Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Collegezeit

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Derek Morgan Dr. Spencer Reid
08.09.2018
08.09.2023
72
151.250
12
Alle Kapitel
96 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
06.06.2019 1.435
 
46. Kapitel: Der nächste Morgen (Spencer)

Als er erwachte, war es draußen noch dunkel.

Verschlafen und sich leicht irritiert umsehend, fragte er sich, was ihn wohl aufgeweckt hatte.
Ein Blick Richtung Fenster sagte ihm, dass es nicht der Sonnenaufgang war.
Zu seinem Nachttisch blicken wollend, um auf den Wecker zu sehen, zuckte er leicht zusammen, als er neben sich eine Person bemerkte.

Einen Moment lang stieg Panik in ihm auf, mit wem er hier in seinem Bett lag, nur um sich einen Augenblick später wieder zu beruhigen, als er die Person erkannte.
Es war Derek.

Erleichtert leise ausatmend, betrachtete er den Älteren.

Der Andere lag nicht nur dicht neben ihm, nein, er hatte auch in einer beinahe besitzergreifenden, wie auch beschützenden, festen Umarmung einen Arm um ihn geschlungen und nahe an sich gezogen.

Kurz spannte er sich an, da er so etwas eigentlich nicht mochte und schon gar nicht gewohnt war, aber nach wenigen Momenten ließ diese Anspannung nach und er entspannte sich wieder.

Allein von dieser Geste schlug sein Herz laut und aufgeregt in seiner Brust.
Diese intensive Nähe machte ihn nervös.
Auch wenn sie gut tat.

Ihn einfach nur betrachtend, bemerkte er erst jetzt, dass ein feiner Windhauch in regelmäßigen Abständen ein Teil seines Gesichtes und Halses, streifte.

Kaum wurde dies ihm vollends bewusst, schnellte sein Herzschlag ein weiteres Mal in die Höhe und verursachte ein zunehmendes, aufregendes Kribbeln in ihm.

Sich davon ablenkend, konzentrierte er sich auf Dereks Gesicht und betrachtete ihn einfach beim Schlafen.

Dereks Gesichtsausdruck war friedlich, entspannt und irgendwie glücklich.
So ganz anders als bei ihm selbst, wenn er schlief.
Absolute Entspannung und Erholung fand er selten im Schlaf.
Somit war er auch keineswegs verwundert über einen weiteren Alptraum gewesen.

Was ihn allerdings verwundert hatte, war, dass diesmal eine fremde Stimme durch seinen Alptraum drang und ihn aufforderte aufzuwachen.
Normalerweise wachte er irgendwann, schweißgebadet und nach unzähligen Qualen, selbst aus dem Alptraum auf.
Irritiert von der Abweichung in seinem Traumschema war er dennoch der Aufforderung gefolgt und aufgewacht.
Im ersten Augenblick hatte er die Person zu der Stimme nicht erkannt, aber das hatte sich schnell gelegt.

Besorgnis hatte in Dereks Blick gelegen und wie um ihn und sich selbst etwas zu beruhigen, hatte der Ältere immer wieder sanft über seine Wange gestrichen.
Zunächst irritiert und sich dabei unbehaglich fühlend, hatte es sich schnell gelegt und sich dann darauf konzentriert.
Dieses behutsame Streicheln hatte ihn so entspannt, dass er beinahe eingeschlafen war, als er spürte, wie Derek sich entfernen wollte.

Augenblicklich kam ein Gefühl der Leere auf und ohne nachzudenken, folgte er dem Impuls und hinderte den Anderen daran sich zu entfernen.
Er konnte nicht sagen, woher dieser Impuls auf einmal kam, aber es war das, was er wollte.
Sich überwindend hatte er dann den Älteren darum gebeten, bei ihm zu bleiben.

Dereks Zögern war nicht misszuverstehen und es schien endlose Sekunden zu dauern, in denen er sich anspannte und mit klopfenden Herzen auf die Antwort des Dunkelhäutigen wartete.
Niemals zuvor hatte er so etwas getan, aber was er in dem Moment wusste, war, dass er einfach Nähe wollte und brauchte. Genauso wie Geborgenheit.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Derek schließlich eingewilligt.

Einen Augenblick lang hatte er nur unsagbares Glück gefühlt, wie niemals zuvor.

Seine Gedanken wurden allerdings schnell wieder ins Hier und Jetzt gezogen, als der Andere sich neben ihn gelegt hatte, zu Beginn noch mit gebührlichem Abstand, doch er überwand einfach die Distanz und kuschelte sich in Dereks Arme.
Der Ältere schien über dieses offensive Verhalten verwundert und für einen Wimpernschlag dachte er, dass Derek ihn wieder auf angemessenem Abstand brachte, aber nichts dergleichen geschah.
Schneller als gedacht, hatte Derek sich daran gewöhnt und auch wenn er nach außen ruhig blieb, verriet ihn sein Herzschlag.
Sobald er sich an den Dunkelhäutigen gekuschelt hatte, hatte er seinen Kopf in Höhe von dessen Brust gebettet und lauschte einem schnellen und aufgeregtem Herzschlag.
Es ging also nicht nur ihm so in der Situation. Auch Derek war nervös.

Darüber lächelnd, hatte er einfach weiter dem Herzschlag des Älteren gelauscht und war bald darauf wieder in den Schlaf abgeglitten.

Zu seinem eigenen Erstaunen hatte er auch durchgeschlafen, ohne ein weiteres Mal von einem seiner Alpträume geweckt zu werden.
Etwas, was bei ihm eher selten vorkam.

