Collegezeit
von Lady Duchess
Kurzbeschreibung
Derek ist im letzten Semester seines Jurastudiums in Washington D.C., als sein Leben unvorhergesehen auf den Kopf gestellt wird. [AU]
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Derek Morgan
Dr. Spencer Reid
08.09.2018
18.05.2023
71
148.408
12
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09.03.2020
1.973
56. Kapitel: Nächtlicher Hilferuf
Ein merkwürdiges und auch penetrantes Geräusch, ließ ihn aus dem Schlaf hochschrecken.
Was war das?
Verschlafen und leicht orientierungslos, dachte er nur eins: er war müde.
Die Arbeit im Café hatte ganz schön geschlaucht und er hatte jetzt keinen Nerv dafür sich wieder mit Zacks Bett-Aktivitäten herumzuschlagen.
Sein Kopf wieder auf das Kissen fallen lassend, driftete er bei der wohligen Wärme erneut in den Schlaf ab.
Doch wiederum erklang dieses penetrante Geräusch und sich nun etwas missmutig halb aufsetzend, sah er sich irritiert um.
In der Dunkelheit den Verursacher dessen nicht ausmachen könnend, blieb sein Blick schließlich auf seinem Nachtschrank hängen.
Dort lag sein Handy, stumm und auf Vibrationsalarm geschaltet, und war die Quelle dieses Geräusches.
Verwundert darüber und auch immer noch nicht ganz wach, tastete er kurz danach und ergriff es, während sein Blick auf seinen Wecker fiel, der ebenfalls auf dem Nachtschrank stand.
3.09 Uhr.
Wer zum Teufel rief ihn um diese Uhrzeit an?
Ohne auf das Display zu sehen und hundemüde, ging er schließlich ran und sprach: „Hallo?“
Es verstrich ein kurzer Augenblick der Stille, ehe eine leise Stimme antwortete: „Derek?“, und er sie sofort erkannte.
Überaus überrascht davon und nun etwas wacher, entgegnete er einfach: „Spencer!“, und wollte schon zu einer Frage ansetzen, als der Andere ihm zuvor kam und nach einer weiteren kurzen Stille fragte: „Derek, kann ich zu dir kommen?“, und ein eigenartiger Unterton war in dessen Stimme zu vernehmen.
Seine inneren Alarmglocken schrillten auf, da der Jüngere so gar nicht nach sich selbst klang.
Beunruhigt davon, erwiderte er ernst: „Was ist passiert?“, und seine Sorge wuchs mit jeder Sekunde, die Spencer still verstreichen ließ.
Doch der junge Doktor überging diese Frage und wiederholte schlicht: „Derek, kann ich zu dir kommen?“
Und nun klang es beinahe flehend.
Weiterhin in Alarmbereitschaft, setzte er sich jetzt vollständig in seinem Bett auf, während seine Gedanken anfingen zu rasen, er nun hellwach war und angespannt eine Gegenfrage stellte: „Wo bist du?“
Dieses Mal antwortete Spencer sofort und sagte: „Ich bin in der Nähe.“, und er wusste nicht so recht, was er mit dieser eher nichtssagenden Information anfangen sollte.
Schon zum Bettrand rutschend, um aufzustehen, arbeitete sein Gehirn auf Hochtouren, was dies zu bedeuten hatte, als ihm klar wurde, dass der Andere noch auf eine Antwort wartete.
Nun aus seinem Bett aufstehend, erwiderte er schnell: „Okay. Wenn du bei meinem Wohnheim ankommst, klingele mich kurz auf dem Handy an! Dann mache ich dir auf und weckst so keinen meiner Mitbewohner!“, und sah sich hektisch nach einem T-Shirt in seinem Zimmer um, während er auf eine Antwort wartete.
Der Jüngere schien erleichtert über diese Antwort zu sein, denn er erwiderte etwas ruhiger, wenn auch kurz angebunden: „Ich bin gleich da.“, und legte dann unverzüglich auf.
Einen längeren Moment dem monotonen Besetztzeichen lauschend, legte er dann ebenfalls auf und fand ein sauberes T-Shirt, dass über der Lehne seines Schreibtischstuhls lag.
Darauf zu gehend, nahm er es an sich und zog es sich über, ehe er leise sein Zimmer verließ und durch den dunklen Flur zur Wohnungstür ging.
