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Dont you worry child

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / Gen
Florian David Fitz OC (Own Character)
30.01.2018
17.11.2020
55
96.014
11
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14.11.2019 2.132
 
„Schau mal, ich hab dir das ja schon beim Skypen gezeigt, ich weiß echt nicht, was die so für Gäste im Maritim-Hotel in Bremen haben, aber eine verspiegelte Zimmerdecke ist schon arg pervers. In der ersten Nacht hatte ich echt Probleme einzuschlafen, du denkst die ganze Zeit, da oben hängt Spider-Man. Oder irgendein Kamikaze-Ninja.“ Florian zeigte mir Bilder vom Set zu ‚Lügen und andere Wahrheiten‘ und allem drum herum, also auch von Bremen. Florian war bekanntermaßen ein großer Freund  von Städte-Erkundungen, somit hatte er gefühlt 1000 Bilder gemacht. Warum er jedoch zehn Fotos vom verspiegelten Hotelzimmer machte, wusste wohl nur er. Wahrscheinlich war da wieder das Kind im Manne hervorgetreten. „Ah ja, und das hier war der Nachtdreh in dieser Unterführung. Da haben sich manche beschwert, dass wir den für die Szenen kurz vorne und hinten abgesperrt hatten, aber das sieht man dann im Film nicht, das hat man ganz geschickt gemacht. Ah, und das ist der Stadtpark, da war ich fast täglich joggen. Ich muss ja etwas abnehmen.“ Ich sah zu ihm herüber und brummte. „Hm, weil du auch so dick bist.“ „Wie soll man mir denn abkaufen, dass ich sterbenskrank bin? Und auch der Fabian als Zuckerkranker ist doch eher hager.“ Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Ich wüsste nichts von einer Korrelation zwischen hagerer Figur und Diabetes.“ Florian verdrehte die Augen. „Ja, aber Christoph spielt ja auch so ein bisschen mit Klischees am Anfang. Fabian ist ja auch ein Spieler, ich will nicht sagenspielsüchtig, aber dann ist die körperliche Verfassung mit den vielen Faktoren doch eher hindeutend auf eine schlanke bis hagere Figur. Aber wieder zurück nach Bremen…“

Innerlich seufzte ich. Ehrlich gesagt hatte ich besseres zu tun, als mir Florians Fotos anzusehen. Die Fotos gab es auch noch in einigen Tagen, aber morgen würden wir in Ebringen heiraten – wir mussten noch dorthin fahren und Florian hatte sich auch noch gar nicht geduscht, denn wir saßen immer noch beim Frühstück, was auch an ihm und seiner Foto-Zeigelust hing. „Das war in so einem Viertel, weiß den Stadtteil nicht mehr, aber hier siehst du unseren Maskenwagen, das Catering, die Toilette…“, er gab einen grunzenden Laut von sich, „Und hier der Eso-Shop. Da habe ich tatsächlich einige interessante Dinge gefunden. Unter anderem auch das ‚Yoga für Ehepaare‘ und das „Was die Sterne über Ihre Ehe verraten“-Buch. Naja und dazu passend noch unsere Sternzeichen-Steine, die nach Dekade auch wieder anders sind, du hast ja den Smaragd, und ich den Amazonit.“ „Aha, daher also der Smaragd-Ring, den du mir gestern geschenkt hast und ich mich noch gewundert habe. Der muss doch sauteuer gewesen sein.“ „Sagen wir so, die Dame in dem Shop hat sich über meinen Einkauf sehr gefreut.“ Er grinste zu mir herüber. „Und ich nehme an, das Goldplättchen hast du auch daher?“ Er nickte und sah an sich herab. Er trug ein dünnes Goldplättchen an einer roten Schnur, das er sich um den Hals gehängt hatte. „Hm, ich fand das so toll. Vielleicht kann ich das auch irgendwo einbauen.“ Ich zuckte mit den Achseln, griff mir seine Müsli-Schale und meinen Teller und trug beides zur Spüle. „Ich wäre dir verbunden, wenn du jetzt ins Bad gehst. Ich hatte eigentlich geplant, um halb elf hier loszufahren, das wird nichts, aber halb zwölf wäre schon schön.“ Florian seufzte und erhob sich schwerfällig. Im Vorbeigehen gab er mir einen Kuss auf die Wange. „Wir heiraten doch nur morgen. Kein Grund zum Stress.“ Sein nachfolgendes Lachen zeigte mir, dass er genau wusste, dass ich – auch wenn das allermeiste Hochzeits-Programm bei uns wegfiel - dennoch aufgeregt und unruhig war und er mich so etwas entkrampfen wollte. Ohne Erfolg. „Beeil dich bitte.“, bat ich ihn und erhielt ein langes „Jaha.“

