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Maverick-Archiv (abgebrochener Entwurf)

von Lossea
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Gen
04.05.2018
04.05.2018
5
11.192
 
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04.05.2018 2.033
 
(Author's Note: der gescheiterter Versuch einer alten Geschichte. Ich hab sie abgebrochen, weil sie mir letztendlich etwas zu sehr nach schlechter Jugendliteratur klang. Die neue Version mit gleichen Charakteren - aber nicht unbedingt einem festen Plot - kann hier gefunden werden: https://www.fanfiktion.de/s/58820d910004a83e336c5ac2/1/Maverick )

'Okay...' dachte ich mir, als ich den Hörer hochnahm. 'So lang ist das doch gar nicht her. So sehr kannst du gar nicht aus der Übung sein.'
Die Nummer zu wählen dauerte nicht lange. Ich musste nirgends nachsehen. Nach all der Zeit kannte ich sie doch noch auswendig. Mein Blick schweifte auf die Straße, die man von der Telefonzelle aus sehen konnte, während ich auf eine Antwort am anderen Ende der Leitung wartete. Die Stadt war im Moment erstaunlich ruhig. Lag wahrscheinlich an der Uhrzeit. Im Moment war wohl jeder mit seiner Arbeit beschäftigt, oder hatte Besseres zu tun, als in Bridgeports Seitengassen herumzugeistern. Es vergingen einige weitere Momente, bis ich endlich eine Stimme aus dem Hörer vernahm:
"Driscoll." Der Mann klang noch rauchiger und müde, als ich ihn in Erinnerung hatte. Entweder war er bis eben noch damit beschäftigt gewesen, seinen Rausch auszuschlafen, oder heute war wieder einer der schlechten Tage.
"Hey, Terence...Terry, Selina hier!", rief ich munter, völlig im Gegensatz zu ihm, in den Telefonhörer.
"Sel, woah, hi! Seit wann...was ist los?" Es schien so, als hätte ich Terry etwas wachgerüttelt. Zumindest klang er jetzt so.
"Ähm...", ich machte eine kleine Pause, um zu überlegen, was ich als nächstes sagen sollte, ohne gleich zu aufdringlich zu wirken. "Um ehrlich zu sein, brauche ich deine Hilfe. Ein paar Bekannte wollen mich auf einen Ausflug mitnehmen und mir fehlt noch etwas Ausrüstung." Terence sollte die Nachricht verstehen. Wir hatten jahrelang zusammen gearbeitet. Er kannte unsere Ausdrücke. Trotzdem sah ich mich gleichzeitig noch vorsichtig zu beiden Seiten um, um sicherzugehen, dass keine Passanten herumstanden, die auch irgendwelche zweideutigen Aussagen mithören und verstehen konnten. Zum Glück waren Straße und Gehweg noch genauso leer wie vorher. Lediglich ein paar Leute an der Bäckerei gegenüber konnte ich ausmachen, aber die durften mich auf diese Distanz wohl kaum verstanden haben.
Am anderen Ende hörte ich etwas rascheln und Terence, der gerade einen recht gequälten Laut von sich gab. Ich wartete währendessen seine Antwort ab.
"Klar, sag mir was du brauchst und ich kann es wahrscheinlich besorgen."
Wow, das war einfacher als gedacht. Anscheinend sah er unsere Beziehung doch noch als wichtiger an, selbst wenn ich seit Ewigkeiten nicht mehr mit ihm gesprochen hatte. Irgendwie freute es mich aber nicht nur, weil ich das bekam, was ich wollte, sondern auch, weil Terrys Antwort mir zeigte, dass er sich noch um mich kümmerte, auch wenn er es offiziell nicht mehr musste.
"Sicher, ähm...", ich stoppte kurz, um mich nochmals umzusehen und sicherzugehen, dass niemand mithörte. "KO-Gas? Und...Rauchgranaten wären auch ganz nett.", antwortete ich ihm mit leicht gesenkter Stimme.
"Bist du in der Öffentlichkeit?", erhielt ich stattdessen als Gegenfrage. Terry musste bemerkt haben, dass ich etwas vorsichtiger war als sonst.
"He, ich will nicht gerade, dass meine Nummern mit der Mafia in Verbindung gebracht werden, also hab ich eben von einer Telefonzelle aus angerufen.", gab ich zurück.
"Und die werden auch ganz sicher nicht überwacht..." Hm, Terry...sarkastisch...das hörte man auch nicht jeden Tag. Ich antwortete ihm nur mit einem recht unbeeindruckten Blick, auch wenn ich wusste, dass er diesen durch das Telefon nicht sehen würde.
"Wie auch immer, das dürfte ich hinbekommen. Wann soll ich denn-"
"Heute Abend.", unterbrach ich ihn. "Das schaffst du doch, oder?" Durch das Gerät hörte ich Terence laut seufzen.
"Selina..." Ich konnte gerade nicht sagen, ob seine Stimme mehr genervt und verzweifelt klang, oder das die übliche Unsicherheit war. "Das wird recht..." Er stockte und eine Weile lang hörte ich gar nichts mehr. Etwas ungeduldig sah ich wir wieder die Straße vor mir an, die sich weiterhin nicht verändert hatte – was hatte ich auch erwartet? "Na gut.", ertönte es dann nach einiger Zeit des Schweigens. "Ich sollte das noch hinbekommen. Gegen Zehn in der Lagerhalle?"
Ich strahlte förmlich auf. Für einen Moment dachte ich schon, ich wäre aufgeschmissen.
"Ja, danke Terry.", rief ich schon fast. "Ich bring' dann den Rest mit." 'Der Rest' war in dem Fall Terrys Bezahlung und wahrscheinlich eine kleine Entschädigung dafür, dass ich ihn so verkatert aus dem Haus schickte.
"Gut. Dann ist es abgemacht." Kurz machte er eine Pause. "Und Sel, pass auf dich auf.", fügte er mit sanfter Stimme hinzu. So hatte ich ihn schon lange nicht mehr gehört. Zumindest nicht seitdem wir keine Kollegen mehr waren.
Ich erwiderte das gleiche, bevor ich mich verabschiedete und auflegte. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass er wohl besser aufpassen würde als ich selbst. Ich entkam meinen Problem meistens immer mit Glück oder purer Willenskraft, während Terences Wachsamkeit ihn vor den meisten Gefahren bewahrt hatte. Trotzdem hatte ich manchmal das Gefühl, als wäre er früher lieber von besagten Gefahren verschlungen worden.

