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Collegezeit

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Derek Morgan Dr. Spencer Reid
08.09.2018
18.05.2023
71
148.408
12
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21.11.2020 2.019
 
62. Kapitel: Ein Hauch von Verzweiflung (Spencer)

Schwerfällig schlug er die Augen auf.
Verständnislos starrte er vor sich hin, bevor der äußerst langsame Gedanke in seinem Gehirn ankam, das er in einem Bett war.
Versuchend sich etwas zu bewegen, fiel es ihm unheimlich schwer und seine Glieder fühlten sich an wie Blei.

Einige Minuten brauchend, um überhaupt den Kopf zu heben, der verdammt schmerzte, sah er sich langsam um und registrierte ein ihm vage bekanntes Schlafzimmer.

Vorsichtig und weiterhin langsam seinen Kopf noch ein wenig drehend, sah er auf den breiten, hellen Rücken von jemandem.

Er wusste nicht, wer das war.
Zumindest fiel es ihm in dem Moment nicht ein.

Der starke Kopfschmerz hielt an und er fühlte sich wie benebelt.
Was nur Eines bedeuten konnte.

Sich behutsam hochstemmend und schließlich in eine sitzende Position bringend, musste er einen langen Moment warten, bis sich das Zimmer um ihn herum aufhörte zu drehen.

Sein Mund fühlte sich staubtrocken an.

Abwartend, dass seine Wahrnehmung halbwegs an Ort und Stelle blieb, riskierte er einen Blick auf die Person neben sich.
Ein weißer Mann mittleren Alters, der tief und fest schlief.
Er kam ihm auch irgendwie bekannt vor, aber sein Name fiel ihm immer noch nicht ein.

Von dem Mann weg- und sich umsehend, registrierte er ein großes Schlafzimmer, sehr wohlhabender Klasse, ließ seinen Blick noch einen Moment schweifen, bis dieser auf den Radiowecker, direkt neben dem Bett auf dem Nachtschrank, fiel.
2.04 Uhr.

Er konnte sich nicht mehr wirklich erinnern, wie er hierher gekommen war.

Ein leises Aufstöhnen vor Kopfschmerz entfuhr ihm und er versuchte diesen zu ignorieren.
Immer noch seine Gedanken sortierend, kam er einfach nicht darauf, wo er war.

Ein leises Rascheln schreckte ihn aus diesen Gedanken auf und wandte seinen Blick zu dem anderen Mann neben sich.
Dieser hatte sich gerade zu ihm, im Schlaf, herum gedreht und schlief anscheinend den Schlaf der Gerechten.

Als er in dem Halbdunkel dessen Gesicht näher betrachtete, fiel ihm wieder ein, wer er war.
Es war Einer seiner Stammkunden.
Ein erfolgreicher Geschäftsmann, verheiratet und hatte zwei Kinder.
Dessen Frau arbeitete in der Politik.
Beim Stadtrat oder im Capitol. So genau wusste er das nicht mehr.
Aus diesem Grund war dessen Frau oft unterwegs, weshalb er sich mit ihm nur unregelmäßig treffen konnte. Je nach Terminplan.
Er war sich ziemlich sicher, dass die Ehefrau ihn ebenso betrog. Vielleicht eine Affäre mit einem viel jüngeren Lover. Alle Fotos, die er von ihr gesehen hatte, war sie eine sehr attraktive und schöne Frau, was diesen Schluss nahelegte.

Erneut aus seinen Gedanken kommend, sah er immer noch in das Gesicht des älteren Mannes.
Das Gute an diesem Stammkunden war, dass er es ziemlich ‚normal‘ mochte.
Also keine perversen oder abartigen Wünsche und Anforderungen.
Etwas, was zunehmend seltener wurde bei seinen Kunden.
Das einzig Merkwürdige an diesem Mann war nur, dass er ihm nie ins Gesicht sehen wollte, wenn sie Sex hatten.
Immer nahm er ihn von hinten und bestand auch sonst darauf, dass er selbst ihn nie ansah oder beobachtete.
Schon sehr seltsam.

Ein leichtes Frösteln überlief ihn in dem Moment, welches kaum etwas mit der Raumtemperatur zu tun hatte.

Natürlich hatte sein Kunde die Blessuren und anderen Spuren der letzten Nacht an ihm bemerkt, aber keine Fragen dazu gestellt.

Der Schwindel in seinem Kopf kam zurück und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf fassend, wandte er schließlich den Blick vom Gesicht des Anderen, ab.

Dieses Symptom war nur ein Anzeichen seines Körpers, bevor es ihm bald richtig mies ging.
Es waren die Nachwirkungen von dem vielen Alkohol und den Drogen, die er vorhin eingenommen hatte.
Wobei der Anteil des Alkohols wie immer geringer als die der Drogen war.
Aber anders hätte er diesen Abend nicht überstanden, auch wenn er sich dafür verfluchte.
Als der Anruf des Kunden am späten Nachmittag kam und trotz des Wissens, dass dieser eher „harmlos“ im Gegensatz zu seinen anderen Kunden war, hatte er dem Drang nach Alkohol und Drogen nicht widerstehen können.

