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Fingerabdrücke bleiben

von Lynnix
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Krimi / P16 / Gen
23.02.2018
25.11.2021
129
578.228
7
Alle Kapitel
102 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
12.10.2018 3.676
 
Kapitel 34 – Keine Berührung

*TRIGGERWARNUNG!*
Das folgende Kapitel enthält Erwachseneninhalt und kann auf vereinzelte Personen eventuell anstößig wirken.  

Mittwoch: fünf Tage später
Die Tage mit Sam sind eigentlich immer gleich. Wir frühstücken, leben in den Tag hinein, ich koche meistens und schmeiße den Haushalt, er joggt oder trainiert in seinem Zimmer, ich lese in einem neuen Buch und Sam auf dem Laptop. Wir ziehen uns gegenseitig auf und kommen uns manchmal auf eigenartige Weise nah aber nicht zu nah. Ich gehe schlafen und Sam geht Kriminelle umbringen. Das klingt alles ziemlich makaber.
Eigentlich kann mittlerweile nicht mehr allzu viel zwischen uns stehen und ich glaube, das Geheimniskrämern kommt seltener vor. Ich nehme nicht an, dass er jemals vorhatte mir zu sagen, was er ist und was er tut. Aber ich schätze, irgendwann war es für ihn nicht mehr möglich, alles für sich zu behalten. Eben weil ich weiß, dass er so wenigen Leuten vertraut, bin ich froh, dass er es mir gesagt hat.
Und seitdem er es mir anvertraut hat, ist er ungehemmter, putzt sogar seine Waffen am Küchentisch, sucht seine Opfer aus während ich dabeisitze oder surft neben mir im Darknet.
Gestern hat er mich mit einem Gewehr schießen lassen, das ebenfalls die Plastikmunition abgab. Nach einer Weile hat es ziemlichen Spaß gemacht und vor allem konnte ich ihm zeigen, dass ich damit tatsächlich besser bin, als an der Kurzwaffe.

            Gähnend richte ich mich auf und stecke zwei Finger durch die Jalousie hindurch. Es regnet vor sich hin, aber nicht so in Strömen wie es hier meistens der Fall ist, sondern es ist wie eine Wand aus Niesel. Iye und ich haben es immer geliebt bei so einem Wetter rauszugehen, weil das herabfallende Wasser so angenehm auf der Haut war.
Es sind immer wieder Erinnerungen, die mich irgendwie wach und bei Laune halten. Egal wie alt ich bin, ich muss jetzt da raus. Ich schäle mich aus den Schlafklamotten und wickle mir ein Handtuch um den nackten Körper.
Das liebe ich in den letzten Tagen besonders – das Schwimmen im Lake. Leise öffne ich die Tür meines Zimmers und schaue in den Flur hinein. Von Sam ist keine Spur zu sehen, dafür höre ich wie das Wasser die Rohre hinunter rauscht und er wahrscheinlich gerade am Waschbecken steht.
Ich gehe mit nackten Füßen nach draußen über den nassen Waldboden. Das Handtuch wird nachher pitschnass sein, wenn ich es brauche, aber es ist ohnehin nur dazu da, vor Sam nicht nackt herumzulaufen. Wobei ich glaube, dass ihn das nicht interessieren würde. So oft wie er jetzt schon sagte, dass ich nichts für ihn bin und er sich nie auf mich einlassen würde, glaube ich langsam, dass er mich wirklich als sein kleines Schwesterchen sieht. Irgendwie frustriert mich das und ich würde ihn so gern aus der Reserve locken. Er findet mich hübsch und mag mich – was Komplimente angeht, ist er wirklich nicht zurückhaltend. Umso widersprüchlicher finde ich sein Verhalten. Warum bin ich nichts für ihn? Er kommt mir immer nur so nah, dass ich seinen Atem auf der Haut spüren kann, doch niemals lässt er mich mehr von sich spüren. Das treibt mich in den Wahnsinn.

            Das Handtuch werfe ich draußen auf meinen gewohnten Platz, wo der Baumstamm perfekt platziert ist und gehe hinein ins Wasser.
Es ist angenehm warm hier draußen, trotz des Regens. Der Lake ist allerdings kalt wie immer aber mit zusammengebissenen Zähnen laufe ich bis zu meinem Becken hinein.
