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Collegezeit

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Derek Morgan Dr. Spencer Reid
08.09.2018
18.05.2023
71
148.408
12
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03.03.2020 2.290
 
53. Kapitel: Üble Nachrede

Seine selbstgemachte Voraussage von gestern Morgen, traf schneller ein, als er erwartet hatte.
Kaum saß er in seiner ersten Vorlesung des Tages, sank seine Laune, wortwörtlich, in den Keller.

Der Professor nannte fünf Namen, die auf ihr Selbststudium geprüft wurden und somit auch, ob sie sich bisher gut vorbereitet hatten.
Und wie es der böse Zufall so wollte, traf es auch ihn.

Seine Laune und sein Herz sanken noch tiefer, als der Professor ihm, nachdem zwei Andere vor ihm dran waren, eine Aufgabe stellte, kurz Zeit hatte darüber nachzudenken und dann eine ausführliche Antwort, mit Argumenten, geben sollte.

Nachdem er fertig war und der Professor nur wenig dazu sagte, hatte er das Gefühl absolut versagt zu haben.
Seine ganze Arbeit vom gestrigen Tag war umsonst gewesen!
Gut, es war nicht nur die Vorbereitung auf diese Vorlesung, sondern noch zwei Andere, aber so schlecht hatte er sich bei der Beantwortung von Fragen lange nicht gefühlt.
Was ihm sagte, oder vielleicht auch die Absicht des Professors war, dass er noch viel mehr arbeiten musste, wenn er die Prüfung in dem Fach schaffen wollte.

Frustriert darüber und mit schlechter Laune folgte er danach der regulären Vorlesung des Professors nur halb und schalt sich innerlich einen Idioten für dieses Desaster.


Kaum das die Vorlesung zu Ende war, warf er ein wenig zu heftig seine Unterlagen in seinen Rucksack und verließ den Hörsaal.
Der Tag hatte gerade erst angefangen und er hoffte, dass er wenigstens ein bisschen besser wurde.

Doch seine Hoffnungen wurden weiter enttäuscht.

Er war gerade auf den Flur hinausgetreten und zog aus purer Routine sein Handy aus der Hosentasche, um nachzusehen, ob Spencer ihm vielleicht geschrieben hatte, aber Fehlanzeige.
Ein wenig enttäuscht darüber, packte er es wieder weg und setzte seinen Weg zur nächsten Vorlesung fort, während er in Gedanken an den gestrigen Abend versank.

Simon war wirklich ein guter Freund. Auch wenn er dessen Meinung über den Vorfall immer noch nicht hundertprozentig teilte.
Aber das war egal.
Das gemeinsame Abendessen war toll gewesen und auch die neuen Informationen und ein etwas anderer Blickwinkel auf seine Situation hatten ihn doch zum Nachdenken gebracht.
Auch würde er sich an Simons Rat halten, um die Lage zwischen Zack und ihm wieder etwas zu entspannen.
Ob es allerdings funktionierte, war eine andere Frage.
Zack war schwer durchschaubar, wenn jemand sein Ego verletzte.
Und dies beunruhigte ihn ein wenig.

So tief in Gedanken versunken, bemerkte er nicht, dass er schon dreimal gerufen worden war und erst ein nicht ganz so sanfter Stups gegen seine Schulter ihn plötzlich inne halten und sich umwenden ließ, mit der entsprechenden verbalen Entgegnung schon auf der Zunge.
Nur um kurz darauf überrascht inne zu halten und in das Gesicht von Brad zu sehen.
Ein anderer Kommilitone und, ja, guter Freund, würde er sagen.

Die Überraschung ablegend, lächelte er den Anderen freundlich an und sprach ihn mit den Worten: „Hey Brad! Schön dich mal wieder zu sehen! Wie geht’s denn so?“, an und wartete darauf, dass sie sich, wie sonst auch, per Handschlag begrüßten.
Doch diese Geste der Freundschaft blieb aus.

Die aufgekommene Heiterkeit verflüchtigte sich etwas und er registrierte, dass sein Gegenüber ihn ausdruckslos und ernst anstarrte, wie auch die freundliche Begrüßung nicht erwiderte.

Etwas verwundert darüber, wurde er nun auch ernst und sah den Brünetten jetzt fragend an.
Hatte er irgendetwas Falsches gesagt?

