Copy Paste: Fenster der Vergangenen
von Ereschkidal
Kurzbeschreibung
[In Überarbeitung - Charakteroptik, Satzstruktur, Formatierung -18/59] >>Ich kann nur einmal an denselben Ort zurück. Es ist ähnlich einem temporären Speicherpunk/t, der eine Schlüsselszene wiedergibt. Auf Zeit. Fehler kosten mich ein Original.<< ---- Eine Reise in die Vergangenheit, um etwas für die Gegenwart zu verändern. Manchen Menschen erfüllt Naoe diesen Wunsch, andere gehen leer aus. Darunter auch Vergo, der seit seinem Versagen gegen Trafalgar Law auf eine konstante Veränderung aus ist. Wissend, dass sie gegen ihn nicht ankommen kann, beschließt sie sich dazu eine Allianz zu formen, ähnlich einem Pakt von Geben und Nehmen. Doch die Verbindung ist vage, getränkt von verschiedensten Gefühlen und die Hände, die nach ihr greifen, werden mehr - denn außer Vergo scheint auch die Marine einen Plan zu hegen. [Trafalgar Law x OC]
GeschichteDrama, Romance / P18 / Het
Eustass Kid
OC (Own Character)
Sakazuki / Akainu
Trafalgar D. Water Law
Vergo
03.01.2018
16.09.2018
59
179.878
38
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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24.08.2018
2.579
Eisige Stille, ein schwacher Körper, die fehlende Möglichkeit sich zu bewegen. Sie war müde, schlapp, konnte sich kaum dazu bringen die Augen zu öffnen. Nur langsam fanden ihre Lider nach oben, gaben ihr Sicht auf den schlecht beleuchteten Betonboden. Man hatte sie eindeutig auf einen Stuhl gesetzt und dafür gesorgt, dass ein Entkommen unmöglich wurde.
Mit einem einfachen Seil hatte man ihren Oberkörper an die Lehne gebunden, wohingegen Beine wie auch Arme von eisernen Ketten aus Seestein gebändigt wurden. Es raubte ihr die Kraft, sodass ihr nur ein Minimum blieb, mit dem sie sich nicht wehren, geschweige denn wirklich bewegen konnte.
Den Kopf hebend, entwich ihr ein erschöpftes Seufzen, sie konnte ihren verspannten Nacken und den unfreundlichen Blick auf ihrer Haut fühlen. Das Haupt leicht schieflegend, schenkte sie ihrem Gegenüber einen Moment ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit. Im gedämpften Licht dieses Raumes brauchte sie etwas länger, um die Umrisse der Gestalt auszumachen, bis sie letztlich nur noch kläglich lächeln konnte. Die viel zu trockene Zunge einmal über die Lippen ziehend, sammelte Naoe ihre Gedanken, dachte an Law, ihr Leben, das an diesem Punkt enden würde. Tatsächlich brachte es ihr nicht mehr, als Herzschmerz. Alles andere schien völlig egal. Angst spielte keine Rolle, Nervosität erstickte im Keim und Hoffnung hatte niemals wirklich existiert. Ihr blieb nur ein aufrichtiges Sterben, das ihre Prinzipien schützen würde. Genau deswegen hauchte sie dem Mann ihr gegenüber sachte entgegen, rau und unbeholfen, wissend, dass es alles war, was sie tun konnte.
„Der große Köter der Nation. Hallo, Akainu. Oder soll ich dich Sakazuki nennen?“
Sein Blick durchbohrte sie, vermittelte Abscheu und Hass zugleich. Seine weiße Uniform wirkte schrecklich rein im Vergleich zu ihrem Erscheinungsbild, das furchtbar geschändet aussehen musste. Doch sie beklagte sich nicht und auch Akainu hielt sich zurück, sparte sich jeden Ausdruck seiner „absoluten Gerechtigkeit“. Er wusste genauso gut wie sie, dass in ihrem Körper etwas steckte, das eine Menge für ihn verändern konnte. Würde er sie töten, würde irgendwo auf der Welt jemand anderes ihre Teufelsfrucht erhalten und niemand konnte wissen, wen es traf.
„Du weißt, wieso du noch am Leben bist und du solltest meine Zeit nicht verschwenden.“ Harsch kam er ohne Umschweife zu dem Thema, das ihn wirklich zu ihr gelockt hatte. Nichts, das sie ihm einfach gestalten wollte. Im Gegensatz zu ihm besaß sie einen Wert in dieser Situation.
