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Collegezeit

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Derek Morgan Dr. Spencer Reid
08.09.2018
18.05.2023
71
148.408
12
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29.07.2020 1.959
 
59. Kapitel: Keine Zeit

Als er das nächste Mal erwachte, stand die Sonne hoch am Himmel und stahl sich mit ihren Sonnenstrahlen vermehrt durch den nicht ganz zu gezogenem Vorhang und kitzelte ihn wach.

Ohne die Augen zu öffnen, drehte er sich herum, weg von der Sonne und stutzte im nächsten Augenblick, als er einen feinen Lufthauch an seinem Hals spürte, zusammen mit einer lockeren Umarmung.

Nun gänzlich hellwach, schlug er schließlich ein wenig panisch seine Augen auf und begriff erst nach mehreren Sekunden, wer da bei ihm war.

Zerwuschelte, braune Haare umgaben ein friedlich schlafendendes Gesicht und es war niemand anderes als Spencer, der neben ihm lag.

Kurz seinen Blick ausgiebig über den Jüngeren schweifen lassend, glitt sein Blick dann automatisch weiter zu seinem Wecker.
11.43 Uhr.

Scheiße!, fluchte er in Gedanken und wusste, dass würde riesigen Ärger geben.
Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit hatte er die Vorlesung bei seinem am wenigsten beliebten Professor versäumt.
Wenn nicht ein kleines Wunder geschah, konnte er sich schon mal getrost von seiner Zulassung zur Prüfung in diesem Fach verabschieden.
Verdammt!

Zerknirscht und ein wenig sauer, glitt sein Blick wieder zurück zu der Person neben sich.

Wie von selbst, verschwanden bei dessen Anblick die eben noch wichtigen Gedanken und sein Blick wurde weich.

Auch, wenn er einen Haufen Ärger und vielleicht sogar nicht die Zulassung zu der Prüfung bekommen würde, war es das doch wert gewesen.
Wie hätte er den Jüngeren auch abweisen können, egal, ob er mitten in der Nacht bei ihm auftauchte und so manches Geheimnis um seine Person enthüllt hatte.
Nein, dieses Risiko und auch die kommenden Konsequenzen waren es ihm wert gewesen.
Der Andere hatte seine Hilfe gebraucht und er hätte es auch niemals über das Herz gebracht, ihn nach ihrem Gespräch einfach nach Hause zu schicken.
Nein, Spencer hatte Trost und Hilfe gebraucht und er hatte es ihm gegeben.
Auch, wenn er sich wünschte mehr tun zu können.

Sein Blick vertiefte sich wieder, als er wiederum den Jüngeren eingehend beim Schlafen betrachtete.

Für einen Moment noch zögernd, folgte er dann seinem Instinkt, beugte sich leicht vor und setzte einen sanften Kuss auf dessen Lippen.

Diesen geringfügigen Kontakt genießend, konnte er wenig später nicht anders, als bestimmender zu werden.

Er fühlte, wie Spencers Mundwinkel leicht zuckten, ehe dieser sich etwas regte, was ihm zum Anlass diente weiter zu machen.
Den Kuss in die Länge ziehend und den Anderen nun auch leicht an der Wange berührend, regte sich der Jüngere nun stärker und als er sicher war, dass sein Gegenüber wach war, löste er den Kuss.

Ihn beobachtend, wie sein Bewusstsein nun vollkommen zurück im Hier und Jetzt war, rief er ihn leise: „Hey, Spence!“, und streichelte nun zart über dessen Wange.

Ein nun starkes Regen ging durch den Körper des Anderen und nur wenige Sekunden später öffnete der junge Doktor seine Augen.

Leicht orientierungslos und verschlafen, dauerte es einen Moment, ehe dieser begriff, kurz seinen Blick schweifen ließ, bis sein Blick den Seinem begegnete.

Schmunzelnd, sah er den Jüngeren an und sagte dann leise: „Guten Morgen!“, was ihm einen halb verwirrten, teils verständnislosen Blick einbrachte, ehe dessen Verstand begann zu arbeiten.

„Morgen.“, kam die leise und ziemlich müde Entgegnung.

Ihn weiterhin ansehend, wollte er schon zu einer Frage ansetzen, als ihm Spencer zuvor kam und eher aus Notwendigkeit, denn wirklichem Interesse fragte: „Wie spät ist es?“

Kurz verwundert über diese Frage, sah er für wenige Sekunden zurück zu seinem Wecker, ehe er dem Anderen die Frage beantwortete: „11.48 Uhr.“

Für einen Moment schien der Andere nur verständnislos vor sich hinzustarren, bevor er seine Augen plötzlich weit aufriss, sich ruckartig aufsetzte und beinahe ein wenig geschockt äußerte. „So spät schon?“, und kaum, dass dieser es gesagt hatte, die Bettdecke zurück warf und aus dem Bett aufstand.