„Brad?“, sprach er sein Gegenüber nun etwas verunsichert an, doch dieser sagte erneut kein Wort.

Der Andere musterte ihn ein paar Sekunden, ehe er ihm wortlos einen braunen A4-Umschlag hinhielt.

Nun absolut verwirrt, fragte er das Naheliegendste: „Was ist das?“, und nahm vorsichtig den Umschlag entgegen.

Auf diese Frage erhob nun zum ersten Mal Brad das Wort und antwortete: „Das ist das zusätzliche Material zum Selbststudium, vom vorletzten Donnerstag bei Professor Niemayr, die du geschwänzt hast!
Der Professor lässt dir ausrichten, dass, sollte es nochmals ohne wirkliche Begründung vorkommen, er in Betracht zieht dich durchfallen und somit nicht zu den Prüfungen in seinem Fach, zu zu lassen!“

Kaum, dass er diese Erklärung hörte, versteifte er sich.
Er wusste genau, dass dieser Professor es ernst meinte.
Mit einem unbehaglichen Gefühl, bei dem Gedanken daran, musste er schwer schlucken und nahm nun den Umschlag an sich, den Brad nun schlagartig wie ein besonders ekliges Insekt losließ, und sich sofort abwandte.

Irritiert von diesem seltsamen Verhalten, hielt er den Anderen auf und fragte: „Hey, was ist denn los? Stimmt etwas nicht?!“, und war wirklich verwirrt über diese komische Reaktion.

Doch der Angesprochene drehte sich nicht wieder zu ihm um, sondern antwortete nur kurz angebunden: „Ich sollte dir das geben und das habe ich getan!“, und wollte sich schon in Bewegung setzen, als er Brad mit den Worten aufhielt: „Was ist denn los? Wollen wir nachher nicht zusammen eine Tasse Kaffee trinken gehen und ein wenig plaudern?“, und seine Laune hob sich etwas bei der Aussicht auf ein lockeres Gespräch mit seinem guten Freund.
Aber Brads Antwort kam hart und schnell: „Nein.“, und wollte sich wiederum in Bewegung setzen, als es ihm nun wirklich zu bunt wurde mit dem Benehmen seines Gegenübers, ihn sachte an der Schulter berührte und seine schon zuvor gestellte Frage wiederholte: „Hey, Brad, jetzt warte doch! Was ist denn eigentlich los?“, und versuchte den Brünetten vorsichtig zu sich umzudrehen.
Die Reaktion des Angesprochenen darauf war allerdings heftiger und unvorhergesehener, als er dachte.

Sich blitzschnell umwendend und mit den wütenden Worten „Fass mich nicht an!“, schüttelte der Andere hastig seine Hand von dessen Schulter.

Verwundert über diese heftige Reaktion und die wütenden Worte, wurde er nun absolut ernst und fragte direkt: „Okay, Brad. Was ist los? Was hast du für ein Problem?“, und wartete gespannt auf eine logische Erklärung, da der Brünette sonst nie so war.

Seine Worte schienen wie eine Art Zauberwort gewesen zu sein, denn plötzlich brach es seinem Gegenüber heraus: „Was los ist? Was LOS ist, WILLST DU WISSEN?!“, und wurde zum Ende immer lauter.
Keine Chance habend darauf zu antworten, fuhr sein Kommilitone weiterhin wütend fort: „Das du Nick einfach so in einem Club verprügelt hast, DAS ist los! Was ist da nur in dich gefahren, Derek? Nick war doch immer einer deiner engsten Freunde, wieso gehst du einfach grundlos auf ihn los?!“, und sah ihn nun fragend an.

Er konnte kaum glauben, was er da gerade hörte.
Es war wie ein Schlag ins Gesicht.
Er sollte Nick verprügelt haben?

Spürend, wie Wut in ihm hoch kochte, sah er den Anderen eindringlich an und erwiderte: „Ich soll Nick verprügelt haben?! Es war genau umgekehrt! Nick ist auf mich los gegangen, nachdem er mir haltlose und unberechtigte Vorwürfe gemacht hatte, nur weil etwas nicht in sein Bild von mir passte!“, und er fühlte wie die Wut gerade dabei war in nie gekannte Höhen zu schießen.

