Dont you worry child
von SwordMistress7
Kurzbeschreibung
Mina, die eine normale Arbeit gefunden hat, und Florian haben endlich zueinander gefunden und genießen ihre Beziehung. Doch mit dem neuen Jahr 2012 kommen neue Probleme. Und auch Minas und Jans Freundschaft wird durch Jans Beziehung zu Anna auf die Probe gestellt. Finden Florian und Mina ihr Glück - oder ist doch wieder seine Karriere im Weg? (Fortsetzung zu "Bad Romance")
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / Gen
Florian David Fitz
OC (Own Character)
30.01.2018
17.11.2020
55
96.014
11
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Dieses Kapitel
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20.09.2019
1.903
Plötzlich klingelte es laut in meinem Kopf: Romantisches Abendessen, mein Lieblingsessen, im Hintergrund ein Liebeslied, ein schick angezogener Florian, der seit dem Dessert angespannt wirkte – wollte er mir etwa einen Heiratsantrag machen?! Hier?! Heute?!
„Mina, ich weiß, den letzten Monat haben wir nicht überwiegend harmonisch miteinander verbracht, das bedauere ich inzwischen sehr, aber das ist ziemlich sinnbildlich für unsere Beziehung: Mal fahren wir gemeinsam nach oben und dann wieder nach unten. Wir haben gute, und wir haben schlechte Tage. So ist das Leben. Ich weiß dennoch ganz genau, dass ich die guten und die schlechten Tage nur mit dir verleben möchte. Wenn ich so zurückblicke, was wir durchgestanden haben, wird doch der Rest des Lebens fast ein Spaziergang werden, was meinst du?“
Aus seiner Hosentasche zog er eine kleine schwarze Samtschachtel, klappte sie auf und ein wunderschöner Ring kam zum Vorschein. "Möchtest du mit mir den Weg bis ans Ende gehen, mich heiraten und meine Frau werden?“
Gespannt sah er mich an, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Augen klebten förmlich an dem Ring, den er mir entgegenstreckte.
Er hatte einen Diamanten, zumindest sah es danach aus, der von beiden Seiten beinah gehalten wurde. Somit war der Ring durchbrochen in der Form, doch beide Seiten umschmiegten den Diamanten so, als würden sie in ihn fließen. Als wäre dieser Anfang und Ende zugleich. Der Treffpunkt zweier Stränge, die dort unwiderruflich zusammengeführt wurden. Noch nie hatte ich einen solch schönen Ring gesehen. Und das sollte meiner sein?
Ich bemerkte, dass der Ring in seiner Schachtel einer minimalen Erschütterung ausgesetzt war und verfolgte den Weg zurück. Dort kniete Florian immer noch, sichtlich angespannt – den hatte ich fast schon vergessen und eine Antwort war ich ihm auch schuldig, auch wenn es beinah offensichtlich war, was ich antworten würde.
„Ja Florian, das möchte ich, sehr gerne sogar!“, gab ich ihm die schon längst überfällig gewordene Antwort und stürzte mich beinah auf ihn, sodass er das Gleichgewicht verlor und mit mir auf ihm nach hinten sackte. Er lachte erleichtert und griff um meine Taille, um mich festzuhalten. „Da bin ich aber froh, ich dachte gerade schon, dass du dir überlegst, wie du es mir schonend beibringst, dass das mit der Ehe nichts wird.“ „Du bist ein Spinner.“, lachte ich glücklich und verdrückte zwei kleine Freuden-Tränchen, als ich ihn küsste und er sich dann mühselig mit mir aufsetzte. Beinah andächtig schob er mir den Ring über den linken Ringfinger und küsste mich noch einmal lange und liebevoll. „Für diese paar Sekunden bin ich der glücklichste Mann auf dieser Welt.“, wisperte er mir entgegen und lächelte dabei. „Wieso nur für ein paar Sekunden?“, fragte ich und lehnte meine Stirn gegen seine. „Na, bei 7 Milliarden Menschen auf der Welt wird irgendein anderer gerade vielleicht auch was Wunderschönes erleben, das ihn glücklich macht – auch ein Ja zur Heirat, oder die Geburt seines Kindes oder was weiß ich. Gibt ja viel, was Männer glücklich macht.“ Ich kicherte. „Da stimme ich dir zu.“
Wir erhoben uns und setzten uns wieder geordnet an den Tisch, doch Florian griff nach meiner Hand und strich mit dem Daumen darüber. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet.“ „Ich glaube, ich weiß es ganz gut, weil es mir ähnlich geht.“ Er lächelte breit und atmete tief ein.
