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Saved by Riddick III

von HopeK
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Richard B. Riddick
22.11.2018
03.05.2020
14
31.726
7
Alle Kapitel
20 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
28.11.2018 2.275
 
„Du hast doch völlig den Verstand verloren!! Das ist eine verdammte Filmfigur, es gibt keinen Riddick! Du bist kein Teenager mehr, werd endlich erwachsen und stell dich der Realität, es gibt keine Helden, und schon gar keinen Riddick! Ich hab es so satt ständig mit jemandem konkurrieren zu müssen, der noch nicht mal existiert! Und ganz besonders hab ich es satt, mich deswegen ständig mit dir schämen zu müssen!“ Joe war laut geworden, wie so oft in letzter Zeit.


Er mußte sich schämen mit ihr? So ein Blödsinn! Er hatte absolut nie Grund gehabt, sich jemals mit ihr zu schämen, im Gegenteil! Ganz egal, zu welcher Veranstaltung er sie auch geschleift hatte, sie war immer passend gekleidet gewesen, hatte sich mit Witz und Charme zu unterhalten gewußt und die ‚erfolgreiche elitäre Anwältin’ mit oscarreifer Bravour gespielt, obwohl sie in Wahrheit alles andere als eine snobistische Rechtsverdreherin war. Immer war sie die perfekte Begleiterin gewesen, seine Vorzeigefreundin; wie oft hatte sie die Zähne zusammenbeißen müssen um doch ein Lächeln herausquetschen zu können trotz der sexistischen Anspielungen seiner Geschäftspartner und ihrer widerlichen Versuche, ihr an den Hintern zu fassen, aber nicht ein einziges Mal war sie aus der Rolle der perfekten Begleiterin gefallen. Und wenn sie selbst ‚empfangen‘ hatten, wie er es ausdrückte - er gab keine Party, er ‚empfing‘ Gäste - war sie die perfekte Gastgeberin gewesen, überall gleichzeitig, mit jedem geplaudert, hatte Komplimente an die Damen verteilt wie Süßigkeiten zu Halloween an Kinder, den Männern das Ego gekrault und - mit Alfredos Hilfe - das beste Essen auf den Tisch oder das Buffet gezaubert, das man sich nur vorstellen konnte. Nein, er hatte wahrlich keinen Grund sich ihrer zu schämen.


„Wie kannst du das nur behaupten? Du weißt ganz genau, daß du dich noch nie mit mir hast schämen müssen! Und schon gar nicht wegen Riddick! Ich mag den Film und damit hat es sich!“ Die Hoffnung, daß sie mit dieser Lüge durchkam war nicht groß, aber einen Versuch war es wert.


„Oh bitte! Und was ist das dann? Denkst du, ich erkenn sie nicht? Für eine Anwältin warst du immer schon eine verdammt schlechte Lügnerin!“


Und tatsächlich, da baumelten sie von seiner Hand, die seltsamen Brillen, die sie damals neben ihrem Rucksack gefunden hatte und das einzige waren, das sie nicht an ihrem Verstand zweifeln ließen. Sie wußte nicht, sollte sie sauer sein, weil er ihre Lade durchstöbert hatte, oder doch weiter vernünftig mit ihm diskutieren, um ihn zu besänftigen. Und da war da noch dieses Quäntchen schlechte Gewissen das sie plagte, weil sie damals mit dem Fremden so weit gegangen war und wenn sie ehrlich war, dann wäre sie noch viel weiter gegangen, wenn er nicht so plötzlich verschwunden wäre. „Das ist nicht …“


„Dann ist es dir ja egal, wenn ich sie wegwerfe.“ Er war so in Fahrt, daß er sie nicht mal ausreden ließ.


