Dont you worry child
von SwordMistress7
Kurzbeschreibung
Mina, die eine normale Arbeit gefunden hat, und Florian haben endlich zueinander gefunden und genießen ihre Beziehung. Doch mit dem neuen Jahr 2012 kommen neue Probleme. Und auch Minas und Jans Freundschaft wird durch Jans Beziehung zu Anna auf die Probe gestellt. Finden Florian und Mina ihr Glück - oder ist doch wieder seine Karriere im Weg? (Fortsetzung zu "Bad Romance")
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / Gen
Florian David Fitz
OC (Own Character)
30.01.2018
17.11.2020
55
96.014
11
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25.09.2020
1.728
„Wieso ausgerechnet ein Stripschuppen?“, bekam ich die Frage von Florian gestellt, der sich sein Hemd anzog und begann, es zuzuknöpfen. Ahnungslos zuckte ich mit den Schultern. „Fragt der mit der Bad Taste-Party im Puff. Ergo scheint das also so eine Männersache zu sein.“
Kurz bedachte er mich mit einem vielsagenden Blick, dann widmete er sich wieder seinen Hemdknöpfen. „Und warum kommt Anna nicht mit?“ „Weil er mit ihr morgen Abend richtig schick essen geht und was weiß ich. Reinfeiern mit den Freunden zum Ausklingen seines Lebens-Morgens und das traute ausklingen lassen und einläuten des Lebens-Tags mit Anna… Jan hat irgendwie seit Tagen nur noch diese Metapher verwendet. So langsam hängt sie mir zum Hals raus.“, antwortete ich und schlüpfte in meine Pumps. Florian brummte und nahm sich ein legeres Sakko.
„Klingt so, als ob er zum Spießer wird.“ „Kann gar nicht sein.“, wehrte ich schnell ab, „Erstmal wäre das entgegen Jans Naturell und dann darf man Anna nicht vergessen und die ist ja aus bekannten Gründen alles andere als spießig.“ „Aber sie hat ihren Barfrau-Job in der Schwulenbar aufgegeben.“
Perplex sah ich meinen Mann an. „Echt? Und wieso weißt du das und ich nicht?“ Florian zuckte mit den Schultern. „Ich hab Anna letzte Woche getroffen, im Englischen Garten, auf dem Fahrrad.“ Ich zog etwas die Nase hoch. „Aha. Jan hat mir das jedenfalls nicht gesagt. Er hat mir allgemein nicht viel gesagt, er hat gerade wieder seine Philosophen-Phase.“ „Trifft sich gut, dann soll er für mich was Philosophisches raushauen. Ich hänge fest.“
„Du hängst doch jeden Tag fest.“, bemerkte ich und griff meine Handtasche, als wir das Schlafzimmer verließen. „Gestern saßest du auf dem Fenstersims bei offenem Fenster und hast rumgemeckert, dass das doch alles kacke ist. Wenn das nicht festhängen ist, dann weiß ich auch nicht. Sogar meine Wenigkeit, wenn ich Hausarbeiten schreiben musste, hat sich weniger beschwert oder melodramatisch episch das Drama des Schreibens ausgebreitet, als du. Und die Hausarbeiten waren Pflicht!“ „Das Drehbuch ist auch Pflicht!“
Florian folgte mir im Gleichschritt in den Flur. „Du könntest auch ein anderes schreiben. Du könntest auch einfach irgendwas anderes drehen, an Angeboten mangelt es ja nicht. Aber nein, stattdessen sitzt du auf dem Fenstersims. Ehrlich gesagt bin ich froh, wenn wir nächste Woche den Hund holen können, dann hast du wieder eine Beschäftigung und Ablenkung.“
„Du weißt doch gar nicht, was das für ein harter Prozess ist. Und dein Hund ist ja mal sowas von träge, der sollte nicht Mephisto heißen, sondern Sid das Faultier. Genauso stinken tut er derzeit nämlich auch!“ „Wenn du ihm die Pansen gibst! Mephisto ist auch nicht mehr der allerjüngste! Er wird auch zehn in diesem Jahr, da ist das mit der Verdauung von diesem Zeug auch nicht mehr so leicht.“
An der Haustür bei der Garderobe blieben wir stehen und zogen unsere Jacken von den Bügeln. Mein gegenüber wollte gerade das Wort erheben, als Florians schrille Klingel dies verhinderte. „Party Bitches!“, schrie Jan in die Sprechanlage und Florian antwortete ein „Ist gut, wir kommen runter.“.
