Hinter dem Vorhang der Buchstaben
von Bialei
Kurzbeschreibung
Was ging in Akkarin vor, als Sonea seine Novizin wurde? Was dachte Lorlen, als er seinen verschollenen Freund wieder in die Arme schließen konnte? Was geschah in den kleinen und großen Szenen, von denen wir wissen, die wir aber nicht lesen durften? Eine lose Sammlung von One-Shots, die diese Fragen zu einem Teil beantworten soll.
OneshotDrama, Freundschaft / P12 / Gen
Administrator Lorlen
Hoher Lord Akkarin
Lord Dannyl
Lord Rothen
Sonea
05.08.2018
03.02.2019
10
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05.08.2018
1.383
Disclaimer: Die Gilde der schwarzen Magier und alle darin enthaltenen Figuren gehören Trudi Canavan.
Viel Spaß beim Lesen!
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Akkarin seufzte und fuhr sich mit einer Hand über die Augen, bevor er tief durchatmete und sich für die vor ihm liegende Aufgabe sammelte. Ich habe eine Grenze überschritten und heute werden Weitere folgen.
Mit ausdruckslosem Gesicht und wehenden Roben verließ er seine Residenz und machte sich auf den Weg zu den Magierquartieren.
Lord Rothen hatte er bereits eine Nachricht zukommen lassen und nun wollte er keine weitere Zeit verschwenden. In Gedanken war er seine verschiedenen Möglichkeiten durchgegangen, hatte überlegt wie seine Widersacher – denn das waren sie nun – reagieren könnten, um ihn davon abzuhalten, seine Aufgabe zu erfüllen. Zum Schutz von Kyralia war er über Leichen gegangen, doch es hatte sich lediglich um Assassinen gehandelt, die ihn töten wollten. Nun jedoch zog sein Fehler – das Übertreten der sachakanischen Grenze als junger Magier – Kreise bis in die Gilde.
Vor Rothens Quartier angekommen, stellte er fest, dass das Zimmer mit einem einfachen magischen Schloss gesichert war. Mit einem ironischen Lächeln löste er das magische Schloss und trat in die Privaträume des älteren Magiers. Akkarin wusste, dass Rothen, wie die meisten seiner Kollegen, eine gewisse Furcht vor ihm verspürte und die Tatsache, dass er den Schwarzmagier in seinen Räumen vorfinden würde, würde Rothen zusätzlich verunsichern. Strategische Kriegsführung.
Um seiner Ungeduld Herr zu werden, wandte er sich dem Fenster zu und starrte auf die Gärten der Gilde, während er mit seinen magischen Sinnen auf Präsenzen lauschte. Ein kleiner Fehler in fünf Jahren. Nein, das ist nicht korrekt. Mein erster Fehler war, nicht zu bemerken, dass Sonea mein Tun entdeckt hat. Mein zweiter Fehler war, ihre Gedanken bei der Wahrheitslesung nicht selbst zu lesen.
Als er den Namen der jungen Frau dachte, machte sich ein bitterer Geschmack in seinem Mund breit. Gestern Abend, als er herausgefunden hatte, dass sein bester Freund sein finsteres Geheimnis kannte und ihn für ein Monster hielt, das kaltblütig Magier tötete, hatte er einen Augenblick tatsächlich überlegt, ob es sinnvoll war, die Mitwisser umzubringen. Dann hatte sich sein Gewissen gemeldet und er hatte diese Gedanken unterdrückt, bis er Rücksprache mit Takan gehalten hatte.
Zu seiner Verblüffung war es Takans erster Vorschlag gewesen, die Mitwisser auf diese Art aus dem Weg zu räumen. Jahre der Sklaverei und Entbehrung hatten in seinem einstigen Leidensgenossen eine harte, pragmatische, kalte Seite wachsen lassen, die ihm nur allzu vertraut war. Leidensgenossen. Freunde. Meister und Diener.
Sorgenvolle, verängstigte Gedanken eilten ihm entgegen und Akkarin wandte sich in dem Moment zu Rothen um, als dieser die Tür aufstieß. Der Ältere prallte zurück und schien rückwärts aus dem Zimmer treten zu wollen. Unmerklich schüttelte Akkarin den Kopf und blickte Rothen stumm an, bis dieser in den Raum trat und mit einem vernehmlichen Klicken die Tür zufallen ließ.