Das war jetzt doch zu viel. Die Brillen stellten eine Erinnerung dar, die sie nicht missen wollte und niemand, absolut niemand legte Hand an sie. Mit einer schnellen Bewegung riß sie sie ihm aus der Hand und drückte sie gegen ihre Brust. „Du wühlst nicht nur in meinen Sachen, du nimmst sie auch noch ohne zu fragen heraus und jetzt drohst du mir, sie wegzuwerfen? Joe, es reicht, du gehst zu weit! Ich hab mir viel gefallen lassen in letzter Zeit, aber jetzt ist es endgültig genug! Ich bin nicht deine Untergebene und wir haben 2018, nicht 1818, Frauen sind nicht mehr die Sklavinnen ihrer Männer! Davon abgesehen, daß wir auch nicht verheiratet sind.“


Es hatte diese Brillen gebraucht, damit sie endlich für sich selbst einstand; sie war weder das Dummerchen, als das er sie jetzt immer behandelte, noch das Betthäschen, das nichts anderes tat als ihn anzuschmachten und für ihn und seine Bedürfnisse da zu sein, ohne selbst irgendwelche Bedürfnisse zu haben, das er offensichtlich gern gehabt hätte. Mit zusammengepreßten Lippen starrte sie ihn herausfordernd an; es bedurfte nur mehr einer Kleinigkeit, um auch sie so richtig wütend zu machen.


„Und hör auf, mich immer Sweety zu nennen, ich habe einen Namen!“ Dieser ‚Kosename‘ ärgerte sie schon die längste Zeit, vor allem der abwertende Ton, in dem er neuerdings immer ausgesprochen wurde - wenn sie schon stritten, konnte sie das auch gleich zur Sprache bringen. Zu ihrer größten Verwunderung ging er nicht darauf ein, sondern ließ sich aufs Bett fallen und seufzte abgrundtief … was war denn jetzt los?


Plötzlich war alle Streitlust aus ihm gewichen. Er ließ sich aufs Bett fallen, als ob seine eigenen Knochen ihm auf einmal zu schwer geworden wären, er sah Jahre älter aus, als er eigentlich war. Die Ereignisse überstürzten sich in letzter Zeit und er hatte in einem Anfall von Paranoia unbedingt herausfinden müssen ob es etwas gab das darauf hinwies, daß sie Bescheid wußte, aber er hatte nichts gefunden außer diesen dämlichen Brillen, und von da an hatte sich seine Wut auf seine eigene Situation allein auf sie konzentriert, die Brillen hatten das Faß zum Überlaufen gebracht und es gab plötzlich nichts Wichtigeres, als ihr den Kopf wieder zurecht zu rücken.


Zumindest wußte sie nicht Bescheid und er mußte jetzt wirklich einen kühlen Kopf bewahren, einen Zweifrontenkrieg konnte er sich nicht leisten - und was da am besten helfen würde war ein Fick, damit würde er den ganzen Ärger und Streß aus seinem Kopf bekommen und ihr nebenbei in Erinnerung rufen, zu wem sie gehörte. „Laß uns nicht streiten, Swe…Baby. Ich bin viel zu müde dazu. Wenigstens zu Hause möchte ich ein wenig Frieden haben.“


Es lag so viel Erschöpfung in seiner Stimme, daß sie sofort vergaß auf ihn böse zu sein, die Brillen wieder vorsichtig in ihre Nachttischschublade legte und sich neben ihn setzte. „Was ist denn los? Du bist so anders in letzter Zeit. Rede doch mit mir.“


Mit in den Händen vergrabenem Gesicht schüttelte er den Kopf. „Ein paar Probleme im Job, nichts, das ich nicht wieder hinbekommen würde.“ Er wußte genau, welche Knöpfe er bei ihr drücken mußte.


„Willst du wirklich nicht darüber reden? Vielleicht kann ich dir ja helfen?“


Mit einem herablassenden Lächeln sah er sie an. „Nein, Swe… Baby, kannst du nicht. Du bist ja vielleicht eine gute Vertragsanwältin, aber wenns um so was geht, bist du eine absolute Fehlbesetzung.“


Kathryn biß sich auf die Lippe … überlaß es Joe, aus einem Kompliment eine Beleidigung zu machen.


„Und jetzt komm her, Süße, genug geredet.“


„Joe, ich möchte jetzt nicht …“ Seine Zunge in ihrem Mund, verhinderte jeden weiteren Protest. Unsanft drückte er sie aufs Bett und sein Gewicht auf ihr raubte ihr jede Möglichkeit, sich zu wehren. Joe war beim Sex, genau so wie bei allem anderen, ein Egoist geworden und scherte sich nicht darum, daß sie nach dem Streit nicht in Stimmung war … von ‚Versöhnungssex’ konnte in dem Fall ja nun wirklich nicht die Rede sein. Er war ganz anders gewesen, als sie sich kennengelernt hatten, so fröhlich und unkompliziert, so fürsorglich … aber dieser neue Job und das Geld hatten ihn langsam aber unaufhörlich verändert.