Unten angekommen sah Florian zu mir. „Das ist nicht sein Ernst, oder? Und das frage ich als Schauspieler.“
Der Grund für Florians Entrüstung stand direkt vor uns. Eine Stretch-Limousine. Aber nicht irgendeine. Eine schwarze der Marke Hummer. Ein wahres Monstrum von Auto. „Ich wundere mich ja immer, wie die Dinger fahren können, ohne in der Mitte zu brechen.“, sagte ich nüchtern und Jan, der durch ein offenes Schiebedach zu uns blickte, winkte uns. „Los, einsteigen, wir haben ein geiles Programm!“
Wir folgten seiner Aufforderung und stiegen ein. Im Innenraum saßen schon einige Arbeitskollegen, ein Studienfreund und… John. „Was machst du hier?“, fragte ich irritiert und ich spürte, wie Florian sich hinter mir verkrampfte. „Ich hab ihn heute Morgen aufgegabelt. Total fertig der Typ. Seine Freundin hat ihn rausgeschmissen, aus altbekannten Gründen. Aber hey, ich bin großzügig und Alkohol ist immer gut. Zudem war‘s immer ein Highlight, mit John abzustürzen!“ Jan schloss das Schiebedach und quetschte sich zwischen John und mich. „Und da du ja sowieso jetzt sowas von verheiratet und vergeben bist, ist doch alles prima.“
Jan grinste nach links und rechts und Florian beugte sich etwas über mich, um John die Hand entgegenzustrecken. „Florian Fitz, freut mich.“ „John Strade, ebenso. Aber wir haben uns ja schon gesehen. Nur nie vorgestellt.“ Die beiden schüttelten über mich und Jan hinweg die Hand und lächelten etwas gezwungen. „Irgendwoher kenne ich Sie…“, hob einer von Jans Arbeitskollegen den Finger Richtung Florian, während Jans Studienfreund Tobi mir ein Bier reichte. „Ewig nicht gesehen Mina.“ „Hm, ebenso. Alles fit?“ „Kann nicht klagen.“ „Schön.“ „Ja, das höre ich öfters.“, antwortete Florian mit einem Grinsen und Jans Arbeitskollege nickte. „Ja, diese Stadt ist manchmal erschreckend klein.“ „Oh ja.“, murmelte ich und trank einen großen Schluck Bier.
Florian tippte Jan an. „Sag mal, du hast doch sicherlich irgendwas Philosophisches zum Tod im Repertoire, oder?“
„Über den Tod philosophiere ich nicht.“, entgegnete Jan und griff sich sein Bier. „Ist ja auch voll sinnlos. Den Tod gibt es doch gar nicht. Zumindest nicht für einen selbst in der Position. Du schläfst ein oder bist zack! einfach so weg. Aber du selbst merkst das ja nicht. Wenn du einschläfst, merkst es ja auch nicht. Und du bemerkst es auch nicht, wenn du nicht mehr aufwachst. Es ist von Sekunde Eins auf Zwei vorbei. Du merkst es nicht. Daher gibt es den Tod für dich nicht. Den Tod gibt es nur für die, die zurückbleiben und das Fehlen des Daseins der Person erleben müssen. Das ist Tod. Tod ist so gesehen eine Umschreibung, die wir für den Zustand nutzen, wenn eine Person nicht mehr aufwacht und deshalb fehlt. Aber der Tod an sich ist für dich harmlos, in manchen Fällen auch die gnädigste Lösung. Deswegen sage ich immer, dass es nicht mein Tod ist, sondern eurer. Ich bin dann einfach nicht mehr da. Aber die anderen müssen es erleben. Deswegen gehört mein Tod hauptsächlich den Zurückgebliebenen.“ Jan trank einen Schluck Bier und nickte. „Deswegen rede ich nicht über den Tod.“
„Hast du aber. Sogar arg schlau.“, bemerkte Tobi und Jan zog eine Schnute. „Ach Mist. Also Flo, das muss dir reichen. Ich will jetzt saufen und Bullshit machen und dieses schlechte Lied so oft hören, bis ich es so begeistert mitgröle, dass ich es noch im hohen Alter im Ohr haben werde.“
Mit dem schlechten Lied war ein wirklich grenzwertiges Lied gemeint – ‚Party in the city‘ von Jimi Blue Ochsenknecht. Woher Jan das ausgegraben hatte, wollte ich gar nicht wissen. Aber es lief in Dauerschleife. Und da wir erst vor dem Stripclub hielten, wenn jeder von uns drei Bier getrunken hatte, fuhren wir eine Weile in der Innenstadt herum, tranken das Bier, hörten das Lied in Dauerschleife und grölten es irgendwann tatsächlich mit, Jan und ich an vorderster Front – gut angeheitert grölten wir es bei der Fahrt in die Innenstadt, da wir beide zum Schiebedach heraus schauten und unsere Oberkörper dem sehr frischen Fahrtwind entgegenhielten.
