Oh's
von Steffilicious
Kurzbeschreibung
Die Vergangenheit lebt in jedem von uns weiter, ob man will oder nicht. Sie macht uns zu den Menschen, die wir heute sind. Wir werden von ihr geprägt und können nichts dagegen machen. Wir haben Liebe empfunden? Wir werden Liebe weiter geben. Wir haben Glück empfunden? Wir werden Glück weitergeben. Wir haben Schmerz, Enttäuschung und Trauer empfunden? Dann können wir zu einem Menschen werden, der wir niemals sein wollen. Nicht, um Anderen genauso weh zu tun. Nein, sondern einfach ums uns selbst vor genau diesem Schmerz zu schützen. Was aber, wenn jemand kommt, der diese Fassade zu durchbrechen droht? (Fortsetzung: One Night Only)
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
OC (Own Character)
01.01.2018
20.04.2020
32
141.061
20
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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07.09.2018
5.484
30. Sowieso
09.09.2017 – 21 Tage
„Du siehst wunderschön aus, Magda..“ sagte ich sanft, als ich den letzten Knopf ihres wunderschönen Brautkleides zumachte und ihr dann mit meinen Händen über den Rücken fuhr, bis sie auf ihren fast nackten Schultern zum Liegen kamen.
Wir sahen uns über den großen Spiegel hinweg, der vor ihr stand, in die Augen, beide mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Ja, sie sah wirklich unglaublich schön aus. Magda war nicht unbedingt die dünnste aus der Familie, aber definitiv diejenige, mit dem hübschesten Gesicht und dem ansteckensten Lachen, das ich je gesehen hatte. Wenn sie lachte, dann musste man automatisch mitlachen, egal ob man wollte oder nicht.
Das Kleid tat dann heute ihr übriges, betonte ihr volles Dekolletee, hielt ihren Bauch und ihre Becken aber dadurch verdeckt, dass es nach unten hin immer breiter wurde.
Ansonsten war das Kleid von ganz viel Spitze überzogen, die Träger hatten den Tattoostil, der momentan so unfassbar beliebt war und hinter ihr würde sie eine Schleppe mit sich tragen.
Abgerundet wurde das Hochzeitskleid dann mit dem dezenten Schleier, den sie am Kopf trug – ohne ging in Polen einfach nichts, immerhin würden sonst einige Spiele wegfallen, in denen es darum ging Alkohol zu trinken und das würde mein Onkel sicherlich nicht zu lassen – also war der Schleier Pflicht!
„Und trotzdem werden alle Augen auf dich gerichtet sein.“ erwiderte sie.
„Quatsch.“ schüttelte ich den Kopf, auch wenn ich irgendwie wusste, dass sie recht hatte.
Viele ihrer Freunde hatten einen Narren an mir gefressen, auch wenn keiner von ihnen jemals, und jetzt erst recht nicht, eine Chance bei mir gehabt hatte.
„Doch.“ sie drehte sich schmunzelnd zu mir um. „Deswegen wollte ich dich ja auch nicht als Trauzeugin haben. Es wäre einfach nur unfassbar dumm, wenn jemand wie du neben der Braut steht. Ich mein, komm schon, Sissi! Du hast ein normales Kleid mit Blumen drauf an.. gut, dein Rücken ist ein wenig tiefer ausgeschnitten, aber ansonsten echt nichts großes und du siehst perfekt aus! Wärst du meine Trauzeugin, dann hättest du dich bestimmt für ein Kleid entschieden, bei dem man nicht mehr hätte wegsehen können.“
Ich verdrehte lachend die Augen, wandt mich dann aber von ihr ab und ging zu meiner Tasche, um mein iPhone herauszuholen.
„Du übertreibst.“ sagte ich einfach, sah sie dabei aber schon gar nicht mehr an. „Außerdem hab ich dich mehrfach gefragt, ob das Kleid in Ordnung geht und du hast nichts widersprüchliches von dir gegeben..“
„Stimmt, hast du.. und ich hab nichts dagegen gesagt..“ nickte sie, doch meine Aufmerksamkeit lag schon auf dem kleinen Gerät in meiner Hand. Oder besser gesagt, bei der Nachricht, die ich bekommen hab.
Ace: genieß die Hochzeit! :) Ich will dann Bilder sehen :P
Automatisch zuckten meine Mundwinkel nach oben. Der Abschied war uns beiden tatsächlich schwerer gefallen, als ich es je für möglich gehalten hatte.
Wir hatten zwar die ganze Nacht miteinander geschlafen und irgendwie darüber geredet, aber als es dann wirklich so weit war und wir wieder unten im Loft, waren um dort Frühstück zu machen, war es schon irgendwie komisch zwischen uns. Nicht unangenehm, das konnte es mit Laura vermutlich nie sein, aber ja, komisch.
So hatte es sich dann bis zu ihrer Wohnung gezogen. Wir waren schweigend im Auto gesessen, jede war irgendwie in Gedanken gewesen, bis sie mein Gesicht einfach zwischen ihre Hände genommen hatte und mich mit so einer Zärtlichkeit geküsst hatte, dass mir beinahe wieder schlecht geworden war, weil der Kuss extremst nach Abschied geschmeckt hatte.
Alleine wenn ich daran zurück dachte, schüttelte es mich.. Abschiede waren noch nie was für mich gewesen.. ich hatte sie schon von klein auf gehasst, egal ob sie nur für ein paar Wochen waren oder für länger.
„Leg o mio.. für die Kleine würde ich auch das Ufer wechseln.“
Ich schreckt so krass zusammen, dass ich mein Handy fallen ließ, das mit einem lauten Plumps auf den Boden fiel.
„Alter.“ knurrte ich und bückte mich, um mein iPhone wieder aufzuheben und über die Panzerglasfolie zu streichen, die komplett durchgebrochen war.. „Was ist nur los mit dir?“
„Du hast so unfassbar verliebt auf dein Handy geschaut.“ zuckte sie mit den Schultern, ehe sie ihre Arme vor der Brust verschränkte. „Ich wollte nur wissen, wer das geschafft hast..“ sie neigte leicht ihren Kopf zur Seite und mustere mich intensiv. „Hätte ich das gewusst, dann hätte ich Julia nicht eingeladen, sondern dafür gesorgt, dass die Kleine hier auftaucht..“
Ich verdrehte die Augen und atmete genervt durch. „Ich bin weder verliebt, noch hättest du Laura einladen müssen..“ sagte ich ernst.
„Nicht?“ fragend hob sie eine Augenbraue.
„Nein. Definitiv nicht.“
Wir sahen uns einfach nur in die Augen.
Wie gefühlt jeder in meinem Umkreis versuchte auch Magda in meinem Gesicht nach irgendwas zu suchen, was sie in ihrem Verdacht bestätigte, das ich Laura gerne bei mir haben würde.
Und auch wenn Magda und ich uns liebten, sie war wie eine Schwester für mich, kannte sie mich nicht so gut wie manch anderer. Dafür sahen wir uns viel zu selten.. zum ersten Mal war ich froh, dass das so war.
Das Knarren der Treppenstufen war zu hören und nur wenig Sekunden später stand meine Tante, wie immer top gestylt, neben uns im Wohnzimmer.
„Ihr solltet doch runterkommen, wenn ihr fertig seid.“ ihre Stimme klang schon wieder so, als ob sie den Tränen nahe war. Irgendwie verständlich, nach dem heutigen Tag waren beide ihrer Kinder verheiratet.. ich würde wetten, dass es bei meiner Mum ähnlich wäre, wenn ich heiraten würde – was niemals der Fall sein wird. „Kommt.“
Sie griff nach Magdas und meiner Hand und zog uns hinter sich her zur Treppe.
Während sie vor ihrer Tochter vorweg ging, achtete ich darauf, dass die Schleppe ihr nicht auf dem Weg nach unten im weg war. Und ich konnte nicht sagen, wie wir das geschafft haben, aber nur wenige Sekunden später standen wir tatsächlich vor der Hochzeitsgesellschaft, die sofort ihre Handys ausgepackt hatte und Bilder machte.
Aber Magda hatte nur Augen für ihren zukünftigen Mann, und auch ich musste gestehen, dass mich die Leute nur wenig interessierten, viel wichtiger waren mir zwei Menschen, die ich mehr als jeden anderen hier in die Arme schließen wollte.
Es dauerte nicht lange und ich erkannte die wunderschönen braunen Augen in der Menge, nach denen ich gesucht hatte. Wie immer sah sie unglaublich gut aus. Das dunkelblaue Kleid stand ihr perfekt, auch wenn ich nicht alles sehen konnte, weil vor ihr der Rollstuhl mit Werner stand.. aber ich wusste einfach, dass sie gut aussehen musste – es gab keine Alternative..
Ohne mich noch einmal umzusehen, wollte ich direkt auf sie zugehen, doch bevor ich bei Julia ankam, merkte ich, wie meine Beine schwer wurden.
„Was zur..?“ ich senkte meinen Blick.
Emi und Holly hatten sich um meine Beine geschlungen und schauten grinsend zu mir hoch.
„Was macht ihr zwei da?“ wollte ich perplex wissen.
Die Freude, die beiden nach so einer langen Zeit zu sehen, wurde grade irgendwie ein bisschen gedämpft.. ich liebte meine Patenkinder wirklich abgöttisch und verbrachte unheimlich gerne Zeit mit ihnen, aber grade wollte ich echt einfach nur Julia in die Arme schließen.
„Wir beschützen Prinzessin Julia.“ grinste Holly mich an.
„Ihr.. beschützt.. Prinzessin Julia?“ wiederholte ich ihre Worte komplett fassungslos und überfordert. „Wovor?!“
„Vor dir.“ lachte Emi. „Du darfst ihr nicht zu nahe kommen..“
„Wer hat das gesagt?“ meine Verwirrung nahm nicht ab, ganz im Gegenteil.