Ich betrachtete den Ring an meinem Finger. „Der Ring ist wunderschön.“ „Platin. Und ein Diamant.“, erwiderte er und ich lächelte einseitig. „Das habe ich mir gedacht. Aber woher hast du meine Ringgröße gewusst? Ich habe nur zwei Ringe und die auch schon ewig nicht angehabt.“ Florian strich sich mit der Zunge über die Unterlippe. „Geheimnis.“ „Ach komm, sag schon!“, bettelte ich und er begann zu kichern. „Willst du es wirklich wissen?“ „Ja!“
Er kicherte weiter und antwortete mir mit einem schiefen Grinsen: „Wir haben beim Film so eine Art Ring-Rohling. Den bekommen wir immer vor Filmen, wenn wir Ringe bekommen sollen. Dann probiert man an dem Rohling verschiedene Größen aus und weiß dann, bei dem, der am besten passt, gleich die Größe, weil es dran steht. Den habe ich mir ausgeliehen und mal nachts, als du geschlafen hast, an dir ausprobiert. Du hast übrigens Ringgröße 18.“ „Und ich hab nichts gemerkt?“, fragte ich erstaunt und er zuckte mit den Schultern. „Nein, du hast ganz tief geschlafen. So gesehen war fast schon zu einfach. Aber enttäuscht bin ich trotzdem.“ Mir sackten die Schultern nach unten und ich sah ihn irritiert an: „Im einen Moment bist du der glücklichste Mann der Welt und dann sagst du, du bist enttäuscht?“ „Ja, du hast nicht gemerkt, dass ich dieses verdammte Lied singe, das seit einer Dreiviertel-Stunde im Hintergrund dudelt.“ Ich hörte genauer hin.
„I found a way to make you… I found a way… A way to make you smile… At my most beautiful…“ Stimmt. Das war tatsächlich Florians Singstimme, die da die bekannte Liebesschnulze trällerte.
„Hast du das extra wegen mir aufgenommen?“, fragte ich gerührt und ich spürte, wie meine Augen etwas feucht wurden. „Ja, ich dachte mir, wenn wir schon bei der Hochzeit auf einiges verzichten müssen, dann sollte zumindest das sein.“
Er löste seine Hand von meiner und lehnte sich in seinem Stuhl etwas nach hinten. „Mina, ich…“ „Ich weiß schon.“, unterbrach ich ihn, verharrte in der Position, in der ich war, „Wir heiraten nur standesamtlich und dann auch ganz sicher nicht in München. Eine kirchliche Trauung fällt raus, zum Einen weil du aus der Kirche ausgetreten bist, zum Zweiten, damit auch ja kein findiger Journalist oder Fotograf da irgendetwas mitbekommt und zum Dritten hätten wir wohl ein arges Problem mit ‚wen laden wir ein und wen nicht‘. Hab ich was vergessen? Ach ja, ich gehe sogar so weit und sage, du wirst auch keinen Ring tragen. Möchtest du da noch etwas hinzufügen oder reicht das an Verständnis?“
Er lächelte erleichtert. „Das alles macht dir nichts aus?“ Ich seufzte. „Ich kenne dich nicht anders und bekomme dich auch nicht anders. Also, wozu eine unnötige Szene machen. Klar, kann man da drüber ordentlich enttäuscht sein, aber am Ende ist es nur ein Fest. Mir würde es mehr bedeuten, wenn ich endlich auch mal bei deinen Geburtstagen zugegen sein dürfte. Und was Positives hat es auch – ich hab schon keinen Stress mit irgendeinem Brautkleid. Hab ich schon keinen Gewissenskonflikt, ob ein weißes Brautkleid nicht ironisch wäre. Und die meisten Brautkleider sind so unsäglich kitschig…“
Florian lächelte, stand auf und griff um mich. „Was wird das?“, fragte ich ihn. „Sowas wie Honeymoon. Nur eben schon vorgezogen und viel besser.“
