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Die blaue Gefahr

Kurzbeschreibung
GeschichteMystery, Fantasy / P18 / Gen
Alexandra Moreau Catherine Corrigan Nick Boyle OC (Own Character) Philip Callahan Rachel Corrigan
30.01.2018
30.01.2018
6
110.454
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30.01.2018 10.005
 
Wo möchtest du die Nacht verbringen?" fragte der Höllenfürst seine Frau nach Beendigung von Kat`s Geburtstagsfeier. Sie hatten den ganzen Tag nicht miteinander geredet und auch jetzt war er sehr kühl. Selvaggia merkte, dass er echt sauer sein musste. "Norderney." Er nickte und sie tauchten ein paar Sekunden später mit ihren Kindern in dem großen Bad wieder auf. Schweigend machten sie ihre Kinder fertig. Sie redeten eigentlich nur mit ihren Kindern. Nachdem die Kinder ins Bett gebracht wurden, brach Selvaggia das Schweigen. "Lucifer, wir müssen reden! " sagte sie, nahm seine Hand und zog ihn ins Schlafzimmer. "Es tut mir leid, wegen der Palmbuschen. Ich war so begeistert davon, dass ich nicht nachgedacht habe. Ich habe diesen hier gleich entfernt, du kannst also heute Nacht hier schlafen und in den anderen Häusern nehme ich sie auch wieder ab." sagte sie bereitwillig. Er nickte. "Okay ich schlafe hier, aber ich bin nach der ganzen Aktion mit den Palmbuschen, sprich dem Verkauf vor dem Notre Dame... nicht mehr gewillt mit dir in die Ostermesse im Petersdom zu gehen." Sie sah ihn ärgerlich an. "Wir hatten uns geeinigt, dass dir der Weihnachtsgottesdienst dort jedes Jahr erlassen wird, du aber wenigstens zur Ostermesse mitkommst."
"Ich weiß aber, ...nicht, wenn du dich wie ein Marktweib vor den Notre Dame stellst und diese Palmwedel verkaufst. Meine Kita hat so etwas nicht nötig! Ich habe mehr als genug Geld! Als erfolgreicher Industriemagnat geht mir mein Geld nie aus, solange die Geschäfte laufen und das tun sie... und selbst wenn es anders wäre, du weißt selbst, dass ich mittlerweile schon Unmengen an Geld besitze. Und solche Aktionen machen mich einfach wütend! Ihr hättet das vorher mit mir absprechen müssen und vor allem dir hätte klar sein müssen, dass ich diese Aktion mit den Palmbuschen nicht genehmigt hätte. Ich - gehe - dieses - Ostern - nicht - mit - in - die - Messe! Punkt! Ich gehe erst wieder zur Hochzeit von Michael und Maria und wenn Mario im Markusdom zum Erzbischof ernannt wird!" sagte er aufgebracht. "Ach mach doch was du willst!" sagte sie wütend, zog sich aus und ging ins Bett. Er tat es ihr gleich. Sie lagen voneinander weggedreht im Bett und schwiegen sich wieder an.
Am nächsten Morgen kamen sie mit ihren Kindern in die Küche um zu Frühstücken. Ilse war schon auf und hatte den Tisch bereits gedeckt. "Habt ihr denn noch nicht geredet?" erkundigte sich Ilse während sie den Kaffee für "ihren Sohn" machte, die natürlich merkte, dass die beiden nicht miteinander sprachen und spürte die eisige Stimmung die zwischen den beiden lag. "Das schon schon aber, ... es hat nicht viel gebracht. Es hat nur einen weiteren Streit hervorgerufen." antwortete er abgeklärt. Ilse schüttelte fassungslos und traurig zugleich den Kopf. Sie hatte noch keinen Streit der beiden mitbekommen und es gefiel ihr gar nicht. "Ihr seid unmöglich!" sagte sie seufzend. Weder Selvaggia noch Lucifer reagierten darauf. Nach dem Frühstück das heute sehr ruhig verlief zauberte er sich und seine Familie in den Himmel zu dem geforderten, monatlichen Treffen.
Sie wurden freundlich vom himmlischen Vater begrüßt und erwiderten den Gruß ebenso freundlich. Der himmlsche Vater, der natürlich merkte wie kühl die beiden miteinander umgingen und der auch den Streit mitbekommen hatte, wollte sich das nicht länger mit ansehen. "Selvaggia, kann ich dich bitte einen Moment unter vier Augen sprechen?" Die schöne Frau sah ihn überrascht und ein wenig ängstlich an. "Ja... sicher." antwortete sie zögernd. "Lucifer, du entschuldigst uns einen Augenblick!" sagte sein Vater und verschwand mit seiner Schwiegertochter. "So meine liebe Schwiegertochter... jetzt hörst du mir mal gut zu. Ich liebe Lucifer, wie alle meine Söhne. Er ist zwar der Fürst der Hölle, aber er ist mein Sohn und ich bin sehr froh, dass er seit Bestehen der Botschaft wieder mit dem Himmel zu tun hat. Als ich euch diese Privilegien gewährte, die ich sonst eigentlich keinem, und außer ihm sonst nur himmlischen Engeln zugestanden habe - obwohl ich überlege sie auch Samyaza zuzugestehen, doch das ist ein anderes Thema, tat ich das weil ich merkte, dass ihr für einander geschaffen seid. Aber ihr streitet zu oft - während der Schwangerschaften... gut okay... schwangere Frauen sind halt so, aber jetzt hast du keinen Grund so böse auf ihn zu sein. Du weißt, dass er diesen katholischen Kram nicht mag. Er ist schon so oft in die Messen im Vatikan mitgekommen und du weißt auch, dass er dabei viel auf sich nimmt. Du hast ihn mit den Palmbuschen schon genug gereizt, ich finde Lucifer ist im Recht, wenn er dir dieses Jahr die Ostermesse im Vatikan verweigert. Akzeptiere das und versöhne dich mit ihm, denn sonst werde ich eingreifen!" drohte er. Ich liebe euch beide Selvaggia, und ich werde nicht zusehen, wie ihr tagelang streitet! Und jetzt lass uns ein paar nette, gemeinsame Stunden miteinander verbringen und dann versöhnst du dich mit Lucifer!"
"Wo warst du Mama?" fragte Luciano, als sie wieder erschienen. "Ich... ich musste mit deinem Großvater ... reden." erklärte sie ihrem Sohn etwas stockend. Lucifer sah seinen Vater fragend an. Dieser lächelte seinen Ältesten nur an. Sie verbrachten die Zeit mit allgemeinen Gesprächen und waren zum Mittagessen wieder in Norderney, wo Ilse schon Essen gekocht hatte. Selvaggia führte nach dem Essen ein klärendes Gespräch mit ihrem Mann und entschuldigte sich nochmals. Selvaggia ging an Ostern zusammen mit Philip, Christian, Luciano und den Zwillingen in die Messe im Petersdom, während Lucifer zusammen mit Astaroth, Aine und seiner jüngsten Tochter in Lucifers Palazzo in Rom blieb. Kat und Julien waren ja bereits auf dem Kreuzfahrtschiff, das inzwischen auf Rhodos eingetroffen war, wo Michael und Maria die beiden in Empfang nahmen um mit ihnen Ostern auf orthodoxe Art zu feiern - was selbst für die junge Pastorin ein Novum war. "Wir könnten hier unsere kirchliche Trauung..." begann der Erzengel und seine Verlobte sah ihn entsetzt an und keuchte: "Never ever!  Bei diesen Ikonen kriege ich ja Albträume! Hast du die gruselige von dir gesehen? Die wo in griechisch Erzengel Michael draufsteht? Meinetwegen der Vatikan, Schatz, auch die Kirche auf Norderney oder Notre Dame - aber hier: Nur über meine Leiche!"
Kat kicherte leise. Julien räusperte sich verlegen und Michael sah Maria verdutzt an. „Aber ich habe mich für die orthodoxe Variante des Christentums entschieden, Maria. Hagiel und Metatron wählten die katholische, Lucifer die evangelische und...“ „Stopp!“ unterbrach die Pastorin ihn. „Du heiratest mich – und ich bin auch evangelisch – und Pastorin noch dazu! Ich bestehe auf einer evangelischen Hochzeit und Bischof Molching kann uns trauen!“ Ein leises Räuspern ließ sie erschrocken zur Seite blicken, wo der orthodoxe Geistliche stand. „Sie... wollen heiraten? Wie schön... aber das ist doch möglich... auch im Zusammenspiel der Griechisch-orthodoxen und der evangelischen Kirche... und Sie als Geistliche... Sie wissen was von Ihrer Seite aus notwendig ist...“ Maria nickte. „Gebet – vorzugsweise ein Psalmgebet, diverse Lesungen, eine kurze Predigt, Schriftworte zur Ehe, Trauerklärung, beziehungsweise Ja-Wort, Ringwechsel, das Ineinanderlegen der Hände, begleitet vom biblischen Wort aus Matthäus 19,6, dazu das Vaterunser,  diverse Segnung und Fürbitten – auch von unseren Familien und unseren Gästen, wenn die sich beteiligen wollen und dann werden Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch gesungen.“ sagte Maria und verschränkte die Arme über der Brust während sie finster zu Michael aufsah.