Ich genieße es hier vollkommen allein zu sein. Bis auf ein paar Boote weit draußen, ist der Lake ruhig. Aufgrund der Bucht sind sie alle deutlich außerhalb meiner Reichweite und können mich nicht sehen. Und falls doch, wären es nur ein paar schemenhafte Umrisse und inzwischen habe ich genug Vertrauen in Sophias Fähigkeiten gefasst, dass ich mir sicher bin, dass mich niemand hier erkennt. Ich bewege mich nicht mehr geduckt oder versuche mich hinter meinen Haaren zu verstecken. Stattdessen fühle ich mich etwas freier.
Der Niesel fällt angenehm auf mich herab und das wäre der Moment, in dem Iye den Mund Richtung Himmel öffnen würde. Ich gehe ein Stück tiefer bis zu meinem Bauchnabel hinein und schaue an mir herab. Inzwischen gefällt mir meine Figur immer mehr, denn ich sehe gesünder aus. Bei der Jeans zeichneten sich vor drei Wochen meine Beckenknochen ab und jetzt sitzt sie schon fast etwas eng. Meine Schlüsselbeine und Rippen traten ebenfalls stark hervor, was nun besser gefüllt ist. Ich lege sogar meine Hände auf meine Brüste. Immerhin passen sie genau in meine Handflächen. Meine inzwischen nassen Haare streiche ich auf die rechte Schulter rüber und drehe mich zum Haus gerichtet um.
Erstaunt sehe ich Sam, wie er mit freiem Oberkörper am Fenster steht und mich offenbar bis eben beobachtet hat. Als er bemerkt, dass ich ihn im Blick habe – wie er die Sicht auf meine Brust hat, lässt er irgendetwas fallen und macht sich schnell aus dem Staub. Ich grinse in mich hinein – also tatsächlich nicht schwul.
Dann lasse ich mich nach hinten ins Wasser fallen und lasse mich treiben.
Sam zu erleben, wie man ihn aus dem Konzept bringt, ist mal was ganz neues. Eigentlich tut er sowas für gewöhnlich und das nicht zu knapp. Häufig treibt er mich damit zur Weißglut und ich denke, er weiß das auch. Deswegen macht es ihm wahrscheinlich auch solchen Spaß.
Einige Male schwimme ich hin und her, was meine Schulter aufweckt. Mein Schulterblatt tut seltener weh aber mein Bein macht mir immer noch arg zu schaffen. Tageweise ist es schlimmer, sodass ich kaum einen Kilometer laufen kann, an anderen Tagen wiederum kaum spürbar. Mit dem Hinterkopf im Wasser und geschlossenen Augen lasse ich mich rückwärts etwas treiben.
>Ich habe übrigens eine Dusche, weißt du? < ruft Sam feixend. Ich nehme meinen Kopf zu ihm hoch und sehe ihn mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen im Türrahmen angelehnt stehen.
>Das macht aber bei weitem nicht so viel Spaß. <
>Spaß? Bei dem Mistwetter? Du gehst wohl auch bei Gewitter baden. <
Ich lache und tauche unter, mache ein paar Schwimmzüge und komme dann wieder bis zur Schulter raus.
>Du könntest einfach reinkommen, dann weißt du was ich meine. Für sowas muss nicht immer die Sonne scheinen. In Duluth muss man alles nehmen, wie es kommt. <
>Ich bin gerade sauber. Da komme ich doch nicht in dem Matsch zu dir gelaufen. <
>Seit wann bist du so eine Diva? Du bist knallhart, wenn es um deinen Job geht, aber du hast Angst vor ein bisschen Regen und Matsch? < rufe ich zurück.
>Werd nicht frech! < feixt er.
>Oh nein. Sieh dir das an, ich zittere schon. < sage ich und schüttele meinen Körper.
Er sieht mich zwar amüsiert an aber dieses Mal schaffe ich es nicht, ihn so lange zu ärgern oder zu nerven bis er nachgibt. Kopfschüttelnd geht er wieder rein und lässt die Eingangstür einen Spalt offen. Schade eigentlich, dabei hätte ich ihn zu gern ohne dieses Handtuch gesehen.
Ich stutze bei meinen Gedanken und frage mich, ob inzwischen alle Lichter bei mir durchgebrannt sind. Aber es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas denke.
