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Are you with me?

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Schmerz/Trost / P18 / MaleSlash
Flash Thompson Harry Osborn Peter Parker / Spiderman
22.01.2018
15.12.2020
9
11.270
9
Alle Kapitel
12 Reviews
Dieses Kapitel
3 Reviews
 
 
22.01.2018 1.570
 
Info: Ich musste mir einfach mein Headcanon erfüllen. Gerade da Spiderman eine Figur ist, mit der ich mich schon immer identifizieren konnte und die mich seit der Jugend begleitet. Ich hoffe dennoch, dass euch die FF gefällt.

Gehetzt kroch ich durch das Fenster, was ich für den Notfall offen gelassen hatte. Tante May bekam von meinen nächtlichen Ausflügen zum Glück nichts mit. Ich wollte sie auch nicht unnötig in diese Angelegenheit mit hinein ziehen. Immerhin hatte sie sich schon genug meinetwegen aufgeladen. Ich seufzte und pellte mich aus meinem Anzug. Was für ein Umstand. Und das tat ich mir tatsächlich Nacht für Nacht an? Ich schlich, nur in Boxershorts gekleidet, in Richtung des Bades. Eine Dusche hatte ich nämlich bitter nötig! Die genaue Uhrzeit wusste ich nicht. Bestimmt war es nach drei. Na super, nur fünf Stunden Schlaf. Nein noch nicht mal. Aber gut, ich hatte mich für diesen Weg entschieden. Da musste ich also durch. Gedanklich ging ich meinen Tagesablauf für Morgen durch. Ich musste wieder zum Arzt und mir meine dreimonatige Spritze abholen. Was es damit auf sich hatte? Ich stellte das Wasser ab und befreite den Spiegel von dem Beschlag, mit Hilfe meiner Handfläche. Neben unzähligen Kratzern, Wunden, Schürfungen, Narben aus der Kindheit erblickte ich auch sie. Jene Narben, die auf etwas hindeuteten, was ich eigentlich nie gewesen war. Ich seufzte. Onkel Ben hatte mich immer so genommen, wie ich halt war. Er ermöglichte mir vieles.

Nach dem Tod meiner Eltern, begleitete er mich auf meinem Weg und half mir mich selbst zu finden. Dank ihm konnte ich das Leben führen, von dem ich immer träumte. Auch wenn das einige Schwierigkeiten  mit sich gebracht hatte. Ja, er hatte dafür sogar Schulden in Kauf genommen. Manchmal fühlte ich mich ziemlich schlecht, wenn ich daran zurück dachte. Ich zog die neue Boxershorts an, die ich zuvor mitgenommen hatte und warf die Alte in den Wäschekorb. Zeit ins Bett zu gehen. Endlich. Es war eine harte Nacht gewesen. Ich streckte mich. Dann trat ich den Weg zu meinem Zimmer an, wo ich dankbar in mein bequemes Bett fiel. Mir kam der Typ wieder in den Sinn, der mir seit kurzem immer mal wieder unter die Arme griff. Wie nannte er sich doch gleich?

Ach ja, Deadpool. Echt ein komischer Kauz. Außerdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass er insgeheim auf mich stand. Jedenfalls machte er mir ziemlich oft Avancen. Müde sanken mir die Augen zu und ich schlief ein. Gegen sieben Uhr weckte mich mein Wecker, mit einem ohrenbetäubenden Schall, unsanft auf. „Verfluchtes Ding“, schimpfte ich. Leider war ich kein Morgenmensch, daher brauchte ewig um in die Gänge zu kommen. Tante May wusste dies aber schon. Jeden Morgen hielt sie eine Lunchbox für mich bereit als wäre ich zwölf Jahre alt. In Wahrheit war ich allerdings siebzehn und stand kurz vor meinem Abschluss. Trotz der Fehlzeiten durch die Operationen, hatte ich einen hervorragenden Notendurchschnitt. Die letzte Operation, falls ich sie je machen würde, wollte ich nach meinem Abschluss anstreben. Ein Wunder, dass Flash Thompson, seines Zeichens Schulschläger und Tyrann, nie herausgefunden hatte, was mit mir los war. Die Wahrheit lautete, dass ich nicht immer auf den Namen Peter hörte. Den hatte mir erst Onkel Ben gegeben. Mein Geburtsname war für mich jedoch unbedeutend, er existierte nicht.

Ich bekam bei meiner Geburt die afab Zuweisung, was man in Fachkreisen auch assigned female at birth nennt. Auf diese Bezeichnung griff ich gerne zurück, denn ich bin nicht falsch oder komplett im falschen Körper geboren, wie Themenfremde es nennen würden. Nein, im Grunde war ich stets ein Junge beziehungsweise mittlerweile ein Mann, der mit Eigenschaften auf die Welt kam, die eben nicht ganz zu dem passten, was die Gesellschaft gemeinhin als einen normativen Mann bezeichnete. Aber was bedeutete dies schon? Eine Identität sucht man sich nicht aus. Krankhaft war daran ebenfalls nichts, nur mussten Teile unserer Gesellschaft dies erst lernen. Doch genug davon. Manchmal befasste ich mich ein wenig zu sehr mit der Materie. Und das trotz Bekämpfung des Bösen in meinen nächtlichen Abenteuern. Seit dem Spinnenbiss, der mir schier übermenschliche Kräfte verliehen hatte, war ohnehin nichts mehr normal. „Peter“, May tippte mich an und hielt mir mein Paket entgegen. „Mensch, dass du immer so träumen musst.“ „Entschuldige“, murmelte ich und nahm ihr das Lunchpaket ab. „Ich muss dann mal los.“ „Ja, ich weiß. Nie hast du Zeit um in Ruhe zu frühstücken. Stattdessen wirkst du geradezu abgehetzt. Und das seit langem. Alles okay?“

„Ja“, leider ging mir diese Lüge mittlerweile leicht von den Lippen, so oft hatte ich sie angewendet. „Bis heute Abend. Ich werde versuchen früher zuhause zu sein.“ Damit eilte ich aus der Tür. Die arme May. Seit Onkel Bens Tod, waren wir nur noch zu zweit. Da ich ein Doppelleben führte, konnte ich nicht so für sie da sein, wie sie es eigentlich verdient hatte. Ich schämte mich dafür.

Gerade noch pünktlich, erreichte ich das Klassenzimmer. Flash grinste mich bitterböse an. Tja, ich spielte oft mit. Schließlich hatte ich viel zu verlieren. Erst einmal könnte herauskommen, dass ich Spiderman war und dann nicht zu vergessen, ebenso meine Transidentität. Am liebsten würde ich ihm jedoch einen Faustschlag mitten ins Gesicht verpassen. Dazu in der Lage war ich. Mein Platz war ganz hinten und natürlich stellte mir Flash ein Bein. Er grölte als ich mit meinen Armen wedelte und Halt suchte. „Oh, du bist echt wahnsinnig cool“, dachte ich still. Irgendein Kumpel von ihm, wahrscheinlich der typische Mitläufer, lachte auf. „Trottel“, gluckste er. „Und der ist tatsächlich der Klassenbeste.“ „Haltet doch mal euren Mund“, mischte sich nun Harry ein, der vor mir saß. Flash und sein Lakai tauschten Blicke aus, schwiegen jedoch. Ihre Väter waren beide bei Oscorp beschäftigt, die Harrys Vater gehörte. Somit hatten sie keine Lust sich mit ihm anzulegen. Dadurch wurde er nie genervt oder degradierte zu ihrer Zielscheibe. Da Harry seit Jahren mein bester Freund war, verteidigte er mich wo er nur konnte. Irgendwann würde ich das alles wieder gut machen. Das schwor ich mir. Ich nickte ihm zu, woraufhin er lächelte. Ich mochte sein Lächeln.

Es war das Beste am gesamten Schultag. Gut, neben einigen Fächern natürlich. Früher dachte ich immer, ich und MJ seien füreinander bestimmt. Allerdings war ich mir inzwischen unsicher. Warum musste auch immer alles so verdammt kompliziert sein? „Warum immer ich?“, flüsterte meine innere Stimme. Erst die Transidentität, dann Onkel Bens Tod, die Schulden, die May auf sich nahm wo meine Hormontherapie mit hinzu zählte, mein … nennen wir es mal Erwachen als Spiderman und letztendlich meine eigene Feststellung, dass ich wohl auf kein Geschlecht festgelegt war, wenn es um romantische Absichten ging. „Ach und dieser Kerl im roten Anzug“, erinnerte ich mich selbst. Ernsthaft, ich dachte anfangs, dass er mich komplett kopieren wollte. In unserer Stadt gab es schon einige Spidey-Nachmacher. Doch dieser Deadpool war ein gänzlich anderes Kaliber.

Er versprühte Coolness und sein Humor war echt krank. Oftmals bekam ich das Gefühl, er sei wohl möglich gar nicht von dieser Welt. „Und wieso musste er mich immer anbaggern? Das nervt total!“ „Mister Parker“, holte mich eine Stimme ins Hier und Jetzt zurück. „Ähm, ja?“, ich blinzelte schreckhaft. „Ich habe sie jetzt schon zum dritten Mal gefragt, wie sie dieses Gedicht interpretieren. So langsam erwarte ich eine Antwort.“ Harry räusperte sich und deutete mit dem Kopf in Richtung der Lektüre, die wir für den Englischunterricht vorbereiten sollten. Ich schaffte es mich aus der Affäre zu ziehen. Flash ließ dennoch einen dämlichen Spruch ab. „Man Peter, du solltest wirklich besser aufpassen“, zischte Harry. Ich zuckte mit den Schultern. Ms. Cramer schien allerdings zufrieden gestellt zu sein. Den Rest des Unterrichts riss ich mich penibel zusammen.

Endlich entließ sie uns in die Pause. „Wie gut, dass solche Spinner wie du meistens keine Freundin abbekommen. So lange wie du dein Buch gesucht hast, brauchst du bestimmt auch um dein kleines Geheimnis in deiner Hose zu finden“, während Flash das sagte, rammte er mich und verließ triumphierend das Klassenzimmer, bevor sich Harry einmischen konnte. Eigentlich sollte ich über den Dingen stehen. Flash war ein Volltrottel und hatte sowieso von nichts eine Ahnung. Trotzdem schmerzten mich solche Sprüche manchmal. Gerade an Tagen, die nicht besonders gut für mich liefen. Harry klopfte mir beruhigend auf die Schulter. „Vergiss den. Im Gegensatz zu dir, erwartet ihn nach der Schulzeit keine rosige Zukunft. Daran solltest du denken.“ „Hmm“, entfuhr es mir.

„Leichter gesagt als getan.“ „Ja, aber ganz ehrlich … bei Flash habe ich sogar eher das Gefühl, dass er die Texte, die wir bearbeiten müssen, vorgelesen bekommt. Bestimmt ist er neidisch. Ich meine, er hat doch fast in jedem Fach Probleme. Ausgenommen von Sport natürlich.“ Mein bester Freund zog mich in Richtung des Ausgangs. Mit seinen Worten mochte er recht haben, aber heute wollte ich eher meine Ruhe haben. Doc Oc trieb wieder sein Unwesen. Ich musste also gewappnet sein und meine Kräfte beisammen halten. „Hey“, Harry stieß mich an. „Hö?“, krächzte ich. „Hast du schon von diesem neuen Superhelden gehört. MJ hat mir letztens von ihm erzählt. Nennt sich Deadpool oder so.“ „Oh ja“, ich verdrehte entnervt die Augen. „Was hast du denn?“ „Ach, ich denke, dass seine Moral manchmal fraglich ist“, resümierte ich auf Harrys Frage hin. „Wieso das?“ Er sah mich gespannt an. „Ähm, das habe ich eben so im Gefühl“, mehr fiel mir dazu nicht ein. Ich konnte Harry ja schlecht sagen, dass ich schon einiges von Deadpool und seinen Methoden mitbekommen hatte.
 
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