Der orthodoxe Geistliche nickte. „Das kommt unserem Verständnis nah. Psalm 127... könnte man als Psalmengebet vielleicht durchgehen lassen. Die  Fürbitten und die Segensgebete würde ich sprechen und dann folgt die Krönung. Die ist unerlässlich, da sie eins der Mysterien, der Sakramente ist. Dann folgt das Ineinanderlegen der Hände, die Lesung von Epheser 5,20–33 und Johannes 2,1–11, gefolgt von einigen weiteren Fürbitten, Gebeten und dem Vaterunser. Dann würde Ihnen der gesegnete gemeinsame Kelch gereicht. Das ist wohlgemerkt kein Abendmahl! Dann umschreiten Sie beide gemeinsam einen der Mitte stehenden Tisch... oder den Altar. Und dann wären Sie nach orthodoxem Verständnis verheiratet...“ „Und ich werde nicht mal nach meiner Meinung gefragt?“ fragte Maria. „Nach Ihrer Meinung?“ fragte der Geistliche verwirrt. „Na ja... ob ich ihn auch wirklich vor Gott heiraten will, meine ich?“ Verdutzt sah der Mann sie an. „Sie sind doch selbst Geistliche – wieso sollten Sie dann nicht ein Ehegelöbnis vor dem Herrn ablegen wollen?“ „Ich bin es gewohnt zu fragen – und daher... bestehe ich auf dem Punkt sozusagen... immerhin ist die evangelische Trauung ein Zuspruch des Segens für die Ehe... Ehe ist kein Sakrament! Jesus Christus war schließlich – zumindest laut Bibel - auch nicht verheiratet – ergo: Kein Sakrament!“ Der Geistliche schmunzelte. „Und bei diesen Ikonen hier krieg ich Panik! Vor allem bei der gruseligen von meinem Verlobten!“
Verblüfft sah der Geistliche sich um. „Ikone von ihrem Verlobten?“ fragte er und sah Michael an. „Ja, die da.“ sagte Maria und zeigte auf die vorher schon erwähnte Darstellung des Erzengels. Die Kirche war inzwischen praktisch leer. „Lästern Sie nicht, meine Liebe!“ tadelte der Geistliche sie. Michael lächelte mild. „Das tut Maria nicht, Edesimótate Papadopoulos...“ Er sah zur Tür wo gerade die letzte Besucherin der Ostermesse die Kirche verließ, bevor er auf seinem Rücken ein Paar Flügel erscheinen ließ und plötzlich in eine antike Rüstung gekleidet war. „Ich bin der Erzengel Michael, Edesimótate, und wie meine Brüder Metatron und Hagiel und ja, auch mein Bruder Lucifer, bekam ich von unserem Vater im Himmel einen freien Willen und die Erlaubnis zur Ehe und zur Gründung einer Familie mit dieser Frau, der ich mein Herz geschenkt habe und die Vater für mich gewählt und vorerst zur Cherubim erhoben hat.“ sagte er ruhig. Der Geistliche sank in die Knie, wurde aber sofort von Kat und Julien wieder hochgezogen. „Edesimótate, würden Sie... eventuell in einer evangelischen Kirche... mit einem evangelischen Pastor die Trauung vornehmen? Ich weiß, dass eine ökumenische Trauung in dem Maße wie im katholisch-evangelischen Kontext weniger möglich ist, aber... gemeinsam könnten wir eine Art Präzedenzfall schaffen... und das vielleicht mit Marias irdischem Vorgesetzen, dem Landesbischof von Württemberg...“ fragte Michael ruhig. „Ich kann kein Deutsch, erhabener Erzengel und ich... ich...“ „Edesimótate, das ist das geringste Problem! Ich würde mich freuen, wenn Sie darüber nachdenken und vielleicht zu einem positiven Ergebnis kommen. Melden Sie sich doch dazu bitte in der Botschaft in Paris.“
Er zog eine Visitenkarte aus der Luft. „Das ist die Visitenkarte von meinem Bruder Metatron, dem himmlischen Botschafer – sie erreichen im Vorzimmer der Botschafter entweder Euangelion, oder seine Sekretärin Asta... Callaghan-Roth. Rufen Sie bitte an, wenn Sie zu einer Entscheidung gekommen sind. Da ich hier auf Rhodos meinen Hauptwohnsitz habe, wären Sie das für mich zuständige Pfarramt. Maria ist die Hausgeistliche des Boulevard Haussmann und theoretisch dem Pariser Erzbischof Pierre Kardinal Pasquieu unterstellt, aber an sich ist ihr Vorgesetzter der Landesbischof von Württemberg, Carsten Molching. Und er ist auch für ihre ehemalige Pfarrkirche verantwortlich in der sie getauft wurde.“ Maria seufzte. „Hat er dir das verraten?“ Michael zwinkerte ihr zu. „Ich mag deinen Ex-Chef, mein Teufelchen.“ sagte er leise lachend. Verwirrt sah der Geistliche ihn an. „Wieso nennen Sie ihre Verlobte „Teufelchen“, erhabener Erzengel?“ Michael lachte laut auf. „Weil ihr deutscher Nachname „Teufel“ ist – und weil Lucifer sie immer damit aufzieht... denn sie hat ihn beeindruckt als sie auf sein: „Sie mögen Teufel heißen, aber ich bin der Teufel“ mit einem rotzfrechen „Na und?“ geantwortet haben soll.“
Der Geistliche keuchte auf. „Ich werde das mit dem Archmandriten Panosiologiotate Ioannis III. besprechen und auch mit Theofilestate Aristeidis, meinem Bischof...“ versprach er und griff nach der Visitenkarte. „Die beiden jungen Leute wissen, wer Sie sind, erhabener Erzengel?“ Michael grinste. „Natürlich. Katherine-Lucia-Merina-Maya-Micaela-Samira-Anais-Sigrune-Dieudonnée Corrigan-Rayne ist meine Patentochter und Vaters jüngste Seraphim... und ihr Verlobter, Julien Dubois, der Patensohn des Erzbischofs von Paris, ist als Juliel ebenso ein Seraphim. Katherine ist meine Stellvertreterin bei den himmlischen Heerscharen, gemeinsam mit Astaroth sind er und Katherine die drei Erzseraphim beider Seiten – sie dienen dem himmlischen Vater und Lucifer und sorgen in beider Namen für den Ausgleich, wo nötig... und bevor Sie fragen, Edesimótate: Juliel war einige Zeit zur Ausbildung in der Hölle und Katherine ist... auch Lucifers Patentochter, Astaroths ebenso, genauso wie Metatrons, Hagiels und Kerubiels – und von höllischer Seite hat Lucifer ihr König Paymon, Satanael und Gadreel als Paten gewählt und jeder von uns hat ihr einen Namen gegeben... in gewisser Weise... Astaroth hat – da er aus bestimmten Gründen nachgerückt ist – darauf verzichtet.“ Sprachlos starrte der Geistliche Kat an. Mit einem Seufzen sah sie zu Julien, der grinste und gemeinsam erschienen auch auf ihrem Rücken Flügel. „Nur damit Sie Onkel Mike glauben...“ meinte Kat.“
Sie ließen alle drei ihre Flügel verschwinden, verabschiedeten sich von dem inzwischen sprachlosen Geistlichen und verschwanden in Michaels Haus, das von Außen einer mittelalterlichen Festung glich. „Morgen in aller Frühe läuft euer Schiff wieder aus... wollt ihr gleich nach dem Essen auf Norderney zurück oder lasst ihr es auslaufen? Ist theoretisch ja egal. Ihr steuert dann ja die Emirate an.“ „Mir ist jetzt nach einem leckeren Essen von Tilly und Ilse!“ meinte Kat und grinste.
Am Abend waren Kat und Julien wieder auf dem Schiff. Sie hatten es sich auf dem kleinen Balkon ihrer Außenkabine gemütlich gemacht. „Meinst du, der Geistliche wird sich bei Astaroth oder Euangelion melden?“ fragte Kat ihren Verlobten – oder, zumindest mit geistlichem Segen, Angetrauten. „Auf jeden Fall. Das ist ein viel zu großes Prestige... da wird der Archmandrit selbst die Trauung vornehmen, wenn Michael das zulässt...“ Kat schnaubte. „Hoffentlich lässt er das nicht zu! Ehrlich gesagt halte ich Onkel Mike nicht für den Typen der den Geistlichen seiner „Ortsgemeinde“ außen vor lässt.“ „Ich auch nicht...“
Sie spielten noch eine Partie Rommé, bevor sie ins Bett gingen. Julien legte sich sofort auf sie und küsste sie verlangend. „Jetzt bist du fällig, meine Süße...“ raunte er ihr rau ins Ohr. Kat lachte. „Lass das, ich bin müde, Julien.“ Wehrte sie ihn ab. „Keine Chance, Liebling. Ich bin schon den ganzen Tag total geil auf dich und...“ „Julien! Hör auf! Ich habe Nein gesagt und...“ Er küsste sie erneut hart und fasste fast brutal an ihre Brust, was die junge Frau leise aufschreien ließ, weil es weh tat. Kat wehrte sich. „Hör auf, Süße, du willst es doch genauso wie ich!“ fauchte Julien. „Ja, aber nicht so und nicht jetzt wenn ich müde bin!“ entgegnete sie. „Hör doch auf dich zu zieren, mon chaton féroce! Ob ich dich heute zum ersten Mal nehme oder nächste Woche, das ist ja wohl egal! Und etwas Gegenwehr macht es noch geiler für mich. Also tu ruhig so als willst du nicht auch... Wir sind mit dem Segen von Maria und Onkel Pierre...“ Wütend schubste Kat ihn von sich herunter. „Mag ja sein! Aber entweder beherrscht du dich oder ich bitte Onkel Lucifer dich für die Dauer der Reise impotent zu hexen und bestehe auf getrennten Kabinen! Und wenn du dafür in eine der Innenkabinen umziehst!“ schnauzte sie ihn an. „Das tust du ja doch nicht, also komm her und mach die Beine breit, Kittykat!“ antwortete er anzüglich, griff nach ihr und riss sie auf das Bett zurück, wo er sie unter sich festhielt. Mit einem eisigen Blick rief Kat in Gedanken nach ihren beiden mächtigsten Paten und gleich darauf standen Belial und Metatron mit Michael in der Kabine.
