the shape of things that never come
von avenue
Kurzbeschreibung
Die Sache mit Eretria ist die, dass sie immer zu viel wollte und zu viel genommen hat, aber nie etwas dabei herauskam. Nach einer Weile ist sie zu dem Schluss gekommen, dass so viel Pech kein Zufall sein kann, also ist es wohl ihr Schicksal. [Eretria/Wil]
OneshotAngst, Liebesgeschichte / P12 / Het
Amberle Elessedil
Eritria
Wil Ohmsford
06.05.2018
06.05.2018
1
1.964
1
06.05.2018
1.964
ich habe die erste Staffel in zwei Sitzungen durchgeschaut, und obwohl ich die letzten paar Folgen nicht mehr so wirklich mochte, hab ich irgendwas dazu geschrieben und nicht überarbeitet xD
(Titel ist aus Doing it to Death von The Kills)
the shape of things that never come
Als sie sich zum ersten Mal treffen und sie einen Pfeil darauf verschwendet, sein dämliches Leben vor einem Troll zu retten, sieht sie die hübschen blauen Steine, will sie haben und nimmt sie sich. Obwohl sie nicht einmal weiß, was sie sind. Wie gesagt, sie sehen hübsch aus, und hübsche Dinge tendieren dazu, dir ein zufriedenes Lächeln von Cephalo, eine warme Mahlzeit am Abend und einen sicheren Platz nah am Lagerfeuer für die Nacht zu verdienen.
Also lächelt Eretria hilft Wil Ohmsford auf die Füße und nimmt ihn mit zu einem Haus, das ihr nicht gehört. Das ist keine Überraschung, wirklich. Eritrea gehört nicht einmal ihr freier Wille, wie sollte sie da an ein Haus kommen?
Er hat auch hübsche, vertrauensvolle blaue Augen und ein Lächeln ohne Vorbehalte, also hat sie kein zu schlechtes Gewissen dabei ihn zu entkleiden und in eine Badewanne und ein Glas Gift zu verführen, dessen bitteren Geschmack der Wein kaum verhüllt. Es war billiger Wein. Wäre es nicht gewesen, wenn sie die Flasche von Cephalos Gürtel genommen hätte, aber sie weiß es besser als von Cephalo zu stehlen. Eritrea stiehlt um zu überleben, und das wäre ihrem Ziel nicht gerade von Nutzen.
Es gibt ihr ein machtvolles Gefühl. Nicht, dass er sie will, er ist nur einer von vielen Männern, die sie über die Jahre gewollt haben, auf die eine und auf die andere Weise, aber dass sie Nein sagen kann. Oder so ähnlich. Ihn entkleidet und unter Schlafmittel gesetzt in einer Wanne mit erkaltendem Wasser zurückzulassen und mit seinem gesamten wertvollen Besitz zu verschwinden, geht als Variation von Nein durch.
Sie hat ihm einen Gefallen getan, wirklich. Wenn du der Welt vertrauensvoll und aufrichtig entgegen blickst, erwidert sie den Blick selten auf die gleiche Weise.
Es war nicht der Plan, ihn je wiederzusehen. Landstreicher tun, was die Bezeichnung verspricht, sie streichen durchs ganze Land wie Katzen, die ihr Revier markieren, nur dass sie kein Revier brauchen, denn sie sehen, was sie wollen, und nehmen es sich, hat Cephalo gesagt. Er ist es auch, der ihr Gesicht in beide Hände nimmt und mit süßlicher Stimme von dem Gold redet, für das er sie verheiraten wird, wenn sie ihm die Elfensteine nicht zurückbringt. Also kauert Eritrea tagelang hinter einem Busch und beobachtet den Palast, bis sie den Wachwechsel auswendig kennt und weiß, zu welcher Hintertür sie hinein, und zu welcher sie wieder hinauskommt. Unnötig zu erwähnen, dass es nicht so weit kommt.
Sie steht Wil gegenüber, in seinem Zimmer im Elfenpalast mit den leichten Tüllvorhängen, dem Goldlack auf den Bettpfosten, den Tellern mit frischem Obst und seine anklagenden Worte werden weich, als sie ihm ihre Situation schildert, und weil es so oft nichts gibt, nimmt Eritrea immer alles auf einmal.
