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Dont you worry child

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / Gen
Florian David Fitz OC (Own Character)
30.01.2018
17.11.2020
55
96.014
11
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
1 Review
 
02.06.2020 1.698
 
In der Nacht des 10. September wartete ich gegen halb zwei nachts am sehr leeren Flughafen München auf Florian, der aus Hamburg angeflogen kam. Nur wenige Leute waren im Flughafengebäude, wenige Passagiere, die schnell ihr Gepäck aufgaben, durch die Sicherheitskontrolle huschten und dann im Duty-Free-Bereich verschwanden. Einige Reinigungskräfte putzten fleißig um mich herum, polierten Böden, putzten Scheiben, leerten die Mülleimer. Ich gähnte und spielte Mahjong auf meinem Handy.
Was man nicht alles für die Liebe des Lebens tat. Wenigstens musste ich erst mittags in der Redaktion auftauchen, sonst wäre das, was ich tat, auch nicht möglich und Florian hätte ein Taxi nehmen müssen. Aber ich wusste, nach den vier Tagen auf Kinotour in 17 Städten quer durch Deutschland wollte Florian nur noch seine Ruhe, bevor er am Sonntag schon wieder für die neuen Dreharbeiten zu „Hin und Weg“ weg musste. Ich seufzte und blickte auf die Anzeige über mir. Soeben landete die Maschine aus Hamburg. Immerhin etwas.
Ich packte mein Handy in meine Tasche und schlenderte zu den großen, automatisch öffnenden Ankunftsschiebetüren. Es dauerte noch einige Minuten, dann trat ein sichtlich übermüdeter Florian als einer der ersten aus der Tür.

„Deine Augenringe kommen vor dir hier an.“, neckte ich ihn und er bedachte mich mit einem vielsagenden Blick. „Jaja, ich dich auch. Mach du mal dieses Programm mit. Also beim nächsten Mal mache ich am Tag nur noch drei Städte, mehr pack ich nicht.“
Wir umarmten uns lediglich, immerhin waren doch einige Leute um uns herum, die sehen könnten, dass… Florian war nach wie vor paranoid, aber was sollte ich tun. Im Parkhaus, nach dem Verladen seines Koffers in den Kofferraum des Audis, küsste er mich dann zur Begrüßung. Doch selbst im Kuss wirkte er träge und müde. „Hm, du gehörst dringend ins Bett.“, meinte ich nach dem Kuss ich fuhr an seiner schmalen Seite entlang. „Und dass das klar ist, ab deinem Geburtstag isst du wieder mehr, ja? Ist ja kein Zustand.“
Er nickte ergeben und stieg dann ins Auto ein, lehnte sich mit einem tiefen Seufzen in den Sitz. „Ich merke, dass sowas immer schwieriger und kräftezehrender wird.“, bemerkte er und rieb sich mit einer Hand die Augen. Ich fuhr aus dem Parkhaus und steuerte meine Wohnung an. „Hm, wirst ja auch nicht jünger.“, bestätige ich ihm und gut hörbar gähnte er. „Nein, leider nicht. Ich hab auch das Gefühl, dass ich einen Schnupfen bekomme.“ „Hier bekommt niemand einen Schnupfen. Du duschst jetzt schnell und dann legst dich hin und schläfst zehn Stunden.“ Ein Brummen folgte. „Die neuen Besitzer deines Oldtimers haben übrigens nochmal kurz geschrieben, dass sie ihn jetzt in ihrer Werkstatt genau checken lassen und dir dann irgendwann ein Foto schicken, wenn er fertig gerichtet ist.“, informierte ich ihn über den neusten Stand seines verkauften Oldtimers.