Ein paar Züge will ich noch machen, da ich inzwischen weiß, dass es das beste Training für meine Verletzungen ist. Wenn ich eines mehr will, als eines Tages wieder zurück nach Duluth zu können, dann ist es, dass ich mich wieder richtig bewegen kann.
Nach einer Weile gehe ich wieder hinaus und wringe erstmal meine Haare und das nasse Handtuch aus, bevor ich es mir um den Körper schlinge. Was ich nicht bedacht habe war, dass ich mit schlammigen Füßen ins Haus muss. Aber dann taucht Sam barfuß in einer Jeans gekleidet auf und grinst als er die Tür weiter aufmacht.
>Ich fürchte ich muss dich jetzt wie einen Hund so lange draußen lassen, bis du wieder trocken bist. <
>Oh wie nett. Gibst du mir auch noch ein paar Hundekekse, damit ich hier draußen in der Zeit nicht verhungere? <
>Sowas habe ich nicht. Aber ein rohes Rehherz kann ich dir anbieten. <
>Irgh … widerlich. <
Sam lacht und greift mich dann ganz schnell, sodass ich aufkeuche.
>Hey was soll das? < meckere ich als er mich hochnimmt und ins Haus trägt.
>Du saust mir sonst den ganzen Boden ein. <
>Das wäre aber nicht nötig, mich dazu auf Händen zu tragen. < säusle ich und klimpere übertrieben mit den Wimpern.
>Okay das nächste Mal, wenn der Boden dreckig ist, dann ziehe ich dich an den Haaren hinein. < lacht er.
>Boah du Fiesling. < Ich boxe ihm gegen die Brust und schaue ihn böse an. Er öffnet mit einem Fuß lässig die Dusche vom unteren Bad und stellt mich hinein.
>Ich bringe dir gleich ein neues Handtuch. <
>Hey Sam. Warte mal. <
>Was ist? < fragt er und dreht sich zu mir. Ich knote das nasse Handtuch auf und werfe es ihm zu. Er starrt mich an, das Handtuch fällt zu Boden, da er es verfehlt hat und seine Augen wandern von unten nach oben und bleiben an meinem Gesicht hängen. Ich verschließe die Duschtür, drehe das Wasser auf und bin mir wohl dessen bewusst, dass er immer noch dasteht. Sein Adamsapfel hüpft als er schluckt und ich sehe wie sich bei seiner verstärkten Atmung sein Brustkorb hebt und senkt. Dann wendet er den Blick ab und verschwindet. Ich muss grinsen, denn dass Sam die Flucht ergreift und das vor mir, ist eher ungewöhnlich.
Er hat mich rein körperlich gesehen zu Anfang eigentlich nicht interessiert aber irgendwie ist es seit einer Weile anders. Irgendeiner von uns beiden läuft bei den Julitemperaturen schließlich immer nur teilweise bekleidet durch das Haus. Sam's trainierten Oberkörper zu sehen, ist für mich inzwischen keine Seltenheit mehr und trotzdem wird mir immer wieder aufs Neue davon ziemlich warm. Da er relativ schnell zeigte, dass er keinerlei Interesse an mir hat, fühlte ich mich sicher in seiner Nähe und wusste, dass ich an heißen Tagen auch mal bedenkenlos etwas Bein zeigen konnte. Doch das, was ich eben getan habe, war sehr offensiv aber eigentlich als Scherz gemeint. Sam sah allerdings so entrüstet aber gleichzeitig erhitzt aus, dass ich glaube, zu weit gegangen zu sein.
Sein kurzzeitig intensiver Blick auf „mehr“ hat jedoch bewirkt, dass allmählich ein paar Sinnesreize bei mir aufkommen.
Zwischen meinen Beinen pulsiert es heiß und das letzte Mal mit einem anderen ist schon eine Weile her. Sam hat hingegen eine ganz andere Wirkung auf mich, als die bisherigen Partner in meinem Leben und mein Körper zeigt mir das in diesem Moment ziemlich genau. Um ehrlich zu sein, zeigt mein Körper mir das nicht erst seit den letzten paar Minuten, sondern rückblickend schon viel länger. Ich kann nicht mal genau sagen, seit wann es so ist. Es muss jedoch noch vor seinem Geständnis gewesen sein - denn die alte Nayeli hätte nach dieser Nachricht die Beine in die Hand genommen. Ist es seitdem ich sein wahres Gesicht unter seiner Maske sehen konnte?