Ein Blick und eine kurze mentale Verbindung mit seiner Patentochter reichte dem Höllenfürsten um die Situation augenblicklich zu erfassen. „Juliel! Wir haben nachgegeben, weil du versichert hast, dass du dich zusammenreißen kannst und Kat und wir darauf vertraut haben! Ganz offensichtlich ist das aber doch nicht möglich. Du wirst dich augenblicklich zu Samyaza in die Hölle begeben und erst am Morgen wieder zurück zu Kat kommen!“ Er wandte sich an Michael: „Würdest du Vater bitten Juliens... Triebe irgendwie zu unterdrücken? Ich will das ungern mit schwarzer Magie tun... Immerhin ist er auch ein Erzengel des Himmels und schwarze Magie ist da eher hinderlich...“ Michael nickte mit einem finsteren Blick auf den jungen Mann. Julien keuchte. „Hey, ich glaube kaum, dass das nötig ist – und immerhin dürfen wir miteinander schlafen – mit Erlaubnis von ganz Oben!“ Metatron packte den jungen Mann. „Miteinander heißt allerdings, Juliel, dass es im gegenseitigen Einverständnis ist und du Merinas Wünsche nicht derart ignorierst wie du es gerade getan hast. So wie Lucifer das in ihren Gedanken gelesen und Michael und mir übermittelt hat, war das ein: Du willst, weil du scharf wie Nachbars Lumpi bist und Kat ist müde und möchte schlafen, was dir völlig egal ist! Und da ihre einzige Option wäre zu einem schwarzmagischem Zauber zu greifen, der dich zu einem Eunuchen macht – und das dauerhaft, es sei denn Vater oder Lucifer greifen ein – hat sie ihn und mich gerufen!“ fuhr er ihn an.
„Verdammt! Wir sind verheiratet und sie ist meine Ehefrau!“ fauchte Julien. „Ja, deine Ehefrau vor Vater, ganz richtig! Allerdings nicht vor dem menschlichen Gesetz!  Sie ist nicht deine frei verfügbare Sexsklavin, deren Wünsche oder Befindlichkeiten du ignorieren kannst wie es dir beliebt!“ lautete Belials eisiger Kommentar. „Und du hast dich gerade nicht so verhalten, als würde dich in irgendeiner Weise interessieren ob Kat dich überhaupt will! Ganz ehrlich, Juliel, ich bin enttäuscht! Ich werde Vater nicht nur bitten, deine Triebe zu unterdrücken, ich werde ihm auch empfehlen dich wieder zu degradieren und darüber nachzudenken, dass du vielleicht nicht wirklich die richtige Wahl für Kat bist. Sie hat – wenn du dich nicht beherrschen kannst und nah davor warst sie gegen ihren Willen zum Sex zu nötigen – jemand besseres verdient! Und wenn es einer meiner Adjutanten oder einer der Fürsten der Chöre ist, meinetwegen auch Sandalephon – wenn der einen freien Willen bekommt – Kat und er wären – meiner Ansicht nach – ein ausgezeichnetes Paar als Fürstin und Fürst der Seraphim!“ sagte Michael ernst. „Meine Zustimmung dazu hast du...“ knurrte Metatron. „Und da Sandalephon mich vertritt ist ja an sich noch eine Stelle vakant in der Hierarchie des ersten Chores... unsere Patentochter wäre eine ideale Wahl...“
„Bitte, nein,... ich liebe Julien, aber...“ Michael legte Kat einen Finger auf die Lippen. „Das kann unser Vater sehr schnell ändern, Lucia-Micaela. Er schafft Gefühle und glaubst du nicht, dass deine starke Seele auch zu einem anderen, zu einem Seraphim passen würde?“ fragte er sanft. „Onkel Mike, bitte... Julien und ich sind seit... seit fast fünf Jahren füreinander vorgesehen – mal ganz abgesehen von der Zeit die wir in Himmel, beziehungsweise Hölle waren und die für uns doppelt vergangen ist. Er war die letzten Jahre an meiner Seite und in meinem Herzen. Er hat mit mir vor Entstehung der Botschaft die Reliquien gesucht um den apokalyptischen Reiter des Todes zu besiegen und...“ „Käthchen, bitte schweig!“ unterbrach Belial sie. „Metatron hat recht! Wenn Julien sich nicht beherrschen kann und du dich nicht traust ihn notfalls mit schwarzer Magie zu kastrieren, dann bin ich mit ihm auf einer Linie! Und glaub mir, Sandalephon, Camael, jeder unserer himmlischen Brüder, würde sich dir – auch mit dem stärksten freien Willen – niemals derartig aufdrängen! Ich bezweifle sogar, dass beispielsweise Gadreel, Armaros oder einige andere das täten...“
„Astaroth hat Philip Callaghans Willen auch ignoriert und...“ „Das, Julien Dubois, geht dich einen feuchten Kehricht an!“ erklang Astaroths Stimme scharf hinter Kat. „Die Situation war eine andere und ich habe in seinen Gedanken gelesen, dass er es wollte. Was hast du in den Gedanken der Frau gelesen, die der himmlische Vater dir als Gefährtin zur Seite zu stellen geruht hat?“ „Sie will mich!“ rief Julien verzweifelt. Kat sah ihn traurig an. „Ich hatte ganz klar gesagt, dass ich jetzt und hier nicht will und dir war es egal, Julien!“ flüsterte sie. Der Theologiestudent schlug die Augen nieder als er  in Astaroths Zügen Verachtung las. „Verstehe... man macht sich nicht mal die Mühe zu fragen. Ist ja nur die Frau die man vorgibt zu lieben...“ höhnte der himmlische Sekretär. „Und ich hatte dir einen Befehl erteilt! Ich denke, du willst nicht noch eine empfindliche Strafe obendrauf!“ fuhr Belial Julien an. Der nickte nur, sah Kat traurig an und flüsterte: „Verzeih... ich liebe dich wirklich... und ich...“ „Verschwinde!“ fuhr Astaroth ihn an und zog Kat in seine Arme. Mit einem verzweifelten Blick gehorchte Julien.
„Schlaf jetzt, Kat. Du hast das Richtige getan indem du Lucifer und Metatron gerufen hast – und Michael und ich sind auch nur durch Zufall da, weil er Euangelion und mich gerade informiert hat, dass wir einen Anruf vom für ihn zuständigen Pfarramt von Rhodos, dem Bischof oder dem „Lokalpapst“ kriegen könnten. Daher haben wir beide das mitgekriegt und sind auch hier. Vater wird – wahrscheinlich mit deinen beiden Lieblingspaten, sprich Lucifer und Metatron – entscheiden was er wegen Julien unternimmt. Wenn er sich – wider Erwarten – gegen ihn entscheidet, dann wird dich das fast nicht berühren. Du wirst vielleicht nicht einmal wissen, dass du Gefühle für ihn hattest...“ „Ich will keinen anderen, ich...“ Astaroth legte Kat einen Finger auf die Lippen. „Ich hatte diese Reise an sich als eine Art... nun ja... romantische Hochzeitsreise angedacht... es tut mir leid, dass ich Julien für stärker gehalten habe als er offensichtlich ist und du nun darunter leidest und allein reisen musst.“
In einem Lichtblitz erschien ein etwas verwirrt wirkender Sandalephon. „Wieso habe ich gerade von Vater den Auftrag bekommen Katherine auf einer... sechsmonatigen Reise zu begleiten während du, Metatron, mit Cassandra und Michael den Chor der Seraphim leiten sollst?“ fragte er. Kat wich entsetzt zurück. Metatron seufzte, Belial funkelte Michael wütend an und Astaroth stellte sich vor seine Patentochter. „Das ist jetzt nicht Vaters Ernst, oder?“ fragte der Höllenfürst den Seraphim. „Lucifer, ich habe nur den Befehl bekommen. Irgendwas sei hier gewaltig schief gelaufen und Katherine-Lucia-Merina bräuchte für die Reise eine Begleitung. Ich habe keine große Erklärung gekriegt!“ verteidigte Sandalephon sich. „Warte hier, Bruder, ich kläre das mit Vater!“ meinte Metatron und Astaroth und Belial schlossen sich an.
