerte, als sie fröhlich vor sich hin sang, während sie packte; die Frau brachte keinen geraden Ton heraus, aber er mochte ihren Enthusiasmus und ihre gute Laune. Als der Anruf über die Festnetzleitung kam konnte er nur ihren Teil der Unterhaltung hören, aber das reichte, um ihn in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen … wie konnte sie nur so dumm sein! Das würde auch ihn dazu zwingen schneller zu agieren, als geplant. Verdammt! Einen Augenblick überlegte er sogar, die ganze Sache sein zu lassen - war sie den Aufwand überhaupt wert? Aber dann siegte doch die Vorfreude auf die Jagd. Um tatsächlich vor seinen Verfolgern sicher zu sein mußte er noch eine Weile auf der Erde ausharren und er brauchte die Abwechslung dringend. Als er sah, wie sie das Schloß der Holzschatulle knackte, stieg sie wieder in seiner Achtung - sie war zu gutmütig, aber nicht dumm. Und hatte Talente, die er geradezu bewunderungswürdig fand.
Natürlich wäre es einfacher und so viel schneller gewesen, wenn er sein Raumschiff hätte benutzen können, aber so rückständig sie auf der Erde auch waren - selbst wenn die Tarnung es vor Blicken und Sensoren schützte, es würde auffallen, wenn plötzlich ein mehr als fußballfeldgroßes Areal plattgewalzt war und die Leute gegen unsichtbare Barrieren stießen. Aber nicht nur Joe hatte Zugang zu einem Privatjet, mit dem Unterschied, daß Riddick die Zeit im Flieger nutzte um zu arbeiten, nicht um die Stewardess zu vögeln. Begleitet wurde er von seinem Sparring- und Trainingspartner, einem ehemaliger Söldner, gut austrainiert und kein Weichei, wenns ums Einstecken ging. Sie waren sich vor etlichen Jahren zufällig über den Weg gelaufen und hatten gleich einen Draht zueinander gehabt - schweigsame Einzelgänger die einen Trainingspartner brauchten, der in keinem Fitness Studio zu finden war. Über die Jahre waren sie beinah so etwas wie Freunde geworden und so fragte Carlos auch nicht lang als Riddick ihn bat, ihn zu begleiten; das war eine Mission, bei der er möglicherweise Backup brauchte.
Er hatte die Lage vor Ort schon im Griff, als Kate noch auf einen Anschlußflug wartete und so beschloß er, sie am Flughafen abzufangen, um ihr Joes Sachen abzunehmen; es machte keinen Sinn, daß sie sich für diesen Wixer sinnlos in Gefahr brachte. Was er nicht mit einkalkulieren konnte waren die sintflutartigen Regenfälle, die die Brücke unterspülten und ihn einen ganzen Tag lang aufhielten. Er war der unermüdlichste unter den Männern die daran arbeiteten, die Strecke wieder befahrbar zu machen, aber dennoch kam er einen Ticken zu spät, um sie rechtzeitig abzufangen. Er sah sie in den Zug einsteigen, aber bevor er sie erreichen konnte, wurden die Türen geschlossen und die ein wenig altertümliche Lok nahm Fahrt auf. Er ignorierte das seltsame Gefühl in seiner Magengrube, tat es als Ärger darüber ab, daß sein Pläne durchkreuzt worden waren.
Als Kate aus dem Flieger stieg, überwältigten die Eindrücke sie beinah. Die Sonne war wunderbar warm auf ihrer Haut, fremdartige Düfte von Gewürzen, Blüten und so vielem anderen regten ihre Nase an und die Geräusche, die sie hörte, ließen sie strahlend lächeln. Es war großartig! Absolut großartig! Sie wußte gar nicht, wohin sie zuerst sehen sollte, wollte alle Eindrücke gleichzeitig in sich aufnehmen, aber die Entscheidung wurde ihr abgenommen von den Passagieren, die sie drängten, endlich die Rampe freizumachen.
Selbst die Einreiseformalitäten machten Spaß; sie hatte ein Talent für Sprachen und obwohl sie nur wenig Zeit gehabt hatte sich mit dieser wunderschönen, melodiösen Sprache vertraut zu machen war der Beamte so begeistert von ihren Bemühungen, daß er ihr mit Vergnügen und geduldig bei ihren holprigen Versuchen half.
