Maze Runner- Never give up
von Summergirl22
Kurzbeschreibung
Emma kommt als einziges Mädchen unter 50 Jungs auf die Lichtung. Als wäre die Tatsache nicht schon schlimm genug, auf einer Lichtung umgeben von einem Labyrinth eingeschlossen zu sein, misstrauen einige Jungen ihr auch noch, was dem Zusammenhalt der Lichter schadet. Werden sie es trotzdem schaffen, einen Ausgang zu finden? Und was hat es mit Emmas merkwürdigen Träumen auf sich?
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P16 / Het
Alby
Minho
Newt
OC (Own Character)
09.11.2017
05.06.2022
50
96.060
8
Alle Kapitel
97 Reviews
97 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
1 Review
21.08.2021
2.103
NEWTS POV
Unruhig wälzte ich mich in meinem Bett hin und her. Ich befand mich in einer Art Halbschlaf, in dem ich immer wieder eindöste, aber nicht wirklich tief schlief. Dazu machte ich mir viel zu viele Sorgen. Ein weiterer Tag war vergangen, ohne dass ich Emma gesehen hatte. Diese Tatsache machte mich langsam verrückt. Tagsüber konnten mich meine Freunde noch einigermaßen ablenken, aber in der Nacht kamen all meine Gedanken und Ängste zusammen und kreisten in meinem Kopf wie ein großes Karussell. In meinen Vorstellungen lag Emma auf einer Liege an lauter Geräte angeschlossen, während sie nach wie vor nicht aufgewacht war und um ihr Leben kämpfte. Oder sie war schon längst tot. Stöhnend zog ich mir die Decke bis zur Nase hoch und wünschte mir nichts sehnlicher, als Emma jetzt hier in meinen Armen halten zu können. Dafür würde ich sogar wieder zurück auf die Lichtung gehen, wie ich mit Schrecken feststellen musste.
Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, störte ein lautes Rumpeln die Stille in unserem Zimmer. Mühsam blinzelte ich und öffnete die Augen. Doch bevor ich der Ursache für den Lärm nachgehen konnte, ertönte schon Thomas Stimme. „Los Leute, wacht auf! Wir müssen hier weg!“
Erschrocken von der Warnung in seinen Worten setzte ich mich ruckartig auf und stieß mir dabei den Kopf an dem Lattenrost des Bettes über mir. Minho hatte darauf bestanden, oben zu schlafen, sodass ich mit dem unteren Bett vorlieb genommen hatte. Was mir eigentlich auch ganz recht war.
Auch die anderen Lichter erwachten stöhnend. „Was ist denn los?“, brummte Alec verschlafen.
„Wir sind immer noch bei ANGST.“
Thomas Worte trafen uns alle unerwartet.
„Was?“, fragte Minho verständnislos. Damit brachte er meine Gefühle in dem Moment so ziemlich auf den Punkt. Das konnte nicht sein! Hatten sie uns die ganze Zeit etwas vorgespielt? Waren wir schon wieder auf sie hereingefallen? Mein Herz schlug schmerzhaft schnell und ich merkte, wie ich meine Hände zu Fäusten ballte.
„Unsere Retter waren nie auf der guten Seite. Es war die ganze Zeit über ANGST. Sie haben uns nur in dem Glauben gelassen und uns benutzt“, antwortete Thomas auf Minhos Frage.
Minho schwang die Beine über die Bettkante, sodass ich sie vor meinem Gesicht baumeln sehen konnte. Er schien Thomas Erklärungen deutlich besser folgen zu können als ich. In meinem Kopf rauschte es nur ziemlich. Ich fühlte mich verraten und fragte mich, wie wir so blind hatten sein können. Vermutlich, weil wir uns so sehr gewünscht hatten frei zu sein, dass wir alle möglichen Hinweise einfach nicht hatten wahrhaben wollen.
„Sag mal, kannst du vielleicht auch in ganzen, verständlichen Sätzen reden, Strunk?“, fragte Minho gereizt. Doch ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nur so hart reagierte, weil er selber geschockt war.
„Und wer ist das überhaupt?“, meldete sich nun auch Jeff zu Wort.