Der Höllenfürst nahm Kat in den Arm. „Käthchen, wir klären das, versprochen! Und auch wenn Vater doch anders entscheiden sollte... ich meine... Nein! Ich möchte, dass du zuhörst!“ sagte er, legte ihr die Fingerspitzen auf die Lippen und fuhr fort: „Wenn Vater doch anders entscheiden sollte, Kat, dann wird er unter seinen Engeln die beste Wahl treffen – und ehrlich gesagt: Ja, diese Wahl dürfte für dich Sandalephon sein: Pflichtbewusst, ernst, streng, ruhig, besonnen - all das, was du meist weniger bist... und ein Seraphim – wie du - und dir nicht durch die Taufe verbunden. Ansonsten... für’s erste versuch ihn zu sehen wie... einen großen Bruder oder einen Cousin....“
Damit verschwanden die vier und nur Sandalephon blieb zurück. „Sorry, nichts gegen dich, aber ich bin dann mal auf Angel Island. Genieß die Reise.“ meinte Kat und wollte ebenso verschwinden – doch es gelang ihr nicht. Der Seraphim seufzte. „Katherine, Vater weiß wie trotzig du sein kannst und hat dir die Reisefähigkeit genommen. Und er hat mir mehr erklärt als ich Lucifer und Metatron gegenüber zugegeben habe. Lass uns auf den Balkon gehen und reden.“ Er hielt ihr eine Hand hin. „Ich habe nicht das Bedürfnis...“ „Katherine, es ist wichtig. Wenn du nicht auf den Balkon willst – wohin möchtest du sonst?“ „Ich will meine Ruhe! Und wie Onkel Astaroth sagte: Dies war von ihm als mehr oder weniger Hochzeitsreise für Julien und mich gedacht und wo der nun weg ist hat das wenig Sinn.“ Sandalephon sah sie nachdenklich an und nickte. „Das Argument verstehe ich sehr wohl, Katherine, doch ich verstehe auch Vaters Sorge um dich und seine Verärgerung als er sah, wie Julien sich dir aufdrängen wollte. Ich möchte nur reden. Was ist daran so furchtbar?“ Er legte einen Arm um Kats Schultern und zog sie auf den Balkon, wo er sie sanft auf einen der Stühle drückte.
„Katherine, du weißt, ich bin Metatron sehr ähnlich und... du weißt sicher noch wie er reagiert hat als Vater ihn... geschickt hat um der Himmlische Botschafter zu werden...“ Kat nickte. „Er hatte Probleme mit den Gefühlen und Emotionen die mit dem freien Willen einhergingen und hat Cassie schwer verletzt.“ Sandalephon nickte. „Vater will auch mir...“ Er sah sie etwas unsicher an. „Gut, er will dir also einen freien Willen geben – aber was hat das mit mir zu tun? Oder mit der Tatsache, dass du hier bist? Ich glaube kaum, dass ich als Punching-Ball herhalten soll!“ fauchte Kat. Sein Blick wurde augenblicklich entsetzt. „Nein! Natürlich nicht! Vater... er... ganz im Gegenteil... er hofft eher, dass du in der Lage bist mich zur Räson zu bringen.“ Verblüffung malte sich in Kats Züge. „Ich soll dir eine runterhauen, wenn du dich wie ein Vollidiot benimmst?“ Sandalephon zuckte mit den Schultern. „Vielleicht... Katherine... ich... will dir nicht verschweigen, dass Vater mir Gefühle für dich gegeben hat. Sehr... starke Gefühle... und mir klar gemacht hat, dass ich auf dich aufpassen soll und... wenn Julien sich nicht bewährt...“ Er sah fast verlegen auf seine Hände. Kat keuchte auf. „Das ängstigt mich, mehr als ich auszudrücken vermag und als Seraphim sollte ich mit Worten sehr eloquent sein...“
Kat stellte mit einer Mischung aus Angst und Verwirrung fest, dass sie das Geständnis ihres Gegenübers fast rührend fand und ihre Gefühle für Julien nicht mehr so stark waren wie in ihrer Erinnerung. „Ich werde nichts tun was du nicht willst, Katherine, darauf hast du mein Wort. Wobei Vaters Worte durchaus lauteten: „Juliel wird merken, dass ich Katherine schon lange Zuneigung zu dir ins Herz gelegt habe und dir ebenso für sie. Anders als Cassandra Metatron gegenüber schwach war, wird sie sich gegen dich behaupten können. Ich will durchaus, dass Juliel Eifersucht verspürt, denn daran, wie sehr er um Katherine kämpft – und zwar nicht mit Gewalt, sondern mit Besonnenheit und Respekt – werde ich ihn wiegen! Danach werde ich seinen Wert bemessen und sollte er fehlen, wird er auf ewig Lucifer dienen und nur ihm allein!“ Ich denke, das solltest du wissen.“ „Und was meinst du dann mit „nichts tun was ich nicht will“? Um Julien eifersüchtig zu machen müssten wir miteinander „rummachen“, sprich knutschen, kuscheln... und das – sorry, Sandy..., ’tschuldigung, Sandalephon, kann ich mir mit dir nicht vorstellen. Dazu kenne ich dich zu wenig und habe zu wenig mit dir... gemein. Außerdem ist er nicht mal hier – ergo können wir uns das sowieso schenken...“
Ihr Gegenüber lächelte. „Er ist für heute in die Hölle geschickt worden – von Lucifer, ja. Aber morgen wäre er ja wieder da... allerdings in einer anderen Kabine... Abgesehen davon, Katherine, Liebe, Zuneigung kann mit der Zeit wachsen und...“ er hob beschwichtigend die Hand als sie ihn unterbrechen wollte, und fuhr fort: „... und du wirst merken, dass Vater daran gedacht hat. Dir wird es nicht unangenehm sein, wenn ich den Arm um dich lege oder dir einen Kuss auf die Wange gebe. Du vertraust mir auch zu einem gewissen Grad – momentan sogar mehr als Julien in dieser Hinsicht – dass ich dir nicht zu nah treten werde. Und noch etwas: Wenn unsere... oder ja, gut, meine Brüder, sprich Metatron, Michael, Lucifer und Astaroth, zurück sind... Vater wird sie mehr oder weniger auflaufen lassen..., dann möchte er mit uns beiden reden um dir selbst seine Entscheidung zu erklären.“ Mit einer Handbewegung von ihm erschien ein Glas Wasser auf dem kleinen Tischchen. „Trink. Ich spüre, dass du Durst hast und das Wasser aus der Quelle im Garten Eden wird dir gut tun, deliciae meae.“ „Mein Liebling? Latein? Das ist jetzt nicht dein Ernst!“ meinte Kat belustigt. Sandalephon zwinkerte schelmisch. „Griechisch hat Michael für sich reserviert. Lucifer bedient sich des Italienischen um Selvaggia zu verführen, Hagiel spricht Deutsch oder Friesisch mit Mathilde, Metatron Französisch mit Cassandra... und Englisch klingt für mich nicht andeutungsweise passend für dich, da du als Seraphim alle Sprachen beherrscht die notwendig sind.“
Kat spürte, dass sie grinsen musste. Hastig griff sie nach dem Glas und nahm einen Schluck. Sandalephon hatte recht gehabt, das Wasser tat gut. Er stand auf und trat hinter sie. „Ich will nur deine Schultern massieren. Keine Angst, aber ich fühle, dass du dich verspannt hast als ich dir... ich glaube, es heißt: „reinen Wein eingeschenkt“ habe.“ flüsterte er und gleich darauf seufzte Kat wohlig auf, merkend, dass sie wirklich verspannt gewesen war, als er sanft und unaufdringlich ihre Verspannungen mit sanften Händen löste.
„Was möchtest du dir in Dubai ansehen, wenn wir da einlaufen, Katherine?“ fragte er beiläufig. Kat zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Julien ist in sowas organisierter als ich.“ gab sie zu. „Und... nur eine kleine Anmerkung: Wenn du mich andauernd „Katherine“ nennst und nicht „Kat“, wird Julien nie wirklich... na ja...“ Mit einem leisen Lachen beugte er sich hinunter und flüsterte fast schon zärtlich an ihrem Ohr: „Und wenn ich dich „Lucia“ nenne? Ich weiß, dass du den Namen magst, den Lucifer für dich gewählt hat als du im Himmel getauft wurdest.“ Kat errötete. „Ähm... bist du dir sicher, dass dir nicht „Merina“ oder... oder „Anais“ oder „Micaela“ oder so... lieber ist?“ Er lachte leise und küsste sie sanft auf die Wange. „Sehr sicher.“
Ein wenig beklommen merkte Kat, dass ihr das – wie von Sandalephon erwähnt – nicht unangenehm gewesen war.  Sie räusperte sich. „Was... was würdest du dir in... Dubai ansehen... Sand...alephon?“ fragte sie. „Du kannst ruhig „Sandy“ sagen.“ hörte sie ihn belustigt, bevor er antwortete: „Nach menschlichen Maßstäben soll das Burj Khalifa, beziehungsweise die Aussichtsplattform auf 430 m Höhe, sehenswert sein. Und dann habe ich dafür gesorgt, dass wir drei Tage eine Suite im Burj Al Arab haben. Der Wasserpark Aquaventure könnte dir gefallen – er ist dem Atlantis angeschlossen. Obwohl wir zwei als Seraphim natürlich die Hitze der Wüste als sehr angenehm empfinden werden... aber... gut. Dann gibt es noch die Landschöpfungen wie „The Palm“ und „The World“ und es gibt das Gerücht, dass Frauen Shopping lieben – also vielleicht die Dubai Mall mit dem größten Indoor-Aquarium... Persönlich würde ich mir gern mit dir die Jumeirah Moschee ansehen – als Reverenz an Vater – um dort kurz zur Ruhe zu kommen. Immerhin ist es eins seiner Häuser... einer seiner Tempel... Und vielleicht interessiert dich auch der Gold-Souk, der Markt der Goldschmiede... Ich... würde dir gern... wobei, nein, das ist nicht angemessen...“ Kat schluckte. „Das klingt interessant... außer das Shopping... das finde ich langweilig. Wenn wir in die Mall gehen, dann nur um dies Aquarium zu sehen.“ Er lachte leise. „Das erleichtert mich.“
In diesem Moment räusperte sich Metatron an der Tür zum Balkon. Sein Blick war irritiert als er sah, wie sein Zwilling Kat sanft massierte und offensichtlich hatte er auch etwas von der Diskussion über die Aktivitäten gehört. „Oh, zurück, Bruder, was hat... Vater gesagt?“ fragte Sandalephon freundlich. „Als ob du das nicht wüsstest!“ schnauzte Kats Pate ihn an. „Er ist mit Michaels Idee dich und Kat zusammenzubringen völlig konform!“ Sandalephon zuckte mit den Schultern. „Du hast dem schließlich indirekt auch zugestimmt... „Meine Zustimmung dazu hast du...“ – das waren laut Vater deine eigenen Worte auf Michaels Idee Lucia mit einem seiner Adjutanten oder mir zu verbinden...“ „Und darum muss er dich gleich schicken und sie in dich verliebt machen? Das ist abartig! Ich hoffe für dich, dass du dich zurückhältst, Sandalephon! Mir liegt viel an meiner Patentochter und glaub mir, auch Lucifer und Astaroth – Lucifer über Blutzauber und Astaroth – wie ich – durch Höllen- und Himmelsfeuer an Kat gebunden, sind ernstzunehmende Gegner. Und wenn du sie verletzt, wirst du das teuer bezahlen! Auch wenn ich danach in die Hölle verbannt werde, wenn ich dich dafür zahlen lasse!“ Mit diesen Worten verschwand er.
