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Dont you worry child

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / Gen
Florian David Fitz OC (Own Character)
30.01.2018
17.11.2020
55
96.014
11
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Dieses Kapitel
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03.01.2020 1.802
 
Momente vergingen, in denen ich nur meinen Herzschlag hörte. Florians Augen funkelten, doch es war ein Funkeln, das ich nicht zuordnen konnte. Seine Nasenflügel weiteten sich bei jedem Atemzug. Irgendwo im Wald sang ein einsamer Vogel sein Lied, ein sanfter Windstoß war in den Baumkronen zu hören.  Noch nie hörte ich mein eigenes Herz so laut schlagen, wie in diesem Moment.
Florians funkelnder Blick war unverändert, als er sich auf mich zubewegte, grob mein Gesicht in seine Hände nahm und mir einen harten Kuss aufdrückte. Als er den Kuss beendete, lehnte er seine Stirn gegen meine: „Ja verdammt, ich will dich immer noch heiraten.“
Diese acht Worte lösten eine enorme Erleichterung in mir aus. Glücklich schloss ich die Augen und genoss diesen Moment der Erleichterung. „Am liebsten würde ich dich genau hier heiraten, aber das ist wohl doch etwas zu viel Aufwand.“, flüsterte Florian und ich schmunzelte. „Ich glaube auch.“ Er atmete tief ein, setzte dann einen Kuss auf meine Stirn und richtete sich wieder auf. „Dann lass uns zurückgehen. Ich weiß nicht mal, wo wir sind.“ Ich lachte. „Naja, die genaue Position weiß ich gerade auch nicht, aber irgendwo hinter St. Georgen.“
Hand in Hand schlugen wir den Rückweg ein, doch nach einigen Metern spürte ich, dass sich der Cent im Schuh und das anschließende über den Waldweg rennen negativ auf meinen linken Fuß ausgewirkt hatte. Ein spitzer Schmerz durchfuhr meinen Fuß. Ich hätte den Cent nicht in den Schuh legen sollen und ich hatte ihn auch deutlich zu spät wieder herausgenommen. Auto fahren mit Cent im Schuh war auch nicht gerade das Beste.

Florian bemerkte meinen seltsamen Gang und zog die Brauen in die Höhe. „Hast du eine Blase?“ „Ja wahrscheinlich. Cent im Schuh und dann auf den Dingern rennen ist keine gute Idee.“, gestand ich und er kicherte. „Ein Cent im Schuh?“ „Soll Glück bringen und so.“, murmelte ich und er lachte laut. „Na, sieht man ja, wie viel Glück das bringt. Lass den besser draußen.“ „Hab ich ja schon, die Blase ist aber jetzt trotzdem da.“ Florian blieb stehen und so tat ich das auch. Er grinste einseitig und drehte mir seinen Rücken zu. „Na los, spring auf, ich trag dich zum Auto.“ „Was?“ Nun musste ich ebenfalls lachen. Doch er grinste über seine Schulter hinweg. „Komm, ich trag dich.“ „Ist aber noch ein gutes Stück zu laufen.“ „Deswegen ja auch auf dem Rücken.“, antwortete er selbstsicher und gerührt sprang mein Herz in mir auf und ab. Mit einem kleinen Hopser sprang ich auf seinen Rücken, er umfasste mich an den Oberschenkeln, ich verschränkte die Arme vor seiner Brust und schmiegte meinen Kopf an seine Schulter. „Und das hältst du aus?“ „Ganz prima.“, bestätigte er mir und glücklich lächelte ich. Eigentlich tat man so etwas nur in seiner Jugend, wenn man jung und noch relativ frei von Rückenproblemen war und diese spontanen Ideen noch hatte. Doch in Florian wohnte ein Spielkind, das ab und an durchbrach – sei es beim Auspacken von Überraschungseiern, das heimliche Sammeln von Star Wars Bildern oder kleineren Fanartikeln, dem Schauen von Disney- und Pixar-Filmen mit kleinen Heulepisoden wie etwa zuletzt bei Toy Story 3, der diebischen Freude, wenn er gewann, den versauten Witzen oder den simplen Flausen, die man als Junge so im Kopf hatte, die bei Florian noch immer in einem hinteren Winkel seiner Gedanken hausten. In diesem Moment war ich aber heilfroh über Florians inneres Kind.

