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Zero Game

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / Gen
OC (Own Character) Riku Dola Shuvi Dola Tet
23.09.2018
28.10.2018
3
4.332
 
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30.09.2018 1.857
 
Kapitel 1

Blue

„Kyoko! Wie oft, soll ich es dir noch sagen? Im Unterricht wird nicht geschlafen!“ Erschrocken über diese plötzliche Lautstärke, schreckt das braunhaarige Mädchen zusammen. Bis eben war sie noch in einem endlos tiefen blauen Meer gefangen und jetzt holt sie die Realität wieder ein. Ihr Klassenzimmer, wobei mehrere ihrer Mitschüler wieder über sie tuscheln und sie heimlich auslachen, dringt wieder in ihr Bewusstsein und erinnert sie, wo sie sich gerade befindet. Leicht beschämt sinkt die Schülerin etwas tiefer in ihrem Stuhl hinunter. „Entschuldigung“ murmelt Kyoko leise, aber noch so laut, dass ihre Lehrerin es hören sollte. „Achte nächstes Mal eher ins Bett zu gehen Fräulein, bald schreiben wir einen Test!“ und damit hat die Lehrerin die Aufmerksamkeit aller Schüler erfolgreich auf sich gezogen. Ein ‚Hä?‘ und ‚Wieso so früh?‘ ist in der Klasse vereinzelnd zu hören. Schon vor einer Woche hatten wir schon einen Test in diesem Fach geschrieben, also ist deren Reaktion doch auf gewissermaßen verständlich. Erleichtert setzt sich Kyoko wieder ordentlich hin. Sie gibt es ja zu, sie muss langsam damit aufhören bis zum Tagesanbruch weiter an ihre Geschichte zu schreiben. Schon zu oft ist sie einfach mitten im Unterricht weggenickt.

Sie bemerkt, wie sich ihre Sitznachbarin und gleichzeitig auch beste Freundin etwas nach vorne beugt, um sich Kyokos Gesicht besser ansehen zu können. Besorgnis spiegelt sich in den blauen Augen ihrer Freundin wieder. „Kyoko, geht es dir wirklich gut? Das passiert in letzter Zeit immer öfter.“ Sie versteht die Sorge, die Ayume schon seit geraumer Zeit hat, aber sie braucht es nicht. Es geht ihr gut, nur… In letzter Zeit schwirren ihre Gedanken nur noch lose in ihrem Kopf herum, unfähig sich wieder zu Ordnen. „Es geht mir gut“ ,versichert Kyoko Ayume, „Ich bleibe in letzter Zeit nur an einer Stelle meiner Geschichte hängen und das bereitet mit Kopfzerbrechen.“ Gelogen ist es nicht. Kyoko hatte noch nie an einer Stelle gehangen, weil sie nicht wusste, wie es weitergeht. Wie den auch? Alles was sie bisher geschrieben hat, hatte sie entweder im Traum oder schon in ihrem Gedächtnis eingebrannt, ohne Anzeichen darauf, woher diese Szenarien überhaupt herkommen. Der besorgte Ausdruck in Ayumes Gesicht verschwindet nicht. Ihre Freundin weiß von ihren nächtlichen, ja, schon beinahe Schreibwahn, aber nie war es so deutlich wie in dieser Woche. „Du solltest dir eine Auszeit gönnen Kyoko-san“ schlägt daher Ayume vor, auch wenn sie weiß, dass Kyoko dies wahrscheinlich mal wieder ignorieren wird, umso erstaunter ist sie bei Kyokos Antwort: „Ja, vielleicht hast du recht… Wenn ich nur eine kurze Pause mache, verschwindet dieses Problem wahrscheinlich wieder.“ Erleichtert lächelt Kyokos Freundin. Scheint, als hätte sie es endlich begriffen. „Miss Suzuki, Miss Hoshigawa, gibt es etwas, was ihr der Klasse mitteilen wollt?“ Die Stimme von ihrer Lehrerin, lässt beide schnell nach vorne blicken. Ihr Blick bohrt sich schmerzhaft in Kyokos und Ayumes Augen, weswegen sie synchron den Kopf schütteln und dabei etwas kleiner werden. Mit einem abschätzenden Blick schaut sie Beide noch ein letztes Mal an, ehe sie sich wieder umdreht und den Unterricht fortführt. Ayume schaut noch ein letztes Mal prüfend zu Kyoko, ehe sich beide wieder auf den Unterricht konzentrieren, mehr oder weniger.