Nun seinerseits ziemlich verwirrt, setzte er sich ebenso etwas auf und sah dem Jüngeren zu, wie er sein Hemd und seine Krawatte auf dem Boden suchte.
Sich keinen Reim darauf machen könnend, sah er sein Gegenüber irritiert an und fragte schließlich: „Spencer, was ist denn los?“, und verstand gerade überhaupt nichts.

Der Angesprochene hob gerade seine Krawatte vom Boden auf, sah ihn an und antwortete schnell: „Ich habe um 13 Uhr einen wichtigen Besprechungstermin mit meinem Doktorvater zu dem ich unbedingt hin muss! Wenn ich zu spät komme oder ihn versäume, macht dieser einen Riesen-Aufstand!“
Kaum ausgesprochen, wandte der Jüngere sich auch schon wieder ab und suchte weiter nach seinem Hemd.

Ihm weiterhin mit seinem Blick folgend, wusste er nicht, was er darauf antworten sollte.

Nach weiterem Suchen fand Spencer anscheinend sein Hemd, nahm es von seiner Schreibtischstuhllehne und zog sich erst sein T-Shirt und dann das Hemd an, ohne es zu zu knöpfen.
Danach wirbelte er herum und griff eilig nach seiner Jacke, stopfte seine Krawatte lieblos in seine gerade entdeckte Umhängetasche und suchte seine Schuhe.
Als der Andere diese anzog, stand auch er aus seinem Bett auf und ging die wenigen Schritte zu ihm hinüber.

Nachdem Spencer nun wieder komplett angezogen war, sah dieser auf und ihn an.
Sein Blick spiegelte ein leicht schlechtes Gewissen und Bedauern wider.
Wozu es eigentlich keinen Grund gab.

Schweigend sahen sie sich lange an, ehe der junge Doktor das Wort ergriff und leise sagte: „Ich muss jetzt gehen.“, und man deutlich den bedauernden Unterton heraushörte.
Doch Pflicht war Pflicht.

Einen weiteren Moment schwieg er noch, bevor er leicht schmunzelnd antwortete: „Schade. Ich hätte dich zu gerne zum Frühstück eingeladen! Aber vielleicht klappt es ja ein anderes Mal!“, und konnte nun nicht anders als zu lächeln.

Es war wirklich schade.
Er hätte den Anderen wirklich gerne zum Frühstück eingeladen.
Was er dann wohl gegessen hätte?, fragte er sich einen Augenblick lang, ehe er den Gedanken verbannte und immer noch in Spencers ziemlich ernstes und bedauerndes Gesicht sah.

Die Minuten zogen sich in die Länge, ohne das Einer von ihnen den Blickkontakt löste.

Schließlich war es erneut der Jüngere, der sagte: „Ich muss jetzt wirklich gehen, Derek!“

Aus seinen Gedanken kommend, antwortete er nur halb zuhörend: „Ja. Ja, natürlich!“, und versuchte nicht allzu enttäuscht zu klingen.
Erneut konnte er erneut diese eigenartige Atmosphäre, beinahe knistern, zwischen ihnen fühlen, wie schon einige Male zuvor.

Gerade als Spencer ihn zum dritten Mal etwas fragen wollte, kam er ihm zuvor und entgegnete: „Aber ich darf dich doch wiedersehen? Bald?!“, setzte er noch schnell und hoffnungsvoll nach, und konnte spüren, wie er ihn jetzt schon vermisste.

Für einen Moment musterte ihn der Andere eindringlich, ehe er ihm lächelnd antwortete: „Ja, natürlich!“, und noch ehe er es richtig vernommen hatte, war der Spencer vorgeschnellt und gab ihm einen sanften Kuss auf den Mund.

Etwas überrumpelt davon, kam er nur kurz in den Genuss dieser zärtlichen Geste, als sich der Jüngere auch schon wieder von ihm löste, ihm tief in die Augen sah und leise: „Danke.“, hauchte.

Dem Blick standhaltend, brauchte er keine weiteren Erklärungen.

Einen langen Augenblick hielt ihr intensiver Blickkontakt noch an, ehe sich der junge Doktor endgültig abwendete und eilig sein Zimmer verließ.

Ihm nachsehend, flüsterte er leise in die Stille des Zimmers hinein: „Gern geschehen!“, was der Andere nicht mehr hörte.

Eine kleine Weile stand er einfach nur so da und starrte vor sich hin.
Schließlich gab er sich einen Ruck und wandte sich ebenfalls um.
Wiederum fiel sein Blick auf seinen Radiowecker und die angezeigte Zeit sagte ihm, dass auch er nicht mehr viel Zeit hatte.

Die Aufgaben für seine heutige Zusatzvorlesung waren unvollständig und die Aufgaben für die morgige Rechtsgeschichte-Vorlesung waren noch nicht einmal angefangen.
Was hieß, dass er bis zum Beginn seiner Zusatzvorlesung die Zeit nutzen und in die Bibliothek gehen sollte, wenn er sich keine schlechte Note, anderen Ärger oder unzählige Zusatzaufgaben bis zur Abschlussprüfung einhandeln wollte.
Mittagessen würde er sich irgendwo zwischendurch holen müssen.