Später kuschelte ich mich an Florians verschwitzte Brust und atmete tief ein und aus. Atemlos küsste er mein Haar. „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch.“, erwiderte ich und drückte meine Nase gegen seinen Brustkorb. „Können wir nicht einfach hier bleiben?“, murmelte ich und seine Brust erbebte durch sein Lachen. „Da hätte ich auch nichts dagegen.“ Ich seufzte. „Wir müssen dann auch einen Termin und Ort für die Eheschließung finden, der bei dir gut reinpasst, dass du danach zumindest eine Woche bei mir bleiben kannst.“ „Das wird schwer, aber vielleicht ergibt sich was spontan.“, erwiderte er und fuhr mit einer Hand bedächtig über meinen Kopf. „Wir werden was finden.“ „Hm. Ich frag mal Jan, was er vorschlagen würde, wo wir heiraten.“
Florian räusperte sich. Ich verließ meine bequeme und gut riechende Position, um aufzusehen. „Oder möchtest du das nicht?“ „Ich finde, wir sollten das noch einige Zeit für uns behalten. Wir beide haben viel zu wenig Geheimnisse, die nur wir kennen. Lass das doch unsere Secret little marriage-bubble sein.“, entgegnete er und küsste meine Stirn. „Aha. Dir ist aber schon bewusst, dass der Ring mehr als ein Statement ist, oder? Der schreit einen ja förmlich an, dass da was im Busch ist.“ „Deswegen hast du den bis wir geheiratet haben auch nur zu Hause an.“
Ich stutzte. „Das heißt, wir haben uns verlobt und ich habe einen totschicken und wahrscheinlich sündhaft teuren Ring bekommen, um das in unseren vier Wänden auszuleben? Tut mir leid, aber diese Logik erschließt sich mir dann doch nicht.“ „Es ist kein Vorwurf, aber ich traue niemandem, was sowas angeht. Da muss nur eine Kollegin bei dir in der Redaktion den Ring sehen und das einer Bekannten in einer anderen Zeitschrift stecken – und schon gibt es Schlagzeilen. Ich bin vorsichtig.“
„Na, ich würde es eher als panisch bezeichnen.“, grummelte ich und setzte mich auf. Er seufzte laut auf. „Mina bitte, du weißt doch…“ „Ja ich weiß, dein Beruf bedeutet dir alles. Und der bringt eben mit sich, dass du all deine intimen, privaten Dinge abschottest. Schon klar. Aber dass ich mich jetzt auch so abschotten muss, das ist mir neu.“ Er setzte sich ebenfalls auf und umfasste mich in Höhe des Schlüsselbeins. „Du wirst bald meinen Nachnamen tragen, da wirst du dich dann doch etwas mehr einschränken müssen.“ „Ach, so konservativ sind wir dann doch? Und das bekommt dann niemand mit, wenn ich plötzlich anders heiße?“, fragte ich sarkastisch, doch er blieb gelassen und hauchte einen Kuss auf meine Schulter. „Ich meine es ernst mit dir. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Der Rest liegt bei dir.“
Mitten in der Nacht wurde ich wach. Florian schlief friedlich an mich geschmiegt, ich lag auf seinem linken Arm, seinen rechten Arm hatte er um mich geschlungen, sein Kinn ruhte auf meiner Schulter, sein Atem streifte bei jedem Zug mein Schlüsselbein. Vorsichtig hob ich seinen Arm und rollte mich vorsichtig aus dem großen Bett. Ich ging auf die Toilette und auf dem Weg dorthin fiel mir mein Handy ins Auge, das auf einer Ablage lag. Ich griff es schnell und schloss hinter mir die Badezimmertür.