Oder seitdem er die eine Nacht bei mir verbracht hat, als ich schreiend wach wurde?
Vielleicht auch, seitdem er für mich seine Skepsis gegenüber Megan ablegte und mich zu ihr fuhr?
Fakt ist, ich habe keine Ahnung wie das passieren konnte aber ich kann es nicht leugnen, dass Sam auf mich attraktiv und fesselnd wirkt.  
Ich nehme etwas von dem Showergel und verreibe es zwischen meinen Händen. Dann lasse ich meine Handflächen mit geschlossenen Augen über meine Schultern streichen, über meine Brust und schließlich runter bis zu meinem Bauchnabel. In meinem Kopf ist es nicht meine Hand, die das tut, sondern seine. Ich seufze, als meine andere Hand zurück zu meiner Brust wandert, die sich jetzt praller anfühlt.
Er ist nur ein Zimmer weiter, was tue ich hier verflucht? Andererseits frage ich mich, ob er das nicht auch manchmal tut … und an wen er dann denkt. Ernüchternd höre ich damit auf und wasche mich einfach. Das ist doch verrückt und allmählich zweifle ich an meinem Verstand. Meine Familie ist nicht mehr da und ich habe nach fast drei Wochen nichts Besseres zu tun, als einem Typen hinterher zu sabbern? Man könnte glatt denken, ich hätte sie einfach vergessen. Demütig lasse ich meine Arme an meinem Körper herabhängen. Es ist tatsächlich wahr. Seit vorgestern habe ich keinen einzigen Gedanken mehr daran verschwendet, was passiert ist. Soll das ein gutes Zeichen sein oder ein schlechtes?

(--> „The Hunted“ von The Rigs) - https://www.youtube.com/watch?v=KalVFwWK3UM
Dann höre ich die anrückenden Schritte von Sam und das Aufgehen der Badtür. Automatisch sehe ich dort hin.
Er sieht eindringlich zu mir und wirft dann ein neues Handtuch auf den Klodeckel. Ich denke, dass er gleich wieder verschwinden wird aber er steht einfach nur so da. Seine Arme sind vor der Brust verschränkt und er hat sich mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt.
>Willst du jetzt spannen? < frage ich amüsiert.
>Du hast es doch darauf angelegt. <
Das stimmt allerdings. Ich grinse und kann sehen, wie er sich auf der Unterlippe herumkaut. Dann stößt er sich von der Wand ab und läuft nicht nach draußen – so wie ich es dachte, sondern er kommt zu mir. Er schiebt die Duschtür auf und kommt ein Stück hineingelaufen.
>Du versuchst mich zu reizen. < stellt er fest.
>Funktioniert es denn? < säusle ich und sehe ihn direkt an.
Er schnaubt belustigt und sieht an meinem Körper herab. Seine Augen bleiben bei meinem Tattoo auf dem Venushügel hängen, bevor er wieder zu mir hochsieht.
>Du solltest dich entscheiden, ob du reinkommen oder rauswillst. Es wird kalt. < meckere ich nicht ganz ernst. Er neigt seinen Kopf näher zu mir und flüstert:
>Weshalb willst du mich reizen, Kleines? <
>Weil es Spaß macht. < erwidere ich in derselben Tonlage.
Sein Blick verdunkelt sich und er positioniert seine Hände an der gefliesten Duschwand – links und rechts neben meinem Kopf.
>Ehm … Sam, du hast noch die Jeans an. <
>Und? <
>Die wird nass. <
Dann greift er sich den Duschkopf von der Halterung, stellt das Wasser über meinem Kopf aus und das in der Duschbrause an. Irritiert schaue ich zu seinen Händen und frage mich was das soll. Barfuß kommt er noch einen Schritt weiter zu mir rein und schließt die Tür, was mich dazu bewegt, ein kleines Stück von ihm zu weichen. Das sollte doch nur ein Scherz sein. Er verstellt die Düse, damit der Wasserdruck zentrierter herauskommt und ich frage mich immer noch was das soll. Aber dann drückt er mir den Wasserstrahl ohne Vorwarnung zwischen die Beine.