Am Lamborghini angekommen, entdeckte Florian den Cent auf der Kühlerhaube und ließ mich herunter. Er griff den Cent und drehte ihn in den Händen. „Ich habe eine bessere Idee mit dem Cent.“ „Ja?“, fragte ich und öffnete den Lamborghini. Er nickte und machte eine Geste, dass ich noch einmal zu ihm kommen sollte. An ihn gelehnt ließ er für mich noch einmal den Cent in seiner flachen Hand hüpfen, dann schloss er die Hand zur Faust und warf den Cent beherzt in den Wald. „Es gibt doch an vielen großen Brücken solche Liebesschlösser. Die werden angebracht und der Schlüssel weggeworfen. Der Cent ist unser Ersatz-Schlüssel. Und weil es ein Cent war, ist es metaphorisch auch für das Ende unserer Einsamkeit. Ab jetzt gibt es dich und mich. Eins plus Eins.“ „Das Ende der Ein-Cent-Münze und der Beginn der Zwei-Cent-Münze?“ „Genau.“, grinste er und ich lächelte. Diese Symbolik gefiel mir.

Wieder in Ebringen standen unsere Verwandten und Freunde im Vorraum des Standesamtes und scheinbar hatte mein Vater bereits jetzt seinen Schnaps ausgegeben, denn die Stimmung war ausgelassen, sehr zu Florians und meiner Verwunderung. „Dann können der Milchbubi und die Zöpfchen-Liese ja verheiratet werden!“, rief Jan und grinste angeschickert. Anna klopfte auf seine Schulter und wandte sich an uns: „Dein Vater hat den Schnaps ausgeschenkt und die Mütter haben die peinlichen Kinderfotos bereits rumgezeigt.“
„Oh Gott, ich weiß schon welches.“, stöhnten Florian und ich gleichzeitig, was uns dann lachen ließ. Zwei Dumme ein Gedanke – womit wir auch wieder bei unserer neuen Symbolik waren. Einige Minuten später unterschrieb ich die Heiratsurkunde mit meinem neuen Nachnamen – Mina Fitz. Es las sich noch sehr seltsam, aber dieses Strahlen in Florians Mimik sagte mehr als tausend Worte. In mir herrschte auch ein federleichtes Gefühl und ich fühlte mich, als würde ich auf Watte gehen. Die Blase am Fuß war vergessen.

Die anschließende Feier war ebenfalls ausgelassen, harmonisch und beinah wie im Bilderbuch. Jan klopfte wie zu erwarten Sprüche, mein Vater spendierte weiterhin jedem, der Schnaps wollte, seinen selbstgebrannten Schnaps, die Mütter zeigten peinliche Kinderfotos herum, Florians Nichte saß viel auf seinem Schoß und spielte begeistert mit ihm und ihren Playmobilfiguren und beschwerte sich, dass unsere Hochzeitstorte aber nicht so aussah, wie die von ihren Figuren und ich auch kein weißes Kleid anhatte, uns wurden Geschenke überreicht und zu einem kleinen Hochzeitstanz gedrängt, den wir mehr improvisierten, als wirklich zu tanzen, da wir weder einen Kurs besucht noch eine gute Erinnerung an die irgendwann gelernten Schritte hatten.
Doch gegen halb neun  klimperte mein Ehemann mit einem Glas und erhob sich: „Ich möchte den Moment kurz nutzen um allen zu danken, die den weiten Weg auf sich genommen und heute gekommen sind und mit uns gefeiert haben. Es bedeutet uns sehr viel und bei Gelegenheit bedanken wir uns bei jedem noch persönlich, aber ich möchte mitteilen, dass meine Frau und ich“ Dabei sah er breit lächelnd zu mir herunter und ich konnte nicht anders, als dieses Lächeln zu erwidern, „Nun aufbrechen werden. Feiert alle weiter, solange ihr wollt.“ „So früh schon das erste Mal als Ehepaar Liebe machen ist aber schon spießig!“, rief Jan, der nun doch betrunken war und Florian lachte.
„Naja, nach München fährt man nun mal eine Weile.“ „München? Ich dachte, ihr bleibt hier?“, fragte Florians Mutter irritiert und er antwortete: „Der heutige Tag ist der Anfang von etwas ganz besonderem und das müssen wir auch in unseren eigenen Vier-Wänden starten.“ Ein leises Raunen ging durch den Saal und Florian zog mich nach oben. Hand in Hand verließen wir unsere Hochzeitsfeier, stiegen in den Lamborghini ein und fuhren nach München.

