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Burned Steel

Kurzbeschreibung
GeschichteSchmerz/Trost / P16 / Gen
08.03.2018
11.05.2018
3
2.546
 
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07.04.2018 693
 
Rhythmisches, andauerndes Gepiepe. Langsam und gleichmäßig.
Der knisternde Defibrillator wird gekonnt mithilfe einer schmierigen Flüssigkeit aneinander gerieben und sie sofort auf den Korpus des Patienten angesetzt. Dieser erfuhr einen heftigen Schock, reagiert jedoch nicht. Das Prozedere wird mehrmals wiederholt, bis die Herzfrequenz weitgehend stabilisiert ist.

Der Facharzt und die Krankenschwestern nicken sich ernst an.
Einer von denen überprüft die Werte am Computer, der Graph verläuft in der Regel kontinuierlich mit einfachen Ausschweifungen.
"Werte stabil. Patient stabil. Die Operation kann gleich beginnen", verkündet eine grimmig dreinblickende Krankenschwester und der Facharzt nickt ihr bestätigend zu.
"Sehr gut. Der Korpus darf auf gar keinen Fall von unbeteiligten Partikeln beeinflusst werden, da dies sonst sein Erfolg auf Genesung stark gefährden könnte. Schließt jedes einzelne Fenster, bringt mir dann die Instrumente. Ich muss mich jetzt darauf konzentrieren", erläutert er kühl den anderen und diese machen sich sofort ans Werk.
Detlef Krapinski starrt den verbrannten Jungen auf dem Liegebett an. Er hat Mitleid mit ihm. Er hätte noch so vieles in seinem Leben vorgehabt, und jetzt, in diesen wenigen Augenblicken, muss er sämtliche Ziele und Wünsche für das Erste zurücklassen.
Der Facharzt kann verstehen, welche Schmerzen er durchleben und erleiden muss, da es ihm auch mal widerfahren war. Detlef fasst sich sein vernarbtes, rotes Gesicht an. Was dem Jungen allerdings geschah, ist um Längen gefährlicher als seine private Angelegenheit.
Der arme Junge. Die Verbrennung 5. Grades hat ihm ordentlich zugesetzt, und dabei ist diese Art von Verbrennung weltweit selten vertreten. Die an seinem Gesicht war der im Vergleich dazu harmloser 2. Grad.

Nach zwei Stunden befinden sich alle im Krankenzimmer des Jungen, allesamt Fenster und Türen verriegelt.
Dem Jungen wurde in der Zwischenzeit eine Infusion aus Wasser und zum Teil Schmerztabletten verabreicht, damit er diese unersättliche Pein nicht komplett im vollen Ausmaße ertragen muss. Absolut jede diverse Faser, Nerv, Muskel und auch Knochen sind komplett verbrannt, und so kann man den Jungen nicht mal als Menschen anerkennen, so unübersichtlich ist das Chaos.
"Machen wir es schnell, meine Damen. Je eher wir damit fertig sind, umso besser wird das Risiko reduziert", meint Detlef tief ein und aus atmend.
Neben dem Bett ist ein kleiner Wagen, gefüllt mit Prothesen, Muttern, Schrauben und viel mehr. Wer hier nicht den Überblick verliert, ist wohl der klare Gewinner.

Ein Glück reichen die Beruhigungsmittel und die Vollnarkose aus, da der Eingriff ziemlich gewagt und riskant ist.
Tony atmet ein und aus, ab und zu auch mal winselnd. Die Haare, die er so gut pflegte, sind zu Asche niedergebrannt, so auch alles andere an seinem Körper.
Die Ärzte fangen jetzt schon an zu schwitzen, aber sie verlieren den Fokus nicht.
Ein Fehler, und Tony wird ins Gras beißen müssen, dessen Folge ist unausweichlich trotz fortgeschrittener Medizin.

Die Operation ist schmerzhaft mitanzusehen, sowohl für die Ärzte, als auch für außerhalb Beobachtende, die keine Rücksicht auf sie nehmen. Sofort wird ihnen speiübel, und eine Krankenschwester verschleiert damit das gesamte Zimmer.
Man kann nur noch Maschinen hören, die bei der Lautstärke, die sie normalerweise anrichten, unterdrückt werden. Auch arbeiten sie nonstop, was ein Zeichen dafür ist, dass der Eingriff hartnäckige Hände benötigt.

Überall drumherum ist Blut vollgekleckert, als hätte man zig Menschen an einem Platz zusammengetrommelt und sie anschließend der Reihe nach enthauptet, welches einem Massaker nicht unähnlich aussieht.
Eine Bandage nach der anderen wird verwendet, aber sie sind jedes Mal vollgesogen von der dickflüssigen, roten Flüssigkeit.

Weitere Stunden vergingen. Das Operationsteam hat den Eingriff erfolgreich überstanden, so auch der Patient. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der junge Mann aufwacht.
"Er braucht jetzt seine Ruhe. Herr Krapinski, kommen Sie", fordert eine blonde Krankenschwester leise ihn auf.
Er erwidert darauf nichts, sondern schenkt seine Aufmerksamkeit einzig allein dem Jungen, dessen Äußeres von Bandagen und der Decke verschleiert wurde.
Schließlich willigt er schweigend ein und zusammen verlassen sie sein Zimmer, das Gerät neben dem Bett das bisherige Geschehen ignorierend, indem es piept und piept.
Irgendwann verliert Tony jedes Zeitgefühl, und seine Gedanken driften in etwaige Dimensionen, aus denen er nicht so leicht herauskommt.
Mit einem Male wird er ohnmächtig, den Stress von der Operation Stück für Stück abbauend.
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