-
Der Baum ist ein Problem. Nicht, dass das etwas besonderes wäre: die Zelle, in die sie geworfen wird, ist auch ein Problem, genauso wie der Dämon, der sich einmal ihre Gestalt ausleiht, um damit einen Mord zu begehen, und für den sie das andere Mal den Köder spielt, und Cephalo, der irgendwo dort draußen auf seine Elfensteine wartet oder sie verkaufen wird. Wil ist auch eins. Weil er sie immer noch verteidigt, und ein kleiner Teil von Eritrea, ein sehr kleiner, deswegen denkt dass es nicht das Ende der Welt ist, dass sie anscheinend irgendeine seltsame Elfen-Quest begleiten muss.
"Wie viel bekommst du dafür?", fragt sie einmal mit ehrlichem Interesse die Prinzessin. "Gibt es einen Bonus obendrauf, wenn du es in unter zwei Wochen erledigst?"
Wenn ein Baum versuchen würde ihr Befehle zu erteilen würde Eritrea in kurz und klein schlagen. Wenn er allerdings ein guter Geschäftspartner wäre… Sie hat keine Ahnung, wie genau sie sich das vorstellen soll. Letztendlich ist ein Baum nur ein…Baum. Amberle antwortet nicht und Eritrea zuckt mit den Schultern. Sie ist lang genug durchs Land geritten, um es besser zu wissen als sich darüber zu wundern.
Bis Amberle sich doch im Sattel umdreht, um Eritreas anscheinend empörende Äußerung zu korrigieren.
"Es ist der Ellcrys!", betont sie als würde das alles erklären, and die Wachen, die sie begleiten, nicken in einheitlicher Zustimmung. "Es ist eine Ehre, das ich erwählt wurde, diesen Auftrag auszuführen. Ich erwarte nichts, als Gegenleistung."
Auch gut, denkt Eritrea. Öffentliche Korruption passt wohl nicht so ganz in Amberles Palast-mit-Seidenvorhängen-Moral. Sie scheut sich allerdings auch nicht davor, sich mit Schwung in den Schlamm zu werfen, das muss man ihr lassen.
"Wir halten für heute hier an!", ruft der Hauptmann der Garde von weiter vorn und stoppt sein Pferd auf einer kleinen Lichtung, die von dicht stehenden Bäumen umringt wird. Es erweckt den Anschein als wäre die Lichtung geschützt. In Wirklichkeit werden sie die Nacht auf dem Präsentierteller campieren. Eng stehende Bäume bieten viele Verstecke und aus den Geräuschen der Tiere, die sich zwischen ihnen tummeln, fällt es schwer die verdächtigen Geräusche von Trollen und Landstreichern herauszufiltern. Die Elfengarde hatte Schwerter, Schilde mit edlen Wappen darauf und schicke Umhänge, aber ihnen fehlt Eritreas Erfahrung. Sie sagt nichts. Eritrea würde lieber eine Nacht unter Trollen schlafen als das zuzugeben, aber beim Stichwort der Garde sind ihre Muskeln wie auf einen Schlag eingeknickt und sie wäre fast gestürzt. Mehrere Tage hintereinander mit gefesselten Händen hinter Reitern herumrennen zehrt an ihren Kräften.
Damit niemand auf die Idee kommt, sie wäre so erschöpft wie sie wirklich ist, hält sie den Kopf hoch erhoben und fixiert Wil mit der Andeutung eines spöttischen Lächelns um die Lippen. Er dreht sich verwirrt zu ihr um, als er von seinem Pferd absteigt, wobei er sich mit einem Fuß im Steigbügel verheddert und unelegant versucht auf einem Bein das Gleichgewicht zu halten, bis er sich endlich befreit hat.
Nichts womit Eretria zu kämpfen hätte, denn erstens ist sie eine exzellente Reiterin, und zweitens und noch offensichtlicher - sie hat kein Pferd, von dem sie absteigen kann, mit den Wachen, die sie zu Fuß durch den Schlamm zerren, als kämen sie nicht sehr viel schneller vorwärts, wenn Eritrea auch reiten würde. So viel zur Dringlichkeit diesen albernen Samen des vergötterten Baumes an irgendeinen Ort zu bringen.
