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Fingerabdrücke bleiben

von Lynnix
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Krimi / P16 / Gen
23.02.2018
25.11.2021
129
578.228
7
Alle Kapitel
102 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
20.07.2018 3.266
 
Kapitel 22 – Persönliche Fragen

Mein Körper bebt seit dem Augenblick, als ich Meg´s Stimme gehört habe und hat seitdem nicht mehr aufgehört. Sam hat die letzten Stunden damit verbracht, durch den Wald zu joggen, danach in seinem Nebengelass zu verschwinden, frisch geduscht am Laptop zu arbeiten und mir zwischendrin immer wieder erzählt, was ich machen und wie ich mich nachher verhalten soll. Aber davon abgesehen, habe ich ihn gar nicht so häufig gesehen. Den ganzen schrecklichen Vor- und Nachmittag, habe ich das Warten auf die Dämmerung kaum ausgehalten und es war eine regelrechte Qual die Zeit überhaupt bis jetzt totzuschlagen.  

            Viele unerträgliche Stunden später lässt Sam endlich den Motor aufheulen und lenkt den Pick-up von dem Grundstück runter.
>Es wäre mir lieber gewesen, wenn wir das im Stockdunkeln tun würden. Es gefällt mir trotz aller Vorsicht nicht, was wir hier tun aber du konntest ja schlecht einen besseren Zeitpunkt timen, nachdem du das Kratzen im Hintergrund gehört hast. < nörgelt Sam.
>Wer hat uns da überhaupt abgehört? <
>Die NSA oder andere Geheimdienste natürlich. Die totale Überwachung ist immer noch präsent – egal wohin man geht. Denk nur mal an die NSA-Affäre vor ein paar Jahren. Nachdem Edward Snowden an die Öffentlichkeit gegangen war, sind viele Menschen eine Zeit lang etwas hellhöriger gewesen. Leider hielt das Ganze nicht allzu lange an und im Moment, gehen sie wieder viel zu nachlässig mit Daten und den eigenen Geheimnissen um. <
>Ich habe davon gelesen. Meg hat danach die Webcam ihres Laptops abgeklebt. <
>Das ist gar nicht dumm. Seine Story wurde verfilmt – das solltest du dir mal ansehen. Danach verstehst du vielleicht was ich dir die ganze Zeit sagen will. Deswegen habe ich für solche Fälle immer Prepaidhandys zum Wegwerfen oder sehr gut verschlüsselte. Manchmal ist es einfach Zufall, dass sich die Geheimdienste einschalten – ich glaube nicht, dass jemand auf dieses Telefon angesetzt war. Ich nenne diese Dienste immer gerne die „Informationsmafia“. Bei so vielen Gesprächen kommt es manchmal vor, dass sie mal etwas mithören, dem sie schon lange auf der Spur sind. <
>Oh Gott. Ich will gar nicht wissen, was manchmal schon bei mir abgehört wurde, wenn ich telefoniert habe. <
>Wieso? < grinst er frech. >Hast du etwa schon mal zu lange auf schmutzige Weise mit deinem Freund telefoniert und was zu verbergen? <
>Wie würdest du den Gedanken finden, wenn du abgehört wirst, sobald du mit deiner Freundin telefonierst? <
>Inzwischen bin ich schlauer und weiß, dass diese Möglichkeit immer besteht. Außerdem kann mir das nicht mehr passieren, dass ich mit meiner Freundin telefoniere. <
>Wieso das denn? <
>Das Ganze habe ich irgendwann aufgegeben. < erklärt er lässig aber setzt zeitgleich einen ernüchterten Blick auf.
>Komm schon Sam. So alt bist du noch nicht, dass du es aufgeben musst. Da besteht immer noch Hoffnung. < lache ich.
>Wenn du zum zweiten Mal von einem Auslandseinsatz zurückkehrst und erfährst, dass es schon wieder passiert ist, dass deine neue Freundin einen deiner Kumpels im Bett hatte, dann hättest du auch keine Lust mehr. <
Ich reiße die Augen auf.
>Was, das ist dir passiert? <
>Jep. Das war wie in einem schlechten Film. <
>Oh, das tut mir leid. <
>Mmh… das muss es nicht. Rückblickend war das schon okay so. Sie waren nichts Besonderes. Sowohl die Frauen als auch die Kumpels, die keine Ahnung von dem Ehrenkodex hatten. <
>Autsch. < antworte ich nur. Welcher beste Freund tut so etwas und welche Freundin übersteigt so eine Grenze, um sich so jemandem an den Hals zu werfen?