„Soll das ein Witz sein, Derek? Nick würde dich niemals einfach so angreifen! Warum gibst du ihm die Schuld für etwas, was du getan hast? Bist du so tief gesunken?“, und Brad meinte diese Frage tatsächlich ernst.

Wie ein schleichendes Gift vernebelte ihm die Wut über diese Unterstellung immer mehr den Verstand.
Nicht mehr lange und er musste seiner Wut lautstark Luft machen.

Sich noch zusammenreißend, erwiderte er: „Ist das dein Ernst, Brad? Wer hat dir solchen Mist erzählt?“, und versuchte weiterhin seine steigende Wut zu zügeln.
„Nick und ein paar seiner Kumpels die dabei waren.“, gab der Gefragte die Antwort.

Nick und seine Kumpels.

Noch ein letztes Mal versuchend es zu klären, entgegnete er: „Und du glaubst ihnen?“
„Warum sollte ich das nicht? Nick ist nicht der Typ, der einfach so eine Prügelei anzettelt.“, war Brads Erwiderung darauf.

„Und mir glaubst du weniger? Haben Nick und seine Kumpels dir überhaupt die Situation geschildert, als es passiert ist und es nicht nur sie, sondern noch mindestens 50 andere Zeugen für diesen Vorfall gibt?! Die Wahrheit ist, dass Nick mich zuerst angegriffen hat, nur weil er etwas sah, was er nie gedacht hätte oder sich auch nur ansatzweise hätte vorstellen können! Ich versuchte die Lage zu erklären und eine ruhige Lösung zu finden, aber Nick ließ mich nicht. Er war es, der zuerst zuschlug, Brad! Vielleicht befragst du beim nächsten Vorfall erst einmal beide Seiten, bevor du mir irgendwelche Vorhaltungen machst und die ganze Geschichte dahinter überhaupt nicht kennst!“, fasste er das Ereignis so kurz wie möglich zusammen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.

Doch Brad schien von seiner Erklärung nicht überzeugt zu sein, denn dieser konterte: „Meinetwegen glaub was du willst, Derek, wer in dieser Situation angefangen hat! Ich werde aber keinesfalls Nick als Lügner bezeichnen, nur weil du gerade ein Problem mit ihm oder dir selber hast und deine Impulsivität mit dir durchgegangen ist! Ich habe meinen Auftrag erfüllt, in dem ich dir die Aufgaben von Prof. Niemayr gebracht habe. Für die Zukunft brauchst du aber nicht mehr auf mich zu zählen, was Vorlesungsmitschriften oder anderweitige Lernhilfe fürs Studium angeht! Machs‘ gut!“, beendete er damit die Unterhaltung und verschwand eilig zwischen den vielen anderen Studenten, die auf dem Flur waren.

Er konnte einfach nicht glauben, was gerade passiert war.


Mittags.
Nach dieser unsäglichen Begegnung mit Brad hatte er die zweite Vorlesung des Tages vorwiegend damit verbracht, darüber nachzudenken, weshalb Nick so etwas behaupten sollte, obwohl es doch eigentlich ganz anders war.
Er hatte Nick immer für einen tollen Kumpel gehalten.
Gerne im Mittelpunkt, aber ansonsten okay.

Doch diese Aktion hier bewies, wie sehr er sich eigentlich in ihm getäuscht hatte.
Sicher, schon während ihrer Auseinandersetzung hatte Nick klar und deutlich seine Meinung zu Homo- und Bisexuellen kund getan und auch betont, dass er nun nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.
Aber solch eine Aktion hatte er ihm wirklich nicht zugetraut.

Leise aufseufzend, kam er nur langsam aus seinen grübelnden Gedanken und versuchte sich auf den Text vor ihm zu konzentrieren.

Das Mittagessen in der Mensa hatte er rigoros ausfallen lassen, und war stattdessen gleich nach seiner zweiten Vorlesung in die Bibliothek gegangen.
Nicht nur, weil die Begegnung mit Brad ihm immer noch etwas schwer im Magen lag, sondern auch um einen ersten Blick auf die Zusatzaufgaben von Prof. Niemayr zu werfen und gegebenenfalls schon ein paar Aufgaben in Angriff zu nehmen.
Er kannte seinen Professor lange genug, um zu wissen, dass dieser seine Ankündigung wirklich wahr machen würde, sollte er tatsächlich nicht die notwendigen Punkte in diesem Fach erreichen und ihn dann von den Prüfungen ausschloss.
Professor Niemayr hatte nicht umsonst den Ruf als knallhärtester Prüfer im Fachbereich Jura.
So mancher Student war an ihm in den Prüfungen gescheitert und hatte dann das College ohne einen erfolgreichen Abschluss verlassen müssen.
Einen Luxus den er sich nicht leisten konnte.