„Don’t let me down there’s a party in the city! Friday Night there’s a party in the city…“ Jan begann zu Husten. „Wo kommt die Scheißmücke her?!“
„Oh, das ist gut! Das muss ich einbauen ins Drehbuch!“, hörte ich von Florian unter uns und ich hoffte, dass er das nicht tat. Nachdem jeder von uns seine drei Bier intus hatte, gingen wir in den Stripclub, der heute ‚geschlossene Gesellschaft‘ hatte. Gleich vier Stripperinnen warteten bereits und Florian beugte sich zu mir herunter: „Gucken ist aber schon erlaubt, oder?“ „Anschauen ja, anfassen nein.“, antwortete ich schmunzelnd und er grinste mit diesem Grinsen, den nur angetrunkene Menschen hatten. „Super.“ Da wir ohnehin nur zehn Personen waren, setzten wir uns alle entlang der Hauptbühne und jeder von uns bekam einen gewissen Betrag an Dollars, die Jan für uns scheinbar schon vorher gelöst hatte.
Die Damen traten nacheinander auf die Bühne und was danach alles so geschah, war nur noch lückenhaft in meinem Gedächtnis abrufbar. Wir kippten einige Schnäpse, bestellten Cocktails, steckten den Stripperinnen die Dollarscheine und versaute Sprüche zu, orderten Champagner, um damit immer mal wieder um uns zu spritzen, grölten alle irgendwann im Chor Jimi Blues No-Hit-Wonder und nach einem gewissen Alkoholkonsum wurden Jan und John so locker, wie zu unseren Studentenzeiten, in denen sie reihenweise die Studentinnen um den Verstand gebracht hatten. Sie tanzten mit offenen Hemden, drehten sich umeinander, bewiesen ihre Stärke in den dümmsten kleinen Proben wie etwa einhändigem Handstand bis hin zum Poledance, bei dem ich vor Lachen tatsächlich vom Stuhl fiel und Florian alles minuziös festhielt, Jans Arbeitskollegen amüsierten sich mit den Stripperinnen und den Freigetränken.
Gegen halb 6 stiegen wir alle mehr schlecht als recht in den Hummer. Tobi musste sogar von einer Stripperin gestützt werden. John und Jan öffneten sich in der Limo ein Weißbier. „Jetzt schon ein Konterbier?“, hickste Florian und die beiden stießen an. „Jo. Früher war auch schon so.“, antwortete John nicht mehr ganz in Besitz der deutschen Sprache und trank einen großen Schluck.
Florian und ich stiegen zuerst aus. „Jetzt! Du bis doch der… Bums von Dings!“, rief Jans Arbeitskollege, der Florian vermeintlich erkannt hatte, als Florian ausstieg und dieser drehte sich kurz um. „Genau der binnisch!“, lachte er betrunken und ich hatte gut damit zu tun, auf meinen Pumps nicht umzufallen. Trunkenheit und Abästze vertrugen sich auch nach etlichen Jahren einfach nicht. „Isch trag disch…“, bot mir Florian an und streckte mir den Rücken zu, doch es scheiterte schon am Aufsteigen. Auf die Arme hieven wollten wir beide dann auch nicht. „Dafür binnisch su betrunken…“, gestand er sich ein und stieß laut auf. Einige Minuten später wechselten wir beide uns beim Kloschüssel-Umarmen ab. Als wir beide mal nicht kotzen mussten, lehnten wir an der Badewanne und Florian gluckste: „Mir geht‘s saudreckig. Aber das war geil.“ „Um in Jans Metapher zu bleiben – ein geiler Start in den Tag. Quasi der geilste Tag.“, grinste ich etwas benommen und Florian sah zu mir herüber und lächelte mit leuchtenden Augen. „Der geilste Tag. So wird der Film heißen. Das passt perfekt!“ Doch bevor er sich weiter über diesen Geistesblitz freuen konnte, beförderte er auch schon wieder Mageninhalt in die Kloschüssel.