Ein Taxi brachte sie zu dem Bahnhof, von dem aus sie in die kleine Stadt weiterreisen würde, in der sie Joe treffen sollte. Sie genoß das Bad in der Menge, der erzwungene Trip war längt zu einem herrlichen Abenteuer geworden. Die Menschen waren in fröhliche Farben gekleidet, es wurde viel gelacht und die Hektik, die auf den Bahnhöfen zu Hause herrschte, fehlte hier gänzlich. Rhythmische Musik, die ihre Füße geradezu zwang dazu zu tanzen, ertönte aus den Lautsprechern und beinah fand sie es schade, daß der Zug, den sie nehmen mußte, schon zur Abfahrt bereitstand. Sie lehnte sich aus dem Abteilfenster um noch einen letzten Blick auf das bunte Treiben zu erhaschen und plötzlich sah sie eine Gestalt in der Menge, die ihr bekannt vorkam. Groß, breitschultrig, Glatze, dunkle Brillen … sie lachte glücklich - natürlich durfte ihr geliebter imaginärer Außerirdischer nicht fehlen auf der Insel, in die sie sich auf den ersten Blick verliebt hatte.
Die Zugfahrt dämpfte ihren Enthusiasmus ein wenig, es war stickig, heiß, eng und laut in dem Abteil und sie kämpfte immer mehr mit Übelkeit und Kopfschmerzen; das Essen, das im Flieger serviert worden war, lag ihr schwer im Magen und die Wasserflasche, die sie im Rucksack hatte, war mittlerweile untrinkbar warm geworden.
Ihr Ziel lag am Rande des Dschungels, der mehr als 70% der Insel überzog, die Blütenpracht, die überall wucherte und die würzige, frische Luft ließen sie die Strapazen der Zugfahrt vergessen, selbst ihre Kopfschmerzen waren wie weggeblasen. Sie hatte entschieden zu Fuß zum Hotel zu gehen, das herrliche Wetter zu genießen, und nachdem sie an jeder zweiten Blüte schnuppern mußte brauchte sie viel, viel länger, als es laut Reiseführer hätte dauern dürfen. Sie konnte all diese Schönheit einfach nicht schon wieder am nächsten Tag wieder verlassen und beschloß spontan, im Büro anzurufen und um mehr Urlaub zu bitten, sie konnte sich die Gelegenheit, diese herrliche Insel zu erkunden, nicht entgehen lassen.
Joe rannte in dem kleinen Hotelzimmer auf und ab wie ein gefangener Tiger. Sie sollte längst da sein! Ihr Flieger war planmäßig gelandet, der Zug eingefahren, aber sie kam einfach nicht! Er hatte schon sechs Mal in der Lobby angerufen und nachgefragt, und als beim letzten Mal niemand abgehoben hatte war er sicher, daß Absicht dahinter steckte. Faules Eingeborenenpack! Er haßte diese Insel und die Mentalität ihrer Bewohner aus tiefstem Herzen!
Sie war nach seinem Anruf nicht mehr erreichbar gewesen und er hatte Angst, daß sie doch nicht gekommen war, was echt böse für ihn enden würde - wenn er an die Drohungen dachte, die Felipe im Namen seines Bosses gemacht hatte, brach ihm der kalte Schweiß aus und der Faustschlag in den Magen, mit dem er seine Worte unterstrichen hatte, tat auch immer noch weh. ‚Wenn wir in diesen Skandal hineingezogen werden, bist du tot, aber weil wir so nett sind werden wir die ganze Sache vorerst vergessen und Freunde bleiben. Für einen kleinen Unkostenbeitrag, versteht sich. Fürs erste sollte eine Million reichen. Du hast 2 Tage!‘ Er hatte sie hinhalten können, 5 Tage daraus machen können als er ihnen erklärte, daß er das Geld zu Hause in seinem Safe hatte und von seiner Freundin gebracht wurde, sie allerdings länger brauchen würde, um die Insel zu erreichen. Die 5 Tage waren praktisch um, er mußte verschwunden sein bevor sie kamen um entweder ihr Geld abzuholen, oder ihn fertig zu machen. ER BRAUCHTE DIESE VERDAMMTE KISTE! AUF DER STELLE!
