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Saved by Riddick III

von HopeK
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Richard B. Riddick
22.11.2018
03.05.2020
14
31.726
7
Alle Kapitel
20 Reviews
Dieses Kapitel
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10.12.2018 1.671
 
Joe hatte unglaublich schlechte Laune als er seinen Jaguar - viel zu schnell und überaus rücksichtslos - Richtung Airport lenkte. Erst der Streit gestern Abend mit Kathryn … wie konnte eine erwachsene Frau sich nur so dumm benehmen?! Filmfiguren anhimmeln! Und wie sie sich angestellt hatte, als er Sex wollte! Natürlich hatte sie es dann doch genossen, aber erst wollte sie wieder mal überredet werden. Frigides Miststück. Was verlangte er schon groß von ihr? Ein wenig repräsentativ sein, eine gute Gastgeberin … und war es echt zu viel verlangt, daß sie ihn befriedigte, wenn ihm danach war? Was hatte ihn damals so an ihr angezogen? Ihr sauberes Image und die Unschuld, die sie ausstrahlte? Wie langweilig! Nun, zumindest waren ihm diese Eigenschaften bei gesellschaftlichen Anlässen oft sehr zupaß gekommen - sie hatte Zweifler besänftigt, die sich ansonsten möglicherweise gegen die Firmenpläne quergestellt hätten - jemand, der mit einer so liebreizenden Frau zusammen war, konnte doch nur ein ehrlicher Mensch sein. Er lachte laut auf ... sie hatte tatsächlich ihren Zweck erfüllt.  


Seine Gedanken wanderten weiter, zum eigentlichen Problem: wie hatte die verdammte Presse Wind von den Chemikalien bekommen können? Hoffentlich beschränkte sich das Drama darauf … mit einem Umweltskandal konnte er fertig werden, schlimmer sah es aus, wenn sie auf die Waffen- und Drogengeschäfte stießen. Das Finanzamt fürchtete er nicht, die Bücher waren sauber frisiert, aber da gab es Sonderermittler … er wollte gar nicht daran denken. Hatten sie einen Verräter in den eigenen Reihen? Das war die einzige Möglichkeit, er hatte alles so wasserdicht gemacht, daß man ihm normalerweise im Leben nicht auf irgendetwas kommen konnte! Und jetzt mußte er wegen diesem Arschloch auf die Insel hetzen! Wer immer es gewesen war, würde teuer dafür bezahlen, er kannte da jemanden, der sich nur zu gern um so jemanden kümmerte und war heilfroh, daß El Asustín auf seiner Seite stand, der Mann war gruslig. El Asustín - Der Angstmacher - und der Name paßte wie die Faust aufs Auge. Schnell schob er den Gedanken an ihn zur Seite, es reichte, wenn er morgen mit ihm reden würde; er mußte ihm versichern, daß nichts auf ihn hinweisen würde, er konnte es sich nicht leisten, den Mann gegen sich aufzubringen, nicht gerade jetzt, wo die Scheiße so am Dampfen war.


Wenigstens konnte er mit dem Learjet und seiner Lieblingsstuardess fliegen. Mann, was hatte die Titten! Und die Schlampe hatte Spaß beim Sex, ganz im Gegensatz zu Kathryn. Wenn sie nicht so verdammt nützlich wäre mit ihrem Meg Ryan Sauberimage ...


Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß, wenn er nicht alles in seinem Sinne regeln konnte, er einfach alle Brücken abbrechen und sich absetzen würde. Natürlich war er vorbereitet, das war er immer; er hatte genug Geld auf den Caymans und in der Schweiz, um für den Rest seines Lebens in unvorstellbarem Luxus leben zu können, dazu hatte er zwei absolut neue, absolut unbenutzte und absolut perfekte Identitäten, auf die er zugreifen konnte, niemand würde ihn je finden - er mußte sich nur entscheiden, welcher der beiden er sein wollte, und wo er seinen Luxus genießen würde. Eigentlich hatte er es längst satt sich ständig verstellen und ärmer machen zu müssen, als er war. Vielleicht sollte er ‚in Rente gehen‘, ganz egal, wie das alles ausging.