„Lord Rothen, setzt Euch. Eure Novizin wird ebenfalls in Kürze eintreffen.“ Alle Farbe wich aus Rothens Gesicht und er schaute sich hektisch im Raum um, bevor sein Blick zu Akkarins dunklen Augen zurückkehrte. „Sonea? Es wird nicht notwendig sein, dass…“, stieß er aus. „Es ist notwendig“, sagte Akkarin ruhig und betrachtete Rothen.
Sie ist ihm wichtig, er würde sich für sie opfern. Sollte Sonea ähnlich für ihn empfinden, würde das Akkarin einen Weg eröffnen, wie er sein Geheimnis bewahren konnte, ohne erneut zum Mörder zu werden. Gefühle machen Menschen manipulierbar. Das habe ich von einem Meister gelernt.
Schweigend standen sie in dem kleinen Raum und warteten, Gedanken und Bilder blitzten in Akkarins Kopf auf, die er entschieden von sich schob. Lorlen hatte den Ring an und bedachte Akkarin innerlich mit wütenden Verwünschungen und Anschuldigungen, während er verzweifelt und aufgelöst durch seine privaten Räume lief.
Bis zum gestrigen Abend hatte Akkarin lediglich Takans Blutjuwel kontrollieren müssen, bei Lorlen allerdings fiel es ihm schwer, seine Gedanken zu verschließen, wenn sein Freund besonders wütend war und ihn entsprechend mit Bildern bombardierte. Freilich zweifelte Akkarin nicht daran, dass er mit etwas Übung auch diese Schwierigkeit überwinden würde, sodass er die Kontrolle zurückerobern würde.
Als Sonea eintraf, verfehlte seine Anwesenheit erneut die gewünschte Wirkung nicht. Das Mädchen weiß, weshalb ich hier bin. Auch sie wurde blass und schaute verängstigt zwischen ihrem Mentor und Akkarin hin und her. „Sonea, komm her“, sagte Rothen, woraufhin sie sich neben ihn stellte. Rothen legte eine Hand auf ihre Schulter, was Akkarins scharfem Blick nicht entging. Wie ein Vater.
Als Akkarin die Gedanken des älteren Magiers las, sah er seine Theorie bestätigt. Dessen ungeachtet hatte er eine weitere Entdeckung gemacht, die ihn beunruhigte. Rothen würde sich jederzeit gegen Akkarin stellen, sollte sich ihm die Gelegenheit bieten. Das einzige, das ihn davon abhielt, war seine Sorge um Sonea. Lorlen war bereit gewesen, die Beiden zum Wohle der Gilde zu opfern; er dachte an das große Ganze wie Akkarin selbst.
Als Akkarin sich anschickte, Soneas Gedanken zu lesen, bemerkte er erstaunt den sturen Zug um ihren Mundwinkel. Äußerlich ruhig legte er seine langen Finger auf ihre Schläfen und runzelte die Stirn, als ihm pure Macht entgegenstrahlte. So mächtig. So jung. Die dunkle Seite in ihm, die nach Macht gierte und die er zu kontrollieren gelernt hatte, erhob sich in diesem Augenblick in seinem Inneren. Entschlossen drängte er sie zurück und begann, Soneas Gedanken zu lesen.
Die schwarzmagische Praktik, die er gelernt hatte und ihm erlaubte, im widerstrebenden Geist zu lesen, traf bei ihr auf eine harte Mauer aus wirbelnden Gedanken. Verärgert verstärkte Akkarin sowohl den Griff seiner Finger als auch seiner bohrenden Gedanken. Sonea hatte sich zwar äußerlich in ihr Schicksal gefügt, tat nun jedoch alles, um ihn zu behindern. Wut machte sich in Akkarin breit, eine Wut, die er seit mehreren Stunden tief in sich vergraben hatte und von der er angenommen hatte, dass sie erkaltet und unter seiner Kontrolle war.
Dieser heftige und offenkundige Widerstand entfachte sie auf ungeahnte Weise und traf ihn völlig unvorbereitet. Einen Augenblick gab er sich diesen Gefühlen hin und benutzte sie, um Soneas Widerstand zu brechen. Ein leiser Schmerzenslaut riss ihn aus diesem Kontrollverlust und er nahm sich zurück.
