Das Mädchen der Corrillos
von MinaD
Kurzbeschreibung
Mit der Hilfe von Piraten, auch Corrillos genannt, nimmt Gilead den Kampf gegen John Farsons Armee auf. Roland kämpft dabei gegen seine inneren Dämonen, während Alain seinen Platz unter den Revolvermännern erst finden muss. Das Ka-Tet wird einer weiteren großen Prüfung unterzogen als Cuthbert seine große Liebe trifft, und Verrat die Welt der jungen Männern ein für alle Mal in einen Alptraum verwandelt.
GeschichteAbenteuer, Fantasy / P18 / Gen
OC (Own Character)
Roland Deschain
30.08.2018
30.08.2018
1
2.020
30.08.2018
2.020
Hello! The Dark Tower von Stephen King ist eine Buchreihe die mich nicht mehr loslässt seit ich die Geschichte kenne. Sobald ich die Bücher in die Hand nehme, habe ich nur mehr Fragen in meinem Kopf. Ich finde Roland Deschain einen so großartigen Charakter weil er eben nicht der typische Held ist der alles richtig macht (es wäre aber dann auch nicht Stephen King wenn es so wäre). Und obwohl ich an die gefühlten hundert Fragen an Roland hätte, lassen mich vor allem die Charaktere von Alain und Cuthbert nicht los. Geht man vor allem nur von den Büchern aus, erfährt man leider nicht allzu viel über sie. Vor allem Cuthbert hat es mir angetan, da er so wie ich versucht sein Leben mit Humor zu meistern (hier stellt sich mir die Frage ob es tatsächlich möglich ist, sich in einen 14-Jährigen fiktionalen Charakter zu verlieben? Ich denke schon, haha). Und da nicht mehr Information aus den Büchern heraussprudelt wenn ich die Seiten vor-, und zurückblättere, muss ich eben meinen kreativen Gedanken freien Lauf lassen und selbst ein paar Fragen für mich selbst beantworten ;-) Ich möchte mich hier den vielen Lücken zwischen der Zeit ‚der Fall von Gilead‘ und ‚Jericho Hill‘ widmen. Beim Alter der Gunslingers trickse ich womöglich ein wenig um eben die Geschichte erzählen zu können; vor allem weil es keine genauen Angaben gibt wie alt sie waren als Gilead fiel. Ich habe Quellen gefunden die sagen sie waren um die 20, und dann wieder der Comic wo sie wahrscheinlich noch keine 16 Jahre alt sind. Naja egal, ich verwende die erste Variante, da es besser zur Geschichte passt :-) Natürlich kommen auch andere, von mir erfundene, Charaktere vor – mal schauen in welche Richtung das Ganze gehen wird. Ich bin mal motiviert :-) Ach ja, da ich The Dark Tower auf Englisch gelesen habe, musste ich viele Begriffe erstmals ins Deutsche übersetzen, vor allem wenn ich keine Übersetzung im Internet gefunden habe. Ich hoffe das hat annähernd funktioniert.
ps. Ich kann es nicht fassen, dass es nur so wenige FF über den Dunklen Turm gibt.
In Gilead war Regen eine Seltenheit doch den Revolvermännern auf ihren Pferden machte die Nässe nichts aus. Da waren sie, hoch oben auf einer Klippe von dieser man alle Ländereien der ehrwürdigen Stadt übersehen konnte. Gilead – ein Ort wo Sagen und Geschichten rund um Arthur Eld und seinen Gefolgsleuten erzählt wurden. Doch die Männer sahen mit Unbehagen Richtung Westen.
„Ich spüre nichts,“ sagte Alain während er seinen Blick über das vor ihm liegende Flachland streifen ließ. Dort in der Ferne verschwanden sie, die vielen Revolvermänner die an ihren Prüfungen zugrunde gingen und als Schande ins Exil geschickt wurden. Und schenkte man den Gerüchten Glauben dann würden sie dort am Horizont wieder erscheinen - als Teil von John Farsons Armee. Doch Alain und seine zwei Gefährten wussten es besser. Es waren keine Gerüchte. Er hatte es selbst vor sechs Jahren in Mejis miterlebt als Eldred Jonas und seine verfluchten Sargjäger ganz Hambry Teil des bevorstehenden Krieges machten. Doch Jonas Glück war nur von kurzer Dauer.