„Tja... deliciae meae, soviel von Metatron...“ murmelte Sandalephon mit etwas Belustigung in der Stimme um dann sanft in ihren Gedanken fortzufahren: „Und nochmals meine Versicherung: Ich werde nichts tun, was du nicht auch willst, anima mea, cor meum...“
„Und unsere Meinung dazu kannst du auch gleich kriegen: Solltest du mein Käthchen verletzen, Sandalephon, dann kann selbst Vater dir nicht mehr helfen! Dann werde ich dich fertigmachen! Und jetzt hör auf sie zu begrabschen, Astaroth und ich werden sie mitnehmen.“ „Lucifer, ich glaube kaum, dass das in Vaters Absicht liegt, dass sie mit euch mitkommt. Und ich habe nicht die Absicht sie zu verletzen. Was den Punkt des „Begrabschens“ betrifft: Ich massiere gerade ihre verspannten Schultern, das ist mit Sicherheit nicht anstößig oder belästigend!“ Astaroth schnaubte leise. „Komm schon, Kat. Ich nehme dich auch mit nach Irland und dann unternehmen wir was mit Christian.“ Er ergriff ihre Hand und wollte verschwinden – mit ihr, doch es gelang ihm nicht. „Lucifer... ich kann sie nicht mitnehmen?!“ fragte er verblüfft an den Höllenfürsten gewandt. „Auch schon kapiert, Kleiner? Vater hat für Kat eine „Reisesperre“ verhängt. Keiner von uns kann sie mitnehmen und selbst verschwinden kann sie auch nicht. Sie ist jetzt auf diesem Schiff, mit Sandalephon und in seiner Nähe und wird es bleiben solange Vater meint, dass es sinnvoll ist.“
„Du kannst Lucifer und mich jederzeit erreichen, Kat! Falls Sandalephon eine Abreibung braucht, melde dich!“ sagte Astaroth hörbar verärgert und verschwand. Belial musterte den Seraphim streng, bevor er in Kats Gedanken etwas irritiert flüsterte: „An sich muss ich Vater recht geben... ihr zwei wirkt... irgendwie nett zusammen...“ laut fuhr er fort: „Und das meint Astaroth so! Melde dich ab und zu! Ich will wissen wie es dir geht! Vor allem weil die Reise teils jetzt etwas anders verläuft. Ich hatte eigentlich geplant, dass du mit Julien drei Tage in meinem Haus auf „The World“ verbringst. Ich habe mir nämlich Australien gesichert... aber da ist ja jetzt wohl eine Suite im Burj Al Arab gebucht... und ich fürchte, auch die anderen meiner Domizile sind damit... erledigt...“ Sandalephon lachte leise. „Nein, Bali ist geblieben, Seattle und Los Angeles. Auch Astaroths Haus in Buenos Aires und Metatrons in Sankt Petersburg.“ beruhigte er den Höllenfürsten. „Aha... aber Florenz, Wien, Istanbul, Bern, München, Augsburg, Hamburg, Amsterdam, Brüssel, Morlaix, Rouen, Reims, London, Edinburgh... all das fällt weg...“ warf Belial ihm vor. Sandalephon seufzte. „Hier und da, ja. Meine Güte, Lucifer, ihr habt versucht die zwei grundsätzlich in euren Domizilen unterzubringen wo du jederzeit jemanden schicken kannst um sie zu überwachen! Ist dir das mal aufgefallen? Glaubst du, das ist nötig, wenn ich bei Lucia bin?“ Irritiert blinzelte Belial. „Du nennst Kat Lucia?“ Sandalephon zuckte mit den Schultern. „Das ist schließlich der Name der ihr am liebsten von ihren Namen ist – wieso also nicht?“ Belial nickte. „Wie gesagt: Melde dich, Käthchen!“ Damit verschwand er.
„Tja... dann sollten wir vielleicht zu Vater aufbrechen. Komm, deliciae meae.“ forderte er sie freundlich auf und gleich darauf standen sie im Himmel, wo sie bereits erwartet wurden. „Was bitte soll das mit Julien?“ verlangte Kat ohne Begrüßung zu wissen. Ein leises Lachen war die Antwort. „Herzlich willkommen, mein Kind. Setz dich bitte.“ Sandalephon zog sie zu einem Sessel, setzte sich und zog sie auf seinen Schoß. „Katherine, Julien hat gefehlt... Er hat nicht auf dich gewartet und bei seinem letzten Auftrag, als er in Chile war, mit einigen Frauen aus dem Gefolge von Ernesto da Silva engeren Kontakt gehabt – auch über deinen Geburtstag hinaus. Damit du es nicht merkst hat er zu Magie gegriffen, die jedem Engel eigen ist und das verschleiert. Das ist – da ich dich in seine Obhut gegeben und klar gemacht hatte, dass ihr füreinander bestimmt seid – in meinen Augen Ehebruch. Er hätte auch während des Auftrages nicht mit anderen Frauen intim werden müssen, denn als Engel, gerade mit seiner Erfahrung als Dynameis, hätte er Gedanken und selbst Technik mühelos mit seinen Kräften kontrollieren und manipulieren können.“ Kat schluckte. Sie merkte, wie ihr diese Eröffnung einen Stich versetzte. „Er... er hat mich... betrogen?“ flüsterte sie und wusste, dass ihr Gegenüber sie nicht anlog. „Ja. Und als er dir dann vorhin Gewalt antun wollte, meine Tochter, habe ich beschlossen, dass er sich erst bewähren muss. Er wird weiterhin im Dienst von Lucifer und mir bleiben, doch wenn er es nicht schafft diesen Fehler wieder gut zu machen, dann werde ich ihn zum Kyriotes degradieren und hoffe, dass du meine Entscheidung gegen ihn als deinen Gefährten akzeptierst.“
„Weiß Onkel Lucifer wieso... Julien... dass er mit anderen Frauen... mit... drogenabhängigen Frauen...?“ begann Kat stockend. Sandalephon zog sie in seine Arme. „Er vermutete es und hat es dann in seinen Gedanken gelesen. Darum war er auch gegen diese für sein Empfinden zu frühe Verbindung und hat nicht verstanden wieso Vater sie akzeptieren wollte – was jedoch ein Test war, wie sehr er sein Aggressions- und Sexpotential unter Kontrolle hat – ein Test, den er nicht bestanden hat, als er dich vorhin fast vergewaltigt hätte.“ antwortete er ihr. „Gut, verstanden... und jetzt?“ Der Herr lächelte. „Ich will wissen ob er seine Gefühle kontrollieren kann. Seine Wut, seine Lust, Begierde, Eifersucht... wenn nicht, dann verspreche ich dir, wirst du ihn nicht vermissen und mit Sandalephon einen dich liebenden, auf Händen tragenden Gefährten haben, der dich ergänzt, stärkt und den du ebenso ergänzt und unterstützt.“ Kat nickte.
„Ich spüre, dass du müde bist, komm, Lucia, cor meum.“ flüsterte Sandalephon, stand mit ihr auf dem Arm auf, verabschiedete sich und erschien in der Kabine auf dem Kreuzfahrtschiff mit ihr. „Ich... warte draußen bis du dich fertig gemacht hast.“ murmelnd öffnete er die Tür zum Korridor und ließ sie allein. Kat grinste. Sandalephon war offensichtlich sehr schüchtern, obwohl er als Engel zweifellos bereits mehrmals unbekleidete Frauen gesehen hatte und sie sich nicht geschämt hätte... seltsamerweise...
