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Split - Can i trust you?

von JaliceTo
Kurzbeschreibung
GeschichteThriller, Schmerz/Trost / P18 / Gen
Die Horde Hedwig Jade Own Charakter (OC) Patricia
04.02.2018
06.06.2018
26
35.839
7
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04.02.2018 1.289
 
Split - Can i trust you?

August 2017
Philadelphia
Eine Seitenstraße vor der Praxis von Dr. Karen Fletcher

Es war sehr warm für diesen Nachmittag im August. Ich mochte die Wärme bis zu einem bestimmten Punkt - wenn dieser überschritten ist, meide ich es raus zu gehen und mich der Sonne aus zu setzten. Auch weil die Gefahr dann viel zu hoch ist, das jemand mich ansprechen könnte - zumindest für den Zeitraum wo ich meinen Körper unter Kontrolle habe - denn ich teile mir meinen Körper mit ein ´paar Freunden´ wenn ich es nett ausdrücken will. Aber das war es nicht - nein es war alles andere als nett. Es war für mich selbst beängstigend und ich wollte nun endlich nach Jahre mit einer Psychologin darüber sprechen, die mich nicht sofort in eine Anstalt schleppen würde  - eine Bekannte meiner Mutter hatte mir Dr.Karen Fletcher empfohlen.

Es war keine wirkliche Bekannte - ein Mädchen aus einer Selbsthilfegruppe für psychische Störungen aus meiner alten Heimatstadt. Wir schrieben unregelmäßig per Whatsapp und konnten uns auch eigentlich nicht wirklich leiden - aber für den Tipp mit der Psychologin war ich ihr dankbar gewesen. Und nun befand ich mich auf dem Weg zu Dr.Flescher - natürlich hatte eine meiner Persönlichkeiten vorher dran gedacht, die Sache in die Hand zu nehmen und telefonisch einen Termin zu vereinbaren.
"Verzeihung Sir", sagte ich als ich aus versehen, einen älteren Mann angerempelt hatte.
"Tze immer diese Jugend von heute!", beschwerte dieser sich und ich konnte seine braunen Augen wütend funkeln sehen - machte mich dann aber daran, schnell weiter zu kommen und fand mich nach einigen Minuten auf der Straße wieder - wo das Büro von Dr.Fletcher sein sollte.
Natürlich war die Jugend von heute alles andere als nett - aber zählte ich mit meinen 21 Jahren noch zu der allgemeinen Jugend? Nein ich hatte einen Job in einer Bücherei und ein - nicht unbedingt normales Leben. Außerdem gehörte ich nicht zu der Sorte Menschen - die von sich aus Ärger suchen.

Vor dem alten Gebäude angekommen, tat ich meine Kopfhörer wieder in meine Jackentasche, atmete einmal kurz durch und drückte dann die Tür auf. Ich fand mich anschließend in einem alten Treppenhaus wieder - es gab sehr viel Holz und wenn ich die Beschriftung der Klingelschilder richtig in Erinnerung hatte, lag das Büro von Dr.Fletcher  ganz oben.
"Dann wollen wir mal - seid ihr bereit?", flüsterte ich und ging die einzelnen alten Treppenstufen langsam hoch, während sich die Stimmen der anderen in meinem Kopf breit machten - einige von ihnen waren für diesen Schritt, mit jemandem zu sprechen der uns helfen konnte - dafür hielten andere es für eine richtig doofe Idee. Aber wir hatten jetzt keine Zeit darüber zu diskutieren - immerhin wäre es unhöflich nicht pünktlich zu dem Termin zu erscheinen und so schluckte ich einmal etwas nervös und nahm die letzte Stufe, die nach ganz oben führte.

Dort waren neben ein paar ganz normalen Wohnungen auch kleinere selbstständige Praxen und ich fand die passende Tür schnell und drückte ohne weiter darüber nach zu denken, auf die Klingel. Es waren Schritte zu hören und einige Sekunden später öffnete sich die Tür und eine ältere Frau mit bereits weißen Haaren öffnete sie.
"Guten Tag - wie kann ich Ihnen helfen?", wollte diese Frau freundlich wissen und ich war so überrascht davon, das sie älter war, als der Durchschnitt der Psychologen die ich in meinem Leben schon getroffen hatte - die meisten hatten ihr Studium beendet und wussten nicht - wie komplex und kompliziert wir waren  - sie wollten es nicht wissen und ebenso wenig wollten sie uns zuhören.
"Guten Tag- ich hatte einen Termin vereinbart mit Ihnen Dr.Fletcher", brachte ich hervor und ein kurzes freundliches Lächeln erschien auf dem Gesicht der älteren Frau, ehe sie mich herein bat und ich hoffte, das sie den Namen nennen würde - der mit ihr telefoniert hatte.