Da Florian – entgegen meinem Anraten – nicht entlang des Bodensees nach Ebringen fuhr, so wie ich das tat, sondern die Autobahn über Stuttgart–Pforzheim-Offenburg-Freiburg, verloren wir über eine Stunde im Stop-and-Go auf der A5 und kamen erst kurz vor 18 Uhr bei meinen Eltern an. „An einem Freitagmittag über die A5 zu fahren und davor noch das Stuttgarter Kreuz zu haben, ist wahrlich keine gute Idee.“, kommentierte mein Vater unsere Verspätung und ich hob abwehrend die Hände. „Ich wäre anders gefahren. Aber mein zukünftiger Göttergatte wollte fahren und wusste es natürlich besser.“ „Willkommen im Ehe-Alltag.“, lächelte meine Mutter und umarmte mich.
Florians Freunde und Verwandte kamen gegen halb sieben in Freiburg an, kurz vor sieben waren sie in Ebringen, checkten ins örtliche Hotel ein und man traf sich im besten Lokal des Ortes zum gemeinsamen Abendessen in einem abgetrennten Raum. Pünktlich um Acht kam Jan mit Anna angerauscht. „Ich dachte, du bist erst um vier losgefahren.“, wunderte sich Florian bei der Begrüßung und Jan zuckte mit den Achseln. „Bin mit dem Lamborghini am Bodensee entlang geheizt. Und dann noch die B31 runter.“ „Siehste, ich hab’s dir ja gesagt.“ Jan zog die Brauen zusammen. „Du bist nicht wirklich über die Autobahn gefahren, oder?“ Florian nickte. Jan schüttelte den Kopf. „Idiotisch.“ Damit war auch schon alles gesagt.

Nach dem Abendessen separierten sich die Leute nach Zugehörigkeit: Florian ging mit seinen Leuten ins Hotel – er wollte in der Nacht davor getrennt schlafen – und ich ging mit meinen wieder nach Hause. Doch vor unserem Haus pfiff Jan nach mir. „Komm, wir machen sowas wie eine Art Junggesellen-Abschied. Aber ohne diese peinlichen T-Shirts, Saufgelage und schlechten Witze.“ Ich schmunzelte. So ganz ohne irgendetwas Besonderes diesen letzten Tag unverheiratet zu Ende zu bringen, wäre auch seltsam gewesen. In meinem Audi fuhr Jan mich an einen ganz bestimmten Ort.
„Neulich habe ich hieran denken müssen.“, gestand ich ihm, als wir auf dieser Bank auf dem Kandel saßen und hinab ins Tal blickten. „Hm, ich auch. Deswegen ist es wichtig, wieder hierherzukommen. Anfang und Ende von Beziehungsdramen. Natürlich werden Florian und du weiterhin Differenzen haben. Aber ihr werdet hoffentlich nicht an den Punkt kommen, dass ihr euch sagt, dass es nicht mehr geht und ihr euch trennt. Deswegen: Hier endet deine Ungewissheit und beginnt die Lovestory.“ Mit diesen Worten drückte er etwas auf seinem Handy herum und ein Taylor Swift-Lied begann zu spielen. „It´s a lovestory, baby just say… Yes.“ Ich zog amüsiert die Augenbrauen hoch. „Und sowas tust du uns nicht mal einen Monat nach dem Ende der Swedish House Mafia an?“ Er seufzte. „Traurig, was aus uns geworden ist. Aber irgendwie gerade passend.“

