Oh's
von Steffilicious
Kurzbeschreibung
Die Vergangenheit lebt in jedem von uns weiter, ob man will oder nicht. Sie macht uns zu den Menschen, die wir heute sind. Wir werden von ihr geprägt und können nichts dagegen machen. Wir haben Liebe empfunden? Wir werden Liebe weiter geben. Wir haben Glück empfunden? Wir werden Glück weitergeben. Wir haben Schmerz, Enttäuschung und Trauer empfunden? Dann können wir zu einem Menschen werden, der wir niemals sein wollen. Nicht, um Anderen genauso weh zu tun. Nein, sondern einfach ums uns selbst vor genau diesem Schmerz zu schützen. Was aber, wenn jemand kommt, der diese Fassade zu durchbrechen droht? (Fortsetzung: One Night Only)
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
OC (Own Character)
01.01.2018
20.04.2020
32
141.061
20
Alle Kapitel
144 Reviews
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Dieses Kapitel
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20.04.2020
4.129
14.09.2017 – 16 Tage
Auch wenn das helle Licht der aufgehenden Sonne mir direkt in das Gesicht schien, hielt ich meine Augen geschlossen und kuschelte mich noch ein wenig enger in die warme Decke, die meinen Körper umhüllte.
Dadurch, dass ich gestern ja unbedingt zu diesem Treffen gehen musste und Susi, Ma und J mich danach nicht haben gehen lassen, weil sie auf jeden Fall sicher sein wollten, dass es mir gut ging und ich es mir nicht zu sehr zu Herzen nahm, dass ich Ben gesehen hatte, mussten wir bis spät in die Nacht hinein die letzten Fahrgeschäfte bis zum Ende aufbauen.
Dazu kam dann eben noch, dass das heute mein letzter morgen war, an dem ich ausschlafen durfte für die nächsten mehr als zwei Wochen – das wollte ich also unbedingt genießen und wäre am liebsten sofort wieder eingeschlafen, aber ich wurde das verdammte Gefühl nicht los, dass ich beobachtet wurde.
Nur wollte ich meine Augen nicht öffnen, echt nicht. Ich wollte zurück in meinen Traum.. zwar hatte ich nicht wirklich eine Ahnung, was ich geträumt hatte, aber ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass Laura ein Teil davon war und ich wollte dahin zurück.
Ich atmete tief durch.
Es kam es selten genug vor, dass ich einmal freiwillig schlief und dann war es soweit, und mir wurde es eiskalt verwehr.. das war nicht fair.
Ein kleiner Finger bohrte sich wie aus dem Nichts in meine Wange und im nächsten Moment saß ich aufrecht im Bett, hielt dabei die Decke vor meinem nackten Körper fest und starrte das kleine Wesen vor mir geschockt an.
„Maaaaaaamaaa.“ schrie Emi, ließ mich dabei aber keine Sekunde lang aus den Augen. „Tatii ist wach.“
„Oh Gott.“ murmelte ich und legte mich mit wild schlagendem Herzen wieder ins Bett zurück.
Es gab definitiv schönere Arten geweckt zu werden und da redete ich nicht einmal von Sex.. Kaffee ans Bett und ein sanfter Kuss reichten vollkommen aus.
Ich hörte, wie in der Küche irgendwas veranstaltet wurde, ehe Susi im nächsten Moment mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen auftauchte.
„Emi.“ sagte sie vorwurfsvoll. „Hast du deine Tante aufgeweckt?“
Emily biss sich auf die Unterlippe, etwas, das sie sich von mir abgeschaut hatte und blickte ihre Mama mit großen, unschuldigen Augen an.
„Ich wollte nur nachsehen,ob sie noch lebt.“ erwiderte die Kleine und brachte so selbst mich dazu zu schmunzeln.
Meine Schwester hingegen verdrehte nur seufzend die Augen. „Komm, Kleine.“ sie hielt ihrer Tochter die Hand entgegen. „Martina holt dich gleich ab, dann geht es in den Kindergarten.“
Emi schob die Unterlippe nach vorne, was unfassbar süß aussah – man konnte es fast auf eine Ebene mit Laura stellen, wenn sie schmollte.. „Na gut..“ nuschelte sie, nicht unbedingt begeistert, drehte sich im nächsten Augenblick aber noch einmal zu mir um und schlang ihre Arme um mich. „Ich hab dich lieb, Tatii..“
Sofort erwiderte ich die Umarmung und nahm kurz ihren süßlichen Duft in mich auf.
„Ich dich auch, Emi.“ flüsterte ich. „Viel Spaß im Kindergarten..“
Sie nickte und löste sich von mir. „Spielen wir später zusammen?“
„Klar.“ nickte ich.
„Versprochen?“ ihr Blick war noch ein bisschen unsicher.
Ich hob Zeige – und Mittelfinger, sah ihr direkt in die Augen. „Großes Indianerehrenwort.“
Innerhalb von Sekunden breitete sich ein Grinsen auf ihren Lippen aus, ehe sie nickte und dann mehr oder weniger aus meinem Schlafzimmer verschwunden war.
Ich sah ihr nach und dabei landeten meine Augen automatisch auf meiner Schwester, die mich mit einem Lächeln im Gesicht fixierte.
„Was?“ wollte ich wissen, doch sie schüttelte nur den Kopf.
„Nichts..“ erwiderte sie und hatte sich schon halb von mir weggedreht. „Geh duschen und zieh dir was an, Jo kommt in zehn Minuten und dann gibt es Frühstück..“
„Wa..?“
Weiter kam ich allerdings nicht, denn da hatte meine Schwester schon die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen und meine Fragte somit mehr oder weniger unterdrückte.
Ich seufzte, schlug aber tatsächlich die Decke beiseite und stand auf.. dagegen wehren würde ja eh nichts bringen, das hatte ich schon oft genug gelernt.. und am morgen hatte ich definitiv keinen Nerv mich mit meiner Sis und meiner besten Freundin anzulegen.. das konnte nur damit enden, dass eine von uns bluten würde – wortwörtlich..
Keine fünfzehn Minuten später verließ ich das Bad wieder mit einer extrem kurzen Sporthose und meinen Haaren zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden.
Je näher ich der Küche kam desto intensiver wurde der Geruch von Speck, Eiern und Pancakes.. eigentlich hatte ich gedacht, dass ich keinen Hunger hatte, auch weil ich frühs meistens sowieso nichts essen konnte und mit meinem Kaffee vollkommen zufrieden und glücklich war, aber grade knurrte mein Magen als ob ich seit Wochen hungern würde.
Als ich den großen Raum schließlich betrat, blieb ich dennoch leicht schockiert stehen und sah auf den großen Tisch, der mit allerlei Leckerein bestückt war.
„Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“ tauchte Jo d auch schon vor mir auf und schloss mich lachend in die Arme.
„Das nicht..“ erwiderte ich. „Habt ihr für das gesamte Volksfestteam gekocht?“
„Neee.“ Jo löste sich von mir, so dass ich zu meiner Schwester sehen konnte, die grade Sekt mit O einschenkte – zu Jos Bedauern bekam sie natürlich nur O – Saft. „Aber das ist der letzte Tag, an dem wir sowas machen können..“
„Richtig.“ nickte meine beste Freundin. „Ab morgen geht‘s wieder richtig los..“
„Also haben wir uns eben gedacht, dass wir es uns heute noch einmal so richtig gut gehen lassen – auch, weil wir das schon viel zu lange nicht mehr gemacht haben..“ beendete Susi Jos Satz.
Meine Mundwinkel zuckten nach oben.