Als Joe aus dem Flieger stieg war er entspannt und guter Dinge, das Leben war schön! Er rümpfte die Nase, als er die Gerüche und Geräusche des kleinen Flughafens wahrnahm. Was für ein Kaff! Und all diese Primitiven! Das war sein letzter Trip hier her, definitiv. Er wußte nicht, warum diese Treffen immer am Arsch der Welt stattfinden mußten! Aus Securitygründen! Bescheuerte Ausrede, der Arsch war nur zu faul, um in seinen Flieger zu steigen und protzte zu gern mit seiner Villa, seinen Karren und seinen Weibern. Verdammt! Er war in einen schleimigen, stinkenden Haufen gestiegen! Seine gute Laune war genau so ruiniert, wie seine Schuhe - das waren verdammte Designerschuhe!! Er stieg in den bereits warteten Jeep, der ihn zu Asus - Freunde durften ihn Asu nennen - Villa auf der anderen Seite der Insel bringen würde. Manchmal fragte er sich, von wo aus Asu seine Geschäfte betrieb, von der Villa aus sicher nicht; aber auf der anderen Seite - so genau wollte er es dann auch wieder nicht wissen.


*********



Kate hatte noch am gleichen Tag einen ganzen Stapel Umzugskartons besorgt und angefangen einzupacken, was sie nicht unmittelbar brauchte. Viel war es ohnehin nicht - als sie ins Haus gezogen waren hatte sie die meisten ihrer Sachen eingelagert - Joe ließ das Haus von einem Innenarchitekten einrichten und da paßte ihr ‚billiger Ramsch‘ nicht dazu. Im Prinzip hatte sie nur ihre Kleidung und ein paar persönliche Sachen mitgenommen, ohne die sie nicht sein wollte, und das war schnell verpackt - die Designerkleider, die er ihr für diverse Anlässe gekauft hatte, würde sie gar nicht erst mitnehmen, die würde sie nie wieder brauchen. Wenn sie jetzt darüber nachdachte konnte sie nur den Kopf über sich selbst schütteln - wie hatte sie das nicht sehen können?!


Alles zusammen zu packen dauerte dann doch länger, als gedacht, die wenigen Stunden Freizeit, die ihr die Arbeit ließ waren gefüllt mit herumkramen, aussortieren und immer wieder der Frage: ‘Warum hab ich das nicht schon längst gemacht?!‘, aber bis zum Wochenende hatte sie es geschafft und wollte gerade anfangen die Kartons in ihr Auto zu laden, als das Telefon läutete. Eine Nummer, die sie nicht kannte.


„Kathryn, ich bins. Du mußt etwas für mich tun, du mußt mir die Schatulle bringen, die im Safe liegt.“


Keine Begrüßung, kein Bitte - aber nicht einmal das konnte sie mehr ärgern. „Hallo Joe. Wie geht’s? Mir geht’s gut, danke der Nachfrage. Schön, daß du anrufst.“ Sie konnte einfach nicht anders.


„Verdammt, Kathryn!“


Natürlich kam ihre gutmütige Natur sofort durch, als sie die Panik in seiner Stimme hörte. „Joe, was ist los?“


„Nichts, das ich nicht hinbekommen würde, nimm die Box, setz dich in den Flieger und beeil dich. Ich hab dir die Adresse gemailt.“


Eine Adresse auf einer Insel auf der anderen Seite des Planeten, ein Hotel in einer Stadt, von der sie noch nie gehört hatte. „Joe, ich kann mich nicht einfach so in den Flieger setzen, ich hab einen Job! Ich schicks per Express, dann hast du es spätestens übermorgen!“


„Heute ist Donnerstag, bis Montag bist du zurück, ich bin sicher, die können auch einen Tag ohne dich auskommen. Du weißt genau, wie unzuverlässig die Post ist.“


„Wenn ich heute keinen Flieger mehr bekomme, dann ist die Post schneller!“


Einen Augenblick war es ruhig, dann brüllte er los. „Verdammt, es geht hier um Leben und Tod, also stell dich nicht so an! Nimm die Kreditkarte, die im Safe ist, bezahl damit deine Ausgaben und bring mir die verdammte Kiste!“


Die Totenstille, die er mit seinem Ausbruch erntete, ließ ihn seinen Ton überdenken.