Die Schulglocke meldet sich zwei Stunden später und befreit alle Schüler von diesem mehr als ermüdeten Unterricht. Kyoko hat schon lange den Spaß daran verloren, geschweige den das Interesse, was aber nicht heißt, dass ihre Noten überdimensional schlecht sind. Im Gegenteil, sie lernt fleißig den Stoff nach, denn sie in der Schule immer verpennt und bekommt auch dementsprechend gute Noten. Während ihre Mitschüler es eilig haben endlich rauszukommen, geht es Kyoko langsam an. Heute sind „ausnahmsweise“ keiner ihrer Eltern zuhause, also besteht auch kein Grund zur Eile. Seitdem ihre Eltern vor vier Jahren eine bessere Arbeitsstelle angeboten bekommen haben, sind sie nur noch selten Zuhause, wenn Kyoko da ist. So kommt es, dass Kyoko die Letzte ist, die dieses Klassenzimmer verlässt. Ayume hatte sich schon von ihr verabschiedet und gemeint, dass sie schnell nachhause gehen müsse, weil sie mit ihren Eltern noch wohin wollte. Kyoko hat nicht genauer nachgefragt und es einfach so hingenommen. Sie würde sich schlecht fühlen, wenn sie ihre einzige Freundin wegen ihrer verträumten Art aufhalten würde.

Draußen auf den Straßen ist viel los, wie die Schülerin erstaunt bemerkt. Viele Autos sind heute unterwegs und mehrere Menschen sieht sie auf den Bürgersteigen. Hier und da muss sie ein paar Menschen ausweichen, um keinen anzurempeln. Ungewohnt lange kann sie dadurch nicht ihren Gedanken nachgehen, sondern muss stetig aufpassen niemanden anzurempeln. Sie bemerkt allerdings, dass je weiter sie von der Schule weggeht, desto mehr lichtet sich die Menschenmenge. Mittlerweile sind wieder wie gewohnt nur wenige Menschen neben den Straßen zu sehen, was Kyoko mit einem wohligen Seufzen kommentiert. Sie mag es nicht, wenn man sie von ihrer erschaffenen Welt fernhält, sie mag diese Welt, in der sie lebt einfach zu wenig, um es in ihr lange auszuhalten. Kyoko weiß wie naiv und kindisch es von ihr ist, sich eine Welt in den Gedanken und träumen zu erschaffen, um vor der Realität zu fliehen, aber es ist ihr egal was andere davon halten. Ayume zum Beispiel versteht sie darin vollkommen und akzeptiert Kyoko so wie sie ist und das reicht ihr. Kyoko braucht nicht viele Freunde um glücklich zu sein, bei mehr als zwei würde sie wahrscheinlich durchdrehen, aber solange sie eine hat, die vertrauenswürdig ist, ist Kyoko mehr als nur zufrieden damit.

Ein klimpern einer Glocke lockt Kyoko aus ihren Gedanken. Sie blickt neugierig nach links und bleibt sofort stehen. Ein kleines schwarzes Kätzchen mit einer großen roten Schleife um den Hals, was vorne mit einer kleinen Glocke geschmückt ist, sitzt verlassen auf einem Zebrastreifen. „Momo warte, dass ist zu gefährlich!“ Kyokos Blick gleitet weiter nach vorne und erblickt eine ältere Mutter mit ihrer kleinen Tochter. Die Mutter hält ihre Tochter fest, damit diese nicht auf die Straße rennt. Verständlich, wie Kyoko fand, die Ampeln zeigen längst wieder Rot für die Fußgängerleute und somit besteht die Gefahr überfahren zu werden. Kyoko wollte eigentlich wieder weiter gehen, doch sie bemerkt ein näherkommendes Auto, was direkt auf das kleine Kätzchen zu steuert. Auch wenn es Kyoko erst ignorieren wollte, zögert sie nicht und sprintet auf die Straße. Ihre Füße scheinen über die Straße zu fliegen, so schnell rennt die Schülerin. Während des Rennens bückt sie sich. Ihr Atem stockt, als sie die kleine Katze fest in ihrer Hand umklammert bekommt. Kyoko hört ein lautes Hupen neben sich. Sie weiß nicht wieso sie so reagiert hat, sie konnte es einfach nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, als sie das Auto sah. Genauso wenig hatte sie gedacht noch rechtzeitig wegspringen zu können. Das Auto streift sie nur kurz am Fuß, doch sonst ist nichts passiert. „Oh Gott! Geht es ihnen gut?“ die besorgte Stimme der älteren Mutter lässt Kyoko aufschauen. Genau wie bei Ayume vor ein paar Stunden, spiegelt sich in ihren graubraunen Augen ebenfalls Besorgnis wieder. Das kleine Mädchen befreit sich aus den Armen ihrer Mutter, rennt auf Kyoko zu. Kyoko selber bemerkt allerdings, dass sie noch auf der Straße steht, weswegen sie dem Mädchen entgegenkommt. Sachte schiebt Sie das Kind wieder zurück zu ihrer Mutter und übergibt ihr erst dort das kleine schwarze Kätzchen. „Oh, Blue!“ schluchzt das Mädchen und drückt ihre Katze vorsichtig an sich, als ob es zerbrechen würde. Das Herz der Schülerin wird warm bei dem Anblick. Das Gewissen etwas Gutes getan zu haben, freut Kyoko und sie kann nicht anders als zu lächeln. Es erinnert sie an früher, wo sie eine Zeitlang ständig verletzte Tiere nach Haus gebracht hat, ob Füchse, Vögel, Hund oder Katze, selbst ein Schlange hatte sie mal Zuhause, was ihre Eltern allerdings nicht so toll fanden… „Vielen Dank, dass Sie die Katze meiner Tochter gerettet haben!“ tief verbeugt sich die Mutter vor Kyoko, selbst das kleine Mädchen verbeugt sich leicht, während das Kätzchen wieder mit ihren eisblauen Augen neugierig die Umgebung betrachtet, als wäre sie vor nur wenigen Minuten nicht in Lebensgefahr gewesen. „Schon gut“, antwortet Kyoko ruhig und bemerkt, wie ihre Gedanken langsam wieder wegdriften, „Sie sollten die Katze nächstes Mal in einer Transportbox tun, um dass gerade eben zu vermeiden.“ Die Mutter bedankt sich erneut bei ihr und versichert, dass sie es das nächste Mal tun würde und schon gehen Kyoko und die Zwei wieder getrennte Wege.