„Mama, Susi und Omi Mila.“erwiderte Holly selbstverständlich.
„Ich glaub, wir haben Mist gebaut..“
Ich hob den Kopf wieder. Susi, Jo und Mum standen um uns herum und sahen mich fast schon entschuldigend an. Das machten sie echt nicht oft, also mussten sie wirklich Mist gebaut haben.
„Was habt ihr angestellt?“ ich verschränkte die Arme vor der Brust.
„Naja..“ lachte Jo schüchtern.
„Wir dachten, dass die beiden schlafen..“ fuhr Susi fort.
„Und haben im Auto darüber geredet, dass du Julia vielleicht nicht zu nahe kommen sollst..“ beendete Ma den Satz.
„Und daraus machen die beiden jetzt ein Spiel..“
„Jetzt lasst eure Tante mal los.“ wies meine Sis die beiden Kiddis zurecht. „Ihr könnt nicht die ganze Zeit ihre Beine umklammern..“
Kichern war zu hören, aber tatsächlich ließen die Kleinen von mir ab und ich schüttelte mich leicht aus.
Genervt schloss ich für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Darf ich vorstellen? Meine Familie...
„Spätestens, wenn sie den Spielplatz in der Nähe des Hotels sehen, werden sie das ganze vergessen..“ kam Jo auf mich zu und legte beruhigend den Arm um meine Schultern.
„Ganz toll.“ murmelte ich sarkastisch, sah dann aber zu Mum, die alleine da stand.. etwas, das eher selten der Fall war.. mein Paps war meistens unmittelbar in ihrer Nähe. „Wo sind eigentlich Dad und Tim?“ wechselte ich das Thema.
„In München.. genauso wie Marco und Chris.“ sagte sie. „Die Stadt hat spontan noch einige Treffen einberufen, zwecks den ganzen neuen Sicherheitsvorkehrungen.“
Leicht schürzte ich meine Lippen. Ich hatte mich auf meinen Dad und meinen Bruder mindestens genauso gefreut, wie auf Julia und Werner – immerhin sah ich die beiden auch verdammt selten, weil sie meistens unterwegs waren, wenn ich mal für ein paar Tage daheim war.
„Abeeeer..“ Susi trat an die andere Seite von mir und hackte sich bei mir unter, wie Jo es auch tat. „Davon lassen wir uns unsere Stimmung sicher nicht vermiesen! Immerhin ist Hoooochzeit.“
Meine Mundwinkel zuckten nach oben. Irgendwie hatte sie ja recht, heute war ein Tag zum freuen und feiern..
Und spätestens nach der Kirche würde ich mit Julia und Werner reden können – ungestört..
<>
Sofort nachdem Mittagessen wurden die ersten Vodkaflaschen auf den Tischen verteilt und mein Onkel war on fire.. einige Runden trank ich noch mit auf das junge Ehepaar, ehe ich mich still und heimlich vom Tisch verabschiedete.
Ich suchte den Raum nach warmen, braunen Augen ab, aber nirgends waren sie zu finden. Auch dort nicht, wo Werner am Tisch saß und sich mit Granny zu unterhalten schien.
Er war wirklich einer der wenigen, neben meinem Opa, der diese Frau bändigen konnte – er hatte ein unfassbares Talent darin mit Menschen umzugehen, keine Ahnung, wie er das machte.
Ich dachte nicht lange nach und ging auf den langen Tisch zu.
„Darf ich euch unterbrechen?“ fragte ich und gab meiner Oma im selben Moment einen Kuss auf die Wange.. irgendwie machte ich das immer, auch wenn wir uns davor schon gesehen hatten..
„Ich schätze, du willst mir meinen Gesprächspartner wegnehmen..“ schmunzelte sie, als ich mich wieder aufrecht hinstellte und mich an dem Rollstuhl abstützte.
„Ausleihen.“ verbesserte ich sie. „Ich bring ihn auch zurück – versprochen!“
„Hab ich da nicht ein Wörtchen mitzureden?“ wandt Werner sich an mich.
„Nein.“ kam es von Granny, bevor ich den Mund auch nur öffnen kann. „In ihr fließt das selbe Blut wie in mir, sie setzt immer ihren Willen durch, damit musst du leben, Werner..“
Meine Mundwinkel zuckten ein ganzes Stück nach oben.. selbst wenn wir es oftmals wirklich nicht leicht mit ihr hatten, so wusste wir genau, dass sie uns immer liebte und schätzte – sie zeigte es eben auf ihre eigene Art, wie jetzt eben.
„Wollen wir?“ fragte ich an den Mann, der vor mir im Rollstuhl saß.
Er verschränkte die Arme vor der Brust, hatte sich aber weiterhin zu mir gedreht, dass wir uns weiterhin in die Augen sehen konnten, die bei ihm nur so unglaublich frech strahlten. „Mir bleibt ja nichts anderes übrig.. wehren kann ich mich nicht und wie deine Oma schon richtig gesagt hat; du setzt eh deinen Willen durch.“
Ich verdrehte schmunzelnd die Augen, ging allerdings nicht weiter auf seine neckende Bemerkung ein, sondern umfasst die Griffe des Rollstuhles mit beiden Händen, lächelt meine Oma noch einmal an und verschwand dann mit Werner aus dem Saal.
Nachdem meine Eltern die Geschäfte übernommen hatten, war Granny zurück nach Polen gezogen, wo sie ganz ursprünglich auch herkam. Der Bruder meiner Mum war ihr gefolgt, wieso verstand bis heute zwar nicht wirklich jemand, aber ich war froh, dass es so war, weil es mir die Sicherheit gab, dass die ältere Dame niemals alleine war und immer jemanden an ihrer Seite hatte.
In meinen frühen Kindheitstagen hatte ich zwar unheimlich viel Zeit hier verbracht, eigentlich waren wir meistens rübergefahren, wenn mal eine Woche Pause zwischen den Festen war, aber mit dem Alter hatte sich das alles irgendwie verändert..
Vielleicht auch, weil man andere Prioritäten gesetzt hatte.. was im Nachhinein gesehen teilweise nicht so ganz gelungen war, immerhin ging es hier um die Familie..
Doch in wie so vielen anderen Dingen auch, war ich einfach verdammt stur gewesen. Ich wollte meinen eigenen Kopf durchsetzen und hatte, während meine Sis und meine Eltern oftmals weiterhin nach Polen gefahren sind, andere Sachen gemacht.
Das war so lange der Fall gewesen, bis ich schwanger war..
Irgendwie hatte sich ab da meine Denkweise im Bezug auf meine Familie krass geändert. Ja, ich war noch immer ein Dickkopf und das würde sich vermutlich auch niemals ändern. Und ja, ich lebte mittlerweile ein ganzes Stück weiter weg von Nürnberg..
Aber ich hatte geschworen, dass sobald das kleine Wunder, mein kleines Wunder, auf der Welt sein würde, da würde ich wieder mehr Zeit in Polen verbringe.
Einfach schon aus dem Grund, weil hier seine und meine Wurzeln lagen und dieses Land, auch wenn ich vieles, was hier passierte definitiv nicht gut fand, für immer ein Teil von mir sein würde..
Leicht schüttelte ich den Kopf. Wie das ganze endete, das war eine alte Geschichte, die ich weiterhin versuchte so gut es ging zu unterdrücken und zu verstecken..
„Wenn du mich weiterhin planlos durch die Gegend schiebst, dann werden wir niemals zurück zum Hotel finden.“ riss Werner mich aus meinen Gedanken.
Abrupt blieb ich stehen uns sah mich um. Mist, er hatte recht. Schon jetzt kannte ich mich, wenn überhaupt, nur grob aus, wo wir waren.
Ich kratzte mich leicht am Kopf und drehte mich halb um meine eigene Achse. Mit Ach und Krach und ganz viel Glück würde ich den Weg vielleicht noch zammbekommen, immerhin hatte ich als Kind hier wahnsinnig viel Zeit verbracht, aber das konnte auf jeden Fall lustig werden.
„Das bekommen wir schon hin, Sissi..“ hörte ich ihn lächeln, als ob er genau wusste, woran ich eben gedacht hatte. „Meine Orientierung ist zwar auch nicht grade die beste, aber ich glaub, dass ich mir merken konnte, wo du wann abgebogen bist.“
„Wäre wünschenswert..“ murmelte ich und ging um den Rollstuhl rum, um mich auf die Bank fallen zu lassen, die direkt neben uns stand.
Werner war schon ein Fuchs.. es war, als hätte er mich genau im richtigen Moment anhalten lassen.. es war unfassbar schön hier! Ein großer Park mit Bäumen.. viele Familien waren unterwegs oder picknickten auf der großen Wiese zu unseren Füßen..
Ich stützte meinen Arm an der Lehne ab und legte meinen Kopf in meinen Arm, um den Mann vor mich zu mustern.
Seitdem ich ihn mitten in der Nacht besucht hatte, hatte er sich kaum verändert – gut, er hatte die Augen offen und war wach.. aber keine Ahnung. Er sah deutlich besser aus, als eben das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte..
Und das gab mir Hoffnung. Ich hatte mich schon oft damit abgefunden, dass ich Werner gehen lassen musste, zumindest redete ich mir das ein. Doch jedes Mal, wenn er sich von dem ganzen Scheiß wieder erholte und man ihm ansah und auch anhörte, dass es ihm besser ging, da machte mein Herz einen kleinen Luftsprung und ich merkte, wie ich deutlich befreiter Atmen konnte.
Vermutlich würde man sich niemals auf den Verlust von jemanden vorbereiten können, auch wenn man sich das einredete..
„Du bist heute sehr in deinen Gedanken versunken..“
Mein Mundwinkel zuckten nach oben.