Nach genau vier Stunden – niemand war unterwegs gewesen, selbst um den Bodensee war es beinah gespenstisch leer gewesen, hielt Florian vor dem Haus in Grünwald.
„Hier willst du schlafen?“ „Gibt es einen besseren Ort?“, stellte er mir die Gegenfrage und ich schmunzelte. „Wohl nicht.“ Im Haus standen die ersten Möbel – die große Sofalandschaft, eine Kommode, ein Schrank im Schlafzimmer sowie das Bett. Diese waren erst am Mittwoch geliefert und aufgebaut worden und wie es der Zufall so wollte hatte ich zumindest das Bett bereits überzogen. Sonst gab es noch nicht arg viel in diesem Haus und es heizte gerade zum ersten Mal durch, doch ein schlafbereites Bett wartete auf seine erste Nacht.
Es roch noch stark nach Farbe, auch die Böden hatten noch einen Eigengeruch, dennoch atmete Florian tief ein, als wir das Schlafzimmer betraten. „Genau hier müssen wir heute sein. Und den mehr oder weniger gesunden Duft von Farbe einatmen.“ Ich umfasste ihn von hinten und schmiegte mich an seinen warmen Rücken. „Tut mir Leid wegen heute Mittag.“ „Ist doch jetzt unwichtig geworden.“ Mit den Fingerspitzen strich er über meinen rechten Ringfinger, an dem ich nun meinen Ehering trug. Auch er trug – nach alter Tradition – den Ehering rechts, würde ihn aber schon in einigen Stunden wieder abnehmen, sodass sich keine verdächtigen Spuren auf seinem Ringfinger bilden konnten. Er hatte mir aber auf der Fahrt hierher versichert, dass er das Goldplättchen an der Schnur, die er um den Hals trug, für sich als Ehesymbolik nahm – und ich, wenn er nicht da war, seinen Ring um den Hals tragen sollte. Total kitschig, aber er wollte es so. Im Anbetracht der Umstände konnte ich mit dieser Lösung leben. Denn öffentlich machen, dass er zumindest verheiratet war – mit wem und wie und wann, dazu gab es keine Auskunft – wollte er nicht, auch um mich weiterhin zu schützen.

Er drehte sich herum und küsste mich sanft und liebevoll. So sanft, wie er mich vor Jahren auch geküsst hatte. Seine Hand wanderte zu meinem Rücken, zog den Reißverschluss des Kleides nach unten und schob bedächtig die Träger von meinen Schultern. Er küsste jeden Zentimeter der freigelegten Haut und genüsslich legte ich meinen Kopf in den Nacken und seufzte. Als das Kleid auf den Boden gefallen und ich aus den Schuhen gestiegen war, zog ich die Strumpfhose aus und begann Florians Hemd aufzuknöpfen, da er sich in der Zwischenzeit von Jackett und Fliege befreit hatte. Mit feinen, elektrisierenden Fingerspitzen strich ich über seinen Oberkörper und seufzte. „Ich mag es nicht, dass du abnimmst. Die Conrad-Muskeln haben mir so gut gefallen.“
Er kicherte und küsste sich von der Wange bis zu meinem Ohr: „Naja, ich muss ja auch mit deiner beginnenden Cellulite leben.“ „Idiot.“, neckte ich ihn und wieder kicherte er. „Das Leben ist kein Wunschkonzert.“ Ich brummte und lehnte mich an ihn, sofort umschloss er mich mit seinen Armen, eine Hand lag auf meinem Po. „Ja… Aber so ein bisschen sichtbare Bauchmuskulatur wäre nice-to-have. Und einen schönen, sichtbaren Bizeps.“ „Weitere Wünsche?“, erkundigte er sich melodisch. „Hm… Ja. Immer die kürzere Frisur, einen Drei-Tage-Bart, nen doofen Spruch und ein Croissant am Morgen, serviert von dir in Unterhose.“ „Ach, nicht komplett nackt?“ „Nein, das kenne ich ja schon zu gut. Ist dann doch zu langweilig.“ „Ach so. Na dann tut es mir leid, dich mit Altbekanntem zu langweilen.“ Wir lachten in den Kuss hinein und ließen uns auf das Bett fallen. „Ich liebe dich.“, wisperte ich, als wir uns kurz lösten und er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Ich liebe dich auch. Mehr denn je.“
Diese Liebe spürte ich die ganze Nacht.



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Nach längerem Warten und dem Lebenszeichen von Jane, dass es doch noch Leser gibt, die nach der Zeit noch lesen, zwei neue Kapitel.

Würde mich über Feedback sehr freuen :)
LG
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