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Dont you worry child

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / Gen
Florian David Fitz OC (Own Character)
30.01.2018
17.11.2020
55
96.014
11
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Dieses Kapitel
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10.01.2020 1.887
 
Einige Wochen später landete ich an einem Freitag gegen frühen Abend in Berlin. Florian war zu den Dreharbeiten zu ‚Die Lügen der Sieger‘ nun wieder in Berlin, nachdem sie an anderen Orten gedreht hatten. Somit konnte ich ihn an einem Wochenende besuchen, wenn auch mit viel Überredungskunst, dass Jan solange Mephisto nahm.
Seit er in der neuen Wohnung lebte, wollte er ihn nicht mehr nehmen – wegen dem Lärm, den Mephisto machte. Da Mephisto aber so gut wie nie bellte und seine Schritte auf dem Parkett wohl weniger zu hören waren, als Jans, konnte ich ihn somit mit Argumenten schlagen.
Loki war bei Florian, damit hatte Jan sowieso nur einen Hund zu betreuen. Ich hatte nur eine kleine Reisetasche dabei, somit konnte ich direkt durch den Ausgang und zu den Taxiständen gehen. Als ich vor seinem Haus ausstieg, kam er gerade mit Loki um die Ecke und strahlte. Im Hausflur, als uns niemand mehr sehen konnte, küssten wir uns zur Begrüßung. „Na, wie war der Flug?“, erkundigte er sich beim Hochgehen. „Wie immer eigentlich. Nichts Besonderes.“ „Ich hab ganz schön Hunger, du auch?“ Ich nickte und er schloss die Wohnungstür auf. „So wie du derzeit aussiehst, isst du derzeit auch fast nichts.“ „Doch, aber ich bin eben sehr aktiv.“ „Du bist ein Strich in der Landschaft.“ „Hm, mag sein. Aber mein Arsch bleibt geil.“ Er grinste dreckig und ich schüttelte amüsiert den Kopf. „Deine Überleitungen immer… Von den Sorgen einer besorgten Ehefrau hin zu deinem Arsch, der die Brücke zum Sex schlägt.“ „So muss das sein.“

Ich schloss hinter mir die Tür und er stieg aus seinen Schuhen. „Ich hab gestern noch Hackfleisch für einen Auflauf gekauft, ich nehme an, du erhebst keine Widersprüche?“ „Wer wäre ich, das zu tun?“, stellte ich die Gegenfrage während auch ich meine Schuhe auszog und zufrieden grinste er. „Gut, dann mache ich das schnell und dann kannst du gerne meinen Körper auf Mängel untersuchen.“ „Drückt es so?“, neckte ich ihn und erhielt ein „Und wie! Ich hab nächste Woche die Sexszene, da will ich ungern notgeil sein.“
Belustigt lehnte ich mich in den Türrahmen und sah ihm zu, wie er die Zutaten zusammensuchte und den Herd anschaltete. „Weißt du, andere Ehepaare erzählen sich erstmal stundenlang, was bei ihnen die letzten vier Wochen los war, in denen man sich nicht gesehen hat, dir aber ist es wichtig, schnell den Auflauf in den Ofen zu schieben, um dann in den 40 Minuten Backzeit Sex zu haben.“ „Das wir nicht wie andere Ehepaare sind, sollte dir ja schon aufgefallen sein.“, grinste er und suchte die Nudeln heraus. „Zudem… Wir telefonieren fast täglich, wir wissen, was beim anderen abgeht.“ „Mensch wir sind so kommunikativ.“, erwiderte ich.
Er grinste noch breiter, ließ kurz die Nudeln Nudeln sein und kam auf mich zu. „Hm, und weil wir das sind, können wir uns auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben beschränken.“, wisperte er in mein Ohr, biss kurz in mein Ohrläppchen, löste so eine Gänsehaut auf meinem Körper aus und ließ mich kichernd wieder los. „Du bist unmöglich.“ Er drehte sich wieder zum Herd. Ich sah ihm träumerisch zu, wie er dastand und kochte. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie er das erste Mal einen Auflauf für mich gemacht hatte. Wie er mich beim Essen gefragt hatte, ob ich an die Große Liebe glaubte. Und wie er mich dazu angehalten hatte, mich wegen ihm nicht schick anziehen zu müssen, wenn wir zu Hause waren.

