Copy Paste: Fenster der Vergangenen
von Ereschkidal
Kurzbeschreibung
[In Überarbeitung - Charakteroptik, Satzstruktur, Formatierung -18/59] >>Ich kann nur einmal an denselben Ort zurück. Es ist ähnlich einem temporären Speicherpunk/t, der eine Schlüsselszene wiedergibt. Auf Zeit. Fehler kosten mich ein Original.<< ---- Eine Reise in die Vergangenheit, um etwas für die Gegenwart zu verändern. Manchen Menschen erfüllt Naoe diesen Wunsch, andere gehen leer aus. Darunter auch Vergo, der seit seinem Versagen gegen Trafalgar Law auf eine konstante Veränderung aus ist. Wissend, dass sie gegen ihn nicht ankommen kann, beschließt sie sich dazu eine Allianz zu formen, ähnlich einem Pakt von Geben und Nehmen. Doch die Verbindung ist vage, getränkt von verschiedensten Gefühlen und die Hände, die nach ihr greifen, werden mehr - denn außer Vergo scheint auch die Marine einen Plan zu hegen. [Trafalgar Law x OC]
GeschichteDrama, Romance / P18 / Het
Eustass Kid
OC (Own Character)
Sakazuki / Akainu
Trafalgar D. Water Law
Vergo
03.01.2018
16.09.2018
59
179.878
38
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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09.09.2018
3.142
Koala folgend, trabten sie beide den fast endlosen Gang entlang. Absolut niemand schien sich auch nur in der Nähe aufzuhalten und selbst die Überwachungsteleschnecken fehlten in diesem Gang. Musterte Naoe den Pfad genauer, war es eine simple Taktik, die man bei Eindringlingen anwenden konnte. Alle Orte waren bewacht, sodass ein Fehlen der Diebe auf den Videos eindeutig darauf zurückzuführen war, dass sie sich in diesem Korridor aufhielten. Es gab nur den Treppenaufgang in die Etage, aus der sie gekommen war und einen Weg nach unten. Wollte man jemanden in die Sackgasse treiben, war das genau die richtige Art.
„Ich bin verwundert, dass ihr trotz meiner Worte so schnell handeln konntet. Ich hätte mit euch in den nächsten zwei Tagen gerechnet.“ Das Thema erneut aufgreifend, richtete die Revolutionärin sich an ihre Begleitung, blieb dicht hinter ihr, um nicht von ihr getrennt zu werden.
„Weil ich deine Worte auf eine andere Art und Weise erhalten habe. Als der Zettel der Warnung dich und Law erreicht hat, haben wir uns bereits auf den Weg gemacht, um dich zu retten. Joris beichtete, dass er die ganze Zeit über wusste, dass du drei Anläufe zur Flucht brauchen würdest. Die zeitliche Verschiebung hat beim zweiten Mal einfach nicht gereicht, um alles besser zu machen. Wir kamen wieder mit großem Aufgebot und wir kamen zu spät. Erst beim dritten Mal hatten wir genug Möglichkeiten, um auch deine Wünsche einzuordnen und sie als passend zu empfinden.“
„Hast du Law davon erzählt?“
„Nur das Nötigste. Dass er gestorben ist und dass du deshalb die Zeit ein zweites Mal zurückgespult hast. Du hast dein Leben damit aufs Spiel gesetzt und du willst, dass er nicht kommt. Er hat es verstanden und besonnen abgelehnt. Piraten...“ Seufzend ließ Koala die Schultern etwas hängen, ehe sie die nächsten Stufen in Angriff nahm, um in die nächste untere Etage zu kommen. Naoe tat es ihr gleich, dachte dabei an das nachdenkliche Gesicht ihrer Allianz. Natürlich wollte er helfen, weil er tatsächlich glaubte, er hätte genug Kraft dazu. Es mochte daran liegen, dass er vermutlich nur Wind von Vergo bekommen hatte, was das Ganze schon fast zu etwas Persönlichem machte.
„Und jetzt? Wir schleichen uns einfach wie Ninjas aus diesem Gebäude heraus und verduften? Was wird dann aus den beiden Männern, die mich befreit haben?“
„Das ist ganz einfach.“ Einen kurzen Blick über die Schulter werfend, schenkte man ihr ein wissendes Lächeln. „Wir haben nebenbei an einigen Stellen Bomben angebracht. Sobald wir draußen sind, werde ich sie zünden, sodass ein wildes Durcheinander entsteht, bei dem du entkommen sein könntest. Natürlich hattest du Hilfe. Also werden die Jungs die Schlüssel in den Taschen zweier Soldaten verschwinden lassen, welche die Schicht in etwa zwei Minuten antreten werden. Außerdem werden unsere beiden Helfer dann sofort zu Akainu gehen und erklären, dass ihre beiden Schichtfolger in deinem Raum waren.“
„Also sterben zwei Unschuldige meinetwegen?“
„Sie sind nicht unschuldig. Beiden haben bei ihren Einsätzen schon mehr als einmal bei einem Kampf auf Zivilisten geschossen. Sie töteten junge Frauen und ihre Kinder. Sie vernichteten Leben. Für unseren Einsatz kommen sie gerade recht.“
Etwas anderes, als Koala recht zu geben, erschien irrsinnig. Durchaus, die Männer reichten für diesen Einsatz aus, denn jeder bezahlte eines Tages für das, was er tat. Die einen früher, die anderen später. Und wer in der Marine arbeitete, sollte einen solchen Verlauf nicht aufweisen können. Zumindest nicht in einer Welt, die noch ordentlich funktionierte.