„Deine Zeit? Was musst du tun? Den Himmelsdrachen dabei zusehen, wie sie Menschen ersteigern und verkaufen? Vielleicht deinen armseligen Stolz aufpolieren?“ Abfällig schnaubend schüttelte sie mit dem Kopf. „Willst du mir keinen Deal anbieten, mir sagen, was ich bekomme, wenn ich euch nutzlosen Gerechtigkeitshütern helfe?“
„Eine Ratte der Revolution will einen Deal? Sicher. Wenn du dich nützlich machst, töte ich dich schnell und schmerzlos.“
„Ist das alles? Wie langweilig.“ Den Kopf etwas nach hinten legend, warf sie ihm einen spottenden Blick zu. Auch wenn seine Züge hart wie Stahl waren, so konnte sie die leicht hervortretende Ader an seinem Hals sehen. Akainu machte keine Ausnahme bei Piraten. Er vernichtete die Bösen auf der Welt, um absolute Gerechtigkeit zu schaffen, die nicht mehr als eine simple Lüge war. Menschen wurden lebendig irgendwelchen Tieren zum Fraß vorgeworfen, dienten als Sklaven der Himmelsdrachen oder litten in den Gassen der Gesellschaft. Das war alles, nur nicht gerecht und es widerte sie an. „Ihr denkt, dass ihr die Gerechtigkeit so formen könnt, wie sie euch passt. Aber weißt du was? Eines Tages wird wahre Fairness euch grandios in den breiten Arsch treten und ich würde eigenhändig morden, um es heute schon sehen zu dürfen.“
„Ha! Du denkst, die Revolutionäre bringen 'Fairness'?“ Tonlos auflachend kam Sakazuki ihr entgegen, presste kurz darauf einen Augenblick lang die Lippen aufeinander. „Ihr seid lediglich der Abschaum der Gesellschaft mit unmenschlichen Motiven, der sich für etwas Besseres hält, als einfache Piratenbrut.“
„Wenn menschliche Freiheit unmenschlich ist, dann frage ich mich, was eure Entschuldigung für all die begangenen Verbrechen ist.“
„Wir sind das Gesetz! Verbrechen gibt es hier keine.“
„Nicht auf dem Papier.“ Stur starrte sie ihr Gegenüber an, fauchte schon fast vor Wut. „Aber in euren Köpfen. Wie oft musstest du für diesen wertlosen Haufen schon lügen, damit die Marine ihren erbärmlichen Stolz behält? Ihr seid nichts als Lügner und Mörder, die Angst haben eines Tages wirklich vor dem Gericht des Lebens zu stehen!“
Akainu atmete einmal tief durch, beherrschte sich, wissend, dass er sich sicherlich nicht die Hände an ihr schmutzig machen wollte. Trotzdem entging ihr das nervöse Zucken in seinen Fingerspitzen keineswegs. Um sich abzulenken, griff er in seine Hosentasche, zückte eine Zigarre. Naoe hatte einen seiner wunden Punkte getroffen, denn er wusste genauso gut wie sie, dass auch er nicht völlig gerecht war. In all den Jahren hatte er sich den Schwindel glaubhaft reden können, dass sein Weg der richtige war. Doch in Momenten wie diesen, kam das klare Gewissen hoch, dass all die Lügen für den Stolz und den Stand fehl am Platz waren. Trotzdem waren sie zugleich nötig, denn er musste das Gesetz wahren und seine Fehler vernichten.
„Wusstest du, dass du bereits lange tot sein müsstest?“ Ruhiger griff er sein Thema dieses Mal auf eine andere Art auf. „Du bist vor etwa zwei Jahren auf der Insel Passhon gestorben und du warst nicht mehr als ein kleines Kind ohne Zukunft. Es hat mich verwundert, dass eine Frau wie du existiert. Dasselbe Kind, nur, dass es nun älter ist. Als ich deinen Steckbrief sah, wurde es mir sofort klar. Du hast schon einmal die Vergangenheit verändert und was auch immer passiert ist, du hast es ruiniert. Was wolltest du tun? Deine Mutter aus den Flammen retten? Deinen Vater rächen? Deine klägliche Naivität hast du eindeutig von ihm geerbt.“
Jedes Wort, das entspannt über seine Lippen kam, schürte die Verachtung in ihr. Man hatte ihr alles genommen, es aus ihren Händen gerissen, weil man sicher sein wollte. Seine Fragen machten sie krank und der selbstgefällige Ton brachte ihr Herz zum wilden Pochen. Alles in ihr wollte Vergeltung, wollte Rache, wollte ihm die Augen auskratzen. Aber sie saß fest. Wehrlos und zum Tode verurteilt, saß sie an diesem Ort einfach fest und bekam zurück, was sie gesät hatte.