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Hatte viel um die Ohren, aber es geht weiter und ich hoffe, ihr freut euch über etwas Nachschub.
Würde mich sehr freuen, von euch was kurzes zu lesen :)
Bis bald, LG
Kurz bedachte er mich mit einem vielsagenden Blick, dann widmete er sich wieder seinen Hemdknöpfen. „Und warum kommt Anna nicht mit?“ „Weil er mit ihr morgen Abend richtig schick essen geht und was weiß ich. Reinfeiern mit den Freunden zum Ausklingen seines Lebens-Morgens und das traute ausklingen lassen und einläuten des Lebens-Tags mit Anna… Jan hat irgendwie seit Tagen nur noch diese Metapher verwendet. So langsam hängt sie mir zum Hals raus.“, antwortete ich und schlüpfte in meine Pumps. Florian brummte und nahm sich ein legeres Sakko.
„Klingt so, als ob er zum Spießer wird.“ „Kann gar nicht sein.“, wehrte ich schnell ab, „Erstmal wäre das entgegen Jans Naturell und dann darf man Anna nicht vergessen und die ist ja aus bekannten Gründen alles andere als spießig.“ „Aber sie hat ihren Barfrau-Job in der Schwulenbar aufgegeben.“
Perplex sah ich meinen Mann an. „Echt? Und wieso weißt du das und ich nicht?“ Florian zuckte mit den Schultern. „Ich hab Anna letzte Woche getroffen, im Englischen Garten, auf dem Fahrrad.“ Ich zog etwas die Nase hoch. „Aha. Jan hat mir das jedenfalls nicht gesagt. Er hat mir allgemein nicht viel gesagt, er hat gerade wieder seine Philosophen-Phase.“ „Trifft sich gut, dann soll er für mich was Philosophisches raushauen. Ich hänge fest.“
„Du hängst doch jeden Tag fest.“, bemerkte ich und griff meine Handtasche, als wir das Schlafzimmer verließen. „Gestern saßest du auf dem Fenstersims bei offenem Fenster und hast rumgemeckert, dass das doch alles kacke ist. Wenn das nicht festhängen ist, dann weiß ich auch nicht. Sogar meine Wenigkeit, wenn ich Hausarbeiten schreiben musste, hat sich weniger beschwert oder melodramatisch episch das Drama des Schreibens ausgebreitet, als du. Und die Hausarbeiten waren Pflicht!“ „Das Drehbuch ist auch Pflicht!“
Florian folgte mir im Gleichschritt in den Flur. „Du könntest auch ein anderes schreiben. Du könntest auch einfach irgendwas anderes drehen, an Angeboten mangelt es ja nicht. Aber nein, stattdessen sitzt du auf dem Fenstersims. Ehrlich gesagt bin ich froh, wenn wir nächste Woche den Hund holen können, dann hast du wieder eine Beschäftigung und Ablenkung.“
„Du weißt doch gar nicht, was das für ein harter Prozess ist. Und dein Hund ist ja mal sowas von träge, der sollte nicht Mephisto heißen, sondern Sid das Faultier. Genauso stinken tut er derzeit nämlich auch!“ „Wenn du ihm die Pansen gibst! Mephisto ist auch nicht mehr der allerjüngste! Er wird auch zehn in diesem Jahr, da ist das mit der Verdauung von diesem Zeug auch nicht mehr so leicht.“
An der Haustür bei der Garderobe blieben wir stehen und zogen unsere Jacken von den Bügeln. Mein gegenüber wollte gerade das Wort erheben, als Florians schrille Klingel dies verhinderte. „Party Bitches!“, schrie Jan in die Sprechanlage und Florian antwortete ein „Ist gut, wir kommen runter.“.
