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Collegezeit

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Derek Morgan Dr. Spencer Reid
08.09.2018
08.09.2023
72
151.250
12
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29.09.2018 2.307
 
10.Kapitel: Keiras Geständnis

Von der angenehmen Harmonie oder eher Ausgeglichenheit, die er trotz der Zusatzvorlesung, gestern Abend noch verspürt hatte, war am Freitagmorgen nichts mehr geblieben.

Es fing schon katastrophal an, als sein ‚lieber‘ Mitbewohner Zack meinte, ihn und die anderen WG-Mitglieder, um kurz nach 5 Uhr mit „Guten-Morgen-Sex“ oder „Morgenstund hat Gold im Mund“-Aktivitäten lautstark zu wecken.

Als es einem so vorkam, als ob gleich die Bilder von den Wänden fielen, konnte er nicht anders, als sich sein Kopfkissen auf die Ohren zu pressen.
Der Tag begann echt hervorragend!, dachte er sarkastisch und stand nur wenig später, frustriert und übellaunig, auf, da an Schlaf nicht mehr zu denken war.
Zack sollte sich heute bloß nicht einfallen lassen, ihn irgendwie anzuquatschen!
Er würde sich mit Sicherheit nicht beherrschen können.

Damit betrat er das Bad und schlug wütend die Tür hinter sich zu.


Bis zur mittäglichen Vorlesung Strafprozessverläufe, verbrachte er den Vormittag erzwungenermaßen in der Bibliothek.

Aufgrund eines heute äußerst wichtigen Termins seines Professors für Rechtsgeschichte war die 8 Uhr Vorlesung ausgefallen.
Doch der nicht sehr beliebte Professor hatte seinen Studenten genug Stoff zum Selbststudium als Ersatz aufgegeben.
Und da er sich kannte und dieses Fach auch sonst nicht zu seinen Lieblingsthemen gehörte, war er in die Bibliothek gegangen, um schon mal etwas vorzuarbeiten.

Was ihm aber so richtig die ohnehin schon schlechte Laune vermieste, war Keira.
Gestylt wie zu einer Samstagabend-Party hatte sie ihn überschwänglich und mit einem leidenschaftlichen Kuss begrüßt, nachdem er zwei Tage nichts von ihr gehört hatte und sie auch, wieder Mal nicht, auf seine Anrufe, SMS oder Mailboxnachrichten, geantwortet hatte.
Was war nur mit ihr los?

Und stellte sich diese Frage nicht zum ersten Mal.

Vorsichtig und abwartend, hatte er nachgehakt, warum sie nicht auf seine Anrufe und Nachrichten geantwortet hatte, aber sie wich diesen Fragen geschickt aus, in dem sie sagte: „Komm heute Abend zu mir. Da werde ich dir alles erklären.“, lächelte und ging dann ohne ein weiteres Wort, wieder davon.

Ihr kurz nachsehend, wusste er langsam nicht mehr, was er überhaupt denken sollte.
Er wurde einfach nicht schlau aus ihr.

Seufzend und nicht mehr ganz so wütend auf den Beginn des Tages, hatte er sich an den Lernstoff zu Rechtsgeschichte gemacht.


Die Vorlesung Strafprozessabläufe ging schnell vorüber und nachdem er um 16 Uhr die Vorlesung Fall-Analysen verließ, hatte er diese Woche geschafft und nun Wochenende.
Auch, wenn er morgen arbeiten musste.
Abgesehen davon, hatte er das Wochenende frei.

Zeit also einige Dinge, die ihn im Moment sehr beschäftigten, zu klären.
Und mit Keiras heutiger Einladung zum Abendessen, würde er anfangen.

Ein leichtes Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel, als er daran dachte.
Vielleicht würde doch alles gut werden.

Und damit machte er sich auf den Heimweg.



Am Abend.
Sprachlos und unfassbar, waren wohl die besten Worte, um das zu beschreiben, was er gerade gehört hatte.
Nein, Desaster. Oder Apokalypse.
Denn genauso kam es ihm vor: die Hölle war ausgebrochen.

Zutiefst geschockt, ungemein verwirrt und das eben Gehörte einfach nicht glauben könnend, sah er die neben ihm sitzende, laut lachende Keira, an.

Wenn er nicht bereits sitzen würde, wusste er, dass seine Beine ihn in dem Augenblick nicht tragen würden.
Zu krass war das eben Gehörte einfach.