Er konnte immer noch nicht glauben, wie unglaublich schief sein Gespräch mit El Asustín gelaufen war, von Anfang an war er in die Defensive gedrängt gewesen, gezwungen zu beschwichtigen, zu beteuern und schließlich zu flehen. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, hatte der Arsch ihn auch noch rausgeworfen, er konnte nicht in der Villa bleiben und dort auf Kate warten, nein, er wurde in dieses Kaff beordert, weiß der Geier, warum. Aber er hatte keine Wahl gehabt, sich Asu zu widersetzen war gesundheitsschädlich.
Im Endeffekt hatte sich das als gar nicht so schlecht erwiesen, in der Villa wäre er ständig unter Beobachtung gestanden, hier, alleine in einem dreckigen, billigen Hotelzimmer verdammt zu dieser unnötigen Warterei, war er zur Ruhe gekommen und konnte ungestört seine weiteren Schritte planen. Erst hatte er tatsächlich vorgehabt zu bezahlen, aber warum zum Teufel sollte er Asu so viel Geld in den Rachen werfen?! Nein, es war an der Zeit, sämtliche Brücken abzubrechen und zu verschwinden, sollten doch die anderen alleine sehen, wie sie da wieder rauskamen, er hatte genug zur Seite geschafft, um bis an sein Lebensende in Luxus leben zu können. Er liquidierte, was übers Internet - das für so eine Absteige überraschend gut funktionierte - liquidierbar war, transferierte die Gelder auf anonyme, gut versteckte Konten und wartete auf Kate, der letzte Schritt in seine Freiheit.
Wenn die Schlampe nur endlich auftauchen würde! Es war nicht weit vom Bahnhof zum Hotel und die Eingeborenen prügelten sich doch geradezu darum, Taxi spielen zu dürfen.
Geduldig zu warten war etwas, das er noch nie gekonnt hatte und als es endlich an der Tür klopfte, war seine Laune entsprechend schlecht. „Verdammt noch mal, wo bist du so lang gewesen!“
Früher hätte er sie verletzt mit seinem Ton, aber jetzt waren er und sein Ton ihr völlig egal. Einen Augenblick schaute sie ihn nur stumm an. Sein Gesicht war gerötet, Schweiß stand auf seiner Stirn und in seinen Augen flackerte etwas, das sie nicht deuten konnte. Angst, Wut, und noch etwas anders. Er tat ihr plötzlich nur noch leid. „Wenn du dich immer so aufregst, wirst du noch einen Herzinfarkt bekommen.“ Sie holte die Box aus dem Trolley und drückte sie ihm in die Hand. „Was ist so Wichtiges da drinnen, daß das nicht mit der Post gehen konnte?“
Er war ein wenig besänftigt, jetzt, wo er endlich alles in Händen hatte, was er für sein neues Leben brauchte. „Wichtige Geschäftspapiere. Der Kunde ist ziemlich ungeduldig und wenn wir das Geschäft nicht bald abschließen, könnten wir einen Milliardenauftrag verlieren.“
Sie war so unglaublich blind und leichtgläubig gewesen! Es stand ihm quer übers Gesicht geschrieben, daß er log! Sie war einfach viel zu vertrauensselig, wenn sie jemanden mochte! Aber sie hatte absolut keine Lust zu streiten, sie wollte ihren Jetlag ausschlafen und dann die Stadt erkunden, also tat sie so, als ob sie ihm glauben würde. „Na, dann ist ja jetzt alles gut. Wie geht’s weiter?“ Eigentlich wollte sie nur wissen, ob sie ein anderes Zimmer brauchen würde, oder vorerst in diesem alleine war; sie wollte sich erst ein Zimmer nehmen, wenn sie die Genehmigung für ihren Urlaub hatte.
„Ich werde gleich zum Kunden fahren und das Geschäft abschließen. Wann geht dein Flieger nach Hause?“
Sie waren so lange zusammen gewesen, daß es ein wenig schwierig war, aber sie holte tief Luft und brachte es hinter sich. „Joe, was das anbelangt … hast du nicht auch das Gefühl, daß es zwischen uns einfach nicht mehr so ist wie früher?“
„Was willst du damit sagen?“ Sie wollte doch jetzt keine Beziehungsdiskussion vom Zaun brechen, oder? Wäre aber wieder mal typisch für sie.