Erst jetzt fiel mir auf, dass neben Thomas noch ein weiterer Junge in unserem Zimmer stand. Er war sehr klein und dünn und hatte dunkelblonde Haare, die ihm in die Stirn hingen.
„Das ist Aris aus der Gruppe B. Er hat mich erst darauf gebracht, dass das alles hier nicht mit rechten Dingen zugeht.“
Aris hob schüchtern eine Hand, während er von uns noch weiterhin kritisch gemustert wurde. Doch ich erinnerte mich langsam daran, dass er mit einigen Mädchen meistens an dem Tisch uns gegenüber gesessen hatte.
„Wie kommst du überhaupt darauf?“, fragte Minho, der inzwischen aufgestanden war und sich mit verschränkten Armen vor Thomas aufbaute. Aris beachtete er dabei überhaupt nicht.
Der Angesprochene atmete einmal tief durch, bevor er uns alle der Reihe nach ansah. „Glaubt mir, ich war genauso geschockt wie ihr gerade und hätte mir auch nichts mehr gewünscht, als dass mein Gefühl mich trügt und Aris unrecht hat. Aber immerhin wissen wir jetzt, woran wir sind und können uns dagegen wehren.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter redete. „Ich erzähle euch alles, was wir gesehen haben, aber dazu sollten wir wahrscheinlich besser die anderen auch mit dazu holen.“
Da stimmte ich Thomas zu. Wir sollten alle zusammen die Lage besprechen und überlegen, wie wir jetzt weiter vorgehen sollten. Und James, Leo, Bratpfanne und Joel waren in dem Zimmer nebenan untergebracht.
„Also willst du jetzt rüber zu den anderen schleichen?“, fragte Alec. „Meinst du, das fällt nicht auf?“
Ich musste ihm recht geben. Auch ich verspürte ein leichtes Ziehen im Magen. Jetzt, wo ich wusste, dass es sich hier um ANGST handelte, fühlte sich das ganze gleich komplett anders an. Wir waren hier gefangen, vermutlich wurden wir auch überwacht. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ANGST es toll finden würde, wenn wir mitten in der Nacht unser Zimmer verließen und eine große Party veranstalteten. Das würde doch sofort auffallen.
Doch Minho schien das ganze nicht so zu sehen. „Unsere Tür ist nicht abgeschlossen, also können wir uns hier ja wohl bewegen, wie wir wollen“, meinte er mit einem Schulterzucken. Dann öffnete er die Tür einen Spalt und steckte seinen Kopf hinaus. „Die Luft ist rein“, flüsterte er und trat aus dem Zimmer.
Ich seufzte und schälte mich ebenfalls aus der Decke, um meinen Freunden hinaus auf den Flur zu folgen. Wir gaben bestimmt ein witziges Bild ab, wie wir so einer nach dem anderen in einer Reihe, leicht geduckt, über den Flur huschten. Wirklich überhaupt nicht auffällig.
Im Nachbarzimmer wachten die anderen vier Lichter gerade auf und schauten sich verwundert um, was diese Versammlung mitten in der Nacht sollte. Da wir nun zu elft hier in dem Zimmer standen, war es ziemlich eng und ich quetschte mich an Alec vorbei, um mich anschließend mit der Schulter gegen eine der Leitern an den Hochbetten zu lehnen. Die anderen Lichter ließen sich entweder auf dem Boden oder den Betten nieder.
„Kann uns vielleicht mal jemand erklären, was das hier werden soll?“, fragte Bratpfanne genervt. Man merkte ihm an, dass er gar nicht erfreut darüber war, aus dem Schlaf gerissen worden zu sein.
Thomas hob abwehrend die Hände. „Wir sind immer noch in den Fängen von ANGST. Ich hatte die ganze Zeit über schon ein komisches Gefühl, aber ich habe es damit abgetan, dass wir das alles hier nicht gewöhnt sind und immer auf uns alleine gestellt waren. Aber als Aris mich dann angesprochen hat, dass er einen Verdacht hat und mir etwas zeigen möchte, bin ich wieder misstrauischer geworden. Wir sind durch die Lüftungsschachte geklettert und konnten so unbemerkt zu anderen Räumen gelangen“, begann er seine Erzählung, die ab und zu von Aris ergänzt wurde. „Und dann sind wir auf ein Labor gestoßen, in dem all diejenigen aus den Labyrinthen lagen, die angeblich weg von hier gebracht wurden. Dabei haben sie das Gebäude nie verlassen, sondern hängen jetzt an irgendwelchen Schläuchen, während ihnen etwas abgenommen wird.“
Ich merkte, wie mir schlecht wurde bei dem Gedanken an die Situation, die Thomas schilderte. Was stellten sie bloß mit ihnen an?