Unbemerkt glitt er unter Soneas gedanklichen Schild und griff nach ihren Gedanken. Ihr Leben zog an seinem inneren Auge vorbei, während er Erinnerung um Erinnerung durchsuchte und Sonea auf eine Weise kennenlernte, wie möglicherweise nicht einmal sie selbst sich kannte. Schlussendlich reifte eine Erkenntnis in ihm und er ließ von der jungen Frau ab. „Ihr würdet mich beide verraten, wenn ihr könntet“, stieß er hervor und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aus diesem Grund wird Sonea meine Novizin werden. Sie wird mir Euer Schweigen sichern, Lord Rothen, während mir Eure Sicherheit Soneas Schweigen sichert.“
Seine neue Novizin bedachte ihn mit einem hasserfüllten Blick, der Akkarin kurzzeitig innehalten ließ. Nachdem er ihre Gedanken – ihre privatesten Wünsche, Träume und Erinnerungen - durchsucht hatte, hatte er viel mehr mit Furcht statt offenem, loderndem Hass gerechnet. Äußerlich ließ er sich seine Gedanken nicht anmerken und erklärte, an welche Regeln sich die Beiden zukünftig zu halten hatten.
Kurze Zeit später ging Sonea mit gesenktem Kopf neben ihm her auf dem Weg zu seiner Residenz und ihrem neuen Leben als seine Novizin. Akkarin biss die Zähne zusammen, als Bilder aus Soneas Erinnerungen in seinem Kopf auftauchten und ihm nagende Gewissensbisse bescherten. Eine junge Frau, die ihren ersten Kuss bekommt. Ein kleines Mädchen, das sich an die Hand ihrer toten Mutter klammert. Eine verärgerte Hüttenbewohnerin, die einen Stein wirft und einen überraschten Fergun bewusstlos schlägt.
Dieser Gedanke brachte ihn dazu, einen Mundwinkel in amüsierter Ironie zu heben. Er hatte Fergun nie leiden können und war der Meinung gewesen, dass jemand ihm eine Lektion erteilen musste. Sonea hatte es auf eine unvergleichliche Art und Weise getan. Widerwillig musste er sich eingestehen, dass Sonea nicht nur über große Magie verfügte und Talent besaß, sondern auch ein gutes Herz und einen starken Willen. Tatsächlich war sie die erste Magierin, die ihm beim Gedankenlesen nicht nur ernsthaften Widerstand geboten, sondern ihn eine Zeitlang hatte aufhalten können.
Die Umstände mögen mir nicht gefallen, doch Sonea ist würdig, die Novizin des hohen Lords zu sein und ich werde dafür sorgen, dass sie ihr Potenzial ausschöpft.
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Liebe Leser, was denkt ihr über Akkarins Gefühle, Gedanken und Handlungen?
Ist es logisch, dass Sonea ihm wegen ihrer Stärke und ihrem Talent einen Augenblick Widerstand leisten kann?
Warum macht das Akkarin wütend?
Ich freue mich über konstruktive Kritik!
Viel Spaß beim Lesen!
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Akkarin seufzte und fuhr sich mit einer Hand über die Augen, bevor er tief durchatmete und sich für die vor ihm liegende Aufgabe sammelte. Ich habe eine Grenze überschritten und heute werden Weitere folgen.
Mit ausdruckslosem Gesicht und wehenden Roben verließ er seine Residenz und machte sich auf den Weg zu den Magierquartieren.
Lord Rothen hatte er bereits eine Nachricht zukommen lassen und nun wollte er keine weitere Zeit verschwenden. In Gedanken war er seine verschiedenen Möglichkeiten durchgegangen, hatte überlegt wie seine Widersacher – denn das waren sie nun – reagieren könnten, um ihn davon abzuhalten, seine Aufgabe zu erfüllen. Zum Schutz von Kyralia war er über Leichen gegangen, doch es hatte sich lediglich um Assassinen gehandelt, die ihn töten wollten. Nun jedoch zog sein Fehler – das Übertreten der sachakanischen Grenze als junger Magier – Kreise bis in die Gilde.
Vor Rothens Quartier angekommen, stellte er fest, dass das Zimmer mit einem einfachen magischen Schloss gesichert war. Mit einem ironischen Lächeln löste er das magische Schloss und trat in die Privaträume des älteren Magiers. Akkarin wusste, dass Rothen, wie die meisten seiner Kollegen, eine gewisse Furcht vor ihm verspürte und die Tatsache, dass er den Schwarzmagier in seinen Räumen vorfinden würde, würde Rothen zusätzlich verunsichern. Strategische Kriegsführung.
