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Keine Sorge

von Kaboom
Kurzbeschreibung
OneshotFreundschaft / P12 / Gen
Captain John "Soap" MacTavish Lieutenant Simon "Ghost" Riley
30.03.2018
30.03.2018
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Disclaimer: Weder gehört mir Call Of Duty, noch verdiene ich in irgendeiner Art und Weise Geld damit.


Er saß allein vor der Kaserne und blies den Rauch in den Himmel. Es war eine kühle Nacht mit mildem Wind und dem Himmel voller Sternen. Der Schnee war schon geschmolzen, aber die Temperatur erinnerte immer noch an die Jahreszeit.
Als Kind hatte er diesen Teil des Winters nie so wirklich gemocht und sich nach dem frischen, aber dennoch milden Frühling gesehnt. Heute genoss er diese Übergangszeit umso mehr. Kalt, aber nicht zu kalt, klar wie sonst zu heißen Sommernächten, aber dafür ruhig und reglos wie nur zu eisigen, verschneiten Wintertagen.

Er spürte wie er hier zur Ruhe kam. Wie er hier frei atmen konnte.
Der Schlaf wollte ihn in letzter Zeit nicht gefangen nehmen und wenn, dann nur unruhig und kurz. Personen und Orte, Dinge, die er getan hatte und Dinge, die Andere getan hatten.. alles fügte sich zusammen und ließ ihn nicht mehr richtig atmen, ließ die Toten wieder auferstehen, ihn ansehen, zu ihm sprechen. Seine Mutter, seinen Vater, seinen Bruder mit seiner liebevollen Familie, seinen Psychiater, seine Kameraden der SAS, seine Verräter, alle..

Er zog nochmals an der Zigarette und entließ den Rauch langsam in Wind. Er wusste nicht, warum ihn das gerade jetzt beschäftigte, obwohl es lange her war und warum er wieder an den Dschungel und seine Familie denken musste, an Blut und Verrat und an Mexiko mit seinen Drogen und seinen Bars, seinem Tequila und den Frauen, den Gräbern und dem Tag der Toten..
Es waren Dinge, die ihn so lange verfolgt hatten bis er fast zerbrach und einfach nicht anders konnte als ein Balaclava anziehen und sich selbst als das bezeichnen, was er war.
Einen Geist.
Einen knochigen, rachsüchtigen Geist.

Er hatte seine Rache bekommen, dafür hatte er selbst gesorgt. Und das Gefühl sie sich zu nehmen, sie sich mit seinen eigenen Händen zu nehmen, war mehr als befriedigend gewesen. Die Enden waren verknüpft und dennoch fand er zeitweise keine Ruhe als gäbe es etwas, dass er vergessen, übersehen hatte. Etwas wichtiges.

Der Wind ließ ihn leicht frösteln, er hatte sich nicht die Mühe gemacht sich großartig anzuziehen. Er war aufgestanden, hatte sich das Nötigste angezogen, Zigaretten und Feuerzeug genommen und war raus gekommen in den kühlen Wind und die sternenklare Nacht, weg von den starrenden und murmelnden Gestalten, die viel zu sehr Ähnlichkeit mit Leuten hatten, die er kannte und die nun unter der Erde weilten.
..und die dort natürlich geblieben waren, anders als er selbst.

Er atmete tief die frische Luft und den Qualm der Zigarette ein und wunderte sich, warum er sich von irgendeinem General hatte an die Leine nehmen lassen. Er galt als offiziell tot und hatte im Alleingang ein Drogenkartell zu Sturz gebracht und dann das.
Warum machte er nicht einfach, dass er weg kam und setzte seine Fähigkeiten.. anderweitig ein?
Er wusste, dass er gut war, sehr gut sogar und das war keine Arroganz, sondern die pure Wahrheit, die Jahre des Trainings und der Einsätze nach sich gezogen hatten. Warum war er hier noch? Es war nicht so als würde ihn jemand kennen.. sie kannten Ghost, wussten, dass er rauchte und das Ziel nicht verfehlte, wussten, dass er der Leutnant war und dass er sie triezen und mobben würde bis er sicher war, dass sie nicht durch ihre eigene Dummheit und Unerfahrenheit sterben würden.
Aber sie kannten nicht diesen winzig kleinen Teil, den Teil, der nur noch kaum merklich am Leben war.
Der Teil, der sich bei der Armee verpflichtet hatte, der zur SAS gegangen war, der verraten, verkauft und gefoltert wurde, der gebrochen und letztendlich für den Wunsch nach Rache zugrunde gegangen war, nur um in Nächten wie dieser wieder aufzuflackern.