Ich schmunzelte in mich hinein. Vielleicht war das damals schon ein Zeichen gewesen, dass das mit uns funktionieren würde. Immerhin hatte John es nie gerne gesehen, wenn ich eine Jogginghose angehabt hatte. Florian dagegen verband damit ein heimeliges Alltagsgefühl, das er so gerne hatte. Er liebte es auch, wenn wir am Frühstückstisch saßen und schwiegen, ob nun Zeitung lesend oder nicht. Florian hielt Stille aus. Witzigerweise gab es auch nur zwei Sorten von Männern: Die einen, die diese Stille genossen und die anderen, die diese nicht ertrugen und lieber eine ständig quasselnde Freundin sich gegenübersitzend hatten, als sich mal harmonisch anzuschweigen. Ich war froh, dass Florian die ruhigere Variante vorzog. Ich redete zwar auch nicht gerade wenig, das musste ich zugeben, doch über solche Themen wie Nagellacke oder Trendfrisuren redete ich nicht. Von Jan wusste ich, dass es wirklich Frauen gab, die ständig nachfragen, welcher Nagellack zu welchem Oberteil passte – was als Mann genauso spannend war wie der Wasserstandspegel am Bodensee.
„Ich hätte gerne jeden Tag diesen Alltag.“, sagte ich schlicht und Florian drehte seinen Kopf in meine Richtung. Er zog einseitig den Mundwinkel hoch. „Hm, kann ich verstehen, geht mir auch nicht anders. Aber beruflich und privat muss man trennen. Und weil das getrennt ist, geht das halt nicht.“ Ich gab einen kleinen Seufzer von mir und lehnte mich an seinen Rücken, umfasste ihn am dünnen Bauch. „Ach man. Wir haben im August nur ein paar Tage, und dann fängt die ganze Promo-Sache wieder an. Und dann bist du fünf Tage zu Hause und dann wieder bei Dreharbeiten. Und kaum ist das rum, sind die ganzen Verleihungen wieder. Ich hab das Gefühl, dich erst Anfang Dezember für mich zu haben.“
„Naja, deinen Geburtstag verpasse ich leider. Meinen wirst du ja jetzt dieses Jahr mitfeiern, das ist auf Mallorca. Und dann geht’s in den Urlaub nach Weihnachten, ich freue mich schon sehr auf Kuba.“ Das hatte Florian letzte Woche in einer Nacht-und-Nebel-Aktion für uns beide und für seinen und meinen besten Freund samt Freundin gebucht. Somit waren wir eine typische Pärchen-Reisegruppe. Eigentlich total schrecklich und Jan hatte zuerst auch rumgemurrt, als er erfahren hatte, dass er zu einer Reise nach Kuba ‚gezwungen‘ wurde, weil er lieber auf eine Skihütte gefahren wäre, aber Kuba war nun auch kein ganz unattraktives Reiseziel und er hatte dann nach der Beifügung „Das nächste Mal frag er aber bitte, bevor er bucht“ zugestimmt. Ich brummte. „Ja, aber trotzdem bist du gefühlt nur noch weg.“ „Nächstes Jahr bin ich so wie es aussieht ganz viel zu Hause, ich schreib erstmal das Drehbuch für Matthias und mich und schaue, wie das mit Babytalk aussieht, aber das würde dann erst ab spätem Sommer gedreht werden, ergo… Viel Zeit im Frühjahr und Sommer.“ „Hm, klingt schon besser.“, gab ich zufrieden von mir und ließ Florian wieder los, damit er besser das Hackfleisch, die Nudeln und den Käse in die Auflaufform bringen konnte. Nach dem Einschieben der Form in den Ofen drehte er sich mit einem sehr eindeutigen Grinsen um, während er die Küchenuhr auf 40 Minuten stellte. „So… Wie heißt es so schön? My body is ready.“ Amüsiert zeigte ich die Zähne. „So… Und ist meiner das auch?“ „Oh, ich denke schon.“