Er war noch keine zwei Minuten dort, als auch schon sein Handy dreimal vibrierte, bevor es wieder verstummte und er den Summer betätigte, der seinem nächtlichen Überraschungsgast Einlass gewährte.
Er war wirklich gespannt was der Anlass war, dass Spencer ihn inmitten der Nacht aufsuchte.
Allerdings breitete sich bei dieser Frage auch ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend aus, als er an die ziemlich angespannte und so anders klingende Stimme des Anderen dachte.
Es schien so, als ob dieses Gefühl wie eine Warnung war.
Sich von diesem Gedanken losreißend, öffnete er die Wohnungstür und lauschte den leisen, aber stetig näher kommenden Schritten im dunklen Treppenhaus.
Anscheinend hatte der Jüngere kein Licht machen wollen, was ihn doch sehr irritierte.
Weiter den näherkommenden Schritten lauschend, vernahm er die dunklen Umrisse einer Person, die gerade den Treppenabsatz erreichte und nun auf ihn zu kam.
Mit leicht klopfendem Herzen erkannte er Spencer, als dieser nur noch drei Schritte von ihm entfernt war.
Kurz darauf stand der junge Doktor vor ihm und nur flüchtig einen Blick auf ihn riskieren könnend, erwiderte sein Gegenüber diesen nur wenige Sekunden, bevor er den Blickkontakt fast sofort wieder abbrach und wortlos an ihm vorbei, in seine WG ging.
Nun sichtlich verwirrt über dieses Verhalten, sah er ihm kurz nach und schloss dabei leise die Wohnungstür.
Spencer war wenige Schritte von ihm entfernt stehen geblieben und ihm stumm zu verstehen gebend, folgte der Jüngere seiner Aufforderung in sein Zimmer zu gehen.
Einen Augenblick sah er seinem ‚Gast‘ noch hinterher, ehe er dessen Beispiel folgte und ebenfalls in sein Zimmer ging, ohne Licht im Flur zu machen, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.
Sein ungutes Gefühl verstärkte sich mit jedem weiteren Schritt, den er dem Anderen in sein Zimmer folgte.
Nur kurz nach dem Jüngeren eintretend, schloss er seine Zimmertür und wandte sich um.
Spencer stand mitten im Raum und schien unsicher zu sein, was er jetzt tun sollte.
Sich dafür entscheidend, dass Gespräch zu beginnen, wenn ein wenig Licht den Raum erhellte, ging er hinüber zu seinem Schreibtisch und schaltete die darauf stehende Lampe ein.
Anschließend wandte er sich erneut dem jungen Doktor zu, der sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt hatte und seinen Blick mied.
Kurz abwägend, entschloss er sich dann für die direkte Variante und trat näher an Spencer heran.
Immerhin wollte er Antworten und eine Erklärung, warum, in Gottes Namen, dieser ihn mitten in der Nacht anrief und um einen Besuch bat.
Nur einen Schritt von ihm entfernt stehen bleibend, konnte er ihn nun das erste Mal deutlich erkennen und war einen Augenblick später überaus entsetzt über dessen Anblick.
Sein Gegenüber nun genauestens von oben bis unten musternd, fehlten ihm einfach die Worte.
Und immer noch erschrocken vor Entsetzen, stellte er leise die einzig richtige Frage: „Was ist passiert?“, und bemerkte nicht, dass seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern war.
Erschrocken und heftig zusammenzuckend, bei der Anrede, obwohl es sehr leise gewesen war, wandte Spencer nun zum ersten Mal seinen Blick direkt ihm zu, um diesen nur kurz darauf ein weiteres Mal abzubrechen und schwieg weiterhin.
Nun auch die allerletzte Distanz zwischen ihnen überwindend, stand er nun direkt vor dem Anderen und musterte ihn erneut.
Der Jüngere sah übel aus.
Und ein furchtbar, schmerzhafter Stich durchbohrte bei diesem Anblick sein Herz.
Er erkannte leichte Quetschungen an Spencers Hals, die ziemlich rot waren, gefolgt von mehreren Knutschflecken, die halb unter dem nicht korrekt sitzenden Hemd hervorlugten und ihn geradezu anstarrten.
Seine linke Wange sah aus, als ob ihn dort jemand geschlagen hätte.