Das hatte ich mir nämlich zur Hochzeit gewünscht – dass er diesen stinkenden Stammgast in der Werkstatt, der mehr Zeit dort verbrachte als auf der Straße, verkaufte. Das hatte er dann nach einigen Wochen des Vor-sich-hin-schiebens auch Gott sei Dank getan und ein nettes Ehepaar aus Österreich hatte sich sehr bald auf seine Annonce gemeldet. Florian brummte. „Hm, sollen sie.“ Dann hob er seinen Kopf und sah zu mir herüber. „Übrigens könnten wir auch eines deiner vier Autos verkaufen, wir fahren ja sowieso meistens nur mit dem Audi.“ „Du willst nur Platz haben für den M6-BMW.“, konterte ich und Florian kniff die Lippen zusammen. Ertappt. „Ich hab im Verlauf meines Browsers gesehen, dass du dich da informiert hast.“, klärte ich ihn auf und er atmete hörbar ein. „Ja gut. Aber BMW würde mir einen sehr guten Preis machen.“ „Wir reden da morgen drüber.“ „Aber eines deiner Autos muss auch weg. Wir zahlen zu viel KFZ-Steuer. Und die stehen nur rum, tut denen auch nicht gut.“ „Ist ja gut, hab mir sowieso schon überlegt, den Porsche zu verkaufen.“ „Das hört sich gut an.“ Zufrieden lehnte sich Florian wieder zurück und schwieg den Rest der Autofahrt. Wir hatten auch nichts Besseres zu tun, als nachts gegen zwei Uhr über Autos zu reden. Ich schmunzelte. Momente einer Ehe. Aber besser so als anders.

Eine knappe Stunde später plumpste Florian förmlich zu mir ins Bett, seine Haare waren noch etwas feucht, da er sie nur halbherzig geföhnt hatte.  „Hm, mein Bett, meine Frau, meine Ruhe.“ Er vergrub sein Gesicht im Kissen und ich lachte leise. „So kann man das auch nennen.“ Mit den Fingerspitzen strich ich sanft über seine Kopfhaut, seine weichen Haare glitten durch meine Finger. „Massieren kannst du nicht, ne?“, fragte er gedämpft durch das Kissen. „Erotisch ja, wirklich entspannend und physiotherapeutisch richtig nein.“, antwortete ich und hörte ein tiefes Seufzen. „Schade. Das wärs jetzt gewesen.“ „Du lehnst Sex ab?“, fragte ich amüsiert und hörte ein zustimmendes Grummeln. „Ich bin zu müde für Sex. Schon der Gedanke daran, jetzt einen hochbekommen zu müssen, strengt mich an.“ „Du armer Kerl.“ „Hm, es geht zu Ende mit mir.“ Ich lachte wieder. „Ich fürchte auch, alter Mann.“
Es war zu goldig, wie er gerade dalag. Der Länge nach ausgestreckt, nur eine knappe Unterhose um die Hüften, das Gesicht in das Kopfkissen vergraben und die Haare noch etwas feucht. Kurz: Der Traumanblick vieler Frauen, die Florian auf der Kinotour mit Autogrammen und Fotos beglückt hatte. „Dann schlaf gut.“ Ich setzte einen Kuss auf seine Schulter, schaltete meine Nachttischlampe aus und kuschelte mich endgültig in meine Decke. Es raschelte neben mir, die Matratze senkte sich einige Male, dann hörte ich ein zufriedenes Seufzen. Er hatte sich wohl auch in die Bettdecke eingekuschelt. „Du auch.“

Halb elf klingelte mich mein Wecker aus dem Schlaf. Verschlafen schaltete ich ihn unter Florians Murren aus und drehte mich auf den Rücken. Sonnenstrahlen drangen durch die Rollläden in mein Schlafzimmer. Ich blinzelte gegen die helle Decke und blickte zur Seite. Florian schlief weiter. Er lag auf der Seite, atmete tief ein und aus und stützte mit einer Hand unter dem Kissen seinen Kopf. Ich betrachtete ihn. Und je länger ich das tat desto mehr musste ich zugeben, dass die letzten Jahre tiefe Spuren in Florians Gesicht hinterlassen hatte. Dieses jungenhafte, lausbübische in seinem Gesicht war vollkommen verschwunden. Die Falten um seine Augenwinkel waren deutlich tiefer geworden. Sein Bart wurde grauer, bald würde wahrscheinlich sein ganzes Kinn die grauen Barthaare tragen. Natürlich wusste ich, dass jeder Mensch älter wurde und auch ich wohl nicht mehr so frisch und jung aussah wie noch vor vier, fünf Jahren, doch bei Florian vergaß ich ab und an, dass auch er älter wurde – und man ihm das mit bald 39 doch ansah. Er war fast zehn Jahre älter als ich, das sagte ich oft im Scherz, doch wirklich in meinem Bewusstsein verankert, mit dem Wissen, was das konkret hieß, war das nicht. Doch auch wenn keiner die Zeit aufhalten konnte und Altern dazugehörte, so beschäftigte es mich doch, wie schnell er gealtert war. Als ich ihn kennengelernt hatte, hatte er noch gar keine grauen Haare und gefühlt von heute auf morgen wurden es mehr. Genauso verhielt es sich mit den Falten. Das Filmgeschäft zeige seine Spuren und auch ich hatte wohl meinen Anteil in Florians Gesicht beigetragen. Ich setzte einen hauchfeinen Kuss auf seine Stirn, er atmete tief ein und grub seine Nase noch mehr in das Kissen. Dann stand ich auf.