>Und was ist mit dir? < will er wissen.
>Was meinst du? <
>Welche Horrorstorys hattest du so in deinem kurzen Liebesleben? <
>Das ist aber sehr privat. <
>Das zieht nicht, du hast es auch gerade von mir erfahren. <
>Bei dir gehe ich aber schon lange nicht mehr davon aus, eine Antwort zu bekommen. Außerdem willst du mir doch nicht weismachen, dass du nur zwei Frauen hattest. <
>Nein das nicht aber mit den beiden war es ein kleines bisschen ernster als sonst und sie haben es auf die Spitze getrieben. <
Oh Mann. Kein Wunder, dass der arme Kerl alleine ist. US-Soldaten werden in unserem Land als Helden gefeiert, sobald sie zurückkommen. Sam hat sicherlich schreckliche Dinge gesehen als er in Syrien war und dann erwischt er nach der Heimreise auch noch seine Freundin mit dem besten Kumpel. Eine schlimmere Ohrfeige kann es wohl kaum geben.
>Also los. Du bist immer noch dran. < erinnert er mich, als er soeben aus dem Wald heraus und auf eine befestigte Straße fährt. Er wirft mir einen interessierten Blick zu, den ich irgendwie amüsant finde.
>Naja, im Grunde ist das nicht so spannend. Meistens habe ich relativ schnell gemerkt, dass es einfach nicht das Wahre war und habe deswegen nicht viel Energie hineingesteckt. <
>Und dieser Jordan? <
>Der war bis vor kurzem noch Torhüter bei unserem Eishockeyteam. Wir sind sehr gut befreundet aber mehr auch nicht. <
>Sieht er das auch so? <
Ich hole tief Luft und plustere die Backen auf, weil ich laut „Ja“ rufen will aber wie Meg an dem Abend sagte, ist es bei ihm nicht nur Freundschaft.
>Tja wer weiß das schon. < murmle ich und denke an diesen total schrägen Kuss mit ihm. Sam lacht bei meinem Gedruckse auf und schaut mich an, als wenn er am liebsten noch etwas Neckendes sagen würde. Offenbar hat er aber den Anstand, es sich zu verkneifen. >Was mich betrifft, sind wir jedenfalls nur Freunde. Genauso wie es die anderen Eishockeyspieler sind. <
>Verstehe, daher kommt also dein Interesse für Eishockey und Football. Wahrscheinlich hast du sie immer am lautesten angefeuert. <
>Logisch. < lache ich auf. >Aber nie als Cheerleader. Das war auf dem College nicht so mein Ding. <
>Was hast du überhaupt studiert? Das wollte ich dich schon längst mal fragen. <
>Geisteswissenschaften, genauso wie Megan. <
>Oh Gott, das klingt sterbenslangweilig. < sagt er und verdreht die Augen. Schockiert aber auch irgendwie belustigt über seine Ehrlichkeit, reiße ich den Mund auf.
>Nichts ist sterbenslangweilig, wenn du das tun kannst, was dir wirklich liegt. Bei mir sind das nun mal Bücher und diese Dinge. Ich lese für mein Leben gern, weil es mich für ein paar Stunden aus der Realität herausholt und wenn ich das auch noch im Unterricht tun konnte, war mein Tag perfekt. Für alle anderen Dinge fehlte mir leider immer wieder das Geld. Wir hatten nie wirklich viel zur Verfügung, also mussten Kino, Discos und Co häufig ohne mich stattfinden. Das war immer ein ziemlich beschissenes Gefühl. <
>Deswegen hat sich dein Vater Geld leihen müssen. < sagt er als Feststellung, nicht als Frage. Ich summe hingegen ein „hmm“ und schaue aus dem Fenster. Noch ist es relativ hell aber allmählich zieht sich der Himmel zu. Wir fahren noch eine ganze Weile bis nach Maple Hill und ich schätze bis dahin wird es dunkler sein, damit Sam beruhigter ist.
>Machen deine Freundin und du denn alles zusammen, wenn ihr sogar das gleiche Gebiet studiert habt? < will Sam wissen.