„Kathryn, bitte, du bist die einzige, die mir helfen kann.“


Sie war hin- und her gerissen zwischen Ärger und Sorge, aber dann siegte doch das Pflichtbewußtsein. Nur weil sie sich von ihm trennte hieß das nicht, daß sie ihn im Stich lassen mußte, ein letztes Mal würde sie für ihn da sein. „Ich werd mir die Flüge anschauen, wie kann ich dich erreichen?“


„Gar nicht, wir treffen uns im Hotel, ich hab dort ein Zimmer reserviert und wenn ich nicht da bin, hinterlasse ich eine Nachricht.“ Und damit war die Leitung unterbrochen, dabei hätte sie noch so viele Fragen gehabt - sie haßte so dermaßen dubiose Sachen.


Sie hatte ihren Schmuck, größtenteils Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke von Joe, den sie - nicht aus sentimentalen, sondern aus praktischen Gründen - nicht zurücklassen wollte, erst ein paar Stunden zuvor aus dem Safe geholt, dabei aber wie immer das Fach ignoriert, in dem seine Sachen lagen. Die Schachtel, die sich bei näherem Hinsehen als Metallbox präsentierte, war überraschend groß und schwer - sie würde sie nicht im Handgepäck transportieren können. Und da sie zwar gutmütig, aber nicht völlig dumm war, öffnete sie sie; ihr Vertrauen in Joe war nicht mehr existent und sie hatte absolut keine Lust verhaftet zu werden, weil sie Illegales transportierte.


Ein Mandant, für den sie vor einer ganzen Weile Rechtshilfe leisten mußte, hatte ihr aus Dankbarkeit für seinen Freispruch gezeigt, wie man solche Schlösser ohne Spuren zu hinterlassen knacken konnte. Damals hatte sie den Sinn darin nicht gesehen, konnte es aber nicht übers Herz bringen, den überraschend sympathischen alten Kauz in seinem Eifer, ihr ‚etwas Gutes‘ zu tun, zu enttäuschen. Zu ihrer größten Überraschung hatten ihr die Lektionen Spaß gemacht und aus einem Mandanten war tatsächlich so etwas wie ein schrulliger Onkel geworden, der mit seinem Motorrad zwar immer wieder hart an der Grenze der Legalität entlang ratterte, aber seine Lektion gelernt hatte, und sorgfältig darauf achtete, auf der richtigen Seite zu bleiben. Nicht, daß Joe mit dieser Beziehung einverstanden gewesen wäre; er hatte immer wieder Gründe gefunden, warum dieser ‚Rocker‘, wie er ihn nannte, nicht in ihr Leben paßte und warum sie ihn an gerade diesem Tag nicht besuchen konnte; sie hatte Ben länger nicht gesehen und beschlossen, auch das zu ändern, sobald sie wieder zurück war.


Obwohl sie völlig aus der Übung war, kapitulierte das Schloß in Rekordzeit. Zu ihrer Erleichterung fand sie nur Papiere, einen versiegelten Umschlag, in dem augenscheinlich auch Papiere waren, Inhaberpapiere, Bargeld, ein paar USB Sticks - nichts, wofür sie in die Bredouille kommen würde. Sie konnte immer noch Bens Worte hören: ‚Das Wichtigste daran ist, daß du das Schloß nicht nur knackst, du mußt es auch wieder schließen können, ohne Spuren hinterlassen zu haben.‘ und so verschloß sie die Kassette wieder und niemand würde je erfahren, daß sie den Inhalt kannte.


Sie buchte ihren Flug online, packte in Ruhe einen kleinen Koffer, sagte im Büro Bescheid und brachte ihre restlichen Sachen ins Auto - sie würde nie wieder in dieses Haus zurückkehren. Ein letzter Rundgang durch alle Zimmer und den Garten um sich zu vergewissern, daß sie nichts vergessen hatte, bestätigte sie in ihrem Entschluß, da war nichts, aber auch gar nichts, an dem ihr Herz hing und das sie vermissen würde. Sie war einfach nur erleichtert, daß dieser Abschnitt ihres Lebens vorbei war und ging leichten Herzens.
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