"Eretria", sagt Wil, als müsste er ihre Aufmerksamkeit noch auf sich lenken und bleibt ein paar Schritte vor ihr stehen. "Geht es dir gut?"
Sie kann sich nicht daran erinnern, wann sie diese Frage das letzte Mal gehört hat und ist sekundenlang aus dem Konzept gebracht, fragt sich, ob er ihr die Erschöpfung angemerkt hat und sie verspotten will. Nein, entscheidet sie. Wil ist kein guter Beobachter und sein Tonfall klingt zu reserviert. Immerhin. Nur wenige Tage zuvor war es noch feindselig.
Sie schiebt das Kinn vor. "Ja."
Er ignoriert ihre Antwort und streckt eine Hand aus, als wollte er ihren Arm zu sich ziehen. Sie weicht instinktiv zurück, was nur zur Folge hat, dass er einen noch größeren Schritt macht und beide ihrer Hände zu sich heran zieht. Entschlossen, aber vorsichtig genug, um keine der von den Fesseln aufgeschürften Stellen zu berühren. "Das sieht nicht gut aus", stellt er fest, und als er bemerkt, dass Eretria zu einer vermutlich abwehrenden Erwiderung ansetzt, fügt er schnell hinzu: "Ich bin Heiler. Oder…na ja, wäre zumindest einer geworden, wenn du mich nicht hinterrücks überfallen und in der Hütte zurückgelassen hättest, wo Allanon mich gefunden hat und…"
Eretria hebt wortlos eine Augenbraue. Wil lässt das Thema fallen.
"Komm mit", bietet er stattdessen an. "Ich habe ein paar Verbände und Salben mitgenommen."
Er legt ihr eine Hand auf die Schulter, als er sie zu seinem Lagerplatz eskortiert, und wenn das eine Vorsichtsmaßnahme sein soll, damit sie nicht fliehen kann… Gut, sie lässt ihn in dem Glauben. Nur für den Fall, dass sie irgendwann wirklich fliehen will. Die Wärme seiner Handfläche dringt genau an der Stelle, an der ihr Tattoo sitzt, durch den Stoff der Jacke. Es erinnert sie umso mehr an seine Anwesenheit. Sie hat überlegt, das Tattoo herauszuschneiden, nur aus Prinzip, aber Stolz bringt dir schnell eine Infektion ein, die man sich in der Wildnis nicht leisten kann.
Er hat seine Decke für die Nacht bereits ausgebreitet. Eretria kann die Grashalme darunter hindurchfühlen, als sie sich hinsetzt. Wil, der den Rest seiner Sachen nach seiner Heiler-Tasche durchwühlt hat, dreht sich um, das was auch immer er gesucht hat triumphierend in die Höhe gereckt. Die Geste hat etwas so albernes und gleichzeitig niedliches an sich, dass Eretria gelächelt hätte, wenn sie jemand anderes wäre.
Wil kniet sich neben sie und greift nach ihrer Hand, die Abendsonne wirft getupfte Lichtpunkte auf sein konzentriertes Gesicht. Er hat einen durchtrainierten Oberkörper und schimmernde blonde Haare, aber das ist nicht, was wirklich attraktiv ist an Wil Ohmsford. Wil ist kein Mysterium. Er hat ein gutes Herz und viel zu viel Naivität um immer noch am Leben zu sein und gute Absichten. Sie hat keine, also müssen sie sich doch gut ergänzen.
Und er mag sie; mochte sie. Zumindest manchmal. Der Gedanke, dass jemand wie Wil jemanden wie sie mögen könnte, macht dass sich etwas in ihrer Brust entrollt, eine seltsame Wärme zwischen ihre Rippen fließen lässt, von dem sie vorher nicht einmal wusste, dass es überhaupt existiert. Und das ist der Zeitpunk, an dem sie weiß, dass sie aufhören muss zu hoffen.