Alain sah zu dem jungen Mann neben ihm der seinen Hut tief ins Gesicht gezogen hatte. Sein Name war Roland Deschain, Nachfahre von Arthur Eld und Anführer seines Ka-Tets.
„Du bist dir sicher, dass du nichts spürst?“
Alain beantwortete die Frage mit einem kurzen Nicken. Es war Cuthbert der sein Pferd ein Stück näher an die Klippe heranbrachte. Seine schwarzen nassen Haare fielen ihm ins Gesicht und seine dunklen Augen wichen nicht von seinem Freund der für seine Gabe der tiefen Intuition bekannt war.
Seit Monaten kamen die drei Revolvermänner täglich zu den Singenden Hügeln und hielten Ausschau nach einer Armee. Es war Rolands Instinkt der ihn nicht ruhen ließ. Seine zwei Gefährten musste er nicht überzeugen denn sie alle hatten schon in jungen Jahren die Gräuel von John Farson miterlebt. Doch ihre Väter hielten einen Angriff für unwahrscheinlich, schließlich wurde etliche Kriegsmaschinerie in Hambry zerstört. Nicht zu vergessen das ganze Öl und...Susan Delgado. Roland zündete sich unter dem Schutz seines Hutes eine Zigarette an. Susans Tod war nun fast sechs Jahre her, und noch immer quälten ihn nachts die Bilder von seiner einstigen Geliebten. Rolands Gedanken verdunkelte sich wie schon so oft seitdem sie von Mejis zurückgekehrt waren. Törichte alte Männer, dachte er sich. Sein Vater Steven Deschain, war der Dinh von Gilead und Anführer aller die es Wert waren einen Revolver zu tragen. Doch Steven Deschain war schon zu lange oberster Befehlshaber. Die vielen Geschichten über seine Heldentaten ließen ihn eitel werden, vor allem aber blind für Katastrophen die sich vor seiner Haustüre anbahnten. Der Dinh gab Befehle und jeder folgte ihm. Alains und Cuthberts Väter, sowie die anderen Revolvermänner. Roland und sein Ka-Tet waren in ihren Augen nur Jungblütler. Die Schlacht in Mejis hin oder her, die meisten hier in Gilead belächelten (natürlich hinter vorgehaltener Hand) die drei jungen Männer die mit vierzehn Jahren ihre Kindheit hinter sich ließen mussten. Dann eben alleine und ohne die Zustimmung von Rolands Vater. Sie würden jeden Tag hier auf der Klippe stehen und den Horizont beobachten. Und dann würde einer von ihnen ins Landesinnere reiten um die Gegend aus der Nähe zu beobachten. Kein Gebirge oder Wald würde Farsons Armee verstecken können, und es würde Gilead wichtige Zeit verschaffen um sich auf einen Angriff vorzubereiten.
„Roland?“ Alain legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes der langsam aus seinen Gedanken zurückkehrte.
„Ich spüre etwas.“
„Ist es Farson?“ fragte Cuthbert der seinen Blick nicht vom Horizont nahm.
Alain schloss seine Augen. Dann schüttelte er den Kopf.
„Nein. Drei Männer. Richtung Nord-Osten.“
Roland nickte seinem Freund zu und Cuthbert konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es war kein schelmisches Lächeln sondern das eines Mannes dessen Welt sich rot färbte wenn sein Blut anfing zu brodeln und seine Schusseisen nach ihm verlangten. Auch Roland und Alain kannten dieses Gefühl. Nur zu gut.