In der restlichen Nacht, die noch blieb, konnte ich nur sehr schlecht schlafen. Ich war aufgeregt – man heiratete ja schließlich nicht jeden Tag – und ich war etwas unruhig über das, was folgen sollte. Namensänderung und all das. Natürlich machte es keinen großen Unterschied zu dem, wie es vorher war: Die Intensität unserer Beziehung würde sich nicht ändern, wir blieben die gleichen Menschen, uns verband dann nur ein Nachname und die ehelichen Pflichten, auch rechtlicher Natur. Jeder von uns beiden übernahm mit dem standesamtlichen Ja-Wort eine Verantwortung für den anderen, die nicht unerheblich war.
Am Morgen kam die Friseurin, der meiner Mutter vertraute und machte mir eine etwas festlichere, schickere Frisur, außer meinem üblichen Make-Up für die Augen ließ ich mich so, wie ich war, eine Make-Up-Schicht fand ich übertrieben und gekünstelt, rannte ich sonst auch nicht so rum und die Hochzeitsfotos sollten schon so aussehen, wie wir normalerweise aussahen. Ich zog mir ein knielanges, königsblaues Kleid an, dazu schwarze Pumps. „Na, hast du alles?“, fragte mich Jan, da er darauf bestanden hatte, mich im Lamborghini zum Standesamt vorzufahren. „Siehst schön aus.“, bemerkte er und ich atmete tief ein. „Danke. Und was meinst du mit ‚Alles‘? Ich hab diesen doofen kleinen Blumenstrauß, mehr hab ich nicht.“ „Ich meine dieses ganze Geschiss um ‚was altes, was geborgtes‘ und der Kram.“ „Ach so.“, fiel mir ein und ich zog die Mundwinkel fragend nach unten. „Ich hab was Blaues an.“ „Recht untypisch, aber wieso nicht, gefällt mir gut. Weiß muss ja nicht sein, wenn ihr nicht kirchlich heiratet.“ „Was altes, was geborgtes… Eh was noch?“, überlegte ich fahrig und Jan fuhr rechts ran und zückte sein Handy. „Laut Google: Was Neues, was Altes, was Geborgtes, was Blaues und ein Glückspfennig im Schuh.“, antwortete er mir und ich seufzte. „OK, dann hab ich nur das Blaue.“

Jan kramte in seiner Hosentasche. „Also hier ist der Glückscent für den Schuh. Was Geborgtes…“ Er griff das Einstecktuch seines Anzugs und gab es mir. „Und wohin soll ich das bitte schön tun?“ „Steck es dir halt in den BH oder sonstwohin.“ Ich seufzte und zuppelte es irgendwie in meinen BH hinein, auch wenn es nicht gerade superbequem war – genauso wie der Cent im Schuh. Der würde auch eine Blase geben. „So, was Altes…“ Er sah sich im Lamborghini um und blickte auf meine Schuhe. „Die Schuhe hast du doch auch schon ewig, oder?“ „Ja.“ „Perfekt. Dann brauchen wir nur noch was Neues.“ Wieder sah er sich um und dieses Mal auch aus dem Fenster, denn er grinste. Fünf Minuten später trug ich ein silbernes Armbändchen um mein Handgelenk, an dem ein kleiner Fußball baumelte. „So, ich rechne das mal mit Annas und meinen Hochzeitsgeschenk gegen und sage, dass ich finde, ich habe dich ausreichend beschenkt.“ „Danke.“, sprach ich und sah zu ihm herüber. „Ich rette dir doch gern den Arsch und wir sind nur die typischen akademischen fünf Minuten zu spät.“
Schon von weitem sah ich, wie Florian ungeduldig auf dem Vorplatz des Standesamts stand und nervös in alle Richtungen blickte. Als er schließlich den Lamborghini sah, entspannte er sich sichtlich. Jan fuhr direkt auf den Vorplatz und wir stiegen aus. Lächelnd kam Florian auf mich zu. Er hatte einen schwarzen Smoking an, seine schwarzen Lackschuhe glänzten förmlich. „Du siehst wunderschön aus.“, begrüßte er mich und gab mir einen zarten Kuss auf die Stirn.