Nachdem ich mich gedankenverloren erleichtert und die Hände gewaschen hatte, tippte ich auf meinem Handy herum. Jans Bild erschien auf dem Display. Ich hatte eine der schönsten Neuigkeiten zu verkünden, ich könnte nicht glücklicher sein.
Doch der Ring an meinem Finger und der Armreif um mein Handgelenk fühlten sich unglaublich schwer an. Ich liebte Florian – und er wollte sich wohl ein Leben lang an mich binden, zumindest rechtlich gesehen, das war ein großer Liebesbeweis. Doch andere Männer zeigten stolz ihr Glück, dass Florian das wohl niemals tun würde und ich es nun bald auch verstecken sollte, belastete mich nun doch. Pragmatisch gesehen änderte sich für ihn nur etwas auf dem Papier – für mich aber vieles mehr. Es begann schon damit, dass ich eine Änderung im Grundbuch meines Hauses beantragen musste, vollkommen unwissend, ob Herr und Frau Fitz dann auch wirklich gemeinsam in diesem Haus wohnen wüden. Die Antwort kannte ich bereits: Er würde dort viel weniger sein, als ich. Ob er seine heißgeliebte Wohnung aufgab, war auch noch nicht gesagt. Allgemein – wir lebten zwar meist zusammen, aber wohnen, das war eine ganz andere Sache. Tausend Fragen irrten durch meinen Kopf, der Ring wurde zunehmend schwerer.
Jans Bild auf meinem Display verblasste. Ich tippte auf den Homebutton und mein Hintergrundbild mit Anzeige einiger Apps erschien. Wenn ich Jan anrufen würde, würde ich Florian verletzen. Vielleicht sollte ich statt alles mit Jan durchzudiskutieren und philosophieren einfach mal auf Florian vertrauen. Er musste sich diese Entscheidung noch reiflicher überlegt haben als ich. Somit wusste er schon, was auf ihn zukommen würde – und hatte mich trotzdem gefragt. Das hieß, er war sich allem bewusst und wollte es so.
Secret little marriage-bubble. Ich musste nur darauf vertrauen. Alles andere würde sich zeigen. Doch diese Annahme sollte sich noch als irreführend herausstellen.
„Mina, ich weiß, den letzten Monat haben wir nicht überwiegend harmonisch miteinander verbracht, das bedauere ich inzwischen sehr, aber das ist ziemlich sinnbildlich für unsere Beziehung: Mal fahren wir gemeinsam nach oben und dann wieder nach unten. Wir haben gute, und wir haben schlechte Tage. So ist das Leben. Ich weiß dennoch ganz genau, dass ich die guten und die schlechten Tage nur mit dir verleben möchte. Wenn ich so zurückblicke, was wir durchgestanden haben, wird doch der Rest des Lebens fast ein Spaziergang werden, was meinst du?“
Aus seiner Hosentasche zog er eine kleine schwarze Samtschachtel, klappte sie auf und ein wunderschöner Ring kam zum Vorschein. "Möchtest du mit mir den Weg bis ans Ende gehen, mich heiraten und meine Frau werden?“
Gespannt sah er mich an, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Augen klebten förmlich an dem Ring, den er mir entgegenstreckte.
Er hatte einen Diamanten, zumindest sah es danach aus, der von beiden Seiten beinah gehalten wurde. Somit war der Ring durchbrochen in der Form, doch beide Seiten umschmiegten den Diamanten so, als würden sie in ihn fließen. Als wäre dieser Anfang und Ende zugleich. Der Treffpunkt zweier Stränge, die dort unwiderruflich zusammengeführt wurden. Noch nie hatte ich einen solch schönen Ring gesehen. Und das sollte meiner sein?