Cuthbert wand sein Pferd und machte sich auf den Weg. Er würde die drei Männer alleine begrüßen, und sollte es Probleme geben dann ließ er seine Revolver antworten. Roland liebte seinen Freund, wahrscheinlich mehr als Alain, aber er verstand auch, dass seit Mejis ihre Freundschaft sich verändert hatte. Der einstige Junge mit den langen Haaren und einem Krähenschädel um den Hals, entpuppte sich zu einem ausgezeichneten Revolvermann, gefährlich, und an Schnelligkeit kaum zu überbieten. Und das war Rolands größte Sorge - Cuthbert war der Sache womöglich genauso verfallen wie er selbst.
Nord-Osten hatte Alain gesagt. Dort lag der große Soroni See doch Cuthbert hoffte nicht so weit reiten zu müssen denn es wäre ein ganzer Tagesritt gewesen. Der Regen schien nicht nachzulassen und ein kalter Wind ließ ihn den Kragen seines schwarzen Mantels hochstellen. Zunächst noch im kräftigen Galopp und dann im Trab ritt Cuthbert Allgood den drei Männern entgegen die Alain auf den Singenden Hügeln gespürt hatte. Nun konnte auch er sie fühlen, vielleicht nicht so eindeutig wie sein Freund aber wenn er sich konzentrierte, erkannte er drei kräftige Männer. Sie hatten nicht die Absicht in Deckung zu gehen oder sich in den angrenzenden Wäldern zu verstecken – nein, ihr Gang war zielgerichtet und ihr Ziel war ohne Zweifel Gilead.
Cuthbert hatte die Äcker und Obstgarten bereits weit hinter sich gelassen doch nun blieb er stehen. Es gab keinen Grund weiterzureiten denn sie würden zu ihm kommen. Womöglich sogar bewaffnet.
Cuthbert blickte über die Landschaft die vor ihm lag bis er in der Ferne drei Gestalten sehen konnte. Die Zügel lagen locker in seiner rechten Hand während seine linke auf dem Revolver an seiner Hüfte weilte. Kein Grund zur Eile, dachte er sich und ließ die Männer immer näher kommen. Sie waren schwarz gekleidet...kein Grund zur Eile. Ihre Haut war von der Sonne braun gebrannt...kein Grund zur Eile. Und an ihren Gürteln hingen Dolche und Schwerter wie aus den alten Piratengeschichten die er aus seiner Kindheit kannte.
Cuthbert hob die Hand. Die drei Unbekannten blieben wenige Meter vor ihm stehen. Sie erkannten den Revolvermann für das was er war, und er erkannte sie – Männer des Kampfes.
„Wohin des Weges Gentlemen?“ fragte Cuthbert und in seiner Stimme schwang eine Leichtigkeit die vielen Mädchen schon den Kopf verdrehte oder auch die ein oder andere Nacht versüßt hatte.
„Gilead,“ antwortete der erste Mann von links.
Ein Grinsen schlich sich erneut in Cuthberts Gesicht, wäre es für ihn doch eine Leichtigkeit gewesen seinen Revolver jetzt zu ziehen.
„Was gibt es hier zu grinsen?“ sprach der Mann auf der rechten Seite des Trios.
„Pardon, aber mir wäre lieber euer Anführer beantwortet mir meine Fragen,“ sagte Cuthbert und seine dunklen Augen ließen nicht vom Fremden in der Mitte ab. Dieser hielt seinen Blick stand bis auch er anfing zu grinsen, seinen Hut abnahm und sich vor ihm verbeugte.
„Hile Revolvermann,“ sagte er, nahm wieder eine aufrechte Position ein und wartete auf die Antwort seines jungen Gegenübers.
Cuthbert nickte nur kurz. Den Austausch von Gepflogenheiten sparte er sich auf für Männer die es sich verdient hatten.
„Wir leben in dunklen Zeiten, und Gilead reagiert recht empfindlich auf bewaffnete Fremde.“ Seine linke Hand lag noch immer auf dem Revolver an seiner Hüfte.
„Dein Name mein Freund denn ich fange an mich zu langweilen,“ sagte er schließlich ohne eine weitere Emotion zu zeigen.
Der Blick des Fremden fiel auf Cuthberts Waffen und er wusste, dass mit einem Revolvermann von Gilead nicht zu Spaßen war – selbst in einem so jungen Alter nicht.