Unten angekommen sah Florian zu mir. „Das ist nicht sein Ernst, oder? Und das frage ich als Schauspieler.“
Der Grund für Florians Entrüstung stand direkt vor uns. Eine Stretch-Limousine. Aber nicht irgendeine. Eine schwarze der Marke Hummer. Ein wahres Monstrum von Auto. „Ich wundere mich ja immer, wie die Dinger fahren können, ohne in der Mitte zu brechen.“, sagte ich nüchtern und Jan, der durch ein offenes Schiebedach zu uns blickte, winkte uns. „Los, einsteigen, wir haben ein geiles Programm!“
Wir folgten seiner Aufforderung und stiegen ein. Im Innenraum saßen schon einige Arbeitskollegen, ein Studienfreund und… John. „Was machst du hier?“, fragte ich irritiert und ich spürte, wie Florian sich hinter mir verkrampfte. „Ich hab ihn heute Morgen aufgegabelt. Total fertig der Typ. Seine Freundin hat ihn rausgeschmissen, aus altbekannten Gründen. Aber hey, ich bin großzügig und Alkohol ist immer gut. Zudem war‘s immer ein Highlight, mit John abzustürzen!“ Jan schloss das Schiebedach und quetschte sich zwischen John und mich. „Und da du ja sowieso jetzt sowas von verheiratet und vergeben bist, ist doch alles prima.“
Jan grinste nach links und rechts und Florian beugte sich etwas über mich, um John die Hand entgegenzustrecken. „Florian Fitz, freut mich.“ „John Strade, ebenso. Aber wir haben uns ja schon gesehen. Nur nie vorgestellt.“ Die beiden schüttelten über mich und Jan hinweg die Hand und lächelten etwas gezwungen. „Irgendwoher kenne ich Sie…“, hob einer von Jans Arbeitskollegen den Finger Richtung Florian, während Jans Studienfreund Tobi mir ein Bier reichte. „Ewig nicht gesehen Mina.“ „Hm, ebenso. Alles fit?“ „Kann nicht klagen.“ „Schön.“ „Ja, das höre ich öfters.“, antwortete Florian mit einem Grinsen und Jans Arbeitskollege nickte. „Ja, diese Stadt ist manchmal erschreckend klein.“ „Oh ja.“, murmelte ich und trank einen großen Schluck Bier.
Florian tippte Jan an. „Sag mal, du hast doch sicherlich irgendwas Philosophisches zum Tod im Repertoire, oder?“
„Über den Tod philosophiere ich nicht.“, entgegnete Jan und griff sich sein Bier. „Ist ja auch voll sinnlos. Den Tod gibt es doch gar nicht. Zumindest nicht für einen selbst in der Position. Du schläfst ein oder bist zack! einfach so weg. Aber du selbst merkst das ja nicht. Wenn du einschläfst, merkst es ja auch nicht. Und du bemerkst es auch nicht, wenn du nicht mehr aufwachst. Es ist von Sekunde Eins auf Zwei vorbei. Du merkst es nicht. Daher gibt es den Tod für dich nicht. Den Tod gibt es nur für die, die zurückbleiben und das Fehlen des Daseins der Person erleben müssen. Das ist Tod. Tod ist so gesehen eine Umschreibung, die wir für den Zustand nutzen, wenn eine Person nicht mehr aufwacht und deshalb fehlt. Aber der Tod an sich ist für dich harmlos, in manchen Fällen auch die gnädigste Lösung. Deswegen sage ich immer, dass es nicht mein Tod ist, sondern eurer. Ich bin dann einfach nicht mehr da. Aber die anderen müssen es erleben. Deswegen gehört mein Tod hauptsächlich den Zurückgebliebenen.“ Jan trank einen Schluck Bier und nickte. „Deswegen rede ich nicht über den Tod.“
„Hast du aber. Sogar arg schlau.“, bemerkte Tobi und Jan zog eine Schnute. „Ach Mist. Also Flo, das muss dir reichen. Ich will jetzt saufen und Bullshit machen und dieses schlechte Lied so oft hören, bis ich es so begeistert mitgröle, dass ich es noch im hohen Alter im Ohr haben werde.“
Mit dem schlechten Lied war ein wirklich grenzwertiges Lied gemeint – ‚Party in the city‘ von Jimi Blue Ochsenknecht. Woher Jan das ausgegraben hatte, wollte ich gar nicht wissen. Aber es lief in Dauerschleife. Und da wir erst vor dem Stripclub hielten, wenn jeder von uns drei Bier getrunken hatte, fuhren wir eine Weile in der Innenstadt herum, tranken das Bier, hörten das Lied in Dauerschleife und grölten es irgendwann tatsächlich mit, Jan und ich an vorderster Front – gut angeheitert grölten wir es bei der Fahrt in die Innenstadt, da wir beide zum Schiebedach heraus schauten und unsere Oberkörper dem sehr frischen Fahrtwind entgegenhielten.