Die Zwei hatten recht.. früher hatten wir so unfassbar viel Zeit miteinander verbracht.. wir sind shoppen gegangen, essen, haben Wellneswochenenden gemacht oder uns einfach nur auf die Couch gegammelt um Netflix zu sehen.
Aber in den letzten Wochen und Monaten war das unfassbar selten geworden. Ich hatte die beiden einzeln nur extrem selten gesehen, aber das es vorkam, dass wir alle drei mal Zeit füreinander hatten, war ein Ding der Unmöglichkeit geworden – leider.
Mit den Kids hatten sowohl Jo als auch Susi noch einmal mehr Verantwortung bekommen. Neben den Läden und Festen, die viel Kraft beanspruchen konnten, und ihren Männern, die verdammt anstrengend sein konnten, mussten sie sich jetzt um ein kleines wundervolles Geschöpf kümmern.
Beide liebten ihre Kinder abgöttisch, das wusste ich. Aber gleichzeitig wusste ich eben auch, wie schwer ihnen das alles fiel.
Und sie waren wunderbare Eltern – wirklich. Nur mussten sie eben auch irgendwie das Geld verdienen und das war als Schausteller scheiße schwierig.
Man war für sich selbst verantwortlich, stand meistens den ganzen Tag im Laden um die Geschäfte am laufen zu halten.
Klar, jeder einzelne von uns hatte genug Mitarbeiter, die super darin waren die Ware zu verkaufen, aber es war eben doch so viel mehr..
Jeden Tag Mandeln brennen, jeden Tag die Eismaschine neu befüllen, jeden Tag dafür sorgen, dass wir genug von allem hatten, was wir verkaufen wollten.
Organisatorisch gesehen war unser Job wirklich ein Meisterwerk und auch ich, die niemanden gegenüber Pflichten hatte, war schon oft an meine Grenzen gekommen, weil ich an einem warmen, gut besuchten Tag über den Festplatz gehetzt bin, als ob es keinen Morgen mehr gegeben hatte.
Deswegen hatten Susi und Jo sich früh dafür entschieden die beiden in eine Grippe zu schicken, auch wenn viele aus unserer Gesellschaft – wie sollte es auch anders sein – dagegen waren und die beiden deswegen als schlechte Eltern betitelten..
Es gab wenige, die wirklich verstanden, wieso sie das machten. Sie hätten ihre Töchter auch am liebsten 24/7 um sich, nur ging das eben leider nicht.
Weil im Leben nicht immer alles nach Plan verläuft.
Auch wenn es verrückt klang und ich mich für den Gedanken selbst hasste, dachte ich oft daran, dass es mein kleines Würmchen vielleicht nicht so schlecht getroffen hatte. Er oder sie wäre in eine beschissene Gesellschaft hineingeboren worden – vielleicht war es wirklich gut, dass es so gekommen ist..
„Macchiato mit Schokomilich?“ riss mich die fragende Stimme meiner Schwester auf meinen Gedanken.
Sowohl ihr Blick als auch der meiner besten Freundin lagen auf mir – ruhig, abwartend.
„Klingt gut.“ nickte ich also und ging auf den vollgestellten Tisch zu um mich auf einen der Stühle fallen zu lassen.
Nur wenige Sekunden später taten Susi und Jo es mir gleich, wobei die Blondine mir meinen Kaffee reichte, den ich dankbar annahm und gleich einen großen Schluck von nahm, schloss dabei fast ein kleines bisschen genüsslich meine Augen..
Keine Ahnung, wieso, aber das schwarze Gold – egal in welcher Ausführung – sorgte irgendwie immer dafür, dass es mir gut ging.
„Ihr wisst, dass wir das niemals alles schaffen werden..“ ergriff ich das Wort und öffnete meine Augen wieder um die zwei Frauen vor mir anzusehen.
Jo hob belustigt eine Augenbraue. „Mylady.. wir haben den ganzen Tag Zeit..“
„Genau.“ stimmte meiner Schwester ihr grinsend zu. „Wir wechseln minütlich zwischen reden und essen..“
Belustigt schüttelte ich den Kopf, aber gleichzeitig machte sich in mir eine enorme Freude breit.
Es war wirklich viel zu lange her, dass ich mit zwei meiner liebsten Menschen auf der Welt Zeit verbrachte. Doch im selben Moment schlich sich noch jemanden in meine Gedanken, den ich aber sofort verbannte.
Das hier, das war Familie. Und da gehörte Ace nicht dazu – auch wenn es mir irgendwie das Herz brach, dass es nicht so ist.
„Wie geht‘s Marco und Chris?“ wollte ich wissen und griff im gleichen Augenblick nach einem der Brötchen und dem vollen Nutellaglas.
„Gestresst.“ sagte Jo und schmiss sich zwei Pfannkuchen auf den Teller. „Die Sicherheitsvorkehrungen werden dieses Jahr noch krasser..“
Nachdenklich verzog ich das Gesicht. Auf der einen Seite konnte ich es wirklich verstehen, immerhin wusste ich nur zu gut wie nervig es sein konnte, dass alles so war wie die Stadt sich das vorstellte.
Aber auf der anderen Seite war das eben auch eines der größten und schönsten Volksfeste der Welt.. und ein kleines bisschen Angst war da doch dabei.. und die wollte man eben so gut es ging nehmen.
„Ich bin echt froh, dass Chris das alleine mit unserem Dad und Tim machte..“ seufzte Susi. „Ich hätte darauf keinen Nerv.. ich mein, wir haben hier in Nürnberg auch jeden Tag genug zu tun, aber das in München ist ja krank..“
Ich wusste genau, was die beiden damit sagen wollten. Ben und ich hatten das Oktoberfest auch mehr oder weniger alleine geschmissen – vier Geschäfte und 20 Angestellte, die nicht wirklich einen Plan von irgendetwas hatten aus verkaufen.
Wir waren quasi von Laden zu Laden gesprintet, damit da alles einigermaßen nach Plan lief.. als man dann abends im Bett lag war man einfach nur komplett fertig mit der Welt..
Wenn ich so recht drüber nachdachte, dann war das wirklich eine Sex – freie – Zeit, die Ben und ich sonst nie gehabt hatten.
„Fährst du dann eigentlich runter, Sissi?“ riss mich die Stimme meiner Schwester aus meinen Gedanken.
„Wieso sollte ich?“ fragte ich leicht verwirrt.
„Wegen Laura?“ grinste Jo und legte ihren Kopf dabei leicht schief.
Ein genervtes Seufzen verließ meine Lippen. Dass es nicht einmal klappte, dass wir nicht über die schöne Österreicherin redeten..
Ich war wirklich in Versuchung aufzustehen und den Wohnwagen ohne ein weiteres Wort zu verlassen. Aber zum einen wusste ich genau, dass die beiden das nicht zulassen würden und zum anderen meinten sie das nicht böse..
„Sie kommt wahrscheinlich für ein Wochenende hier her..“ sagte ich schließlich, woraufhin Susi sich aufgeregt in die Hände klatsche.
„Super..“ nickte sie begeistert. „Dann lern ich Ms. Sexy – blue – eyes auch endlich mal kennen.“
Ich verdrehte die Augen, konnte aber nicht wirklich verhindern, dass sich meine Mundwinkel zumindest ein kleines Stück hoben.
„Das ist nichts besonderes..“ holte ich sie auf den Boden der Tatsachen zurück – zumindest versuchte ich es irgendwie.
„Ganz ehrlich, Sissi..“ kam es plötzlich doch wieder ernster als erwartet von den Blondine. „Mir ist scheiß egal, ob und was du für sie empfindest – aber sie tut dir gut.. und das reicht mir für jetzt..“
Ich öffnete den Mund, aber bevor ich darauf etwas erwidern konnte, kam Jo mir zuvor..