„Tomas...und das hier ist Henry und Adam. Zu euren Diensten,“ sagte der Mann in der Mitte und senkte kurz seinen Kopf.
Cuthbert nahm schließlich die Hand von seinem Revolver. „Euch zu erschießen gelingt mir auch ohne meine Waffe griffbereit zu haben, so ehrlich werde ich mit euch sein; also sagt mir schnell warum ihr hier seid, und welch Angelegenheit euch nach Gilead führt.“
Tomas konnte sich nicht entscheiden ob er dem Jungen am liebsten den Kopf einschlagen wollte, oder ob er ihn tatsächlich auf eine merkwürdige Art und Weise mochte. Er konnte keine einundzwanzig Jahre alt sein, und doch hatte er das Selbstbewusstsein eines kriegserprobten Soldaten.
„Ich bin Tomas aus dem Westen, und meine Corrillo hat Lager am Ufer des Soroni Sees bezogen.“
Bei dem Wort Corrillo verfinsterte sich Cuthberts Gesicht.
„Die Corrillos von Tomas...und Carla nehme ich an?“ fragte er mit gedämpften Ton.
Tomas nickte langsam. „Ja, Carla ist meine Schwest...“
„Dein Pack ist nichts weiteres als herrenlose Piraten die dem Gesang von Goldmünzen folgen,“ sagte Cuthbert. Die Kälte in seiner Stimme war nun deutlich zu hören und seine Augen funkelten gefährlich auf die drei Reisenden herab.
„Ihr habt in Gilead nichts verloren, also zieht weiter wenn euch euer Leben was wert ist.“ Tomas erkannte die bedrohliche Situation in der er sich nun befand.
„Du hast selbst von dunklen Zeiten gesprochen mein junger Freund,“ sagte Tomas, und sein Blick fiel wieder auf den Revolver an Cuthberts linker Hüfte.
„Und Gerüchte zufolge ist euer Dinh davon überzeugt, dass es keinen Krieg mehr geben wird.“
Cuthberts Aufmerksamkeit galt nun vollends dem Mann der mit seiner Schwester eine Truppe Söldner befahl.
„Euer Dinh liegt falsch, hört mich an. John Farsons Armee marschiert auf Gilead zu.“ Henry und Adam ließen ihren Kapitän sprechen. Sie wussten, dass der Revolvermann keinen Palaver mit ihnen akzeptieren würde. Sie waren sich nicht einmal sicher ob es Tomas überhaupt gestattet war.
„Ich kann mir vorstellen, dass mein Wort für dich keine Bedeutung hat, junger Herr...aber wir haben sie mit unseren eigenen Augen gesehen.“
„Wo?“ fragte Cuthbert kalt.
„Kurz vor Donnerschlag.“
„Donnerschlag ist das Land der Toten, du lügst.“
„Ich lüge nicht. Wir sind Seeleute die gegen ihr eigenes Naturell die Wüste durchquerten um nach Gilead zu kommen und um die Nachricht zu überbringen. Wir wissen wie ihr uns Corrillos gegenübersteht, und trotzdem gingen wir das Risiko ein.“ Tomas machte eine kurze Pause um seinen Worten Wirkung zu verleihen.
„Und John Farsons Armee wird kommen...so wahr ich hier stehe.“
Cuthbert dachte nach und fing wieder an zu grinsen. Rolands Befürchtungen werden sich eventuell als wahr erweisen. Was die törichten alten Männer in Gilead dazu wohl sagen werden?
ps. Ich kann es nicht fassen, dass es nur so wenige FF über den Dunklen Turm gibt.
**
In Gilead war Regen eine Seltenheit doch den Revolvermännern auf ihren Pferden machte die Nässe nichts aus. Da waren sie, hoch oben auf einer Klippe von dieser man alle Ländereien der ehrwürdigen Stadt übersehen konnte. Gilead – ein Ort wo Sagen und Geschichten rund um Arthur Eld und seinen Gefolgsleuten erzählt wurden. Doch die Männer sahen mit Unbehagen Richtung Westen.