Mit vielen kleinen Küssen auf meinem Gesicht, an meinem Nacken und Händen, die mich unter meinem T-Shirt sanft streichelten, war mein Körper auch ziemlich schnell bereit. Ungeduldig zog er mir das Oberteil aus und warf es auf den Boden, nestelte am Verschluss meiner Hose herum und ich zuppelte an seinem lockeren Oberteil. Gierig küssend bemerkten wir nicht, wie Loki in die Küche tapste und an meinem Oberteil schnüffelte.
Erst, als er seltsame Laute von sich gab, unterbrachen wir unser anheizendes Ausziehen und Streicheln. Loki gab Geräusche von sich, als ob er niesen würde, doch er tat es nicht. Er gab jammernde Laute von sich, setzte sich und kratzte sich mit der Hinterpfote an der Nase. Leise quiekte er, es glich beinah einem tierischen Wimmern.
„Loki, was hast du denn?“, fragte sein Herrchen ihn und wir beide ließen voneinander ab. Wir beide konnten nicht weitermachen, wenn sein Hund irgendetwas hatte. Und Loki war sonst kein Hund, der jaulte oder seltsame Geräusche von sich gab, denn wie jeder Hund versteckte er Schmerzen erstmal lieber, als sie offen dem Herrchen zu zeigen. Doch wenn ein Hund es doch tat, dann ging es ihm wirklich schlecht.
Wir beide gingen vor dem Jack Russel-Terrier in die Hocke, Florian strich sachte über seinen kleinen Kopf. „Hey, Sportsfreund, was ist denn los?“ „Das war doch schon in München so, hat sich das nicht verbessert?“, erinnerte ich mich und Florian verzog den Mund. „Einige Tage war nichts, dann einen Tag will er kaum etwas fressen, dann springt er wieder rum, dann niest er viel oder hustet etwas, aber das war nie dauerhaft, wenn das anhaltend gewesen wäre, wäre ich schon zum Tierarzt gegangen. Aber auch ein Hund hat mal keinen Appetit oder irgendeinen Reiz in der Nase oder Staub im Hals.“
Ich konnte seine Gedanken verstehen. Man wollte es auch nicht immer gleich übertreiben und zum Arzt rennen, der dann nichts fand. Hunde waren auch wie Menschen ab und an mal anfällig oder appetitlos. Unnormal war das an sich nicht, wenn es nicht über Tage anhielt. „Wir beobachten das an diesem Wochenende, OK? Und wenn es sich nicht bessert, nehme ich ihn Sonntagabend mit nach München und gehe gleich am Montag zum Tierarzt.“ Florian nickte und strich weiterhin über den Kopf seines Hundes. „Kleiner Mann, hier wird nicht gekränkelt.“, sprach er mit ihm, doch ich merkte, dass er sich gerade doch mehr Sorgen machte, als angenommen.

Über das Wochenende hinweg behielten wir Loki verstärkt im Auge. Bei Spaziergängen fiel uns auf, dass sobald er schnüffeln wollte, niesen musste oder röchelte. Er rührte sein Trockenfutter nicht an, weshalb wir ihn am Sonntagmorgen mit etwas Nassfutter zum Futternapf zum Fressen locken konnten. Auch lag er viel herum, beinah lethargisch, seinem heißgeliebten Ball jagte er nicht hinterher oder biss auch nicht auf dem Gummiknochen herum. Am liebsten lag er nahe bei Florian, dessen Miene von Stunde zu Stunde besorgter wurde.
Sonntagabend dann gab mir Florian seine graue Hundetransporttasche mit, sowie Lokis Leine. Ich nahm ihn mit nach München und in dieser Hundetransporttasche durfte er sogar unter den Sitz im Passagierbereich. Florian fuhr uns zum Flughafen und im Parkhaus leinte ich Loki an. Ich nahm zuerst an, dass Loki und ich allein in den Eingangsbereich gingen, doch Florian bestand darauf, dass er uns bis zur Sicherheitskontrolle begleitete. Ihm war es scheinbar ziemlich egal, ob er mit mir gesehen werden könnte, er wollte so lange wie möglich bei seinem Hund sein.
Doch als wir dann doch durch die Sicherheitskontrolle mussten, verabschiedete er sich lange, sowohl von mir als auch von Loki. „Und du geht’s gleich morgen zum Tierarzt!“, bat er mich eindringlich zum gefühlt fünfhundertsten Mal und ich nickte. „Ja. Florian, mach dir bitte keinen Kopf.“ „Aber vielleicht hätte ich doch früher…“ „Nein, es ist alles in Ordnung. Ich gehe morgen zum Tierarzt und rufe dich dann gleich an und sage dir, was er gefunden hat. Und in spätestens drei Wochen bist du ja selbst wieder in München.“, versuchte ich ihn zu beruhigen und gab ihm einen flüchtigen Kuss. „Wir müssen. Ich melde mich, wenn ich wieder in München bin.“ Er nickte und sah uns noch besorgt nach.
Im Duty-Free-Bereich setzte ich mich mit Loki auf eine Bank und dirigierte ihn in seine Transporttasche. „Du darfst doch deinem Herrchen keine Sorgen machen.“, sprach ich sanft mit ihm und kraulte ihn unterhalb seiner Schnauze. Als wir zum Boarding aufgerufen wurden, schloss ich die Tasche und begab mich zum Gate.
Noch unwissend, dass es Lokis letzte Reise sein würde.



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Ich bedanke mich sehr bei den nicht mehr ganz stummen Lesern für die Lebenszeichen.
Würde mich wieder über Lebenszeichen oder kurze Meinungen freuen.
Liebe Grüße
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