Ein Problem an meiner Krankheit war, das ich zwar das handeln der anderen, wenn sie das Licht hatten, ein wenig wahrnehmen konnte - aber einige Details waren verschwommen oder fehlten - so wusste ich leider nicht wer von den anderen bei Dr.Fletcher angerufen hatte. Die Psychologin bat mich, auf eine Couch Platz zu nehmen und nachdem ich meine Jacke abgelegt hatte - kam ich der Aufforderung nach. Meine grünen Augen behielten die ungefähr 70 Jährige Frau im Auge - darauf wartend das sie etwas von sich geben würde, das meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen.
"Sie sind also Naya Kenson", sagte die Psychologin und ich nickte, was hatte ich doch für schlaue ´Freunde´ einfach meinen Namen benutzen - so würde ich es zuerst nicht herausfinden, wer von den anderen dafür zuständig war - hier angerufen zu haben.
"Ja - das ist richtig, danke das sie sich Zeit nehmen Dr.Fletcher", erwiderte ich und mein Blick glitt zu der kleinen Schale, die gefüllt war mit verschiedenen Süßigkeiten.
"Möchten Sie mir etwas über sich erzählen Naya? Warum haben Sie um einen Termin gebeten?", fragte Dr.Fletcher nach einigen Sekunden und so richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder zu ihr und meine grünen Augen funkelten etwas unsicher.
"Es ist - eine komplizierte Geschichte - ich war schon bei einigen Psychologen und die meisten - glauben die Geschichte nicht oder haben kaum Zeit zu zuhören", erklärte ich vorsichtig und spürte den ruhigen Blick der älteren Frau auf mir.
"Es ist mir wichtig, das ich meinen Patienten zuhöre - nehmen Sie sich die Zeit die sie brauchen", sagte die Psychologin und ich nickte - versuchte mich zu sammeln und Ruhe in meinen Kopf zu bringen.

Wir alle waren aufgeregt über diese - neue unbekannte Einstellung und wussten nicht wie und ob wir dieser Frau alles erzählen könnten - aber ich Naya glaubte, dass sie anders war - anders als die anderen Psychologen die wir in den vergangenen Jahren getroffen haben. So war es klar - ich würde ihr von uns erzählen - aber ganz vorsichtig.
"Na gut - also mein Name ist Naya Kenson , ich bin 21 Jahre alt, arbeite in der Bibliothek von Philadelphia als Aushilfe, wohne in einer kleinen Wohnung nahe dem Stadtzentrum und lese in meiner Freizeit sehr gerne - aber ich...ich...ich bin nicht allein - ich bin niemals allein, wissen sie Doktor Fletcher -  ich habe Dissociative identity disorder - auch bekannt als Multiple Persönlichkeitsstörung"
Ich spürte wie mein Herz anfing ein wenig schneller zu schlagen - ich, nein wir hatten Angst vor der Reaktion und vor unserem inneren Auge spielten sich die Reaktionen der vergangenen Psychologen ab - wütend, angeekelt, entsetzt, voller Angst.
Dabei waren wir nichts wovor man Angst haben sollte - wir sind nicht anders - wir sind nur krank und das ist nicht schlimmes oder?
Es dauerte einige Sekunden bis ein sanftes, fast schon mütterliches Lächeln auf dem Gesicht der älteren Frau erschien - eine unbekannte Situation und eine noch unbekanntere Reaktion.
"Ich arbeite mit einer Person, die unter der gleichen Erkrankung leidet - wir haben in den letzten Jahren große Fortschritte erreicht und wenn Sie über etwas bestimmtes reden wollen, können sie gerne zu mir kommen Naya - darf ich fragen wie viele Sie sind?", sagte Dr.Fletcher und ich versuchte das laute Namenrufen in meinem Kopf zu ignorieren, schloss kurz meine Augen und es trat nach einigen Sekunden wirklich  Stille ein.

"Wir sind insgesamt  7 die in Nayas Körper leben"
Sieben verschiedene Persönlichkeiten plus Naya selbst - die in dem Körper anwesend waren, sich mehr oder weniger Fair mit dem erhalten des Lichtes abwechselten und versuchten Naya zu helfen.
"Ich freue mich darauf, wenn ich die anderen Persönlichkeiten kennen lernen darf Naya - möchten Sie etwas trinken?", sagte Doktor Fletcher anschließend und die erste ruhige Sitzung begann, in der die junge Frau nicht das Gefühl hatte - man wollte ihr jedes einzelne Detail entlocken, womit man sie schnell in die nächste Psychiatrie verfrachten kann.
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