„Findest du?“ wollte ich wissen.
Er hob belustigt die Augenbrauen. „Eine Sissi Cramer, die nicht spricht, sondern mich einfach nur ansieht?“ er legte den Kopf leicht schief und seine warmen, erfahrenen Augen glänzten ein bisschen „Ja, definitiv in Gedanken versunken..“
„Du übertreibst.“ grinste ich. „Mir ist einfach nur aufgefallen, dass du deutlich besser aussiehst, als das letzte mal, als wir uns gesehen haben.“
„Wir wissen beide, dass das nur der halben Wahrheit entspricht.“ sagte er mit einer unglaublichen Wärme in seinen Blick.
Ich stockte kurz und dachte über das nach, was er da eben gesagt hatte.
Rein theoretisch hatte ich ihn wirklich erst vor knapp zwei Wochen gesehen, aber das konnte er eigentlich gar nicht wissen, immerhin hatte er tief und fest geschlafen..
Und das Mal davor.. das war Monate her..
„Du glaubst mir einfach nicht, dass du eine unfassbare Aura um dich herum hast, Sissi.“ schmunzelte er. „Ich hab zwar geschlafen, aber ich hab deine Anwesenheit deutlich gespürt.. ob du es nun wahrhaben willst oder nicht..“
Ich atmete tief durch und musste mich tatsächlich zusammenreißen, um nicht verächtlich zu schnauben. Das war das einzig, für mich, negative an Werner.. er hatte einen kleinen Hang zu Esoterik, etwas, womit ich mich so gar nicht anfreunden kann, weil das alles für mich kompletter Blödsinn ist.
Eigentlich.
Woher sollte er sonst wissen, dass ich in der Nacht da war? Julia wusste es nicht.. und Rini hatte es ihm nicht erzählt, dann wüssten es nämlich auch meine Familie.
„Mir hat niemand erzählt, dass du bei mir warst.“ sprach er unbeirrt weiter, als ob er eben meine Gedanken hat lesen können. „Ich hab das gespürt, Sissi.. du scheinst so intensiv rot und gelb, wie noch nie zuvor in deinem Leben..“ er nickte kräftig um seine Antwort zu untermauern. „Das macht das Mädchen mit dir..“
Ein leises Knurren verließ meine Lippen. „Rosarot oder was?“ gab ich sarkastisch von mir, aber Werner ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern lächelte mich weiterhin warm an.
„Werd ich sie kennenlernen?“ wollte er wissen.
Am liebsten hätte ich das Thema gewechselt, weg von Laura und dem ganzen bescheuerten Esoterik Quatsch.. aber leider war Werner nicht so einfach gestrickt.. und ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er sich vielleicht irgendwie von anderen Dingen abbringen lassen würde – aber nicht von Ace.
Er hatte mit Jo und Mum auf jeden Fall über die junge Österreicherin geredet, da war ich mir sicher. Und ich glaubte auch, dass er mit Julia über sie geredet hatte, das konnte ich mich zumindest auch verdammt gut vorstellen.
„Sie ist nichts..“ versuchte ich das alles also runterzuspielen.
„Selbst wenn sie nichts ist..“ setzte er an. „Ist sie gleichzeitig mehr als jede vor ihr – immerhin schläfst du neben ihr und öfters mit ihr.“
Ich biss mir auf die Lippe. Er hatte mit beiden recht..
Vor Ace hatte ich weder neben einem meiner One Night Stands geschlafen, ich war jedes Mal verschwunden, egal wie spät es war oder wie voll ich war, und nein, ich hatte mit keinen von ihnen mehr als einmal geschlafen..
Wenn er aber noch wüsste, wie sehr sie sich weiterhin von den anderen unterschied.. er würde mir so was von damit in den Ohren liegen, also durfte das niemals passieren.
„Mila meint, dass sie in München studiert..“ redete er unbeirrt weiter. „München ist von Nürnberg ja wirklich ein Katzensprung! Wir könnten runterfahren oder sie kommt dich besuchen.“
Er sagte das mit so einer unfassbaren Selbstverständlichkeit, dass selbst ich dachte, dass ich das jedes Wochenende mit ihm machte – nur war das gar nicht der Fall.
Ich schüttelte also leicht meinen Kopf, in der Hoffnung, meine Gedanken ein wenig zu ordnen und meine Verwirrtheit zumindest ein kleines bisschen zu klären..
Es klappt zumindest insofern, dass mir eine gute Möglichkeit einfiel dieses Gespräch zu beenden.. und zwar so, dass es icht irgendwie aufgesetzt klang, sondern eigentlich auch Sinn machte.
„Wir sollten langsam zurück.“ fing ich also an.
Seine Mundwinkel zuckten noch ein kleines Stück weiter nach oben..
Ja, er würde keinen einfachen Themenwechsel zulassen.. aber gleichzeitig war Werner einer dieser Menschen, die irgendwie verstanden, dass ich wirklich nicht mehr über ein Thema reden wollte – also so wirklich wirklich.
„Das sollten wir.“ nickte er schließlich.
Ich schluckte leicht und stand dann auf, ging um den Rollstuhl herum und schob ihn wieder vor mir her.
Den ganzen Weg schwiegen wir uns an, nur wenn wir kurz diskutierten, wo es lang ging, öffneten wir unseren Mund.
Tatsächlich war das auch etwas, das ich an Werner schätzte. Mit jedem anderen Menschen würde sich dieses Schweigen vermutlich komisch anfühlen, weil zwischen ihm und mir noch so viel ungesagtes war.. aber es war nicht im geringsten Unangenehm oder sonst was.. das war es nie mit Werner..
Das war eine der Fähigkeiten, die ich sehr an ihm schätzte und die ich am liebsten irgendwie übernehmen würde.. nur war das wahrscheinlich unmöglich..
Schneller als gedacht kamen wir wieder bei dem schönen Hotel in dem kleinen Dorf an, wo wir schon von Jo erwartet wurden, die mich breit angrinste..
„Alles okay?“ wollte ich also wissen.
Sie zuckte unschuldig mit den Schultern. „Ich freu mich einfach nur meine beste Freundin für die nächsten drei Wochen an meiner Seite zu haben.. darf ich doch wohl, oder nicht?“
Fragend, und gleichzeitig auf ein wenig belustigt hob ich meine Augenbraue und sah die Brünette vor mir an. Mir war klar, dass das schon irgendwie stimmt, aber es war noch nie Jos Art gewesen das so offen zu sagen – also musste irgendwas dahinter stecken.
Und ja, ich wollte auf jeden Fall wissen, was es war.
„Spuck‘s aus.“ forderte ich sie also auf.
Jo schürzte die Lippen und kam ohne ein weiteres Wort auf mich zu, schubste mich mit ihrer Hüfte leicht zur Seite, übernahm die Kontrolle über den Rollstuhl und schob Werner, der das ganze mit einem Grinsen auf den Lippen beobachtete hatte, zurück in das große Gebäude.
Mit offenem Mund sah ich den beiden verwirrt und auch ein wenig perplex hinterher. Schon als kleines Kind hatte ich Geheimnisse gehasst. Und das einzige, was ich noch schlimmer fand als Geheimnisse, das war es, wenn man nicht mit mir redete, so wie jetzt grade.
Leicht schüttelte ich den Kopf und lief dann, so schnell meine hellgrauen High Heels mich trugen, den beiden hinterher.
Im großen Saal angekommen herrschte bereits ausgelassene Stimmung. Man konnte sich sicher sein, dass mein Onkel die Meute mittlerweile zum großen Teil abgefüllt hatte und viele würden es wahrscheinlich nicht einmal bis zum Abendessen schaffen – so wie ich damals als Matti und Sylwia geheiratet hatten, aber das war eine andere Geschichte, die man nicht unbedingt weiter ausführen musste.
Dennoch suchten meine Augen den Raum nach meiner besten Freundin und den Mann im Rollstuhl ab, hängen blieben sie aber bei jemanden ganz anderes.
Sofort spannte sich mein Körper ein kleines Stück weiter an und ich merkte, wie meine Hände sich zu Fäusten ballten und meine Gesichtszüge sich verhärteten. Einfach so, ich konnte nichts dagegen machen..
Aber ich versuchte es zumindest.. ich kämpfte innerlich gegen diese Reaktion an..
Weil ich genau wusste, was sie das letzte Mal verursacht hatte; ich hatte Julia beinahe verloren und das würde mir nicht noch einmal passieren, das schwor ich mir.
Ich schluckt die Eifersucht, die in mir aufstieg, so gut es ging runter und atmete tief und ruhig ein und aus, dabei wandt ich den Blick allerdings nicht von der schönen Ärztin und der hübschen Frau, mit der sie sich grade angeregt unterhielt, ab.
Die Brünette schien die Unterhaltung richtig zu genießen, denn ihre Augen strahlten eine unglaubliche Wärme aus, die ich selbst von hier aus wahrnehmen konnte.
Julia hatte es verdient glücklich zu sein.. und da ich nicht der Mensch sein konnte, der sie glücklich machte und ihr all die Liebe schenkte, die sie brauchte und wünschte, musste das jemand anderes machen; jemand der Julia die Welt zu Füßen legen würde..
Sie gehörte mir nicht – nicht so wie Ace mir gehörte. Also hatte ich kein Recht darauf so zu reagieren..
Julia musste neue Leute kennenlernen.. da konnte sie auf mich keine Rücksicht nehmen und das sollte sie auch nicht müssen.
Egal, wer am Ende an ihrer Seite war, ich sollte mich für sie freuen – und das würde ich auch! Wenn Julia glücklich war, dann war ich das auch.
Ich merkte, wie meine Verkrampfungen langsam anfingen sich zu lösen, wie ich wieder ein kleines Stück befreiter durchatmen konnte und wie ich mich entspannte.