Er legte die bis zum Filter gerauchte Zigarette beiseite, steckte sich eine neue an und sah nach oben. Die Sterne hingen hell und emotionslos am Himmel und urteilten nicht über ihn und seine Taten, seine Entscheidungen und seinen eingeschlagenen Weg. Vielleicht war es wirklich Zeit sich von alldem loszusagen und neu anzufangen. Sich etwas eigenes aufzubauen, fern von der Armee und idiotischen Befehlen und-

„Ich habe gar nicht bemerkt wie es Sommer geworden ist.. und dass das Rauchen auf dem Gelände plötzlich gestattet wäre. Warum hat mir keiner was gesagt?“ Die Stimme seines Vorgesetzen unterbrach seine Gedanken und plötzlich war da eine Gestalt neben ihm und John Mactavish ging in die Hocke. Der Mann war erst seit kurzem in der Einheit und hatte sich schon einiges an Respekt verdient. Ghost räumte ihm ein, dass er gut war und wusste was er tat und.. dass er die Fähigkeit hatte an den seltsamsten Orten um die seltsamsten Uhrzeiten zu sein und dennoch ausgeschlafen und einsatzbereit auszusehen. Um genau zu sein, liefen diverse Wetten in der Einheit wann und wie lange er schlief..

Ghost antwortete nicht und sah auch im ersten Moment nicht zu ihm, sondern sah weiter nach oben, doch Mactavish schwieg und setzte sich neben ihn. Ein Rascheln und kurzes aufflackern und Ghost wusste, dass sich der andere ebenfalls eine Zigarette angesteckt hatte. Stumm saßen beide da und rauchten und der Wind spielte mit dem Rauch wie das Meer mit einem Boot.
Keine Worte, nur gleichmäßiges atmen und Rauch, der in die Welt entlassen wurde.

Mit jeder Minute, mit jedem Atemzug wusste er mehr und mehr, dass er nicht mehr alleine war mit seinen unruhigen, schlaflosen Nächten und seinen Erinnerungen, sondern dass er einen Gleichgesinnten gefunden hatte.
Jemanden, der verstand, warum er nicht seinen Geburtsnamen benutzte, sondern einen selbst gewählten Rufnamen, warum er ein Balaclava trug und es selbst zum schlafen nicht auszog, warum er nachts keine Ruhe fand, sondern auf alle Regelungen pfiff und tat, was er brauchte.

Die Zeit verging und mit ihr die Zigaretten und nach der Vierten, steckte er das Feuerzeug und die Zigarettenstummel in das Päckchen, zog sein Balaclava wieder nach unten und  lehnte sich nach vorne mit den Ellenbogen auf die angewinkelten Beine. Er spürte Mactavishs Blick, atmete noch einmal durch, erhob sich und setzte zum Gehen an als Mactavishs Stimme ihn zurückhielt. „Morgen soll es wieder sternenklar werden“.
Er warf dem Mann einen kurzen Blick über die Schulter zu, nickte leicht und setzte seinen Weg fort.

Ghost wusste, dass er Macatvish morgen Nacht wieder sehen würde, selbst, wenn es für den Anderen eine ruhige Nacht ohne Erinnerungen und Gestalten und Reue werden sollte.
Es war leise und vorsichtig und versteckt hinter der sachten Einladung eines verstehenden und selbst verwundeten Mannes, aber es war da.
Diese Versicherung eines Vorgesetzten an einen Untergebenen, eines Soldaten an einen anderen.

Keine Sorge, Kamerad. Ich habe deinen Rücken und ich bin immer für dich da.
Keine Sorge, ich verstehe und ich werde da sein.
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