„Du kannst ihr aber sagen, dass sie ein echtes Problem hat, wenn sie dir weh tut.“
„Ich dachte, dass du Laura magst?“ skeptisch sah ich meine beste Freundin an.
„Ich mag sie auch.“ stimmte sie mir zu. „Aber das hier, das ist Familie..“ sie griff sowohl nach meiner, als auch nach der Hand meiner Schwester. „Und ich beschütze meine Familie..“
Jetzt lächelte ich sie tatsächlich dankbar.
Jo war für mich auch viel mehr als ‚nur eine beste Freundin‘ - sie war Familie, meiner Schwester.. der Mensch, auf den ich mich immer verlassen konnte.
Das sollte nichts gegen Susi sein, ich liebte sie abgöttisch und würde für sie bis ans Ende der Welt gehen, wenn es sein musste.
Aber Jo und ich hatten schon von der ersten Sekunde an, in der wir uns gesehen hatten, diese unfassbar tiefe Verbindung gehabt. Ich hatte gleich gewusst, dass ich ihr vertrauen konnte, dass sie mich niemals alleine lassen – und das hatte sie bis heute kein einziges Mal getan.
Auch wenn es Phasen in meinem Leben gehabt hab, in denen ich sie von mir gestoßen hatte, sie angeschrien hatte zu gehen.. sie hatte es nie getan.
Sie hatte sich leise neben mich gesetzt.. so nah, dass ich ihre Anwesenheit spüren konnte, aber gleichzeitig so weit weg, dass sie mich nicht berührte und mir somit den Raum und den Platz gab, den ich brauchte um mich zu beruhigen.
Sie war bei mir gewesen, als ich das kleine Wunder, dass in mir wuchs, verloren hatte. Ich hatte einfach nur geweint und sie mit mir.. hatte mich immer wieder in den Arm genommen und bis heute war ich so unglaublich froh, dass sie nicht, wie jeder andere, irgendwelche Floskeln verwendet hat.
Einfach, weil sie wusste, dass es nicht einfach so wieder gut werden würde – das war ein Ding der Unmöglichkeit, auch heute noch.
Mit diesem Kind war auch ein Teil von mir gestorben.. ein Teil, den ich niemals zurück bekommen würde..
Aber Jo hatte diesen Teil mir ihrer Wärme und ihrer Liebe zumindest zunähen können.. etwas, das sonst niemand geschafft hatte. Ohne sie wäre ich gnadenlos verblutet..
Es gab wirklich hin und wieder diesen Gedanken, dass ich ohne sie gar nicht mehr hier wäre.. ich wäre abgestürzt, voll in die Drogenszene abgerutscht.. und wenn ich so recht darüber nachdachte; alleine wäre ich da niemals rausgekommen. Ich hatte die Kontrolle verloren und Jo hat in der Zeit Kontrolle über mich gehabt.
Aber eben grade nur so viel, dass ich mich nicht eingeschüchtert von ihr fühlte und nicht den Drang hatte vor ihr zu fliehen.
Sie hatte mich gerettet.
„Okay, Schwester.“ erklang da auch schon ihre Stimme. „Genug vom Trübsal blasen und sowas.. lasst uns über die wichtigen Dinge im Leben reden.“
Skeptisch sah meine Schwester sie an, während Jo nur breit grinste.
„Und die wären?“ wollte die Blondine dann auch schon neugierig wissen.
„Sex.“ lachte Johanna frech und ich stieg automatisch mit ein, wenige Sekunden später auf Susi.
Ja.. diese zwei Menschen waren mir alles wert – sie waren Familie..
<>
Ich rückte die Brille auf meine Nase zurecht und tippte dann wieder etwas in den Laptop, veränderte die Farbe des Geschäfts, das vor mir auf dem Display erschien. Nachdem Susi und Jo gegangen waren hatte ich mich vor Mein MacBook gesetzt und war tatsächlich ein wenig fleißig gewesen.
Unser Mandelwagen war zwar noch nicht wirklich alt, aber man konnte definitiv langsam darüber nachdenken einen neuen anzuschaffen. Und da nach dem Volksfest nur noch ein Fest anstand, war das die beste Zeit, um damit anzufangen.
Wenn wir uns in der kommenden Woche darüber einig wurde, dann konnten wir mit viel Glück einen neuen Laden in unseren Reihen begrüßen.. außerdem wollten Ma und Dad wieder zwei neue Plätze aufkaufen – zumindest hatte ich das irgendwie am Rande mitbekommen.
Wobei das schon ziemlich stressig werden würde, immerhin hatten sie an fast jedem Wochenende in der Festsaison zwei Plätze, die zwar nicht weit voneinander entfernt waren, aber ein dritter würde noch mal mega viel Arbeit mich sie ziehen.
Ich fuhr mit grade durch die Haare, da öffnete sich auf dem Bildschirm das Skypefenster. Stirnrunzelnd betrachtete ich den Namen, bis mir klar wurde, wer mich da anrief und ohne zu zögern nahm ich an.
„Hey.“ kam es lächelnd aus meinem Mund, aber als ich realisierte, dass Laura ziemlich kaputt und fertig aussah, erlosch das Lächeln und ich sah sie fragend an. „Was ist los?“ wollte ich sofort wissen, die Sorge breitete sich in Windeseile in meinem gesamten Körper aus und ich merkte, wie ich ein kleines bisschen verspannte.
Aces Mundwinkel zuckten nach oben, aber es erreichte ihre Augen nicht. „Alles gut..“ spielte sie runter und machte ich abwehrende Handbewegung.
„Laura.“ sagte ich warnend.
Sie wandt den Blick ab und biss sich auf die Unterlippe.
„Rede mit mir..“ fügte ich fast ein bisschen flehend hinzu. „Bitte..“
Jetzt sah sie mich doch wieder direkt an und ich sah die Enttäuschung und die Bitterkeit in ihrem Blick, bei der es mir eiskalt den Rücken runterlief. Es konnte schon beängstigend sein, wenn ihre blauen Augen so kalt aussahen.
„Die Zerrung an meinem Oberschenkel ist schlimmer geworden.“ kam es da aus ihrem Mund.
Ich biss mir leicht auf die Unterlippe. Auch wenn es vielleicht unfair von mir war, aber ich hatte mit etwas schlimmeres gerechnet.. dass sie das zwischen und beenden wollte zum Beispiel – keine Ahnung, wie ich aus den Gedanken kam.
„Aber darüber wollte ich gar nicht reden..“ fügte sie schnell hinzu. „Wie geht‘s dir?“
Ich hörte zwar, dass Ace mich noch etwas gefragt hatte, aber irgendwie drang es nicht so wirklich zu mir durch.
Stattdessen ratterte es in meinen Kopf und meine Gedanken überschlugen sich.
Wenn sie weiterhin verletzt war, dann konnte sie – leider – auch nicht spielen oder trainieren. Das hieß doch irgendwie auch, dass sie momentan keine Aufgabe in Sand hatte, bzw. überhaupt keine Verpflichtung da zu sein.
Dann konnte sie rein theoretisch betrachtet auch hier sein – hier bei mir. Wobei.. wollte ich ihr wirklich diese abgefuckte Welt, in der ich lebte, zeigen?
Es würde nicht sein wie in Sand.. in Nürnberg wären wir tatsächlich nur Freunde – außer es gab nur sie und mich – also quasi nur im Wohnwagen.
Und dennoch bekam ich diese Idee nicht mehr aus meinen Kopf, es war als ob sie sich verankert hatte.. auch mein Herz schien bei dem Gedanken daran Laura wieder an meiner Seite zu haben, Luftsprünge zu machen.
Außerdem würde ich sie schützen.. ich würde niemals zulassen, dass ihr irgendwer zu Nahe kommt..
„Sissi..“
Langsam drang ihre Stimme zu mir durch und hob den Blick um sie anzusehen – nun waren ihre Augen nicht mehr kalt, sondern waren definitiv besorgt.. schon süß..
„Ist alles ok-..“
„Komm nach Nürnberg.“ unterbrach ich sie, bevor ich noch ein letztes Mal über meine Worte nachdenken konnte.
Fast im selben Moment weiteten sich ihre Augen und ihr Mund klappte ein ganzes Stück weit auf..
„Nach Nürnberg?“ wiederholte sie meine Worte verwirrt.
„Ja.“ nickte ich selbstverständlich. „Ich mein.. wenn du eh nicht trainieren kannst, dann brauchst du ja nicht unbedingt in Sand zu sein.. und ich kenn den Physio und Arzt vom Club – um die medizinische Betreuung brauchst du dir also auch keine Sorgen zu machen und-..“
„Ja.“ war es nun sie, die mir das Wort abschnitt und ich diejenige, die sie perplex ansah.
„Ja?“
Endlich erschien ein wirkliches, ernsthaftes Lächeln, das selbst ihre Augen strahlen ließ – und dafür sorgte, dass es in meinem gesamten Körper kribbelte – auf ihren Lippen.
„Also..“ setzte sie an. „Ich müsste das vermutlich mit meinem Trainer absprechen und Verena würde mich hassen, aber..-“
„Scheiß auf Verena..“ verdrehte ich die Augen..
Dieses Kichern, dass mich beinahe um den Verstand brachte, ertönte. „Werd ich nicht, aber okay..“
Meine Mundwinkel zuckten nach oben.
„Was ich eigentlich sagen wollte – grundsätzlich wäre ich dabei..“
„Grundsätzlich?“ fragte ich nach und hob abwartend eine Augenbraue.
„Grundsätzlich.“ nickte Ace. „Ich muss das mit meinem Trainer klären, immerhin ist das alles hier ja irgendwie Arbeit..“ fast ein wenig hilflos zuckte sie mit den Schultern.
„Verstehe..“ murmelte ich, mein Enthusiasmus ein wenig gedämpft, während mein Blick zur Uhr glitt.. es war schon fast zehn.. „Bis wann kannst du das klären?“ wollte ich stirnrunzelnd wissen.
„Ehm.. keine Ahnung..“ erwiderte sie. „Eins zwei Stunden – er wird eh noch nicht schlafen..“
Ich biss mir auf die Unterlippe. Wenn dann würde ich sie heute holen müssen.. ab morgen war mein Zeitplan ziemlich eng gestrickt, da würde ich keine Zeit finden mal spontan nach Sand zu fahren.
„Dann bin ich ungefähr um Mitternacht bei dir – reicht dir das?“ sagte ich schließlich und sah sie wieder direkt an.
„Du musst mich nicht abholen, Sissi, ich hab ein eignes..-“
„Du fährst nicht verletzt, Ace.“ unterbrach ich sie ernst. „Außerdem.. falls es nicht klappen sollte, dann haben wir zumindest noch ein paar Stunden zu zweit..“
Ich musste gestehen, letzteres war mir erst grade eingefallen, aber ich wusste, dass sie da nichts gegen sagen konnte.
Lauras Mundwinkel zuckten nach oben. „Okay.. dann ruf ich jetzt an..“
Auch ich konnte das Lächeln nicht mehr unterdrücken, das sich auf meine Lippen schlich..
„Du bekommst hier eine mindestens genauso gute medizinische Behandlung wie daheim – versprochen..“ wiederholte ich meine Worte noch einmal.
„Okay..“ nickte sie. „Aber ich denk, ich werd einfach anfangen zu weinen.. da ist er immer überfordert und sagt ja.“
Jetzt konnte ich ein leises Lachen doch nicht mehr unterdrücken.
„Das ist gerissen..“ grinste ich.
Unschuldig zuckte sie ihre Schultern. „Ich würde eher sagen, dass ich die Waffen einer Frau gekonnt einsetzen kann.“
„Rede dir das nur ein.“ schmunzelte ich. „Mir egal – solange es klappt..“
„Bis Mitternacht?“ lächelte sie.
„Bis Mitternacht.“ stimmte ich zu.
Fast zeitgleich legten wir auf und ich atmete erst einmal tief durch.
Worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Laura würde sich hier nicht wohlfühlen.. aber wie so oft in meinem Leben war ich einfach unfassbar egoistisch gewesen.. ich wollte sie bei mir haben..
Außerdem machte mein Herz alleine bei dem Gedanken sie wieder berühren zu können einen Luftsprung..
<>
Ich parkte den Range Rover vor dem, mir so bekannten, Mehrfamilienhaus und stieg aus. Fast im selben Moment öffnete sich die Eingangstür und Ace kam mit einem großen Koffer in der Hand heraus.
Sofort hoben sich meine Mundwinkel und ich merkte, wie mein gesamter Körper anfing zu kribbeln – es hatte wirklich geklappt.
Ohne noch eine Sekunde zu zögern schmiss ich die Fahrertür hinter mir zu und ging ihr entgegen, im gleichen Moment hob Ace den Kopf und unsere Blicke trafen sich – sofort merkte ich, wie es mir eiskalt den Rücken runterlief, als ich dieses blau endlich wieder hautnah sehen konnte.
Ich dachte nicht lange darüber nach, sondern umfasste ihr Gesicht zärtlich mit meinen Händen und presste dann sanft und vorsichtig, als ob ich sie irgendwie verletzen konnte, meine Lippen auf ihre.
Ace grinste in den Kuss hinein, als sie ihn erwiderte und bewegte sich mit genauso viel Gefühl auf mir. Auch ich konnte nicht verhindern, dass meine Mundwinkel sich hoben.
Es war einfach schon viel zu lange her, dass ich sie geküsste hatte – jetzt konnte ich das allerdings jeden Tag machen, solange wir alleine waren.
Dennoch schob sie mich leicht von sich und ich ließ sie machen. Sofort trafen ihre Augen aber wieder meine.
„Hey.“ flüsterte sie leicht atemlos.
„Hey.“ erwiderte ich und hätte sie im nächsten Moment am liebsten wieder an mich gezogen, aber ich behielt die Kontrolle..
„Er hat nichts dagegen, aber ich soll nicht übertreiben..“ redete sie weiter.
Es dauerte kurz bis ich begriff, was sie mir damit sagen wollte, bis ich verstand, dass sie damit ihren Trainer meinte.
„Keine Sorge..“ grinste ich und konnte dabei nicht wirklich verhindern, dass mein Blick leicht lüstern wurde. „Wir werden nicht übertreiben..“
„Unersättlich.“ murmelte sie schmunzelnd und schüttelte leicht ihren Kopf.
Ich wollte ihr ja widersprechen, aber sie hatte irgendwie recht.. wenn es um Laura ging war ich mittlerweile unersättlich. Und wenn es nur ein Kuss oder eine Berührung war. Für alles war ich dankbar.
Dennoch sagte ich nichts, griff stattdessen nach ihrem Koffer und nach ihrer Hand, zog sie sanft und lächelnd hinter mich her.
„Ich warne dich aber schon jetzt.“ sagte ich, drehte mich dabei halb zu ihr um. „Ich entführe dich in eine andere Welt – noch kannst du bleiben...“
Ace grinste mich allerdings nur breit und gleichzeitig frech an. „Hier würde mir nur langweilig werden..“
Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Ich wäre auch ziemlich enttäuscht gewesen, wenn sie einen Rückziehen gemacht hätte.
Auch wenn das vermutlich das beste für sie gewesen wäre..
Wir müssen glauben, dass die Richtung stimmt
Und dieser Weg ein gutes Ende nimmt
Dass uns vielleicht nicht immer alles gleich,
Aber am Schluss der große Wurf gelingt
Wir müssen glauben, dass die Richtung stimmt
Und, dass wir mehr als nur ein Zufall sind,
Dass dieser Weg in Richtung nirgendwo uns zurück an unseren Anfang bringt
Und dieser Weg ein gutes Ende nimmt
Dass uns vielleicht nicht immer alles gleich,
Aber am Schluss der große Wurf gelingt
Wir müssen glauben, dass die Richtung stimmt
Und, dass wir mehr als nur ein Zufall sind,
Dass dieser Weg in Richtung nirgendwo uns zurück an unseren Anfang bringt
Auch wenn das helle Licht der aufgehenden Sonne mir direkt in das Gesicht schien, hielt ich meine Augen geschlossen und kuschelte mich noch ein wenig enger in die warme Decke, die meinen Körper umhüllte.
Dadurch, dass ich gestern ja unbedingt zu diesem Treffen gehen musste und Susi, Ma und J mich danach nicht haben gehen lassen, weil sie auf jeden Fall sicher sein wollten, dass es mir gut ging und ich es mir nicht zu sehr zu Herzen nahm, dass ich Ben gesehen hatte, mussten wir bis spät in die Nacht hinein die letzten Fahrgeschäfte bis zum Ende aufbauen.
Dazu kam dann eben noch, dass das heute mein letzter morgen war, an dem ich ausschlafen durfte für die nächsten mehr als zwei Wochen – das wollte ich also unbedingt genießen und wäre am liebsten sofort wieder eingeschlafen, aber ich wurde das verdammte Gefühl nicht los, dass ich beobachtet wurde.
Nur wollte ich meine Augen nicht öffnen, echt nicht. Ich wollte zurück in meinen Traum.. zwar hatte ich nicht wirklich eine Ahnung, was ich geträumt hatte, aber ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass Laura ein Teil davon war und ich wollte dahin zurück.
Ich atmete tief durch.
Es kam es selten genug vor, dass ich einmal freiwillig schlief und dann war es soweit, und mir wurde es eiskalt verwehr.. das war nicht fair.
Ein kleiner Finger bohrte sich wie aus dem Nichts in meine Wange und im nächsten Moment saß ich aufrecht im Bett, hielt dabei die Decke vor meinem nackten Körper fest und starrte das kleine Wesen vor mir geschockt an.
„Maaaaaaamaaa.“ schrie Emi, ließ mich dabei aber keine Sekunde lang aus den Augen. „Tatii ist wach.“
„Oh Gott.“ murmelte ich und legte mich mit wild schlagendem Herzen wieder ins Bett zurück.
Es gab definitiv schönere Arten geweckt zu werden und da redete ich nicht einmal von Sex.. Kaffee ans Bett und ein sanfter Kuss reichten vollkommen aus.
Ich hörte, wie in der Küche irgendwas veranstaltet wurde, ehe Susi im nächsten Moment mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen auftauchte.
„Emi.“ sagte sie vorwurfsvoll. „Hast du deine Tante aufgeweckt?“
Emily biss sich auf die Unterlippe, etwas, das sie sich von mir abgeschaut hatte und blickte ihre Mama mit großen, unschuldigen Augen an.
„Ich wollte nur nachsehen,ob sie noch lebt.“ erwiderte die Kleine und brachte so selbst mich dazu zu schmunzeln.
Meine Schwester hingegen verdrehte nur seufzend die Augen. „Komm, Kleine.“ sie hielt ihrer Tochter die Hand entgegen. „Martina holt dich gleich ab, dann geht es in den Kindergarten.“
Emi schob die Unterlippe nach vorne, was unfassbar süß aussah – man konnte es fast auf eine Ebene mit Laura stellen, wenn sie schmollte.. „Na gut..“ nuschelte sie, nicht unbedingt begeistert, drehte sich im nächsten Augenblick aber noch einmal zu mir um und schlang ihre Arme um mich. „Ich hab dich lieb, Tatii..“
Sofort erwiderte ich die Umarmung und nahm kurz ihren süßlichen Duft in mich auf.
„Ich dich auch, Emi.“ flüsterte ich. „Viel Spaß im Kindergarten..“
Sie nickte und löste sich von mir. „Spielen wir später zusammen?“
„Klar.“ nickte ich.
„Versprochen?“ ihr Blick war noch ein bisschen unsicher.
Ich hob Zeige – und Mittelfinger, sah ihr direkt in die Augen. „Großes Indianerehrenwort.“
Innerhalb von Sekunden breitete sich ein Grinsen auf ihren Lippen aus, ehe sie nickte und dann mehr oder weniger aus meinem Schlafzimmer verschwunden war.
Ich sah ihr nach und dabei landeten meine Augen automatisch auf meiner Schwester, die mich mit einem Lächeln im Gesicht fixierte.
„Was?“ wollte ich wissen, doch sie schüttelte nur den Kopf.
„Nichts..“ erwiderte sie und hatte sich schon halb von mir weggedreht. „Geh duschen und zieh dir was an, Jo kommt in zehn Minuten und dann gibt es Frühstück..“
„Wa..?“
Weiter kam ich allerdings nicht, denn da hatte meine Schwester schon die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen und meine Fragte somit mehr oder weniger unterdrückte.
Ich seufzte, schlug aber tatsächlich die Decke beiseite und stand auf.. dagegen wehren würde ja eh nichts bringen, das hatte ich schon oft genug gelernt.. und am morgen hatte ich definitiv keinen Nerv mich mit meiner Sis und meiner besten Freundin anzulegen.. das konnte nur damit enden, dass eine von uns bluten würde – wortwörtlich..
Keine fünfzehn Minuten später verließ ich das Bad wieder mit einer extrem kurzen Sporthose und meinen Haaren zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden.
Je näher ich der Küche kam desto intensiver wurde der Geruch von Speck, Eiern und Pancakes.. eigentlich hatte ich gedacht, dass ich keinen Hunger hatte, auch weil ich frühs meistens sowieso nichts essen konnte und mit meinem Kaffee vollkommen zufrieden und glücklich war, aber grade knurrte mein Magen als ob ich seit Wochen hungern würde.
Als ich den großen Raum schließlich betrat, blieb ich dennoch leicht schockiert stehen und sah auf den großen Tisch, der mit allerlei Leckerein bestückt war.
„Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“ tauchte Jo d auch schon vor mir auf und schloss mich lachend in die Arme.
„Das nicht..“ erwiderte ich. „Habt ihr für das gesamte Volksfestteam gekocht?“
„Neee.“ Jo löste sich von mir, so dass ich zu meiner Schwester sehen konnte, die grade Sekt mit O einschenkte – zu Jos Bedauern bekam sie natürlich nur O – Saft. „Aber das ist der letzte Tag, an dem wir sowas machen können..“
„Richtig.“ nickte meine beste Freundin. „Ab morgen geht‘s wieder richtig los..“
„Also haben wir uns eben gedacht, dass wir es uns heute noch einmal so richtig gut gehen lassen – auch, weil wir das schon viel zu lange nicht mehr gemacht haben..“ beendete Susi Jos Satz.
Meine Mundwinkel zuckten nach oben.
Die Zwei hatten recht.. früher hatten wir so unfassbar viel Zeit miteinander verbracht.. wir sind shoppen gegangen, essen, haben Wellneswochenenden gemacht oder uns einfach nur auf die Couch gegammelt um Netflix zu sehen.
Aber in den letzten Wochen und Monaten war das unfassbar selten geworden. Ich hatte die beiden einzeln nur extrem selten gesehen, aber das es vorkam, dass wir alle drei mal Zeit füreinander hatten, war ein Ding der Unmöglichkeit geworden – leider.
Mit den Kids hatten sowohl Jo als auch Susi noch einmal mehr Verantwortung bekommen. Neben den Läden und Festen, die viel Kraft beanspruchen konnten, und ihren Männern, die verdammt anstrengend sein konnten, mussten sie sich jetzt um ein kleines wundervolles Geschöpf kümmern.
Beide liebten ihre Kinder abgöttisch, das wusste ich. Aber gleichzeitig wusste ich eben auch, wie schwer ihnen das alles fiel.
Und sie waren wunderbare Eltern – wirklich. Nur mussten sie eben auch irgendwie das Geld verdienen und das war als Schausteller scheiße schwierig.
Man war für sich selbst verantwortlich, stand meistens den ganzen Tag im Laden um die Geschäfte am laufen zu halten.
Klar, jeder einzelne von uns hatte genug Mitarbeiter, die super darin waren die Ware zu verkaufen, aber es war eben doch so viel mehr..
Jeden Tag Mandeln brennen, jeden Tag die Eismaschine neu befüllen, jeden Tag dafür sorgen, dass wir genug von allem hatten, was wir verkaufen wollten.
Organisatorisch gesehen war unser Job wirklich ein Meisterwerk und auch ich, die niemanden gegenüber Pflichten hatte, war schon oft an meine Grenzen gekommen, weil ich an einem warmen, gut besuchten Tag über den Festplatz gehetzt bin, als ob es keinen Morgen mehr gegeben hatte.
Deswegen hatten Susi und Jo sich früh dafür entschieden die beiden in eine Grippe zu schicken, auch wenn viele aus unserer Gesellschaft – wie sollte es auch anders sein – dagegen waren und die beiden deswegen als schlechte Eltern betitelten..
Es gab wenige, die wirklich verstanden, wieso sie das machten. Sie hätten ihre Töchter auch am liebsten 24/7 um sich, nur ging das eben leider nicht.
Weil im Leben nicht immer alles nach Plan verläuft.
Auch wenn es verrückt klang und ich mich für den Gedanken selbst hasste, dachte ich oft daran, dass es mein kleines Würmchen vielleicht nicht so schlecht getroffen hatte. Er oder sie wäre in eine beschissene Gesellschaft hineingeboren worden – vielleicht war es wirklich gut, dass es so gekommen ist..
„Macchiato mit Schokomilich?“ riss mich die fragende Stimme meiner Schwester auf meinen Gedanken.
Sowohl ihr Blick als auch der meiner besten Freundin lagen auf mir – ruhig, abwartend.
„Klingt gut.“ nickte ich also und ging auf den vollgestellten Tisch zu um mich auf einen der Stühle fallen zu lassen.
Nur wenige Sekunden später taten Susi und Jo es mir gleich, wobei die Blondine mir meinen Kaffee reichte, den ich dankbar annahm und gleich einen großen Schluck von nahm, schloss dabei fast ein kleines bisschen genüsslich meine Augen..
Keine Ahnung, wieso, aber das schwarze Gold – egal in welcher Ausführung – sorgte irgendwie immer dafür, dass es mir gut ging.
„Ihr wisst, dass wir das niemals alles schaffen werden..“ ergriff ich das Wort und öffnete meine Augen wieder um die zwei Frauen vor mir anzusehen.
Jo hob belustigt eine Augenbraue. „Mylady.. wir haben den ganzen Tag Zeit..“
„Genau.“ stimmte meiner Schwester ihr grinsend zu. „Wir wechseln minütlich zwischen reden und essen..“
Belustigt schüttelte ich den Kopf, aber gleichzeitig machte sich in mir eine enorme Freude breit.
Es war wirklich viel zu lange her, dass ich mit zwei meiner liebsten Menschen auf der Welt Zeit verbrachte. Doch im selben Moment schlich sich noch jemanden in meine Gedanken, den ich aber sofort verbannte.
Das hier, das war Familie. Und da gehörte Ace nicht dazu – auch wenn es mir irgendwie das Herz brach, dass es nicht so ist.
„Wie geht‘s Marco und Chris?“ wollte ich wissen und griff im gleichen Augenblick nach einem der Brötchen und dem vollen Nutellaglas.
„Gestresst.“ sagte Jo und schmiss sich zwei Pfannkuchen auf den Teller. „Die Sicherheitsvorkehrungen werden dieses Jahr noch krasser..“
Nachdenklich verzog ich das Gesicht. Auf der einen Seite konnte ich es wirklich verstehen, immerhin wusste ich nur zu gut wie nervig es sein konnte, dass alles so war wie die Stadt sich das vorstellte.
Aber auf der anderen Seite war das eben auch eines der größten und schönsten Volksfeste der Welt.. und ein kleines bisschen Angst war da doch dabei.. und die wollte man eben so gut es ging nehmen.
„Ich bin echt froh, dass Chris das alleine mit unserem Dad und Tim machte..“ seufzte Susi. „Ich hätte darauf keinen Nerv.. ich mein, wir haben hier in Nürnberg auch jeden Tag genug zu tun, aber das in München ist ja krank..“
Ich wusste genau, was die beiden damit sagen wollten. Ben und ich hatten das Oktoberfest auch mehr oder weniger alleine geschmissen – vier Geschäfte und 20 Angestellte, die nicht wirklich einen Plan von irgendetwas hatten aus verkaufen.
Wir waren quasi von Laden zu Laden gesprintet, damit da alles einigermaßen nach Plan lief.. als man dann abends im Bett lag war man einfach nur komplett fertig mit der Welt..
Wenn ich so recht drüber nachdachte, dann war das wirklich eine Sex – freie – Zeit, die Ben und ich sonst nie gehabt hatten.
„Fährst du dann eigentlich runter, Sissi?“ riss mich die Stimme meiner Schwester aus meinen Gedanken.
„Wieso sollte ich?“ fragte ich leicht verwirrt.
„Wegen Laura?“ grinste Jo und legte ihren Kopf dabei leicht schief.
Ein genervtes Seufzen verließ meine Lippen. Dass es nicht einmal klappte, dass wir nicht über die schöne Österreicherin redeten..
Ich war wirklich in Versuchung aufzustehen und den Wohnwagen ohne ein weiteres Wort zu verlassen. Aber zum einen wusste ich genau, dass die beiden das nicht zulassen würden und zum anderen meinten sie das nicht böse..
„Sie kommt wahrscheinlich für ein Wochenende hier her..“ sagte ich schließlich, woraufhin Susi sich aufgeregt in die Hände klatsche.
„Super..“ nickte sie begeistert. „Dann lern ich Ms. Sexy – blue – eyes auch endlich mal kennen.“
Ich verdrehte die Augen, konnte aber nicht wirklich verhindern, dass sich meine Mundwinkel zumindest ein kleines Stück hoben.
„Das ist nichts besonderes..“ holte ich sie auf den Boden der Tatsachen zurück – zumindest versuchte ich es irgendwie.
„Ganz ehrlich, Sissi..“ kam es plötzlich doch wieder ernster als erwartet von den Blondine. „Mir ist scheiß egal, ob und was du für sie empfindest – aber sie tut dir gut.. und das reicht mir für jetzt..“
Ich öffnete den Mund, aber bevor ich darauf etwas erwidern konnte, kam Jo mir zuvor..
„Du kannst ihr aber sagen, dass sie ein echtes Problem hat, wenn sie dir weh tut.“
„Ich dachte, dass du Laura magst?“ skeptisch sah ich meine beste Freundin an.
„Ich mag sie auch.“ stimmte sie mir zu. „Aber das hier, das ist Familie..“ sie griff sowohl nach meiner, als auch nach der Hand meiner Schwester. „Und ich beschütze meine Familie..“
Jetzt lächelte ich sie tatsächlich dankbar.
Jo war für mich auch viel mehr als ‚nur eine beste Freundin‘ - sie war Familie, meiner Schwester.. der Mensch, auf den ich mich immer verlassen konnte.
Das sollte nichts gegen Susi sein, ich liebte sie abgöttisch und würde für sie bis ans Ende der Welt gehen, wenn es sein musste.
Aber Jo und ich hatten schon von der ersten Sekunde an, in der wir uns gesehen hatten, diese unfassbar tiefe Verbindung gehabt. Ich hatte gleich gewusst, dass ich ihr vertrauen konnte, dass sie mich niemals alleine lassen – und das hatte sie bis heute kein einziges Mal getan.
Auch wenn es Phasen in meinem Leben gehabt hab, in denen ich sie von mir gestoßen hatte, sie angeschrien hatte zu gehen.. sie hatte es nie getan.
Sie hatte sich leise neben mich gesetzt.. so nah, dass ich ihre Anwesenheit spüren konnte, aber gleichzeitig so weit weg, dass sie mich nicht berührte und mir somit den Raum und den Platz gab, den ich brauchte um mich zu beruhigen.
Sie war bei mir gewesen, als ich das kleine Wunder, dass in mir wuchs, verloren hatte. Ich hatte einfach nur geweint und sie mit mir.. hatte mich immer wieder in den Arm genommen und bis heute war ich so unglaublich froh, dass sie nicht, wie jeder andere, irgendwelche Floskeln verwendet hat.
Einfach, weil sie wusste, dass es nicht einfach so wieder gut werden würde – das war ein Ding der Unmöglichkeit, auch heute noch.
Mit diesem Kind war auch ein Teil von mir gestorben.. ein Teil, den ich niemals zurück bekommen würde..
Aber Jo hatte diesen Teil mir ihrer Wärme und ihrer Liebe zumindest zunähen können.. etwas, das sonst niemand geschafft hatte. Ohne sie wäre ich gnadenlos verblutet..
Es gab wirklich hin und wieder diesen Gedanken, dass ich ohne sie gar nicht mehr hier wäre.. ich wäre abgestürzt, voll in die Drogenszene abgerutscht.. und wenn ich so recht darüber nachdachte; alleine wäre ich da niemals rausgekommen. Ich hatte die Kontrolle verloren und Jo hat in der Zeit Kontrolle über mich gehabt.
Aber eben grade nur so viel, dass ich mich nicht eingeschüchtert von ihr fühlte und nicht den Drang hatte vor ihr zu fliehen.
Sie hatte mich gerettet.
„Okay, Schwester.“ erklang da auch schon ihre Stimme. „Genug vom Trübsal blasen und sowas.. lasst uns über die wichtigen Dinge im Leben reden.“
Skeptisch sah meine Schwester sie an, während Jo nur breit grinste.
„Und die wären?“ wollte die Blondine dann auch schon neugierig wissen.
„Sex.“ lachte Johanna frech und ich stieg automatisch mit ein, wenige Sekunden später auf Susi.
Ja.. diese zwei Menschen waren mir alles wert – sie waren Familie..
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Ich rückte die Brille auf meine Nase zurecht und tippte dann wieder etwas in den Laptop, veränderte die Farbe des Geschäfts, das vor mir auf dem Display erschien. Nachdem Susi und Jo gegangen waren hatte ich mich vor Mein MacBook gesetzt und war tatsächlich ein wenig fleißig gewesen.
Unser Mandelwagen war zwar noch nicht wirklich alt, aber man konnte definitiv langsam darüber nachdenken einen neuen anzuschaffen. Und da nach dem Volksfest nur noch ein Fest anstand, war das die beste Zeit, um damit anzufangen.
Wenn wir uns in der kommenden Woche darüber einig wurde, dann konnten wir mit viel Glück einen neuen Laden in unseren Reihen begrüßen.. außerdem wollten Ma und Dad wieder zwei neue Plätze aufkaufen – zumindest hatte ich das irgendwie am Rande mitbekommen.
Wobei das schon ziemlich stressig werden würde, immerhin hatten sie an fast jedem Wochenende in der Festsaison zwei Plätze, die zwar nicht weit voneinander entfernt waren, aber ein dritter würde noch mal mega viel Arbeit mich sie ziehen.
Ich fuhr mit grade durch die Haare, da öffnete sich auf dem Bildschirm das Skypefenster. Stirnrunzelnd betrachtete ich den Namen, bis mir klar wurde, wer mich da anrief und ohne zu zögern nahm ich an.
„Hey.“ kam es lächelnd aus meinem Mund, aber als ich realisierte, dass Laura ziemlich kaputt und fertig aussah, erlosch das Lächeln und ich sah sie fragend an. „Was ist los?“ wollte ich sofort wissen, die Sorge breitete sich in Windeseile in meinem gesamten Körper aus und ich merkte, wie ich ein kleines bisschen verspannte.
Aces Mundwinkel zuckten nach oben, aber es erreichte ihre Augen nicht. „Alles gut..“ spielte sie runter und machte ich abwehrende Handbewegung.
„Laura.“ sagte ich warnend.
Sie wandt den Blick ab und biss sich auf die Unterlippe.
„Rede mit mir..“ fügte ich fast ein bisschen flehend hinzu. „Bitte..“
Jetzt sah sie mich doch wieder direkt an und ich sah die Enttäuschung und die Bitterkeit in ihrem Blick, bei der es mir eiskalt den Rücken runterlief. Es konnte schon beängstigend sein, wenn ihre blauen Augen so kalt aussahen.
„Die Zerrung an meinem Oberschenkel ist schlimmer geworden.“ kam es da aus ihrem Mund.
Ich biss mir leicht auf die Unterlippe. Auch wenn es vielleicht unfair von mir war, aber ich hatte mit etwas schlimmeres gerechnet.. dass sie das zwischen und beenden wollte zum Beispiel – keine Ahnung, wie ich aus den Gedanken kam.
„Aber darüber wollte ich gar nicht reden..“ fügte sie schnell hinzu. „Wie geht‘s dir?“
Ich hörte zwar, dass Ace mich noch etwas gefragt hatte, aber irgendwie drang es nicht so wirklich zu mir durch.
Stattdessen ratterte es in meinen Kopf und meine Gedanken überschlugen sich.
Wenn sie weiterhin verletzt war, dann konnte sie – leider – auch nicht spielen oder trainieren. Das hieß doch irgendwie auch, dass sie momentan keine Aufgabe in Sand hatte, bzw. überhaupt keine Verpflichtung da zu sein.
Dann konnte sie rein theoretisch betrachtet auch hier sein – hier bei mir. Wobei.. wollte ich ihr wirklich diese abgefuckte Welt, in der ich lebte, zeigen?
Es würde nicht sein wie in Sand.. in Nürnberg wären wir tatsächlich nur Freunde – außer es gab nur sie und mich – also quasi nur im Wohnwagen.
Und dennoch bekam ich diese Idee nicht mehr aus meinen Kopf, es war als ob sie sich verankert hatte.. auch mein Herz schien bei dem Gedanken daran Laura wieder an meiner Seite zu haben, Luftsprünge zu machen.
Außerdem würde ich sie schützen.. ich würde niemals zulassen, dass ihr irgendwer zu Nahe kommt..
„Sissi..“
Langsam drang ihre Stimme zu mir durch und hob den Blick um sie anzusehen – nun waren ihre Augen nicht mehr kalt, sondern waren definitiv besorgt.. schon süß..
„Ist alles ok-..“
„Komm nach Nürnberg.“ unterbrach ich sie, bevor ich noch ein letztes Mal über meine Worte nachdenken konnte.
Fast im selben Moment weiteten sich ihre Augen und ihr Mund klappte ein ganzes Stück weit auf..
„Nach Nürnberg?“ wiederholte sie meine Worte verwirrt.
„Ja.“ nickte ich selbstverständlich. „Ich mein.. wenn du eh nicht trainieren kannst, dann brauchst du ja nicht unbedingt in Sand zu sein.. und ich kenn den Physio und Arzt vom Club – um die medizinische Betreuung brauchst du dir also auch keine Sorgen zu machen und-..“
„Ja.“ war es nun sie, die mir das Wort abschnitt und ich diejenige, die sie perplex ansah.
„Ja?“
Endlich erschien ein wirkliches, ernsthaftes Lächeln, das selbst ihre Augen strahlen ließ – und dafür sorgte, dass es in meinem gesamten Körper kribbelte – auf ihren Lippen.
„Also..“ setzte sie an. „Ich müsste das vermutlich mit meinem Trainer absprechen und Verena würde mich hassen, aber..-“
„Scheiß auf Verena..“ verdrehte ich die Augen..
Dieses Kichern, dass mich beinahe um den Verstand brachte, ertönte. „Werd ich nicht, aber okay..“
Meine Mundwinkel zuckten nach oben.
„Was ich eigentlich sagen wollte – grundsätzlich wäre ich dabei..“
„Grundsätzlich?“ fragte ich nach und hob abwartend eine Augenbraue.
„Grundsätzlich.“ nickte Ace. „Ich muss das mit meinem Trainer klären, immerhin ist das alles hier ja irgendwie Arbeit..“ fast ein wenig hilflos zuckte sie mit den Schultern.
„Verstehe..“ murmelte ich, mein Enthusiasmus ein wenig gedämpft, während mein Blick zur Uhr glitt.. es war schon fast zehn.. „Bis wann kannst du das klären?“ wollte ich stirnrunzelnd wissen.
„Ehm.. keine Ahnung..“ erwiderte sie. „Eins zwei Stunden – er wird eh noch nicht schlafen..“
Ich biss mir auf die Unterlippe. Wenn dann würde ich sie heute holen müssen.. ab morgen war mein Zeitplan ziemlich eng gestrickt, da würde ich keine Zeit finden mal spontan nach Sand zu fahren.
„Dann bin ich ungefähr um Mitternacht bei dir – reicht dir das?“ sagte ich schließlich und sah sie wieder direkt an.
„Du musst mich nicht abholen, Sissi, ich hab ein eignes..-“
„Du fährst nicht verletzt, Ace.“ unterbrach ich sie ernst. „Außerdem.. falls es nicht klappen sollte, dann haben wir zumindest noch ein paar Stunden zu zweit..“
Ich musste gestehen, letzteres war mir erst grade eingefallen, aber ich wusste, dass sie da nichts gegen sagen konnte.
Lauras Mundwinkel zuckten nach oben. „Okay.. dann ruf ich jetzt an..“
Auch ich konnte das Lächeln nicht mehr unterdrücken, das sich auf meine Lippen schlich..
„Du bekommst hier eine mindestens genauso gute medizinische Behandlung wie daheim – versprochen..“ wiederholte ich meine Worte noch einmal.
„Okay..“ nickte sie. „Aber ich denk, ich werd einfach anfangen zu weinen.. da ist er immer überfordert und sagt ja.“
Jetzt konnte ich ein leises Lachen doch nicht mehr unterdrücken.
„Das ist gerissen..“ grinste ich.
Unschuldig zuckte sie ihre Schultern. „Ich würde eher sagen, dass ich die Waffen einer Frau gekonnt einsetzen kann.“
„Rede dir das nur ein.“ schmunzelte ich. „Mir egal – solange es klappt..“
„Bis Mitternacht?“ lächelte sie.
„Bis Mitternacht.“ stimmte ich zu.
Fast zeitgleich legten wir auf und ich atmete erst einmal tief durch.
Worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Laura würde sich hier nicht wohlfühlen.. aber wie so oft in meinem Leben war ich einfach unfassbar egoistisch gewesen.. ich wollte sie bei mir haben..
Außerdem machte mein Herz alleine bei dem Gedanken sie wieder berühren zu können einen Luftsprung..
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Ich parkte den Range Rover vor dem, mir so bekannten, Mehrfamilienhaus und stieg aus. Fast im selben Moment öffnete sich die Eingangstür und Ace kam mit einem großen Koffer in der Hand heraus.
Sofort hoben sich meine Mundwinkel und ich merkte, wie mein gesamter Körper anfing zu kribbeln – es hatte wirklich geklappt.
Ohne noch eine Sekunde zu zögern schmiss ich die Fahrertür hinter mir zu und ging ihr entgegen, im gleichen Moment hob Ace den Kopf und unsere Blicke trafen sich – sofort merkte ich, wie es mir eiskalt den Rücken runterlief, als ich dieses blau endlich wieder hautnah sehen konnte.
Ich dachte nicht lange darüber nach, sondern umfasste ihr Gesicht zärtlich mit meinen Händen und presste dann sanft und vorsichtig, als ob ich sie irgendwie verletzen konnte, meine Lippen auf ihre.
Ace grinste in den Kuss hinein, als sie ihn erwiderte und bewegte sich mit genauso viel Gefühl auf mir. Auch ich konnte nicht verhindern, dass meine Mundwinkel sich hoben.
Es war einfach schon viel zu lange her, dass ich sie geküsste hatte – jetzt konnte ich das allerdings jeden Tag machen, solange wir alleine waren.
Dennoch schob sie mich leicht von sich und ich ließ sie machen. Sofort trafen ihre Augen aber wieder meine.
„Hey.“ flüsterte sie leicht atemlos.
„Hey.“ erwiderte ich und hätte sie im nächsten Moment am liebsten wieder an mich gezogen, aber ich behielt die Kontrolle..
„Er hat nichts dagegen, aber ich soll nicht übertreiben..“ redete sie weiter.
Es dauerte kurz bis ich begriff, was sie mir damit sagen wollte, bis ich verstand, dass sie damit ihren Trainer meinte.
„Keine Sorge..“ grinste ich und konnte dabei nicht wirklich verhindern, dass mein Blick leicht lüstern wurde. „Wir werden nicht übertreiben..“
„Unersättlich.“ murmelte sie schmunzelnd und schüttelte leicht ihren Kopf.
Ich wollte ihr ja widersprechen, aber sie hatte irgendwie recht.. wenn es um Laura ging war ich mittlerweile unersättlich. Und wenn es nur ein Kuss oder eine Berührung war. Für alles war ich dankbar.
Dennoch sagte ich nichts, griff stattdessen nach ihrem Koffer und nach ihrer Hand, zog sie sanft und lächelnd hinter mich her.
„Ich warne dich aber schon jetzt.“ sagte ich, drehte mich dabei halb zu ihr um. „Ich entführe dich in eine andere Welt – noch kannst du bleiben...“
Ace grinste mich allerdings nur breit und gleichzeitig frech an. „Hier würde mir nur langweilig werden..“
Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Ich wäre auch ziemlich enttäuscht gewesen, wenn sie einen Rückziehen gemacht hätte.
Auch wenn das vermutlich das beste für sie gewesen wäre..