Mein Blick klärte sich wieder und ich fing an zu realisieren, dass ich den Boden fixiert hatte. Langsam hob ich den Kopf und wagte es zu Julia hinzusehen..
Und anscheinend hatte das grade, meine eigene kleine Therapie, tatsächlich etwas gebracht.. die Eifersucht war verschwunden, vielleicht nicht ganz, aber doch ein ziemlich großes Stück und dafür spürte ich so etwas wie Freude – oder so ähnlich.
Auf jeden Fall fühlte es sich nicht mehr so falsch an..
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Das war auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es irgendwie auch ein Schritt weg von Julia war.. aber nur so konnte ich über sie hinweg kommen und sie das Leben leben lassen, das sie verdiente.
Also war es okay.
Ich wollte mich grade wegdrehen und zurück zu meinem Tisch gehen, da schaute die Ärztin allerdings an ihrer Gesprächspartnerin vorbei und unsere Blick trafen sich.
Sofort breitete sich ein breites Lächeln auf ihren Lippen aus, das dafür sorgte, dass mein Herz ein kleines bisschen schneller schlug – vermutlich würde sich das nicht ändern, aber damit konnte ich ziemlich gut leben.
Sie sagte etwas zu der Frau, fasste ihre kurz entschuldigend an die Schulter und ging dann ohne weiteres an ihr vorbei, direkt auf mich zu.
Kurz sah ich an ihr vorbei zu der Person, die sie eben stehen gelassen hatte und die mich jetzt finster fixierte, aber das war mir egal.
Ich kam Julia die letzten Meter entgegen und schloss die junge Ärztin dann endlich in den Arm, nahm diesen vertrauten Duft von japanischen Heilpflanzenöl auf, den ich so gerne mochte.
Eine ganze Weile standen wir einfach nur da – es war mir scheißegal wie das für die anderen aussehen musste – und genossen die Wärme und Nähe, die uns diese Umarmung schenkte.
Ich musste wirklich gestehen, dass Julias und mein Körper irgendwie wie füreinander gemacht waren.. sie passten sich an..
Bei Laura war das aber alles noch ein bisschen krasser.. und selbst wenn ich sie nur umarmte war es verdammt intensiv, da kam selbst das grade nicht ran.
„Deine Patenkinder sind Biester.“ durchbrach sie die Stille irgendwann mit seufzender, rauer Stimme, bei der es mir eiskalt den Rücken runterlief.
„Das kapierst du erst jetzt?“ kicherte ich und löste mich von ihr, aber nur so, dass wir beide uns noch immer nah waren und ich ihr in die schönen braunen Augen sehen konnte, die allerdings tatsächlich ein kleines bisschen müde zu sein schienen.
Kurz zögerte ich, doch dann hob ich die Hand und strich ihr eine ihrer braunen Strähnen hinters Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten.
„Die zwei haben mich durch den ganzen Spielplatz gescheucht..“ lächelte sie. „Ich bin vollkommen fertig mit der Welt..“
„Dafür siehst aber verdammt gut aus..“ erwiderte ich, komplett ehrlich..
Julia verdrehte die Augen. „Du bist ein Schleimer der ersten Klasse, Sissi..“
Wieder verließ nur ein leises Lachen meine Lippen. „Das hat nichts mich schleimen zu tun, das ist einfach nur die Wahrheit.“ ich grinste sie an.
„Ach so?“ skeptisch hob sie eine Augenbraue, was mich leise Seufzen ließ.
„Erstens..“ setzte ich an. „.. sag ich definitiv nicht zu jedem, dass er gut aussieht und zweitens; bei dir ist es einfach echt die Wahrheit – und von mir aus, sag ich dir das jeden Tag bis du mir irgendwann glaubst..“ ich machte eine kleine Pause und dachte über das nach, was ich eben gesagt hab. „Oder bis es dir mega auf den Keks geht..“
Julia öffnete grade ihren Mund, aber im selben Moment spürte ich, wie sich kleine, dünne Ärmchen um mein Becken schlangen und versuchten mich wegzuziehen und gleichzeitig jemand von vorne versuchte mich nach hinten zu schubsen.
Ich musste den Blick nicht senken um zu wissen, um wen es sich dabei handelte.
„Du darfst nicht mit Julia reden!“ ertönte da auch schon Hollys schrille Stimme, die weiterhin versuchte mich wegzuschieben.
„Holly! Emi! Hört sofort auf mit dem Mist!“ bevor ich irgendwas sagen konnte, war da Jo, die sowohl ihre Tochter als auch die meine Schwester am Arm packte und von mir wegzog. „Lasst die beiden jetzt endlich in Ruhe!“
„Schon okay.“ lachte Julia und ging vor den zwei Mädels, die meine beste Freundin mit großen Augen ansah, in die Knie. „Ich mach euch einen Vorschlag.. Sissi, ihr beiden und ich gehen raus auf dem Spielplatz, dann könnt ihr euch noch ein bisschen austoben, habt Sissi und mich im Blick und wir können uns unterhalten. Was haltet ihr davon?“
Meine Mundwinkel zuckten nach oben. Die junge Ärztin wäre wirklich eine unfassbar gute Mutter.. sie hatte die nötige Ruhe und das Einfühlungsvermögen, das man dafür brauchte.
Aber gleichzeitig wusste ich, dass das für Julia fast ein genauso kritisches Thema war wie für mich. Sie wollte Kinder.. doch sie hatte eben auch einen Beruf, mit dem das ziemlich schwierig war – dazu kam noch, dass sie eben single war.
„Mama..“ Holly sah fragend zu ihr Mum, die leise seufzte.
„Aber lasst die beiden bloß in Ruhe..“ sie sah die Kleinen ernst an. „Okay?“
„Okay.“ erwiderten beide unisono und griffen im nächsten Moment nach Julias und meiner Hand , zogen uns lachend hinter ihnen her zu dem kleinen Spielplatz, der in dem schönen großen Garten gewesen war.
Während es die Kleinen weiter zu den Schaukeln zog, setzten Julia und ich uns auf die kleine Bank, so, dass wir uns ansehen konnten.
„Biester.“ wiederholte ich die Worte, die sie vorhin von sich gegeben hatte.
Ein leises Lachen verließ ihre Lippen. „Aber süße Biester..“
„Stimmt..“ nickte ich ehrlich und lächelte ein wenig verträumt. „Zuckersüß..“
Keine Sekunde später standen die Mädchen wieder neben uns, während Emi auf meinen Schoss kletterte, machte Holly es sich auf dem der jungen Ärztin bequem.
Sie waren wirklich vogelwild..
„ Wieso haben Mama, Susi und Oma eigentlich gesagt, dass du nicht mit Julia reden sollst?“ fragte Holly wie aus dem Nichts.
Ich sah fragend zu der Brünetten vor mir, doch sie schien genauso überrascht und verwirrt von der Frage, wie ich es war.
„Naja..“ setzte ich an, brach aber im nächsten Moment ab um mir die Worte richtig zu überlegen.. nicht, dass ich etwas falsches sagte.
„Ihr habt euch doch lieb, oder nicht?“ Emi sah zwischen ihr und mir hin und her.
„Haben wir.“ lächelte Julia sofort und strich dem kleinen Mädchen, das auf ihrem Schoss saß, liebevoll über die Haare.
„Wieso seid ihr dann nicht zusammen? So wie Mama und Papa, oder Susi und Chris?“ war es nun Holly.
Shit.. warum mussten Kids nur so neugierig sein?
„Das ist ziemlich kompliziert..“ murmelte ich.
„Manchmal reicht es nicht, sich nur lieb zu haben.“ fuhr Julia dann aber fort. „Und manchmal ist man dankbarer für die tiefe Freundschaft die man hat – da würde eine Beziehung das alles nur kaputt machen.“
Sie hob den Blick und wir sahen uns direkt in die Augen. In dem wunderschönen braun erkannte ich, dass sie es genauso meinte, wie sie eben gesagt hatte.
„Manchmal ist Freundschaft viel mehr wert als eine Beziehung, die eh nicht halten würde und in der man am Ende einen Menschen verliert, der einem die Welt bedeutet.“ diese Worte waren nur an mich gerichtet und ich wusste genau, was sie mir damit sagen wollte.
Unsere Freundschaft, dass was wir füreinander waren, das ging vermutlich weiter als manche Beziehung.
Julia und ich waren dazu geschaffen Freunde zu sein.. und das war gut..
Meine Mundwinkel zuckten ein ganzes Stück nach oben und auch Julia konnte das Lächeln, das sich in ihrem Gesicht ausbreitete, nicht zurückhalten.
Wir hatten damals im Krankenhaus schon gesagt, dass sie und ich nur Freunde waren und es als solche versuchen mussten.
Aber das jetzt grade, das war noch einmal eine Bestätigung.
Eine Bestätigung, dass wir uns niemals verlieren würden und das als Freunde schaffen würde – egal, was passierte.
Meine Lieben :)
Ja, ich weiß! Es ist deutlich mehr als eine halbe Ewigkeit her, aber ab jetzt bin ich wieder da! Und zwar so richtig da, mit wöchentlichen Updates *.*
die letzten Wochen ist unfassbar viel passiert, ich hatte wunderschöne Urlaube hinter mir und ja. Irgendwie bin ich momentan einfach glücklich :)
so glücklich, dass ich definitiv auch wieder mehr Zeit mit dem Schreiben verbringen möchte – jetzt hab ich endlich wieder so richtig die Zeit dafür & kann weiter schreiben :) & ich muss sagen, dass ich mega Lust darauf hab! Ich hoffe, ihr auch!
& natürlich hoffe ich auch, dass die meisten mir treu geblieben sind und weiterhin treu bleiben!