>Was tust du da? < keuche ich und greife automatisch zu seinem Handgelenk.
>Dich reizen … < erwidert er grinsend. Er macht mit seinem Hilfsmittel von außen eine leichte Auf- und Abbewegung und ich muss mir ernsthaft eingestehen, dass das ein ziemlich gutes Gefühl ist, was er da tut. Sam lässt mich nicht aus den Augen, als meine Atmung immer heftiger wird. Ich halte immer noch sein Handgelenk fest. Erst war es Gegenwehr, weil ich wollte, dass er damit aufhört, aber jetzt muss ich mich einfach an irgendetwas festhalten.
>Sam! Das war … nur Spaß …, ich wollte dich ärgern. < keuche ich.
>Lass meine Hand los! <
Ich tue es, aber deswegen hört er nicht damit auf. Stattdessen legt er einen Arm von hinten um meine Hüfte, um mich mit einem Schwung zur Wand zu drehen. Jetzt befindet er sich hinter mir und setzt sofort wieder den Duschkopf von vorn an, weshalb ich gegen meinen Willen aufstöhne. Ich könnte auch einfach „nein“ sagen und ich bin sicher, dass er jeden Moment aufhören würde, aber das fühlt sich besser an als gedacht, worauf meine Atmung prompt heftiger geht. Mit einer Hand stütze ich mich an der Wand ab und beiße mir auf die Fingerkuppe der anderen. Meine Stirn drückt sich mehr gegen die Fliesen, während ich mein Becken – ohne es kontrollieren zu können, weiter vorschiebe.
Bisher steht Sam einfach nur hinter mir und scheint zu lauschen, wie sehr ich mich zusammenreiße.
Meine Hände greifen blind nach hinten zu dem Bund seiner Hose.
Der Wasserstrahl verschwindet kurz und er hält meine beiden Handgelenke hinter dem Rücken fest. Zu meiner Verwunderung tut es kaum im Schulterblatt weh und plötzlich setzt er wieder sein Hilfsmittel an. Er bewegt den Wasserstrahl schneller auf mir. Das habe weder ich selbst bisher getan, noch jemals ein anderer an mir.
Die Sache mit dem Zusammenreißen hat sich sprunghaft zerschlagen und ich stöhne hemmungslos gegen diese blöde geflieste Wand. Ich kann Sam nicht mal sehen oder anfassen – das ist sowas von eigenartig und frustrierend.
>Bist du jetzt diejenige, die mich reizt oder bin ich derjenige, der es bei dir macht? < flüstert er mir ins Ohr.
Daraufhin antworte ich nur mit einem Gekeuche, als sich meine Beckenbodenmuskeln krampfartig zusammenziehen. Er nimmt den Wasserstrahl nicht sofort weg, was dieses Gefühl noch etwas verlängert. Dann stellt er die Dusche aus, steckt die Brause in die Halterung zurück und lässt meine Arme wieder los.
Noch atemlos drehe ich mich zu ihm um und starre in die düsteren grauen Augen.
Doch dann wandert mein Blick automatisch hinunter zu seiner Hose, die einiges von dem Wasser abbekommen hat und wo sich ganz eindeutige Zeichen von Verlangen hervorheben.
>Beides. < antworte ich im Nachzug auf seine Frage hin.
>Ich bin auch nur ein Mann. < sagt er und zuckt entschuldigend mit den Schultern.
Daraufhin dreht er sich und öffnet die Tür der Dusche.
>Wie jetzt? Du gehst? <
>Ja, was soll ich hier noch herumstehen? < fragt er trocken.
Entgeistert stehe ich da und habe ehrlich gesagt erwartet, dass er sich ausziehen würde, um zu mir zu kommen. Am liebsten würde ich ihn anflehen, dass er herkommt. Belustigt schüttelt er langsam den Kopf.
>Ich habe dir doch schon dutzende Male gesagt, dass du viel zu jung für mich bist. Außerdem meinte ich letztens, dass ich dich zum Schnurren bringen kann, ohne dich dabei anfassen zu müssen – da sagtest du noch, das klänge arrogant. Eins zu null für mich. <
>21 und 28 sind jetzt nicht gerade eine Ewigkeit auseinander. Und genaugenommen, hast du mich angefasst. <
Er schmunzelt und geht dann einfach zur Tür, um sie hinter sich zu schließen. Irgendwie komme ich mir gerade vollkommen bescheuert vor. Das war so intim, was er eben mit mir gemacht hat und er geht einfach?