Kyoko weiß, wie knapp sie dem Auto entkommen ist und dass es schon einen Wunder gleicht nicht erwischt worden zu sein, dennoch vergisst sie das gerade eben schnell wieder und geht, als wäre nichts gewesen, gemütlich ihres Weges. Das zwei leuchtende lavendel farbene Augen sie aus einer dunklen Gasse beobachtet hat, bemerkte allerdings keiner.

Schon vor ihrem Haus angekommen, bemerkt sie jetzt schon die Leere in ihr. Sie hasst es alleine irgendwo zu sein. Schon als kleines Kind hatte sie es gehasst. Das Gefühl wie das Mädchen im weiten tiefen Meer zu versinken überkommt sie und lässt sie erschaudern. Hastig schüttelt Kyoko das Gefühl ab. Was sollte das? Sie ist schon 15, sie sollte längst damit klarkommen alleine zu sein. Genervt von sich selbst, betritt Kyoko ihr Zuhause und zieht sich direkt ihre Schuhe aus. Die Tasche stellt sie einfach neben der Tür ab. Wahrscheinlich haben meine Eltern wieder ein Zettel hinterlassen, denkt sich Kyoko und geht zur Küche. Wie erwartet hängt am Kühlschrank, mit einem runden Magnet befestigt, ein gelber quadratischer Zettel. Bevor sie den Zettel nimmt, macht sie den Kühlschrank auf und holt sich ein Joghurt heraus. Mit einem Löffel bewaffnet, nimmt sie den Zettel und geht in ihr Zimmer. Dort lässt sie sich auf ihr Bürostuhl fallen und schiebt sich ein Löffeln mit Joghurt in den Mund. Schnell überfliegt sie das Geschriebene.

Hoshi, wir werden heute leider etwas später nach Hause kommen.

Warte nicht mit dem Abendessen auf uns, der Einlauf von gestern steht noch im Backofen.

Liebe Grüße, deine Eltern

Hoshi…. Stern. Ein lächeln breitet sich in Kyokos Gesicht aus. Früher hatte sie sich immer gefragt, wieso sie von ihren Eltern nie mit ihrem Vornamen angeredet wird. Als Kyoko dies fragte, sagten ihre Eltern nur, dass Kyoko für sie wie ein Stern ist, der ihr Leben zum funkeln gebracht hat. Kyoko weiß noch, wie sie sich damals darüber gefreut hat und allen anderen, die sie genauso nennen wollten, darüber belehrt hat, dass nur ihre Eltern dies durften. Viele Diskussionen musste sie damals durchmachen, damit auch wirklich nur ihre Eltern sie so nannten. Heute haben es wohl alle wieder vergessen, außer ihre Eltern natürlich. Sie hatten ihren Spaß dabei ihr zuzusehen, wie ernst Kyoko es den anderen immer gesagt hatte. Heute belächelt es die Schülerin selber, bewusst, wie kindlich sie sich damals benommen hatte, doch was sollte man auch großartig erwarten? Sie war ein kleines Kind, da ist sowas vollkommen normal.

Das vibrieren ihres Handys reißt Kyoko aus ihren alten Erinnerungen. Mussten heute etwa alle ihre Ruhe stören? Seufzend legt sie die nun leere Joghurtschachtel mit dem Löffel beiseite und kramt ihr Handy aus der grauen Rocktasche, ihrer Schuluniform, heraus. Eine unbekannte Nummer hatte sie angeschrieben. Kyoko ignoriert sie.

(Inspiriert von WHY DO YOU LEAVE ME ALONE NOW / von Fearless Motivation)

(https://www.youtube.com/watch?v=st6R08flASk&list=PL9UQqTTkqP6FTOWeYJL0o6UcX9wXeXvP-&index=3&t=0s)
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