Eure Reviews werde ich in den kommenden Tagen in Ruhe beantworten – sind ja einige.. & ich bin aus ganzem Herzen für jedes einzelne davon dankbar, wirklich :)
aber jetzt.. jetzt werd ich ins Bett gehen, weil ich verdammt müde bin..
habt ein wunderschönes Wochenende, meine Lieben
& bis nächste Woche
passt auf euch auf
Steffi
Egal was kommt, es wird gut, sowieso
Immer geht 'ne neue Tür auf, irgendwo
Auch wenn's grad nicht so läuft, wie gewohnt
Egal, es wird gut, sowieso
Immer geht 'ne neue Tür auf, irgendwo
Auch wenn's grad nicht so läuft, wie gewohnt
Egal, es wird gut, sowieso
09.09.2017 – 21 Tage
„Du siehst wunderschön aus, Magda..“ sagte ich sanft, als ich den letzten Knopf ihres wunderschönen Brautkleides zumachte und ihr dann mit meinen Händen über den Rücken fuhr, bis sie auf ihren fast nackten Schultern zum Liegen kamen.
Wir sahen uns über den großen Spiegel hinweg, der vor ihr stand, in die Augen, beide mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Ja, sie sah wirklich unglaublich schön aus. Magda war nicht unbedingt die dünnste aus der Familie, aber definitiv diejenige, mit dem hübschesten Gesicht und dem ansteckensten Lachen, das ich je gesehen hatte. Wenn sie lachte, dann musste man automatisch mitlachen, egal ob man wollte oder nicht.
Das Kleid tat dann heute ihr übriges, betonte ihr volles Dekolletee, hielt ihren Bauch und ihre Becken aber dadurch verdeckt, dass es nach unten hin immer breiter wurde.
Ansonsten war das Kleid von ganz viel Spitze überzogen, die Träger hatten den Tattoostil, der momentan so unfassbar beliebt war und hinter ihr würde sie eine Schleppe mit sich tragen.
Abgerundet wurde das Hochzeitskleid dann mit dem dezenten Schleier, den sie am Kopf trug – ohne ging in Polen einfach nichts, immerhin würden sonst einige Spiele wegfallen, in denen es darum ging Alkohol zu trinken und das würde mein Onkel sicherlich nicht zu lassen – also war der Schleier Pflicht!
„Und trotzdem werden alle Augen auf dich gerichtet sein.“ erwiderte sie.
„Quatsch.“ schüttelte ich den Kopf, auch wenn ich irgendwie wusste, dass sie recht hatte.
Viele ihrer Freunde hatten einen Narren an mir gefressen, auch wenn keiner von ihnen jemals, und jetzt erst recht nicht, eine Chance bei mir gehabt hatte.
„Doch.“ sie drehte sich schmunzelnd zu mir um. „Deswegen wollte ich dich ja auch nicht als Trauzeugin haben. Es wäre einfach nur unfassbar dumm, wenn jemand wie du neben der Braut steht. Ich mein, komm schon, Sissi! Du hast ein normales Kleid mit Blumen drauf an.. gut, dein Rücken ist ein wenig tiefer ausgeschnitten, aber ansonsten echt nichts großes und du siehst perfekt aus! Wärst du meine Trauzeugin, dann hättest du dich bestimmt für ein Kleid entschieden, bei dem man nicht mehr hätte wegsehen können.“
Ich verdrehte lachend die Augen, wandt mich dann aber von ihr ab und ging zu meiner Tasche, um mein iPhone herauszuholen.
„Du übertreibst.“ sagte ich einfach, sah sie dabei aber schon gar nicht mehr an. „Außerdem hab ich dich mehrfach gefragt, ob das Kleid in Ordnung geht und du hast nichts widersprüchliches von dir gegeben..“
„Stimmt, hast du.. und ich hab nichts dagegen gesagt..“ nickte sie, doch meine Aufmerksamkeit lag schon auf dem kleinen Gerät in meiner Hand. Oder besser gesagt, bei der Nachricht, die ich bekommen hab.
Ace: genieß die Hochzeit! :) Ich will dann Bilder sehen :P
Automatisch zuckten meine Mundwinkel nach oben. Der Abschied war uns beiden tatsächlich schwerer gefallen, als ich es je für möglich gehalten hatte.
Wir hatten zwar die ganze Nacht miteinander geschlafen und irgendwie darüber geredet, aber als es dann wirklich so weit war und wir wieder unten im Loft, waren um dort Frühstück zu machen, war es schon irgendwie komisch zwischen uns. Nicht unangenehm, das konnte es mit Laura vermutlich nie sein, aber ja, komisch.
So hatte es sich dann bis zu ihrer Wohnung gezogen. Wir waren schweigend im Auto gesessen, jede war irgendwie in Gedanken gewesen, bis sie mein Gesicht einfach zwischen ihre Hände genommen hatte und mich mit so einer Zärtlichkeit geküsst hatte, dass mir beinahe wieder schlecht geworden war, weil der Kuss extremst nach Abschied geschmeckt hatte.
Alleine wenn ich daran zurück dachte, schüttelte es mich.. Abschiede waren noch nie was für mich gewesen.. ich hatte sie schon von klein auf gehasst, egal ob sie nur für ein paar Wochen waren oder für länger.
„Leg o mio.. für die Kleine würde ich auch das Ufer wechseln.“
Ich schreckt so krass zusammen, dass ich mein Handy fallen ließ, das mit einem lauten Plumps auf den Boden fiel.
„Alter.“ knurrte ich und bückte mich, um mein iPhone wieder aufzuheben und über die Panzerglasfolie zu streichen, die komplett durchgebrochen war.. „Was ist nur los mit dir?“
„Du hast so unfassbar verliebt auf dein Handy geschaut.“ zuckte sie mit den Schultern, ehe sie ihre Arme vor der Brust verschränkte. „Ich wollte nur wissen, wer das geschafft hast..“ sie neigte leicht ihren Kopf zur Seite und mustere mich intensiv. „Hätte ich das gewusst, dann hätte ich Julia nicht eingeladen, sondern dafür gesorgt, dass die Kleine hier auftaucht..“
Ich verdrehte die Augen und atmete genervt durch. „Ich bin weder verliebt, noch hättest du Laura einladen müssen..“ sagte ich ernst.
„Nicht?“ fragend hob sie eine Augenbraue.
„Nein. Definitiv nicht.“
Wir sahen uns einfach nur in die Augen.
Wie gefühlt jeder in meinem Umkreis versuchte auch Magda in meinem Gesicht nach irgendwas zu suchen, was sie in ihrem Verdacht bestätigte, das ich Laura gerne bei mir haben würde.
Und auch wenn Magda und ich uns liebten, sie war wie eine Schwester für mich, kannte sie mich nicht so gut wie manch anderer. Dafür sahen wir uns viel zu selten.. zum ersten Mal war ich froh, dass das so war.
Das Knarren der Treppenstufen war zu hören und nur wenig Sekunden später stand meine Tante, wie immer top gestylt, neben uns im Wohnzimmer.
„Ihr solltet doch runterkommen, wenn ihr fertig seid.“ ihre Stimme klang schon wieder so, als ob sie den Tränen nahe war. Irgendwie verständlich, nach dem heutigen Tag waren beide ihrer Kinder verheiratet.. ich würde wetten, dass es bei meiner Mum ähnlich wäre, wenn ich heiraten würde – was niemals der Fall sein wird. „Kommt.“
Sie griff nach Magdas und meiner Hand und zog uns hinter sich her zur Treppe.
Während sie vor ihrer Tochter vorweg ging, achtete ich darauf, dass die Schleppe ihr nicht auf dem Weg nach unten im weg war. Und ich konnte nicht sagen, wie wir das geschafft haben, aber nur wenige Sekunden später standen wir tatsächlich vor der Hochzeitsgesellschaft, die sofort ihre Handys ausgepackt hatte und Bilder machte.
Aber Magda hatte nur Augen für ihren zukünftigen Mann, und auch ich musste gestehen, dass mich die Leute nur wenig interessierten, viel wichtiger waren mir zwei Menschen, die ich mehr als jeden anderen hier in die Arme schließen wollte.
Es dauerte nicht lange und ich erkannte die wunderschönen braunen Augen in der Menge, nach denen ich gesucht hatte. Wie immer sah sie unglaublich gut aus. Das dunkelblaue Kleid stand ihr perfekt, auch wenn ich nicht alles sehen konnte, weil vor ihr der Rollstuhl mit Werner stand.. aber ich wusste einfach, dass sie gut aussehen musste – es gab keine Alternative..
Ohne mich noch einmal umzusehen, wollte ich direkt auf sie zugehen, doch bevor ich bei Julia ankam, merkte ich, wie meine Beine schwer wurden.
„Was zur..?“ ich senkte meinen Blick.
Emi und Holly hatten sich um meine Beine geschlungen und schauten grinsend zu mir hoch.
„Was macht ihr zwei da?“ wollte ich perplex wissen.
Die Freude, die beiden nach so einer langen Zeit zu sehen, wurde grade irgendwie ein bisschen gedämpft.. ich liebte meine Patenkinder wirklich abgöttisch und verbrachte unheimlich gerne Zeit mit ihnen, aber grade wollte ich echt einfach nur Julia in die Arme schließen.
„Wir beschützen Prinzessin Julia.“ grinste Holly mich an.
„Ihr.. beschützt.. Prinzessin Julia?“ wiederholte ich ihre Worte komplett fassungslos und überfordert. „Wovor?!“
„Vor dir.“ lachte Emi. „Du darfst ihr nicht zu nahe kommen..“
„Wer hat das gesagt?“ meine Verwirrung nahm nicht ab, ganz im Gegenteil.
„Mama, Susi und Omi Mila.“erwiderte Holly selbstverständlich.