„Don’t let me down there’s a party in the city! Friday Night there’s a party in the city…“ Jan begann zu Husten. „Wo kommt die Scheißmücke her?!“
„Oh, das ist gut! Das muss ich einbauen ins Drehbuch!“, hörte ich von Florian unter uns und ich hoffte, dass er das nicht tat. Nachdem jeder von uns seine drei Bier intus hatte, gingen wir in den Stripclub, der heute ‚geschlossene Gesellschaft‘ hatte. Gleich vier Stripperinnen warteten bereits und Florian beugte sich zu mir herunter: „Gucken ist aber schon erlaubt, oder?“ „Anschauen ja, anfassen nein.“, antwortete ich schmunzelnd und er grinste mit diesem Grinsen, den nur angetrunkene Menschen hatten. „Super.“ Da wir ohnehin nur zehn Personen waren, setzten wir uns alle entlang der Hauptbühne und jeder von uns bekam einen gewissen Betrag an Dollars, die Jan für uns scheinbar schon vorher gelöst hatte.
Die Damen traten nacheinander auf die Bühne und was danach alles so geschah, war nur noch lückenhaft in meinem Gedächtnis abrufbar. Wir kippten einige Schnäpse, bestellten Cocktails, steckten den Stripperinnen die Dollarscheine und versaute Sprüche zu, orderten Champagner, um damit immer mal wieder um uns zu spritzen, grölten alle irgendwann im Chor Jimi Blues No-Hit-Wonder und nach einem gewissen Alkoholkonsum wurden Jan und John so locker, wie zu unseren Studentenzeiten, in denen sie reihenweise die Studentinnen um den Verstand gebracht hatten. Sie tanzten mit offenen Hemden, drehten sich umeinander, bewiesen ihre Stärke in den dümmsten kleinen Proben wie etwa einhändigem Handstand bis hin zum Poledance, bei dem ich vor Lachen tatsächlich vom Stuhl fiel und Florian alles minuziös festhielt, Jans Arbeitskollegen amüsierten sich mit den Stripperinnen und den Freigetränken.
Gegen halb 6 stiegen wir alle mehr schlecht als recht in den Hummer. Tobi musste sogar von einer Stripperin gestützt werden. John und Jan öffneten sich in der Limo ein Weißbier. „Jetzt schon ein Konterbier?“, hickste Florian und die beiden stießen an. „Jo. Früher war auch schon so.“, antwortete John nicht mehr ganz in Besitz der deutschen Sprache und trank einen großen Schluck.
Florian und ich stiegen zuerst aus. „Jetzt! Du bis doch der… Bums von Dings!“, rief Jans Arbeitskollege, der Florian vermeintlich erkannt hatte, als Florian ausstieg und dieser drehte sich kurz um. „Genau der binnisch!“, lachte er betrunken und ich hatte gut damit zu tun, auf meinen Pumps nicht umzufallen. Trunkenheit und Abästze vertrugen sich auch nach etlichen Jahren einfach nicht. „Isch trag disch…“, bot mir Florian an und streckte mir den Rücken zu, doch es scheiterte schon am Aufsteigen. Auf die Arme hieven wollten wir beide dann auch nicht. „Dafür binnisch su betrunken…“, gestand er sich ein und stieß laut auf. Einige Minuten später wechselten wir beide uns beim Kloschüssel-Umarmen ab. Als wir beide mal nicht kotzen mussten, lehnten wir an der Badewanne und Florian gluckste: „Mir geht‘s saudreckig. Aber das war geil.“ „Um in Jans Metapher zu bleiben – ein geiler Start in den Tag. Quasi der geilste Tag.“, grinste ich etwas benommen und Florian sah zu mir herüber und lächelte mit leuchtenden Augen. „Der geilste Tag. So wird der Film heißen. Das passt perfekt!“ Doch bevor er sich weiter über diesen Geistesblitz freuen konnte, beförderte er auch schon wieder Mageninhalt in die Kloschüssel.
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Hatte viel um die Ohren, aber es geht weiter und ich hoffe, ihr freut euch über etwas Nachschub.
Würde mich sehr freuen, von euch was kurzes zu lesen :)
Bis bald, LG