Die Sache mit Eritrea ist die, dass sie immer zu viel wollte und zu viel genommen hat, aber nie etwas dabei herauskam. Nach einer Weile ist sie zu dem Schluss gekommen, dass so viel Pech kein Zufall sein kann, also ist es wohl ihr Schicksal.
Wil schiebt ihre Ärmel nach oben, die Zungenspitze konzentriert zwischen die Zähne geklemmt, als er beginnt eine dünne Schicht der Salbe auf den Striemen an ihren Unterarmen einzureiben. Es brennt, aber Eretria hat schon immer eine hohe Schmerzgrenze gehabt. Wils Hände haben vom Reiten und der Arbeit auf dem Hof seiner Familie zu viele Schwielen um noch weich zu sein, trotzdem ist er sanft und warm und…Eritrea hasst es. Das ist nicht die grundsätzliche Sache mit Berührungen. Sie hat kein Problem damit, ihn anzufassen, aber wenn er sie anfasst, will sie ihm am liebsten ein Messer an die Kehle halten. Es sind Cephalos Hände, die wie beiläufig über ihre Hüften wandern, wann immer sie zu nah neben ihm steht. Oder sein Griff an ihrem Handgelenk, der sich zuzieht wie ein Schraubstock, bis ihre Blutgefäße platzen und…
Abrupt zieht sie die Hände zurück. Wil gibt einen empörten Laut von sich, was vermutlich bedeutet, dass er seiner Meinung nach noch nicht fertig war. "Was ist-", beginnt er, und Eretria unterbricht ihn, indem sie sich nach vorne beugt, bis ihre Lippen nur wenige Zentimeter von seinem spitzen Ohr entfernt sind. "Danke. Short tips", raunt sie süßlich.
"Du…du hattest versprochen, mich nie wieder so zu nennen!", beschwert er sich, vergisst ihre seltsame Reaktion. Hoffentlich.
"Hab’s mir anders überlegt."
"Warte…versuchst du gerade schon wieder mich zu verführen?" Er blinzelt und schüttelt leicht den Kopf, als er den Blick wieder von ihrem Décolleté hebt. Eretria verlagert ihr Gewicht zurück auf ihre Fußballen und drückt sich in einer fließenden Bewegung nach oben.
Wil fährt sich durch die Haare und seufzt. "Was willst du eigentlich?", ruft er frustriert aus.
Eretria lässt sich die langen Haare ins Gesicht fallen und lächelt traurig, sodass er es nicht sehen kann. Sie weiß es, und sie hat genug gewollt, um zu wissen, dass es gleichbedeutend mit unerreichbar ist.
(Titel ist aus Doing it to Death von The Kills)
the shape of things that never come
Als sie sich zum ersten Mal treffen und sie einen Pfeil darauf verschwendet, sein dämliches Leben vor einem Troll zu retten, sieht sie die hübschen blauen Steine, will sie haben und nimmt sie sich. Obwohl sie nicht einmal weiß, was sie sind. Wie gesagt, sie sehen hübsch aus, und hübsche Dinge tendieren dazu, dir ein zufriedenes Lächeln von Cephalo, eine warme Mahlzeit am Abend und einen sicheren Platz nah am Lagerfeuer für die Nacht zu verdienen.
Also lächelt Eretria hilft Wil Ohmsford auf die Füße und nimmt ihn mit zu einem Haus, das ihr nicht gehört. Das ist keine Überraschung, wirklich. Eritrea gehört nicht einmal ihr freier Wille, wie sollte sie da an ein Haus kommen?
Er hat auch hübsche, vertrauensvolle blaue Augen und ein Lächeln ohne Vorbehalte, also hat sie kein zu schlechtes Gewissen dabei ihn zu entkleiden und in eine Badewanne und ein Glas Gift zu verführen, dessen bitteren Geschmack der Wein kaum verhüllt. Es war billiger Wein. Wäre es nicht gewesen, wenn sie die Flasche von Cephalos Gürtel genommen hätte, aber sie weiß es besser als von Cephalo zu stehlen. Eritrea stiehlt um zu überleben, und das wäre ihrem Ziel nicht gerade von Nutzen.