Länger als nötig stehe ich noch in der Dusche und will gar nicht so recht herauskommen. War das bloß so ein Machtgehabe von ihm?
Zumindest habe ich es geschafft, das Handtuch um mich zu wickeln und bleibe noch tropfend stehen. Total verkrampft laufe ich aus dem Bad raus und verschwinde in seinem Gästezimmer. Ermattet lasse ich mich auf das Bett sinken und presse die Beine zusammen, wo es immer noch pulsiert.
„Arsch, Arsch, Arsch“ denke ich und trommle wie eine Furie mit den Fäusten auf der Matratze herum. Das dürfte normalerweise kein anderer mit mir machen und mich so dastehen lassen. Weshalb lasse ich mir sowas dann von Sam gefallen? Ich ziehe mir hastig etwas an, - und zwar eine lange Jeans und ein sauberes Langarmshirt. Soviel, dass er möglichst wenig Haut von mir sieht. Er hat gerade alles von mir gesehen, was er sehen könnte und weil eben nur ich in dieser Lage war, komme ich mir so unglaublich bloßgestellt vor.
Ich trample aus dem Zimmer heraus und kann ihn bereits in seiner Küche herumpoltern hören.
>Das war echt mies von dir! < murre ich, als ich um die Ecke komme und setze mich ohne ihn anzusehen.
>Mies? So mies hat sich das nicht angehört. <
>Hör auf, mich auf den Arm zu nehmen. Das ist gerade total eigenartig. Du siehst mich in so einer Lage und du …du<
>Ich gehe einfach? < erwidert er grinsend. >Du weißt doch, dass du dich nur mit Leuten anlegen sollst, wenn du weißt, dass du ihnen gewachsen bist. <
>Dein Vergleich hinkt aber mächtig. < antworte ich trocken. >Nein der hinkt nicht nur, der hat einen Schlaganfall. <
>Okay, okay. < setzt er lachend an und hebt beschwichtigend die Hände. >Vielleicht war das wirklich etwas gemein. Aber ich dachte, du bräuchtest mal einen kurzen Moment der Auszeit. Das ist so eine Männerweisheit: „Wenn eine Frau anfängt anstrengend zu werden, dann braucht sie einen Orgasmus.“ < lacht er.
Ich hingegen starre ihn mit offenem Mund an.
>Anstrengend? <
>Jetzt mal im Ernst Kleines. Hör auf damit, mich anzugraben, sonst fängt es an schwierig zwischen uns zu werden. Denkst du nicht auch? <
>Ich habe dich gar nicht angegraben …das war doch bloß ein Herumblödeln. < verteidige ich mich stotternd und mit mächtig viel Herumgefuchtel. Okay zugegeben, vielleicht habe ich ja wirklich versucht ihn anzumachen. Aber seine Reaktion zeigt ziemlich deutlich, dass das chancenlos ist. Ich komme mir dermaßen blöd bei seinem Einwand vor. Als wenn die Situation von eben es nicht erst recht schwierig machen würde.
Ich sehe auf meine Hände und fühle mich total beschämt. Das wäre etwas anderes, wenn es einfach irgendein anderer Kerl gewesen wäre, der mir einen Korb gegeben hätte und wo ich einfach gehen kann. Hier muss ich allerdings noch etwas Zeit mit Sam ausharren und ich sehe ihn jeden Tag.
>Ich will nicht, dass du das falsch verstehst. < setzt er erneut bei meinem bedrückten Blick an. >Du bist eine wunderschöne und sexy Frau aber du solltest dir keine Mühe geben bei einem Typen wie mir. Tut mir leid, dass ich das gemacht habe, okay? Ich habe mich von deinem „Herumblödeln“ anstecken lassen und nicht drüber nachgedacht. Deswegen solltest du dich jetzt nicht schlecht fühlen. < sagt er ernst.
Ich nicke bloß. Das blöde Gefühl das zurückbleibt, ist damit allerdings kein Stück weniger geworden.
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