Die Lippen waren zerbissen und teilweise rissig. Ob selbst verschuldet oder durch Fremdeinwirkung konnte er nicht sagen.
Seinen Blick weiter hinab wandern lassend, bemerkte er gerötete Haut um dessen Handgelenke, von denen er nicht genau wissen wollte, woher diese stammte.
Die durch die Kleidung verborgenen Merkmale, die mit Sicherheit da waren und bezeugten, dass etwas passiert war, eigentlich noch weniger.
Ganz zu schweigen von etwaigen Verletzungen in noch sensibleren und intimeren Gegenden…
In dem Moment zuckte er innerlich heftig zusammen und atmete erschrocken tief ein.
Ein grauenhafter Verdacht regte sich in ihm und versetzte ihn in leichte Panik.
Aber er musste es wissen.
Seinen ganzen Mut zusammennehmend, sah er den Anderen eindringlich an, schluckte noch einmal schwer und fragte dann leise: „Spence?! Wurdest du vergewaltigt?“, und es war kaum mehr ein Flüstern.
Kaum, dass er den Satz zu Ende gesprochen hatte, zuckte der Jüngere heftig zusammen und ein teils schockierter, teils panischer Blick, streifte ihn.
Ein unkontrolliertes Zittern überlief dessen Haut und die Hände krampfhaft zu Fäusten ballend, so dass die Fingerknöchel weiß hervortraten, entgegnete sein Gegenüber nur einfach „Was?“, obwohl er es genau verstanden hatte.
Sich bis zum Äußersten anspannend und innerlich zum Zerreißen gespannt, wiederholte er einfach die Frage: „Spence! Wurdest du vergewaltigt?“, und hatte keine Ahnung, was er denken sollte, wenn der Andere ihm seine Vermutung gleich bestätigte.
Nervös und auch ein wenig ungeduldig wartete er auf eine Antwort, doch Spencers Reaktion fiel allerdings anders aus, als er gedacht hatte.
Denn dieser entgegnete ungläubig: „Was?! Nein! Ich…ich war arbeiten und…und…“, begann er zu stammeln, wurde jedoch von ihm unterbrochen, als er ihm ins Wort fiel und fragte: „Was dann?“, und konnte nur noch mit Mühe seine aufgewühlten Emotionen aus seiner Stimme halten.
„Ich…ich…“, begann der junge Doktor erneut, ehe er dann halbwegs klar formulierte: „Ich hab…habe einen Kunden, der in regelmäßigen Abständen Partys gibt und auf denen ich dann sein musss, weil…“
Der Andere brach zum wiederholten Male ab und vorsichtig nachhakend, sprach er sanft: „Was geschah dann?“, und ihm grauste schon vor der Antwort.
Als ob er das Zauberwort gesagt hatte, sprudelte es schließlich nur so aus Spencer, der scheinbar ein wenig unter Schock stand, heraus: „Auf diesen Partys und wenn er mich will, dann lädt er manchmal auch noch andere Freunde von ihm ein. Mindestens zwei. Und sie…sie…Er erlaubt ihnen dann alles mit mir zu machen, weil er ja dafür bezahlt hat. Und…und…Manche, sie…sie…sind okay, aber andere, die so wie er sind, die verlangen…wollen…machen… und…“, und an dieser Stelle brach seine Stimme endgültig weg.
Gefangen und gepeinigt von dem Durchlebten, welches erst wenige Stunden alt war, entrann sich dem Jüngeren ein leiser, quälender Schrei der Verzweiflung.
Und noch bevor dieser seine Kehle verlassen konnte, warf dieser sich ohne Vorwarnung an seine Brust und begann hemmungslos zu weinen.
Bitterkeit, Trost- und Hoffnungslosigkeit vermischten sich mit dem seelischen Schmerz, der sich scheinbar schon lange angestaut hatte.
Im nächsten Moment noch nicht vollständig realisiert habend, was genau Spencer ihm da gerade gesagt hatte, fühlte er sich etwas überfordert und hilflos.
Das Beben der schmalen Schultern wurde stärker und immer mehr Tränen brachen sich Bahn, so dass er instinktiv ihn mit seinen Armen fest umschloss, festhielt, und so versuchte Trost und Beruhigung zu spenden, auch wenn er am Liebsten mitgeweint hätte.