>Zu neunundneunzig Prozent ja. Auf alle Fälle ist sie meine Vervollständigung und ich kann ihr wirklich vertrauen. Was du für mich tust, weiß ich wirklich zu schätzen – gerade deswegen, weil mir klar ist, dass dir das wegen der aktuellen Umstände nicht gefällt. <
>Tja … was soll ich sagen? Ich war echt ein Arsch vorhin und ich habe dir versprochen, sie mir mal anzusehen. Vielleicht hast du ja recht und ich sollte meine eigenen Erfahrungen nicht zu deinen machen. Dass du um deine Familie trauerst und um sie weinst ist die eine Sache aber, dass ich dich nun auch noch dazu bringe, hat mich wohl zum Mistkerl des Jahres nach oben katapultiert. <
>Jetzt übertreibst du aber. Ich halte dich ganz und gar nicht für einen Mistkerl. Nur für sehr abgeklärt – deswegen komme ich mir jedes Mal total schäbig vor, wenn ich vor dir heule. <
>Das musst du nicht. Die Männer, die dir das angetan haben, sollten sich schäbig vorkommen. Aber das wird nicht passieren, weil sie womöglich andauernd irgendwelche unschuldigen Leute umbringen und wahrscheinlich gar kein Gewissen mehr besitzen. Irgendwann verfliegt sowas. Ich bekomme einen echten Hass auf solche Mafiabanden und bin froh, dass ich nicht mit den Opfern zu tun habe, so wie Dimitrij oder Sophia. Sonst würde ich diese ganzen Sadisten wohl sofort in der Luft zerreißen. <
>Vielleicht solltest du das aber. < wende ich ein. Daraufhin schaut er mich verdutzt an. >Ich meine abgesehen von deinen kryptischen Erklärungen und ernsten Blicken bist du doch ganz okay. Ich habe mich in den letzten Tagen gefragt, ob es mir geholfen hat, dass du kein Mitleid mit mir hattest oder ob es das verschlimmert hat. Ich persönlich glaube, dass ich mich dadurch schneller wieder fange, also weshalb soll das bei anderen Betroffenen nicht auch so funktionieren? <
Er seufzt und schürzt die Lippen. Habe ich etwas Falsches gesagt? Er scheint zu überlegen und sagt dann leise aber deutlich:
>Selbstverständlich habe ich Mitleid mit dir Kleines. Aber du hast recht – dir hilft im Moment mehr die Ablenkung, als diese ganze Gefühlsduselei. Außerdem bin ich sowieso nicht gut in sowas – eine absolute Niete würde es wohl eher treffen. <
>War das schon immer so? <
>Was ist das denn für eine Frage? < lacht er.
>Du redest ständig davon, dass Leute einen im Stich lassen, wenn man sie braucht und dass man niemandem vertrauen kann, außer sich selbst. Wer war es der dich so verraten hat? So etwas sagt man doch nicht wegen zwei Ex-Freundinnen, die fremdgegangen sind, oder? <
>Du redest manchmal echt zu viel und du machst dir auch viel zu viele Gedanken. <
>Mag sein aber du bist jetzt noch eine ganze Weile hier drin mit mir eingesperrt und ich kann hartnäckig sein. < grinse ich. Allerdings zieht auch Sam einen Mundwinkel hoch und setzt so einen selbstgefälligen Blick auf. Dann bewegt sich seine Hand zu dem Radio und er dreht es total laut.
>Sam das ist gemein! < brülle ich.
Er hingegen legt die Hand ans Ohr und tut so, als würde er mich nicht verstehen.
Genervt verschränke ich die Arme vor der Brust und lasse mich in den Sitz sinken. Neben seinen kryptischen Erklärungen und den bösen Blicken habe ich auch noch vergessen ihm zu sagen, dass er wortkarg ist. Aber das weiß er ohnehin selbst. Ich werfe ihm einen sauren Blick zu und er schaut amüsiert aus dem Augenwinkel.
Das lasse ich mir jetzt wirklich nicht gefallen und drehe prompt die Lautstärke runter.
>Ich hatte im ersten Semester ein paar Stunden Psychologie und ich habe da mal ein Buch gelesen. Du bist der typische Verdränger. <
>Du hast wahrscheinlich über jedes Thema der Welt ein Buch gelesen. <
>Schön wär’s, dann könnte ich vielleicht versuchen, dich aus all den Teilen zusammenzusetzen. <
>Wieso interessiert dich das alles eigentlich so sehr? <
>Es kommt eben nicht jeden Tag vor, dass mir jemand mein Leben rettet und mich ohne wirkliche Gegenleistung für eine Zeit lang bei sich aufnimmt. Ich würde diesen Schutzengel gern besser kennenlernen aber er lässt mich nicht. <
Sam rollt mit den Augen und streicht sich mit einer Hand durch den stoppeligen Bart.