„Ich glaub, wir haben Mist gebaut..“
Ich hob den Kopf wieder. Susi, Jo und Mum standen um uns herum und sahen mich fast schon entschuldigend an. Das machten sie echt nicht oft, also mussten sie wirklich Mist gebaut haben.
„Was habt ihr angestellt?“ ich verschränkte die Arme vor der Brust.
„Naja..“ lachte Jo schüchtern.
„Wir dachten, dass die beiden schlafen..“ fuhr Susi fort.
„Und haben im Auto darüber geredet, dass du Julia vielleicht nicht zu nahe kommen sollst..“ beendete Ma den Satz.
„Und daraus machen die beiden jetzt ein Spiel..“
„Jetzt lasst eure Tante mal los.“ wies meine Sis die beiden Kiddis zurecht. „Ihr könnt nicht die ganze Zeit ihre Beine umklammern..“
Kichern war zu hören, aber tatsächlich ließen die Kleinen von mir ab und ich schüttelte mich leicht aus.
Genervt schloss ich für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Darf ich vorstellen? Meine Familie...
„Spätestens, wenn sie den Spielplatz in der Nähe des Hotels sehen, werden sie das ganze vergessen..“ kam Jo auf mich zu und legte beruhigend den Arm um meine Schultern.
„Ganz toll.“ murmelte ich sarkastisch, sah dann aber zu Mum, die alleine da stand.. etwas, das eher selten der Fall war.. mein Paps war meistens unmittelbar in ihrer Nähe. „Wo sind eigentlich Dad und Tim?“ wechselte ich das Thema.
„In München.. genauso wie Marco und Chris.“ sagte sie. „Die Stadt hat spontan noch einige Treffen einberufen, zwecks den ganzen neuen Sicherheitsvorkehrungen.“
Leicht schürzte ich meine Lippen. Ich hatte mich auf meinen Dad und meinen Bruder mindestens genauso gefreut, wie auf Julia und Werner – immerhin sah ich die beiden auch verdammt selten, weil sie meistens unterwegs waren, wenn ich mal für ein paar Tage daheim war.
„Abeeeer..“ Susi trat an die andere Seite von mir und hackte sich bei mir unter, wie Jo es auch tat. „Davon lassen wir uns unsere Stimmung sicher nicht vermiesen! Immerhin ist Hoooochzeit.“
Meine Mundwinkel zuckten nach oben. Irgendwie hatte sie ja recht, heute war ein Tag zum freuen und feiern..
Und spätestens nach der Kirche würde ich mit Julia und Werner reden können – ungestört..
<>
Sofort nachdem Mittagessen wurden die ersten Vodkaflaschen auf den Tischen verteilt und mein Onkel war on fire.. einige Runden trank ich noch mit auf das junge Ehepaar, ehe ich mich still und heimlich vom Tisch verabschiedete.
Ich suchte den Raum nach warmen, braunen Augen ab, aber nirgends waren sie zu finden. Auch dort nicht, wo Werner am Tisch saß und sich mit Granny zu unterhalten schien.
Er war wirklich einer der wenigen, neben meinem Opa, der diese Frau bändigen konnte – er hatte ein unfassbares Talent darin mit Menschen umzugehen, keine Ahnung, wie er das machte.
Ich dachte nicht lange nach und ging auf den langen Tisch zu.
„Darf ich euch unterbrechen?“ fragte ich und gab meiner Oma im selben Moment einen Kuss auf die Wange.. irgendwie machte ich das immer, auch wenn wir uns davor schon gesehen hatten..
„Ich schätze, du willst mir meinen Gesprächspartner wegnehmen..“ schmunzelte sie, als ich mich wieder aufrecht hinstellte und mich an dem Rollstuhl abstützte.
„Ausleihen.“ verbesserte ich sie. „Ich bring ihn auch zurück – versprochen!“
„Hab ich da nicht ein Wörtchen mitzureden?“ wandt Werner sich an mich.
„Nein.“ kam es von Granny, bevor ich den Mund auch nur öffnen kann. „In ihr fließt das selbe Blut wie in mir, sie setzt immer ihren Willen durch, damit musst du leben, Werner..“
Meine Mundwinkel zuckten ein ganzes Stück nach oben.. selbst wenn wir es oftmals wirklich nicht leicht mit ihr hatten, so wusste wir genau, dass sie uns immer liebte und schätzte – sie zeigte es eben auf ihre eigene Art, wie jetzt eben.
„Wollen wir?“ fragte ich an den Mann, der vor mir im Rollstuhl saß.
Er verschränkte die Arme vor der Brust, hatte sich aber weiterhin zu mir gedreht, dass wir uns weiterhin in die Augen sehen konnten, die bei ihm nur so unglaublich frech strahlten. „Mir bleibt ja nichts anderes übrig.. wehren kann ich mich nicht und wie deine Oma schon richtig gesagt hat; du setzt eh deinen Willen durch.“
Ich verdrehte schmunzelnd die Augen, ging allerdings nicht weiter auf seine neckende Bemerkung ein, sondern umfasst die Griffe des Rollstuhles mit beiden Händen, lächelt meine Oma noch einmal an und verschwand dann mit Werner aus dem Saal.
Nachdem meine Eltern die Geschäfte übernommen hatten, war Granny zurück nach Polen gezogen, wo sie ganz ursprünglich auch herkam. Der Bruder meiner Mum war ihr gefolgt, wieso verstand bis heute zwar nicht wirklich jemand, aber ich war froh, dass es so war, weil es mir die Sicherheit gab, dass die ältere Dame niemals alleine war und immer jemanden an ihrer Seite hatte.
In meinen frühen Kindheitstagen hatte ich zwar unheimlich viel Zeit hier verbracht, eigentlich waren wir meistens rübergefahren, wenn mal eine Woche Pause zwischen den Festen war, aber mit dem Alter hatte sich das alles irgendwie verändert..
Vielleicht auch, weil man andere Prioritäten gesetzt hatte.. was im Nachhinein gesehen teilweise nicht so ganz gelungen war, immerhin ging es hier um die Familie..
Doch in wie so vielen anderen Dingen auch, war ich einfach verdammt stur gewesen. Ich wollte meinen eigenen Kopf durchsetzen und hatte, während meine Sis und meine Eltern oftmals weiterhin nach Polen gefahren sind, andere Sachen gemacht.
Das war so lange der Fall gewesen, bis ich schwanger war..
Irgendwie hatte sich ab da meine Denkweise im Bezug auf meine Familie krass geändert. Ja, ich war noch immer ein Dickkopf und das würde sich vermutlich auch niemals ändern. Und ja, ich lebte mittlerweile ein ganzes Stück weiter weg von Nürnberg..
Aber ich hatte geschworen, dass sobald das kleine Wunder, mein kleines Wunder, auf der Welt sein würde, da würde ich wieder mehr Zeit in Polen verbringe.
Einfach schon aus dem Grund, weil hier seine und meine Wurzeln lagen und dieses Land, auch wenn ich vieles, was hier passierte definitiv nicht gut fand, für immer ein Teil von mir sein würde..
Leicht schüttelte ich den Kopf. Wie das ganze endete, das war eine alte Geschichte, die ich weiterhin versuchte so gut es ging zu unterdrücken und zu verstecken..
„Wenn du mich weiterhin planlos durch die Gegend schiebst, dann werden wir niemals zurück zum Hotel finden.“ riss Werner mich aus meinen Gedanken.
Abrupt blieb ich stehen uns sah mich um. Mist, er hatte recht. Schon jetzt kannte ich mich, wenn überhaupt, nur grob aus, wo wir waren.
Ich kratzte mich leicht am Kopf und drehte mich halb um meine eigene Achse. Mit Ach und Krach und ganz viel Glück würde ich den Weg vielleicht noch zammbekommen, immerhin hatte ich als Kind hier wahnsinnig viel Zeit verbracht, aber das konnte auf jeden Fall lustig werden.
„Das bekommen wir schon hin, Sissi..“ hörte ich ihn lächeln, als ob er genau wusste, woran ich eben gedacht hatte. „Meine Orientierung ist zwar auch nicht grade die beste, aber ich glaub, dass ich mir merken konnte, wo du wann abgebogen bist.“
„Wäre wünschenswert..“ murmelte ich und ging um den Rollstuhl rum, um mich auf die Bank fallen zu lassen, die direkt neben uns stand.
Werner war schon ein Fuchs.. es war, als hätte er mich genau im richtigen Moment anhalten lassen.. es war unfassbar schön hier! Ein großer Park mit Bäumen.. viele Familien waren unterwegs oder picknickten auf der großen Wiese zu unseren Füßen..
Ich stützte meinen Arm an der Lehne ab und legte meinen Kopf in meinen Arm, um den Mann vor mich zu mustern.
Seitdem ich ihn mitten in der Nacht besucht hatte, hatte er sich kaum verändert – gut, er hatte die Augen offen und war wach.. aber keine Ahnung. Er sah deutlich besser aus, als eben das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte..
Und das gab mir Hoffnung. Ich hatte mich schon oft damit abgefunden, dass ich Werner gehen lassen musste, zumindest redete ich mir das ein. Doch jedes Mal, wenn er sich von dem ganzen Scheiß wieder erholte und man ihm ansah und auch anhörte, dass es ihm besser ging, da machte mein Herz einen kleinen Luftsprung und ich merkte, wie ich deutlich befreiter Atmen konnte.
Vermutlich würde man sich niemals auf den Verlust von jemanden vorbereiten können, auch wenn man sich das einredete..
„Du bist heute sehr in deinen Gedanken versunken..“
Mein Mundwinkel zuckten nach oben.
„Findest du?“ wollte ich wissen.