Wie konnte man so etwas einem anderen Wesen nur antun?
Wie konnte Spencer dies nur ertragen?!
Selbst bei so einem Job hatte er gedacht, dass es weniger Monster und Perverse gab, als man gemeinhin annahm.
Aber anscheinend sah die Realität ganz anders aus
Und Spencers Kunde war offensichtlich so ein abscheuliches Monster.
Nun tatsächlich die Tränen der Hilflosigkeit und Ohnmacht in sich aufsteigen spürend, umarmte er den Jüngeren noch fester, ja beschützend, und versuchte gleichzeitig stark genug für sie beide zu sein, obwohl es ihn innerlich beinahe zerriss.
Der Andere hatte sich schon vor einiger Zeit in sein Herz geschlichen und er war sich ziemlich sicher, dass dies auch nicht mehr umkehrbar war.
Ihn immer noch festhaltend, gab er ihm einen liebevollen Kuss auf dessen Haar und legte anschließend behutsam seinen Kopf auf den des jungen Doktors und versuchte so, ihn weiter zu beruhigen.
Instinktiv schmiegte sich Spencer an ihn und noch bevor er es bewusst entschieden hatte, zog er den Jüngeren sanft, aber dennoch bestimmt, mit sich zu seinem Bett und platzierte ihn vorsichtig darauf.
Nur mit viel Geschick und sanfter Gewalt gelang es ihm, den nun sehr festen Klammergriff um ihn zu lösen, um so dessen Jacke, Schuhe und Umhängetasche abzustreifen.
Achtlos ließ er die Sachen auf den Boden fallen und kroch nur einen Augenblick später zu dem Anderen in sein Bett.
Fast sofort flüchtete sich dieser in seine Arme und er gewährte ihm dies und umarmte ihn erneut fest.
Irgendwie schaffte er es noch nebenbei seine Bettdecke so zurecht zu zerren, dass er sie schließlich beide zudecken konnte.
Sich nicht im Mindesten beruhigt habend, weinte Spencer weiter herzzerreißend an seiner Brust, die längst überfälligen Tränen, und strich ihm dabei immer wieder beruhigend über den Rücken und flüsterte ihm gleichzeitig liebevolle Worte ins Ohr.
Mehr konnte er im Augenblick nicht tun.
Sich voll auf den Anderen konzentrierend, hoffte er so sehr, dass er Spencer irgendwie helfen konnte.
Ein merkwürdiges und auch penetrantes Geräusch, ließ ihn aus dem Schlaf hochschrecken.
Was war das?
Verschlafen und leicht orientierungslos, dachte er nur eins: er war müde.
Die Arbeit im Café hatte ganz schön geschlaucht und er hatte jetzt keinen Nerv dafür sich wieder mit Zacks Bett-Aktivitäten herumzuschlagen.
Sein Kopf wieder auf das Kissen fallen lassend, driftete er bei der wohligen Wärme erneut in den Schlaf ab.
Doch wiederum erklang dieses penetrante Geräusch und sich nun etwas missmutig halb aufsetzend, sah er sich irritiert um.
In der Dunkelheit den Verursacher dessen nicht ausmachen könnend, blieb sein Blick schließlich auf seinem Nachtschrank hängen.
Dort lag sein Handy, stumm und auf Vibrationsalarm geschaltet, und war die Quelle dieses Geräusches.
Verwundert darüber und auch immer noch nicht ganz wach, tastete er kurz danach und ergriff es, während sein Blick auf seinen Wecker fiel, der ebenfalls auf dem Nachtschrank stand.
3.09 Uhr.
Wer zum Teufel rief ihn um diese Uhrzeit an?
Ohne auf das Display zu sehen und hundemüde, ging er schließlich ran und sprach: „Hallo?“
Es verstrich ein kurzer Augenblick der Stille, ehe eine leise Stimme antwortete: „Derek?“, und er sie sofort erkannte.
Überaus überrascht davon und nun etwas wacher, entgegnete er einfach: „Spencer!“, und wollte schon zu einer Frage ansetzen, als der Andere ihm zuvor kam und nach einer weiteren kurzen Stille fragte: „Derek, kann ich zu dir kommen?“, und ein eigenartiger Unterton war in dessen Stimme zu vernehmen.
Seine inneren Alarmglocken schrillten auf, da der Jüngere so gar nicht nach sich selbst klang.