Die letzten Stufen überspringend, kamen sie beide im Erdgeschoss an, umgeben von noch mehr kahlen Wänden und leisen Stimmen, die irgendwo auf dem Weg ihren Ursprung fanden. Die Marine neigte zu einer erdrückenden Einigkeit, was das Design des Quartiers anging und es ekelte Naoe ein klein wenig an. Doch ihre Abneigung rückte in den Hintergrund, als es galt weiterzugehen. Sie warf einen kurzen Blick zu ihrer Begleitung, ehe sie sich beide zunickten. Sie mussten leise sein, sich langsam den Weg entlangschleichen und hoffen, dass man sie weder hörte, noch bemerkte. Das Ziel war der Ausgang, der sich laut Koalas Handzeichen am Ende des Korridors auf der rechten Seite befand. Sobald sie außerhalb des Gebäudes waren, galt es die Beine in die Hand zu nehmen und wegzulaufen. Beide mussten sie zum Schiff kommen, das vermutlich in einiger Entfernung wartete. Mit der Sprungkraft ihrer Partnerin konnten sie es sicherlich ganz einfach erreichen, doch so weit mussten sie erst einmal kommen.
Noch einen Augenblick lang die Gedanken sammelnd, war es schlussendlich Naoe, die die Führung übernahm. Mit rasendem Puls und zitternden Fingern versuchte sie feste Schritte zu setzen, selbstbewusst zu wirken. Koala hielt ihr derweil den Rücken frei, lief dicht hinter ihr her, hoffte vermutlich ebenfalls auf das Beste. Bis zur ersten Abzweigung drückten sie sich die Wand entlang, konnten dadurch den Flur auf der gegenüberliegenden Seite erblicken. Die Stimmen kamen eindeutig aus einem Zimmer, das dort recht mittig einen Eingang besaß. Eine Erleichterung für sie beide, doch noch nicht alles. Die Sicht langsam um die Ecke steuernd, musterte Naoe die Entfernung, die sie vom Freien trennte. Die Tür nach draußen schien greifbar nahe, wirkte verlockend, perfekt erreichbar. Irgendetwas in ihr feierte einen frühen Erfolg, denn einfach alles an den Gegebenheiten wirkte perfekt. Niemand stellte sich ihnen in den Weg, sie wandelten wie Schatten durch die Gegend und hinzukommend grenzte kein Raum an den Durchgang, was auch bedeutete, dass sie ganz einfach nach draußen gelangen konnten.
Ein simpler Schachzug, den sie beide zu nutzen wussten.
Keiner musste etwas sagen, damit sie sich in Bewegung setzten, losrannten, der Freiheit entgegen. Ihre eiligen Schritte hallten dabei nur kurz auf, verstummten dann schon fast schlagartig, als sie sich zusammen gegen die Tür pressten und förmlich hinausstolperten. Vorsichtig zu sein wirkte zwecklos, denn meist war es auffälliger unauffällig sein zu wollen, als einfach lautstark zu verschwinden. Das ließ es natürlicher für die Soldaten wirken, weil normalerweise nie jemand wirklich auf die Türen der Welt achtete. Jeder Mensch öffnete sie ohne große Vorsicht und ließ sie zugleich auch genauso desinteressiert wieder zufallen. Ein Schema, das man niemals unterschätzen sollte. Vor allem, wenn sich mehrere Personen in Reichweite aufhielten und man niemals sagen konnte, wer kam und wer ging.
Es brauchte nur einen Schritt an die frische Luft, um Naoe ein befreites Lächeln einzuhauchen. Die warme Luft, der brennende Sonnenschein und das Meer, welches in der Ferne anmutiger glitzerte, als jeder Diamant, den sie in ihrem Leben gesehen hatte. Der Anblick ließ sie schneller laufen, leichten Abstand von Koala gewinnen, die ein wenig langsamer war. Immer der See entgegen, zurück an den Ort, an den sie gehörte. Ihr Herz bildete einen Rhythmus mit ihren schnellen Schritten, pochte spürbar vor Freude und Begehren in ihrer Brust. In diesen Sekunden trennte sie kaum noch etwas von der Rettung, die sie weit weg von Folter und Fragen bringen würde.
Kurz einen Blick zurück zu ihrer Begleitung werfend, die nach und nach wieder aufholte, fiel Naoe auf, wie einfach all das schien. Wäre es von Beginn an so gelaufen, hätte sie niemals so viel Leid empfinden müssen. Manchmal war es seltsam, wie viele Dinge von der Zeit abhängig waren und obwohl sie die kleinsten Fragmente davon kontrollieren konnte, reichte es noch lange nicht aus, um die ganze Macht der tickenden Zeiger eines Lebens erfassen zu können. Auf einer Seite erstaunlich, auf der anderen beängstigend, bedachte man, dass es Größen im Leben gab, denen man niemals gewachsen war.
„Da ist es!“ Koalas Ausruf ließ Naoe wieder nach vorn sehen, das suchen, was ihre Freundin ihr zeigen wollte. Tatsächlich konnte sie in absehbarer Ferne einen Umriss erkennen, der stetig wuchs. Je näher sie kam, desto genauer wurde das verschwommene Bild, das schon beinahe einer Illusion, entstanden durch Hitze und salziger Meeresluft, glich. In Wirklichkeit war es allerdings existent und wenn sie die Augen zu Schlitzen verengte, dann meinte sie eine der Seemachten der Revolution erblicken zu können. Ein starker Dreimaster, dessen Segel eingeholt waren, damit er seinem Posten nahe blieb.
„Nur noch ein Stück!“ Freudig gab sie ihrer Freundin Antwort, konnte das Glück in ihrem Inneren spüren. Es machte ihre Schritte leichter, gab ihr Kraft und Ausdauer, um die Strecke hinter sich zu bringen. „Du wirst springen, nicht wahr?“
„Natürlich! Und dann wird erst einmal durch-“ Mittendrin brach Koala ihren Satz ab, bremste hörbar ihr Tempo. Ihre Schritte wurden langsamer, während sie das nächste Wort schon fast schrie. „Naoe!“
Nicht wissend, was man von ihr wollte, tat die Angesprochene einfach das, was man am besten in solchen Momenten tun sollte – vor allem, wenn man weit und breit selbst nichts sah. Sie blieb stehen. Mit einem Ruck hielt sie inne, atmete unregelmäßig, weil es sie aus dem Takt brachte. Gleich darauf stockte er für einen Augenblick, stahl ihr jegliches Verständnis, als Gestein nahe ihrer Füße aufbrach. Einige Schritte zurückstolpernd, hob Naoe die Arme vor das Gesicht, um sich ein wenig zu schützen. Der aufgewirbelte Dreck, kombiniert mit den kleinen Splittern des Bodens, erzeugte eine Wolke, deren Essenz sie ungern in die Augen bekommen wollte.