„Und das war noch nicht alles“, fuhr Thomas fort. „Gerade als wir wieder umdrehen wollten, kamen zwei Personen in den Raum und zwar Mr. Janson und Ava Paige.“
„Paige? War das nicht die Frau aus dem Video nach unserer Flucht? Die Anführerin von ANGST?“, ertönte Chucks Stimme aus einer Ecke des Zimmers.
Thomas wandte seinen Blick ihm zu und nickte bedauernd.
„Aber wurde sie nicht erschossen?“ In Chucks Gesicht konnte man sehen, dass er komplett verwirrt und mit der Situation überfordert war. Dabei hatte er am schnellsten von uns begriffen, wer Ava Paige war und wo wir den Namen schonmal gehört hatten. Ich spürte Mitleid in mir aufsteigen. So sehr hatte er gehofft, jetzt endlich in Freiheit zu sein und seine Eltern wieder finden zu können. Und jetzt erfuhr er, dass er weiterhin in diesem Alptraum gefangen war. Gleichzeitig bewunderte ich ihn aber auch dafür, dass er noch nicht aufgegeben hatte, sondern immer weiter kämpfte und dabei auch noch rational blieb. Ich dagegen war gerade nicht dazu in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen und begann auch, mich dafür zu schämen. Wie hatte man mich nur zum zweiten Anführer erklären können? Jeder hier Anwesende war besser dafür geeignet als ich.
„Auch das war wohl nur inszeniert.“ Thomas Stimme klang tonlos. „Wir wurden von vorne bis hinten hereingelegt.“
Ich musste schlucken. Woher sollten wir wissen, was wahr war und was nicht, wenn sich gerade herausstellte, dass scheinbar alles, was wir bis gerade eben angenommen hatten, nur vorgetäuscht war? War überhaupt irgendetwas echt? Die Geschichte mit den Sonneneruptionen und dem Brand? Die Tatsache, dass es noch andere Labyrinthe außer uns gegeben hatte? Ich fühlte mich gerade, noch hilfloser und ausgelieferter als auf der Lichtung.
„Und was jetzt?“, fragte James mit belegter Stimme.
„Wir sollten sehen, dass wir so schnell wie möglich einen Weg hier herausfinden.“ Thomas Stimme klang fest entschlossen.
„Wir konnten hören, was die beiden geredet haben und sie sprachen über eine Organisation, die sich der Rechte Arm nennt. Sie schienen ziemlich besorgt deswegen; scheinbar handelt es sich dabei um eine Widerstandsorganisation, die gegen ANGST arbeitet“, schaltete sich nun auch Aris in das Gespräch ein.
Thomas nickte und fuhr fort. „Vielleicht können wir diese aufsuchen und uns ihr anschließen.“
Minho nickte und erhob sich von Jeffs Bett, auf dem er bis vor kurzem noch gesessen hatte. „Okay, das ist ja alles soweit ein schöner Plan, aber wie wollt ihr erstmal hier weg kommen?“
Das war tatsächlich eine berechtigte Frage. Damit sollten wir uns vermutlich als erstes befassen. Doch plötzlich durchzuckte mich ein anderer Gedanke und ich schlug mir vor die Stirn. Wie hatte ich das nur die ganze Zeit vergessen können. „Emma!“, rief ich aus und sprang nun ebenfalls auf. „Wir können nicht ohne sie gehen!“ Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, was ihr wohl angetan wurde. Wenn wir bei ANGST waren, gab es noch tausend weitere, schlimme Möglichkeiten, was mit ihr war. Und in dem Moment machte mir der Gedanke, dass wir bis jetzt nicht zu ihr hatten dürfen, noch viel mehr Angst, als die ganze Zeit davor. All die beruhigenden Erklärungen, die meine Freunde für ihr Verschwinden bereit gehabt hatten, verpufften von einer auf die andere Sekunde. Dass sie von uns getrennt war, hatte definitiv keinen gut gemeinten Hintergrund. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was für grausamen Experimenten sie Emma möglicherweise unterzogen. Ich spürte, wie mein Herz sich vor Angst verkrampfte und mir plötzlich am ganzen Körper kalt wurde. Wenn sie ihr etwas angetan hatten, würde ich es mir nie verzeihen, dass wir nicht früher nach ihr gesucht hatten.