Ich bemerkte, dass der Ring in seiner Schachtel einer minimalen Erschütterung ausgesetzt war und verfolgte den Weg zurück. Dort kniete Florian immer noch, sichtlich angespannt – den hatte ich fast schon vergessen und eine Antwort war ich ihm auch schuldig, auch wenn es beinah offensichtlich war, was ich antworten würde.
„Ja Florian, das möchte ich, sehr gerne sogar!“, gab ich ihm die schon längst überfällig gewordene Antwort und stürzte mich beinah auf ihn, sodass er das Gleichgewicht verlor und mit mir auf ihm nach hinten sackte. Er lachte erleichtert und griff um meine Taille, um mich festzuhalten. „Da bin ich aber froh, ich dachte gerade schon, dass du dir überlegst, wie du es mir schonend beibringst, dass das mit der Ehe nichts wird.“ „Du bist ein Spinner.“, lachte ich glücklich und verdrückte zwei kleine Freuden-Tränchen, als ich ihn küsste und er sich dann mühselig mit mir aufsetzte. Beinah andächtig schob er mir den Ring über den linken Ringfinger und küsste mich noch einmal lange und liebevoll. „Für diese paar Sekunden bin ich der glücklichste Mann auf dieser Welt.“, wisperte er mir entgegen und lächelte dabei. „Wieso nur für ein paar Sekunden?“, fragte ich und lehnte meine Stirn gegen seine. „Na, bei 7 Milliarden Menschen auf der Welt wird irgendein anderer gerade vielleicht auch was Wunderschönes erleben, das ihn glücklich macht – auch ein Ja zur Heirat, oder die Geburt seines Kindes oder was weiß ich. Gibt ja viel, was Männer glücklich macht.“ Ich kicherte. „Da stimme ich dir zu.“
Wir erhoben uns und setzten uns wieder geordnet an den Tisch, doch Florian griff nach meiner Hand und strich mit dem Daumen darüber. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet.“ „Ich glaube, ich weiß es ganz gut, weil es mir ähnlich geht.“ Er lächelte breit und atmete tief ein.
Ich betrachtete den Ring an meinem Finger. „Der Ring ist wunderschön.“ „Platin. Und ein Diamant.“, erwiderte er und ich lächelte einseitig. „Das habe ich mir gedacht. Aber woher hast du meine Ringgröße gewusst? Ich habe nur zwei Ringe und die auch schon ewig nicht angehabt.“ Florian strich sich mit der Zunge über die Unterlippe. „Geheimnis.“ „Ach komm, sag schon!“, bettelte ich und er begann zu kichern. „Willst du es wirklich wissen?“ „Ja!“
Er kicherte weiter und antwortete mir mit einem schiefen Grinsen: „Wir haben beim Film so eine Art Ring-Rohling. Den bekommen wir immer vor Filmen, wenn wir Ringe bekommen sollen. Dann probiert man an dem Rohling verschiedene Größen aus und weiß dann, bei dem, der am besten passt, gleich die Größe, weil es dran steht. Den habe ich mir ausgeliehen und mal nachts, als du geschlafen hast, an dir ausprobiert. Du hast übrigens Ringgröße 18.“ „Und ich hab nichts gemerkt?“, fragte ich erstaunt und er zuckte mit den Schultern. „Nein, du hast ganz tief geschlafen. So gesehen war fast schon zu einfach. Aber enttäuscht bin ich trotzdem.“ Mir sackten die Schultern nach unten und ich sah ihn irritiert an: „Im einen Moment bist du der glücklichste Mann der Welt und dann sagst du, du bist enttäuscht?“ „Ja, du hast nicht gemerkt, dass ich dieses verdammte Lied singe, das seit einer Dreiviertel-Stunde im Hintergrund dudelt.“ Ich hörte genauer hin.
„I found a way to make you… I found a way… A way to make you smile… At my most beautiful…“ Stimmt. Das war tatsächlich Florians Singstimme, die da die bekannte Liebesschnulze trällerte.