Es gibt ihr ein machtvolles Gefühl. Nicht, dass er sie will, er ist nur einer von vielen Männern, die sie über die Jahre gewollt haben, auf die eine und auf die andere Weise, aber dass sie Nein sagen kann. Oder so ähnlich. Ihn entkleidet und unter Schlafmittel gesetzt in einer Wanne mit erkaltendem Wasser zurückzulassen und mit seinem gesamten wertvollen Besitz zu verschwinden, geht als Variation von Nein durch.
Sie hat ihm einen Gefallen getan, wirklich. Wenn du der Welt vertrauensvoll und aufrichtig entgegen blickst, erwidert sie den Blick selten auf die gleiche Weise.
Es war nicht der Plan, ihn je wiederzusehen. Landstreicher tun, was die Bezeichnung verspricht, sie streichen durchs ganze Land wie Katzen, die ihr Revier markieren, nur dass sie kein Revier brauchen, denn sie sehen, was sie wollen, und nehmen es sich, hat Cephalo gesagt. Er ist es auch, der ihr Gesicht in beide Hände nimmt und mit süßlicher Stimme von dem Gold redet, für das er sie verheiraten wird, wenn sie ihm die Elfensteine nicht zurückbringt. Also kauert Eritrea tagelang hinter einem Busch und beobachtet den Palast, bis sie den Wachwechsel auswendig kennt und weiß, zu welcher Hintertür sie hinein, und zu welcher sie wieder hinauskommt. Unnötig zu erwähnen, dass es nicht so weit kommt.
Sie steht Wil gegenüber, in seinem Zimmer im Elfenpalast mit den leichten Tüllvorhängen, dem Goldlack auf den Bettpfosten, den Tellern mit frischem Obst und seine anklagenden Worte werden weich, als sie ihm ihre Situation schildert, und weil es so oft nichts gibt, nimmt Eritrea immer alles auf einmal.
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Der Baum ist ein Problem. Nicht, dass das etwas besonderes wäre: die Zelle, in die sie geworfen wird, ist auch ein Problem, genauso wie der Dämon, der sich einmal ihre Gestalt ausleiht, um damit einen Mord zu begehen, und für den sie das andere Mal den Köder spielt, und Cephalo, der irgendwo dort draußen auf seine Elfensteine wartet oder sie verkaufen wird. Wil ist auch eins. Weil er sie immer noch verteidigt, und ein kleiner Teil von Eritrea, ein sehr kleiner, deswegen denkt dass es nicht das Ende der Welt ist, dass sie anscheinend irgendeine seltsame Elfen-Quest begleiten muss.
"Wie viel bekommst du dafür?", fragt sie einmal mit ehrlichem Interesse die Prinzessin. "Gibt es einen Bonus obendrauf, wenn du es in unter zwei Wochen erledigst?"
Wenn ein Baum versuchen würde ihr Befehle zu erteilen würde Eritrea in kurz und klein schlagen. Wenn er allerdings ein guter Geschäftspartner wäre… Sie hat keine Ahnung, wie genau sie sich das vorstellen soll. Letztendlich ist ein Baum nur ein…Baum. Amberle antwortet nicht und Eritrea zuckt mit den Schultern. Sie ist lang genug durchs Land geritten, um es besser zu wissen als sich darüber zu wundern.
Bis Amberle sich doch im Sattel umdreht, um Eritreas anscheinend empörende Äußerung zu korrigieren.
"Es ist der Ellcrys!", betont sie als würde das alles erklären, and die Wachen, die sie begleiten, nicken in einheitlicher Zustimmung. "Es ist eine Ehre, das ich erwählt wurde, diesen Auftrag auszuführen. Ich erwarte nichts, als Gegenleistung."
Auch gut, denkt Eritrea. Öffentliche Korruption passt wohl nicht so ganz in Amberles Palast-mit-Seidenvorhängen-Moral. Sie scheut sich allerdings auch nicht davor, sich mit Schwung in den Schlamm zu werfen, das muss man ihr lassen.