„Es tut mir leid, aber … Joe, ich bin ausgezogen. Ich denke, daß das das Beste für uns beide ist.“
Nicht, daß er vorgehabt hätte noch einmal zurück zu kommen, aber das ärgerte ihn beinahe ein wenig, denn er war es, der Schluß machte! Auf der anderen Seite - sie hatte ihm sein neues Leben nachgebracht und dafür konnte er großzügig über ihre Verfehlung hinwegsehen. „Nun, da hast du mich ganz schön vor vollendete Tatsachen gestellt. Aber vielleicht hast du Recht.“ Sollte er noch einmal? Es war eine Weile her und es würde wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis er sicher genug war … warum also nicht, für einen Quickie war immer Zeit. „Was hältst du von einem kleinen Abschiedsfick?“
Kate verschluckte sich beinah an ihrem Mineralwasser. „Danke, Joe, aber ich denke, ich passe.
„Na gut, dann nicht, dein Verlust.“ Ein wenig beleidigt schnappte er die Box und öffnete die Tür. „Das Zimmer ist bis morgen bezahlt, bis dahin kannst du hier bleiben.“ Er war wirklich einfach viel zu großzügig.
Joe lachte lauthals auf, als er beschwingt das Hotel verließ, er konnte es kaum noch erwarten sein neues Leben zu beginnen, fernab von allem Streß, behördlichen Untersuchungen und Verbrechern, die ihm ans Leder wollten. Joe, der Anwalt war tot, es lebe François der Multimillionär!
Zurück in seinem Versteck setze er sich sofort an den Computer und machte sich daran, alles über Joe und die Firma, für die er arbeitete, auszugraben. Erst fand er nur das oberflächliche, offensichtliche Blabla, aber als er tiefer grub und schließlich auch im Dark Web suchte fand er mehr als genug, um Joe samt seiner Firma absaufen zu lassen - denn es war größtenteils seine Firma, er war nicht nur der Anwalt, den die Firma engagiert hatte. Die Vorwürfe, die die Zeitungen breittraten, kratzten nicht einmal an der Oberfläche, er fand Beweise für Waffenschiebereien, einen handfesten Umweltskandal, Blutdiamanten, Morde … die Organisation, der die Firma angehörte, war riesig und es nahm kein Ende. Es dauerte eine ganze Weile bis er alles hatte, was er brauchte und dann einen weiteren Tag, bis sein Plan feststand. Nachdem Joe fürs erste aus dem Bild war konnte er sich Zeit lassen mit der Umsetzung, er bedachte jede Kleinigkeit, kalkulierte und organisierte, alles mußte wasserdicht sein, bevor er ihn in die Tat umsetzte. Er war froh, daß er sich für die Jagd auf Joe entschieden hatte, sie hatte sein Exil auf der Erde ein bißchen unterhaltsamer gemacht.
Die Wanzen, die er in ihrem Haus installiert hatte und ihr geklontes Handy informierten ihn permanent über alles, was sie tat und sagte - Technik war doch etwas Wunderbares. Mit Genugtuung hörte er, wie sie Umzugskartons orderte und erschauerte, als sie fröhlich vor sich hin sang, während sie packte; die Frau brachte keinen geraden Ton heraus, aber er mochte ihren Enthusiasmus und ihre gute Laune. Als der Anruf über die Festnetzleitung kam konnte er nur ihren Teil der Unterhaltung hören, aber das reichte, um ihn in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen … wie konnte sie nur so dumm sein! Das würde auch ihn dazu zwingen schneller zu agieren, als geplant. Verdammt! Einen Augenblick überlegte er sogar, die ganze Sache sein zu lassen - war sie den Aufwand überhaupt wert? Aber dann siegte doch die Vorfreude auf die Jagd. Um tatsächlich vor seinen Verfolgern sicher zu sein mußte er noch eine Weile auf der Erde ausharren und er brauchte die Abwechslung dringend. Als er sah, wie sie das Schloß der Holzschatulle knackte, stieg sie wieder in seiner Achtung - sie war zu gutmütig, aber nicht dumm. Und hatte Talente, die er geradezu bewunderungswürdig fand.