Er hob belustigt die Augenbrauen. „Eine Sissi Cramer, die nicht spricht, sondern mich einfach nur ansieht?“ er legte den Kopf leicht schief und seine warmen, erfahrenen Augen glänzten ein bisschen „Ja, definitiv in Gedanken versunken..“
„Du übertreibst.“ grinste ich. „Mir ist einfach nur aufgefallen, dass du deutlich besser aussiehst, als das letzte mal, als wir uns gesehen haben.“
„Wir wissen beide, dass das nur der halben Wahrheit entspricht.“ sagte er mit einer unglaublichen Wärme in seinen Blick.
Ich stockte kurz und dachte über das nach, was er da eben gesagt hatte.
Rein theoretisch hatte ich ihn wirklich erst vor knapp zwei Wochen gesehen, aber das konnte er eigentlich gar nicht wissen, immerhin hatte er tief und fest geschlafen..
Und das Mal davor.. das war Monate her..
„Du glaubst mir einfach nicht, dass du eine unfassbare Aura um dich herum hast, Sissi.“ schmunzelte er. „Ich hab zwar geschlafen, aber ich hab deine Anwesenheit deutlich gespürt.. ob du es nun wahrhaben willst oder nicht..“
Ich atmete tief durch und musste mich tatsächlich zusammenreißen, um nicht verächtlich zu schnauben. Das war das einzig, für mich, negative an Werner.. er hatte einen kleinen Hang zu Esoterik, etwas, womit ich mich so gar nicht anfreunden kann, weil das alles für mich kompletter Blödsinn ist.
Eigentlich.
Woher sollte er sonst wissen, dass ich in der Nacht da war? Julia wusste es nicht.. und Rini hatte es ihm nicht erzählt, dann wüssten es nämlich auch meine Familie.
„Mir hat niemand erzählt, dass du bei mir warst.“ sprach er unbeirrt weiter, als ob er eben meine Gedanken hat lesen können. „Ich hab das gespürt, Sissi.. du scheinst so intensiv rot und gelb, wie noch nie zuvor in deinem Leben..“ er nickte kräftig um seine Antwort zu untermauern. „Das macht das Mädchen mit dir..“
Ein leises Knurren verließ meine Lippen. „Rosarot oder was?“ gab ich sarkastisch von mir, aber Werner ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern lächelte mich weiterhin warm an.
„Werd ich sie kennenlernen?“ wollte er wissen.
Am liebsten hätte ich das Thema gewechselt, weg von Laura und dem ganzen bescheuerten Esoterik Quatsch.. aber leider war Werner nicht so einfach gestrickt.. und ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er sich vielleicht irgendwie von anderen Dingen abbringen lassen würde – aber nicht von Ace.
Er hatte mit Jo und Mum auf jeden Fall über die junge Österreicherin geredet, da war ich mir sicher. Und ich glaubte auch, dass er mit Julia über sie geredet hatte, das konnte ich mich zumindest auch verdammt gut vorstellen.
„Sie ist nichts..“ versuchte ich das alles also runterzuspielen.
„Selbst wenn sie nichts ist..“ setzte er an. „Ist sie gleichzeitig mehr als jede vor ihr – immerhin schläfst du neben ihr und öfters mit ihr.“
Ich biss mir auf die Lippe. Er hatte mit beiden recht..
Vor Ace hatte ich weder neben einem meiner One Night Stands geschlafen, ich war jedes Mal verschwunden, egal wie spät es war oder wie voll ich war, und nein, ich hatte mit keinen von ihnen mehr als einmal geschlafen..
Wenn er aber noch wüsste, wie sehr sie sich weiterhin von den anderen unterschied.. er würde mir so was von damit in den Ohren liegen, also durfte das niemals passieren.
„Mila meint, dass sie in München studiert..“ redete er unbeirrt weiter. „München ist von Nürnberg ja wirklich ein Katzensprung! Wir könnten runterfahren oder sie kommt dich besuchen.“
Er sagte das mit so einer unfassbaren Selbstverständlichkeit, dass selbst ich dachte, dass ich das jedes Wochenende mit ihm machte – nur war das gar nicht der Fall.
Ich schüttelte also leicht meinen Kopf, in der Hoffnung, meine Gedanken ein wenig zu ordnen und meine Verwirrtheit zumindest ein kleines bisschen zu klären..
Es klappt zumindest insofern, dass mir eine gute Möglichkeit einfiel dieses Gespräch zu beenden.. und zwar so, dass es icht irgendwie aufgesetzt klang, sondern eigentlich auch Sinn machte.
„Wir sollten langsam zurück.“ fing ich also an.
Seine Mundwinkel zuckten noch ein kleines Stück weiter nach oben..
Ja, er würde keinen einfachen Themenwechsel zulassen.. aber gleichzeitig war Werner einer dieser Menschen, die irgendwie verstanden, dass ich wirklich nicht mehr über ein Thema reden wollte – also so wirklich wirklich.
„Das sollten wir.“ nickte er schließlich.
Ich schluckte leicht und stand dann auf, ging um den Rollstuhl herum und schob ihn wieder vor mir her.
Den ganzen Weg schwiegen wir uns an, nur wenn wir kurz diskutierten, wo es lang ging, öffneten wir unseren Mund.
Tatsächlich war das auch etwas, das ich an Werner schätzte. Mit jedem anderen Menschen würde sich dieses Schweigen vermutlich komisch anfühlen, weil zwischen ihm und mir noch so viel ungesagtes war.. aber es war nicht im geringsten Unangenehm oder sonst was.. das war es nie mit Werner..
Das war eine der Fähigkeiten, die ich sehr an ihm schätzte und die ich am liebsten irgendwie übernehmen würde.. nur war das wahrscheinlich unmöglich..
Schneller als gedacht kamen wir wieder bei dem schönen Hotel in dem kleinen Dorf an, wo wir schon von Jo erwartet wurden, die mich breit angrinste..
„Alles okay?“ wollte ich also wissen.
Sie zuckte unschuldig mit den Schultern. „Ich freu mich einfach nur meine beste Freundin für die nächsten drei Wochen an meiner Seite zu haben.. darf ich doch wohl, oder nicht?“
Fragend, und gleichzeitig auf ein wenig belustigt hob ich meine Augenbraue und sah die Brünette vor mir an. Mir war klar, dass das schon irgendwie stimmt, aber es war noch nie Jos Art gewesen das so offen zu sagen – also musste irgendwas dahinter stecken.
Und ja, ich wollte auf jeden Fall wissen, was es war.
„Spuck‘s aus.“ forderte ich sie also auf.
Jo schürzte die Lippen und kam ohne ein weiteres Wort auf mich zu, schubste mich mit ihrer Hüfte leicht zur Seite, übernahm die Kontrolle über den Rollstuhl und schob Werner, der das ganze mit einem Grinsen auf den Lippen beobachtete hatte, zurück in das große Gebäude.
Mit offenem Mund sah ich den beiden verwirrt und auch ein wenig perplex hinterher. Schon als kleines Kind hatte ich Geheimnisse gehasst. Und das einzige, was ich noch schlimmer fand als Geheimnisse, das war es, wenn man nicht mit mir redete, so wie jetzt grade.
Leicht schüttelte ich den Kopf und lief dann, so schnell meine hellgrauen High Heels mich trugen, den beiden hinterher.
Im großen Saal angekommen herrschte bereits ausgelassene Stimmung. Man konnte sich sicher sein, dass mein Onkel die Meute mittlerweile zum großen Teil abgefüllt hatte und viele würden es wahrscheinlich nicht einmal bis zum Abendessen schaffen – so wie ich damals als Matti und Sylwia geheiratet hatten, aber das war eine andere Geschichte, die man nicht unbedingt weiter ausführen musste.
Dennoch suchten meine Augen den Raum nach meiner besten Freundin und den Mann im Rollstuhl ab, hängen blieben sie aber bei jemanden ganz anderes.
Sofort spannte sich mein Körper ein kleines Stück weiter an und ich merkte, wie meine Hände sich zu Fäusten ballten und meine Gesichtszüge sich verhärteten. Einfach so, ich konnte nichts dagegen machen..
Aber ich versuchte es zumindest.. ich kämpfte innerlich gegen diese Reaktion an..
Weil ich genau wusste, was sie das letzte Mal verursacht hatte; ich hatte Julia beinahe verloren und das würde mir nicht noch einmal passieren, das schwor ich mir.
Ich schluckt die Eifersucht, die in mir aufstieg, so gut es ging runter und atmete tief und ruhig ein und aus, dabei wandt ich den Blick allerdings nicht von der schönen Ärztin und der hübschen Frau, mit der sie sich grade angeregt unterhielt, ab.
Die Brünette schien die Unterhaltung richtig zu genießen, denn ihre Augen strahlten eine unglaubliche Wärme aus, die ich selbst von hier aus wahrnehmen konnte.
Julia hatte es verdient glücklich zu sein.. und da ich nicht der Mensch sein konnte, der sie glücklich machte und ihr all die Liebe schenkte, die sie brauchte und wünschte, musste das jemand anderes machen; jemand der Julia die Welt zu Füßen legen würde..
Sie gehörte mir nicht – nicht so wie Ace mir gehörte. Also hatte ich kein Recht darauf so zu reagieren..
Julia musste neue Leute kennenlernen.. da konnte sie auf mich keine Rücksicht nehmen und das sollte sie auch nicht müssen.
Egal, wer am Ende an ihrer Seite war, ich sollte mich für sie freuen – und das würde ich auch! Wenn Julia glücklich war, dann war ich das auch.
Ich merkte, wie meine Verkrampfungen langsam anfingen sich zu lösen, wie ich wieder ein kleines Stück befreiter durchatmen konnte und wie ich mich entspannte.
Mein Blick klärte sich wieder und ich fing an zu realisieren, dass ich den Boden fixiert hatte. Langsam hob ich den Kopf und wagte es zu Julia hinzusehen..