Wieder näher zu Koala rutschend, versuchte sie sich ein Bild von der Situation zu machen. Zwischen all dem Schmutz und aufgewirbelten Pigmenten schien etwas zwischen den Rissen der Bodenplatten zu stecken. Gab sie dem Ganzen einen Moment, erkannte sie nur zu gut die Bambusstange Vergos. Schon wieder hatte er sie aufgehalten. Erneut stand er im Weg. Niemals gab er auf und es raubte ihr die Nerven. Immer wenn es so aussah, als würde alles gutgehen, tauchte dieser Mann auf und zerstörte es.
„Für dich gibt es hier kein Entkommen.“ Seine eiserne Miene drücke den Ernst aus, den er ihr entgegenbringen wollte, als er sich dem Szenario annahm, ins Blickfeld rückte. Seine Silhouette tauchte in die Staubwolke ein, verschwand einige Sekunden, ehe sich die Sicht klärte und ihn nahe seiner Waffe entblößte. Sie wusste, dass er einen Deal hatte machen müssen, um sie an diesen Ort zu bringen.
„Genauso wenig wie für dich, Vergo. Es ist schon erstaunlich, dass du wie ein geprügelter Hund den Schwanz eingezogen hast und ausgerechnet die Marine um Hilfe bittest, wo man dich doch hier deiner Hundehütte beraubt hat.“ Bissig verschränkte Naoe die Arme vor der Brust, schüttelte abwertend mit dem Kopf. Hätte sie in diesen Sekunden ihr Fenster benutzen können, hätte sie ihn eigenhändig damit zur Hölle geschickt. Doch lediglich Koala konnte kämpfen, sich dem ehemaligen Vize-Admiral annehmen.
„Du bist unbelehrbar.“ Schon fast enttäuscht über ihre Worte griff er nach seinem Bambusstab, rüstete das Haki nach, schien ganz klar angreifen zu wollen.
„Hey!“ Ihre Begleitung erkannte die Situation, richtete sich an Naoe, warf etwas zu ihr herüber. Perplex über den kleinen, wenn auch handlich und zugleich dicken Füllfederhalter, der auf sie zuflog, fing sie ihn auf, begutachtete ihn. An der Seite befand sich ein kleiner Knopf, erinnerte sie ein wenig an ihr Dial, weshalb sie allein aus Neugierde heraus draufdrückte. Zu ihrer Verwunderung schoss auf beiden Seiten eine Verlängerung heraus, ließ das Rohr zu einem handlichen Stab werden, an dessen Spitzen sich Klingen aus mehreren Stahlteilchen zusammensetzen. Länglich, leicht gebogen, perfekt für den Kampf. Eine Waffe, die sie staunen ließ.
„Was zum..?“
„Ich habe es mitgehen lassen. Unsere Waffenspezialisten wollten unbedingt experimentieren.“ Vergo nicht aus den Augen lassend, erläuterte Koala ihr zumindest das Nötigste der Waffe. „Ich dachte, ein zweischneidiges Naginata mit Doppelklinge könnte etwas für dich sein.“
„Hoffen wir es.“ Sich mit dem neu erworbenen Kampfmittel in Position bringend, wartete die Revolutionärin ab, brachte ihre Atmung unter Kontrolle. Sie war körperlich bei weitem schwächer als Vergo, doch sie wusste auszuweichen. Während der anfänglichen Zeit unter Dragon hatte sie viel gelernt. Vielleicht war sie keine Meisterin, aber sie wusste sich zu wehren. Lang genug, um einen Plan zur Flucht zu schmieden.
Die Atmosphäre beider Seiten schien zum Zerreißen gespannt. Noch hatte sie niemand bemerkt. Die Soldaten befanden sich unverändert in ihren Räumen oder auf der Kontrollrunde im Quartier. Akainu musste sich noch immer im Ablenkungsmanöver befinden und alle anderen schienen gar nicht anwesend zu sein. Lediglich Vergo war dort, stellte die einzige Hürde zur Freiheit dar.
Beide Seiten waren sich dessen bewusst und zum ersten Mal schien auch Naoe dazu bereit einen Kampf zu starten mit der Intention zu gewinnen.
Sie stießen sich beide fast gleichzeitig vom Boden ab, stürmten aufeinander zu. Das erste Aufeinandertreffen zwischen gehärtetem Bambus und stabilem Stahl, verdeutliche ihr, wie viel Kraft wirklich hinter Vergos Angriffen steckte. Es glich einer Lawine, die sie zu überrollen versuchte und sich nur schwerlich von ihr zurückhalten ließ. Doch einen Vorteil hatte sie: Mit der Naginata konnte sie das Gewicht des Angriffes verlagern.
Blitzschnell brachte sie die Klinge in eine Schräge, nahm damit den Schwung aus dem Angriff und wich zur Seite. Die sprühenden Funken lenkten sie dabei beide für einen Wimpernschlag lang ab, ehe sie dem Trieb des Kampfes folgten. Hinter dem Rücken weg, zog sie die zweite Klinge auf der anderen Seite nach vorn, griff ihren Gegner damit an, doch wurde durch einen genauso schnellen Konter abgehalten. Durch die unerwartete Abwehr stolperte sie ein wenig zurück, hielt die Waffe jedoch aufrecht. Vergo machte derweil Gebrauch von seiner Schnelligkeit, erreichte sie, noch bevor sie wirklich ans Ausweichen denken konnte. Folglich wehrte sie seinen ersten Angriff ab, leitete ihn nach unten, ließ die Funken erneut aufblitzen, sodass er als Nächstes auf ihre Beine zielte. Mit einem einfachen Sprung ihrerseits, fegte er mit sausendem Geräusch unter ihren Füßen hinweg, sah die schräg angelegte Klinge von oben im letzten Moment kommen und beugte sich zurück, um dem fatalen Schnitt zu entgehen. Naoe brachte damit Abstand zwischen sich und ihn, sprang einige Meter zurück, nur um innezuhalten und sich erneut abzustoßen – nach oben.