Um seiner Ungeduld Herr zu werden, wandte er sich dem Fenster zu und starrte auf die Gärten der Gilde, während er mit seinen magischen Sinnen auf Präsenzen lauschte. Ein kleiner Fehler in fünf Jahren. Nein, das ist nicht korrekt. Mein erster Fehler war, nicht zu bemerken, dass Sonea mein Tun entdeckt hat. Mein zweiter Fehler war, ihre Gedanken bei der Wahrheitslesung nicht selbst zu lesen.
Als er den Namen der jungen Frau dachte, machte sich ein bitterer Geschmack in seinem Mund breit. Gestern Abend, als er herausgefunden hatte, dass sein bester Freund sein finsteres Geheimnis kannte und ihn für ein Monster hielt, das kaltblütig Magier tötete, hatte er einen Augenblick tatsächlich überlegt, ob es sinnvoll war, die Mitwisser umzubringen. Dann hatte sich sein Gewissen gemeldet und er hatte diese Gedanken unterdrückt, bis er Rücksprache mit Takan gehalten hatte.
Zu seiner Verblüffung war es Takans erster Vorschlag gewesen, die Mitwisser auf diese Art aus dem Weg zu räumen. Jahre der Sklaverei und Entbehrung hatten in seinem einstigen Leidensgenossen eine harte, pragmatische, kalte Seite wachsen lassen, die ihm nur allzu vertraut war. Leidensgenossen. Freunde. Meister und Diener.
Sorgenvolle, verängstigte Gedanken eilten ihm entgegen und Akkarin wandte sich in dem Moment zu Rothen um, als dieser die Tür aufstieß. Der Ältere prallte zurück und schien rückwärts aus dem Zimmer treten zu wollen. Unmerklich schüttelte Akkarin den Kopf und blickte Rothen stumm an, bis dieser in den Raum trat und mit einem vernehmlichen Klicken die Tür zufallen ließ.
„Lord Rothen, setzt Euch. Eure Novizin wird ebenfalls in Kürze eintreffen.“ Alle Farbe wich aus Rothens Gesicht und er schaute sich hektisch im Raum um, bevor sein Blick zu Akkarins dunklen Augen zurückkehrte. „Sonea? Es wird nicht notwendig sein, dass…“, stieß er aus. „Es ist notwendig“, sagte Akkarin ruhig und betrachtete Rothen.
Sie ist ihm wichtig, er würde sich für sie opfern. Sollte Sonea ähnlich für ihn empfinden, würde das Akkarin einen Weg eröffnen, wie er sein Geheimnis bewahren konnte, ohne erneut zum Mörder zu werden. Gefühle machen Menschen manipulierbar. Das habe ich von einem Meister gelernt.
Schweigend standen sie in dem kleinen Raum und warteten, Gedanken und Bilder blitzten in Akkarins Kopf auf, die er entschieden von sich schob. Lorlen hatte den Ring an und bedachte Akkarin innerlich mit wütenden Verwünschungen und Anschuldigungen, während er verzweifelt und aufgelöst durch seine privaten Räume lief.
Bis zum gestrigen Abend hatte Akkarin lediglich Takans Blutjuwel kontrollieren müssen, bei Lorlen allerdings fiel es ihm schwer, seine Gedanken zu verschließen, wenn sein Freund besonders wütend war und ihn entsprechend mit Bildern bombardierte. Freilich zweifelte Akkarin nicht daran, dass er mit etwas Übung auch diese Schwierigkeit überwinden würde, sodass er die Kontrolle zurückerobern würde.
Als Sonea eintraf, verfehlte seine Anwesenheit erneut die gewünschte Wirkung nicht. Das Mädchen weiß, weshalb ich hier bin. Auch sie wurde blass und schaute verängstigt zwischen ihrem Mentor und Akkarin hin und her. „Sonea, komm her“, sagte Rothen, woraufhin sie sich neben ihn stellte. Rothen legte eine Hand auf ihre Schulter, was Akkarins scharfem Blick nicht entging. Wie ein Vater.
Als Akkarin die Gedanken des älteren Magiers las, sah er seine Theorie bestätigt. Dessen ungeachtet hatte er eine weitere Entdeckung gemacht, die ihn beunruhigte. Rothen würde sich jederzeit gegen Akkarin stellen, sollte sich ihm die Gelegenheit bieten. Das einzige, das ihn davon abhielt, war seine Sorge um Sonea. Lorlen war bereit gewesen, die Beiden zum Wohle der Gilde zu opfern; er dachte an das große Ganze wie Akkarin selbst.