***

Zehn Uhr. Lagerhalle. Gegen zehn in der Lagerhalle. Das hat er gesagt. Ich warf kurz einen prüfenden Blick auf meine Uhr. 10:47 pm. Kaum hatte ich meinen Blick wieder abgewandt, da bekam ich das Gefühl, die Uhzeit sofort wieder vergessen zu haben. Allerdings sah ich nicht noch einmal nach. Dass Terence zu spät war, war mir jetzt sowieso bewusst. Ich meine, ich wusste, dass ich ihm nicht viel Zeit gegeben hatte und er in seinem Zustand wahrscheinlich etwas länger brauchen würde, um alles zu erledigen, aber langsam hätte ich ihn hier schon gerne gesehen. Die herbstliche Luft, die durch die teilweise eingeschlagenen Fenster des Lagerhauses drang, ließ mich hier drinnen nämlich ziemlich frieren.
Nach einer recht langen Weile – wahrscheinlich war es nicht einmal eine Viertelstunde, aber mir kam es vor wie eine halbe Ewigkeit – bemerkte ich endlich, wie sich die Tür der Halle öffnete und ein gewisser Terry Driscoll den Raum betrat. Ohne große Umwege über die Treppen des Gebäudes zu machen, ließ ich mich einfach von dem Geländer auf dem ich gesessen hatte, fallen und landete kurz neben meinem ehemaligen Partner. Die Erschütterung ließ Terry etwas schwanken, aber er wäre sowieso ein paar Schritte zurückgesprungen.
"Verdammte Scheiße, Selina!", entfuhr es ihm. Erschrocken und auch etwas verwirrt sah er mich an, während er über seine Kleidung und Haare fuhr, bis er wieder bei seiner ursprünglichen Fassung war.
"Begrüßt du so mittlerweile etwa deine Freunde?", gab ich hingegen sarkastisch zurück und stand dabei auf, kein bisschen vom Fall verletzt. Auf die Frage erhielt ich allerdings nur das gleiche "Begrüßt du deine Freunde so?!" von Terence zurück, der mit einem Arm auf die kleine Mulde, die ich in den Boden ge..fallen hatte, deutete.
"He, beruhig dich mal. Du wusstest doch, dass nur ich hier sein würde. Kein Grund, so nervös zu sein.", meinte ich, während ich auf mein Gegenüber zuging, um ihm kurz durch die braunen Haare zu wuscheln.
Terence antwortete allerdings nicht. Er sah mich einfach nur leer an. Vielleicht war er ja immer noch dabei, sich zu beruhigen, aber etwas gab mir das Gefühl, als wollte er mir sagen, dass er guten Grund hatte, so außer sich zu sein, gerade er. Manchmal fragte ich mich ja, warum er nach allem, was er erlebt hatte, noch diese Art von Arbeit ausübte. Niemand zwang ihn dazu, dabei zu bleiben und er schien mir nicht die Art von Mensch zu sein, die ihren Job nur der Action wegen erledigte, so wie ich. Er hätte wahrscheinlich auch genug Geld, um sich zur Ruhe zu setzen und ein anständiges Leben zu führen, würde er nicht alles an Zigaretten und Alkohol verschwenden.
"Anyway...", unterbrach ich die Stille, die langsam anfing, unangenehm zu werden. "Hier ist das Geld." Ich kramte etwas umständlich aus den engen Jackentaschen ein Bündel Gelscheine heraus und hielt es Terence entgegen. "Und das ist dafür, dass du so kurzfristig kommen musstest.", fügte ich hinzu, als ich ihm beiläufig eine Schachtel Zigarren hinhielt.
"Ich...", begann Terry, der gerade die Bezahlung entgegen nahm. "Das ist zwar nett, aber eigentlich rauche ich nicht mehr." Erst dachte ich wirklich, ich hätte mich verhört, aber als ich mir aus dem logischen Zusammenhang dann doch die Bedeutung des letzten Satzes zusammensetzte, konnte ich nicht anders, als ihn entsetzt anzusehen. Es war immerhin Terry: Rauchen war praktisch seine gesamte Persönlichkeit gewesen, als ich ihn das erste Mal getroffen hatte. Außerdem war diese Packung nicht billig. So ein Angebot lehnte man nicht einfach ab.
"Bitte was?", musste ich noch einmal nachfragen. Bevor Terry aber antworten konnte, warf ich noch etwas ein. "Komm schon, nimm sie wenigstens. Ich hab die schon ewig Zuhause liegen und du bist die einzige Person, die ich kenne, die irgendwas damit anfangen könnte."
"Nein wirklich." Terence drehte sich bereits um, um Richtung Ausgang zu gehen. "Das passt schon."
Es gab nicht mehr viel, dem ich entgegensetzen konnte, also folgte ich ihm einfach still, immer noch geschockt über die neue Erkenntnis.
"Ach ja.", rief mir Terry dann allerdings entgegen. "Es gibt vielleicht etwas anderes, das du stattdessen für mich erledigen kannst."
"Ach ja?", fragte ich nach, ohne die Wiederholung zu bemerken. Jetzt hatte er meine Aufmerksamkeit geweckt.
"Die Society hat nächste Woche einen Auftrag. Irgendsoein Neureicher gibt eine Feier. Dummerweise hat er sich einmal mit dem Boss angelegt. Ich glaube das könnte dir gefallen." Mittlerweile waren wir am Wagen, der kurz vor der Halle geparkt war, angekommen und Terry drehte sich wieder zu mir um. "Ich hätte dich einfach gerne wieder dabei. Du weißt schon...wie in alten Zeiten." Während Terence auf eine Antwort wartete, öffnete er schon den Kofferraum, in dem eine Sporttasche, gefüllt mit meinen Bestellungen stand.
Das ganze hörte sich ja wirklich etwas verlockend an, musste ich zugeben. Das Problem an Racheaktionen war nur, dass sie entweder extrem langweilig – sprich, eine einfache Hinrichtung -, oder sehr spaßig (pures Chaos) waren. Eine Weile lang schwieg ich und sah zur Seite, um zu überlegen.
"Gibt es Tommy-Guns?", war meine einzige Gegenfrage.
"Es gibt Tommy-Guns.", war die einzige Antwort.
"Okay, ich bin dabei!" Mit einem Funkeln in den Augen grinste ich Terence an, der mir nun die Tasche in die Hand drückte und bei meinem Anblick ebenfalls etwas lachen musste.
"Gut, ich geb dir demnächst noch genauere Infos.", erklärte er und ließ dabei die Tasche los. Anschließend drehte er sich wieder weg, um den Kofferraum zu schließen. In der Zwischenzeit inspizierte ich schon einmal die Tasche, deren Inhalt wirklich sehr vielversprechend aussah. Terence, der mir dabei zusah, meinte nur nach einer Weile, als ihm das KO-Gas auffiel: "Hast du denn überhaupt Gasmasken?"
"Ähm..." Etwas aus der Fassung gerissen, sah ich auf. "Atmen ist für Schwächlinge?", versuchte ich unsicher zu kontern.
Mit etwas das irgendwo zwischen einem Lachen und einem Seufzer war, holte Terence noch etwas von seinem Rücksitz. "Du warst noch nie gut im Planen.", meinte er lächelnd, während er mir die Maske hinhielt.
Ich hingegen zog nur fragend eine Augenbraue in die Höhe, nahm aber doch dankbar die Maske an. Er hatte ja doch Recht. Trotzdem kam ich auch ohne Pläne oft ganz gut zurecht.
"Danke nochmal, Terence.", lächelte ich und schwang dabei die Sporttasche über die Schulter.
"Immer gerne. Pass trotzdem auf dich auf, Sel.", wiederholte er, woraufhin ich mit einem "Werd ich." und einem Winken davonging.

***
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