"Wir halten für heute hier an!", ruft der Hauptmann der Garde von weiter vorn und stoppt sein Pferd auf einer kleinen Lichtung, die von dicht stehenden Bäumen umringt wird. Es erweckt den Anschein als wäre die Lichtung geschützt. In Wirklichkeit werden sie die Nacht auf dem Präsentierteller campieren. Eng stehende Bäume bieten viele Verstecke und aus den Geräuschen der Tiere, die sich zwischen ihnen tummeln, fällt es schwer die verdächtigen Geräusche von Trollen und Landstreichern herauszufiltern. Die Elfengarde hatte Schwerter, Schilde mit edlen Wappen darauf und schicke Umhänge, aber ihnen fehlt Eritreas Erfahrung. Sie sagt nichts. Eritrea würde lieber eine Nacht unter Trollen schlafen als das zuzugeben, aber beim Stichwort der Garde sind ihre Muskeln wie auf einen Schlag eingeknickt und sie wäre fast gestürzt. Mehrere Tage hintereinander mit gefesselten Händen hinter Reitern herumrennen zehrt an ihren Kräften.
Damit niemand auf die Idee kommt, sie wäre so erschöpft wie sie wirklich ist, hält sie den Kopf hoch erhoben und fixiert Wil mit der Andeutung eines spöttischen Lächelns um die Lippen. Er dreht sich verwirrt zu ihr um, als er von seinem Pferd absteigt, wobei er sich mit einem Fuß im Steigbügel verheddert und unelegant versucht auf einem Bein das Gleichgewicht zu halten, bis er sich endlich befreit hat.
Nichts womit Eretria zu kämpfen hätte, denn erstens ist sie eine exzellente Reiterin, und zweitens und noch offensichtlicher - sie hat kein Pferd, von dem sie absteigen kann, mit den Wachen, die sie zu Fuß durch den Schlamm zerren, als kämen sie nicht sehr viel schneller vorwärts, wenn Eritrea auch reiten würde. So viel zur Dringlichkeit diesen albernen Samen des vergötterten Baumes an irgendeinen Ort zu bringen.
"Eretria", sagt Wil, als müsste er ihre Aufmerksamkeit noch auf sich lenken und bleibt ein paar Schritte vor ihr stehen. "Geht es dir gut?"
Sie kann sich nicht daran erinnern, wann sie diese Frage das letzte Mal gehört hat und ist sekundenlang aus dem Konzept gebracht, fragt sich, ob er ihr die Erschöpfung angemerkt hat und sie verspotten will. Nein, entscheidet sie. Wil ist kein guter Beobachter und sein Tonfall klingt zu reserviert. Immerhin. Nur wenige Tage zuvor war es noch feindselig.
Sie schiebt das Kinn vor. "Ja."
Er ignoriert ihre Antwort und streckt eine Hand aus, als wollte er ihren Arm zu sich ziehen. Sie weicht instinktiv zurück, was nur zur Folge hat, dass er einen noch größeren Schritt macht und beide ihrer Hände zu sich heran zieht. Entschlossen, aber vorsichtig genug, um keine der von den Fesseln aufgeschürften Stellen zu berühren. "Das sieht nicht gut aus", stellt er fest, und als er bemerkt, dass Eretria zu einer vermutlich abwehrenden Erwiderung ansetzt, fügt er schnell hinzu: "Ich bin Heiler. Oder…na ja, wäre zumindest einer geworden, wenn du mich nicht hinterrücks überfallen und in der Hütte zurückgelassen hättest, wo Allanon mich gefunden hat und…"
Eretria hebt wortlos eine Augenbraue. Wil lässt das Thema fallen.
"Komm mit", bietet er stattdessen an. "Ich habe ein paar Verbände und Salben mitgenommen."
Er legt ihr eine Hand auf die Schulter, als er sie zu seinem Lagerplatz eskortiert, und wenn das eine Vorsichtsmaßnahme sein soll, damit sie nicht fliehen kann… Gut, sie lässt ihn in dem Glauben. Nur für den Fall, dass sie irgendwann wirklich fliehen will. Die Wärme seiner Handfläche dringt genau an der Stelle, an der ihr Tattoo sitzt, durch den Stoff der Jacke. Es erinnert sie umso mehr an seine Anwesenheit. Sie hat überlegt, das Tattoo herauszuschneiden, nur aus Prinzip, aber Stolz bringt dir schnell eine Infektion ein, die man sich in der Wildnis nicht leisten kann.