Diesen Gedanken abschüttelnd, rief er sich innerlich zur Ordnung, atmete einmal tief durch und vertiefte sich wieder in den vor ihm liegenden Text.


13.57 Uhr.
Mit einem schnellen Sprint erreichte er das Café, um seinen Spätdienst anzutreten.
Leicht außer Atem trat er ein und sah, dass es im Augenblick nur mäßig besucht war, was ihn kurz erleichterte. Übervollen und lauten Trubel hätte er jetzt nicht ertragen.
Dennoch wusste er, dass dies in gut einer Stunde schon anders aussah.

Sich umblickend, sah er Rebekka, die gerade an einem Tisch abkassierte, sowie Gloria und Grace, die gerade aus der Umkleide kamen und mit ihm heute Spätschicht hatten.

Automatisch lenkte er seine Schritte nun ebenfalls dorthin und warf auf seinem Weg Gloria und Grace ein freundliches Lächeln zu, was diese erwiderten.

Er hatte die Umkleide fast erreicht, als Rebekka an ihm vorbeikam, um das benutzte Geschirr der Gäste zurück in die Küche zu bringen und ihn mit einem lächelnden „Hey Derek!“, begrüßte.
„Hey Rebekka!“, entgegnete er freundlich und lächelte sie an, um dann sein eigentliches Vorhaben umzusetzen und die Umkleide zu betreten.

Doch irgendetwas musste die junge Frau an seiner Reaktion stutzig gemacht haben, denn sie stoppte plötzlich und blieb bei ihm stehen.
Leicht fragend, blickte er sie an, doch seine Kollegin musterte ihn einige Augenblicke lang schweigend.
Gerade als er das Wort ergreifen und nachfragen wollte, ergriff sie das Wort und sagte leise: „Du siehst nicht gut aus, Derek!“, und es war eine reine Feststellung ihrerseits.

Sich bei dieser Aussage etwas versteifend, schob sie dann auch noch nach: „Gibt es Probleme?“, und er war sich nicht sicher, worauf diese Frage genau abzielte.

So ruhig wie möglich und auch, weil er jetzt um nichts in der Welt über seine Probleme reden wollte, entgegnete er ablenkend: „Es ist nichts, Rebekka.“, und wusste, dass er nicht nur sie, sondern auch sich selbst belog.

Doch so einfach ließ sich seine Kollegin nicht abspeisen, da sie erwiderte: „So siehst du aber nicht aus.“, was wieder eine reine Feststellung war.

Innerlich aufseufzend und gleichzeitig bewundernd, dass sie sich nicht so leicht abschütteln ließ, wiederholte er seine Aussage mit einem etwas müden Unterton in der Stimme: „Es ist wirklich nichts, Rebekka.“, und sah sie direkt an.

Die Angesprochene wollte wohl etwas entgegnen, hielt dann aber inne und schien etwas abzuwägen.

Als nach wenigen Minuten er schon gar nicht mehr mit einer Antwort ihrerseits rechnete, sprach sie leise und mitfühlend: „Okay. Aber wenn etwas ist, du jemandem zum Reden oder auch Hilfe brauchst, kannst du es mir ruhig sagen, ja?“

Sich wieder entspannend, lächelte er sie ehrlich an und antwortete: „Ja, ich weiß.“

Ein paar Augenblicke hielt ihre stumme Kommunikation mit den Augen noch an, ehe Rebekka dieses Band brach, in dem sie nun mehr geschäftsmäßig und auch ein wenig neckend sagte: „Okay, mein Lieber. Dann mal Marsch in die Umkleide und frisch ans Werk!“, und zwinkerte ihm lächelnd zu, bevor sie sich abwandte und nun wirklich das benutzte Geschirr in die Küche brachte.

Ihr noch einen Moment lächelnd nachsehend, wurde er dann etwas ernster und flüsterte leise: „Danke, Rebekka!“, wandte sich dann ebenfalls ab und betrat endlich die Personalumkleide.
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