>Also gut. Du willst das Frage-Antwort-Spiel spielen? Dann los. Aber erwarte nicht, dass ich auf alles eine Antwort gebe und wir uns heute Abend die Haare flechten. <
>Ernsthaft? < quietsche ich und hüpfe etwas vom Beifahrersitz hoch.
Er schnaubt belustigt und nickt mit dem Kopf. >Okay … dann sag mir weshalb du so eine Einstellung hast und denkst, meine beste Freundin würde mir in den Rücken fallen. <
>Weil es immer so ist. Bei mir waren es im Grunde genommen alle möglichen. Zum Beispiel Freunde, denen alles irgendwann zu unbequem wurde oder auch Dienstpartner, die nur auf das Geld des Höchstbietenden scharf waren. Selbst die Polizei – dein Freund und Helfer kann dich verraten, obwohl du im Recht bist. Leute wie Sophia oder Dimitrij wissen von mir nur so viel, wie sie wissen müssen, weil ich ohne sie in mancher Hinsicht nicht weiterkomme. Also bleibt mir manchmal keine andere Wahl, als gewisse andere Leute mit ins Boot zu holen. Grundlegend vertraue ich möglichst nur mir selbst und bin unter anderem deswegen lieber allein. <
>Auf Dauer kann das Alleinsein aber ziemlich quälend sein. Ich bin es gerade mal ein paar Tage und es fühlt sich an, als würde man platzen, weil man es einfach nicht aushält. <
>Du bist nicht allein. Außerdem ist es bei dir alles noch zu frisch und man gewöhnt sich an die Einsamkeit. <
>Du hast aber auch immer irgendein blödes Argument. <
>Aber es ist wahr. Irgendwann vergisst man wie es mal gewesen ist und dass man mal naiv war und jedem traute, der nur nett genug aussah. Ich habe nur eine Handvoll Leute, denen ich zwangsweise ein paar Infos geben muss und selbst das nervt mich schon. Dimitrij hat sich nur deswegen bewährt, weil ich einen ausführlichen Backgroundcheck unternommen habe und es auch heute noch regelmäßig tue. Wenn mich jemand hintergeht, dann erfahre ich es früh genug. Es gibt keinen einzigen Menschen, dem ich zu hundert Prozent vertraue. <
>Das ist ja furchtbar! Wenn du niemandem dein Vertrauen schenkst, dann heißt das, du kannst dir niemals vorstellen mit jemandem zusammenzuleben, Kinder zu haben und solche Dinge? <
>Gott bewahre, nein. < lacht er und sieht mich an, als wäre ich bescheuert.
>Aber was ist, wenn die Eine  vor dir steht und du ihr keine Chance gibst, weil du blind und in dieser negativen Einstellung gefangen bist? <
>Wenn ich so jemandem wirklich begegnen sollte, dann ist es nur umso besser, wenn ich ihr keine Chance gebe. Sobald man liebt, ist man angreifbar. Und sobald man jemanden zu nah in sein Leben lässt, werden die Personen, die man liebt von den Menschen genommen, die ihre Macht demonstrieren wollen. Ich bin nicht scharf darauf, dass mir meine Frau genommen wird, nur weil jemand mit mir eine Rechnung offen hat. Also gebe ich lieber niemandem ein Druckmittel. <
Ha! Ich hab’s gewusst! Das klingt sowas von nach FBI oder CIA.
>Damit bestrafst du doch nur dich selbst. <
>Das ist schon okay. < murmelt er und schaut stur in Richtung der Straße. >Und jetzt hör bitte auf. Du hast genug Fragen gestellt. <
>Ich habe doch kaum angefangen. <
>Dann sollten wir es nicht noch mehr vertiefen. <
>Okay, dann nur noch eine. < grinse ich.
>Was denn noch? < erwidert er genervt und knirscht mit den Zähnen.
>Was ist deine Lieblingsfarbe? <
>Wie bitte? < japst er und schaut mich skeptisch an.
>Ja ernsthaft. Meine ist lila und manchmal auch rot. <
Er feixt und fasst sich an den Kopf.
>Du stellst mir die unmöglichsten Fragen, um durch meine Antworten die verrücktesten Thesen aufzustellen und dann willst du sowas wissen? <
>Ja. Sowas lockert auf. Du musst echt entspannter werden Sam. Also sag schon. <
Er schaut mich immer noch so an als, wenn er glaubt, dass ich ihn auf den Arm nehmen will.
>Keine Ahnung. Vielleicht schwarz wie meine Seele. < erwidert er düster.