Beunruhigt davon, erwiderte er ernst: „Was ist passiert?“, und seine Sorge wuchs mit jeder Sekunde, die Spencer still verstreichen ließ.
Doch der junge Doktor überging diese Frage und wiederholte schlicht: „Derek, kann ich zu dir kommen?“
Und nun klang es beinahe flehend.
Weiterhin in Alarmbereitschaft, setzte er sich jetzt vollständig in seinem Bett auf, während seine Gedanken anfingen zu rasen, er nun hellwach war und angespannt eine Gegenfrage stellte: „Wo bist du?“
Dieses Mal antwortete Spencer sofort und sagte: „Ich bin in der Nähe.“, und er wusste nicht so recht, was er mit dieser eher nichtssagenden Information anfangen sollte.
Schon zum Bettrand rutschend, um aufzustehen, arbeitete sein Gehirn auf Hochtouren, was dies zu bedeuten hatte, als ihm klar wurde, dass der Andere noch auf eine Antwort wartete.
Nun aus seinem Bett aufstehend, erwiderte er schnell: „Okay. Wenn du bei meinem Wohnheim ankommst, klingele mich kurz auf dem Handy an! Dann mache ich dir auf und weckst so keinen meiner Mitbewohner!“, und sah sich hektisch nach einem T-Shirt in seinem Zimmer um, während er auf eine Antwort wartete.
Der Jüngere schien erleichtert über diese Antwort zu sein, denn er erwiderte etwas ruhiger, wenn auch kurz angebunden: „Ich bin gleich da.“, und legte dann unverzüglich auf.
Einen längeren Moment dem monotonen Besetztzeichen lauschend, legte er dann ebenfalls auf und fand ein sauberes T-Shirt, dass über der Lehne seines Schreibtischstuhls lag.
Darauf zu gehend, nahm er es an sich und zog es sich über, ehe er leise sein Zimmer verließ und durch den dunklen Flur zur Wohnungstür ging.
Er war noch keine zwei Minuten dort, als auch schon sein Handy dreimal vibrierte, bevor es wieder verstummte und er den Summer betätigte, der seinem nächtlichen Überraschungsgast Einlass gewährte.
Er war wirklich gespannt was der Anlass war, dass Spencer ihn inmitten der Nacht aufsuchte.
Allerdings breitete sich bei dieser Frage auch ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend aus, als er an die ziemlich angespannte und so anders klingende Stimme des Anderen dachte.
Es schien so, als ob dieses Gefühl wie eine Warnung war.
Sich von diesem Gedanken losreißend, öffnete er die Wohnungstür und lauschte den leisen, aber stetig näher kommenden Schritten im dunklen Treppenhaus.
Anscheinend hatte der Jüngere kein Licht machen wollen, was ihn doch sehr irritierte.
Weiter den näherkommenden Schritten lauschend, vernahm er die dunklen Umrisse einer Person, die gerade den Treppenabsatz erreichte und nun auf ihn zu kam.
Mit leicht klopfendem Herzen erkannte er Spencer, als dieser nur noch drei Schritte von ihm entfernt war.
Kurz darauf stand der junge Doktor vor ihm und nur flüchtig einen Blick auf ihn riskieren könnend, erwiderte sein Gegenüber diesen nur wenige Sekunden, bevor er den Blickkontakt fast sofort wieder abbrach und wortlos an ihm vorbei, in seine WG ging.
Nun sichtlich verwirrt über dieses Verhalten, sah er ihm kurz nach und schloss dabei leise die Wohnungstür.
Spencer war wenige Schritte von ihm entfernt stehen geblieben und ihm stumm zu verstehen gebend, folgte der Jüngere seiner Aufforderung in sein Zimmer zu gehen.
Einen Augenblick sah er seinem ‚Gast‘ noch hinterher, ehe er dessen Beispiel folgte und ebenfalls in sein Zimmer ging, ohne Licht im Flur zu machen, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.
Sein ungutes Gefühl verstärkte sich mit jedem weiteren Schritt, den er dem Anderen in sein Zimmer folgte.
Nur kurz nach dem Jüngeren eintretend, schloss er seine Zimmertür und wandte sich um.
Spencer stand mitten im Raum und schien unsicher zu sein, was er jetzt tun sollte.