„Hast du das extra wegen mir aufgenommen?“, fragte ich gerührt und ich spürte, wie meine Augen etwas feucht wurden. „Ja, ich dachte mir, wenn wir schon bei der Hochzeit auf einiges verzichten müssen, dann sollte zumindest das sein.“
Er löste seine Hand von meiner und lehnte sich in seinem Stuhl etwas nach hinten. „Mina, ich…“ „Ich weiß schon.“, unterbrach ich ihn, verharrte in der Position, in der ich war, „Wir heiraten nur standesamtlich und dann auch ganz sicher nicht in München. Eine kirchliche Trauung fällt raus, zum Einen weil du aus der Kirche ausgetreten bist, zum Zweiten, damit auch ja kein findiger Journalist oder Fotograf da irgendetwas mitbekommt und zum Dritten hätten wir wohl ein arges Problem mit ‚wen laden wir ein und wen nicht‘. Hab ich was vergessen? Ach ja, ich gehe sogar so weit und sage, du wirst auch keinen Ring tragen. Möchtest du da noch etwas hinzufügen oder reicht das an Verständnis?“
Er lächelte erleichtert. „Das alles macht dir nichts aus?“ Ich seufzte. „Ich kenne dich nicht anders und bekomme dich auch nicht anders. Also, wozu eine unnötige Szene machen. Klar, kann man da drüber ordentlich enttäuscht sein, aber am Ende ist es nur ein Fest. Mir würde es mehr bedeuten, wenn ich endlich auch mal bei deinen Geburtstagen zugegen sein dürfte. Und was Positives hat es auch – ich hab schon keinen Stress mit irgendeinem Brautkleid. Hab ich schon keinen Gewissenskonflikt, ob ein weißes Brautkleid nicht ironisch wäre. Und die meisten Brautkleider sind so unsäglich kitschig…“
Florian lächelte, stand auf und griff um mich. „Was wird das?“, fragte ich ihn. „Sowas wie Honeymoon. Nur eben schon vorgezogen und viel besser.“
Später kuschelte ich mich an Florians verschwitzte Brust und atmete tief ein und aus. Atemlos küsste er mein Haar. „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch.“, erwiderte ich und drückte meine Nase gegen seinen Brustkorb. „Können wir nicht einfach hier bleiben?“, murmelte ich und seine Brust erbebte durch sein Lachen. „Da hätte ich auch nichts dagegen.“ Ich seufzte. „Wir müssen dann auch einen Termin und Ort für die Eheschließung finden, der bei dir gut reinpasst, dass du danach zumindest eine Woche bei mir bleiben kannst.“ „Das wird schwer, aber vielleicht ergibt sich was spontan.“, erwiderte er und fuhr mit einer Hand bedächtig über meinen Kopf. „Wir werden was finden.“ „Hm. Ich frag mal Jan, was er vorschlagen würde, wo wir heiraten.“
Florian räusperte sich. Ich verließ meine bequeme und gut riechende Position, um aufzusehen. „Oder möchtest du das nicht?“ „Ich finde, wir sollten das noch einige Zeit für uns behalten. Wir beide haben viel zu wenig Geheimnisse, die nur wir kennen. Lass das doch unsere Secret little marriage-bubble sein.“, entgegnete er und küsste meine Stirn. „Aha. Dir ist aber schon bewusst, dass der Ring mehr als ein Statement ist, oder? Der schreit einen ja förmlich an, dass da was im Busch ist.“ „Deswegen hast du den bis wir geheiratet haben auch nur zu Hause an.“
Ich stutzte. „Das heißt, wir haben uns verlobt und ich habe einen totschicken und wahrscheinlich sündhaft teuren Ring bekommen, um das in unseren vier Wänden auszuleben? Tut mir leid, aber diese Logik erschließt sich mir dann doch nicht.“ „Es ist kein Vorwurf, aber ich traue niemandem, was sowas angeht. Da muss nur eine Kollegin bei dir in der Redaktion den Ring sehen und das einer Bekannten in einer anderen Zeitschrift stecken – und schon gibt es Schlagzeilen. Ich bin vorsichtig.“