„Ich spüre nichts,“ sagte Alain während er seinen Blick über das vor ihm liegende Flachland streifen ließ. Dort in der Ferne verschwanden sie, die vielen Revolvermänner die an ihren Prüfungen zugrunde gingen und als Schande ins Exil geschickt wurden. Und schenkte man den Gerüchten Glauben dann würden sie dort am Horizont wieder erscheinen - als Teil von John Farsons Armee. Doch Alain und seine zwei Gefährten wussten es besser. Es waren keine Gerüchte. Er hatte es selbst vor sechs Jahren in Mejis miterlebt als Eldred Jonas und seine verfluchten Sargjäger ganz Hambry Teil des bevorstehenden Krieges machten. Doch Jonas Glück war nur von kurzer Dauer.
Alain sah zu dem jungen Mann neben ihm der seinen Hut tief ins Gesicht gezogen hatte. Sein Name war Roland Deschain, Nachfahre von Arthur Eld und Anführer seines Ka-Tets.
„Du bist dir sicher, dass du nichts spürst?“
Alain beantwortete die Frage mit einem kurzen Nicken. Es war Cuthbert der sein Pferd ein Stück näher an die Klippe heranbrachte. Seine schwarzen nassen Haare fielen ihm ins Gesicht und seine dunklen Augen wichen nicht von seinem Freund der für seine Gabe der tiefen Intuition bekannt war.
Seit Monaten kamen die drei Revolvermänner täglich zu den Singenden Hügeln und hielten Ausschau nach einer Armee. Es war Rolands Instinkt der ihn nicht ruhen ließ. Seine zwei Gefährten musste er nicht überzeugen denn sie alle hatten schon in jungen Jahren die Gräuel von John Farson miterlebt. Doch ihre Väter hielten einen Angriff für unwahrscheinlich, schließlich wurde etliche Kriegsmaschinerie in Hambry zerstört. Nicht zu vergessen das ganze Öl und...Susan Delgado. Roland zündete sich unter dem Schutz seines Hutes eine Zigarette an. Susans Tod war nun fast sechs Jahre her, und noch immer quälten ihn nachts die Bilder von seiner einstigen Geliebten. Rolands Gedanken verdunkelte sich wie schon so oft seitdem sie von Mejis zurückgekehrt waren. Törichte alte Männer, dachte er sich. Sein Vater Steven Deschain, war der Dinh von Gilead und Anführer aller die es Wert waren einen Revolver zu tragen. Doch Steven Deschain war schon zu lange oberster Befehlshaber. Die vielen Geschichten über seine Heldentaten ließen ihn eitel werden, vor allem aber blind für Katastrophen die sich vor seiner Haustüre anbahnten. Der Dinh gab Befehle und jeder folgte ihm. Alains und Cuthberts Väter, sowie die anderen Revolvermänner. Roland und sein Ka-Tet waren in ihren Augen nur Jungblütler. Die Schlacht in Mejis hin oder her, die meisten hier in Gilead belächelten (natürlich hinter vorgehaltener Hand) die drei jungen Männer die mit vierzehn Jahren ihre Kindheit hinter sich ließen mussten. Dann eben alleine und ohne die Zustimmung von Rolands Vater. Sie würden jeden Tag hier auf der Klippe stehen und den Horizont beobachten. Und dann würde einer von ihnen ins Landesinnere reiten um die Gegend aus der Nähe zu beobachten. Kein Gebirge oder Wald würde Farsons Armee verstecken können, und es würde Gilead wichtige Zeit verschaffen um sich auf einen Angriff vorzubereiten.
„Roland?“ Alain legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes der langsam aus seinen Gedanken zurückkehrte.
„Ich spüre etwas.“
„Ist es Farson?“ fragte Cuthbert der seinen Blick nicht vom Horizont nahm.
Alain schloss seine Augen. Dann schüttelte er den Kopf.