Was den Schock umso stärker werden ließ, war die Tatsache, dass er nicht im Geringsten etwas geahnt hatte. Oder gemeint hatte, Keira zu kennen.
Das ganz sicher nicht der Fall war.

Niemals auch nur in seinen kühnsten Träumen hatte er geahnt, dass seine Freundin schon seit über einem Jahr verlobt war, in knapp drei Wochen heiraten würde und das zukünftige Brautpaar sich schon lange zuvor geeinigt hatte, dass jeder bis zur Hochzeit machen konnte, was er wollte.
Ganz egal, ob mit Männern oder Frauen auszugehen, Beziehungen zu führen, oder wenn einem danach war, jede Nacht jemand anderen zur Gesellschaft zu haben.
Bis zum Hochzeitstermin war alles erlaubt, danach nicht mehr.

Derek konnte kaum folgen, geschweige denn, diese abstruse Moral verstehen.

Und er war nur ein vorübergehender Zeitvertreib gewesen.
Nummer 44, um genau und präzise zu sein., wie Keira es sagte.
Aber, so sie weiter, Nummer 45 würde morgen den Laufpass bekommen.

Ein weiterer Schock.
Nicht nur, dass Keira ihm die ungeschminkte und grausame Wahrheit so gut wie ins Gesicht schlug, nein, sie hatte neben ihm auch noch was parallel laufen gehabt.

Er wusste nicht mehr, was er denken sollte.
Sein Kopf fühlte sich wie Watte an und er hörte sie wie aus weiter Ferne.

Er musste hier weg!
Und zwar sofort!

Damit erhob er sich eilig vom Sofa, Keira immer noch lachend und als er in den Flur hastete, um seine Jacke und Schuhe anzuziehen, folgte sie ihm langsam.
Und noch ehe er die Wohnungstür ganz zugemacht hatte, hatte er noch ihren letzten Satz gehört, nämlich, dass er der Beste und es eine schöne Zeit gewesen war.


Fast aus der Haustür stürzend, hielt er nur einen kurzen Moment inne, um Luft zu holen und Keiras Geständnis erst einmal zu verdrängen.
Er hatte im Augenblick weder die Nerven, noch die Kraft sich damit zu beschäftigen.
Das Einzige, wo er sich sicher war, war, dass er sie nie wiedersehen wollte.

Auch, wenn man es ihm vielleicht nicht ansah oder glaubte, aber auch seine Seele konnte nur ein begrenztes Maß an Verletzungen und Schmerz ertragen.
Und diese Sache hier, würde auf jeden Fall eine tiefe Wunde, wenn auch nicht sichtbar, hinterlassen.

Nein, er wollte sich jetzt nicht damit auseinandersetzen!, und schob den Gedanken auf der Stelle beiseite.
Er wollte nur noch weg von diesem Ort!

Und mit diesem Entschluss ging er nach rechts und zu seinem Auto.


Es waren mittlerweile mehr als zwei Stunden vergangen, seit er in das Auto gestiegen und einfach los gefahren war.
Das ziellose Umherfahren in der Stadt, hatte ihn etwas beruhigt und sein Verstand die nächsten, kleinen Schritte überlegen lassen.

Nach Hause wollte er nicht.
Zum Einen, weil er im Augenblick keinerlei Gesellschaft von vertrauten Personen, sprich seine mitunter neugierigen Mitbewohner, mit Ausnahme von Simon, wollte und zum anderen, weil ihm zu Hause sicherlich die Decke auf den Kopf fiel, wie man so sagte.
In seinem Zimmer hätte er kaum oder keinerlei Ablenkung um sich nicht mit dem heutigen Abend beschäftigen zu müssen.
Nein, da zog er es dann doch vor in eine Bar oder Club zu gehen.

Ein Gedanke kam ihm in den Sinn, und als die Ampel grün zeigte, bog er nach links ab.
Er wusste jetzt, wo er hin wollte.



Der Club war rappelvoll.
Klar, es war ja auch Freitagabend.

Sich durch die Menschenmassen drängelnd, versuchte er in Richtung Bar zu kommen.