Sich dafür entscheidend, dass Gespräch zu beginnen, wenn ein wenig Licht den Raum erhellte, ging er hinüber zu seinem Schreibtisch und schaltete die darauf stehende Lampe ein.
Anschließend wandte er sich erneut dem jungen Doktor zu, der sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt hatte und seinen Blick mied.
Kurz abwägend, entschloss er sich dann für die direkte Variante und trat näher an Spencer heran.
Immerhin wollte er Antworten und eine Erklärung, warum, in Gottes Namen, dieser ihn mitten in der Nacht anrief und um einen Besuch bat.
Nur einen Schritt von ihm entfernt stehen bleibend, konnte er ihn nun das erste Mal deutlich erkennen und war einen Augenblick später überaus entsetzt über dessen Anblick.
Sein Gegenüber nun genauestens von oben bis unten musternd, fehlten ihm einfach die Worte.
Und immer noch erschrocken vor Entsetzen, stellte er leise die einzig richtige Frage: „Was ist passiert?“, und bemerkte nicht, dass seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern war.
Erschrocken und heftig zusammenzuckend, bei der Anrede, obwohl es sehr leise gewesen war, wandte Spencer nun zum ersten Mal seinen Blick direkt ihm zu, um diesen nur kurz darauf ein weiteres Mal abzubrechen und schwieg weiterhin.
Nun auch die allerletzte Distanz zwischen ihnen überwindend, stand er nun direkt vor dem Anderen und musterte ihn erneut.
Der Jüngere sah übel aus.
Und ein furchtbar, schmerzhafter Stich durchbohrte bei diesem Anblick sein Herz.
Er erkannte leichte Quetschungen an Spencers Hals, die ziemlich rot waren, gefolgt von mehreren Knutschflecken, die halb unter dem nicht korrekt sitzenden Hemd hervorlugten und ihn geradezu anstarrten.
Seine linke Wange sah aus, als ob ihn dort jemand geschlagen hätte.
Die Lippen waren zerbissen und teilweise rissig. Ob selbst verschuldet oder durch Fremdeinwirkung konnte er nicht sagen.
Seinen Blick weiter hinab wandern lassend, bemerkte er gerötete Haut um dessen Handgelenke, von denen er nicht genau wissen wollte, woher diese stammte.
Die durch die Kleidung verborgenen Merkmale, die mit Sicherheit da waren und bezeugten, dass etwas passiert war, eigentlich noch weniger.
Ganz zu schweigen von etwaigen Verletzungen in noch sensibleren und intimeren Gegenden…
In dem Moment zuckte er innerlich heftig zusammen und atmete erschrocken tief ein.
Ein grauenhafter Verdacht regte sich in ihm und versetzte ihn in leichte Panik.
Aber er musste es wissen.
Seinen ganzen Mut zusammennehmend, sah er den Anderen eindringlich an, schluckte noch einmal schwer und fragte dann leise: „Spence?! Wurdest du vergewaltigt?“, und es war kaum mehr ein Flüstern.
Kaum, dass er den Satz zu Ende gesprochen hatte, zuckte der Jüngere heftig zusammen und ein teils schockierter, teils panischer Blick, streifte ihn.
Ein unkontrolliertes Zittern überlief dessen Haut und die Hände krampfhaft zu Fäusten ballend, so dass die Fingerknöchel weiß hervortraten, entgegnete sein Gegenüber nur einfach „Was?“, obwohl er es genau verstanden hatte.
Sich bis zum Äußersten anspannend und innerlich zum Zerreißen gespannt, wiederholte er einfach die Frage: „Spence! Wurdest du vergewaltigt?“, und hatte keine Ahnung, was er denken sollte, wenn der Andere ihm seine Vermutung gleich bestätigte.
Nervös und auch ein wenig ungeduldig wartete er auf eine Antwort, doch Spencers Reaktion fiel allerdings anders aus, als er gedacht hatte.
Denn dieser entgegnete ungläubig: „Was?! Nein! Ich…ich war arbeiten und…und…“, begann er zu stammeln, wurde jedoch von ihm unterbrochen, als er ihm ins Wort fiel und fragte: „Was dann?“, und konnte nur noch mit Mühe seine aufgewühlten Emotionen aus seiner Stimme halten.