„Nein. Drei Männer. Richtung Nord-Osten.“
Roland nickte seinem Freund zu und Cuthbert konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Es war kein schelmisches Lächeln sondern das eines Mannes dessen Welt sich rot färbte wenn sein Blut anfing zu brodeln und seine Schusseisen nach ihm verlangten. Auch Roland und Alain kannten dieses Gefühl. Nur zu gut.
Cuthbert wand sein Pferd und machte sich auf den Weg. Er würde die drei Männer alleine begrüßen, und sollte es Probleme geben dann ließ er seine Revolver antworten. Roland liebte seinen Freund, wahrscheinlich mehr als Alain, aber er verstand auch, dass seit Mejis ihre Freundschaft sich verändert hatte. Der einstige Junge mit den langen Haaren und einem Krähenschädel um den Hals, entpuppte sich zu einem ausgezeichneten Revolvermann, gefährlich, und an Schnelligkeit kaum zu überbieten. Und das war Rolands größte Sorge - Cuthbert war der Sache womöglich genauso verfallen wie er selbst.
**
Nord-Osten hatte Alain gesagt. Dort lag der große Soroni See doch Cuthbert hoffte nicht so weit reiten zu müssen denn es wäre ein ganzer Tagesritt gewesen. Der Regen schien nicht nachzulassen und ein kalter Wind ließ ihn den Kragen seines schwarzen Mantels hochstellen. Zunächst noch im kräftigen Galopp und dann im Trab ritt Cuthbert Allgood den drei Männern entgegen die Alain auf den Singenden Hügeln gespürt hatte. Nun konnte auch er sie fühlen, vielleicht nicht so eindeutig wie sein Freund aber wenn er sich konzentrierte, erkannte er drei kräftige Männer. Sie hatten nicht die Absicht in Deckung zu gehen oder sich in den angrenzenden Wäldern zu verstecken – nein, ihr Gang war zielgerichtet und ihr Ziel war ohne Zweifel Gilead.
Cuthbert hatte die Äcker und Obstgarten bereits weit hinter sich gelassen doch nun blieb er stehen. Es gab keinen Grund weiterzureiten denn sie würden zu ihm kommen. Womöglich sogar bewaffnet.
Cuthbert blickte über die Landschaft die vor ihm lag bis er in der Ferne drei Gestalten sehen konnte. Die Zügel lagen locker in seiner rechten Hand während seine linke auf dem Revolver an seiner Hüfte weilte. Kein Grund zur Eile, dachte er sich und ließ die Männer immer näher kommen. Sie waren schwarz gekleidet...kein Grund zur Eile. Ihre Haut war von der Sonne braun gebrannt...kein Grund zur Eile. Und an ihren Gürteln hingen Dolche und Schwerter wie aus den alten Piratengeschichten die er aus seiner Kindheit kannte.
Cuthbert hob die Hand. Die drei Unbekannten blieben wenige Meter vor ihm stehen. Sie erkannten den Revolvermann für das was er war, und er erkannte sie – Männer des Kampfes.
„Wohin des Weges Gentlemen?“ fragte Cuthbert und in seiner Stimme schwang eine Leichtigkeit die vielen Mädchen schon den Kopf verdrehte oder auch die ein oder andere Nacht versüßt hatte.
„Gilead,“ antwortete der erste Mann von links.
Ein Grinsen schlich sich erneut in Cuthberts Gesicht, wäre es für ihn doch eine Leichtigkeit gewesen seinen Revolver jetzt zu ziehen.
„Was gibt es hier zu grinsen?“ sprach der Mann auf der rechten Seite des Trios.
„Pardon, aber mir wäre lieber euer Anführer beantwortet mir meine Fragen,“ sagte Cuthbert und seine dunklen Augen ließen nicht vom Fremden in der Mitte ab. Dieser hielt seinen Blick stand bis auch er anfing zu grinsen, seinen Hut abnahm und sich vor ihm verbeugte.
„Hile Revolvermann,“ sagte er, nahm wieder eine aufrechte Position ein und wartete auf die Antwort seines jungen Gegenübers.
Cuthbert nickte nur kurz. Den Austausch von Gepflogenheiten sparte er sich auf für Männer die es sich verdient hatten.