Die Musik war zwar für seinen Geschmack ein Tick zu laut, aber ändern konnte er eh nichts daran.
Schließlich war dieser Club im Moment der Angesagteste der Stadt.
Und das nicht nur, weil der Eintritt erst ab 21 Jahren war.
Nein, die ganze Atmosphäre hier hatte etwas Düsteres an sich, was nicht zuletzt durch die Ausstattung begünstigt wurde und dieser Club jeder Altersstufe, sofern man 21 war, offen stand.

Sich kurz in dem Halbdunkel orientierend, musste er wieder einmal bemerken, dass der Name „The Crow“ sehr passend gewählt war.
Nicht, dass er schon sehr oft hier gewesen war, nein.
Dazu war der Eintritt einfach zu teuer, um als Student jede Woche hier zu sein.

Endlich die Bar in Sichtweite wahrnehmend, ging er, weiterhin sich durch die vielen Menschen durchdrängelnd, darauf zu.

Kurz darauf erreichte er die sehr gut ausgestattete Bar und bestellte sich einen doppelten Wodka, statt wie sonst üblich Whiskey.
Aber heute brauchte er einfach etwas noch Stärkeres.

Sobald der Barkeeper ihm sein Getränk gebracht hatte, trank er ihn mit einem Schluck aus.
Ein kurzer Blick zu dem Barkeeper, der nur wenige Momente später nachschenkte, trank er auch den zweiten, doppelten Wodka in einem Zug und musste sich ein Husten verkneifen.

Erst nachdem er auch den dritten, doppelten Wodka sofort ausgetrunken hatte und der Barkeeper nochmals nachschenkte, nahm er seinen Drink und sah sich nach einem freien Platz, wenn möglich an der Wand und allein, um.

Glücklicherweise sah er auch einen freien Tisch, maximal für zwei Personen und auch noch ziemlich weit hinten, an der Wand und somit etwas von dem lauten Trubel, in der Nähe der Bar und der Tanzfläche, entfernt und steuerte darauf zu.

Nur ein paar Minuten später, erreichte er den Tisch und nahm auf dem dazugehörigen, sehr bequemen Sofa, Platz.

So eine kleine Weile dasitzend, sah er sich um und nippte an seinem Drink.

Während er sich umsah, zeigte der schon zuvor getrunkene Wodka ganz langsam seine Wirkung und der Eindruck am Rande schon etwas benebelt zu sein, ließ ihn sich etwas entspannen.
So konnte er sich den Rest des Abends vorstellen.


Er saß bereits eine kleine Weile und war mittlerweile bei seinem sechsten Wodka angekommen, als schräg links von ihm eine Person seine Aufmerksamkeit erregte.
Wie die Minuten zuvor hatte er sich umgesehen, um eventuell doch jemanden zu finden, der ihm Gesellschaft leistete.
Wobei er sich nicht sicher war, ob um sich zu unterhalten oder doch für die Nacht, als sein Blick an jener Person hängen geblieben war.

Die Entfernung zu dem anderen Tisch war nicht groß, aber jetzt auch nicht so nah, dass man nur drei Schritte brauchte, um dort zu sein.

Versuchend herauszufinden, was ihn an der anderen Person aufmerksam gemacht hatte, beobachtete er sie.

Sie hatte braune, etwas längere Haare, war von schlanker Statur und sah recht gut aus.
Das Gesicht konnte er nicht genau sehen, da die Person leicht abgewandt saß.

Jetzt seine volle Aufmerksamkeit dieser Person widmend, lehnte er sich etwas vor, um besser um die Armlehnen der gemütlichen Sofas herum sehen zu können.
Was den Blick nicht wirklich verbesserte.

Leicht frustriert darüber, versuchte er seine Sitzposition nicht zu auffällig zu verändern und dennoch einen besseren Blick zu bekommen.

Dies erwies sich als gute Idee und wenn die andere Person nun nach vorne oder rechts blickte, konnte er das Gesicht sehen.

Kaum zu Ende gedacht, tat die Person dies auch, aber nur, weil in dem Augenblick ein Mann, Ende 30, Anfang 40 auf ihn zukam, ihm einen leidenschaftlichen Kuss gab und sich dann setzte.
Da er auf der linken Halbrunde des Sofas Platz nahm und die andere Person auf der Rechten saß, konnte Derek den Blick des Mannes sehen, der Bände sprach.
Ob durch Aufforderung oder logische Tatsache, erhob sich die andere Person und setzte sich sehr dicht zu dem Mann.
Kaum, dass der Andere saß, fand die rechte Hand des eben dazugekommenen Mannes seinen Platz, in minimalem Abstand zum Schritt, auf dem Oberschenkel und beugte sich vor, um den Hals seines Gegenübers zu liebkosen.