„Ich…ich…“, begann der junge Doktor erneut, ehe er dann halbwegs klar formulierte: „Ich hab…habe einen Kunden, der in regelmäßigen Abständen Partys gibt und auf denen ich dann sein musss, weil…“
Der Andere brach zum wiederholten Male ab und vorsichtig nachhakend, sprach er sanft: „Was geschah dann?“, und ihm grauste schon vor der Antwort.
Als ob er das Zauberwort gesagt hatte, sprudelte es schließlich nur so aus Spencer, der scheinbar ein wenig unter Schock stand, heraus: „Auf diesen Partys und wenn er mich will, dann lädt er manchmal auch noch andere Freunde von ihm ein. Mindestens zwei. Und sie…sie…Er erlaubt ihnen dann alles mit mir zu machen, weil er ja dafür bezahlt hat. Und…und…Manche, sie…sie…sind okay, aber andere, die so wie er sind, die verlangen…wollen…machen… und…“, und an dieser Stelle brach seine Stimme endgültig weg.
Gefangen und gepeinigt von dem Durchlebten, welches erst wenige Stunden alt war, entrann sich dem Jüngeren ein leiser, quälender Schrei der Verzweiflung.
Und noch bevor dieser seine Kehle verlassen konnte, warf dieser sich ohne Vorwarnung an seine Brust und begann hemmungslos zu weinen.
Bitterkeit, Trost- und Hoffnungslosigkeit vermischten sich mit dem seelischen Schmerz, der sich scheinbar schon lange angestaut hatte.
Im nächsten Moment noch nicht vollständig realisiert habend, was genau Spencer ihm da gerade gesagt hatte, fühlte er sich etwas überfordert und hilflos.
Das Beben der schmalen Schultern wurde stärker und immer mehr Tränen brachen sich Bahn, so dass er instinktiv ihn mit seinen Armen fest umschloss, festhielt, und so versuchte Trost und Beruhigung zu spenden, auch wenn er am Liebsten mitgeweint hätte.
Wie konnte man so etwas einem anderen Wesen nur antun?
Wie konnte Spencer dies nur ertragen?!
Selbst bei so einem Job hatte er gedacht, dass es weniger Monster und Perverse gab, als man gemeinhin annahm.
Aber anscheinend sah die Realität ganz anders aus
Und Spencers Kunde war offensichtlich so ein abscheuliches Monster.
Nun tatsächlich die Tränen der Hilflosigkeit und Ohnmacht in sich aufsteigen spürend, umarmte er den Jüngeren noch fester, ja beschützend, und versuchte gleichzeitig stark genug für sie beide zu sein, obwohl es ihn innerlich beinahe zerriss.
Der Andere hatte sich schon vor einiger Zeit in sein Herz geschlichen und er war sich ziemlich sicher, dass dies auch nicht mehr umkehrbar war.
Ihn immer noch festhaltend, gab er ihm einen liebevollen Kuss auf dessen Haar und legte anschließend behutsam seinen Kopf auf den des jungen Doktors und versuchte so, ihn weiter zu beruhigen.
Instinktiv schmiegte sich Spencer an ihn und noch bevor er es bewusst entschieden hatte, zog er den Jüngeren sanft, aber dennoch bestimmt, mit sich zu seinem Bett und platzierte ihn vorsichtig darauf.
Nur mit viel Geschick und sanfter Gewalt gelang es ihm, den nun sehr festen Klammergriff um ihn zu lösen, um so dessen Jacke, Schuhe und Umhängetasche abzustreifen.
Achtlos ließ er die Sachen auf den Boden fallen und kroch nur einen Augenblick später zu dem Anderen in sein Bett.
Fast sofort flüchtete sich dieser in seine Arme und er gewährte ihm dies und umarmte ihn erneut fest.
Irgendwie schaffte er es noch nebenbei seine Bettdecke so zurecht zu zerren, dass er sie schließlich beide zudecken konnte.
Sich nicht im Mindesten beruhigt habend, weinte Spencer weiter herzzerreißend an seiner Brust, die längst überfälligen Tränen, und strich ihm dabei immer wieder beruhigend über den Rücken und flüsterte ihm gleichzeitig liebevolle Worte ins Ohr.
Mehr konnte er im Augenblick nicht tun.
Sich voll auf den Anderen konzentrierend, hoffte er so sehr, dass er Spencer irgendwie helfen konnte.