„Wir leben in dunklen Zeiten, und Gilead reagiert recht empfindlich auf bewaffnete Fremde.“ Seine linke Hand lag noch immer auf dem Revolver an seiner Hüfte.
„Dein Name mein Freund denn ich fange an mich zu langweilen,“ sagte er schließlich ohne eine weitere Emotion zu zeigen.
Der Blick des Fremden fiel auf Cuthberts Waffen und er wusste, dass mit einem Revolvermann von Gilead nicht zu Spaßen war – selbst in einem so jungen Alter nicht.
„Tomas...und das hier ist Henry und Adam. Zu euren Diensten,“ sagte der Mann in der Mitte und senkte kurz seinen Kopf.
Cuthbert nahm schließlich die Hand von seinem Revolver. „Euch zu erschießen gelingt mir auch ohne meine Waffe griffbereit zu haben, so ehrlich werde ich mit euch sein; also sagt mir schnell warum ihr hier seid, und welch Angelegenheit euch nach Gilead führt.“
Tomas konnte sich nicht entscheiden ob er dem Jungen am liebsten den Kopf einschlagen wollte, oder ob er ihn tatsächlich auf eine merkwürdige Art und Weise mochte. Er konnte keine einundzwanzig Jahre alt sein, und doch hatte er das Selbstbewusstsein eines kriegserprobten Soldaten.
„Ich bin Tomas aus dem Westen, und meine Corrillo hat Lager am Ufer des Soroni Sees bezogen.“
Bei dem Wort Corrillo verfinsterte sich Cuthberts Gesicht.
„Die Corrillos von Tomas...und Carla nehme ich an?“ fragte er mit gedämpften Ton.
Tomas nickte langsam. „Ja, Carla ist meine Schwest...“
„Dein Pack ist nichts weiteres als herrenlose Piraten die dem Gesang von Goldmünzen folgen,“ sagte Cuthbert. Die Kälte in seiner Stimme war nun deutlich zu hören und seine Augen funkelten gefährlich auf die drei Reisenden herab.
„Ihr habt in Gilead nichts verloren, also zieht weiter wenn euch euer Leben was wert ist.“ Tomas erkannte die bedrohliche Situation in der er sich nun befand.
„Du hast selbst von dunklen Zeiten gesprochen mein junger Freund,“ sagte Tomas, und sein Blick fiel wieder auf den Revolver an Cuthberts linker Hüfte.
„Und Gerüchte zufolge ist euer Dinh davon überzeugt, dass es keinen Krieg mehr geben wird.“
Cuthberts Aufmerksamkeit galt nun vollends dem Mann der mit seiner Schwester eine Truppe Söldner befahl.
„Euer Dinh liegt falsch, hört mich an. John Farsons Armee marschiert auf Gilead zu.“ Henry und Adam ließen ihren Kapitän sprechen. Sie wussten, dass der Revolvermann keinen Palaver mit ihnen akzeptieren würde. Sie waren sich nicht einmal sicher ob es Tomas überhaupt gestattet war.
„Ich kann mir vorstellen, dass mein Wort für dich keine Bedeutung hat, junger Herr...aber wir haben sie mit unseren eigenen Augen gesehen.“
„Wo?“ fragte Cuthbert kalt.
„Kurz vor Donnerschlag.“
„Donnerschlag ist das Land der Toten, du lügst.“
„Ich lüge nicht. Wir sind Seeleute die gegen ihr eigenes Naturell die Wüste durchquerten um nach Gilead zu kommen und um die Nachricht zu überbringen. Wir wissen wie ihr uns Corrillos gegenübersteht, und trotzdem gingen wir das Risiko ein.“ Tomas machte eine kurze Pause um seinen Worten Wirkung zu verleihen.
„Und John Farsons Armee wird kommen...so wahr ich hier stehe.“
Cuthbert dachte nach und fing wieder an zu grinsen. Rolands Befürchtungen werden sich eventuell als wahr erweisen. Was die törichten alten Männer in Gilead dazu wohl sagen werden?