Dont you worry child
von SwordMistress7
Kurzbeschreibung
Mina, die eine normale Arbeit gefunden hat, und Florian haben endlich zueinander gefunden und genießen ihre Beziehung. Doch mit dem neuen Jahr 2012 kommen neue Probleme. Und auch Minas und Jans Freundschaft wird durch Jans Beziehung zu Anna auf die Probe gestellt. Finden Florian und Mina ihr Glück - oder ist doch wieder seine Karriere im Weg? (Fortsetzung zu "Bad Romance")
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / Gen
Florian David Fitz
OC (Own Character)
30.01.2018
17.11.2020
55
96.014
11
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02.10.2019
1.722
Sie öffnete die Jacke und räusperte sich erneut. „Ich mache mich dann mal an die Arbeit.“
Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen. „Welche Arbeit?“, stellte ich die Frage und sie sah mich zum ersten Mal direkt an.
„Ich putze hier.“ „Florian hat eine Putzfrau?“, gab ich weniger feinfühlig von mir als ich wollte und sie nickte. „Seit November putze ich hier jeden Samstag für zwei bis drei Stunden.“ Innerlich atmete ich erleichtert auf. Äußerlich gab ich ein zustimmendes Brummen von mir. „Aha, OK, dann hat Florian es mal wieder verpasst, mir eine wichtige Information mitzuteilen…“
Sie versuchte ein entschuldigendes Lächeln, hängte ihre Jacke zu meiner an die Garderobe und zog sich ebenfalls die Schuhe aus. Anschließend ging sie zielgerichtet ins Arbeitszimmer, in welchem die Putzutensilien lagerten. Als sie mit diesen wieder in den Flur trat, machte ich ihr Platz, damit sie das nötige Wasser im Bad holen konnte. „Soll ich irgendetwas machen oder irgendwo hingehen?“, fragte ich etwas unsicher, da ich es gar nicht gewohnt war, jemand anderen für mich putzen zu lassen, zumindest nicht in den bekannten vier Wänden. Mara, Maximilians Haushälterin, hatte ich in meinem Gefühl auch nie als Putzfrau wahrgenommen, sondern als gute Seele des Hauses. Doch in diesem Fall war das ganz anders. Hierzulande war eine Putzfrau im privaten etwas verpönt, hatte das einen überheblichen Touch. Aber ich wusste, dass es im Ausland ganz anders aussah: Da nahmen sich besser verdienende Menschen sehr gerne eine Putzfrau, um etwas von ihrem Reichtum abzugeben und um die Ehre des anderen nicht zu kränken, wurden diese eben fürs Putzen bezahlt– gutes Geld für gute Arbeit quasi.
Aus welchem Grund Florian nun eine Putzfrau eingestellt hatte, konnte ich nicht beurteilen – wahrscheinlich vordergründig aus Faulheit und seinem Drang, es trotzdem sehr ordentlich und sauber zu haben. Ich würde ihn das fragen, wenn er wiederkam.
Bis dahin entschloss ich mich, etwas mehr über die Putzfrau zu erfahren.
Ich stellte mich in den Türrahmen zum Bad, in welchem sie bereits anfing, die Dusche zu schrubben.
„Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“, fragte ich harmlos und sie sah auf. „Ein Glas Wasser wäre schön… Aber bitte nicht zu viele Umstände.“ „Sie können auch etwas anderes trinken, keine falsche Bescheidenheit.“, ermutigte ich sie, da sie auf mich doch einen sehr verschreckten Eindruck machte. Dabei schien sie älter als ich zu sein.