Innen warteten schon unsere Familie und Freunde und nachdem wir beide Platz genommen hatten, sprach der Standesbeamte einige Worte, die sich Florian scheinbar gewünscht hatte: Ein paar wohlwollende Worte auf Liebe und Glück wollte er hören, wenn man das schon in der Kirche wegließ.
Wirklich zuhören konnte ich nicht, da mein Herz aufgeregt schlug. Doch dann sollten wir uns erheben.
„Und so möchte ich nun fragen… Möchten Sie, Florian Ingo Ulrich Fitz, die hier anwesende Mina Hauk…“ Es war, als würde in meinem Hirn abrupt ein Musikstück beendet werden. Mein Kopf schien wie leergefegt.
Florian Ingo Ulrich Fitz?
Im Hintergrund hörte ich Jan Schnauben. Er schien sich ein Lachen verkneifen zu müssen. Ich hörte ein dumpfes Geräusch, scheinbar haute ihm Anna sanft auf den Oberschenkel. Auch mein Vater räusperte sich lautstark und bekam einen Zischlaut meiner Mutter zu hören.
Ich sah irritiert zu Florian, der mich anlächelte.
Florian hatte Zweitnamen? Ingo Ulrich?
Ich hatte in meinen irritierten Gedanken wohl nicht bemerkt, dass Florian längst geantwortet hate und ich nun an der Reihe war, denn der Standesbeamte sprach mich direkt an. „Frau Hauk?“
Ich atmete tief ein und hob den Zeigefinger. „Moment noch… Ingo Ulrich? Florian Ingo Ulrich Fitz?“
Nun brach es aus Jan heraus, er lachte und hob sich den Bauch. „Na, da ist David tatsächlich besser als Künstlername.“ Doch ich empfand das in diesem Moment als gar nicht witzig. „Florian Ingo Ulrich Fitz? Ist das dein verdammter Ernst?!“

Es war nicht die seltsame Verbindung von zwei eher… inzwischen klischeebehafteten Namen, sondern die Tatsache, dass ich erst hier und heute, im Standesamt, von seinen Zweit- und Drittnamen erfuhr. Wir kannten uns seit 2009, seit 2010 waren wir zusammen, Florian hatte mir auch in langer Tipparbeit eine Liste geschrieben mit Dingen, die ich über ihn zu wissen hatte. Aber da war nirgends sein Zweitname aufgetaucht. Er hatte nie mit einer Silbe erwähnt, dass er welche hatte, ich war nie so paranoid gewesen und hatte auf seinen Personalausweis geschaut und bei Briefen oder sonstigem Schriftverkehr stand überall nur Florian. Daher hatte ich angenommen, er hätte keinen. Doch dem war nicht so.
Gab es also noch andere Dinge, die er mir verschwiegen hatte, aus welchen Gründen auch immer?
„Was hast du denn?“, fragte er unsicher, doch ich sah ihn verdutzt an. „Ich dachte, das wüsstest du durch das Radiointerview vom Dezember, da wurde ich das gefragt…“, schob er hinterher und nun klappte mir endgültig die Kinnlade herunter.
„Ich…“, begann ich, doch in Ermangelung an netten Worten und den vielen Fragezeichen in meinem Kopf, brach ich ab, legte den Blumenstrauß auf den Tisch vor uns und drehte mich um.
Dann rannte ich aus dem Raum.



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Nach sehr langer Wartezeit melde ich mich zurück... Mit bösem Cliffhänger :D
Bei mir war beruflich vieles drunter und drüber, viele Abend- und Wochenendtermine... Nimmt zwar nicht ab, im Dezember gehts weiter, aber zumindest diese Woche gehts...

Würde mich sehr freuen, wenn ihr mir noch die Treue gehalten habt und mir ein kurzes Feedback geben könntet.

Bis bald.

LG Swordi
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