Um nicht in Tränen auszubrechen waren während der ganzen Zeit, in der er auf ihr lag und seiner Befriedigung entgegen arbeitete, ihre Gedanken nur auf eines fixiert … die Begegnung mit dem Fremden, der Riddick so verdammt ähnlich gesehen, und der so überaus unangebrachte Sehnsüchte in ihr geweckt hatte. In ihrer Phantasie war er tatsächlich zu Riddick geworden … hatte er ihr nicht angeboten sie zu retten? Sie brauchte so dringend jemanden, der ihr zur Seite stand, sie war nicht sicher, wie sie sich alleine helfen konnte. Allein die Konzentration auf ihn rettete sie vor dem, was Joe mit ihr anstellte, es berührte sie nicht, denn in ihrem Kopf konnte sie Riddick geradezu hören wie er ihr sagte, daß alles gut werden würde.


Sie hatte schon eine ganze Weile, lange bevor dieser Fremde aufgetaucht war, immer wieder darüber nachgedacht, sich von Joe zu trennen, aber jedes Mal, wenn sie sich dazu durchgerungen hatte mit ihm zu reden, war er auch schon wieder für Wochen ins Ausland verschwunden gewesen und je länger die Trennung andauerte, desto mehr hatte sie sich gefragt, ob sie nicht überreagierte. Bis er dann wieder eine Weile da war und sie wie seinen Besitz behandelte - wertlosen Besitz - und alles von vorne begann.


Bevor sie ihre Gedanken zu Ende gesponnen hatte, rollte Joe sich auch schon mit einem zufriedenen Grunzen von ihr herunter … er hatte weder ihren fehlenden Enthusiasmus bemerkt, noch, daß er ihr tatsächlich weh getan hatte, in seiner Welt war alles in Ordnung. Sekunden später ertönten bereits leise Schnarchgeräusche neben ihr. Mit einem leisen schmerzerfüllten Seufzer stand sie auf und ging ins Bad … urplötzlich gab es nichts Wichtigeres, als seinen Geruch von sich zu waschen und die Zähne zu putzen; die Erinnerung an diesen Abend konnte das Wasser, das fast schon zu heiß auf sie herunterprasselte, allerdings nicht fortwaschen und auch wiederholtes Zähneputzen brachten den widerlichen Geschmack nicht aus ihrem Mund.  


In ihren dünnen Kimono gehüllt öffnete sie leise die Terrassentüre und ging in den Garten. Sie genoß das Gefühl des kühlen, feuchten Grases unter ihren Fußsohlen. Die Nacht war warm und der volle Mond tauchte die Landschaft um sie herum in ein silbernes Licht. Silbern. Wie seine Augen. Eine dicke Träne rollte ihre Wange hinunter … wie hatte ihr Leben nur so schnell so aus dem Lot geraten können?


Riddick hatte die Szene von seinem Versteck aus beobachtet, durch die weit geöffneten Fenster war jedes Wort klar zu verstehen gewesen. Er hatte mit Genugtuung gesehen, daß Joes Vorwürfe sie schließlich doch noch wütend machten, aber nur zu schnell hatte dieser manipulative Drecksack es geschafft, ihren Zorn in Mitleid zu verwandeln. Was danach folgte ließ ihn mit den Zähnen knirschen, nur jahrelanges Training in Selbstbeherrschung hinderte ihn daran, ihn von ihr herunter zu holen und ihm seinen Schwanz samt seinen Eiern in den Rachen zu stopfen. Wenn er nicht auf diesem scheißpseudofriedlichen Planeten gewesen wäre, hätte er genau das gemacht, aber er mußte die Karten spielen, die ihm gegeben waren, und die Situation erforderte Strategie.


Nur wenig Stunden zuvor hatte der manikürte Schnösel all ihre Laden durchwühlt, hatte ein ominöses Telefonat geführt, dessen Sinn Riddick sich nicht so recht erschloß, aber eines war sonnenklar: er würde in Joes Angelegenheiten wühlen, das unterste nach oben kehren - der Mann hatte Dreck am Stecken und es würde ihm ein Vergnügen sein, alles darüber herauszufinden und ihn dann darin ersticken zu lassen.