Und anscheinend hatte das grade, meine eigene kleine Therapie, tatsächlich etwas gebracht.. die Eifersucht war verschwunden, vielleicht nicht ganz, aber doch ein ziemlich großes Stück und dafür spürte ich so etwas wie Freude – oder so ähnlich.
Auf jeden Fall fühlte es sich nicht mehr so falsch an..
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Das war auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es irgendwie auch ein Schritt weg von Julia war.. aber nur so konnte ich über sie hinweg kommen und sie das Leben leben lassen, das sie verdiente.
Also war es okay.
Ich wollte mich grade wegdrehen und zurück zu meinem Tisch gehen, da schaute die Ärztin allerdings an ihrer Gesprächspartnerin vorbei und unsere Blick trafen sich.
Sofort breitete sich ein breites Lächeln auf ihren Lippen aus, das dafür sorgte, dass mein Herz ein kleines bisschen schneller schlug – vermutlich würde sich das nicht ändern, aber damit konnte ich ziemlich gut leben.
Sie sagte etwas zu der Frau, fasste ihre kurz entschuldigend an die Schulter und ging dann ohne weiteres an ihr vorbei, direkt auf mich zu.
Kurz sah ich an ihr vorbei zu der Person, die sie eben stehen gelassen hatte und die mich jetzt finster fixierte, aber das war mir egal.
Ich kam Julia die letzten Meter entgegen und schloss die junge Ärztin dann endlich in den Arm, nahm diesen vertrauten Duft von japanischen Heilpflanzenöl auf, den ich so gerne mochte.
Eine ganze Weile standen wir einfach nur da – es war mir scheißegal wie das für die anderen aussehen musste – und genossen die Wärme und Nähe, die uns diese Umarmung schenkte.
Ich musste wirklich gestehen, dass Julias und mein Körper irgendwie wie füreinander gemacht waren.. sie passten sich an..
Bei Laura war das aber alles noch ein bisschen krasser.. und selbst wenn ich sie nur umarmte war es verdammt intensiv, da kam selbst das grade nicht ran.
„Deine Patenkinder sind Biester.“ durchbrach sie die Stille irgendwann mit seufzender, rauer Stimme, bei der es mir eiskalt den Rücken runterlief.
„Das kapierst du erst jetzt?“ kicherte ich und löste mich von ihr, aber nur so, dass wir beide uns noch immer nah waren und ich ihr in die schönen braunen Augen sehen konnte, die allerdings tatsächlich ein kleines bisschen müde zu sein schienen.
Kurz zögerte ich, doch dann hob ich die Hand und strich ihr eine ihrer braunen Strähnen hinters Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten.
„Die zwei haben mich durch den ganzen Spielplatz gescheucht..“ lächelte sie. „Ich bin vollkommen fertig mit der Welt..“
„Dafür siehst aber verdammt gut aus..“ erwiderte ich, komplett ehrlich..
Julia verdrehte die Augen. „Du bist ein Schleimer der ersten Klasse, Sissi..“
Wieder verließ nur ein leises Lachen meine Lippen. „Das hat nichts mich schleimen zu tun, das ist einfach nur die Wahrheit.“ ich grinste sie an.
„Ach so?“ skeptisch hob sie eine Augenbraue, was mich leise Seufzen ließ.
„Erstens..“ setzte ich an. „.. sag ich definitiv nicht zu jedem, dass er gut aussieht und zweitens; bei dir ist es einfach echt die Wahrheit – und von mir aus, sag ich dir das jeden Tag bis du mir irgendwann glaubst..“ ich machte eine kleine Pause und dachte über das nach, was ich eben gesagt hab. „Oder bis es dir mega auf den Keks geht..“
Julia öffnete grade ihren Mund, aber im selben Moment spürte ich, wie sich kleine, dünne Ärmchen um mein Becken schlangen und versuchten mich wegzuziehen und gleichzeitig jemand von vorne versuchte mich nach hinten zu schubsen.
Ich musste den Blick nicht senken um zu wissen, um wen es sich dabei handelte.
„Du darfst nicht mit Julia reden!“ ertönte da auch schon Hollys schrille Stimme, die weiterhin versuchte mich wegzuschieben.
„Holly! Emi! Hört sofort auf mit dem Mist!“ bevor ich irgendwas sagen konnte, war da Jo, die sowohl ihre Tochter als auch die meine Schwester am Arm packte und von mir wegzog. „Lasst die beiden jetzt endlich in Ruhe!“
„Schon okay.“ lachte Julia und ging vor den zwei Mädels, die meine beste Freundin mit großen Augen ansah, in die Knie. „Ich mach euch einen Vorschlag.. Sissi, ihr beiden und ich gehen raus auf dem Spielplatz, dann könnt ihr euch noch ein bisschen austoben, habt Sissi und mich im Blick und wir können uns unterhalten. Was haltet ihr davon?“
Meine Mundwinkel zuckten nach oben. Die junge Ärztin wäre wirklich eine unfassbar gute Mutter.. sie hatte die nötige Ruhe und das Einfühlungsvermögen, das man dafür brauchte.
Aber gleichzeitig wusste ich, dass das für Julia fast ein genauso kritisches Thema war wie für mich. Sie wollte Kinder.. doch sie hatte eben auch einen Beruf, mit dem das ziemlich schwierig war – dazu kam noch, dass sie eben single war.
„Mama..“ Holly sah fragend zu ihr Mum, die leise seufzte.
„Aber lasst die beiden bloß in Ruhe..“ sie sah die Kleinen ernst an. „Okay?“
„Okay.“ erwiderten beide unisono und griffen im nächsten Moment nach Julias und meiner Hand , zogen uns lachend hinter ihnen her zu dem kleinen Spielplatz, der in dem schönen großen Garten gewesen war.
Während es die Kleinen weiter zu den Schaukeln zog, setzten Julia und ich uns auf die kleine Bank, so, dass wir uns ansehen konnten.
„Biester.“ wiederholte ich die Worte, die sie vorhin von sich gegeben hatte.
Ein leises Lachen verließ ihre Lippen. „Aber süße Biester..“
„Stimmt..“ nickte ich ehrlich und lächelte ein wenig verträumt. „Zuckersüß..“
Keine Sekunde später standen die Mädchen wieder neben uns, während Emi auf meinen Schoss kletterte, machte Holly es sich auf dem der jungen Ärztin bequem.
Sie waren wirklich vogelwild..
„ Wieso haben Mama, Susi und Oma eigentlich gesagt, dass du nicht mit Julia reden sollst?“ fragte Holly wie aus dem Nichts.
Ich sah fragend zu der Brünetten vor mir, doch sie schien genauso überrascht und verwirrt von der Frage, wie ich es war.
„Naja..“ setzte ich an, brach aber im nächsten Moment ab um mir die Worte richtig zu überlegen.. nicht, dass ich etwas falsches sagte.
„Ihr habt euch doch lieb, oder nicht?“ Emi sah zwischen ihr und mir hin und her.
„Haben wir.“ lächelte Julia sofort und strich dem kleinen Mädchen, das auf ihrem Schoss saß, liebevoll über die Haare.
„Wieso seid ihr dann nicht zusammen? So wie Mama und Papa, oder Susi und Chris?“ war es nun Holly.
Shit.. warum mussten Kids nur so neugierig sein?
„Das ist ziemlich kompliziert..“ murmelte ich.
„Manchmal reicht es nicht, sich nur lieb zu haben.“ fuhr Julia dann aber fort. „Und manchmal ist man dankbarer für die tiefe Freundschaft die man hat – da würde eine Beziehung das alles nur kaputt machen.“
Sie hob den Blick und wir sahen uns direkt in die Augen. In dem wunderschönen braun erkannte ich, dass sie es genauso meinte, wie sie eben gesagt hatte.
„Manchmal ist Freundschaft viel mehr wert als eine Beziehung, die eh nicht halten würde und in der man am Ende einen Menschen verliert, der einem die Welt bedeutet.“ diese Worte waren nur an mich gerichtet und ich wusste genau, was sie mir damit sagen wollte.
Unsere Freundschaft, dass was wir füreinander waren, das ging vermutlich weiter als manche Beziehung.
Julia und ich waren dazu geschaffen Freunde zu sein.. und das war gut..
Meine Mundwinkel zuckten ein ganzes Stück nach oben und auch Julia konnte das Lächeln, das sich in ihrem Gesicht ausbreitete, nicht zurückhalten.
Wir hatten damals im Krankenhaus schon gesagt, dass sie und ich nur Freunde waren und es als solche versuchen mussten.
Aber das jetzt grade, das war noch einmal eine Bestätigung.
Eine Bestätigung, dass wir uns niemals verlieren würden und das als Freunde schaffen würde – egal, was passierte.
Meine Lieben :)
Ja, ich weiß! Es ist deutlich mehr als eine halbe Ewigkeit her, aber ab jetzt bin ich wieder da! Und zwar so richtig da, mit wöchentlichen Updates *.*
die letzten Wochen ist unfassbar viel passiert, ich hatte wunderschöne Urlaube hinter mir und ja. Irgendwie bin ich momentan einfach glücklich :)
so glücklich, dass ich definitiv auch wieder mehr Zeit mit dem Schreiben verbringen möchte – jetzt hab ich endlich wieder so richtig die Zeit dafür & kann weiter schreiben :) & ich muss sagen, dass ich mega Lust darauf hab! Ich hoffe, ihr auch!
& natürlich hoffe ich auch, dass die meisten mir treu geblieben sind und weiterhin treu bleiben!
Eure Reviews werde ich in den kommenden Tagen in Ruhe beantworten – sind ja einige.. & ich bin aus ganzem Herzen für jedes einzelne davon dankbar, wirklich :)
aber jetzt.. jetzt werd ich ins Bett gehen, weil ich verdammt müde bin..
habt ein wunderschönes Wochenende, meine Lieben
& bis nächste Woche
passt auf euch auf
Steffi