„Mein Vater mag naiv gewesen sein, aber er war ein Mann von Ehre. Er wollte helfen.“
„Er war ein Narr!“ Abwertend wischte Sakazuki ihre Verteidigung einfach davon. „Er war genial aber dumm genug, um an ein Wunder zu glauben. Du suchst nach Gerechtigkeit? Wäre damals das Experiment deines Vaters geglückt, dann hätte er alle Menschen auf der Welt getötet, nur um das Lächeln seiner Frau noch einmal sehen zu dürfen.“
„Er hat eure Ideen umgesetzt!“
„Ruiniert hat er sie!“ Wütend erhob ihr Gegenüber die Stimme, ließ die Revolutionärin zusammenzucken, jedoch nicht den Blick abwenden. „Du dummes Kind hast keine Ahnung, was er erforscht hat!“
„Ein Heilmittel...er suchte nach einem Heilmittel für meine Mutter!“
„Eines, mit dem er die Welt zugrunde gerichtet hätte!“ Fahrig beugte er sich etwas nach vorn, die Zigarre im Mund, allerdings nicht angezündet. Die Auseinandersetzung lenkte ihn selbst von der einfachsten Geste ab und es schien ihm in diesen Sekunden egal zu sein. In seinen Augen war er der einzige, der recht haben konnte. „Luca Pallmell hatte die simple Aufgabe, die Anwendung einer halluzinierenden Teufelsfrucht zu erweitern. Er sollte eine Waffe erschaffen. Stattdessen arbeitete er an einem Massengrab. Er erschuf nach und nach mit Hilfe der Teufelsfrucht eine irreale Welt, in der jeder glücklich sein konnte. Die Welt im Kopf eines jeden wäre spürbar real geworden, während die Körper in der echten Realität eingeschlafen und langsam zerfallen wären. Jeder Mensch auf der Erde wäre eingeschlafen, nur um seinem unrealistischen Bild des Friedens zu folgen.“
Lauschend hing Naoe an den Worten, erkannte die Liebe ihres Vaters in dieser wirklich zerstörerischen Idee. Riona war alles für ihn gewesen und er hatte immer Familie gewollt. Ein glückliches Leben, in dem niemand mehr trauern musste. Er wollte ein Band der Ewigkeit schmieden, wissend, dass jeder Mensch einmal sein Leben gestalten konnte, wie er wollte. Ohne Grenzen, ohne Lügen, ohne Leid und Sorge. Er hätte Riona gesund und glücklich an seiner Seite gewusst und für diese Sekunden trauerte sie um ihn. Sein Traum war mit ihm gefallen.
„Und das hat euch das Recht gegeben, ihn zu töten? Ihr hättet sein Projekt einfach stoppen können, aber es war ein Problem, dass er anderen davon erzählt hat, nicht wahr? Und weil ihr feige seid und es nicht schafft zu euren Fehlern zu stehen, habt ihr direkt meine gesamte Heimat zerstört. Ihr habt Kinder erschossen, Eltern bei lebendigem Leibe verbrennen lassen und nanntet es Gerechtigkeit. Ich sage nicht, dass die Idee meines Vaters die Beste war, aber euer Handeln war genauso verdorben. Weißt du, was ich bei den Revolutionären gelernt habe? Ihr vernichtet Inseln, wenn die Bewohner schlauer sind, als ihr es seid. Ihr löscht ganze Völker aus, weil sie krank sind und ihr Angst habt, euch anzustecken, anstatt kluge Köpfe zu sammeln und zu helfen. Ihr behandelt eure eigenen Freunde wie Kanonenfutter, weil ihr alle eure eigene Haut retten wollt. Das ist keine Gerechtigkeit, das ist menschliche Gier.“
Tief seufzend, wirkte Akainus Stimme grollend, als er kopfschüttelnd aufstand. In seinen Augen hatte die Konversation keinen Wert, vor allem, da er ihre Antwort eigentlich schon von Anfang an kannte. Dennoch, Naoes Worte brachten sein Inneres sichtlich zum Brodeln, während er langsam zur Tür stapfte. Sein breiter Rücken ersparte ihr dabei den längeren Anblick des grässlich roten Hemdes unter der weißen Aufmachung, an der eine lächerliche rosa Rose seine Brust zierte.
„Ich nehme an, dass du mein Angebot ablehnst.“ Feststellend blieb vor der Schwelle stehen, wartete ab.
„Gut erkannt! Vorher muss dir was Besseres einfallen, als nettes Gerede.“
„Nett also... Nun, jemand wie du, der ohnehin lieber nicht existieren würde, versteht die wahre Größe hinter dem Gesetz einfach nicht. Deine Feigheit ist erbärmlich.“