Beim Frühstück blätterte ich durch die Abzüge von Florians Mavi Fotoshooting, das er in der letzten Woche in Berlin gemacht hatte – dafür war er auch morgens früh in den Flieger gestiegen und abends wieder spät heimgekehrt. Einige Bilder hatten ihn wirklich sehr gut getroffen: die dunklen Hosen standen ihm, auch die Jeanshemden fand ich äußerst attraktiv. Ich schmunzelte. Nein, einen Handstand brachte er nicht mehr ordentlich hin.
Doch etwas fiel mir auf, was mich sehr glücklich stimmte. Auf allen Bildern war das kleine Goldplättchen an der roten Schnur zu erkennen. Er hielt also sein Wort und nahm es nicht ab. Mephisto trat vor mich und sah mich vielsagend an. „Sorry Kumpel, in die Redaktion kann ich dich nicht mitnehmen. Aber ich bin mir sicher, Florian geht mit dir etwas joggen.“, sprach ich mit ihm und räumte mein benutztes Geschirr in die Spülmaschine. „Ich muss jetzt los.“ Fertig angezogen und gerade den Türgriff in der Hand, fiel mir etwas ein: „Ach stimmt, ich muss ja den USB-Stick mit den Bildern noch mitnehmen.“ Mit großen Schritten ging ich in mein Arbeitszimmer, griff mir den USB-Stick und blieb verwundert in der Tür stehen, als mir etwas aus den Augenwinkeln heraus auffiel. Zwei große, weiße Plakate versteckten sich hinter einem großen Regal. Die hatten gestern dort noch nicht gestanden. Neugierig näherte ich mich und löste vorsichtig den dünnen Klebestreifen, der eines der Plakate in der gerollten Form behielt. Ich entrollte es auf dem Boden und staunte nicht schlecht: Ein Foto von Florian oben ohne und barfuß mit einer dieser schicken Mavi-Hosen um die Hüften, der auffordernd in die Kamera blickte. In mir zog es erregt. Ich konnte nicht widerstehen und rollte das zweite Plakat ebenfalls aus: „Das hat er nicht ernsthaft gemacht, oder?“, frage ich mich selbst und grinste.

Es war ebenfalls ein Bild von Florian, allerdings von hinten – und nackt. Sein Arsch war perfekt in Szene gesetzt, er blickte über die Schulter mit diesem lausbübisch-dreckigem Grinsen. Neben ihm an der Wand stand in Graffiti-Schrift „Happy Birthday Mina“, somit hatte ich auch die Antwort, was diese beiden Plakate waren – es waren meine Geburtstagsgeschenke, die Florian vermutlich noch einrahmen wollte. Das war mal ein gutes Geschenk. Amüsiert rollte ich sie wieder ein, stellte sie wieder so hin, wie Florian sie wohl heute Nacht drapiert hatte, als ich kurz mit Mephisto um den Block gelaufen war und verließ mein Arbeitszimmer. Auf dem Weg zur Wohnungstür spähte ich kurz beim schlafenden Florian hinein. Er mochte äußerlich älter werden, in ihm wohnte aber noch derselbe Lausbub, den ich so sehr liebte.



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Falls es noch jemand liest... Sorry für die lange Pause. Mein Laptop ist abgeschmiert und es hat bissl gedauert, bis ich einen neuen hatte (OK ich gebe es zu, ein neuer Laptop war nicht Prio 1 xD).
Daher - falls doch noch jemand liest, über ein kurzes Lebenszeichen würde ich mich freuen, ich versuche wieder regelmäßiger zu posten.

LG
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