Er hat seine Decke für die Nacht bereits ausgebreitet. Eretria kann die Grashalme darunter hindurchfühlen, als sie sich hinsetzt. Wil, der den Rest seiner Sachen nach seiner Heiler-Tasche durchwühlt hat, dreht sich um, das was auch immer er gesucht hat triumphierend in die Höhe gereckt. Die Geste hat etwas so albernes und gleichzeitig niedliches an sich, dass Eretria gelächelt hätte, wenn sie jemand anderes wäre.
Wil kniet sich neben sie und greift nach ihrer Hand, die Abendsonne wirft getupfte Lichtpunkte auf sein konzentriertes Gesicht. Er hat einen durchtrainierten Oberkörper und schimmernde blonde Haare, aber das ist nicht, was wirklich attraktiv ist an Wil Ohmsford. Wil ist kein Mysterium. Er hat ein gutes Herz und viel zu viel Naivität um immer noch am Leben zu sein und gute Absichten. Sie hat keine, also müssen sie sich doch gut ergänzen.
Und er mag sie; mochte sie. Zumindest manchmal. Der Gedanke, dass jemand wie Wil jemanden wie sie mögen könnte, macht dass sich etwas in ihrer Brust entrollt, eine seltsame Wärme zwischen ihre Rippen fließen lässt, von dem sie vorher nicht einmal wusste, dass es überhaupt existiert. Und das ist der Zeitpunk, an dem sie weiß, dass sie aufhören muss zu hoffen.
Die Sache mit Eritrea ist die, dass sie immer zu viel wollte und zu viel genommen hat, aber nie etwas dabei herauskam. Nach einer Weile ist sie zu dem Schluss gekommen, dass so viel Pech kein Zufall sein kann, also ist es wohl ihr Schicksal.
Wil schiebt ihre Ärmel nach oben, die Zungenspitze konzentriert zwischen die Zähne geklemmt, als er beginnt eine dünne Schicht der Salbe auf den Striemen an ihren Unterarmen einzureiben. Es brennt, aber Eretria hat schon immer eine hohe Schmerzgrenze gehabt. Wils Hände haben vom Reiten und der Arbeit auf dem Hof seiner Familie zu viele Schwielen um noch weich zu sein, trotzdem ist er sanft und warm und…Eritrea hasst es. Das ist nicht die grundsätzliche Sache mit Berührungen. Sie hat kein Problem damit, ihn anzufassen, aber wenn er sie anfasst, will sie ihm am liebsten ein Messer an die Kehle halten. Es sind Cephalos Hände, die wie beiläufig über ihre Hüften wandern, wann immer sie zu nah neben ihm steht. Oder sein Griff an ihrem Handgelenk, der sich zuzieht wie ein Schraubstock, bis ihre Blutgefäße platzen und…
Abrupt zieht sie die Hände zurück. Wil gibt einen empörten Laut von sich, was vermutlich bedeutet, dass er seiner Meinung nach noch nicht fertig war. "Was ist-", beginnt er, und Eretria unterbricht ihn, indem sie sich nach vorne beugt, bis ihre Lippen nur wenige Zentimeter von seinem spitzen Ohr entfernt sind. "Danke. Short tips", raunt sie süßlich.
"Du…du hattest versprochen, mich nie wieder so zu nennen!", beschwert er sich, vergisst ihre seltsame Reaktion. Hoffentlich.
"Hab’s mir anders überlegt."
"Warte…versuchst du gerade schon wieder mich zu verführen?" Er blinzelt und schüttelt leicht den Kopf, als er den Blick wieder von ihrem Décolleté hebt. Eretria verlagert ihr Gewicht zurück auf ihre Fußballen und drückt sich in einer fließenden Bewegung nach oben.
Wil fährt sich durch die Haare und seufzt. "Was willst du eigentlich?", ruft er frustriert aus.
Eretria lässt sich die langen Haare ins Gesicht fallen und lächelt traurig, sodass er es nicht sehen kann. Sie weiß es, und sie hat genug gewollt, um zu wissen, dass es gleichbedeutend mit unerreichbar ist.