Natürlich wäre es einfacher und so viel schneller gewesen, wenn er sein Raumschiff hätte benutzen können, aber so rückständig sie auf der Erde auch waren - selbst wenn die Tarnung es vor Blicken und Sensoren schützte, es würde auffallen, wenn plötzlich ein mehr als fußballfeldgroßes Areal plattgewalzt war und die Leute gegen unsichtbare Barrieren stießen. Aber nicht nur Joe hatte Zugang zu einem Privatjet, mit dem Unterschied, daß Riddick die Zeit im Flieger nutzte um zu arbeiten, nicht um die Stewardess zu vögeln. Begleitet wurde er von seinem Sparring- und Trainingspartner, einem ehemaliger Söldner, gut austrainiert und kein Weichei, wenns ums Einstecken ging. Sie waren sich vor etlichen Jahren zufällig über den Weg gelaufen und hatten gleich einen Draht zueinander gehabt - schweigsame Einzelgänger die einen Trainingspartner brauchten, der in keinem Fitness Studio zu finden war. Über die Jahre waren sie beinah so etwas wie Freunde geworden und so fragte Carlos auch nicht lang als Riddick ihn bat, ihn zu begleiten; das war eine Mission, bei der er möglicherweise Backup brauchte.
Er hatte die Lage vor Ort schon im Griff, als Kate noch auf einen Anschlußflug wartete und so beschloß er, sie am Flughafen abzufangen, um ihr Joes Sachen abzunehmen; es machte keinen Sinn, daß sie sich für diesen Wixer sinnlos in Gefahr brachte. Was er nicht mit einkalkulieren konnte waren die sintflutartigen Regenfälle, die die Brücke unterspülten und ihn einen ganzen Tag lang aufhielten. Er war der unermüdlichste unter den Männern die daran arbeiteten, die Strecke wieder befahrbar zu machen, aber dennoch kam er einen Ticken zu spät, um sie rechtzeitig abzufangen. Er sah sie in den Zug einsteigen, aber bevor er sie erreichen konnte, wurden die Türen geschlossen und die ein wenig altertümliche Lok nahm Fahrt auf. Er ignorierte das seltsame Gefühl in seiner Magengrube, tat es als Ärger darüber ab, daß sein Pläne durchkreuzt worden waren.
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Als Kate aus dem Flieger stieg, überwältigten die Eindrücke sie beinah. Die Sonne war wunderbar warm auf ihrer Haut, fremdartige Düfte von Gewürzen, Blüten und so vielem anderen regten ihre Nase an und die Geräusche, die sie hörte, ließen sie strahlend lächeln. Es war großartig! Absolut großartig! Sie wußte gar nicht, wohin sie zuerst sehen sollte, wollte alle Eindrücke gleichzeitig in sich aufnehmen, aber die Entscheidung wurde ihr abgenommen von den Passagieren, die sie drängten, endlich die Rampe freizumachen.
Selbst die Einreiseformalitäten machten Spaß; sie hatte ein Talent für Sprachen und obwohl sie nur wenig Zeit gehabt hatte sich mit dieser wunderschönen, melodiösen Sprache vertraut zu machen war der Beamte so begeistert von ihren Bemühungen, daß er ihr mit Vergnügen und geduldig bei ihren holprigen Versuchen half.
Ein Taxi brachte sie zu dem Bahnhof, von dem aus sie in die kleine Stadt weiterreisen würde, in der sie Joe treffen sollte. Sie genoß das Bad in der Menge, der erzwungene Trip war längt zu einem herrlichen Abenteuer geworden. Die Menschen waren in fröhliche Farben gekleidet, es wurde viel gelacht und die Hektik, die auf den Bahnhöfen zu Hause herrschte, fehlte hier gänzlich. Rhythmische Musik, die ihre Füße geradezu zwang dazu zu tanzen, ertönte aus den Lautsprechern und beinah fand sie es schade, daß der Zug, den sie nehmen mußte, schon zur Abfahrt bereitstand. Sie lehnte sich aus dem Abteilfenster um noch einen letzten Blick auf das bunte Treiben zu erhaschen und plötzlich sah sie eine Gestalt in der Menge, die ihr bekannt vorkam. Groß, breitschultrig, Glatze, dunkle Brillen … sie lachte glücklich - natürlich durfte ihr geliebter imaginärer Außerirdischer nicht fehlen auf der Insel, in die sie sich auf den ersten Blick verliebt hatte.
Die Zugfahrt dämpfte ihren Enthusiasmus ein wenig, es war stickig, heiß, eng und laut in dem Abteil und sie kämpfte immer mehr mit Übelkeit und Kopfschmerzen; das Essen, das im Flieger serviert worden war, lag ihr schwer im Magen und die Wasserflasche, die sie im Rucksack hatte, war mittlerweile untrinkbar warm geworden.