Als Akkarin sich anschickte, Soneas Gedanken zu lesen, bemerkte er erstaunt den sturen Zug um ihren Mundwinkel. Äußerlich ruhig legte er seine langen Finger auf ihre Schläfen und runzelte die Stirn, als ihm pure Macht entgegenstrahlte. So mächtig. So jung. Die dunkle Seite in ihm, die nach Macht gierte und die er zu kontrollieren gelernt hatte, erhob sich in diesem Augenblick in seinem Inneren. Entschlossen drängte er sie zurück und begann, Soneas Gedanken zu lesen.
Die schwarzmagische Praktik, die er gelernt hatte und ihm erlaubte, im widerstrebenden Geist zu lesen, traf bei ihr auf eine harte Mauer aus wirbelnden Gedanken. Verärgert verstärkte Akkarin sowohl den Griff seiner Finger als auch seiner bohrenden Gedanken. Sonea hatte sich zwar äußerlich in ihr Schicksal gefügt, tat nun jedoch alles, um ihn zu behindern. Wut machte sich in Akkarin breit, eine Wut, die er seit mehreren Stunden tief in sich vergraben hatte und von der er angenommen hatte, dass sie erkaltet und unter seiner Kontrolle war.
Dieser heftige und offenkundige Widerstand entfachte sie auf ungeahnte Weise und traf ihn völlig unvorbereitet. Einen Augenblick gab er sich diesen Gefühlen hin und benutzte sie, um Soneas Widerstand zu brechen. Ein leiser Schmerzenslaut riss ihn aus diesem Kontrollverlust und er nahm sich zurück.
Unbemerkt glitt er unter Soneas gedanklichen Schild und griff nach ihren Gedanken. Ihr Leben zog an seinem inneren Auge vorbei, während er Erinnerung um Erinnerung durchsuchte und Sonea auf eine Weise kennenlernte, wie möglicherweise nicht einmal sie selbst sich kannte. Schlussendlich reifte eine Erkenntnis in ihm und er ließ von der jungen Frau ab. „Ihr würdet mich beide verraten, wenn ihr könntet“, stieß er hervor und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aus diesem Grund wird Sonea meine Novizin werden. Sie wird mir Euer Schweigen sichern, Lord Rothen, während mir Eure Sicherheit Soneas Schweigen sichert.“
Seine neue Novizin bedachte ihn mit einem hasserfüllten Blick, der Akkarin kurzzeitig innehalten ließ. Nachdem er ihre Gedanken – ihre privatesten Wünsche, Träume und Erinnerungen - durchsucht hatte, hatte er viel mehr mit Furcht statt offenem, loderndem Hass gerechnet. Äußerlich ließ er sich seine Gedanken nicht anmerken und erklärte, an welche Regeln sich die Beiden zukünftig zu halten hatten.
Kurze Zeit später ging Sonea mit gesenktem Kopf neben ihm her auf dem Weg zu seiner Residenz und ihrem neuen Leben als seine Novizin. Akkarin biss die Zähne zusammen, als Bilder aus Soneas Erinnerungen in seinem Kopf auftauchten und ihm nagende Gewissensbisse bescherten. Eine junge Frau, die ihren ersten Kuss bekommt. Ein kleines Mädchen, das sich an die Hand ihrer toten Mutter klammert. Eine verärgerte Hüttenbewohnerin, die einen Stein wirft und einen überraschten Fergun bewusstlos schlägt.
Dieser Gedanke brachte ihn dazu, einen Mundwinkel in amüsierter Ironie zu heben. Er hatte Fergun nie leiden können und war der Meinung gewesen, dass jemand ihm eine Lektion erteilen musste. Sonea hatte es auf eine unvergleichliche Art und Weise getan. Widerwillig musste er sich eingestehen, dass Sonea nicht nur über große Magie verfügte und Talent besaß, sondern auch ein gutes Herz und einen starken Willen. Tatsächlich war sie die erste Magierin, die ihm beim Gedankenlesen nicht nur ernsthaften Widerstand geboten, sondern ihn eine Zeitlang hatte aufhalten können.
Die Umstände mögen mir nicht gefallen, doch Sonea ist würdig, die Novizin des hohen Lords zu sein und ich werde dafür sorgen, dass sie ihr Potenzial ausschöpft.
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Liebe Leser, was denkt ihr über Akkarins Gefühle, Gedanken und Handlungen?
Ist es logisch, dass Sonea ihm wegen ihrer Stärke und ihrem Talent einen Augenblick Widerstand leisten kann?
Warum macht das Akkarin wütend?
Ich freue mich über konstruktive Kritik!
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