Aber bevor er nun wirklich in den Tag startete, müsste er ein wenig sein Zimmer aufräumen.
Durch die kleine Schreibtischlampe war das kleine Chaos, besonders mit seiner Kleidung, Spencer verborgen geblieben, hätte dieser sich auch nur genauer umgesehen.
Danach würde er noch schnell duschen und dann in die Bibliothek gehen, ehe um 16 Uhr seine Zusatzvorlesung in Psychologie begann.

Einen Moment überlegend, was er zuerst in Angriff nahm, steuerte er kurz darauf sein Bett an.
Es in Ordnung bringend, musste er immer wieder daran denken, wie es sich angefühlt hatte, Spencer bei und um sich, in seinem Bett, zu haben.
Wenn auch die Gründe dafür schrecklich waren.

Wiederum spürte er einen schmerzhaften Stich im Herzen, wenn er daran dachte und was diese Bastarde mit ihm gemacht hatten.

Das Geständnis, warum er es tat, hatte ihn wirklich aus der Bahn geworfen.
Wie konnte man so etwas aushalten?
Was musste das für eine enorme Belastung sein!

Mitleidig schüttelte er den Kopf und beendete seine Tätigkeit, sein Bett zu richten.

Gleichzeitig kam erneut bei diesem Gedanken die Frage in ihm auf, wie er zu diesem ‚Job‘ überhaupt gekommen war.
Es war ja nun nicht so, dass man sich mal eben dazu entschloss einfach als Callboy zu arbeiten. Die Bezahlung mal beiseite gelassen.
Wie kam Spencer zu diesem Job?

Er bezweifelte, dass es da keine anderen Möglichkeiten gegeben hätte, bei der hohen Intelligenz des Jüngeren.
Wie also?

Eine Frage, die er nicht beantworten konnte.
Er wusste, irgendwann würde er den Anderen danach fragen, aber wollte er die Antwort wirklich ganz genau wissen?!

Resigniert, seufzte er auf.
Diese Gedanken führten zu nichts.

Ein weiteres Mal seufzte er leise auf und besah sich sein nun gemachtes Bett.
Zufrieden, wandte er sich davon ab und seinem Schreibtisch mit den herumliegenden Kleidungsstücken, zu.

Zunächst die benutzten Kleidungsstücke in seinen Wäschekorb werfend, nahm er sich dann die sauberen und teils nicht zusammen gelegten T-Shirts und Hosen.

Sorgfältig, faltete er sie und verstaute sie in seinem Kleiderschrank.

Zumindest solange, bis er plötzlich stutzte.
Wo war sein College-T-Shirt?
Er hatte es erst vorgestern, zusammen mit seinem Kapuzen-Pullover und zwei weiteren weißen T-Shirts einfach über die Lehne seines Schreibtischstuhls geworfen, nachdem er es vom Wäscheständer genommen hatte, und an diesem Tage keine Lust mehr gehabt, sie ordentlich wegzuräumen.
Wo war es hin?

Die übrigen Sachen noch einmal durchsehend und kurz einen Blick in seinen Schrank werfend, war es dort nicht.
Und in dem Wäschekorb war es garantiert nicht.
Wo war es nur?
Hatte er es verlegt? Irgendwo vergessen? War es…?

Doch die letzte Frage konnte er nicht mehr zu Ende denken, denn urplötzlich durchzuckte ihn ein Bild, dass ihm schon in dem vergangenen Moment etwas merkwürdig vorkam.
Spencer!
Spencer hatte sein College-T-Shirt!

Dieser hatte vorhin eilig nach seinen Sachen gesucht und sich hastig angezogen.
Und dabei auch nach einem weißen T-Shirt, dass über seinen Schreibtischstuhl lag, gegriffen, ehe er es anzog und sein Hemd dann darüber.
Doch als der Jüngere die vergangene Nacht bei ihm auftauchte, hatte dieser kein T-Shirt unter seinem Hemd angehabt.
Denn als der Andere sich entkleidet hatte, weil er dessen Wunden versorgen wollte, trennte nur das Hemd die Sicht auf die Verletzungen.
Und als er ihn vorhin beim Suchen seiner Kleidung beobachtet hatte, war für einen Moment lang der Impuls in ihm aufgekommen, dass das übergezogene T-Shirt an ihm irgendwie lächerlich aussah.
Und der Grund lag nun auf der Hand: es war viel zu groß für Spencer!

Bei diesem Bild leise auflachend, konnte er es sich schon richtig gut vorstellen, wenn dieser bemerkte, was er da anhatte.

Weiterhin amüsiert lachend, würde er zu gern dabei sein.
Aber das war nicht möglich.

Den Blick hebend, traf dieser erneut seinen Radiowecker und mit einem Mal ernst werdend, schnappte er sich nun den zusammengelegten Stapel Kleidung und legte ihn in seinen Schrank.
Dann nahm er sich frische Kleidung für den Tag und machte kehrt, um nun endgültig ins Bad zu gehen und zu duschen.
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