Als er eine gute halbe Stunde später wieder in die Kabine trat, lag Kat bereits im Bett. „Lucia, anima mea, ich... vermutlich wird Juliel sehr früh... ich rühre dich wirklich nicht an, aber... Vater hat mir ein Schlafbedürfnis aufgezwungen...“ sagte er leise, verschwand ebenfalls kurz im Bad und legte sich dann in einem hellen Pyjama neben sie ins Bett. „Bonam noctem! Et pulchra somnia, amatissima!“ Zärtlich küsste er sie auf die Wange und legte einen Arm um sie, was Kat das Gefühl gab, beschützt und sicher zu sein. Sie lächelte. „Auch dir eine gute Nacht und schöne Träume, amicus meus.“ Er lachte leise. „Mein Freund? Ach Lucia, Engelchen...“ flüsterte er belustigt und auch ein wenig frustriert. Sie musste lächeln. Irgendwie war Sandalephon auf hilflose Weise nett und versuchte auf ganz reizend altmodische Art zu flirten. Es fiel ihr recht leicht in seinem Arm einzuschlafen und als sie am Morgen von einem sichtlich wütenden Julien geweckt wurden, merkte sie errötend, dass sie sich an Sandalephon gekuschelt hatte. "Was soll das? Kannst du mich wirklich so einfach austauschen, Kittykat, süßes Kätzchen? Für so eine Schlampe hätte ich dich nicht gehalten, einfach widerlich! Aber ich werde dir zeigen, dass der Sex mit mir alles ist was du brauchen wirst!" zischte Julien und bevor der dadurch erwachende Sandalephon reagieren konnte, war Juliel verschwunden.
Der Höllenfürst saß wütend, enttäuscht und frustriert mit einer Tasse Kaffee auf den Treppen der Veranda seines Hauses auf Norderney und starrte auf das Meer. Er hatte sich seinen schwarzen Mantel angezogen, sowie den dunkelblauen Schal, den er mal von seiner Frau bekommen hatte, da es heute sehr kühl und windig war. Er umklammerte mit beiden Händen, die warme Kaffeetasse und zitterte leicht, weil ihm etwas kalt war.
Ein wütender Julien tauchte vor ihm auf. "Was soll das? Warum liegt Sandalephon mit meiner Verlobten im Bett?" fauchte er seinen höllischen Chef wütend an. Dieser schloss die Augen, nahm einen Zug seiner Zigarette, die er sich gerade angezündet hatte und versuchte grad sich etwas zu beruhigen, um seine Aggressionen nicht nonverbal an Julien auszulassen. Er musste sich sichtlich beherrschen. Er rieb sich kurz über die Schläfen, die eben zu schmerzen begannen, zudem verspürte er nach wie vor ein krampfartiges Schmerzgefühl in der Magengegend, das aber im Moment, wenn auch recht heftig, noch zu ertragen war. Er fragte sich gerade, wie er die Kopf- und Magenschmerzen, die er die letzten Monate wegen des eher privaten Stresses hatte, der ihn gefühlsmäßig ziemlich belastete in den Griff bekommen sollte, wenn da immer noch mehr dazu käme. "Wenigstens beweist du jetzt gerade, dass du Mut hast. Mich derart anzufahren - morgens - während ich meine erste Tasse Kaffee trinke - und momentan ohnehin in einer miesen Stimmung bin. Aber du bist doch selbst schuld! Du hast versagt Julien! In jeder Hinsicht! Versuchst mein Käthchen zu vergewaltigen..." Er atmete einmal tief ein und wieder aus. "Und du hast sie betrogen!" Julien starrte den gefallenen Engel der vor ihm auf den Stufen der Veranda saß erschrocken an. "Woher weißt du das?" Lucifer seufzte. "Woher wohl? Ich war mal so dreist und habe mich in deine Gedanken gehackt und mit einem Zauber dafür gesorgt, dass du es nicht merkst. Als du in Chile warst... ich hatte einfach das Gefühl... dir nicht trauen zu können, was dein sexuelles Verlangen angeht und ich hatte leider recht." Betroffen senkte Julien den Kopf. "Es tut mir ja auch leid und... es war keine Liebe dabei und..." Er unterbrach ihn.
"Ich verstehe das in gewisser Weise sogar. Ich war ja nicht gerade unschuldig was das angeht, bevor ich mit Selvi zusammen kam. Aber ich habe mich niemals an menschlichen Frauen vergangen. Und mein Sex mit den Dämoninnen war einvernehmlich. Ich habe niemals versucht eine zu vergewaltigen, noch habe ich jemals jemanden betrogen! Mit Astarte führte ich zwar eine sehr langjährige Sexbeziehung und bin ihr auch gefühlsmäßig näher gekommen, aber nur freundschaftlich. Aber seine wahre Liebe... betrügt man nicht! Ich habe im Moment echt Zweifel, ob Kat deine wahre Liebe ist. Und du hast jegliches Vertrauen verloren - du würdest Kat auch wieder betrügen, was sie nicht verdient hat und Sandalephon wird das niemals machen. Vielleicht ist er ja wirklich die bessere Wahl als Ehemann." Julien holte Luft um etwas zu sagen, Lucifer ließ ihn jedoch nicht zu Wort kommen. "Keine Erklärungen, oder Ausreden bitte. Geh mir jetzt einfach aus den Augen. Ich will momentan weder was sehen noch hören von dir!" sagte er kalt und sehr streng. "Aber ich..."  "Verschwinde!" brüllte er den jungen Mann an. Julien zuckte zusammen und verschwand sofort. Er zauberte sich diesmal eine zweite Tasse Kaffee, da er erstens keine Lust hatte in die Küche zu gehen und zweitens fühlte er in seinem Magen gerade einen, wenn auch nur einen kurzen Moment, aber dafür sehr heftigen Schmerz, dass ihm jede Bewegung unmöglich war. Er hätte schreien können vor Schmerz - unterdrückte diesen jedoch, da er nicht wollte, dass seine Familie, die in der Küche beim Frühstück saß, es mitbekam.
Er dachte gerade darüber nach, ob nicht Sandalephon ernsthaft die bessere Wahl für Kat wäre. Er hatte jegliches Vertrauen in Julien verloren. Und er wollte keinen Mann für Kat der sie betrügen würde – beispielsweise, wenn sie gerade unpässlich war, aber ihrem Gefährten der Sinn nach Sex stand. Ihm wurde gerade klar, wie sehr es ihm naheging, wenn es um seine Patentochter ging, für die er väterliche Gefühle entwickelt hatte. Wenn ihm das dermaßen starke Magenschmerzen bereitete, denn wenn er jetzt darüber nachdachte hatte er das erste Mal diese heftigen Magenschmerzen, als dieser Streit mit seinem Käthchen war und jetzt ging es wieder um seine Patentochter. Er kam sich momentan so hilflos vor. Er wusste er würde als nächstes mit Derek und Rachel reden müssen, denn die wussten noch nichts von den Geschehnissen und dass Julien Kat betrogen hatte. Sein Vater hatte es ihm überlassen, da es sich um eine sehr persönliche, familiäre Angelegenheit handelte und Lucifer der wohl engste Vertraute und beste Freund von Derek und Rachel war.
Nachdem er seinen zweiten Kaffee ausgetrunken hatte rappelte er sich auf und betrat die Küche. "Ich muss jetzt nach Angel Island um mit Derek und Rachel zu reden." sagte er leise, während er seine Tasse in den Spültisch stellte. Kurz darauf erschien er in der Eingangshalle von Dereks Haus. Lautlos lief er zur Küche, lehnte sich an den Türrahmen und klopfte an die Tür um nicht zu plötzlich einzutreten und niemanden zu erschrecken - schon gar nicht die schwangere Rachel. Das was er zu berichten hatte würde ohnehin ein kleiner Schock für Kats Eltern sein.
Die Zwillinge standen auf und rannten auf ihren Lieblingsonkel zu. Er nahm beide in den Arm und drückte sie ganz fest. "Ist dir kalt Onkel Lucifer?" fragte Luciana, da er immer noch seinen Mantel anhatte. "Ich saß bis eben auf der Verandatreppe und habe auf das Meer geschaut." erklärte er leise. Derek und Rachel sahen sofort, dass es ihm nicht gut ging. Er betrat die Küche und setzte sich mit an den Tisch. Rachel stellte ihm eine Tasse hin und schenkte ihm sofort Kaffee ein. "Onkel Lucifer, spielst du mit uns?" fragte Lucas Lucian. "Heute nicht mein Kleiner. Ich muss nachher mal mit deiner Mama und deinem Papa reden, sobald ihr mit essen fertig seid." antwortete er. Er trank wortlos seinen Kaffee.