>Schwarz ist keine Farbe. <
>Das ist die dümmste Frage, die du mir bisher gestellt hast. <
>Mag sein. Aber eigentlich müsste es die leichteste sein, die ich dir bisher gestellt habe. <
Er fährt vom Highway hinunter, um über die Abzweigung auf den nächsten zu kommen. Sam schweigt eine Weile, sodass ich glaube, er will mir wieder mal nicht antworten. Deswegen schlinge ich die Arme um den Körper, streife die Schuhe von meinen Füßen und ziehe die Beine an den Körper ran. Wir werden noch etwa eine dreiviertel Stunde unterwegs sein – vielleicht kann ich etwas schlafen, um mich eine Weile vor der bevorstehenden Aufregung abzulenken.
              Mein Kopf fällt langsam gegen die Scheibe und meine Augen werden immer schwerer, bis ich sie als so schwer empfinde, dass sie gar nicht mehr offenbleiben können. Dann, als ich gar nicht mehr damit rechne, murmelt Sam leise:
>Kann sein, dass das auch nicht sehr farbenfroh ist aber ich mag braun. Deine Augen zum Beispiel haben so einen Ton, der mir gefällt. <

Später
>Hey wach auf, wir sind da. <
Ich schrecke hoch und sehe zu Sam's Gestalt. Es ist inzwischen dunkler geworden und ich erkenne ihn im ersten Moment nur anhand der Stimme.
>In Maple Hill? < frage ich benommen und reibe mir die Augen. Ich sehe aus dem Fenster und kann ein spärlich beleuchtetes Diner erkennen, auf dessen Parkplatz ein paar Straßenlaternen leuchten. Weiter entfernt steht eine Tankstelle.
>Ja ich habe mit Absicht weit am Rand geparkt. Es sind kaum Autos hier. Welchen Wagen fährt deine Freundin? <
>Einen knallroten Ford Fiesta. < meine Augen suchen die gesamte Fläche nach ihr ab. >Ich kann sie aber nirgendwo sehen. <
>Wir warten einfach. Ich habe die letzten Meilen etwas Gas gegeben, sie hat also noch ein bisschen Zeit. In deinem Interesse hoffe ich, dass sie kommt. <
>Das wird sie schon. < erwidere ich eilig.
Sam sagt daraufhin nichts. Ich weiß sowieso was er denkt. Dieses Gespräch vorhin mit ihm hat mir gezeigt, wie verbohrt er ist. Schon allein deswegen hoffe ich, dass Megan ihn vom Gegenteil überzeugen kann, dass nicht jeder Mensch auf diesem Planeten einem in den Rücken fallen.
Minuten über Minuten vergehen, bis es immer später wird und so allmählich kaue ich mir vor Nervosität die Fingernägel ab. Auf der Anzeige neben Sam's Radio steht, dass bereits zwanzig Minuten nach der verabredeten Zeit vergangen sind. Wo bleibt sie denn nur? Meg war fast immer früher da, wenn wir uns irgendwo verabredeten.
Ich verfolge die Autos, die eher vom Parkplatz verschwinden, als dass neue dazukommen.
>Es ist besser, wenn es leerer wird. So können dich weniger Leute sehen. < erklärt mir Sam, der genau merkt, dass ich immer aufgeregter werde.
>Hat vielleicht doch irgendjemand in der Leitung gehört, was ich gesagt habe und sie vorher abgefangen? <
>Nein. Du hattest Ort und Uhrzeit bereits gesagt bevor du abgehört wurdest. Das ist sicher. Sonst würden wir bereits von dutzenden Polizeifahrzeugen in Empfang genommen werden. Und du hast das Handy schnell genug versenkt – deine Reaktion war wirklich gut. <
Das beruhigt mich immerhin etwas. Trotzdem drücke ich mir an der Scheibe fast die Nase platt und versuche bekannte Scheinwerferformen zu erkennen, die vom Freeway hinunter auf den Parkplatz fahren. Im Radio ertönt der Verkehrsfunk und ich lausche, ob es irgendeinen erklärlichen Grund gibt, weshalb Meg noch nicht hier ist. Sam merkt wie genau ich dabei zuhöre und als wieder die Musik ertönt, lehnt er sich seitlich zu mir rüber und erklärt so mitfühlend wie bisher noch nicht:
>Tut mir leid Kleines. Ich weiß, du hast dich an den letzten Strohhalm geklammert. Vielleicht hat sie Angst bekommen und will mit der Sache nichts zu tun haben. So etwas passiert und …<
>Da ist sie! <
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