Vergo zu verstehen, war einfach. Er versuchte die Angriffe seiner Gegner im Keim zu ersticken und somit war es auch nicht schwer sein Handeln vorauszusehen. Sie wusste, dass er nach vorn schnellen würde, um den Abstand schnellstmöglich zu überbrücken. Deshalb war sie abgesprungen, genau im rechten Moment, bevor er ihr seine Waffe in den Magen rammen konnte. Über seinen Kopf hinweg legte sie eine halbe Drehung hin, kam hinter ihm auf, sodass sie ihm die Klinge auf einer Seite in den Rücken rammen konnte. Allerdings war sie genauso offensichtlich wie er. Noch bevor die Spitze ihres Naginatas seine Kleidung berühren konnte, wehrte sein Bambus den Stoß ab. Weder hatte er sich umgedreht, noch schien er panisch über ihr Vorankommen. Er hielt diesen Stab einfach hinter sich und wehrte sie ab, als sei es das Einfachste auf der Welt.
„Du bist zu langsam.“ Wenig begeistert nannte er ihr ihren größten Nachteil, was sie mehr irritierte, als sein Kampfstil. Noch bevor sie sich einen anderen Zug überlegen konnte, hatte er sich auch schon umgedreht, das Bein gehoben, um ihr mit einem kräftigen, seitlichen Kick den Boden unter den Füßen zu rauben. Er traf sie hart am Oberarm, obwohl sie versucht hatte, ihn mit dem stabilen Eisen ihrer Grifffläche abzuwehren. Schmerzlich die Zähne zusammenbeißend, konnte sie dem Schwung nicht standhalten, hob ab, flog einige Meter zur Seite, ohne einen Halt zu finden. Eine leichte Drehung im Flug sorgte dafür, dass sie schmerzlich mit dem Rücken aufkam, kurz nach Luft schnappte. Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie sehen, wie Koala sie unterstützen wollte, gerade einen Angriff startete, jedoch mittendrin abbrach. Naoe wusste nicht warum, doch spielte es auch keine Rolle mehr, als Vergo bereits wieder über ihr stand und zum Schlag ausholte. Einer, für den er weit ausholte, bevor er ihn niederschmetterte und sein Ziel tatsächlich nicht erreichte.
Ihre Situation glich einem Chaos zwischen Jagd, Hilfe und fliehender Beute. Die Hilfe übernahm in diesem Fall eine Rauchwolke, aus der sich eine Hand bildete, die den Angriff ihres Feindes aufhielt. Kurz darauf nahm auch der Rest des dicken Schwalls eine Form an, wurde zu einem Mann, der sie schon einmal hatte laufen lassen.
Und er tat es wieder, als er sich mühsam zu ihr umdrehte und ihr im rauen Ton befahl, sie solle verschwinden. Smokers einfaches „Lauf weg!“ war mehr, als sie jemals erwartet hätte.
Wissend, dass er gegen Vergo nicht lange standhalten würde, rappelte sie sich auf, deutete ihrer Begleitung mit einer eiligen Handbewegung, dass sie verschwinden mussten. Dabei entwich ihr ein sanftes „Warum?“, das zwar kaum hörbar erschien, ihren Retter jedoch erreichte. Bevor sie sich abwandte, um loszurennen, konnte sie seine Antwort hören. Ein simpler Eindruck, für den sie mehr als dankbar war.
„Ich gebe es ungern zu, aber du bist bei dieser Piratenbrut besser aufgehoben.“
Smokers Zuversicht schenkte ihr Hoffnung darauf, dass vielleicht nicht alle Schafe der Marine völlig den Verstand verloren hatten. Sicherlich würde er sie lieber fangen, hinter Schloss und Riegel bringen, doch seine Vernunft hielt ihn davon ab. Gerechtigkeit fing bei ihm an einer anderen Stelle an und entwickelte sich zu etwas, mit dem sie sich ebenfalls anfreunden konnte. Einer Welt, in der man Gerechtigkeit, Fairness und Logik zusammen benutzte. Das eine funktionierte nicht ohne die anderen beiden und das sah sie immer wieder, wenn Inseln vernichtet und Menschen getötet wurden.
So schnell es ihr möglich war, eilte Naoe voran, die Naginata fest in der Hand. Die Schmerzen in ihrem Oberarm verblassten, je weiter sie kam. Ihre gesamte Aufmerksamkeit hing an der Flucht, bot keinen Platz für Pein oder Zweifel. Koala dicht hinter sich, warf sie keinen einzigen Blick zurück, um zu sehen, ob Smoker standhalten konnte. Dieses eine Mal wollte sie sich blind auf jemand anderen verlassen und die Zeit sparen, die sie einbüßen würde, drehte sie sich auch nur eine Sekunde lang zu ihm um.
Der Steg, umgeben von wenigen Marineschiffen, die völlig wahllos vor Anker lagen, rückte immer weiter in Reichweite. Der Übergang von Stein auf Holz ließ ihr Herz noch eine Oktave höher schlagen, sie schlussendlich wirklich vollständig die heimische Seemacht in einigen Metern Entfernung erkennen. Koala holte sie derweil ein, gabelte sie auf, trug sie die letzten Schritte vor sich her, bevor sie absprang. Es glich einem Flug, sorgte dafür, dass Naoe sich fest an ihre Freundin presste, letztlich doch einen Blick zurück zu Smoker warf, der sich wacker hielt. Gleichzeitig vernahm sie ein Piepen, das kurz darauf einsetzte. Es erklang irgendwo aus einer der Taschen Koalas. Sie brauchte nur wenige Sekunden abzuzählen, bis die angebrachten Bomben daraufhin detonierten, das Gebäude ansehnlich an einigen Stellen in Stücke riss.
An diesem Punkt würde Vergo sie nicht mehr erreichen können und die leichte Brise, die bei all dem zaghaft durch ihr Haar strich, schien sie auf der anderen Seite willkommen heißen zu wollen.
Wirklich angekommen war sie aber erst, als Koala auf dem Deck des Schiffes landete, das sie fortbringen würde. Sie wurde abgesetzt, sah in einige Gesichter der Crew, die extra für sie hinausgefahren war. Alle hatten sie ihr Bestes gegeben, mehr oder minder ihren Hals riskiert. Dreimal, rechnete sie ihre Rückblenden ein. Dieses Handeln, der Wille sie aus den Fängen der Marine zu befreien, es überkam sie, füllte sie mit endlosem Dankgefühl. Deshalb verbeugte sie sich vor den Anwesenden, hörte ihre eigene, bebende Stimme, als sie ihre gesamten Empfindungen in ein einziges Wort legte.
„Danke.“
„Ich bin verwundert, dass ihr trotz meiner Worte so schnell handeln konntet. Ich hätte mit euch in den nächsten zwei Tagen gerechnet.“ Das Thema erneut aufgreifend, richtete die Revolutionärin sich an ihre Begleitung, blieb dicht hinter ihr, um nicht von ihr getrennt zu werden.
„Weil ich deine Worte auf eine andere Art und Weise erhalten habe. Als der Zettel der Warnung dich und Law erreicht hat, haben wir uns bereits auf den Weg gemacht, um dich zu retten. Joris beichtete, dass er die ganze Zeit über wusste, dass du drei Anläufe zur Flucht brauchen würdest. Die zeitliche Verschiebung hat beim zweiten Mal einfach nicht gereicht, um alles besser zu machen. Wir kamen wieder mit großem Aufgebot und wir kamen zu spät. Erst beim dritten Mal hatten wir genug Möglichkeiten, um auch deine Wünsche einzuordnen und sie als passend zu empfinden.“
„Hast du Law davon erzählt?“
„Nur das Nötigste. Dass er gestorben ist und dass du deshalb die Zeit ein zweites Mal zurückgespult hast. Du hast dein Leben damit aufs Spiel gesetzt und du willst, dass er nicht kommt. Er hat es verstanden und besonnen abgelehnt. Piraten...“ Seufzend ließ Koala die Schultern etwas hängen, ehe sie die nächsten Stufen in Angriff nahm, um in die nächste untere Etage zu kommen. Naoe tat es ihr gleich, dachte dabei an das nachdenkliche Gesicht ihrer Allianz. Natürlich wollte er helfen, weil er tatsächlich glaubte, er hätte genug Kraft dazu. Es mochte daran liegen, dass er vermutlich nur Wind von Vergo bekommen hatte, was das Ganze schon fast zu etwas Persönlichem machte.
„Und jetzt? Wir schleichen uns einfach wie Ninjas aus diesem Gebäude heraus und verduften? Was wird dann aus den beiden Männern, die mich befreit haben?“
„Das ist ganz einfach.“ Einen kurzen Blick über die Schulter werfend, schenkte man ihr ein wissendes Lächeln. „Wir haben nebenbei an einigen Stellen Bomben angebracht. Sobald wir draußen sind, werde ich sie zünden, sodass ein wildes Durcheinander entsteht, bei dem du entkommen sein könntest. Natürlich hattest du Hilfe. Also werden die Jungs die Schlüssel in den Taschen zweier Soldaten verschwinden lassen, welche die Schicht in etwa zwei Minuten antreten werden. Außerdem werden unsere beiden Helfer dann sofort zu Akainu gehen und erklären, dass ihre beiden Schichtfolger in deinem Raum waren.“
„Also sterben zwei Unschuldige meinetwegen?“
„Sie sind nicht unschuldig. Beiden haben bei ihren Einsätzen schon mehr als einmal bei einem Kampf auf Zivilisten geschossen. Sie töteten junge Frauen und ihre Kinder. Sie vernichteten Leben. Für unseren Einsatz kommen sie gerade recht.“
Etwas anderes, als Koala recht zu geben, erschien irrsinnig. Durchaus, die Männer reichten für diesen Einsatz aus, denn jeder bezahlte eines Tages für das, was er tat. Die einen früher, die anderen später. Und wer in der Marine arbeitete, sollte einen solchen Verlauf nicht aufweisen können. Zumindest nicht in einer Welt, die noch ordentlich funktionierte.
Die letzten Stufen überspringend, kamen sie beide im Erdgeschoss an, umgeben von noch mehr kahlen Wänden und leisen Stimmen, die irgendwo auf dem Weg ihren Ursprung fanden. Die Marine neigte zu einer erdrückenden Einigkeit, was das Design des Quartiers anging und es ekelte Naoe ein klein wenig an. Doch ihre Abneigung rückte in den Hintergrund, als es galt weiterzugehen. Sie warf einen kurzen Blick zu ihrer Begleitung, ehe sie sich beide zunickten. Sie mussten leise sein, sich langsam den Weg entlangschleichen und hoffen, dass man sie weder hörte, noch bemerkte. Das Ziel war der Ausgang, der sich laut Koalas Handzeichen am Ende des Korridors auf der rechten Seite befand. Sobald sie außerhalb des Gebäudes waren, galt es die Beine in die Hand zu nehmen und wegzulaufen. Beide mussten sie zum Schiff kommen, das vermutlich in einiger Entfernung wartete. Mit der Sprungkraft ihrer Partnerin konnten sie es sicherlich ganz einfach erreichen, doch so weit mussten sie erst einmal kommen.
Noch einen Augenblick lang die Gedanken sammelnd, war es schlussendlich Naoe, die die Führung übernahm. Mit rasendem Puls und zitternden Fingern versuchte sie feste Schritte zu setzen, selbstbewusst zu wirken. Koala hielt ihr derweil den Rücken frei, lief dicht hinter ihr her, hoffte vermutlich ebenfalls auf das Beste. Bis zur ersten Abzweigung drückten sie sich die Wand entlang, konnten dadurch den Flur auf der gegenüberliegenden Seite erblicken. Die Stimmen kamen eindeutig aus einem Zimmer, das dort recht mittig einen Eingang besaß. Eine Erleichterung für sie beide, doch noch nicht alles. Die Sicht langsam um die Ecke steuernd, musterte Naoe die Entfernung, die sie vom Freien trennte. Die Tür nach draußen schien greifbar nahe, wirkte verlockend, perfekt erreichbar. Irgendetwas in ihr feierte einen frühen Erfolg, denn einfach alles an den Gegebenheiten wirkte perfekt. Niemand stellte sich ihnen in den Weg, sie wandelten wie Schatten durch die Gegend und hinzukommend grenzte kein Raum an den Durchgang, was auch bedeutete, dass sie ganz einfach nach draußen gelangen konnten.
Ein simpler Schachzug, den sie beide zu nutzen wussten.
Keiner musste etwas sagen, damit sie sich in Bewegung setzten, losrannten, der Freiheit entgegen. Ihre eiligen Schritte hallten dabei nur kurz auf, verstummten dann schon fast schlagartig, als sie sich zusammen gegen die Tür pressten und förmlich hinausstolperten. Vorsichtig zu sein wirkte zwecklos, denn meist war es auffälliger unauffällig sein zu wollen, als einfach lautstark zu verschwinden. Das ließ es natürlicher für die Soldaten wirken, weil normalerweise nie jemand wirklich auf die Türen der Welt achtete. Jeder Mensch öffnete sie ohne große Vorsicht und ließ sie zugleich auch genauso desinteressiert wieder zufallen. Ein Schema, das man niemals unterschätzen sollte. Vor allem, wenn sich mehrere Personen in Reichweite aufhielten und man niemals sagen konnte, wer kam und wer ging.
Es brauchte nur einen Schritt an die frische Luft, um Naoe ein befreites Lächeln einzuhauchen. Die warme Luft, der brennende Sonnenschein und das Meer, welches in der Ferne anmutiger glitzerte, als jeder Diamant, den sie in ihrem Leben gesehen hatte. Der Anblick ließ sie schneller laufen, leichten Abstand von Koala gewinnen, die ein wenig langsamer war. Immer der See entgegen, zurück an den Ort, an den sie gehörte. Ihr Herz bildete einen Rhythmus mit ihren schnellen Schritten, pochte spürbar vor Freude und Begehren in ihrer Brust. In diesen Sekunden trennte sie kaum noch etwas von der Rettung, die sie weit weg von Folter und Fragen bringen würde.
Kurz einen Blick zurück zu ihrer Begleitung werfend, die nach und nach wieder aufholte, fiel Naoe auf, wie einfach all das schien. Wäre es von Beginn an so gelaufen, hätte sie niemals so viel Leid empfinden müssen. Manchmal war es seltsam, wie viele Dinge von der Zeit abhängig waren und obwohl sie die kleinsten Fragmente davon kontrollieren konnte, reichte es noch lange nicht aus, um die ganze Macht der tickenden Zeiger eines Lebens erfassen zu können. Auf einer Seite erstaunlich, auf der anderen beängstigend, bedachte man, dass es Größen im Leben gab, denen man niemals gewachsen war.
„Da ist es!“ Koalas Ausruf ließ Naoe wieder nach vorn sehen, das suchen, was ihre Freundin ihr zeigen wollte. Tatsächlich konnte sie in absehbarer Ferne einen Umriss erkennen, der stetig wuchs. Je näher sie kam, desto genauer wurde das verschwommene Bild, das schon beinahe einer Illusion, entstanden durch Hitze und salziger Meeresluft, glich. In Wirklichkeit war es allerdings existent und wenn sie die Augen zu Schlitzen verengte, dann meinte sie eine der Seemachten der Revolution erblicken zu können. Ein starker Dreimaster, dessen Segel eingeholt waren, damit er seinem Posten nahe blieb.
„Nur noch ein Stück!“ Freudig gab sie ihrer Freundin Antwort, konnte das Glück in ihrem Inneren spüren. Es machte ihre Schritte leichter, gab ihr Kraft und Ausdauer, um die Strecke hinter sich zu bringen. „Du wirst springen, nicht wahr?“
„Natürlich! Und dann wird erst einmal durch-“ Mittendrin brach Koala ihren Satz ab, bremste hörbar ihr Tempo. Ihre Schritte wurden langsamer, während sie das nächste Wort schon fast schrie. „Naoe!“
Nicht wissend, was man von ihr wollte, tat die Angesprochene einfach das, was man am besten in solchen Momenten tun sollte – vor allem, wenn man weit und breit selbst nichts sah. Sie blieb stehen. Mit einem Ruck hielt sie inne, atmete unregelmäßig, weil es sie aus dem Takt brachte. Gleich darauf stockte er für einen Augenblick, stahl ihr jegliches Verständnis, als Gestein nahe ihrer Füße aufbrach. Einige Schritte zurückstolpernd, hob Naoe die Arme vor das Gesicht, um sich ein wenig zu schützen. Der aufgewirbelte Dreck, kombiniert mit den kleinen Splittern des Bodens, erzeugte eine Wolke, deren Essenz sie ungern in die Augen bekommen wollte.
Wieder näher zu Koala rutschend, versuchte sie sich ein Bild von der Situation zu machen. Zwischen all dem Schmutz und aufgewirbelten Pigmenten schien etwas zwischen den Rissen der Bodenplatten zu stecken. Gab sie dem Ganzen einen Moment, erkannte sie nur zu gut die Bambusstange Vergos. Schon wieder hatte er sie aufgehalten. Erneut stand er im Weg. Niemals gab er auf und es raubte ihr die Nerven. Immer wenn es so aussah, als würde alles gutgehen, tauchte dieser Mann auf und zerstörte es.
„Für dich gibt es hier kein Entkommen.“ Seine eiserne Miene drücke den Ernst aus, den er ihr entgegenbringen wollte, als er sich dem Szenario annahm, ins Blickfeld rückte. Seine Silhouette tauchte in die Staubwolke ein, verschwand einige Sekunden, ehe sich die Sicht klärte und ihn nahe seiner Waffe entblößte. Sie wusste, dass er einen Deal hatte machen müssen, um sie an diesen Ort zu bringen.
„Genauso wenig wie für dich, Vergo. Es ist schon erstaunlich, dass du wie ein geprügelter Hund den Schwanz eingezogen hast und ausgerechnet die Marine um Hilfe bittest, wo man dich doch hier deiner Hundehütte beraubt hat.“ Bissig verschränkte Naoe die Arme vor der Brust, schüttelte abwertend mit dem Kopf. Hätte sie in diesen Sekunden ihr Fenster benutzen können, hätte sie ihn eigenhändig damit zur Hölle geschickt. Doch lediglich Koala konnte kämpfen, sich dem ehemaligen Vize-Admiral annehmen.
„Du bist unbelehrbar.“ Schon fast enttäuscht über ihre Worte griff er nach seinem Bambusstab, rüstete das Haki nach, schien ganz klar angreifen zu wollen.
„Hey!“ Ihre Begleitung erkannte die Situation, richtete sich an Naoe, warf etwas zu ihr herüber. Perplex über den kleinen, wenn auch handlich und zugleich dicken Füllfederhalter, der auf sie zuflog, fing sie ihn auf, begutachtete ihn. An der Seite befand sich ein kleiner Knopf, erinnerte sie ein wenig an ihr Dial, weshalb sie allein aus Neugierde heraus draufdrückte. Zu ihrer Verwunderung schoss auf beiden Seiten eine Verlängerung heraus, ließ das Rohr zu einem handlichen Stab werden, an dessen Spitzen sich Klingen aus mehreren Stahlteilchen zusammensetzen. Länglich, leicht gebogen, perfekt für den Kampf. Eine Waffe, die sie staunen ließ.
„Was zum..?“
„Ich habe es mitgehen lassen. Unsere Waffenspezialisten wollten unbedingt experimentieren.“ Vergo nicht aus den Augen lassend, erläuterte Koala ihr zumindest das Nötigste der Waffe. „Ich dachte, ein zweischneidiges Naginata mit Doppelklinge könnte etwas für dich sein.“
„Hoffen wir es.“ Sich mit dem neu erworbenen Kampfmittel in Position bringend, wartete die Revolutionärin ab, brachte ihre Atmung unter Kontrolle. Sie war körperlich bei weitem schwächer als Vergo, doch sie wusste auszuweichen. Während der anfänglichen Zeit unter Dragon hatte sie viel gelernt. Vielleicht war sie keine Meisterin, aber sie wusste sich zu wehren. Lang genug, um einen Plan zur Flucht zu schmieden.
Die Atmosphäre beider Seiten schien zum Zerreißen gespannt. Noch hatte sie niemand bemerkt. Die Soldaten befanden sich unverändert in ihren Räumen oder auf der Kontrollrunde im Quartier. Akainu musste sich noch immer im Ablenkungsmanöver befinden und alle anderen schienen gar nicht anwesend zu sein. Lediglich Vergo war dort, stellte die einzige Hürde zur Freiheit dar.
Beide Seiten waren sich dessen bewusst und zum ersten Mal schien auch Naoe dazu bereit einen Kampf zu starten mit der Intention zu gewinnen.
Sie stießen sich beide fast gleichzeitig vom Boden ab, stürmten aufeinander zu. Das erste Aufeinandertreffen zwischen gehärtetem Bambus und stabilem Stahl, verdeutliche ihr, wie viel Kraft wirklich hinter Vergos Angriffen steckte. Es glich einer Lawine, die sie zu überrollen versuchte und sich nur schwerlich von ihr zurückhalten ließ. Doch einen Vorteil hatte sie: Mit der Naginata konnte sie das Gewicht des Angriffes verlagern.
Blitzschnell brachte sie die Klinge in eine Schräge, nahm damit den Schwung aus dem Angriff und wich zur Seite. Die sprühenden Funken lenkten sie dabei beide für einen Wimpernschlag lang ab, ehe sie dem Trieb des Kampfes folgten. Hinter dem Rücken weg, zog sie die zweite Klinge auf der anderen Seite nach vorn, griff ihren Gegner damit an, doch wurde durch einen genauso schnellen Konter abgehalten. Durch die unerwartete Abwehr stolperte sie ein wenig zurück, hielt die Waffe jedoch aufrecht. Vergo machte derweil Gebrauch von seiner Schnelligkeit, erreichte sie, noch bevor sie wirklich ans Ausweichen denken konnte. Folglich wehrte sie seinen ersten Angriff ab, leitete ihn nach unten, ließ die Funken erneut aufblitzen, sodass er als Nächstes auf ihre Beine zielte. Mit einem einfachen Sprung ihrerseits, fegte er mit sausendem Geräusch unter ihren Füßen hinweg, sah die schräg angelegte Klinge von oben im letzten Moment kommen und beugte sich zurück, um dem fatalen Schnitt zu entgehen. Naoe brachte damit Abstand zwischen sich und ihn, sprang einige Meter zurück, nur um innezuhalten und sich erneut abzustoßen – nach oben.
Vergo zu verstehen, war einfach. Er versuchte die Angriffe seiner Gegner im Keim zu ersticken und somit war es auch nicht schwer sein Handeln vorauszusehen. Sie wusste, dass er nach vorn schnellen würde, um den Abstand schnellstmöglich zu überbrücken. Deshalb war sie abgesprungen, genau im rechten Moment, bevor er ihr seine Waffe in den Magen rammen konnte. Über seinen Kopf hinweg legte sie eine halbe Drehung hin, kam hinter ihm auf, sodass sie ihm die Klinge auf einer Seite in den Rücken rammen konnte. Allerdings war sie genauso offensichtlich wie er. Noch bevor die Spitze ihres Naginatas seine Kleidung berühren konnte, wehrte sein Bambus den Stoß ab. Weder hatte er sich umgedreht, noch schien er panisch über ihr Vorankommen. Er hielt diesen Stab einfach hinter sich und wehrte sie ab, als sei es das Einfachste auf der Welt.
„Du bist zu langsam.“ Wenig begeistert nannte er ihr ihren größten Nachteil, was sie mehr irritierte, als sein Kampfstil. Noch bevor sie sich einen anderen Zug überlegen konnte, hatte er sich auch schon umgedreht, das Bein gehoben, um ihr mit einem kräftigen, seitlichen Kick den Boden unter den Füßen zu rauben. Er traf sie hart am Oberarm, obwohl sie versucht hatte, ihn mit dem stabilen Eisen ihrer Grifffläche abzuwehren. Schmerzlich die Zähne zusammenbeißend, konnte sie dem Schwung nicht standhalten, hob ab, flog einige Meter zur Seite, ohne einen Halt zu finden. Eine leichte Drehung im Flug sorgte dafür, dass sie schmerzlich mit dem Rücken aufkam, kurz nach Luft schnappte. Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie sehen, wie Koala sie unterstützen wollte, gerade einen Angriff startete, jedoch mittendrin abbrach. Naoe wusste nicht warum, doch spielte es auch keine Rolle mehr, als Vergo bereits wieder über ihr stand und zum Schlag ausholte. Einer, für den er weit ausholte, bevor er ihn niederschmetterte und sein Ziel tatsächlich nicht erreichte.
Ihre Situation glich einem Chaos zwischen Jagd, Hilfe und fliehender Beute. Die Hilfe übernahm in diesem Fall eine Rauchwolke, aus der sich eine Hand bildete, die den Angriff ihres Feindes aufhielt. Kurz darauf nahm auch der Rest des dicken Schwalls eine Form an, wurde zu einem Mann, der sie schon einmal hatte laufen lassen.
Und er tat es wieder, als er sich mühsam zu ihr umdrehte und ihr im rauen Ton befahl, sie solle verschwinden. Smokers einfaches „Lauf weg!“ war mehr, als sie jemals erwartet hätte.
Wissend, dass er gegen Vergo nicht lange standhalten würde, rappelte sie sich auf, deutete ihrer Begleitung mit einer eiligen Handbewegung, dass sie verschwinden mussten. Dabei entwich ihr ein sanftes „Warum?“, das zwar kaum hörbar erschien, ihren Retter jedoch erreichte. Bevor sie sich abwandte, um loszurennen, konnte sie seine Antwort hören. Ein simpler Eindruck, für den sie mehr als dankbar war.
„Ich gebe es ungern zu, aber du bist bei dieser Piratenbrut besser aufgehoben.“
Smokers Zuversicht schenkte ihr Hoffnung darauf, dass vielleicht nicht alle Schafe der Marine völlig den Verstand verloren hatten. Sicherlich würde er sie lieber fangen, hinter Schloss und Riegel bringen, doch seine Vernunft hielt ihn davon ab. Gerechtigkeit fing bei ihm an einer anderen Stelle an und entwickelte sich zu etwas, mit dem sie sich ebenfalls anfreunden konnte. Einer Welt, in der man Gerechtigkeit, Fairness und Logik zusammen benutzte. Das eine funktionierte nicht ohne die anderen beiden und das sah sie immer wieder, wenn Inseln vernichtet und Menschen getötet wurden.
So schnell es ihr möglich war, eilte Naoe voran, die Naginata fest in der Hand. Die Schmerzen in ihrem Oberarm verblassten, je weiter sie kam. Ihre gesamte Aufmerksamkeit hing an der Flucht, bot keinen Platz für Pein oder Zweifel. Koala dicht hinter sich, warf sie keinen einzigen Blick zurück, um zu sehen, ob Smoker standhalten konnte. Dieses eine Mal wollte sie sich blind auf jemand anderen verlassen und die Zeit sparen, die sie einbüßen würde, drehte sie sich auch nur eine Sekunde lang zu ihm um.
Der Steg, umgeben von wenigen Marineschiffen, die völlig wahllos vor Anker lagen, rückte immer weiter in Reichweite. Der Übergang von Stein auf Holz ließ ihr Herz noch eine Oktave höher schlagen, sie schlussendlich wirklich vollständig die heimische Seemacht in einigen Metern Entfernung erkennen. Koala holte sie derweil ein, gabelte sie auf, trug sie die letzten Schritte vor sich her, bevor sie absprang. Es glich einem Flug, sorgte dafür, dass Naoe sich fest an ihre Freundin presste, letztlich doch einen Blick zurück zu Smoker warf, der sich wacker hielt. Gleichzeitig vernahm sie ein Piepen, das kurz darauf einsetzte. Es erklang irgendwo aus einer der Taschen Koalas. Sie brauchte nur wenige Sekunden abzuzählen, bis die angebrachten Bomben daraufhin detonierten, das Gebäude ansehnlich an einigen Stellen in Stücke riss.
An diesem Punkt würde Vergo sie nicht mehr erreichen können und die leichte Brise, die bei all dem zaghaft durch ihr Haar strich, schien sie auf der anderen Seite willkommen heißen zu wollen.
Wirklich angekommen war sie aber erst, als Koala auf dem Deck des Schiffes landete, das sie fortbringen würde. Sie wurde abgesetzt, sah in einige Gesichter der Crew, die extra für sie hinausgefahren war. Alle hatten sie ihr Bestes gegeben, mehr oder minder ihren Hals riskiert. Dreimal, rechnete sie ihre Rückblenden ein. Dieses Handeln, der Wille sie aus den Fängen der Marine zu befreien, es überkam sie, füllte sie mit endlosem Dankgefühl. Deshalb verbeugte sie sich vor den Anwesenden, hörte ihre eigene, bebende Stimme, als sie ihre gesamten Empfindungen in ein einziges Wort legte.
„Danke.“