„Du verurteilst mich, weil ich mir oftmals in meinem Leben gewünscht habe nicht zu existieren?“ Den Mund zu einem schiefen Grinsen verziehend, ließ Naoe den Kopf hängen. Ihr war nicht bekannt, woher Sakazuki wusste, wie oft sie sich gewünscht hatte, nicht mehr sein zu müssen. Er war durchaus ein schlauer Mann und er fand die Dinge, die er wissen musste, grundlegend alle heraus. Vielleicht hatte sie irgendwann in ihrem Verlauf einen für ihn günstigen Fehler begangen, aber schlussendlich war es ihr gutes Recht und auch wenn sie bei ihm auf taube Ohren stoßen würde, sie wollte es aussprechen. Immerhin kratzte der Tod bereits an ihrer Seele. „Weißt du, manchmal fühlen sich Menschen eben genau so. Manchmal denkst du halt, dass dein Leben dich bei lebendigem Leib zerfrisst. Manchmal fühlen sich Menschen eben danach, einfach nicht mehr existieren zu müssen, dass sie sich nur zusammenrollen wollen und einen Platz zwischen Leben und Tod suchen. Zu sagen, 'Ich will nicht mehr existieren' ist nicht dasselbe, als zu sagen, 'Ich möchte sterben'. Es sagt lediglich aus, dass man für den Moment gerne irgendwo hingehen würde, ohne etwas fühlen zu müssen. Und weißt du was? Ich für meinen Teil finde das völlig in Ordnung. Wenn du keine Ahnung hast, wie es sich anfühlt an diesem Punkt zu stehen, dann stehst du auch auf keinem Platz, um dir ein Urteil anzumaßen.“
„Wenn das so ist“, die Tür öffnend, schritt er knapp über die Schwelle, ehe er erneut kurz innehielt, „dann wirst du dir bald wünschen, tatsächlich nicht mehr existieren zu müssen.“
Mit einer wegwerfenden Handbewegung machte Akainu Platz, verschwand aus Naoes Blickfeld, während sich ein anderer Mann hineinzwängte. Ihr neuer Gesprächspartner war ein klobiger Kerl, groß gewachsen, mit leeren Augen und riesiger Stirn. Hinter sich zog er einen kleinen Metalltisch her, dessen alleinige Präsenz bereits eine Gänsehaut auf der Revolutionärin auslöste. Dieser Mann war eindeutig nicht gekommen, um zu sprechen und innerlich setzte sie nur stumme Stoßgebete ab, hoffend, dass man sie schnell sterben lassen würde.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, während ihr baldiger Peiniger den Tisch abstellte und sein Werkzeug begutachtete. Eine Entscheidung schien schwer zu fallen, weshalb er sich einfach hielt, einen handlichen Hammer zur Hand nahm und sich zu ihr drehte. „Hilfst du?“
„Nein!“ Kurz und knapp gab Naoe ihre Antwort, sah dabei zu, wie er den Kopf schief legte.
„Tut mir leid.“ Den Kopf kurz zur Entschuldigung senkend, holte er mit seinem Werkzeug aus, schlug auf ihre rechte Hand, ließ sie aufheulen. Das Brechen ihrer Knochen war klar zu hören, während es ihr die Tränen in die Augen jagte. Ein einheitlich, dumpfes Stechen durchfuhr ihren gesamten Arm, ließ ihre Finger steif werden und die Hitze aufkeimen. Blut sammelte sich unter ihrer Haut, sie spürte es, konnte es nicht aufhalten.
„Hilfst du?“
„Leck mich!“ Fauchend spuckte sie ihm ins Gesicht, versuchte sich somit von der Panik abzulenken, die ihren Puls in die Höhe trieb. Eine Geste, die nur wenige Sekunden einbrachte, bevor er sich erneut entschuldigte und noch einmal auf die Hand schlug.
Dieses Mal tat es noch mehr weh, denn die Knochensplitter bohrten sich vereinzelt durch ihr Fleisch, stachen weiß und spitz hervor. Blut folgte, floss heiß über ihre wunde Haut und hinterließ ein schreckliches Brennen. Gleichzeitig fühlte sie, wie Nerven verschoben und eingeklemmt, Muskeln zerrissen wurden. Es war grauenhaft und sie konnte keines ihrer Fenster zur Flucht öffnen.
Stoßweise atmete Naoe ein und aus, unterdrückte die Tränen und den Drang ihre Blase zu entleeren. Mit jedem verstreichenden Wimpernschlag, verlor sie mehr und mehr das Gefühl in ihrer Hand. Blut staute sich, sorgte dafür, dass ihre Haut vereinzelt Punkte aufwies, sich langsam an einigen Stellen blau-grau färbte.
„Hilfst du?“
Aufstöhnend biss sie sich auf die Lippe, überlegte, versuchte Zeit zu schinden. Für jeden Schlag musste sie bereit sein, anderweitig würde sie mehr leiden, als erwünscht. Schlussendlich wusste sie, dass Sakazuki sie nicht töten würde. Denn um ihre Kraft zu benutzen, musste sie lediglich am Leben sein. Der Rest war ein Bonus, den man ihr nicht zusprach.
„Fahr zur Hölle.“ Spottend hauchte sie ihre nächste Ablehnung aus, sah dabei zu, wie ihr Zimmergenosse den Hammer beiseite legte und stattdessen zu einer Zange griff. Gleich darauf machte er sich an ihrer zweiten Hand zu schaffen.
Während er an der Spitze ihres Fingernagels ansetzte, überkam sie die blanke Angst. Schweiß bildete sich auf ihrer Haut, wirkte entsetzlich kalt im Vergleich zu allem anderen. Nebenbei hörte sie bereits das Blut ihrer gebrochenen Hand zu Boden tropfen, in einem ungleichmäßigen, nervenaufreibenden Takt. Es raubte ihr den Verstand, zerstörte die Ruhe, die sie aufbauen wollte. Die kühlen Gedanken wichen hitzigen Debatten, ob sie aufgeben oder aufrichtig leiden sollte. Etwas, das in diesen Sekunden keine Rolle spielte.
Quälend langsam spürte sie das Ziehen an ihrem Nagel, die reißende Haut und das ungeschützte, nackte Fleisch darunter. Er behielt die Stärke bei, zerrte an ihr, ließ sie die Lippen schmerzhaft aufeinanderpressen. Die Augen schließend, versuchte Naoe an etwas anderes zu denken, scheiterte jedoch, als das Brennen auf ihrem Finger schlimmer wurde. Als würde man ihre Wunde mit Salz bestreuen, schien diese eine Stelle in Flammen zu stehen. Spätestens als er mit einem letzten Ruck den Nagel entfernt hatte und ein starkes Stechen einmal quer durch ihren Körper schoss, setzte das unangenehme Gefühl erst richtig ein. Wimmernd ließ sie dabei den Kopf hängen, bemerkte, wie ihr Bewusstsein nur noch verschwommen an alldem teilnehmen wollte.
„Hilfst du?“ Erneut erreichte sie unterschwellig diese Frage, ließ sie das Rauschen in den Ohren hören. Ihr Blut pumpte sich viel zu stark durch ihren Körper, baute Druck auf, ließ sie aufgebend leicht kichern und den Kopf minimal anheben. Es gab nur eine einzige richtige Antwort auf seine Frage.
„Nein.“
Mit einem einfachen Seil hatte man ihren Oberkörper an die Lehne gebunden, wohingegen Beine wie auch Arme von eisernen Ketten aus Seestein gebändigt wurden. Es raubte ihr die Kraft, sodass ihr nur ein Minimum blieb, mit dem sie sich nicht wehren, geschweige denn wirklich bewegen konnte.
Den Kopf hebend, entwich ihr ein erschöpftes Seufzen, sie konnte ihren verspannten Nacken und den unfreundlichen Blick auf ihrer Haut fühlen. Das Haupt leicht schieflegend, schenkte sie ihrem Gegenüber einen Moment ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit. Im gedämpften Licht dieses Raumes brauchte sie etwas länger, um die Umrisse der Gestalt auszumachen, bis sie letztlich nur noch kläglich lächeln konnte. Die viel zu trockene Zunge einmal über die Lippen ziehend, sammelte Naoe ihre Gedanken, dachte an Law, ihr Leben, das an diesem Punkt enden würde. Tatsächlich brachte es ihr nicht mehr, als Herzschmerz. Alles andere schien völlig egal. Angst spielte keine Rolle, Nervosität erstickte im Keim und Hoffnung hatte niemals wirklich existiert. Ihr blieb nur ein aufrichtiges Sterben, das ihre Prinzipien schützen würde. Genau deswegen hauchte sie dem Mann ihr gegenüber sachte entgegen, rau und unbeholfen, wissend, dass es alles war, was sie tun konnte.
„Der große Köter der Nation. Hallo, Akainu. Oder soll ich dich Sakazuki nennen?“
Sein Blick durchbohrte sie, vermittelte Abscheu und Hass zugleich. Seine weiße Uniform wirkte schrecklich rein im Vergleich zu ihrem Erscheinungsbild, das furchtbar geschändet aussehen musste. Doch sie beklagte sich nicht und auch Akainu hielt sich zurück, sparte sich jeden Ausdruck seiner „absoluten Gerechtigkeit“. Er wusste genauso gut wie sie, dass in ihrem Körper etwas steckte, das eine Menge für ihn verändern konnte. Würde er sie töten, würde irgendwo auf der Welt jemand anderes ihre Teufelsfrucht erhalten und niemand konnte wissen, wen es traf.
„Du weißt, wieso du noch am Leben bist und du solltest meine Zeit nicht verschwenden.“ Harsch kam er ohne Umschweife zu dem Thema, das ihn wirklich zu ihr gelockt hatte. Nichts, das sie ihm einfach gestalten wollte. Im Gegensatz zu ihm besaß sie einen Wert in dieser Situation.
„Deine Zeit? Was musst du tun? Den Himmelsdrachen dabei zusehen, wie sie Menschen ersteigern und verkaufen? Vielleicht deinen armseligen Stolz aufpolieren?“ Abfällig schnaubend schüttelte sie mit dem Kopf. „Willst du mir keinen Deal anbieten, mir sagen, was ich bekomme, wenn ich euch nutzlosen Gerechtigkeitshütern helfe?“
„Eine Ratte der Revolution will einen Deal? Sicher. Wenn du dich nützlich machst, töte ich dich schnell und schmerzlos.“
„Ist das alles? Wie langweilig.“ Den Kopf etwas nach hinten legend, warf sie ihm einen spottenden Blick zu. Auch wenn seine Züge hart wie Stahl waren, so konnte sie die leicht hervortretende Ader an seinem Hals sehen. Akainu machte keine Ausnahme bei Piraten. Er vernichtete die Bösen auf der Welt, um absolute Gerechtigkeit zu schaffen, die nicht mehr als eine simple Lüge war. Menschen wurden lebendig irgendwelchen Tieren zum Fraß vorgeworfen, dienten als Sklaven der Himmelsdrachen oder litten in den Gassen der Gesellschaft. Das war alles, nur nicht gerecht und es widerte sie an. „Ihr denkt, dass ihr die Gerechtigkeit so formen könnt, wie sie euch passt. Aber weißt du was? Eines Tages wird wahre Fairness euch grandios in den breiten Arsch treten und ich würde eigenhändig morden, um es heute schon sehen zu dürfen.“
„Ha! Du denkst, die Revolutionäre bringen 'Fairness'?“ Tonlos auflachend kam Sakazuki ihr entgegen, presste kurz darauf einen Augenblick lang die Lippen aufeinander. „Ihr seid lediglich der Abschaum der Gesellschaft mit unmenschlichen Motiven, der sich für etwas Besseres hält, als einfache Piratenbrut.“
„Wenn menschliche Freiheit unmenschlich ist, dann frage ich mich, was eure Entschuldigung für all die begangenen Verbrechen ist.“
„Wir sind das Gesetz! Verbrechen gibt es hier keine.“
„Nicht auf dem Papier.“ Stur starrte sie ihr Gegenüber an, fauchte schon fast vor Wut. „Aber in euren Köpfen. Wie oft musstest du für diesen wertlosen Haufen schon lügen, damit die Marine ihren erbärmlichen Stolz behält? Ihr seid nichts als Lügner und Mörder, die Angst haben eines Tages wirklich vor dem Gericht des Lebens zu stehen!“
Akainu atmete einmal tief durch, beherrschte sich, wissend, dass er sich sicherlich nicht die Hände an ihr schmutzig machen wollte. Trotzdem entging ihr das nervöse Zucken in seinen Fingerspitzen keineswegs. Um sich abzulenken, griff er in seine Hosentasche, zückte eine Zigarre. Naoe hatte einen seiner wunden Punkte getroffen, denn er wusste genauso gut wie sie, dass auch er nicht völlig gerecht war. In all den Jahren hatte er sich den Schwindel glaubhaft reden können, dass sein Weg der richtige war. Doch in Momenten wie diesen, kam das klare Gewissen hoch, dass all die Lügen für den Stolz und den Stand fehl am Platz waren. Trotzdem waren sie zugleich nötig, denn er musste das Gesetz wahren und seine Fehler vernichten.
„Wusstest du, dass du bereits lange tot sein müsstest?“ Ruhiger griff er sein Thema dieses Mal auf eine andere Art auf. „Du bist vor etwa zwei Jahren auf der Insel Passhon gestorben und du warst nicht mehr als ein kleines Kind ohne Zukunft. Es hat mich verwundert, dass eine Frau wie du existiert. Dasselbe Kind, nur, dass es nun älter ist. Als ich deinen Steckbrief sah, wurde es mir sofort klar. Du hast schon einmal die Vergangenheit verändert und was auch immer passiert ist, du hast es ruiniert. Was wolltest du tun? Deine Mutter aus den Flammen retten? Deinen Vater rächen? Deine klägliche Naivität hast du eindeutig von ihm geerbt.“
Jedes Wort, das entspannt über seine Lippen kam, schürte die Verachtung in ihr. Man hatte ihr alles genommen, es aus ihren Händen gerissen, weil man sicher sein wollte. Seine Fragen machten sie krank und der selbstgefällige Ton brachte ihr Herz zum wilden Pochen. Alles in ihr wollte Vergeltung, wollte Rache, wollte ihm die Augen auskratzen. Aber sie saß fest. Wehrlos und zum Tode verurteilt, saß sie an diesem Ort einfach fest und bekam zurück, was sie gesät hatte.
„Mein Vater mag naiv gewesen sein, aber er war ein Mann von Ehre. Er wollte helfen.“
„Er war ein Narr!“ Abwertend wischte Sakazuki ihre Verteidigung einfach davon. „Er war genial aber dumm genug, um an ein Wunder zu glauben. Du suchst nach Gerechtigkeit? Wäre damals das Experiment deines Vaters geglückt, dann hätte er alle Menschen auf der Welt getötet, nur um das Lächeln seiner Frau noch einmal sehen zu dürfen.“
„Er hat eure Ideen umgesetzt!“
„Ruiniert hat er sie!“ Wütend erhob ihr Gegenüber die Stimme, ließ die Revolutionärin zusammenzucken, jedoch nicht den Blick abwenden. „Du dummes Kind hast keine Ahnung, was er erforscht hat!“
„Ein Heilmittel...er suchte nach einem Heilmittel für meine Mutter!“
„Eines, mit dem er die Welt zugrunde gerichtet hätte!“ Fahrig beugte er sich etwas nach vorn, die Zigarre im Mund, allerdings nicht angezündet. Die Auseinandersetzung lenkte ihn selbst von der einfachsten Geste ab und es schien ihm in diesen Sekunden egal zu sein. In seinen Augen war er der einzige, der recht haben konnte. „Luca Pallmell hatte die simple Aufgabe, die Anwendung einer halluzinierenden Teufelsfrucht zu erweitern. Er sollte eine Waffe erschaffen. Stattdessen arbeitete er an einem Massengrab. Er erschuf nach und nach mit Hilfe der Teufelsfrucht eine irreale Welt, in der jeder glücklich sein konnte. Die Welt im Kopf eines jeden wäre spürbar real geworden, während die Körper in der echten Realität eingeschlafen und langsam zerfallen wären. Jeder Mensch auf der Erde wäre eingeschlafen, nur um seinem unrealistischen Bild des Friedens zu folgen.“
Lauschend hing Naoe an den Worten, erkannte die Liebe ihres Vaters in dieser wirklich zerstörerischen Idee. Riona war alles für ihn gewesen und er hatte immer Familie gewollt. Ein glückliches Leben, in dem niemand mehr trauern musste. Er wollte ein Band der Ewigkeit schmieden, wissend, dass jeder Mensch einmal sein Leben gestalten konnte, wie er wollte. Ohne Grenzen, ohne Lügen, ohne Leid und Sorge. Er hätte Riona gesund und glücklich an seiner Seite gewusst und für diese Sekunden trauerte sie um ihn. Sein Traum war mit ihm gefallen.
„Und das hat euch das Recht gegeben, ihn zu töten? Ihr hättet sein Projekt einfach stoppen können, aber es war ein Problem, dass er anderen davon erzählt hat, nicht wahr? Und weil ihr feige seid und es nicht schafft zu euren Fehlern zu stehen, habt ihr direkt meine gesamte Heimat zerstört. Ihr habt Kinder erschossen, Eltern bei lebendigem Leibe verbrennen lassen und nanntet es Gerechtigkeit. Ich sage nicht, dass die Idee meines Vaters die Beste war, aber euer Handeln war genauso verdorben. Weißt du, was ich bei den Revolutionären gelernt habe? Ihr vernichtet Inseln, wenn die Bewohner schlauer sind, als ihr es seid. Ihr löscht ganze Völker aus, weil sie krank sind und ihr Angst habt, euch anzustecken, anstatt kluge Köpfe zu sammeln und zu helfen. Ihr behandelt eure eigenen Freunde wie Kanonenfutter, weil ihr alle eure eigene Haut retten wollt. Das ist keine Gerechtigkeit, das ist menschliche Gier.“
Tief seufzend, wirkte Akainus Stimme grollend, als er kopfschüttelnd aufstand. In seinen Augen hatte die Konversation keinen Wert, vor allem, da er ihre Antwort eigentlich schon von Anfang an kannte. Dennoch, Naoes Worte brachten sein Inneres sichtlich zum Brodeln, während er langsam zur Tür stapfte. Sein breiter Rücken ersparte ihr dabei den längeren Anblick des grässlich roten Hemdes unter der weißen Aufmachung, an der eine lächerliche rosa Rose seine Brust zierte.
„Ich nehme an, dass du mein Angebot ablehnst.“ Feststellend blieb vor der Schwelle stehen, wartete ab.
„Gut erkannt! Vorher muss dir was Besseres einfallen, als nettes Gerede.“
„Nett also... Nun, jemand wie du, der ohnehin lieber nicht existieren würde, versteht die wahre Größe hinter dem Gesetz einfach nicht. Deine Feigheit ist erbärmlich.“
„Du verurteilst mich, weil ich mir oftmals in meinem Leben gewünscht habe nicht zu existieren?“ Den Mund zu einem schiefen Grinsen verziehend, ließ Naoe den Kopf hängen. Ihr war nicht bekannt, woher Sakazuki wusste, wie oft sie sich gewünscht hatte, nicht mehr sein zu müssen. Er war durchaus ein schlauer Mann und er fand die Dinge, die er wissen musste, grundlegend alle heraus. Vielleicht hatte sie irgendwann in ihrem Verlauf einen für ihn günstigen Fehler begangen, aber schlussendlich war es ihr gutes Recht und auch wenn sie bei ihm auf taube Ohren stoßen würde, sie wollte es aussprechen. Immerhin kratzte der Tod bereits an ihrer Seele. „Weißt du, manchmal fühlen sich Menschen eben genau so. Manchmal denkst du halt, dass dein Leben dich bei lebendigem Leib zerfrisst. Manchmal fühlen sich Menschen eben danach, einfach nicht mehr existieren zu müssen, dass sie sich nur zusammenrollen wollen und einen Platz zwischen Leben und Tod suchen. Zu sagen, 'Ich will nicht mehr existieren' ist nicht dasselbe, als zu sagen, 'Ich möchte sterben'. Es sagt lediglich aus, dass man für den Moment gerne irgendwo hingehen würde, ohne etwas fühlen zu müssen. Und weißt du was? Ich für meinen Teil finde das völlig in Ordnung. Wenn du keine Ahnung hast, wie es sich anfühlt an diesem Punkt zu stehen, dann stehst du auch auf keinem Platz, um dir ein Urteil anzumaßen.“
„Wenn das so ist“, die Tür öffnend, schritt er knapp über die Schwelle, ehe er erneut kurz innehielt, „dann wirst du dir bald wünschen, tatsächlich nicht mehr existieren zu müssen.“
Mit einer wegwerfenden Handbewegung machte Akainu Platz, verschwand aus Naoes Blickfeld, während sich ein anderer Mann hineinzwängte. Ihr neuer Gesprächspartner war ein klobiger Kerl, groß gewachsen, mit leeren Augen und riesiger Stirn. Hinter sich zog er einen kleinen Metalltisch her, dessen alleinige Präsenz bereits eine Gänsehaut auf der Revolutionärin auslöste. Dieser Mann war eindeutig nicht gekommen, um zu sprechen und innerlich setzte sie nur stumme Stoßgebete ab, hoffend, dass man sie schnell sterben lassen würde.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, während ihr baldiger Peiniger den Tisch abstellte und sein Werkzeug begutachtete. Eine Entscheidung schien schwer zu fallen, weshalb er sich einfach hielt, einen handlichen Hammer zur Hand nahm und sich zu ihr drehte. „Hilfst du?“
„Nein!“ Kurz und knapp gab Naoe ihre Antwort, sah dabei zu, wie er den Kopf schief legte.
„Tut mir leid.“ Den Kopf kurz zur Entschuldigung senkend, holte er mit seinem Werkzeug aus, schlug auf ihre rechte Hand, ließ sie aufheulen. Das Brechen ihrer Knochen war klar zu hören, während es ihr die Tränen in die Augen jagte. Ein einheitlich, dumpfes Stechen durchfuhr ihren gesamten Arm, ließ ihre Finger steif werden und die Hitze aufkeimen. Blut sammelte sich unter ihrer Haut, sie spürte es, konnte es nicht aufhalten.
„Hilfst du?“
„Leck mich!“ Fauchend spuckte sie ihm ins Gesicht, versuchte sich somit von der Panik abzulenken, die ihren Puls in die Höhe trieb. Eine Geste, die nur wenige Sekunden einbrachte, bevor er sich erneut entschuldigte und noch einmal auf die Hand schlug.
Dieses Mal tat es noch mehr weh, denn die Knochensplitter bohrten sich vereinzelt durch ihr Fleisch, stachen weiß und spitz hervor. Blut folgte, floss heiß über ihre wunde Haut und hinterließ ein schreckliches Brennen. Gleichzeitig fühlte sie, wie Nerven verschoben und eingeklemmt, Muskeln zerrissen wurden. Es war grauenhaft und sie konnte keines ihrer Fenster zur Flucht öffnen.
Stoßweise atmete Naoe ein und aus, unterdrückte die Tränen und den Drang ihre Blase zu entleeren. Mit jedem verstreichenden Wimpernschlag, verlor sie mehr und mehr das Gefühl in ihrer Hand. Blut staute sich, sorgte dafür, dass ihre Haut vereinzelt Punkte aufwies, sich langsam an einigen Stellen blau-grau färbte.
„Hilfst du?“
Aufstöhnend biss sie sich auf die Lippe, überlegte, versuchte Zeit zu schinden. Für jeden Schlag musste sie bereit sein, anderweitig würde sie mehr leiden, als erwünscht. Schlussendlich wusste sie, dass Sakazuki sie nicht töten würde. Denn um ihre Kraft zu benutzen, musste sie lediglich am Leben sein. Der Rest war ein Bonus, den man ihr nicht zusprach.
„Fahr zur Hölle.“ Spottend hauchte sie ihre nächste Ablehnung aus, sah dabei zu, wie ihr Zimmergenosse den Hammer beiseite legte und stattdessen zu einer Zange griff. Gleich darauf machte er sich an ihrer zweiten Hand zu schaffen.
Während er an der Spitze ihres Fingernagels ansetzte, überkam sie die blanke Angst. Schweiß bildete sich auf ihrer Haut, wirkte entsetzlich kalt im Vergleich zu allem anderen. Nebenbei hörte sie bereits das Blut ihrer gebrochenen Hand zu Boden tropfen, in einem ungleichmäßigen, nervenaufreibenden Takt. Es raubte ihr den Verstand, zerstörte die Ruhe, die sie aufbauen wollte. Die kühlen Gedanken wichen hitzigen Debatten, ob sie aufgeben oder aufrichtig leiden sollte. Etwas, das in diesen Sekunden keine Rolle spielte.
Quälend langsam spürte sie das Ziehen an ihrem Nagel, die reißende Haut und das ungeschützte, nackte Fleisch darunter. Er behielt die Stärke bei, zerrte an ihr, ließ sie die Lippen schmerzhaft aufeinanderpressen. Die Augen schließend, versuchte Naoe an etwas anderes zu denken, scheiterte jedoch, als das Brennen auf ihrem Finger schlimmer wurde. Als würde man ihre Wunde mit Salz bestreuen, schien diese eine Stelle in Flammen zu stehen. Spätestens als er mit einem letzten Ruck den Nagel entfernt hatte und ein starkes Stechen einmal quer durch ihren Körper schoss, setzte das unangenehme Gefühl erst richtig ein. Wimmernd ließ sie dabei den Kopf hängen, bemerkte, wie ihr Bewusstsein nur noch verschwommen an alldem teilnehmen wollte.
„Hilfst du?“ Erneut erreichte sie unterschwellig diese Frage, ließ sie das Rauschen in den Ohren hören. Ihr Blut pumpte sich viel zu stark durch ihren Körper, baute Druck auf, ließ sie aufgebend leicht kichern und den Kopf minimal anheben. Es gab nur eine einzige richtige Antwort auf seine Frage.
„Nein.“