Derweil legte das Schiff im Hafen an und sie wurden bereits von einem Chauffeur mit einem Rolls Royce erwartet, der sie zum Hotel brachte. Als sie das Burj Al Arab betraten hatte Sandalephon beschützend einen Arm um Kat gelegt und führte sie zur Rezeption. „Ah, Mr. Dale-Ponte, herzlich willkommen in unserem Haus. Schön Sie wieder als Gast begrüßen zu dürfen.“ Sandalephon bedankte sich lächelnd auf Arabisch und plauderte mit dem Empfangschef des Hotels. „Ich habe, wie von Ihrem Büro aus gewünscht, die Royal-Suite für sie reserviert – für drei Nächte. Sie hätten aber auch direkt in Ihrer Suite einchecken können, Mr. Dale-Ponte.“ Sandalephon lächelte. „Ich weiß, aber dann hätte ich meiner Cousine Katherine-Lucia das Vergnügen versagt Ihre unglaubliche Eingangshalle zu sehen. Ist alles vorbereitet wie von meinem Büro gewünscht?“ „Natürlich. Das Abendessen wird ihnen von Ihrem persönlichen Butler serviert sobald Sie sich frisch gemacht haben.“ Damit reichte der Empfangschef ihm ein goldenes IPad und sofort war ein Page da, der das wenige Gepäck das Sandalephon mitgeführt hatte zum Fahrstuhl brachte. „Kommst du, amatissima?“ sagte ihr Begleiter liebevoll und nahm die Chipkarten für die Suite entgegen. Sanft legte er ihr eine Hand in den Rücken und führte sie dem Pagen hinterher zum Fahrstuhl. „Das ist übrigens unser Privatfahrstuhl für die Royal-Suite.“ informierte er sie telepathisch. „Die... Royal-Suite? Und die scheinen dich hier zu kennen – oder ist das nur ein Trick?“ fragte sie ebenso zurück.
Sandalephon lächelte versonnen. „Nein, kein Trick – ich bin des Öfteren hier gewesen. Vater hat uns immer... ermutigt uns auf der Erde Betätigungsfelder zu suchen. Michael hat sich im Tourismus stark engagiert und im Bauwesen – gerade in Griechenland. Da auch immer gern bei restaurativen Sachen... Lucifer – das weißt du – hat seine Hände praktisch überall im Spiel und Sariel hat beispielsweise durch die Jahrhunderte immer mal als Arzt gearbeitet... Metatron hat sich irgendwann mal auf Unternehmensberatung spezialisiert – und auf Personenberatung und Coaching... also sprich Politiker beliebt machen und so. Ich bin ebenfalls etwas... umtriebiger – ähnlich wie dein Lieblingspatenonkel...“ „Was tust du?“ Sandalephon schmunzelte sichtlich. „So neugierig, Lucia, deliciae meae?“ fragte er belustigt. „Nun ja, schon... Immerhin habe ich bis vor fünf Minuten gedacht, dass ihr alle – im Gegensatz zu Sariel und Onkel Lucifer – mehr oder weniger... rumlungert...“ gestand Kat und errötete leicht. „Dass wir was?“ fragte Sandalephon belustigt, „Dass wir rumlungern?“ In diesem Moment kamen sie in der Suite an, der Page stellte das Gepäck ab. „Ihr sonstiges Gepäck ist bereits eingetroffen und Ihr Butler hat die Kleidung bereits verräumt, Sir, Madam.“ „Danke.“ sagte Sandalephon freundlich und gab dem jungen Mann ein größeres Trinkgeld, worauf sich dieser bedankte und verschwand.
„Also: Was machst du nun?“ verlangte Kat zu wissen und sah ihn neugierig an. Ihr Begleiter lächelte. „Medien, Technik – medizinische Technik und IT-Dienstleistungen, Logistik und Reproduktionsmedizin... Ich bin Arzt und zwar ein recht erfolgreicher im Bereich der In-Vitro-Fertilisation... aber auch im Bereich des Schwangerschaftsabbruchs... also an sich... letzterer Bereich fällt ja etwas mit in meinen Kompetenzbereich... aber es war mir dann doch etwas zu langweilig und da habe ich mich halt nach weiteren Aufgaben umgesehen... Und inzwischen bin ich – vielleicht nicht ganz so reich wie Lucifer – damit recht wohlhabend geworden.“ „Wow... gut, damit hatte ich jetzt so nicht gerechnet...“ murmelte Kat sichtlich verblüfft. Sandalephon lächelte verschmitzt. „Das habe ich gemerkt... Und ich war als Arzt mehrmals hier in den Emiraten... Einige Babys sind durch künstliche Befruchtung entstanden in den Herrscherfamilien – wobei man da natürlich zu Stillschweigen verpflichtet ist...“
Die Kinder verzogen sich nach oben in ihre Zimmer. "Was ist los, Lucifer? Du siehst grauenvoll aus, also rein gesundheitlich gesehen - wenn ich es mal so ausrücken darf. Hast du immer noch Probleme mit dem Magen?" fragte Derek seinen brüderlichen Freund, sichtlich besorgt. "Jetzt wohl wieder, es war zwischendrin schon mal besser. Und ich muss etwas sehr Wichtiges mit euch besprechen. Ich weiß gar nicht... wie ich anfangen, beziehungsweise es euch beibringen soll." antwortete er bedrückt. Rachel lief zu ihm, bückte sich etwas und umarmte ihn freundschaftlich. "Deinem Neffen geht es übrigens sehr gut... bevor du fragst." flüsterte sie ihm ins Ohr, was ihn lächeln ließ. "Derek hast du irgendetwas starkes da, Whiskey, Wodka oder so... ich brauche ein klein wenig Mut... , glaube ich." flüsterte er leise aber dennoch für beide hörbar.
Derek ging zur Hausbar und schenkte ihm etwas Whiskey ein. Der Höllenfürst nahm einen großen Schluck. "Mmmm, sehr fein. Okay, es geht um Kat und Julien. Am besten fange ich... einfach an und... Julien hat Kat... betrogen." Die beiden starrten ihn fassungslos an. "Bitte was?" fragte Derek ungläubig. Er nickte und erzählte ihnen was vorgefallen war, als Julien in Chile gewesen war. "Aber... es kommt leider noch... schlimmer." druckste er herum. "Auf der Kreuzfahrt... wobei das übrigens ein Test von Vater war... das mit dem Segen, wie Selvi und ich ihn hatten... Julien hat ihn sozusagen nicht bestanden... er wollte Kat... " Er kniff die Augen zusammen und stöhnte kurz auf, da sich sein Magen wieder mit kurzem, aber sehr heftigem Schmerz meldete. "...vergewaltigen. Es ist aber nicht dazu gekommen, Kat hat in ihrer Panik mich und Metatron gerufen, auch Michael ist besorgt mitgekommen. Jetzt ist Sandalephon mit ihr auf ...Au" rief er leise dazwischen. "...Kreuzfahrt und es steht zur Debatte ihn als zukünftigen Partner für Kat zu wählen." Derek und Rachel standen schweigend da und starrten ihn konsterniert an. "Okay... jetzt bin ich sprachlos und maßlos enttäuscht von Julien." brach Derek das Schweigen. "Was hältst du von Sandalephon als Partner für Kat?" wollte Rachel wissen. "Nun ja, Fakt ist dass Sandalephon wohl schon Gefühle für Kat bekommen hat und er seine Gefühle und seinen freien Willen ganz zurückbekommen soll so wie alle meiner Brüder, die mehr oder weniger mit der Botschaft zu tun haben und mit den Botschafterfamilien. Und... sicher ist, dass er Kat niemals betrügen würde, geschweige denn Hand an sie legen, wenn sie es nicht möchte. Ich vertraue ihm da mehr als Julien, auch wenn dieser es jetzt vielleicht beteuern würde. Mein Vertrauen hat der Junge mit seiner letzten Aktion endgültig verloren." Derek und Rachel warfen sich einen kurzen Blick zu. "Dann wärst du also damit einverstanden, sollte es so kommen?" fragte Derek.
Lucifer nickte. "Also Julien... ist für mich gestorben! Da gebe ich jetzt nicht mehr meinen Segen, wenn sie diesen Mistkerl immer noch heiraten möchte!" sagte Rachel entschlossen.  Er griff nach seinem Glas und kippte den Rest Whiskey hinunter, was er augenblicklich bereute, da er schon gesundheitlich angeschlagen war.
Ein Zimmermädchen knickste als Sandalephon Kat in eins der beiden Schlafzimmer der Suite führte. „Dies wäre deines, anima mea.“ sagte er freundlich. Kat sah sich in dem in rot und Gold gehaltenen Schlafzimmer mit dem riesigen Kingsize-Bett etwas unbehaglich um. Sie war noch nie von derartigem Luxus umgeben gewesen. „Miss Corrigan-Rayne? Ich habe Ihnen ein Bad eingelassen.“ sagte die junge Frau. „Gracias, Senorita...?“ antwortete Kat automatisch in Spanisch. „Solomente Inés, Señorita.“ antwortete die junge Frau hörbar erfreut und überrascht, dass Kat in ihrer eigenen Sprache geantwortet hatte. „Gracias, Inés.“ Sandalephon lächelte und griff nach Kats Hand. „Ich überlasse dich dann deinem Bad, cor meum und nutze die Zeit um mich ebenso frisch zu machen.“ sagte er liebevoll und drückte einen formvollendeten Handkuss auf ihren Handrücken, bevor er sanft die Hand umdrehte und einen sehr sinnlichen auf ihrem Puls platzierte. Kat spürte, wie ihr spürbar heiß wurde und sie errötete. „Tibi gratias ago...“ flüsterte sie. „Du musst mir nicht danken, cor meum, niemals, mea anima...“ antwortete er leise und wandte sich mit einem Nicken in Richtung Zimmermädchen ab.