„Nein, nein, ein Wasser ist gut. Sie können es auch in der Küche stehen lassen, da gehe ich als nächstes hin.“ „OK… Wie heißen Sie? Ich möchte Sie wirklich nicht überfahren, aber Florian hat mir leider so gar nichts von Ihnen erzählt, daher…“ Ich sprach nicht weiter, da ich hoffte, dass sie verstand, worauf ich hinaus wollte. Sie erhob sich und trocknete sich ihre Hände schnell ab. „Entschuldigung, ich bin sehr unhöflich… Mein Name ist Ina Klausmann, ich bin 33 Jahre alt und putze eben seit November für Herrn Fitz.“ Ich lächelte und reichte ihr meine Hand. „Mina Hauk, ich bin die…“ Ich stockte. Na eigentlich war ich die Verlobte von Florian. Trotzdem klang es noch seltsam, weswegen ich mich für das andere Wort entschied: „Freundin von Herrn Fitz.“ „Ich weiß, ich habe Sie schon auf Bildern gesehen. Und Ihr Ring sagt mir auch, dass Sie inzwischen mehr sind.“ „Ah, da ist Ihnen aufgefallen?“ „Ja.“, gab sie beinah beschämt zu und ich winkte lachend ab. „Bitte, nicht so schüchtern, ich beiße nicht.“
Als sie dann nach zweieinhalb Stunden penibelster Putzarbeit ging, strahlte die Wohnung förmlich und ich wusste einiges mehr: Ina war alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Alter von 5 und 8 Jahren, der Vater hatte sich – ganz klischeebelastet – mit einer Arbeitskollegin abgesetzt. Sie selbst hatte wegen den Kindern nur einen Halbtagsjob, daher war das Geld auch jeden Monat knapp und so hatte sie beschlossen, noch zusätzlich putzen zu gehen, was sie samstags tat, da dort eine Freundin von ihr auf die Kinder aufpassen konnte. So hatte sie sich im Oktober bei einer Reinigungsagentur gemeldet und im November hatte sie unter dem deutlichem Hinweis, alles, was sie sehen würde, streng für sich zu behalten, die Putzstelle bei Florian vermittelt bekommen, der scheinbar explizit nach einer Frau angefragt hatte, die alleinerziehend war, um sie zu unterstützen und auch etwas mehr bezahlte, als von der Reinigungsfirma vorgegeben. Florian der Gutmensch.
Aber wieso hatte er mir von so etwas harmlosen nichts erzählt? Zumal Ina ihn nach eigenen Angaben bisher nur zweimal kurz gesehen hatte – beim ersten Mal, als er ihr einen Schlüssel gab und etwas mit der Wohnung vertraut machte und kurz im Dezember, als er ihr im Treppenhaus entgegenkam. Hatte er es im Trubel schlicht vergessen? Schämte er sich für irgendetwas? Oder wollte er gewisse Dinge doch vor mir verheimlichen? Aber gerade das Letzte würde keinen Sinn ergeben.
Es klingelte an der Tür und ich zog eine irritierte Grimasse. Wer klingelte denn kurz vor Sechs am Abend?
Ich ging an die Sprechanlage, doch draußen an der Straße meldete sich niemand. So legte ich wieder auf, ging zur Wohnungstür und sah aus dem Spion. Neben mir wedelte Loki mit dem Schwanz. Durch den Spion erkannte ich nicht viel, außer vielen Blumen. Irgendjemand hielt einen Blumenstrauß direkt vor den Spion und so rief ich durch die Tür: „Wer ist denn da?“
„Marc Meier, Niklas Michalke, Jack Frost, Carl Friedrich Gauß und Jesus – alles in einer Person, such dir aus, was dir lieber ist.“ Ich lachte und öffnete die Tür. Meinen Lieblingscharakter hatte er nämlich noch nicht aufgezählt.
„Ist Vincent nicht dabei?“ fragte ich lächelnd den Blumenstrauß, der sich dann nach unten bewegte und Florians Gesicht freigab, bei dem ich nicht schlecht staunte: Vor mir stand eine etwas älter gewordene Vincent-Version und mir schmolz förmlich das Herz dahin. „Hey soul sister…“, begrüßte er mich melodisch und ich zog ihn zu mir heran, für einen gefühlvollen Kuss. In mir flogen die Schmetterlinge wie vor einigen Jahren, ganz am Anfang, als wir uns angenähert und verliebt hatten. Ein unglaublich warmes Gefühl durchströmte mich. Als wir uns lösten, blickte ich verträumt in seine ebenfalls vor Glück strahlenden Augen. „Lass uns baden.“, schlug ich vor und er grinste. „Gerne.“
In der warmen und wie immer nach Wald duftenden Wanne lehnte ich mich mit dem Rücken an Florians Brust und seufzte behaglich. „Die Überraschung ist dir wirklich geglückt.“, stellte ich fest und drückte seine Hand, die auf meinem Bauch lag. „Meinst du jetzt den Blumenstrauß oder meine Frisur?“ Ich kicherte. „Beides.“ „Ich glaube, du bist die einzige Person, die mich mit raspelkurzen Haaren am liebsten hat. Die mit den längeren Haaren wird doch stark bevorzugt. Nur bei dir nicht.“, sinnierte er und zog unter Wasser mit der anderen Hand Kreise kurz unterhalb meines Busens. Es kitzelte ein wenig, gleichzeitig war es beruhigend und erotisch zugleich.
„So habe ich mich in dich verliebt.“, antwortete ich und genoss seine Berührungen. „Ich hatte doch bei der ersten Buchung noch die normale Frisur.“, wiedersprach er und ich rollte mit den Augen, was er Gott sei Dank nicht sah. „Ja. Aber da warst du nur ein Kunde. Ein gutaussehender und charmanter Kunde, aber mehr nicht. Wirklich verliebt habe ich mich bei den Buchungen, die darauffolgten. Da hast du mich förmlich in dich und dein Leben gelassen. Vielleicht ist es auch gerade das, was ich mit dieser Frisur assoziiere. Du hast mich emotional an dich herangelassen, ganz anders als alle anderen, und du hast mich von Anfang an wie etwas ganz besonderes behandelt. Vor allem hast du mich immer so angesehen.“, erinnerte ich mich und lächelte.
„Wie hab ich dich denn angesehen?“, fragte er gedämpft und ich lächelte noch ein wenig mehr, als vor meinen Augen der Florian vor einigen Jahren auftauchte, wie er mich so warm und liebevoll angesehen hatte.
„Du hast wie ein Liebender geschaut. Du hast mich angesehen, mit diesem warmen, liebevollen Blick, der mich dann nicht mehr losgelassen hat.“ „Losgelassen haben wir beide ja bis heute nicht und das soll auch so bleiben. Für mich gibt es nichts schöneres, als den Abend so mit dir zu verbringen.“ „Für mich auch nicht.“, stimmte ich ihm zu und drehte meinen Kopf so zu ihm, dass wir uns küssen konnten.
Später aßen wir bestellte Pizza auf der Couch, der Fernseher blieb aus, im Hintergrund spielte leise irgendeine CD mit verschiedenen langsamen Liedern, nur eine Lampe war in einer Ecke des Raumes angeschaltet, weiteres Licht spendeten einige angezündete Kerzen. Kurz: Es war der Inbegriff von Kitsch, den man in allen möglichen Liebesromanen las und als reinste Form von Romantik verkauft wurde. Aber trotzdem war es wunderschön, hauptsächlich, weil es diese intime Atmosphäre bildete, die nur uns gehörte.
Dennoch wollte ich ihn noch heute auf etwas ansprechen.
„Jan und Anna sind wieder zusammen. Du hast da scheinbar größtenteils dazu beigesteuert.“, informierte ich ihn und er sah zu mir herüber. „Na das ist doch schön.“ „Wieso hast du Anna aufgesucht?“, fragte ich harmlos nach und er zuckte mit den Achseln. „Ich befand, dass ihre Beziehung an diesem Punkt noch nicht zu Ende sein kann. Zudem ist es doch lächerlich mit der Freundin Schluss zu machen, weil man eine größere OP hatte und zeugungsunfähig ist.“ „Das sagst du so leicht.“ „Klar, ich bin nicht in der Situation. Aber manchmal müssen Impulse von außen kommen, um dem Subjekt zu zeigen, dass es auch anders weitergehen kann.“, entgegnete er und biss in seine Pizzaecke. „Jan hätte das Selbe getan.“, fügte er hinzu, nachdem er den Bissen gekaut und geschluckt hatte.
Nun zuckte ich mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Wahrscheinlich.“
„Siehste. Und morgen brauche ich dich als Übungs-Opfer.“ „Für was?“, schmunzelte ich und er biss wieder in seine Pizza. „Hab doch heute meinen Yoga-Lehrer-Kurs für den Film angefangen, der geht Montagmorgen weiter, aber morgen muss ich das bereits Gelernte umsetzen. Mal schauen, ob ich schon ein guter Lehrer wäre.“ Etwas skeptisch sah ich zu ihm herüber. „OK… Aber hoffentlich kommt morgen nicht gleich was brutal Schweres.“ Er grinste zweideutig. „Keine Sorge, wir steigern den Schwierigkeitsgrad nach und nach. Ich will ja nicht, dass du einen Schaden bekommst, sondern nach und nach schön beweglich wirst.“
Das zweideutige Grinsen wurde zu einem eindeutig versauten und ich schloss mich diesem an. „Soso, kann man dann davon auch was im Bett üben?“ „Aber sicher. Und auf der Couch, unter der Dusche, aufm Tisch, in der Küche…“
Weshalb er das mit seiner Putzfrau mir gegenüber nicht erwähnt hatte, vergaß ich komplett in den folgenden Stunden.
Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen. „Welche Arbeit?“, stellte ich die Frage und sie sah mich zum ersten Mal direkt an.
„Ich putze hier.“ „Florian hat eine Putzfrau?“, gab ich weniger feinfühlig von mir als ich wollte und sie nickte. „Seit November putze ich hier jeden Samstag für zwei bis drei Stunden.“ Innerlich atmete ich erleichtert auf. Äußerlich gab ich ein zustimmendes Brummen von mir. „Aha, OK, dann hat Florian es mal wieder verpasst, mir eine wichtige Information mitzuteilen…“
Sie versuchte ein entschuldigendes Lächeln, hängte ihre Jacke zu meiner an die Garderobe und zog sich ebenfalls die Schuhe aus. Anschließend ging sie zielgerichtet ins Arbeitszimmer, in welchem die Putzutensilien lagerten. Als sie mit diesen wieder in den Flur trat, machte ich ihr Platz, damit sie das nötige Wasser im Bad holen konnte. „Soll ich irgendetwas machen oder irgendwo hingehen?“, fragte ich etwas unsicher, da ich es gar nicht gewohnt war, jemand anderen für mich putzen zu lassen, zumindest nicht in den bekannten vier Wänden. Mara, Maximilians Haushälterin, hatte ich in meinem Gefühl auch nie als Putzfrau wahrgenommen, sondern als gute Seele des Hauses. Doch in diesem Fall war das ganz anders. Hierzulande war eine Putzfrau im privaten etwas verpönt, hatte das einen überheblichen Touch. Aber ich wusste, dass es im Ausland ganz anders aussah: Da nahmen sich besser verdienende Menschen sehr gerne eine Putzfrau, um etwas von ihrem Reichtum abzugeben und um die Ehre des anderen nicht zu kränken, wurden diese eben fürs Putzen bezahlt– gutes Geld für gute Arbeit quasi.
Aus welchem Grund Florian nun eine Putzfrau eingestellt hatte, konnte ich nicht beurteilen – wahrscheinlich vordergründig aus Faulheit und seinem Drang, es trotzdem sehr ordentlich und sauber zu haben. Ich würde ihn das fragen, wenn er wiederkam.
Bis dahin entschloss ich mich, etwas mehr über die Putzfrau zu erfahren.
Ich stellte mich in den Türrahmen zum Bad, in welchem sie bereits anfing, die Dusche zu schrubben.
„Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“, fragte ich harmlos und sie sah auf. „Ein Glas Wasser wäre schön… Aber bitte nicht zu viele Umstände.“ „Sie können auch etwas anderes trinken, keine falsche Bescheidenheit.“, ermutigte ich sie, da sie auf mich doch einen sehr verschreckten Eindruck machte. Dabei schien sie älter als ich zu sein.
„Nein, nein, ein Wasser ist gut. Sie können es auch in der Küche stehen lassen, da gehe ich als nächstes hin.“ „OK… Wie heißen Sie? Ich möchte Sie wirklich nicht überfahren, aber Florian hat mir leider so gar nichts von Ihnen erzählt, daher…“ Ich sprach nicht weiter, da ich hoffte, dass sie verstand, worauf ich hinaus wollte. Sie erhob sich und trocknete sich ihre Hände schnell ab. „Entschuldigung, ich bin sehr unhöflich… Mein Name ist Ina Klausmann, ich bin 33 Jahre alt und putze eben seit November für Herrn Fitz.“ Ich lächelte und reichte ihr meine Hand. „Mina Hauk, ich bin die…“ Ich stockte. Na eigentlich war ich die Verlobte von Florian. Trotzdem klang es noch seltsam, weswegen ich mich für das andere Wort entschied: „Freundin von Herrn Fitz.“ „Ich weiß, ich habe Sie schon auf Bildern gesehen. Und Ihr Ring sagt mir auch, dass Sie inzwischen mehr sind.“ „Ah, da ist Ihnen aufgefallen?“ „Ja.“, gab sie beinah beschämt zu und ich winkte lachend ab. „Bitte, nicht so schüchtern, ich beiße nicht.“
Als sie dann nach zweieinhalb Stunden penibelster Putzarbeit ging, strahlte die Wohnung förmlich und ich wusste einiges mehr: Ina war alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Alter von 5 und 8 Jahren, der Vater hatte sich – ganz klischeebelastet – mit einer Arbeitskollegin abgesetzt. Sie selbst hatte wegen den Kindern nur einen Halbtagsjob, daher war das Geld auch jeden Monat knapp und so hatte sie beschlossen, noch zusätzlich putzen zu gehen, was sie samstags tat, da dort eine Freundin von ihr auf die Kinder aufpassen konnte. So hatte sie sich im Oktober bei einer Reinigungsagentur gemeldet und im November hatte sie unter dem deutlichem Hinweis, alles, was sie sehen würde, streng für sich zu behalten, die Putzstelle bei Florian vermittelt bekommen, der scheinbar explizit nach einer Frau angefragt hatte, die alleinerziehend war, um sie zu unterstützen und auch etwas mehr bezahlte, als von der Reinigungsfirma vorgegeben. Florian der Gutmensch.
Aber wieso hatte er mir von so etwas harmlosen nichts erzählt? Zumal Ina ihn nach eigenen Angaben bisher nur zweimal kurz gesehen hatte – beim ersten Mal, als er ihr einen Schlüssel gab und etwas mit der Wohnung vertraut machte und kurz im Dezember, als er ihr im Treppenhaus entgegenkam. Hatte er es im Trubel schlicht vergessen? Schämte er sich für irgendetwas? Oder wollte er gewisse Dinge doch vor mir verheimlichen? Aber gerade das Letzte würde keinen Sinn ergeben.
Es klingelte an der Tür und ich zog eine irritierte Grimasse. Wer klingelte denn kurz vor Sechs am Abend?
Ich ging an die Sprechanlage, doch draußen an der Straße meldete sich niemand. So legte ich wieder auf, ging zur Wohnungstür und sah aus dem Spion. Neben mir wedelte Loki mit dem Schwanz. Durch den Spion erkannte ich nicht viel, außer vielen Blumen. Irgendjemand hielt einen Blumenstrauß direkt vor den Spion und so rief ich durch die Tür: „Wer ist denn da?“
„Marc Meier, Niklas Michalke, Jack Frost, Carl Friedrich Gauß und Jesus – alles in einer Person, such dir aus, was dir lieber ist.“ Ich lachte und öffnete die Tür. Meinen Lieblingscharakter hatte er nämlich noch nicht aufgezählt.
„Ist Vincent nicht dabei?“ fragte ich lächelnd den Blumenstrauß, der sich dann nach unten bewegte und Florians Gesicht freigab, bei dem ich nicht schlecht staunte: Vor mir stand eine etwas älter gewordene Vincent-Version und mir schmolz förmlich das Herz dahin. „Hey soul sister…“, begrüßte er mich melodisch und ich zog ihn zu mir heran, für einen gefühlvollen Kuss. In mir flogen die Schmetterlinge wie vor einigen Jahren, ganz am Anfang, als wir uns angenähert und verliebt hatten. Ein unglaublich warmes Gefühl durchströmte mich. Als wir uns lösten, blickte ich verträumt in seine ebenfalls vor Glück strahlenden Augen. „Lass uns baden.“, schlug ich vor und er grinste. „Gerne.“
In der warmen und wie immer nach Wald duftenden Wanne lehnte ich mich mit dem Rücken an Florians Brust und seufzte behaglich. „Die Überraschung ist dir wirklich geglückt.“, stellte ich fest und drückte seine Hand, die auf meinem Bauch lag. „Meinst du jetzt den Blumenstrauß oder meine Frisur?“ Ich kicherte. „Beides.“ „Ich glaube, du bist die einzige Person, die mich mit raspelkurzen Haaren am liebsten hat. Die mit den längeren Haaren wird doch stark bevorzugt. Nur bei dir nicht.“, sinnierte er und zog unter Wasser mit der anderen Hand Kreise kurz unterhalb meines Busens. Es kitzelte ein wenig, gleichzeitig war es beruhigend und erotisch zugleich.
„So habe ich mich in dich verliebt.“, antwortete ich und genoss seine Berührungen. „Ich hatte doch bei der ersten Buchung noch die normale Frisur.“, wiedersprach er und ich rollte mit den Augen, was er Gott sei Dank nicht sah. „Ja. Aber da warst du nur ein Kunde. Ein gutaussehender und charmanter Kunde, aber mehr nicht. Wirklich verliebt habe ich mich bei den Buchungen, die darauffolgten. Da hast du mich förmlich in dich und dein Leben gelassen. Vielleicht ist es auch gerade das, was ich mit dieser Frisur assoziiere. Du hast mich emotional an dich herangelassen, ganz anders als alle anderen, und du hast mich von Anfang an wie etwas ganz besonderes behandelt. Vor allem hast du mich immer so angesehen.“, erinnerte ich mich und lächelte.
„Wie hab ich dich denn angesehen?“, fragte er gedämpft und ich lächelte noch ein wenig mehr, als vor meinen Augen der Florian vor einigen Jahren auftauchte, wie er mich so warm und liebevoll angesehen hatte.
„Du hast wie ein Liebender geschaut. Du hast mich angesehen, mit diesem warmen, liebevollen Blick, der mich dann nicht mehr losgelassen hat.“ „Losgelassen haben wir beide ja bis heute nicht und das soll auch so bleiben. Für mich gibt es nichts schöneres, als den Abend so mit dir zu verbringen.“ „Für mich auch nicht.“, stimmte ich ihm zu und drehte meinen Kopf so zu ihm, dass wir uns küssen konnten.
Später aßen wir bestellte Pizza auf der Couch, der Fernseher blieb aus, im Hintergrund spielte leise irgendeine CD mit verschiedenen langsamen Liedern, nur eine Lampe war in einer Ecke des Raumes angeschaltet, weiteres Licht spendeten einige angezündete Kerzen. Kurz: Es war der Inbegriff von Kitsch, den man in allen möglichen Liebesromanen las und als reinste Form von Romantik verkauft wurde. Aber trotzdem war es wunderschön, hauptsächlich, weil es diese intime Atmosphäre bildete, die nur uns gehörte.
Dennoch wollte ich ihn noch heute auf etwas ansprechen.
„Jan und Anna sind wieder zusammen. Du hast da scheinbar größtenteils dazu beigesteuert.“, informierte ich ihn und er sah zu mir herüber. „Na das ist doch schön.“ „Wieso hast du Anna aufgesucht?“, fragte ich harmlos nach und er zuckte mit den Achseln. „Ich befand, dass ihre Beziehung an diesem Punkt noch nicht zu Ende sein kann. Zudem ist es doch lächerlich mit der Freundin Schluss zu machen, weil man eine größere OP hatte und zeugungsunfähig ist.“ „Das sagst du so leicht.“ „Klar, ich bin nicht in der Situation. Aber manchmal müssen Impulse von außen kommen, um dem Subjekt zu zeigen, dass es auch anders weitergehen kann.“, entgegnete er und biss in seine Pizzaecke. „Jan hätte das Selbe getan.“, fügte er hinzu, nachdem er den Bissen gekaut und geschluckt hatte.
Nun zuckte ich mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Wahrscheinlich.“
„Siehste. Und morgen brauche ich dich als Übungs-Opfer.“ „Für was?“, schmunzelte ich und er biss wieder in seine Pizza. „Hab doch heute meinen Yoga-Lehrer-Kurs für den Film angefangen, der geht Montagmorgen weiter, aber morgen muss ich das bereits Gelernte umsetzen. Mal schauen, ob ich schon ein guter Lehrer wäre.“ Etwas skeptisch sah ich zu ihm herüber. „OK… Aber hoffentlich kommt morgen nicht gleich was brutal Schweres.“ Er grinste zweideutig. „Keine Sorge, wir steigern den Schwierigkeitsgrad nach und nach. Ich will ja nicht, dass du einen Schaden bekommst, sondern nach und nach schön beweglich wirst.“
Das zweideutige Grinsen wurde zu einem eindeutig versauten und ich schloss mich diesem an. „Soso, kann man dann davon auch was im Bett üben?“ „Aber sicher. Und auf der Couch, unter der Dusche, aufm Tisch, in der Küche…“
Weshalb er das mit seiner Putzfrau mir gegenüber nicht erwähnt hatte, vergaß ich komplett in den folgenden Stunden.