Ihr Ziel lag am Rande des Dschungels, der mehr als 70% der Insel überzog, die Blütenpracht, die überall wucherte und die würzige, frische Luft ließen sie die Strapazen der Zugfahrt vergessen, selbst ihre Kopfschmerzen waren wie weggeblasen. Sie hatte entschieden zu Fuß zum Hotel zu gehen, das herrliche Wetter zu genießen, und nachdem sie an jeder zweiten Blüte schnuppern mußte brauchte sie viel, viel länger, als es laut Reiseführer hätte dauern dürfen. Sie konnte all diese Schönheit einfach nicht schon wieder am nächsten Tag wieder verlassen und beschloß spontan, im Büro anzurufen und um mehr Urlaub zu bitten, sie konnte sich die Gelegenheit, diese herrliche Insel zu erkunden, nicht entgehen lassen.
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Joe rannte in dem kleinen Hotelzimmer auf und ab wie ein gefangener Tiger. Sie sollte längst da sein! Ihr Flieger war planmäßig gelandet, der Zug eingefahren, aber sie kam einfach nicht! Er hatte schon sechs Mal in der Lobby angerufen und nachgefragt, und als beim letzten Mal niemand abgehoben hatte war er sicher, daß Absicht dahinter steckte. Faules Eingeborenenpack! Er haßte diese Insel und die Mentalität ihrer Bewohner aus tiefstem Herzen!
Sie war nach seinem Anruf nicht mehr erreichbar gewesen und er hatte Angst, daß sie doch nicht gekommen war, was echt böse für ihn enden würde - wenn er an die Drohungen dachte, die Felipe im Namen seines Bosses gemacht hatte, brach ihm der kalte Schweiß aus und der Faustschlag in den Magen, mit dem er seine Worte unterstrichen hatte, tat auch immer noch weh. ‚Wenn wir in diesen Skandal hineingezogen werden, bist du tot, aber weil wir so nett sind werden wir die ganze Sache vorerst vergessen und Freunde bleiben. Für einen kleinen Unkostenbeitrag, versteht sich. Fürs erste sollte eine Million reichen. Du hast 2 Tage!‘ Er hatte sie hinhalten können, 5 Tage daraus machen können als er ihnen erklärte, daß er das Geld zu Hause in seinem Safe hatte und von seiner Freundin gebracht wurde, sie allerdings länger brauchen würde, um die Insel zu erreichen. Die 5 Tage waren praktisch um, er mußte verschwunden sein bevor sie kamen um entweder ihr Geld abzuholen, oder ihn fertig zu machen. ER BRAUCHTE DIESE VERDAMMTE KISTE! AUF DER STELLE!
Er konnte immer noch nicht glauben, wie unglaublich schief sein Gespräch mit El Asustín gelaufen war, von Anfang an war er in die Defensive gedrängt gewesen, gezwungen zu beschwichtigen, zu beteuern und schließlich zu flehen. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, hatte der Arsch ihn auch noch rausgeworfen, er konnte nicht in der Villa bleiben und dort auf Kate warten, nein, er wurde in dieses Kaff beordert, weiß der Geier, warum. Aber er hatte keine Wahl gehabt, sich Asu zu widersetzen war gesundheitsschädlich.
Im Endeffekt hatte sich das als gar nicht so schlecht erwiesen, in der Villa wäre er ständig unter Beobachtung gestanden, hier, alleine in einem dreckigen, billigen Hotelzimmer verdammt zu dieser unnötigen Warterei, war er zur Ruhe gekommen und konnte ungestört seine weiteren Schritte planen. Erst hatte er tatsächlich vorgehabt zu bezahlen, aber warum zum Teufel sollte er Asu so viel Geld in den Rachen werfen?! Nein, es war an der Zeit, sämtliche Brücken abzubrechen und zu verschwinden, sollten doch die anderen alleine sehen, wie sie da wieder rauskamen, er hatte genug zur Seite geschafft, um bis an sein Lebensende in Luxus leben zu können. Er liquidierte, was übers Internet - das für so eine Absteige überraschend gut funktionierte - liquidierbar war, transferierte die Gelder auf anonyme, gut versteckte Konten und wartete auf Kate, der letzte Schritt in seine Freiheit.