Ein blitzartiger Kopfschmerz und das leichte Rebellieren seines Magens machten ihn darauf aufmerksam, dass er nicht mehr allzu viel Zeit hatte, um von hier zu verschwinden.
Zusätzlich erinnerte er sich daran, dass dieser Kunde es absolut nicht mochte, wenn man am Morgen danach noch in seinem Bett lag.
Nicht nur aus dem Grund, dass seine Frau oftmals unverhofft zu Hause erschien und dies auch mal mitten in der Nacht oder am frühen Morgen sein konnte, sondern auch, dass der Ältere morgens seine Ruhe beim Aufstehen haben wollte.
Ergo blieb ihm nichts anderes übrig, als nun zu verschwinden.
Eben wie eine Hure, die nach getaner Arbeit wieder davon gejagt wurde., fuhr es ihm ein wenig ironisch durch den Kopf und musste sich ein verbittertes Auflachen dabei verkneifen.

Nach diesem zweifelhaften Höhenflug in Gedanken, wurde er sofort wieder ernst und die so oft niedergedrückte Verzweiflung brach wieder hervor.
Tränen versuchten sich dabei in seine Augen zu stehlen, um diesem nagenden Gefühl endlich einmal nachzugeben.

Den Gedanken augenblicklich beiseite schiebend und um sich abzulenken, schlug er hastig die Bettdecke zurück, rutschte zum Rand des breiten Doppelbettes und stand langsam auf.

Vorsichtig suchte er festen Stand und richtete sich nach und nach auf.
Das Zimmer kreiste erneut um ihn und seine Beine fühlten sich unglaublich wackelig an.
Hinzu kam, dass der Alkoholpensum sein Gleichgewichtssinn erheblich beeinträchtigt hatte und versuchte dies auszugleichen, in dem er sich krampfhaft an dem Nachtschrank neben ihm festhielt, um nicht unangenehme Bekanntschaft mit dem Zimmerboden zu machen.

Es dauerte beinahe fünf endlose Minuten, bevor das Zimmer wieder stillstand und er einigermaßen normal stehen konnte.

Er wartete noch weitere drei Minuten, ehe er sich langsam in Bewegung setzte und nach und nach seine Kleidung vom Boden und der nahestehenden Kommode auflas und noch langsamer wieder anzog.
Das flaue Gefühl in seinem Magen wurde zusehends stärker und er musste sich nun wirklich beeilen.
Nach fast fünfzehn Minuten war er wieder komplett angezogen.
Sein Blick wanderte wie automatisch zu dem kleinen Beistelltisch, neben dem Schminktisch der Frau, sah den kleinen, weißen Umschlag darauf, griff danach und steckte ihn in seine Umhängetasche.
Sich anschließend davon abwendend, sah er noch einmal zurück zu dem großen Doppelbett, wandte sich dann aber endgültig ab und verließ so gut wie lautlos dieses große Anwesen.



Es war kurz nach 3 Uhr morgens, als er erschöpft und sich noch schlechter fühlend als zuvor, sein Apartment erreichte.
Die Tür leise aufsperrend, betrat er anschließend seine Wohnung und machte sich nicht die Mühe das Licht einzuschalten.
Nachdem er sein Jackett, seine Schuhe und seine Umhängetasche abgelegt hatte, bewegte er sich vorsichtig und langsam durch den kleinen Flur, ins Schlafzimmer.
Dort angekommen, tastete er kurz nach dem Lichtschalter, ehe er das Oberlicht einschaltete und augenblicklich die Augen, aufgrund der plötzlichen Helligkeit, zukniff.
Im selben Moment verstärkten sich seine Kopfschmerzen und er würde sich beeilen müssen, um dieser Schmerzen verursachenden Helligkeit schnellstmöglich wieder zu entkommen.

Zielstrebig bewegte er sich zu seinem Stuhl, in der Nähe des Kleiderschranks, und nahm die dort abgelegten Sachen, die er zum Schlafen anzog, an sich, um sofort wieder kehrt zu machen und das Badezimmer aufzusuchen.
Er würde sich nicht eher ins Bett begeben, wenn er nicht zuvor noch Duschen war.
Einfach, um dieses Gefühl des Benutzens, wie auch den Schweiß durch seine Aktivitäten, und die damit verbundenen Erinnerungen an den Abend, abzuwaschen.
Ein Schauer des Ekels überlief ihn kurz dabei, aber er schob ihn beiseite.
Es war nicht das erste Mal, dass er dieses Gefühl hatte und würde auch nicht das letzte Mal sein.
Und sich damit in einer endlos, fruchtlosen Debatte damit auseinander zu setzen, würde zum einen zu Nichts führen und zum anderen, würde es eh nichts an seiner Situation ändern.

Wiederum stieg dieses nagende Gefühl der Verzweiflung in ihm auf und er wusste seine Gefühle würden ihn bald übermannen, wenn er sich nicht sofort mental dagegen wehrte.

Sich wieder auf sein Vorhaben konzentrierend, ging er nun schnurstracks in das kleine Badezimmer, um nach der Dusche, einfach nur noch schlafen zu wollen.