Der Dunkelhäutige musste bei diesem offensiven und ganz öffentlichen Verhalten, leicht schlucken.
Wenn er eine Vermutung abgeben müsste, würde er sagen, der ältere Mann war scharf wie eine Granate.
Er sah wie nun auch die linke Hand des Älteren in Bewegung kam und sich den Weg unter die Kleidung suchte.

Derek verschluckte sich beinahe an seinem Drink, als er das beobachtete und fühlte sich gleichzeitig wie ein Spanner.
Genau dieser letzte Gedanke ließ ihn dann auch wegsehen.

Erst nach einem längeren Augenblick wagte er wieder einen Blick in die Richtung der zwei Turteltauben.

Der ältere Mann lächelte breit und schien dem Anderen etwas zu erzählen, einen ziemlich langen Monolog, wenn er es richtig interpretierte.
Das Gesicht des eindeutig Jüngeren war ihm zugewandt, doch schien dieser nicht wirklich zu zu hören und gerade als er den Blick wieder abwenden wollte, zuckte er leicht zusammen.
Er kannte diese andere Person.
Jetzt, wo er das Gesicht genau sehen konnte, sah er einen schmalen Mund, mit wundervollen Lippen und helle, fast elfenbeinfarbene Haut.
Spencer!, schoss es ihm leicht geschockt und irritiert zugleich durch den Kopf.
Was machte er denn hier?
Und noch dazu mit diesem wesentlich älteren Mann?

Sich beinahe wie mit einem Schlag wieder nüchtern vorkommend, konnte er jetzt nicht anders, als die beiden, ungleichen Männer genauestens zu beobachten.

Sein vorheriger Eindruck war richtig gewesen.
Der ältere Mann, vermutlich ein Geschäftsmann, redete ohne Punkt und Komma und Spencers eher neutraler Gesichtsausdruck schien den Eindruck zu erwecken, dass er ihm zuhörte.
Aber Derek war sich ziemlich sicher, dass es nicht so war.

Ein Gespräch brauchte mindestens zwei Personen, ansonsten war es eine Rede oder ein Monolog.
Wie sollte man Gedanken austauschen, wenn Einer einen nicht zu Wort kommen ließ oder fragte, was er dachte?

Den älteren Mann jetzt genauer beobachtend, verstand er nicht, was Spencer an diesem Kerl fand.
Er war durchschnittlich groß, hatte sicher viel Geld und einen gut bezahlten Job, einen leichten Bauchansatz und war bestimmt verlobt oder verheiratet.
Was fand Spencer nur an dem Kerl?

Die leichte Wut in ihm gar nicht wahrnehmend, beobachtete er die beiden weiter und als er schon in Gedanken begonnen hatte, irgendwelche Theorien diesbezüglich aufzustellen, sah er, wie der ältere Mann nun wirklich Spencer an die Wäsche ging, ihn gleichzeitig tief und verlangend küsste und, nachdem er den Kuss wieder gelöst hatte, ein kleines, braunes Etwas ihm in die Innentasche seines Jackett, steckte.

Sie tauschten einen Blick, ehe der ältere Mann noch etwas sagte und sich dann beide erhoben und mit zügigen Schritten den Club verließen.

Wie angewurzelt und immer noch etwas verblüfft, sah Derek den beiden hinterher.

Was war das gerade?, fragte er sich.

Er hatte gerade begonnen, diese Szene zu verstehen, als er an die erste Begegnung mit Spencer dachte.
Damals war es auch ein älterer Mann, wenn auch gänzlich anderer, als der von eben gewesen.
Dieser Mann damals hatte ihm einen dickeren Briefumschlag mit vermutlich Geld gegeben und nun sah er Spencer wieder, mit einem anderen Mann, wieder einem kleinen braunen Etwas und das beide dann rasch gingen.
Was hat das…?

Und bevor er die Frage zu Ende gedacht hatte, durchfuhr ihn die Erkenntnis, was das alles bedeutete.
Alle beobachteten und analysierten Puzzleteile fielen an seinen Platz und ließen nur einen möglichen Schluss zu: Spencer war ein Callboy.
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