Wenn die Schlampe nur endlich auftauchen würde! Es war nicht weit vom Bahnhof zum Hotel und die Eingeborenen prügelten sich doch geradezu darum, Taxi spielen zu dürfen.
Geduldig zu warten war etwas, das er noch nie gekonnt hatte und als es endlich an der Tür klopfte, war seine Laune entsprechend schlecht. „Verdammt noch mal, wo bist du so lang gewesen!“
Früher hätte er sie verletzt mit seinem Ton, aber jetzt waren er und sein Ton ihr völlig egal. Einen Augenblick schaute sie ihn nur stumm an. Sein Gesicht war gerötet, Schweiß stand auf seiner Stirn und in seinen Augen flackerte etwas, das sie nicht deuten konnte. Angst, Wut, und noch etwas anders. Er tat ihr plötzlich nur noch leid. „Wenn du dich immer so aufregst, wirst du noch einen Herzinfarkt bekommen.“ Sie holte die Box aus dem Trolley und drückte sie ihm in die Hand. „Was ist so Wichtiges da drinnen, daß das nicht mit der Post gehen konnte?“
Er war ein wenig besänftigt, jetzt, wo er endlich alles in Händen hatte, was er für sein neues Leben brauchte. „Wichtige Geschäftspapiere. Der Kunde ist ziemlich ungeduldig und wenn wir das Geschäft nicht bald abschließen, könnten wir einen Milliardenauftrag verlieren.“
Sie war so unglaublich blind und leichtgläubig gewesen! Es stand ihm quer übers Gesicht geschrieben, daß er log! Sie war einfach viel zu vertrauensselig, wenn sie jemanden mochte! Aber sie hatte absolut keine Lust zu streiten, sie wollte ihren Jetlag ausschlafen und dann die Stadt erkunden, also tat sie so, als ob sie ihm glauben würde. „Na, dann ist ja jetzt alles gut. Wie geht’s weiter?“ Eigentlich wollte sie nur wissen, ob sie ein anderes Zimmer brauchen würde, oder vorerst in diesem alleine war; sie wollte sich erst ein Zimmer nehmen, wenn sie die Genehmigung für ihren Urlaub hatte.
„Ich werde gleich zum Kunden fahren und das Geschäft abschließen. Wann geht dein Flieger nach Hause?“
Sie waren so lange zusammen gewesen, daß es ein wenig schwierig war, aber sie holte tief Luft und brachte es hinter sich. „Joe, was das anbelangt … hast du nicht auch das Gefühl, daß es zwischen uns einfach nicht mehr so ist wie früher?“
„Was willst du damit sagen?“ Sie wollte doch jetzt keine Beziehungsdiskussion vom Zaun brechen, oder? Wäre aber wieder mal typisch für sie.
„Es tut mir leid, aber … Joe, ich bin ausgezogen. Ich denke, daß das das Beste für uns beide ist.“
Nicht, daß er vorgehabt hätte noch einmal zurück zu kommen, aber das ärgerte ihn beinahe ein wenig, denn er war es, der Schluß machte! Auf der anderen Seite - sie hatte ihm sein neues Leben nachgebracht und dafür konnte er großzügig über ihre Verfehlung hinwegsehen. „Nun, da hast du mich ganz schön vor vollendete Tatsachen gestellt. Aber vielleicht hast du Recht.“ Sollte er noch einmal? Es war eine Weile her und es würde wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis er sicher genug war … warum also nicht, für einen Quickie war immer Zeit. „Was hältst du von einem kleinen Abschiedsfick?“
Kate verschluckte sich beinah an ihrem Mineralwasser. „Danke, Joe, aber ich denke, ich passe.
„Na gut, dann nicht, dein Verlust.“ Ein wenig beleidigt schnappte er die Box und öffnete die Tür. „Das Zimmer ist bis morgen bezahlt, bis dahin kannst du hier bleiben.“ Er war wirklich einfach viel zu großzügig.
Joe lachte lauthals auf, als er beschwingt das Hotel verließ, er konnte es kaum noch erwarten sein neues Leben zu beginnen, fernab von allem Streß, behördlichen Untersuchungen und Verbrechern, die ihm ans Leder wollten. Joe, der Anwalt war tot, es lebe François der Multimillionär!