Kurz darüber lächelnd, kam er wieder aus seinen Gedanken und betrachtete weiter das friedlich aussehende Gesicht des schlafenden Dereks.
Und aus einem Impuls heraus, hob er seine Hand und ließ sie auf Dereks Wange ruhen, ehe sein Blick tiefer wurde.

Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, doch ein kurzer Blick auf seinen Wecker sagte ihm, dass er jetzt wirklich aufstehen und zur Uni musste, wenn er nicht zu spät kommen wollte.

Dereks entspanntes Gesicht ein weiteres Mal betrachtend, trat erneut ein Lächeln auf sein Gesicht, bevor er etwas tat, was er sonst nie tun würde.
Ohne darüber nachzudenken, beugte er sich leicht vor und stahl sich einen hauchzarten Kuss von Dereks Lippen, ehe er sich etwas bedauernd von ihm löste und wirklich aufstand, um sich für den Tag fertig zu machen.


Mit erheblicher Verspätung war er zu seiner ersten Vorlesung erschienen, was ihm gleich einen missmutigen Blick seines Professors einbrachte, aber in dem Fall nahm er ihn gerne in Kauf.
Seine Verspätung lag darin begründet, dass er noch seine Kaffeemaschine fertig gemacht hatte, damit Derek nur noch auf den Knopf drücken musste und weil er noch schnell zu dem nahegelegenen Coffeeshop gerannt war, um dem Älteren wenigstens eine Kleinigkeit zum Frühstück zu besorgen, wo er selbst meist nichts frühstückte.
Die Nachricht auf dem Zettel hatte er in Windeseile geschrieben, wo er schon auf dem „Sprung“ war und nebenbei Jacke und Schuhe anzog.

Fast die ganze Vorlesung über lächelte er in sich hinein und konnte nicht umhin zu bedauern, dass sie nicht mal zusammen Frühstücken oder wenigstens einen Kaffee trinken konnten.


„Dr. Reid?“, riss ihn urplötzlich eine Stimme aus seinen Gedanken.

Aufsehend, bemerkte er erst jetzt, dass sein Professor nun direkt vor ihm stand.
Dieser fixierte ihn immer noch mit einem missmutigen und nun auch leicht abfälligen Blick, als er sagte: „Es ist mir egal, was Sie in Ihrer Freizeit tun, aber wenn Sie hier sind, erwarte ich volle Konzentration und Aufmerksamkeit!
Ich hatte Ihnen eben eine Frage gestellt, doch wie es aussieht, halten Sie es nicht für nötig, auch nur darüber nachzudenken!“

Sich ertappt fühlend und spürend, wie er leicht rot wurde, überlegte er hastig, was für eine Frage sein Professor gestellt hatte, doch er musste sich eingestehen, dass er gar nichts mitbekommen hatte.

Da seinem Gegenüber diese Antwort wohl kaum gefallen würde, schwieg er.

Der ältere Mann sah ihn weiterhin eindringlich an, doch als er keine Antwort gab, sagte er mit einem amüsierten Grinsen: „Das wird ein Nachspiel haben, Dr. Reid! Da ich weiß, dass etwaige Zusatzaufgaben oder Literatur keine besondere Herausforderung für Sie sind, werden Sie in den nächsten zwei Wochen die Tutorien der Erst- und Zweitsemester leiten! Als Doktorand der Ingenieurwissenschaften sollten Sie in der Lage sein, die Fragen der Studienanfänger gebührend und ausführlich, wie auch verständlich, zu beantworten und darzulegen!“, und sein Grinsen wurde leicht schadenfroh.

Sich bei dieser Anweisung versteifend, vernahm er nur am Rande das leise Gelächter der anderen Masterstudenten und Doktoranden.

Sein Professor wusste genau, wie er ihn in Verlegenheit bringen konnte.
Nichts mochte er weniger, als vor Studenten oder Schülern zu stehen und ihnen mathematische, physikalische oder technische Zusammenhänge zu erklären.
Er war einfach nicht der Typ dafür vor einer Vielzahl von Menschen zu stehen und zu reden.

Resigniert und sich schon allein bei dem Gedanken daran unwohl fühlend, hielt er den Blickkontakt mit seinem Professor, der ihn noch einmal etwas schadenfroh anlächelte und dann sich endlich abwandte, um einem anderen Studenten die Frage zu stellen.

Dem Weggang seines Professors folgend, fragte er sich nicht zum ersten Mal, weshalb dieser ihn nicht mochte und zwar schon seit Beginn seines Doktorats hier in Washington D.C.
Aber diese Frage zu ergründen, brachte nichts und so seufzte er innerlich auf.

Dies würden zwei anstrengende Wochen werden.
Und dass, obwohl er ohnehin schon kaum Freizeit hatte.
Allein die Vorbereitung auf die Tutorien würde ihn viel Zeit kosten.
Neben seinem regulären Doktorandenstudium, dem Weiterarbeiten an seiner Dissertation, wie auch sein Job würde er froh sein, wenn er dazwischen vielleicht mal etwas Luft holen konnte.

Diesmal leise aufseufzend und auf den Tisch vor sich starrend, hatte diese ‚Strafe‘ seiner guten Laune einen gehörigen Dämpfer verpasst.
Und, wie vor einigen Tagen schon einmal festgestellt: manchmal hasste er echt sein Leben.

Noch einen Augenblick bei diesem Gedanken verweilend, hob er dann wieder den Kopf, um zumindest dem Rest der Vorlesung aufmerksam zu folgen.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast