Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Copy Paste: Fenster der Vergangenen

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Romance / P18 / Het
Eustass Kid OC (Own Character) Sakazuki / Akainu Trafalgar D. Water Law Vergo
03.01.2018
16.09.2018
59
179.878
38
Alle Kapitel
205 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
26.08.2018 3.134
 
Ihre wehleidigen Schreie, die zu Anfang den gesamten Raum erfüllt hatten, glichen mittlerweile nur noch leisen Tönen, die ihre Kehle hervorpresste. Es war immer dasselbe, schmerzte, brachte sie langsam um. Ihr Peiniger betrat den Raum, folterte sie, ging wieder und ihm folgte ein Arzt, der ihre Wunden notdürftig behandelte. Dieser Takt vollzog sich ungleichmäßig, stahl Naoe jegliches Zeitempfinden. Weder wusste sie, wie lange sie bereits an diesem Ort blutete, noch, ob es draußen hell oder dunkel war. Musste sie schätzen, so brachte man ihr dreimal am Tag eine karge Mahlzeit und ließ sie viermal im Verlauf ihrer Zeit aufstehen und das Geschäft erledigen. Schwer gefesselt mit Handschellen und Ketten aus Seestein, weil ihr Entkommen absolut unerwünscht war.
Diese Dinge brannten sich in ihren Kopf wie ein Rhythmus, der sie zugleich müde werden ließ. Wann immer sie die Gelegenheit bekam, schlief sie ein. Anfangs ruhig, später mit den dunklen Träumen ihrer Schreie und den kalten Folterinstrumenten auf ihrer Haut.
Das metallische Klimpern des Werkzeuges ließ die Revolutionärin leicht den Kopf heben. Die Folter für die nächsten Stunden war beendet und würde ihr erneut ein wenig Ruhe schenken. Ihre Augen brannten, so hatte sie ab einem gewissen Punkt die Tränen nicht mehr halten können. Das Haar hing strähnig herunter, wirkte genauso schwer wie ihre Lider. Die Finger an der einen Hand waren vollständig zertrümmert. Knochen hingen nur noch lose gesplittert im Fleisch, das in dunkler, blauer Farbe geschwollen den Rest von ihr darstellte. Bewegen können würde sie ihre Hand nie mehr, womit nur die andere blieb, an der man jeden einzelnen Nagel gewaltsam entfernt hatte. Blutig verkrustet ließ es sie nur seufzen, zugleich den stark metallischen Geruch einatmen. Vermengt mit ihrem eigenen Schweiß kreierte es eine stickig, gar bissige Note in diesem Raum.
Alles in ihrem Kopf drehte sich, fuhr Karussell, dem sie sich nicht mehr entziehen wollte. Ihr Körper war viel zu taub, um etwas anderes zuzulassen und auf Hilfe hatte Naoe nie gehofft. Generell schien alles keine Rolle mehr zu spielen. Würde sie sich weiterhin verweigern, wäre die weitere Folter gewiss. Stimmte sie zu, hatte sie eine Chance.
Den Kopf in den Nacken legend, lachte sie über sich selbst, spürte die schmerzlichen Stiche in ihrer Brust. Das Glück hatte sie vor kurzem erst in die Arme genommen und dennoch riss man es ihr wie eine Illusion wieder aus den Händen. Law konnte ihr nicht gehören. Schlussendlich war sie nicht stark genug, um an seiner Seite zu sein.
Und dennoch wollte ihr Herz nicht daran glauben.
Die Hoffnungslosigkeit füllte sie aus, ein dumpfes Pochen begleitete all ihre Gedanken. Regungslos gefangen gab es keinen Ausweg, doch ihr Herz wollte kämpfen. Es tat weh, sprang auf und ab, füllte ihren Kopf beinahe täglich mit Bildern ihrer Allianz und Wünschen, die sie heimlich gepflegt hatte. Sie wollte die Frau an seiner Seite sein. Diesen einen Schritt wollte sie schaffen und nun, wo man ihr diese Möglichkeit genommen hatte, war dieses Verlangen stärker als jemals zuvor. Kranke Vorstellungen, die ihre Situation in den Hintergrund rückten.

Leicht an den Ketten ziehend, mit der wenigen Körperkraft, die sie dank dem Material noch übrig hatte, sah Naoe dabei zu, wie vereinzelt Blut aus ihren eher frischeren Schnittwunden drang. Man hatte sie geschlagen, grün und blau, hatte ihr Messer durchs Fleisch gezogen, ihr Worte eingeritzt. Kleine Stempel, die niemals wirklich vollständig verheilen würden.
Sie spürte die Nässe auf ihrer Haut, doch sie schmeckte es nicht mehr auf der Zunge. Zugleich konnte sie jedoch noch halbwegs klar denken, ihre taumelnden Gedanken entziffern. Würde sie zustimmen, dann gab es einen Weg zu entkommen. Sie konnte fliehen, wenn sie ein Fenster der Vergangenen öffnete. Ließ sie alle hindurch, dann konnte sie einfach umdrehen und wieder verschwinden. Ihre Kräfte waren begrenzt. Die Folter hatte sie einiger Ressourcen beraubt, was auch bedeutete, dass mehr als ein Fenster nicht möglich war. Kleine Wege zur Teleportation waren vielleicht noch im Rahmen des Machbaren, doch ihre Taktik musste sparsam sein. Konnte sie all diese Dinge irgendwie unter einen Hut bekommen, gab es einen Weg zur Flucht. Einen einfachen Ausgang, aus alldem. Dann konnte sie zurück zu Law.
Zurück zu dem Mann, den sie liebte.
Sich unsicher auf die Unterlippe beißend, vernahm Naoe nebenbei, wie die Tür zu ihrem Raum sich öffnete. Den Blick auf die Absperrung richtend, entwich ihr nur ein aufgebendes Seufzen. „Denkst du nicht, dass ich deine hässliche Visage in letzter Zeit genug gesehen habe?“
„Drei Tage und du hast noch immer so ein vorlautes Mundwerk. Ich frage mich, wie lange du deinen armseligen Akt des falschen Stolzes noch aufrecht halten kannst.“
„Gar nicht.“ Den Kopf etwas schieflegend, sprach sie etwas aus, das sie freier atmen ließ. Tatsächlich hätte sie die Tortur bis zum bitteren Ende durchziehen können, doch ihr Herz bettelte um einen Versuch des puren Irrsinns. Etwas, das sie in ihrer Lage nicht mehr zu verspotten wusste. Es war so banal, dass es vielleicht funktionierte, versuchte sie es nur. „Ich helfe...denn sterben lassen werdet ihr mich nicht und ich will nicht ewig von euch widerlichen Idioten gefoltert werden.“
Akainus verachtender Blick strafte sie, ließ ihn noch herzloser wirken, als er war. „Da sieht man, dass die Revolution doch nicht so stark ist, wie sie tut.“
„Glaub mir, die Revolution ist mehr, als ich jemals darstellen könnte. Ich bin eines der schwächsten Glieder im Aufbau...doch selbst wenn ihr Leute wie mich aus diesem System reißt, es wird keinen Unterschied machen. Ihr seid zu schwach, um dieser Welle entgegenzutreten.“
„Das Gesetz ist niemals zu schwach, um Verbrecher aufzuhalten.“ Mit wenigen Schritt kam er herein, machte Platz, deutete mit seinem Zeigefinger, dass jemand folgten sollte. „Eine dumme Bewegung und ich töte dich an Ort und Stelle. Ich weiß, wie deine Teufelsfrucht funktioniert also weiß ich auch, wie deine Fenster sich öffnen.“
„Wäre peinlich, wenn es nicht so wäre.“ Abwartend sah Naoe dabei zu, wie zwei Soldaten ihren schon fast isolierten Raum betraten. Einer von ihnen konnte sich das Rümpfen der Nase nicht verkneifen, war sichtlich angewidert von dem Bild und dem scharfen Geruch, der sich ihm bot. Dennoch riss er sich zusammen, eilte seinem Vordermann hinterher, der all das bei weitem gefasster aufnahm.
Eilig nahm er ihr die nötigsten Behinderungen ab, hielt sie nur noch mit den Armen hinterm Rücken im Zaum. Sie ließ es sich gefallen, war einfach froh aus ihrer misslichen Lage herauszukommen.
Das Aufstehen unterstrich, wie wackelig ihre Beine waren. Leicht wegknickend, versuchte sie das Gleichgewicht zu halten, spürte das Prickeln unter der Haut und die fehlende Kraft in den Muskeln. So war es die letzten Tage immer gewesen, wenn sie stundenlang auf ihrem Stuhl gesessen und die Ketten ihr beinahe das Blut abgeschnürt hatten. Rücksicht nahm man jedoch keine.
Anstatt ihr die wenigen Minuten zum Einpendeln zu geben, riss man gewaltsam an ihren Ketten, zerrte somit an ihr, sodass sie beinahe den Halt verlor. Mit einem krächzenden „Bewegung!“ stieß einer der Soldaten ihr von hinten mit etwas ins Kreuz, zwang sie zum Voranschreiten, obwohl ihr Körper nach ein paar Minuten der Einfindung bat. Sie kam dieser Aufforderung nach, biss die Zähne zusammen, ignorierte die Schmerzen im Rückgrat. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, bemerkte, wie Akainu als erster den Raum verließ. Vermutlich wollte er dem Geruch entkommen, einen besser bewachten Ort benutzen, um sie nicht zu verlieren. Ihre kleine Zelle war zwar gut, reichte jedoch in seinen Augen vermutlich nicht aus, um vollständig sicher sein zu können. Es sollte ihr egal sein, denn es spielte keine Rolle, wohin er sie bringen würde. Öffnete sie ein Fenster, war er dazu gezwungen sich auf ihr Terrain zu begeben und genau das konnte Konsequenzen mit sich bringen.

Die Sohlen ihrer Schuhe streiften mehrmals den Boden, weil sie das Gewicht ihrer Füße kaum zu heben vermochte. Es ließ ihren einst so leichten Schritt schwer und schleifend wirken. Ähnlich als würde ihr Körper unter der simplen Bewegung ächzen und ihr verdeutlichen wollen, dass all das viel zu schnell ging.
Bis hin zum Ziel Sakazukis verschwand lediglich das Kribbeln in ihren Kniegelenken, ersetzt durch ein Pochen, das mit ihrem Herzen einen Gleichschritt zu pflegen schien. Unangenehm spannte es von innen gegen ihre Haut, gab ihr das Gefühl, als würde sie bald an einigen Stellen zerreißen. Langsam und kläglich, während sie ausblutete, in minimalen Mengen, deren Verlust ihren Körper ungesund und kränklich erscheinen ließ.
Trotz allem hielt Naoe sich irgendwie auf den Beinen, beobachtete genau den Fußboden. Ihr Kopf war zu schwer, als dass sie einen aufrechten Gang hätte aufbringen können. Dazu fehlte es ihr an Willen, der ihr Kraft gab. Stattdessen meißelten sich die braunen Holzplatten in ihrem Kopf ein, verankerten sich dort zusammen mit den Bildern ihrer Folter. Kleine Fragmente, die sie begleiten würden, bis sie Ablenkung fand. Doch bis dahin würde es zumindest ihre Freiheit kosten und viele andere Dinge, die ihr Stress aufbürdeten und sie vergessen ließen. In diesem Fall war es der Schritt in einen Raum, dessen Videoüberwachung nicht einen blinden Punkt hatte. Überall hingen die kleinen Schnecken an ihren Plätzen, filmten jedes noch so unwichtige Detail.
„Losmachen!“ Befehlend kommandierte Akainu seine beiden Schoßhunde zum Einsatz, wandte sich dabei zu Naoe um, behielt sie genau im Auge. In seinem Blick konnte sie genau erkennen, wie wenig er zum Spaßen aufgelegt war, wie sehr ihm ein Scheitern missfiel. Niemals würde er sie entkommen lassen, zumindest nicht, solange er konnte. Vielleicht würde die Vergangenheit ihm diese Sicherheit, diesen Zwang nehmen und auf etwas anderes lenken. Weder wusste sie, wohin er wollte, noch konnte sie sich auch nur im Entferntesten ausmalen, was sein Plan sein sollte.
„Ich bezweifle, dass ich erklären muss, wie meine Kraft funktioniert.“ Beiläufig, als wäre es etwas Natürliches, stellte Naoe eine Kleinigkeit fest, fixierte dabei ihren Blick auf Sakazuki.
„Nein.“ Kurz angebunden gab er Antwort, verzog nicht einen Muskel. „Du brauchst Blut, wie das, was du vergießt.“
„Guter Wortwitz.“ Höhnisch zwang sie sich zu einem Grinsen, wusste, dass sie ihn mit ihrer großen Klappe innerlich zum Kochen brachte. Doch sie konnte die spitzen Bemerkungen nicht zurückhalten, so tropfte ihr rotes Lebensgut sehr wohl in diesem Augenblick zu Boden – wobei er etwas völlig anderes meinte. Akainu ließ sich seinen Ärger jedoch nicht anmerken, ignorierte ihre Kommentare. Er schien alles über ihre Teufelsfrucht zu wissen, malte sich sicherlich schon aus, wie sehr sie unter ihrem Zustand leiden würde. Genugtuung für ihn, eine Chance hingegen für sie.
Mit schweren Schritten kam er ihr näher, bot ihr die Gabe, die sie für ihre Nutzung brauchte. Auf seinem Zeigefinger hatte sich eine rote Perle gebildet, groß, dunkel, gefüllt mit so vielen Erinnerungen, die sie niemals erforschen würde. Zumindest wusste Naoe damit, dass er etwas in seiner Vergangenheit verändern wollte, nicht in der eines anderen. Er plante keine frühzeitige Erkennung von Verbrechen, viel eher einen Vorteil für sich selbst. Versuchte sie auch nur eine Sekunde lang hinter die eisige Fassade dieses Fanatikers zu schauen, dann erkannte sie nicht mehr, als den Willen, die ultimative Gerechtigkeit anzutreiben. Irgendetwas in ihm verlangte nach einer Änderung, die das gesamte Gleichgewicht der Großmächte auseinanderreißen würde.
Ihr sollte es nur recht sein.
Ihre Fingerkuppe schnellte über das Blut hinweg, sammelte es auf, ohne großartig mit Akainu selbst in Berührung zu kommen. Jeglicher Kontakt widerte sie an, ließ ihr einen Schauer über den Rücken gleiten, dem sie nichts entgegenzusetzen hatte. Etwas, das sie erschüttern, Bilder aufkeimen lassen würde, denen sie sich nicht stellen wollte. Deshalb wollte sie es vermeiden, ihr derzeitiges, fehlendes Gleichgewicht wahren. Dabei war es einvernehmliche Ruhe, die sie in diesen Augenblicken begleitete. Ein stetig schlagendes Herz, klare Gedanken, deren Karussell gestoppt hatte. Sie konnte davonlaufen und mit jeder verstreichenden Sekunde wurde diese Tatsache realer. Öffnete sie ein Fenster, konnte sie fliehen. Weit weg von diesem Ort. Ein verlockender Gedanke, der ihr Kraft schenkte, sie an Law denken ließ, dem sie bald wieder näherkommen konnte. Vielleicht würde er sie mit einer sanften Berührung auf der Wange begrüßen. Vielleicht aber auch mit einem Kuss, ganz seicht und ungesehen. Sie wusste es nicht, wollte es sich allerdings ein wenig ausmalen in diesem Moment. Immerhin war es alles, das sie animierte, diese waghalsige Aktion zu starten.
Somit glitten ihre Fingerspitzen durch das Nichts, hinterließen langsam einen Rahmen, der sich aus ihrer Kraft, dem Blut und den Wünschen aller im Raum formte. Das Holz nahm brüchige Gestalt an, wirkte leblos dunkel, verdorrt wie die vertrockneten Äste verbrannter Bäume. Die Seiten, das Sims, alles nahm Form an. Doch der letzte Zug scheiterte, als sie das Gleichgewicht verlor, den erschütterten Boden unter ihren Füßen spürte und die panischen Blicke in den Augen ihrer Begleitungen bemerkte, als irgendetwas im Gebäude selbst einschlug – ähnlich einer Explosion im Korridor.

Das Knarren der Stahlträger verängstigte die Soldaten im Raum, ließ ihre Augen quer durch die Gegend schießen, bis sie hilfesuchend an Akainu hängenblieben. Nebenbei landete Naoe bäuchlings auf dem Boden, keuchte kurz auf, spürte das Zittern in ihren Beinen. Sie waren müde, sahen den Fall als willkommene Pause an. Zugleich brach das tosende Jaulen der Sirenen aus.
Unsicher, wer was tun sollte, sahen die kleinen Offiziere sich an, wirkten panisch, fast verschreckt von der Situation. In ihnen stand vermutlich der Wille, die Waffen zu zücken und die Übeltäter zu suchen, doch ein solches Handeln in der Gegenwart von Sakazuki wäre vernichtend gewesen. Deshalb blieben sie stehen, warteten ab, bis man ihnen Befehle erteilte. Kommandos, über die Akainu einen Moment zu lang nachdachte, bis er sie tatsächlich gab. „Lizt! Bring sie zurück in ihre Zelle. Danach stößt du zu den anderen Truppen. Mello! Du kommst mit mir.“
Abwinkend verteilte er die Aufgaben, setzte sich beinahe gleichzeitig in Bewegung, um sich selbst den Eindringlingen anzunehmen. Sein Stolz verbat ihm einfach dabei zuzusehen, wie die Marine auf ihre herkömmliche Art und Weise versagte. Das gab ihr mehr Freiraum, wenn auch nicht genug.
Bevor Naoe sich wirklich zu helfen wusste, klackten die Handschellen an ihren Gelenken, verhinderten damit, dass sie entkommen konnte. Kurz darauf packte man sie am Kragen, befahl ihr mit einem harschen „Komm!“, dass sie sich beeilen sollte. Man zerrte sie mühsam auf die Füße, stieß sie voran, sodass ihre Beine sie taumelnd zur Tür stolpern ließen. Nichts Besonderes, doch es beschleunigte ihren Puls vor Aufregung. Schwach und kampfunfähig befand sie sich außerhalb ihrer Zelle, was eine der wenigen guten Voraussetzungen war, die man ihr gab.
Auf den Flur schwankend, vernahm sie die wirren Stimmen anderer Soldaten, die hektisch durch die Gänge eilten, als würden sie sich eher verstecken anstatt verteidigen. Dabei drangen die wichtigsten Dinge zu ihr durch. Einfache, kleine Sätze, die sie anstachelten.
„Piraten! Es sind Piraten, die uns angreifen!“
„Idiot, das sind Revolutionäre!“
„Dragon!“ Ihre Stimme glich einem kratzigen Hauch, der sämtliche Hoffnung in ihr schürte, die bereits bei dem Aufeinandertreffen mit Vergo erstickt schien. Wenn die Revolutionäre sie kommen holten, in diesem großen Aufmarsch, dann hatten sie den Führer der Revolution verärgert. Nicht nur ihn, denn wenn tatsächlich Piraten an seiner Seite kämpften, dann musste auch Law einen Schritt getätigt haben. Die beiden bedachtesten Männer mit den besten Plänen provozierten einen Krieg, um jemanden wie sie zu retten. Dabei hätten sie einfacher vorgehen können. Es gab Spione unter den kleinen Fischen der Marine. Man hätte sie ungesehen verschwinden lassen können. Dachte sie zugleich aber an den ungleichen Takt ihrer Pausen und Akainus Aufenthalt, zerbarst diese Idee. Die Zeitfenster waren zu ungewiss und die Bedrohung zu groß. Es würde Leben kosten, die man umsonst zahlen müsste. Dragon sah diesen Fakt ein, genauso wie Law es tat und obwohl sie immer ihre besten Ideen zurechtlegten und überlegt vorgingen, so griff man dieses Mal schon fast kopflos an. Es erinnert sie an Ace. An seinen Tod, das Chaos, das sich in diesem Augenblick wiederholen sollte. Nur ihretwegen. Einer wertlosen Revolutionärin, die eigentlich ersetzbar für mindestens eine Seite war. Zumindest in ihren eigenen Augen.
„Jetzt komm endlich!“ Nervös riss man erneut an ihrer klirrenden Leine, machte damit auf sich aufmerksam. Ihr Begleiter, Lizt, wie sie verstanden hatte, besaß die Aufgabe, sie zurück in ihre Zelle zu bringen. Er war nicht mehr als ein schlaksiger Zeitgenosse, bestehend aus Gerippe und Haut. Vermutlich würde ihm selbst das Gewehr bei Benutzung dank Rückstoß die Arme brechen und es war ein Segen, dass ausgerechnet er sie zurückbringen sollte. Vermutlich, weil man sie für zu schwächlich hielt, als dass sie sich noch zur Wehr setzen konnte. Doch genau da lag das Problem. Akainu würde ihm persönlich den Kopf abschlagen, wenn er versagte und es tat ihr nicht im Geringsten leid. Stattdessen warf sie sich hilflos auf die Knie, ließ sich nieder, starrte ihn an. Ihre Gelenke dankten es ihr, während sein verdutzter, schon fast schockierter Blick sie amüsierte, ihr kurzzeitig den Schmerz nahm, der ihren gesamten Körper zerfraß.
„Wenn du nicht sofort aufstehst, wirst du dein blaues Wunder erleben!“ Fauchend zog er ein wenig an der Kette, wirkte unsicher über das, was er tun sollte.
„Sicher, dass du dazu die Zeit hast?“
„Spotte so lange du noch kannst! Du wirst zurück in die Zelle kommen.“
„Oh? Willst du mich etwa tragen?“ Fragend hob sie die Brauen, wartete auf Resonanz, die er ihr eindeutig nicht geben konnte. Ihm blieb nicht viel mehr übrig, als all seine Kraft zu mobilisieren und an ihrer Leine zu ziehen. Das Klirren des Metalls wirkte dabei wie Musik in ihren Ohren. Selbst Akainu plante nicht alles genau, ließ sich aus dem Konzept bringen. Vermutlich war der Ort, an dem sie sich befanden, ein kleines Geheimnis. Eines, welches man eigentlich nicht finden durfte, aber soeben gefunden hatte.
Naoe genoss die freien Gedanken, die Überlegungen zu solch einem banalen Thema, wo ihr Aufpasser jegliche Mühe darin verschwendete, sie über den Boden zu ziehen. Er kam damit nur schwerlich voran, obwohl sie sich nicht wehrte und nur hinter ihm her rutschte. Seine Beine zitterten unter der Anstrengung, Schweiß breitete sich auf seinem Nacken aus und ließ die Revolutionärin schmunzeln. In diesen Minuten war alles egal. Der stechende Schmerz in ihren Gliedmaßen; das Blut, welches sie noch immer verlor; die zerstörte Hand, in der sich nur noch ein Pochen befand und auch das wunde Fleisch, dem die Nägel fehlten. Sie genoss es einfach, genoss den Fakt, dass man sie holen kam, obwohl man sie auch einfach hätte sterben lassen können.
Und der Erste, der sie wirklich entdeckte, war kein Mann, keine Allianz und auch kein weiterer Peiniger. Es war ihre Freundin, Verbündete, Hilfe auf ganzer Linie.
Süß gekleidet, so unpassend in diesem Auf und Ab, mit einer besorgten Miene auf den Zügen. Ihr Blick blieb dabei auf dem abstrusen Bild zwischen Naoe und Lizt hängen, der vom Auftreten der Fremden ganz klar überfordert schien. Er handelte nicht schnell genug, kassierte einen sauberen Schlag in die Magengrube, sodass er würgend auf die Knie fiel und zusammenbrach. Sein Körper war zu mager, um solchen Dingen standhalten zu können. Ein trauriger Anblick, der schwand, als ihr Gegenüber ins Rampenlicht trat.
Es gab einen Ausweg aus dem Ganzen.
Und Koala würde sie hinausführen.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast