Oh's
von Steffilicious
Kurzbeschreibung
Die Vergangenheit lebt in jedem von uns weiter, ob man will oder nicht. Sie macht uns zu den Menschen, die wir heute sind. Wir werden von ihr geprägt und können nichts dagegen machen. Wir haben Liebe empfunden? Wir werden Liebe weiter geben. Wir haben Glück empfunden? Wir werden Glück weitergeben. Wir haben Schmerz, Enttäuschung und Trauer empfunden? Dann können wir zu einem Menschen werden, der wir niemals sein wollen. Nicht, um Anderen genauso weh zu tun. Nein, sondern einfach ums uns selbst vor genau diesem Schmerz zu schützen. Was aber, wenn jemand kommt, der diese Fassade zu durchbrechen droht? (Fortsetzung: One Night Only)
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
OC (Own Character)
01.01.2018
20.04.2020
32
141.061
20
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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14.09.2018
4.356
31. Leben
13.09.2018 – 17 Tage
Ich wischte mir mit meinem Unterarm den Schweiß von der Stirn und ließ meinen Blick dann über den großen Festplatz schweifen, auch wenn ich von meiner Position aus nicht wirklich etwas sehen konnte, weil direkt vor mir Rich mit seinem Autoscooter stand.
Aber dafür konnte ich etwas anders.. Überall war das Geräusch von Hammern zu hören und hier und da hörte man die Arbeiter, die sich auf ihrer Sprache, die mir noch immer fremd war, etwas zuriefen.
In spätestens zwei Tagen würde das alles, der ganze Lärm, von Musik übertönt werden und die Fahrgeschäfte würden in strahlenden Farben leuchten und die Kinderaugen, die sich an den ganzen Sachen, die sie hier erlebten, nicht satt sehen konnten, würden Glänzen.
Bis dahin war aber noch einiges zu tun – mindestens genauso viel wie in den letzten Stunden.
Meine Angestellten und ich hatten es in Windeseile geschafft vier Läden aufzubauen, drei mussten bis morgen noch stehen.
Und anders als viele der Schausteller wollte ich dabei sein, wenn wir aufbauten.
Nicht, weil ich unseren Mitarbeitern nicht vertraute, nein, sie lieferten wirklich unfassbar gute Arbeit, egal ob es darum ging die Ware zu verkaufen oder darum mit mir die Geschäfte aufzubauen.
Ich fand es eher wichtig den Jungs und Mädels zu zeigen, dass wir ein Team waren. Schon oft hatte ich gehört, dass es einigen der jungen Leute, die meistens aus osteuropäischen Ländern stammten, bei manchen Familien nicht gefiel.
Das wollte ich mit aller Macht verhindern, immerhin brauchten wir jeden einzelnen von ihnen. Ja, vielleicht auch ein kleines bisschen weil es billigere Arbeitskräfte waren..
Über die Jahre hinweg hatten wir viele Menschen gehabt, die bei uns ausgeholfen hatten, dabei auch viele Deutsche..
Und ich musste gestehen, dass ich lieber mit den Leuten aus Osteuropa zusammenarbeitete.. sie waren ehrlicher und loyaler.. außerdem machten sie ihre Arbeit mindestens genauso gut wie jeder Deutsche – nur die Sprache konnte am Anfang ein kleines Problem sein, aber auch da kämpften sich viele hinein..
„Chefin!“ riss mich die Stimme von Thomas aus meinen Gedanken.
Ich stand aus der Hocke auf und sah zu ihm runter. Eigentlich hatte ich ihnen schon mehrmals gesagt, dass sie einfach nur Sissi sagen sollten, aber das verstanden sie nicht.. Ma und Susi sprachen sie auch nur mit ‚Chefin‘ an.. wir konnten machen, was wir wollten, aber ändern würden wir es vermutlich nicht mehr können.
Leicht schüttelte ich den Kopf und konzentrierte mich auf den jungen Mann.
Er hatte eines der Schilder für den Pizzawagen in der Hand..
„Wir brauchen das andere Schild, Thomas.“ rief ich ihm vom Dach des Fahrgeschäfts, auf dem ich grade stand, entgegen. „Das Rosane..“
„Ist doch rosa?“ erwiderte er stirnrunzelnd und betrachtete das große, schwere Metallteil in seiner Hand.
„Fast..“ schmunzelte ich. „Das ist rot.. müsste die Italienfahne sein – brauchen wir später auch, aber jetzt grade; rosa!“
„Okay, okay.“ nickte er. „Dann hole ich anderes Schild..“ er drehte sich von mir weg. „Schuldigung, Chefin.“
Vermutlich lag es daran, dass ich selbst aus einem osteuropäischen Land abstammte, aber irgendwie mochte ich diesen Akzent, den die Menschen hatten.
Klar, es war bei weitem nicht so schön, wie wenn ein Brite Deutsch redete, aber ich hörte es mir doch ziemlich gerne an.
Ein Seufzen verließ meine Lippen. Eigentlich hatte ich grade überhaupt keine Zeit darüber nachzudenken.. es gab noch genug zu tun.
Also machte ich mich wieder an die Arbeit, griff nach meiner Bohrmaschine und drehte die restlichen Schrauben fest, die das Schild auf dem Dach fixierten.
Zumindest waren wir mit dem Wagen so gut wie fertig.. blieben also nur drei übrig, wobei einige unserer Mitarbeiter sich bei denen schon darum gekümmert hatten, dass sie grade und fest auf dem Boden standen, wir mussten also nur noch die Fahnen aufhängen, die Strom – und Wasseranschlüsse dranbasteln und dann das Dach soweit fertig machen.
Hieß; wenn sich alle ein kleines bisschen reinhingen, dann würden wir heute noch fertig werden können und wir hätten den morgigen Tag frei, bis es übermorgen richtig losging – klang eigentlich ganz gut.
„Du bist ja noch nicht einmal umgezogen?!“
Ich hielt in meiner Arbeit inne, zögerte noch ein paar Sekunden und richtete mich dann auf, um zu meiner besten Freundin zu sehen, die mir vor der Brust verschränkten Armen und leicht finsteren Blick vor dem Wagen stand.
„Ehmm..“ runzelte ich die Stirn. „Sorry, dass ich die Geschäfte nicht in Jeans und Hemd aufbau, sondern lieber in Joggas und Shirt?“
„Spast.“ murmelte sie und verdrehte die Augen. „Ich rede von der Versammlung.“
Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.
Fuck, das hatten Mum und Susi also heute morgen gemeint.. ich war voll auf dem Schlauch gestanden und irgendwie noch zu Banane im Kopf um zu kapieren, was die beiden von mir gewollt hatten.. aber auf der anderen Seite..
„Mama und Susi sind doch da..“ legte ich den Kopf leicht schief. „Da wäre es doch Quatsch, wenn ich mich auch noch mit hinsetz – hier ist genug zu tun..“
Jo hob nur die Augenbrauen und sah mich direkt an.. sie musste nichts sagen, ich wusste genau was jetzt kommen würde und dennoch öffnete sie den Mund..
„Du weißt genau, wie die Leute sind..“ fing sie im nächsten Augenblick auch schon an. „Und ich weiß genau, dass du so gar keinen Bock auf das Gerede der Menschen hast und einen Fuck auf die Gesellschaft der Schausteller gibst – nur wissen wir beide auch, dass du trotzdem versuchst das beste aus der Situation zu machen, für die wenigen Leute, die dir was bedeuten..“
Wieder verließ ein Seufzen meine Lippen, als ich mir durch die Haare fuhr und somit die Strähnen, die sich in mein Gesicht verirrt hatten, nach hinten strich.
Jo hatte mal wieder verdammt recht mit dem, was sie sagte. Eigentlich war es mir innerlich so was von egal, was die Menschen von mir hielten und über mich redeten – sollten sie doch, wenn sie sich dadurch besser fühlen würden.
Aber ganz so einfach war es nun einmal nicht, wie so vieles im Leben. Irgendwie konnte ich auf die Meinung dieser Leute nicht ganz scheißen.
Ja, meine Familie hatte einen verflucht großen Einfluss und keiner würde es wagen mir zu Nahe zu kommen..
Nur war Provokation eben auch nicht das beste in der Position, in der ich mich befand. Also spielte ich schön mit, war die Vorzeigetochter schlechthin, wenn ich hier war.. nett, loyal, lächelnd. Hinter meinem Rücken würde die meisten zwar weiterhin über mich reden, aber nach vorne hin erschufen wir eine Fassade, meine Fassade..
Und damit konnte ich leben, ich musste es sogar..
Ich erwiderte nichts darauf, das brauchte ich auch nicht, weil Jo wusste, dass sie Recht hatte.
Also ging ich schweigend zu der Seite des Fahrgeschäftes und sprang dann die etwas mehr als zwei Meter in die tiefe, federte den Sprung ab, indem ich bei der Landung ein wenig in die Knie ging.
Als ich mich aufrichtete, verdrehte Jo nur die Augen.
„Was?“ wollte ich sofort wissen.
„Irgendwann brichst du dir dabei noch was.“ sagte sie sofort. „Und glaub mir, ich helf dir dann nicht auf – ich werde die sein, die lacht und sagt ‚Ich hab‘s dir ja gesagt‘.“
„Klassische beste Freundin.“ murmelte ich sarkastisch und ging an ihr vorbei nach hinten durch, wo unsere Wohnwägen stehen..
„Hast du dein Monster schon aufgebaut?“ fragte sie, nachdem sie mir gefolgt war.
„Monster.“ wiederholte ich abfällig. „Er ist nicht viel größer als deiner..“
„Er ist größer als der von jedem.“ konterte sie grinsend. „Was schon echt lustig ist, immerhin bist du ends selten dabei – aber wenn, dann mit deinem fetten Wohnbus, der.. wie viele Schlafzimmer hat?“
„Zwei..“ nuschelte ich doch ein kleines bisschen kleinlaut.
Es stimmte schon. Die meisten Familien hatte zwei, drei kleinere Wohnwagen.. aber irgendwie hatte mir das nicht gereicht – und vielleicht hatte ich nach der Trennung von Ben auch kurzzeitig das Bedürfnis dumme Sachen zu machen, whatever.
Auf jeden Fall hatte ich, als es mir so verdammt scheiße ging, ein paar Dinge gekauft, die ich eigentlich nicht brauchte.
Eins davon war ein unglaublich fetter Luxusbus.. mit zwei Schlafzimmern, einer großen Küche, Wohnzimmer und wunderschönem Bad inklusive Whirlpool.
Es war komplett unnötig gewesen mir so ein Teil zu kaufen, weil, wie Jo schon sagte, ich extrem selten damit unterwegs bin, aber hey, ich hatte es! Außerdem hatte mich damals niemand aufgehalten mein Geld aus dem Fenster zu schmeißen, also war das eigentlich nicht nur meine Schuld.. irgendwie zumindest.
Hintereinander stiegen wir die Treppen nach oben zu der weißen Eingangstür. Ich presste meinen Daumen auf den Türöffner, ein Piepsen ertönte und die Tür öffnete sich nach innen – noch eine Kleinigkeit, die es definitiv nicht gebraucht hatte.
„Ich bin schnell duschen und zieh mir was frisches an..“ sagte ich, während ich mir mein Shirt schon über den Kopf zog und in Richtung Waschmaschine warf. „Würdest du den Leuten sagen, dass sie den Rest vorerst alleine hinbekommen müssen?“
Ich drehte mich zu meiner besten Freundin um, doch die hatte es sich schon an meiner kleinen Bar, die Küche und Wohnzimmer voneinander trennte, bequem gemacht und sich einen Wild Berry, mit eingefrorenen Waldbeeren, eingeschenkt.
Sie würde es vermutlich bevorzugen, wenn da noch Gin drin wäre, aber das war momentan ja ziemlich kritisch..
„Würdest du dich beim Arbeiten nicht immer so einsauen, dann müsstest du gar nicht duschen..“ erwiderte sie, während sie nach den Eiswürfeln aus dem Kühlschrank griff.
„Einsauen?“ fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Nun schaffte es Johanna auch endlich mich anzusehen, natürlich mit dem befüllten Glas an ihrem Lippen, aus dem sie einen Schluck nahm. „Jeder sieht beim Aufbauen einigermaßen sauber aus – nur du nicht.. langsam hab ich echt das Gefühl, dass du dir das Öl und den Schmutz absichtlich ins Gesicht schmierst um heißer auszusehen, was dir by the way auch irgendwie gelingt..“ sie musterte mich von oben bis unten. „Aber Laura ist nicht da, also wozu?“
Grade bereute ich es wirklich, dass ich mein Shirt schon in die Wäsche geschmissen hatte, es wäre besser gewesen, wenn es in ihrem Gesicht gelandet wäre.. das musste ich mir für das nächste Mal auf jeden Fall merken..
„Du hast einen Schlag.“ murmelte ich kopfschüttelnd. „Wie kommt man denn auf so einen Mist?“
Sie zuckte unschuldig die Schultern. „Wie gesagt; alle anderen sauber, du dreckig als ob du für ein Playboy Shooting geschminkt wurdest, bei dem du gleich nackt auf irgendeinem Auto posieren würdest.“
„Geschossen.“ nuschelte ich und musste mich beherrschen, mir nicht die flache Hand an die Stirn zu schlagen.
Ja, das war mal wieder ein dieser Momente, in denen ich mich fragte wie ich es aushielt mit jemanden wie Johanna befreundet zu sein..
„Ich bin duschen.“ mit diesen Worten drehte ich mich von ihr weg in Richtung Bad.
„Wenn du Hilfe beim Schruben brauchst helf ich dir fei nicht.. Laura soll ja keinen Grund haben eifersüchtig zu sein..“ rief sie mir hinterher, als ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ und ein Seufzen meine Lippen verließ.
Würde ich es nicht besser wissen, dann konnte man wirklich meinen, dass sie betrunken war. Wie kam ein Mensch nur auf so dummes Zeug?
Ich konnte es echt nicht sagen..
Und ehrlich gesagt hatte ich grade auch nicht den Nerv darüber nachzudenken, ich würde eh auf keinen Nenner kommen, das war unmöglich. Jo zu verstehen war eine Kunst für sich.. und diese Kunst würde vermutlich niemand kapieren.
Also fing ich an mich auszuziehen und gleichzeitig die Dusche einzuschalten..
Als das warme Wasser meinen Körper berührte merkte ich, wie ich mich ein kleines bisschen entspannte.. aber gleichzeitig wurde mir auch bewusst, dass mir grade jemand an meiner Seite fehlte.. und das nicht nur so ein kleines bisschen, sondern verdammt stark.
Ich stützte meine Arme an der Wand ab und versuchte die Bilder von ihr und mir aus meinen Kopf zu bekommen, sonst würde ich die Dusche vermutlich in der nächsten Zeit nicht verlassen können..
<>
Jo und ich ließen uns auf die letzten beiden freien Stühle fallen. Ma saß auf meiner rechten Seite und neben dran meine Schwester, die verliebt in ihr Handy schaute.. vermutlich schrieb sie grade mit Chris.
Ich schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf. Jo und Marco waren auch noch ultra verliebt – man konnte meinen, dass es bei ihnen genauso wie am ersten Tag war, aber bei meiner Sis und ihrem Mann war das manchmal alles nicht mehr normal. Es gab wirklich Momente, da dachte ich, dass die beiden zwei verliebte Teenager waren, die die Finger noch voneinander lassen konnten.
„Sissi..“ hörte ich meinen Namen und drehte mich im Stuhl um. Ein breit grinsender Robert stand hinter mir, der mir die Hand hinhielt, die ich gleich schüttelte, dabei ein freundliches Lächeln aufgesetzt hatte. „Freut mich sehr dich zu sehen. Wie geht‘s dir?“
„Sehr gut.“ nickte ich. „Danke.. und dir? Was machen Uschi und Lars?“
„Er ist schon Feuer und Flamme für die Schaustellerei.“ erwiderte er begeister. „Kann es kaum abwarten bis seine Mutter und ich ihm die Geschäfte überlassen.“
„Freut mich.“ sagte ich viel zu nett.
„Mich auch.“ er griff kurz nach meiner Schulter und drückte fest zu, während er aber schon fast wieder einige Schritte von mir weg gemacht hatte. „Wir unterhalten uns bestimmt später noch einmal..“
„Schmieriger Typ.“ kam es zeitgleich von meiner linken und rechten Seite.
Ich verdrehte grinsend die Augen. „Seid nicht so..“
„‘Feuer und Flamme für die Schaustellereri‘..“ äffte meine Ma ihm nach.
„‘Kann es kaum abwarten‘..“ tat meine beste Freundin ihr gleich.
Ich wollte nicht drüber lachen, wirklich nicht, aber gleichzeitig konnte ich mich auch nicht dagegen wehren. Es war viel zu lustig! Und beide hatten sie damit ja Recht.. Robert war ein verdammt schmieriger Typ.. ich hatte irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft er meinen Eltern schon in den Arsch gekrochen war..
„Meine Lieben.“ ertönte Bernds Stimme durch die Lautsprecher an den Seiten. Langsam kehrte Ruhe in den Raum ein und alle wandten sich zu dem Mann, der mit einem warmen Lächeln vorne stand.
Bernd Bauer.. mindestens ein genauso falscher Mensch, wie Robert es war.. nur war Robert ein armer kleiner Mann, der nach Geld strebte und dafür alles machen würde. Bernd hatte dieses Geld schon.. und er hatte Macht. Neben meiner Familie hatte er vielleicht den meisten Einfluss.
„Bevor wie wie jedes Jahr zu unserer Sitzung kommen, möchte ich euch eine frohe Botschaft verkünden..“
Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und ich merkte, wie meine Augen größer wurden und mein Mund ein Stück weit aufklappte.
Sofort spürte ich die Blicke von Jo, Ma und Susi auf mir – und vermutlich auch einiger anderer. Aber meine Aufmerksamkeit lag auf dem gut aussehenden Mann, der den Raum grade betreten hatte und mich mit einer unglaublichen Intensität mustere.
„Ben Anderson..“ Bernd redete weiter, aber ich hörte ihm gar nicht zu, stattdessen versuchte ich irgendwie zu verstehen, was ich grade fühlte.
War es Wut? Nein.
War es Hass? Nein.
War es Zuneigung? Nein.
War es Angst? Nein.
Gott, es war nichts davon.
Ich sah nach Jahren den Menschen wieder, der mir das Herz aus der Brust gerissen hatte und alles, was ich empfand, das war Leere.. einfach nur eine große Leere.
Und ein Gefühl, das ich nicht richtig deuten konnte.. es war nicht negativ.. es war einfach nur.. da..
War das normal?
Ich mein, ich hab mir oft ausgedacht wie es wäre Ben wieder gegenüber zu treten. Nie war ich auf einen Nenner gekommen oder konnte mir vorstellen, wie es sein würde.
Aber hätte man mich gefragt, dann hätte ich mit hundert prozentiger Sicherheit gesagt, dass sich da irgendwas in mir regen würde.
Dass ich ihn anschreien würde, komplett ausrasten und ihm entgegen brüllen, wie sehr ich ihn hasste für das, was er mit angetan hat.
Nur tat sich da nichts. Stumm saß ich auf meinem Stuhl.
Ich blickte ihm in die Augen, in die ich mich so krass verliebt hatte.
Ich sah den Mann an, mit dem ich mein Leben verbringen wollte.
Und dieser Mensch, der mich so unfassbar verletzt hatte schaute mich an.
Es war mir egal.. es war mir einfach nur egal.
Erst blinzelte ich leicht, doch dann immer mehr und schaffte es tatsächlich den Blick von ihm abzuwenden und meine Umgebung wieder wahrzunehmen.
Jo hatte meine Hand genommen und sah mich weiterhin an, genauso wie Mum es tat. Ich spürte die Sorge in ihrem bloßen Blick, ohne, dass ich eine der beiden ansehen musste.
„Alles okay?“ fragte Johanna schließlich leise.
Ich schluckt schwer und hob den Kopf wieder.
Ben hatte sich mittlerweile hingesetzt, doch seine Augen ruhten noch immer ruhig auf mir. Und da war etwas in seinem Blick, etwas, das ich da niemals zuvor gesehen hatte.
Es sah irgendwie so aus, als ob er versuchte sich nach all den Jahren bei mir zu entschuldigen.
Nur war die Frage; wollte ich das?
„Alles okay.“ murmelte ich abwesend.
„Wir können gehen, wenn du nicht mehr hier sein willst.“ kam es von meiner anderen Seite.
„Und ich verprügel ihn – natürlich auch nur, wenn du willst.“ mischte sich nun auch meine Schwester ein und brachte mich mit ihren Worten tatsächlich ein wenig zu Schmunzeln und dazu, den Blick wieder zu senken.
„Es ist wirklich alles gut.“ sagte ich und sah nacheinander erst Jo, dann Susi und zuletzt meine Ma an, damit auch jede von ihnen sehen konnte, dass ich das nicht einfach dahin rotzte, sondern es der Wahrheit entsprach.
Mir ging es gut. Selbst wenn es komisch war und ich es selbst nicht wirklich glauben konnte, war es so.
Als keiner von ihnen ein Wort erwiderte, drehte ich meinen Kopf nach vorne und lauschte den Worten von Bernd.
Er sprach über das letzte Fest, das schlechtes Wetter, die wenigen Besucher und über die Hoffnung, was wir dieses Jahr machen konnten, wenn der Regen uns wieder einen Strich durch die Rechnung machte.
Ich versuchte ihm echt so gut es ging zuzuhören und alles andere um mich herum auszublenden, aber irgendwie war das verdammt schwierig.
Da waren viel zu viele intensive Blicke, die auf mir lagen. Immer wieder huschten die Augen von irgendwelchen Schaustellern, die Klatsch und Tratsch liebten zu mir rüber.. Jo, Ma und Susi wechselten sich quasi ab, wer mich grade musterte und zum Schluss war da noch immer Ben, der mich fixierte – bei dem ich das allerdings am wenigsten verstand.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn Bernd fertig war, dann würde ich den Raum so schnell es ging verlassen.
Mir war klar, dass ich einem weiteren Treffen mit Ben, oder gar einem Gespräch, nicht aus dem Weg gehen konnte – zumindest nicht für lange.
Doch heute würde das nicht passieren.. nicht, weil ich Angst hatte, die hatte ich nämlich nicht. Nein. Sondern einfach nur, weil die Augen zu vieler neugieriger Menschen auf uns lagen und ich würde sicherlich nicht zulassen, dass über mein Leben noch mehr geredet und spekuliert wurde, als die meisten es eh schon machten.
Manchmal sah ich das tatsächlich als Kompliment an. Anscheinend war mein Leben so spannend, dass sie sich lieber darüber unterhielten, als über ihre eigenen Probleme. Man konnte schon fast sagen, dass ich meine eigene keine Fangemeinde hatte.
Das Vibrieren meines Handys, in meiner Arschtasche, ließ mich aus meinen Gedanken fahren. Ohne lange zu überlegen holte ich es heraus und als ich las, wer mir geschrieben hatte, breitete sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen aus und ich rutschte fast automatisch mit meinem Stuhl ein wenig zurück, damit niemand in das Display sehen konnte.
Jo drehte sich fragend zu mir, doch ich formte nur lautlos Lauras Namen – genau deswegen wollte ich nicht, dass jemand reinschauen konnte, sie warne einfach viel zu neugierig.
Ein kleines Schmunzeln breitete sich im Gesicht meiner besten Freundin aus, bevor sie sich wieder nach vorne wandt und Bernds Worten lauschte. Ich hingegen verdrehte die Augen.. irgendwie wollte ich gar nicht mehr wissen, was sie grade dachte – war für den Moment aber auch egal.
Ich entsperrte mein iPhone und drückte im nächsten Augenblick auf Whatsapp um ihre Nachricht zu öffnen.
Seitdem ich ‚weg‘ war schrieben wir fast täglich miteinander.. manchmal telefonierten wir auch, wobei ich mich dafür gar nicht begeistern konnte.
Skypen – okay, konnte ich mit Leben.
Aber telefonieren? Ich hasste es wenn ich meinen Gegenüber nicht in die Augen sehen konnte.. da war es so scheiße schnell möglich, dass man etwas falsch verstand.
Ace: Mir ist langweilig :( mach was..
Meine Mundwinkel zuckten noch ein kleines Stück weiter nach oben. Irgendwie war das die letzten Tage typisch geworden.
Clara und Verena hingen fast aneinander, mit Nina hatte sie nicht unbedingt mega viel zu tun.. zwar mit einigen aus der Mannschaft, aber wie die Uhr in meiner rechten Ecke mir anzeigt, waren die grade im Training. Und da Aces Oberschenkel weiterhin nicht so mitmachte, wie er sollte, hatte sie eine Zwangspause, die sie beinahe in den Wahnsinn trieb – verständlich.
Meine Finger flogen über das Tastenfeld, doch bevor ich die Nachricht abschickte, löschte ich sie wieder.
Ihr was langweilig? Eigentlich half da nur eins.
Sissi: Was hast du an?
Ich biss mir auf die Unterlippe.
Gott. Das letzte mal, dass ich Sexting gemacht hatte, das war schon eine halbe Ewigkeit her.. damals war ich noch mit Ben zusammen gewesen.
Am Anfang hatte ich mich mega dagegen gewehrt, weil ich es irgendwie eklig und komisch fand – und weil ich nicht unbedingt ein Freund von Selbstbefriedigung war – aber es ging oftmals nicht anders.
Es gab Zeiten, da waren Ben und ich wochenlang getrennt.. und so ganz auf dem Trockenen leben wollte man auch nicht..
Ace: Dein Ernst? :D
Sissi: Ja :)
Ich konnte wirklich so gar nicht einschätzen, wie Ace darauf reagieren würde. Es war nun einmal Fakt, dass die meisten erst einmal komplett abgeneigt waren..
Jetzt war eher die Frage, inwiefern sie sich auf das – auf mich – einlassen würde. Mann musste mir ja definitiv zu Gute halten, dass ich sie schon zu vielen ersten Malen gebrach hatte.
Vielleicht war das ein kleiner Hoffnungsschimmer – ein ganz kleiner.
Sie schrieb etwas, löschte es aber gleich wieder und dann geschah eine ganze Weile nichts.
Innerlich fing ich an mich damit abzufinden, dass sie nicht so offen dafür war, was auch vollkommen okay war.
Doch dann schickte sie mir ein Bild und ich konnte das, doch leicht verliebte, Grinsen nicht unterdrücken.
Es war bei weitem kein Nacktbild oder ein Unterwäschebild.. es war viel schöner.
Laura hatte ihre Haare offen, eine Hand lag auf ihrer Stirn, die dafür sorgte, das sich keine ihrer braunen Strähnen in ihr wunderschönes Gesicht verirrte. Ihr Mund war zu einem leichten Lächeln verzogen
Im Hintergrund konnte man die Sonnenstrahlen erkennen, die das alle ein unfassbar perfektes Licht tauchten.
Sie trug ein schwarzes Arsenal London Trikot, das sie von einer Freundin geschenkt bekommen hatte, deren Namen ich leider wieder vergessen hatte.
Aber das, was meine Aufmerksamkeit schließlich komplett auf sich zog, das waren ihre blauen Augen – wie konnte es auch anders sein.
Ich hatte dieses blau mittlerweile in unendlich vielen Farben und Formen gesehen – mal wurde es fast ausnahmslos vom Schwarz ihrer Pupillen eingenommen, mal spiegelte sich in ihnen das Feuer wieder..
Ihre Augen konnten so viel sagen.
Und eigentlich dachte ich, dass ich mittlerweile jede Art kannte, in der sie strahlten, aber die auf dem Bild war mir neu.
Sie sah einfach glücklich aus.. so glücklich. Und dieser Anblick brachte mich innerlich zum Schmelzen.. wie gerne ich sie jetzt hier bei mir hätte war nicht in Worte zu fassen.
Sissi: Nacktbilder werden eh vollkommen überbewertet..
Vermutlich würde Laura jetzt die Augen verdrehen, den Kopf schütteln und kichern – dieses Geräusch würde dann wieder dafür sorgen, dass es mir eiskalt den Rücken runterlief und ich sie im nächsten Moment zärtlich auf ihre sanften Lippen küssen würde.
Ace: Doofkopf ♥
Sissi: Nur wenn es um dich geht :)
„Okay.“ riss mich Bernds Stimme aus meinen Gedanken. „Ich glaub, dass war‘s dann für heute.. ich wünsche euch allen einen guten Start und schöne Wochen – wir sehen uns bestimmt mal.“
Das Zurückrücken einiger Stühle war zu hören. Ich hob den Kopf und sah, wie Ben auf mich zukommen wollte.
Fast sofort griff ich nach dem Arm meiner besten Freundin. „Ich rede mit ihm.“ sagte ich, ohne den Blick von dem jungen Mann abzuwenden. „Aber nicht heute..“
„Schon verstanden.“ erwiderte sie, stand im nächsten Augenblick auf und ging auf den Mann zu.
Ich stand auf und sah noch, wie er sich versuchte an der jungen Brünetten vorbeizuschlingeln, aber Jo ließ ihm keine Chance.
Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass er nicht so schnell locker lassen würde und Jo ihn nicht für immer aufhalten konnte, also verließ ich mit schnellen, großen Schritten – gefolgt von Ma und Susi – den Raum..
Meine Lieben :)
mein Vorrat an vorgeschrieben Kapitel sinkt zwar immer weiter, aber das werd ich in den nächsten Wochen wieder aufholen, immerhin werd ich ein wenig Zeit im Auto verbringen und wenn da im Rettungsdienst nicht sooo viel los ist, dann werd ich bestimmt ein wenig schreiben können, zumindest hoffe ich das :)
aber für die nächsten zwei Wochen reichen die Kapitel auf jeden Fall noch :P
so, jetzt aber ein paar Worte zu dem hier..
first of all; ich denke, dass es einigen von euch klar gewesen sein wird, dass Laura erst einmal nicht vorkommt.. das ändert sich aber wieder :) gut, in dem Kapitel kam sie auch schon wieder vor, aber ihr wisst was ich meine :D
& hey! Die beiden sind doch wirklich mega zusammen, oder nicht? Also ich mein, selbst wenn sie nicht im selben Raum sind :)
das zweite; Ben!
Jaaaa, es war offensichtlich, dass er irgendwann vorkommen muss und ich dachte mir, wenn dann so richtig.. zumindest irgendwie :D
ich mein, geredet haben er und Sissi ja nicht, wobei das definitiv spannend werden könnte :P
für jetzt wars das aber von meiner Seite, weil ich gestehen muss, dass ich müde as fuck bin..
ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende!
Passt auf euch auf & wir lesen uns in einer Woche :)
Steffi♥
Wir müssen glauben, dass die Richtung stimmt
Und dieser Weg ein gutes Ende nimmt
Dass uns vielleicht nicht immer alles gleich,
Aber am Schluss der große Wurf gelingt
Wir müssen glauben, dass die Richtung stimmt
Und, dass wir mehr als nur ein Zufall sind,
Dass dieser Weg in Richtung nirgendwo uns zurück an unseren Anfang bringt
Und dieser Weg ein gutes Ende nimmt
Dass uns vielleicht nicht immer alles gleich,
Aber am Schluss der große Wurf gelingt
Wir müssen glauben, dass die Richtung stimmt
Und, dass wir mehr als nur ein Zufall sind,
Dass dieser Weg in Richtung nirgendwo uns zurück an unseren Anfang bringt
13.09.2018 – 17 Tage
Ich wischte mir mit meinem Unterarm den Schweiß von der Stirn und ließ meinen Blick dann über den großen Festplatz schweifen, auch wenn ich von meiner Position aus nicht wirklich etwas sehen konnte, weil direkt vor mir Rich mit seinem Autoscooter stand.
Aber dafür konnte ich etwas anders.. Überall war das Geräusch von Hammern zu hören und hier und da hörte man die Arbeiter, die sich auf ihrer Sprache, die mir noch immer fremd war, etwas zuriefen.
In spätestens zwei Tagen würde das alles, der ganze Lärm, von Musik übertönt werden und die Fahrgeschäfte würden in strahlenden Farben leuchten und die Kinderaugen, die sich an den ganzen Sachen, die sie hier erlebten, nicht satt sehen konnten, würden Glänzen.
Bis dahin war aber noch einiges zu tun – mindestens genauso viel wie in den letzten Stunden.
Meine Angestellten und ich hatten es in Windeseile geschafft vier Läden aufzubauen, drei mussten bis morgen noch stehen.
Und anders als viele der Schausteller wollte ich dabei sein, wenn wir aufbauten.
Nicht, weil ich unseren Mitarbeitern nicht vertraute, nein, sie lieferten wirklich unfassbar gute Arbeit, egal ob es darum ging die Ware zu verkaufen oder darum mit mir die Geschäfte aufzubauen.
Ich fand es eher wichtig den Jungs und Mädels zu zeigen, dass wir ein Team waren. Schon oft hatte ich gehört, dass es einigen der jungen Leute, die meistens aus osteuropäischen Ländern stammten, bei manchen Familien nicht gefiel.
Das wollte ich mit aller Macht verhindern, immerhin brauchten wir jeden einzelnen von ihnen. Ja, vielleicht auch ein kleines bisschen weil es billigere Arbeitskräfte waren..
Über die Jahre hinweg hatten wir viele Menschen gehabt, die bei uns ausgeholfen hatten, dabei auch viele Deutsche..
Und ich musste gestehen, dass ich lieber mit den Leuten aus Osteuropa zusammenarbeitete.. sie waren ehrlicher und loyaler.. außerdem machten sie ihre Arbeit mindestens genauso gut wie jeder Deutsche – nur die Sprache konnte am Anfang ein kleines Problem sein, aber auch da kämpften sich viele hinein..
„Chefin!“ riss mich die Stimme von Thomas aus meinen Gedanken.
Ich stand aus der Hocke auf und sah zu ihm runter. Eigentlich hatte ich ihnen schon mehrmals gesagt, dass sie einfach nur Sissi sagen sollten, aber das verstanden sie nicht.. Ma und Susi sprachen sie auch nur mit ‚Chefin‘ an.. wir konnten machen, was wir wollten, aber ändern würden wir es vermutlich nicht mehr können.
Leicht schüttelte ich den Kopf und konzentrierte mich auf den jungen Mann.
Er hatte eines der Schilder für den Pizzawagen in der Hand..
„Wir brauchen das andere Schild, Thomas.“ rief ich ihm vom Dach des Fahrgeschäfts, auf dem ich grade stand, entgegen. „Das Rosane..“
„Ist doch rosa?“ erwiderte er stirnrunzelnd und betrachtete das große, schwere Metallteil in seiner Hand.
„Fast..“ schmunzelte ich. „Das ist rot.. müsste die Italienfahne sein – brauchen wir später auch, aber jetzt grade; rosa!“
„Okay, okay.“ nickte er. „Dann hole ich anderes Schild..“ er drehte sich von mir weg. „Schuldigung, Chefin.“
Vermutlich lag es daran, dass ich selbst aus einem osteuropäischen Land abstammte, aber irgendwie mochte ich diesen Akzent, den die Menschen hatten.
Klar, es war bei weitem nicht so schön, wie wenn ein Brite Deutsch redete, aber ich hörte es mir doch ziemlich gerne an.
Ein Seufzen verließ meine Lippen. Eigentlich hatte ich grade überhaupt keine Zeit darüber nachzudenken.. es gab noch genug zu tun.
Also machte ich mich wieder an die Arbeit, griff nach meiner Bohrmaschine und drehte die restlichen Schrauben fest, die das Schild auf dem Dach fixierten.
Zumindest waren wir mit dem Wagen so gut wie fertig.. blieben also nur drei übrig, wobei einige unserer Mitarbeiter sich bei denen schon darum gekümmert hatten, dass sie grade und fest auf dem Boden standen, wir mussten also nur noch die Fahnen aufhängen, die Strom – und Wasseranschlüsse dranbasteln und dann das Dach soweit fertig machen.
Hieß; wenn sich alle ein kleines bisschen reinhingen, dann würden wir heute noch fertig werden können und wir hätten den morgigen Tag frei, bis es übermorgen richtig losging – klang eigentlich ganz gut.
„Du bist ja noch nicht einmal umgezogen?!“
Ich hielt in meiner Arbeit inne, zögerte noch ein paar Sekunden und richtete mich dann auf, um zu meiner besten Freundin zu sehen, die mir vor der Brust verschränkten Armen und leicht finsteren Blick vor dem Wagen stand.
„Ehmm..“ runzelte ich die Stirn. „Sorry, dass ich die Geschäfte nicht in Jeans und Hemd aufbau, sondern lieber in Joggas und Shirt?“
„Spast.“ murmelte sie und verdrehte die Augen. „Ich rede von der Versammlung.“
Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.
Fuck, das hatten Mum und Susi also heute morgen gemeint.. ich war voll auf dem Schlauch gestanden und irgendwie noch zu Banane im Kopf um zu kapieren, was die beiden von mir gewollt hatten.. aber auf der anderen Seite..
„Mama und Susi sind doch da..“ legte ich den Kopf leicht schief. „Da wäre es doch Quatsch, wenn ich mich auch noch mit hinsetz – hier ist genug zu tun..“
Jo hob nur die Augenbrauen und sah mich direkt an.. sie musste nichts sagen, ich wusste genau was jetzt kommen würde und dennoch öffnete sie den Mund..
„Du weißt genau, wie die Leute sind..“ fing sie im nächsten Augenblick auch schon an. „Und ich weiß genau, dass du so gar keinen Bock auf das Gerede der Menschen hast und einen Fuck auf die Gesellschaft der Schausteller gibst – nur wissen wir beide auch, dass du trotzdem versuchst das beste aus der Situation zu machen, für die wenigen Leute, die dir was bedeuten..“
Wieder verließ ein Seufzen meine Lippen, als ich mir durch die Haare fuhr und somit die Strähnen, die sich in mein Gesicht verirrt hatten, nach hinten strich.
Jo hatte mal wieder verdammt recht mit dem, was sie sagte. Eigentlich war es mir innerlich so was von egal, was die Menschen von mir hielten und über mich redeten – sollten sie doch, wenn sie sich dadurch besser fühlen würden.
Aber ganz so einfach war es nun einmal nicht, wie so vieles im Leben. Irgendwie konnte ich auf die Meinung dieser Leute nicht ganz scheißen.
Ja, meine Familie hatte einen verflucht großen Einfluss und keiner würde es wagen mir zu Nahe zu kommen..
Nur war Provokation eben auch nicht das beste in der Position, in der ich mich befand. Also spielte ich schön mit, war die Vorzeigetochter schlechthin, wenn ich hier war.. nett, loyal, lächelnd. Hinter meinem Rücken würde die meisten zwar weiterhin über mich reden, aber nach vorne hin erschufen wir eine Fassade, meine Fassade..
Und damit konnte ich leben, ich musste es sogar..
Ich erwiderte nichts darauf, das brauchte ich auch nicht, weil Jo wusste, dass sie Recht hatte.
Also ging ich schweigend zu der Seite des Fahrgeschäftes und sprang dann die etwas mehr als zwei Meter in die tiefe, federte den Sprung ab, indem ich bei der Landung ein wenig in die Knie ging.
Als ich mich aufrichtete, verdrehte Jo nur die Augen.
„Was?“ wollte ich sofort wissen.
„Irgendwann brichst du dir dabei noch was.“ sagte sie sofort. „Und glaub mir, ich helf dir dann nicht auf – ich werde die sein, die lacht und sagt ‚Ich hab‘s dir ja gesagt‘.“
„Klassische beste Freundin.“ murmelte ich sarkastisch und ging an ihr vorbei nach hinten durch, wo unsere Wohnwägen stehen..
„Hast du dein Monster schon aufgebaut?“ fragte sie, nachdem sie mir gefolgt war.
„Monster.“ wiederholte ich abfällig. „Er ist nicht viel größer als deiner..“
„Er ist größer als der von jedem.“ konterte sie grinsend. „Was schon echt lustig ist, immerhin bist du ends selten dabei – aber wenn, dann mit deinem fetten Wohnbus, der.. wie viele Schlafzimmer hat?“
„Zwei..“ nuschelte ich doch ein kleines bisschen kleinlaut.
Es stimmte schon. Die meisten Familien hatte zwei, drei kleinere Wohnwagen.. aber irgendwie hatte mir das nicht gereicht – und vielleicht hatte ich nach der Trennung von Ben auch kurzzeitig das Bedürfnis dumme Sachen zu machen, whatever.
Auf jeden Fall hatte ich, als es mir so verdammt scheiße ging, ein paar Dinge gekauft, die ich eigentlich nicht brauchte.
Eins davon war ein unglaublich fetter Luxusbus.. mit zwei Schlafzimmern, einer großen Küche, Wohnzimmer und wunderschönem Bad inklusive Whirlpool.
Es war komplett unnötig gewesen mir so ein Teil zu kaufen, weil, wie Jo schon sagte, ich extrem selten damit unterwegs bin, aber hey, ich hatte es! Außerdem hatte mich damals niemand aufgehalten mein Geld aus dem Fenster zu schmeißen, also war das eigentlich nicht nur meine Schuld.. irgendwie zumindest.
Hintereinander stiegen wir die Treppen nach oben zu der weißen Eingangstür. Ich presste meinen Daumen auf den Türöffner, ein Piepsen ertönte und die Tür öffnete sich nach innen – noch eine Kleinigkeit, die es definitiv nicht gebraucht hatte.
„Ich bin schnell duschen und zieh mir was frisches an..“ sagte ich, während ich mir mein Shirt schon über den Kopf zog und in Richtung Waschmaschine warf. „Würdest du den Leuten sagen, dass sie den Rest vorerst alleine hinbekommen müssen?“
Ich drehte mich zu meiner besten Freundin um, doch die hatte es sich schon an meiner kleinen Bar, die Küche und Wohnzimmer voneinander trennte, bequem gemacht und sich einen Wild Berry, mit eingefrorenen Waldbeeren, eingeschenkt.
Sie würde es vermutlich bevorzugen, wenn da noch Gin drin wäre, aber das war momentan ja ziemlich kritisch..
„Würdest du dich beim Arbeiten nicht immer so einsauen, dann müsstest du gar nicht duschen..“ erwiderte sie, während sie nach den Eiswürfeln aus dem Kühlschrank griff.
„Einsauen?“ fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Nun schaffte es Johanna auch endlich mich anzusehen, natürlich mit dem befüllten Glas an ihrem Lippen, aus dem sie einen Schluck nahm. „Jeder sieht beim Aufbauen einigermaßen sauber aus – nur du nicht.. langsam hab ich echt das Gefühl, dass du dir das Öl und den Schmutz absichtlich ins Gesicht schmierst um heißer auszusehen, was dir by the way auch irgendwie gelingt..“ sie musterte mich von oben bis unten. „Aber Laura ist nicht da, also wozu?“
Grade bereute ich es wirklich, dass ich mein Shirt schon in die Wäsche geschmissen hatte, es wäre besser gewesen, wenn es in ihrem Gesicht gelandet wäre.. das musste ich mir für das nächste Mal auf jeden Fall merken..
„Du hast einen Schlag.“ murmelte ich kopfschüttelnd. „Wie kommt man denn auf so einen Mist?“
Sie zuckte unschuldig die Schultern. „Wie gesagt; alle anderen sauber, du dreckig als ob du für ein Playboy Shooting geschminkt wurdest, bei dem du gleich nackt auf irgendeinem Auto posieren würdest.“
„Geschossen.“ nuschelte ich und musste mich beherrschen, mir nicht die flache Hand an die Stirn zu schlagen.
Ja, das war mal wieder ein dieser Momente, in denen ich mich fragte wie ich es aushielt mit jemanden wie Johanna befreundet zu sein..
„Ich bin duschen.“ mit diesen Worten drehte ich mich von ihr weg in Richtung Bad.
„Wenn du Hilfe beim Schruben brauchst helf ich dir fei nicht.. Laura soll ja keinen Grund haben eifersüchtig zu sein..“ rief sie mir hinterher, als ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ und ein Seufzen meine Lippen verließ.
Würde ich es nicht besser wissen, dann konnte man wirklich meinen, dass sie betrunken war. Wie kam ein Mensch nur auf so dummes Zeug?
Ich konnte es echt nicht sagen..
Und ehrlich gesagt hatte ich grade auch nicht den Nerv darüber nachzudenken, ich würde eh auf keinen Nenner kommen, das war unmöglich. Jo zu verstehen war eine Kunst für sich.. und diese Kunst würde vermutlich niemand kapieren.
Also fing ich an mich auszuziehen und gleichzeitig die Dusche einzuschalten..
Als das warme Wasser meinen Körper berührte merkte ich, wie ich mich ein kleines bisschen entspannte.. aber gleichzeitig wurde mir auch bewusst, dass mir grade jemand an meiner Seite fehlte.. und das nicht nur so ein kleines bisschen, sondern verdammt stark.
Ich stützte meine Arme an der Wand ab und versuchte die Bilder von ihr und mir aus meinen Kopf zu bekommen, sonst würde ich die Dusche vermutlich in der nächsten Zeit nicht verlassen können..
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Jo und ich ließen uns auf die letzten beiden freien Stühle fallen. Ma saß auf meiner rechten Seite und neben dran meine Schwester, die verliebt in ihr Handy schaute.. vermutlich schrieb sie grade mit Chris.
Ich schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf. Jo und Marco waren auch noch ultra verliebt – man konnte meinen, dass es bei ihnen genauso wie am ersten Tag war, aber bei meiner Sis und ihrem Mann war das manchmal alles nicht mehr normal. Es gab wirklich Momente, da dachte ich, dass die beiden zwei verliebte Teenager waren, die die Finger noch voneinander lassen konnten.
„Sissi..“ hörte ich meinen Namen und drehte mich im Stuhl um. Ein breit grinsender Robert stand hinter mir, der mir die Hand hinhielt, die ich gleich schüttelte, dabei ein freundliches Lächeln aufgesetzt hatte. „Freut mich sehr dich zu sehen. Wie geht‘s dir?“
„Sehr gut.“ nickte ich. „Danke.. und dir? Was machen Uschi und Lars?“
„Er ist schon Feuer und Flamme für die Schaustellerei.“ erwiderte er begeister. „Kann es kaum abwarten bis seine Mutter und ich ihm die Geschäfte überlassen.“
„Freut mich.“ sagte ich viel zu nett.
„Mich auch.“ er griff kurz nach meiner Schulter und drückte fest zu, während er aber schon fast wieder einige Schritte von mir weg gemacht hatte. „Wir unterhalten uns bestimmt später noch einmal..“
„Schmieriger Typ.“ kam es zeitgleich von meiner linken und rechten Seite.
Ich verdrehte grinsend die Augen. „Seid nicht so..“
„‘Feuer und Flamme für die Schaustellereri‘..“ äffte meine Ma ihm nach.
„‘Kann es kaum abwarten‘..“ tat meine beste Freundin ihr gleich.
Ich wollte nicht drüber lachen, wirklich nicht, aber gleichzeitig konnte ich mich auch nicht dagegen wehren. Es war viel zu lustig! Und beide hatten sie damit ja Recht.. Robert war ein verdammt schmieriger Typ.. ich hatte irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft er meinen Eltern schon in den Arsch gekrochen war..
„Meine Lieben.“ ertönte Bernds Stimme durch die Lautsprecher an den Seiten. Langsam kehrte Ruhe in den Raum ein und alle wandten sich zu dem Mann, der mit einem warmen Lächeln vorne stand.
Bernd Bauer.. mindestens ein genauso falscher Mensch, wie Robert es war.. nur war Robert ein armer kleiner Mann, der nach Geld strebte und dafür alles machen würde. Bernd hatte dieses Geld schon.. und er hatte Macht. Neben meiner Familie hatte er vielleicht den meisten Einfluss.
„Bevor wie wie jedes Jahr zu unserer Sitzung kommen, möchte ich euch eine frohe Botschaft verkünden..“
Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und ich merkte, wie meine Augen größer wurden und mein Mund ein Stück weit aufklappte.
Sofort spürte ich die Blicke von Jo, Ma und Susi auf mir – und vermutlich auch einiger anderer. Aber meine Aufmerksamkeit lag auf dem gut aussehenden Mann, der den Raum grade betreten hatte und mich mit einer unglaublichen Intensität mustere.
„Ben Anderson..“ Bernd redete weiter, aber ich hörte ihm gar nicht zu, stattdessen versuchte ich irgendwie zu verstehen, was ich grade fühlte.
War es Wut? Nein.
War es Hass? Nein.
War es Zuneigung? Nein.
War es Angst? Nein.
Gott, es war nichts davon.
Ich sah nach Jahren den Menschen wieder, der mir das Herz aus der Brust gerissen hatte und alles, was ich empfand, das war Leere.. einfach nur eine große Leere.
Und ein Gefühl, das ich nicht richtig deuten konnte.. es war nicht negativ.. es war einfach nur.. da..
War das normal?
Ich mein, ich hab mir oft ausgedacht wie es wäre Ben wieder gegenüber zu treten. Nie war ich auf einen Nenner gekommen oder konnte mir vorstellen, wie es sein würde.
Aber hätte man mich gefragt, dann hätte ich mit hundert prozentiger Sicherheit gesagt, dass sich da irgendwas in mir regen würde.
Dass ich ihn anschreien würde, komplett ausrasten und ihm entgegen brüllen, wie sehr ich ihn hasste für das, was er mit angetan hat.
Nur tat sich da nichts. Stumm saß ich auf meinem Stuhl.
Ich blickte ihm in die Augen, in die ich mich so krass verliebt hatte.
Ich sah den Mann an, mit dem ich mein Leben verbringen wollte.
Und dieser Mensch, der mich so unfassbar verletzt hatte schaute mich an.
Es war mir egal.. es war mir einfach nur egal.
Erst blinzelte ich leicht, doch dann immer mehr und schaffte es tatsächlich den Blick von ihm abzuwenden und meine Umgebung wieder wahrzunehmen.
Jo hatte meine Hand genommen und sah mich weiterhin an, genauso wie Mum es tat. Ich spürte die Sorge in ihrem bloßen Blick, ohne, dass ich eine der beiden ansehen musste.
„Alles okay?“ fragte Johanna schließlich leise.
Ich schluckt schwer und hob den Kopf wieder.
Ben hatte sich mittlerweile hingesetzt, doch seine Augen ruhten noch immer ruhig auf mir. Und da war etwas in seinem Blick, etwas, das ich da niemals zuvor gesehen hatte.
Es sah irgendwie so aus, als ob er versuchte sich nach all den Jahren bei mir zu entschuldigen.
Nur war die Frage; wollte ich das?
„Alles okay.“ murmelte ich abwesend.
„Wir können gehen, wenn du nicht mehr hier sein willst.“ kam es von meiner anderen Seite.
„Und ich verprügel ihn – natürlich auch nur, wenn du willst.“ mischte sich nun auch meine Schwester ein und brachte mich mit ihren Worten tatsächlich ein wenig zu Schmunzeln und dazu, den Blick wieder zu senken.
„Es ist wirklich alles gut.“ sagte ich und sah nacheinander erst Jo, dann Susi und zuletzt meine Ma an, damit auch jede von ihnen sehen konnte, dass ich das nicht einfach dahin rotzte, sondern es der Wahrheit entsprach.
Mir ging es gut. Selbst wenn es komisch war und ich es selbst nicht wirklich glauben konnte, war es so.
Als keiner von ihnen ein Wort erwiderte, drehte ich meinen Kopf nach vorne und lauschte den Worten von Bernd.
Er sprach über das letzte Fest, das schlechtes Wetter, die wenigen Besucher und über die Hoffnung, was wir dieses Jahr machen konnten, wenn der Regen uns wieder einen Strich durch die Rechnung machte.
Ich versuchte ihm echt so gut es ging zuzuhören und alles andere um mich herum auszublenden, aber irgendwie war das verdammt schwierig.
Da waren viel zu viele intensive Blicke, die auf mir lagen. Immer wieder huschten die Augen von irgendwelchen Schaustellern, die Klatsch und Tratsch liebten zu mir rüber.. Jo, Ma und Susi wechselten sich quasi ab, wer mich grade musterte und zum Schluss war da noch immer Ben, der mich fixierte – bei dem ich das allerdings am wenigsten verstand.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn Bernd fertig war, dann würde ich den Raum so schnell es ging verlassen.
Mir war klar, dass ich einem weiteren Treffen mit Ben, oder gar einem Gespräch, nicht aus dem Weg gehen konnte – zumindest nicht für lange.
Doch heute würde das nicht passieren.. nicht, weil ich Angst hatte, die hatte ich nämlich nicht. Nein. Sondern einfach nur, weil die Augen zu vieler neugieriger Menschen auf uns lagen und ich würde sicherlich nicht zulassen, dass über mein Leben noch mehr geredet und spekuliert wurde, als die meisten es eh schon machten.
Manchmal sah ich das tatsächlich als Kompliment an. Anscheinend war mein Leben so spannend, dass sie sich lieber darüber unterhielten, als über ihre eigenen Probleme. Man konnte schon fast sagen, dass ich meine eigene keine Fangemeinde hatte.
Das Vibrieren meines Handys, in meiner Arschtasche, ließ mich aus meinen Gedanken fahren. Ohne lange zu überlegen holte ich es heraus und als ich las, wer mir geschrieben hatte, breitete sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen aus und ich rutschte fast automatisch mit meinem Stuhl ein wenig zurück, damit niemand in das Display sehen konnte.
Jo drehte sich fragend zu mir, doch ich formte nur lautlos Lauras Namen – genau deswegen wollte ich nicht, dass jemand reinschauen konnte, sie warne einfach viel zu neugierig.
Ein kleines Schmunzeln breitete sich im Gesicht meiner besten Freundin aus, bevor sie sich wieder nach vorne wandt und Bernds Worten lauschte. Ich hingegen verdrehte die Augen.. irgendwie wollte ich gar nicht mehr wissen, was sie grade dachte – war für den Moment aber auch egal.
Ich entsperrte mein iPhone und drückte im nächsten Augenblick auf Whatsapp um ihre Nachricht zu öffnen.
Seitdem ich ‚weg‘ war schrieben wir fast täglich miteinander.. manchmal telefonierten wir auch, wobei ich mich dafür gar nicht begeistern konnte.
Skypen – okay, konnte ich mit Leben.
Aber telefonieren? Ich hasste es wenn ich meinen Gegenüber nicht in die Augen sehen konnte.. da war es so scheiße schnell möglich, dass man etwas falsch verstand.
Ace: Mir ist langweilig :( mach was..
Meine Mundwinkel zuckten noch ein kleines Stück weiter nach oben. Irgendwie war das die letzten Tage typisch geworden.
Clara und Verena hingen fast aneinander, mit Nina hatte sie nicht unbedingt mega viel zu tun.. zwar mit einigen aus der Mannschaft, aber wie die Uhr in meiner rechten Ecke mir anzeigt, waren die grade im Training. Und da Aces Oberschenkel weiterhin nicht so mitmachte, wie er sollte, hatte sie eine Zwangspause, die sie beinahe in den Wahnsinn trieb – verständlich.
Meine Finger flogen über das Tastenfeld, doch bevor ich die Nachricht abschickte, löschte ich sie wieder.
Ihr was langweilig? Eigentlich half da nur eins.
Sissi: Was hast du an?
Ich biss mir auf die Unterlippe.
Gott. Das letzte mal, dass ich Sexting gemacht hatte, das war schon eine halbe Ewigkeit her.. damals war ich noch mit Ben zusammen gewesen.
Am Anfang hatte ich mich mega dagegen gewehrt, weil ich es irgendwie eklig und komisch fand – und weil ich nicht unbedingt ein Freund von Selbstbefriedigung war – aber es ging oftmals nicht anders.
Es gab Zeiten, da waren Ben und ich wochenlang getrennt.. und so ganz auf dem Trockenen leben wollte man auch nicht..
Ace: Dein Ernst? :D
Sissi: Ja :)
Ich konnte wirklich so gar nicht einschätzen, wie Ace darauf reagieren würde. Es war nun einmal Fakt, dass die meisten erst einmal komplett abgeneigt waren..
Jetzt war eher die Frage, inwiefern sie sich auf das – auf mich – einlassen würde. Mann musste mir ja definitiv zu Gute halten, dass ich sie schon zu vielen ersten Malen gebrach hatte.
Vielleicht war das ein kleiner Hoffnungsschimmer – ein ganz kleiner.
Sie schrieb etwas, löschte es aber gleich wieder und dann geschah eine ganze Weile nichts.
Innerlich fing ich an mich damit abzufinden, dass sie nicht so offen dafür war, was auch vollkommen okay war.
Doch dann schickte sie mir ein Bild und ich konnte das, doch leicht verliebte, Grinsen nicht unterdrücken.
Es war bei weitem kein Nacktbild oder ein Unterwäschebild.. es war viel schöner.
Laura hatte ihre Haare offen, eine Hand lag auf ihrer Stirn, die dafür sorgte, das sich keine ihrer braunen Strähnen in ihr wunderschönes Gesicht verirrte. Ihr Mund war zu einem leichten Lächeln verzogen
Im Hintergrund konnte man die Sonnenstrahlen erkennen, die das alle ein unfassbar perfektes Licht tauchten.
Sie trug ein schwarzes Arsenal London Trikot, das sie von einer Freundin geschenkt bekommen hatte, deren Namen ich leider wieder vergessen hatte.
Aber das, was meine Aufmerksamkeit schließlich komplett auf sich zog, das waren ihre blauen Augen – wie konnte es auch anders sein.
Ich hatte dieses blau mittlerweile in unendlich vielen Farben und Formen gesehen – mal wurde es fast ausnahmslos vom Schwarz ihrer Pupillen eingenommen, mal spiegelte sich in ihnen das Feuer wieder..
Ihre Augen konnten so viel sagen.
Und eigentlich dachte ich, dass ich mittlerweile jede Art kannte, in der sie strahlten, aber die auf dem Bild war mir neu.
Sie sah einfach glücklich aus.. so glücklich. Und dieser Anblick brachte mich innerlich zum Schmelzen.. wie gerne ich sie jetzt hier bei mir hätte war nicht in Worte zu fassen.
Sissi: Nacktbilder werden eh vollkommen überbewertet..
Vermutlich würde Laura jetzt die Augen verdrehen, den Kopf schütteln und kichern – dieses Geräusch würde dann wieder dafür sorgen, dass es mir eiskalt den Rücken runterlief und ich sie im nächsten Moment zärtlich auf ihre sanften Lippen küssen würde.
Ace: Doofkopf ♥
Sissi: Nur wenn es um dich geht :)
„Okay.“ riss mich Bernds Stimme aus meinen Gedanken. „Ich glaub, dass war‘s dann für heute.. ich wünsche euch allen einen guten Start und schöne Wochen – wir sehen uns bestimmt mal.“
Das Zurückrücken einiger Stühle war zu hören. Ich hob den Kopf und sah, wie Ben auf mich zukommen wollte.
Fast sofort griff ich nach dem Arm meiner besten Freundin. „Ich rede mit ihm.“ sagte ich, ohne den Blick von dem jungen Mann abzuwenden. „Aber nicht heute..“
„Schon verstanden.“ erwiderte sie, stand im nächsten Augenblick auf und ging auf den Mann zu.
Ich stand auf und sah noch, wie er sich versuchte an der jungen Brünetten vorbeizuschlingeln, aber Jo ließ ihm keine Chance.
Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass er nicht so schnell locker lassen würde und Jo ihn nicht für immer aufhalten konnte, also verließ ich mit schnellen, großen Schritten – gefolgt von Ma und Susi – den Raum..
Meine Lieben :)
mein Vorrat an vorgeschrieben Kapitel sinkt zwar immer weiter, aber das werd ich in den nächsten Wochen wieder aufholen, immerhin werd ich ein wenig Zeit im Auto verbringen und wenn da im Rettungsdienst nicht sooo viel los ist, dann werd ich bestimmt ein wenig schreiben können, zumindest hoffe ich das :)
aber für die nächsten zwei Wochen reichen die Kapitel auf jeden Fall noch :P
so, jetzt aber ein paar Worte zu dem hier..
first of all; ich denke, dass es einigen von euch klar gewesen sein wird, dass Laura erst einmal nicht vorkommt.. das ändert sich aber wieder :) gut, in dem Kapitel kam sie auch schon wieder vor, aber ihr wisst was ich meine :D
& hey! Die beiden sind doch wirklich mega zusammen, oder nicht? Also ich mein, selbst wenn sie nicht im selben Raum sind :)
das zweite; Ben!
Jaaaa, es war offensichtlich, dass er irgendwann vorkommen muss und ich dachte mir, wenn dann so richtig.. zumindest irgendwie :D
ich mein, geredet haben er und Sissi ja nicht, wobei das definitiv spannend werden könnte :P
für jetzt wars das aber von meiner Seite, weil ich gestehen muss, dass ich müde as fuck bin..
ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende!
Passt auf euch auf & wir lesen uns in einer Woche :)
Steffi♥