„Na, ich würde es eher als panisch bezeichnen.“, grummelte ich und setzte mich auf. Er seufzte laut auf. „Mina bitte, du weißt doch…“ „Ja ich weiß, dein Beruf bedeutet dir alles. Und der bringt eben mit sich, dass du all deine intimen, privaten Dinge abschottest. Schon klar. Aber dass ich mich jetzt auch so abschotten muss, das ist mir neu.“ Er setzte sich ebenfalls auf und umfasste mich in Höhe des Schlüsselbeins. „Du wirst bald meinen Nachnamen tragen, da wirst du dich dann doch etwas mehr einschränken müssen.“ „Ach, so konservativ sind wir dann doch? Und das bekommt dann niemand mit, wenn ich plötzlich anders heiße?“, fragte ich sarkastisch, doch er blieb gelassen und hauchte einen Kuss auf meine Schulter. „Ich meine es ernst mit dir. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Der Rest liegt bei dir.“
Mitten in der Nacht wurde ich wach. Florian schlief friedlich an mich geschmiegt, ich lag auf seinem linken Arm, seinen rechten Arm hatte er um mich geschlungen, sein Kinn ruhte auf meiner Schulter, sein Atem streifte bei jedem Zug mein Schlüsselbein. Vorsichtig hob ich seinen Arm und rollte mich vorsichtig aus dem großen Bett. Ich ging auf die Toilette und auf dem Weg dorthin fiel mir mein Handy ins Auge, das auf einer Ablage lag. Ich griff es schnell und schloss hinter mir die Badezimmertür.
Nachdem ich mich gedankenverloren erleichtert und die Hände gewaschen hatte, tippte ich auf meinem Handy herum. Jans Bild erschien auf dem Display. Ich hatte eine der schönsten Neuigkeiten zu verkünden, ich könnte nicht glücklicher sein.
Doch der Ring an meinem Finger und der Armreif um mein Handgelenk fühlten sich unglaublich schwer an. Ich liebte Florian – und er wollte sich wohl ein Leben lang an mich binden, zumindest rechtlich gesehen, das war ein großer Liebesbeweis. Doch andere Männer zeigten stolz ihr Glück, dass Florian das wohl niemals tun würde und ich es nun bald auch verstecken sollte, belastete mich nun doch. Pragmatisch gesehen änderte sich für ihn nur etwas auf dem Papier – für mich aber vieles mehr. Es begann schon damit, dass ich eine Änderung im Grundbuch meines Hauses beantragen musste, vollkommen unwissend, ob Herr und Frau Fitz dann auch wirklich gemeinsam in diesem Haus wohnen wüden. Die Antwort kannte ich bereits: Er würde dort viel weniger sein, als ich. Ob er seine heißgeliebte Wohnung aufgab, war auch noch nicht gesagt. Allgemein – wir lebten zwar meist zusammen, aber wohnen, das war eine ganz andere Sache. Tausend Fragen irrten durch meinen Kopf, der Ring wurde zunehmend schwerer.
Jans Bild auf meinem Display verblasste. Ich tippte auf den Homebutton und mein Hintergrundbild mit Anzeige einiger Apps erschien. Wenn ich Jan anrufen würde, würde ich Florian verletzen. Vielleicht sollte ich statt alles mit Jan durchzudiskutieren und philosophieren einfach mal auf Florian vertrauen. Er musste sich diese Entscheidung noch reiflicher überlegt haben als ich. Somit wusste er schon, was auf ihn zukommen würde – und hatte mich trotzdem gefragt. Das hieß, er war sich allem bewusst und wollte es so.
Secret little marriage-bubble. Ich musste nur darauf vertrauen. Alles andere würde sich zeigen. Doch diese Annahme sollte sich noch als irreführend herausstellen.