Sie hatte sich auf eine Liege am Pool gelegt und schien eingeschlafen zu sein. Leise näherte er sich ihr; ja, sie schlief tief und fest. Sie hatte verdammtes Glück, daß er es war und nicht irgend ein Perverser. Er hauchte einen Kuß auf ihre Lippen, bevor er sich unerkannt aus dem Garten stahl. ‚Bald, Babe, bald’ . Er hatte eine Menge Recherchen anzustellen; der Untergang Joes war besiegelt. Zu seiner Überraschung ertappte er sich dabei, daß er seit langem wieder einmal gut gelaunt war. Die Jagd hatte begonnen.


Kathryn hatte die Nacht im Garten verbracht. Es wurde bereits hell, als die kühle Morgenluft sie weckte. Fröstelnd schlich sie ins Haus … ein schneller Blick beruhigte sie, Joe schlief immer noch tief und fest. Sie stellte sich noch einmal unter die Dusche, putzte erneut ihre Zähne und hatte endlich das Gefühl, wieder sauber zu sein. Genau so leise, wie sie hereingekommen war, schlich sie ins Ankleidezimmer und zog ihre Sportsachen an; sie mußte laufen, das würde ihr helfen, den Kopf frei zu bekommen und genug Mut aufzubauen um Joe zu sagen, daß sie ihn verlassen würde. Heute noch. Jede Bewegung schmerzte und gerade noch so konnte sie ein schmerzerfülltes Stöhnen unterdrücken als sie sich hinsetzte, um ihre Schuhe zu binden; sie wollte ihn auf keinen Fall wecken, sie war einfach noch nicht bereit für die unausweichliche Auseinandersetzung.


Die ersten Schritte waren noch eine Qual, aber als sie sich endlich warmgelaufen hatte, verschwanden die Schmerzen im Hintergrund und alles, was noch zählte, war der Rhythmus, das Trommeln ihrer Füße auf dem Waldboden, die frische Luft, die sie in regelmäßigen Zügen in ihre Lungen pumpte. Sie war schweißgebadet, als sie zurück kam, aber gestählt für das, was jetzt auf sie zukam. Zu ihrer Überraschung war es ruhig im Haus - sollte er nicht schon auf sein?


„Joe?!“


Im Schlafzimmer herrschte Chaos, Kastentüren und Laden standen offen, Kleidungsstücke lagen am Boden verstreut … war das das Ergebnis eines Wutanfalls? Vorsichtig ging sie durchs restliche Haus, aber das Chaos beschränkte sich auf Bad und Ankleidezimmer. In der Küche fand sie des Rätsels Lösung, an der Kaffeemaschine lehnte ein Zettel: ‚Mußte weg. ‘


Sie wußte nicht, ob sie erleichtert, oder verärgert sein sollte: sie ersparte sich die Auseinandersetzung, aber so war ihr Problem wieder einmal nur hinausgeschoben, nicht gelöst. Vielleicht sollte sie einfach ausziehen und ihn vor vollendete Tatsachen stellen. Und da sie die Idee gar nicht so schlecht fand, stellte sie erst Kaffee zu und griff dann nach ihrem Tablet, um die Wohnungsanzeigen durchzusehen; wenn sie erst einmal wirklich zu etwas entschlossen war, gab es kein Halten mehr.


Als Startbildschirm wurden ihr die aktuellen Schlagzeilen angezeigt und bevor sie überhaupt nach Wohnungen suchen konnte, ließ ein Artikel über die Firma, für die Joe arbeitete, sie innehalten. Sie waren ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik gekommen, Greenpeace warf ihnen vor, illegal Müll zu entsorgen, es schien auf einem massiven Umweltskandal hinauszulaufen und man sprach bereits von massiven Kursverlusten.


Das erklärte sowohl seine Abwesenheit, als auch seine schlechte Laune in den letzten Wochen, er mußte davon gewußt haben und war jetzt garantiert unterwegs, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Sicher kein leichter Job. Ein wenig Mitleid begann sich einzuschleichen, aber als sie aufstand um ihren Kaffee zu holen und der Schmerz sie nach Luft schnappen ließ, legte sich das schnell wieder - nein, sie mußte bei ihrem Plan bleiben.
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