„Huh, Senor Dale-Ponte ist muj caliente, si?“ meinte Inés mit einem Lächeln. Kat musste schmunzeln als sie zweifellos kryptisch für sie antwortete: „Vermutlich heißer als Sie denken, Inés.“ und folgte ihr in das luxuriöse Bad, wo ein großes Jacuzzi auf sie wartete. Mit Hilfe des Zimmermädchens entkleidete sie sich und stieg ins heiße Wasser. Wohlig seufzend lehnte sie sich zurück. „Oh, Martin – Ihr zuständiger Butler - hatte also wirklich recht... er meinte, Sie zögen die hohe Wassertemperatur sicher genauso vor wie Senor Dale-Ponte. Ich war skeptisch, aber...“ Kat lächelte. „Die Temperatur ist wunderbar. Und ich komme allein zurecht, Gracias, Inés.“ Die junge Frau knickste und eilte hinaus.
Kat vergaß ein wenig die Zeit, schloss die Augen und träumte. Sie fühlte sich jedoch plötzlich beobachtet, unbehaglich, schlug die Augen auf und schrie, als sie eine Hand an ihren Brüsten spürte und einen scharfen Schmerz als ihr diese schmerzhaft in die Nippel kniff. Sie schlug Juliens Hand weg. „Was? Das gefällt dir doch!“ beschwerte der junge Mann sich, und hielt ihre Handgelenke im nächsten Augenblick fest umklammert während er sich per Gedanken entkleidete und anschickte zu ihr in das Bad zu steigen. Kat wehrt sich verbissen. "Verschwinde! Du widerst mich an, du untreues, notgeiles Arsch..." Juliel griff zu einem Schwamm und steckte ihn Kat in den Mund. "Ich werde dich lehren so mit mir zu reden, dummes Ding! Keine Ahnung von irgendwas, aber mich gleich ersetzen und sich für besser halten? Was weißt du schon vom Leben? Ich werde dir..." Angstvoll konzentrierte Kat sich auf einen Hilferuf...
Sandalephon stürzte – nur mit einem Handtuch um die Hüften – in Kats Bad. „Raus hier, sofort! Oder du wirst mich kennen lernen, Julien-Noel Dubois!“ sagte er eisig, griff nach dessen Kehle und drückte zu während er ihn dreißig Zentimeter über den Boden gehoben hatte. Wie alle „geschaffenen“ Seraphim war Sandalephon über zwei Meter groß und Julien „nur“ 1,85 m. Julien röchelte. „Lass ihn runter, er erstickt!“ rief Kat panisch nachdem sie den Schwamm ausgespuckt hatte. Mit eisigem Blick auf den Eindringling antwortete Sandalephon ihr sanft: „Er ist ein Engel, Lucia, wieder degradiert, diesmal zum Kyriotes, aber immer noch ein Engel – und als solcher kann er nicht ersticken!“, dann wandte er sich an Julien: „Wage es nicht noch einmal deine Hand an Katherine-Lucia-Merina-Maya-Micaela-Samira-Anais-Sigrune-Dieudonnée gegen ihren Willen zu legen, Juliel – sonst wirst du mich kennen lernen!“ drohte er und schleuderte ihn von sich. „Verschwinde!“ befahl er barsch – und Julien gehorchte augenblicklich.
Lucifer, der sich noch bei Derek und Rachel befand und einen mentalen Überwachungszauber auf Julien gelegt hatte, ohne dass dieser es merkte und die Szene gerade mitbekommen hatte, zuckte plötzlich zusammen und keuchte kurz entsetzt auf. "Lucifer? Also ich mache mir langsam ernsthaft Sorgen!" rief Derek erschrocken. Rachel befand sich gerade im Badezimmer und bekam den Vorfall deshalb nicht mit. Da er für den Moment auch Sandalephons Reaktion mitbekam, war er zumindest was das anging beruhigt, dass Kat bei ihm offensichtlich in guten Händen war. "Lucifer!" rief Derek erneut, als dieser nicht reagierte. "Ist schon okay, Derek. Ich bin ein Engel - warum also sorgst du dich?" Derek seufzte etwas gereizt. "Weil du mein bester Freund bist und dir etwas dermaßen zusetzt, dass es dich gesundheitlich beeinträchtigt und..." er brach ab, als Rachel wieder in die Küche trat. "Möchtest du noch einen Kaffee, Lucifer?" fragte sie. Dieser nickte. Gerade als sie ihm seinen Kaffee hinstellte, Christina Luciana wieder in die Küche. "Onkel Lucifer du musst mir unbedingt helfen, Lucas will mir meine Lilly kaputt machen, wenn du sie hast traut er sich bestimmt nicht." Sagte sie und gab ihm ihre neue Puppe. Lächelnd legte er die Puppe  auf seinen Schoß und drückte seine kleine Patentochter liebevoll an sich während er einen Schluck Kaffee zu sich nahm.
Sandalephon kniete neben dem Jakuzzi. „Cor meum, geht es dir gut?“ fragte er besorgt und strich ihr eine Haarsträhne zärtlich aus dem Gesicht. „Ja, danke... ich war eingeschlafen und plötzlich... war er da.“ flüsterte sie. „Verzeih, dass ich nicht da war um dich zu beschützen, doch ich dachte nicht, dass er hier auftauchen würde... und ich entschuldige mich auch dafür, dass ich mich habe soweit gehen lassen, dass du meintest um... Gnade für ihn bitten zu müssen...“ Kat lächelte. „Du warst da als ich Hilfe brauchte, Sandy, das reicht mir... und ich habe... ich denke manchmal wohl noch in zu menschlichen Dimensionen... Es tut mir leid, wenn du das Gefühl hattest, ich wolle „um Gnade“ für Julien bitten.“ antwortete sie verlegen. Sandalephon küsste liebevoll ihre Hand. „Du musst dich dafür nicht entschuldigen. Diese besorgten, diese sanften Züge an dir, machen dich so liebenswert, Lucia.“ entgegnete er. „Und wie ist es? Hast du langsam Hunger?“ fügte er hinzu. Sie grinste. „Wie ein Wolf!“ Er lachte leise. „Dann komm, lupa bella mea... meine schöne Wölfin... Ich rufe Inés und...“ „Nein, bitte nicht. Reich mir nur das große Handtuch und... dann... geht das schon.“ Er nickte und erhob sich anmutig – trotz seiner Größe. Dabei fiel Kats Blick auf den athletischen, muskulösen Oberkörper. Sie schluckte. Ihr war nie aufgefallen, dass ein Mann so attraktiv sein konnte.
„Inés findet dich „sehr heiß“ – wusstest du das?“ fragte sie vorsichtig. Sandalephon sah sich überrascht um. „Sollte mich das interessieren? Lucia, wir sind beide Engel, beide Seraphim, wir wirken auf Sterbliche attraktiv, da wir beide sehr mächtig sind. Du vielleicht hier und da sogar noch mächtiger als ich, da Lucifer dir schwarze Magie beigebracht hat, und dies ja immer noch macht. In der Hotellobby, als ich uns eingecheckt habe, haben dir auch etliche Männer hinterher geschaut. Hat es dich interessiert?“ Erstaunt schüttelte sie den Kopf. „Ich... das habe ich nicht bemerkt... aber ich bin... im Gegensatz zu dir sehr klein... du bist über zwei Meter und ich... ich bin gerade mal 1,75 groß. Und du wurdest als Seraphim erschaffen... ich als Mensch...“ antwortete sie fast verlegen. Er lächelte liebevoll. „Du hast die perfekte Größe für mich, Lucia, du reichst mir bis zu meinem Herzen... deine Seele überstrahlt meine und deine Unschuld umhüllt dich wie eine sanfte Brise. Mich interessiert nicht ob irgendeine Frau mich „sehr heiß“ findet, denn es geht immer nur darum, dass ich sehr reich bin und die Anziehung darauf beruht was ich bin. Mich interessiert nur wie eine einzige Frau mich findet – und das bist du!“ Er zwinkerte. „Und? Findest du mich auch „muj caliente“, cor meum?“ flüsterte er nah an ihrem Ohr als er sie aus dem Bad hob und in das große Handtuch wickelte. Liebevoll hielt er sie an sich gedrückt. „Hörst du mein Herz? Es schlägt für dich, anima mea...“ murmelte er. Fasziniert lauschte Kat seinem stetigen Herzschlag. Sie küsste sanft die Stelle über seinem Herzen und flüsterte leicht belustigt: „Ja, ich glaube... ich finde dich auch heiß...“ Sandalephon schloss die Augen und genoss den Moment. Kat merkte wie sein Herz zu rasen begann. Bei Julien hatte sie so eine Reaktion nie gespürt, wenn sie ihn küsste.
Julien war eher immer beherrscht und kühl gewesen - auch wenn er sie "Mon chaton feróce" - meine feurige Katze  - genannt hatte, schien das bei ihm selten gefühlvoll gewesen zu sein - anders als Sandalephons liebevollen Kosenamen in Latein... mein Herz, meine Seele, Liebling, meine Geliebte...und sein Herz hatte auch nie wirklich schneller geschlagen... vielleicht war er letzten Endes doch zu sehr schon damals in der Idee gefangen Priester werden zu wollen, als sie sich das erste Mal getroffen hatten, vor so langer Zeit an der Sorbonne, dass er nicht mehr hatte "umschalten" können... Im nächsten Moment trug Kat ein hübsches leichtes seidenes Sommerkleid und passende bequeme Riemchensandalen, während Sandalephon eine leichte Leinenhose und ein Seidenhemd trug. Er hob sie schwungvoll auf seinen Arm und sagte mit einem Zwinkern: „Dann wollen wir die hungrige Wölfin mal zähmen...“
 
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