Zwanzig Minuten später.
Sich ausgelaugt und irgendwie schwach fühlend, aufgrund der Nachwirkungen der Drogen und des Alkohols, bewegte er sich langsam in Richtung Bett.
Er brauchte jetzt dringend Ruhe und Schlaf.

Beim Bett angekommen, schlug er die Decke zurück und kroch hinein.
Er wusste, er würde keine erholsame Nachtruhe haben, aber er war froh endlich in seinem eigenen Bett zu liegen.
Den Arm ausstreckend, schaltete er das grelle Oberlicht, mit einem weiteren Lichtschalter neben seinem kleinen Nachtschrank, aus und ließ sich in die Kissen sinken.

Ein erschöpftes, leises Seufzen entfuhr ihm, als er die Kühle des Bettes wahrnahm.
Die Augen schließend, versuchte er es sich bequem zu machen, kuschelte sich ein und sog tief den Atem ein, um zur Ruhe zu kommen.

Er vernahm den Geruch frischgewaschener Wäsche, zusammen mit einem angenehm schwachen Duft, der ihm irgendwie vertraut war, aber nicht darauf kam, was es war.
Dem gedanklich nachgehend, dauerte es einen längeren Moment, ehe er überrascht seine Augen wieder öffnete.
Es war Dereks Geruch!
Aber wie kam dieser hier her?
Es war über eine Woche her, dass der Ältere bei ihm übernachtet hatte und seitdem war der Andere nicht wieder bei ihm zu Hause gewesen.
Also, wie kam dann dessen Geruch hierher, wenn…, dachte er noch, als sein Blick zufällig sein T-Shirt streifte, dass er trug und auf einmal stutzte.
Dies war nicht sein T-Shirt.
Zum einen war es mit Sicherheit beinahe zwei Nummern zu groß und zum anderen trug er keine bedruckten T-Shirts zum Schlafen.
Wie also kam dann dieses T-Shirt hierher?
Woher…

Derek!
Dieses T-Shirt musste Derek gehören! Aber wie kam es hierher?
Der Andere hatte bei seinem letzten Besuch kein bedrucktes T-Shirt getragen und…

Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Gestern Morgen bzw. Mittag, als er es eilig gehabt hatte, um zu seinem Termin mit dem Professor zu kommen, hatte er in Dereks Zimmer einfach blindlings nach seiner Kleidung gegriffen und angezogen.
Dabei musste er versehentlich auch Dereks T-Shirt ergriffen und angezogen haben.
Anders konnte er es sich nicht erklären.
Zumal er ja gestern gar kein T-Shirt unter seinem Hemd getragen hatte.
Er hatte in dem Moment überhaupt nicht daran gedacht, sondern sich einfach schnell angezogen.
Und da er noch keine Zeit gehabt hatte, auch sein Schlafzimmer aufzuräumen, hatte er es gestern beim Umziehen einfach auf den Stuhl geschmissen und nun, bevor er ins Bad gegangen war, einfach achtlos an sich genommen, in der Meinung sein Schlafshirt ergriffen zu haben.

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als ihm bewusst wurde ein Kleidungsstück von Derek zu tragen.
Daher auch der schwache Duft nach ihm.

Das sanfte Lächeln blieb in seinem Gesicht, als er wiederum das T-Shirt betrachtete.
Ob der Andere schon bemerkt hatte, dass er, ausversehen, sich ein Kleidungsstück von ihm angeeignet hatte?
Bei dem Gedanken daran, dass Derek möglicherweise sein halbes Zimmer auf den Kopf stellte, um eines seiner T-Shirts zu finden, brachte ihn zum Lachen.
Er konnte es sich lebhaft vorstellen, wie der Ältere alle Möglichkeiten durchging, wo er dieses T-Shirt hingelegt haben könnte und es doch nirgendwo fand.

Diese Vorstellung ziehen lassend, zierte weiterhin ein Lächeln sein Gesicht, als er daran dachte, dass es sich richtig toll anfühlte, ein Kleidungsstück des Anderen zu tragen und es sich beinahe auch so anfühlte, als ob Derek direkt neben ihm wäre.

Etwas ernster werdend, war es beinahe so, als würde er die behutsame Umarmung Dereks um ihn spüren können.
Genauso, wie sie letzte Nacht eng nebeneinander gelegen hatten und der Dunkelhäutige ihn getröstet hatte.
Es war ein großartiges Gefühl gewesen, ihm so nahe zu sein.
Ein Gefühl von Wärme, Nähe und Geborgenheit.
Dazu noch die sanften Berührungen Dereks und er hatte sich, trotz der Umstände, rundum wohlgefühlt.
Beschützt und mit dem Wissen, dass alles gut werden würde.
Einfach toll.

Anscheinend war es dem Anderen ähnlich ergangen, sonst hätte dieser sicherlich nicht gefragt, ob er ihn bald wiedersehen konnte, oder?!

Wiederum schlich sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen.
Erneut schloss er die Augen, atmete ein weiteres Mal tief ein und ließ sich von Dereks Duft sanft ins Reich der Träume führen.
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