Thomas nickte und trat zu mir, um mir eine Hand auf die Schulter zu legen. „Ich weiß. Daran habe ich auch schon gedacht. Wir werden sie befreien und mitnehmen.“
„Und wie wollt ihr das bitteschön anstellen?“, fragte James zweifelnd.
„Vielleicht können wir ja wieder die Lüftungsschächte nutzen“, schlug Aris vor.
Doch Bratpfanne hob sofort abwehrend die Hände. „Auf keinen Fall. Da bekommen mich keine zehn Pferde herein. Ich bekomme ja schon in einem Aufzug Platzangst, da glaube ich nicht, dass ich durch so einen Schacht kriechen kann.“
„Wir haben gesehen, dass Janson eine Karte benutzt hat, um die Tür zu öffnen. Vielleicht finden wir morgen beim Essen eine Möglichkeit, sie ihm abzunehmen und dann können wir uns in der Nacht hinausschleichen“, machte Thomas einen anderen Vorschlag.
„Und dann? Woher wissen wir wo wir hier rauskommen? Das Gebäude ist doch sicher riesig“, gab Alec zu bedenken.
„Wir finden den Ausgang dann schon spontan“, meinte Minho. „Was anderes bleibt uns wohl auch nicht übrig oder willst du noch irgendwo einen Gebäudeplan auftreiben?“
Alec verdrehte die Augen, ging aber nicht auf Minhos sarkastischen Kommentar ein.
„Ich denke auch, dass das erstmal ein guter Plan ist“, stimmte ich zu und ließ meinen Blick einmal durch das Zimmer schweifen. „Uns ist die Flucht schonmal gelungen, dann schaffen wir es auch dieses Mal.“ Ich wusste selber nicht so ganz, wo ich meine Zuversicht hernahm, aber vermutlich blieb uns einfach nichts anderes übrig, als positiv zu denken. Denn die andere Alternative war aufzugeben. Und das kam nicht in Frage!
Langsam stimmten alle nach und nach zu und somit war es beschlossene Sache. Zwar war mir auch überhaupt nicht wohl dabei, Emma noch einen weiteren Tag den Fängen von ANGST zu überlassen und würde am liebsten jetzt sofort losstürmen und sie befreien, aber der gerade besprochene Plan war der beste, den wir hatten, und alleine könnte ich jetzt auch nichts ausrichten. Ich wüsste ja noch nicht einmal, wo ich anfangen sollte zu suchen.
Minho schien mein Unbehagen zu merken, denn auf dem Weg zurück in unser eigenes Zimmer legte er mir einen Arm um die Schulter und flüsterte in mein Ohr: „Morgen. Morgen lassen wir dieses verfluchte ANGST endgültig hinter uns!"
Unruhig wälzte ich mich in meinem Bett hin und her. Ich befand mich in einer Art Halbschlaf, in dem ich immer wieder eindöste, aber nicht wirklich tief schlief. Dazu machte ich mir viel zu viele Sorgen. Ein weiterer Tag war vergangen, ohne dass ich Emma gesehen hatte. Diese Tatsache machte mich langsam verrückt. Tagsüber konnten mich meine Freunde noch einigermaßen ablenken, aber in der Nacht kamen all meine Gedanken und Ängste zusammen und kreisten in meinem Kopf wie ein großes Karussell. In meinen Vorstellungen lag Emma auf einer Liege an lauter Geräte angeschlossen, während sie nach wie vor nicht aufgewacht war und um ihr Leben kämpfte. Oder sie war schon längst tot. Stöhnend zog ich mir die Decke bis zur Nase hoch und wünschte mir nichts sehnlicher, als Emma jetzt hier in meinen Armen halten zu können. Dafür würde ich sogar wieder zurück auf die Lichtung gehen, wie ich mit Schrecken feststellen musste.
Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, störte ein lautes Rumpeln die Stille in unserem Zimmer. Mühsam blinzelte ich und öffnete die Augen. Doch bevor ich der Ursache für den Lärm nachgehen konnte, ertönte schon Thomas Stimme. „Los Leute, wacht auf! Wir müssen hier weg!“
Erschrocken von der Warnung in seinen Worten setzte ich mich ruckartig auf und stieß mir dabei den Kopf an dem Lattenrost des Bettes über mir. Minho hatte darauf bestanden, oben zu schlafen, sodass ich mit dem unteren Bett vorlieb genommen hatte. Was mir eigentlich auch ganz recht war.
Auch die anderen Lichter erwachten stöhnend. „Was ist denn los?“, brummte Alec verschlafen.
„Wir sind immer noch bei ANGST.“
Thomas Worte trafen uns alle unerwartet.
„Was?“, fragte Minho verständnislos. Damit brachte er meine Gefühle in dem Moment so ziemlich auf den Punkt. Das konnte nicht sein! Hatten sie uns die ganze Zeit etwas vorgespielt? Waren wir schon wieder auf sie hereingefallen? Mein Herz schlug schmerzhaft schnell und ich merkte, wie ich meine Hände zu Fäusten ballte.
„Unsere Retter waren nie auf der guten Seite. Es war die ganze Zeit über ANGST. Sie haben uns nur in dem Glauben gelassen und uns benutzt“, antwortete Thomas auf Minhos Frage.
Minho schwang die Beine über die Bettkante, sodass ich sie vor meinem Gesicht baumeln sehen konnte. Er schien Thomas Erklärungen deutlich besser folgen zu können als ich. In meinem Kopf rauschte es nur ziemlich. Ich fühlte mich verraten und fragte mich, wie wir so blind hatten sein können. Vermutlich, weil wir uns so sehr gewünscht hatten frei zu sein, dass wir alle möglichen Hinweise einfach nicht hatten wahrhaben wollen.
„Sag mal, kannst du vielleicht auch in ganzen, verständlichen Sätzen reden, Strunk?“, fragte Minho gereizt. Doch ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nur so hart reagierte, weil er selber geschockt war.
„Und wer ist das überhaupt?“, meldete sich nun auch Jeff zu Wort.
Erst jetzt fiel mir auf, dass neben Thomas noch ein weiterer Junge in unserem Zimmer stand. Er war sehr klein und dünn und hatte dunkelblonde Haare, die ihm in die Stirn hingen.
„Das ist Aris aus der Gruppe B. Er hat mich erst darauf gebracht, dass das alles hier nicht mit rechten Dingen zugeht.“
Aris hob schüchtern eine Hand, während er von uns noch weiterhin kritisch gemustert wurde. Doch ich erinnerte mich langsam daran, dass er mit einigen Mädchen meistens an dem Tisch uns gegenüber gesessen hatte.
„Wie kommst du überhaupt darauf?“, fragte Minho, der inzwischen aufgestanden war und sich mit verschränkten Armen vor Thomas aufbaute. Aris beachtete er dabei überhaupt nicht.
Der Angesprochene atmete einmal tief durch, bevor er uns alle der Reihe nach ansah. „Glaubt mir, ich war genauso geschockt wie ihr gerade und hätte mir auch nichts mehr gewünscht, als dass mein Gefühl mich trügt und Aris unrecht hat. Aber immerhin wissen wir jetzt, woran wir sind und können uns dagegen wehren.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter redete. „Ich erzähle euch alles, was wir gesehen haben, aber dazu sollten wir wahrscheinlich besser die anderen auch mit dazu holen.“
Da stimmte ich Thomas zu. Wir sollten alle zusammen die Lage besprechen und überlegen, wie wir jetzt weiter vorgehen sollten. Und James, Leo, Bratpfanne und Joel waren in dem Zimmer nebenan untergebracht.
„Also willst du jetzt rüber zu den anderen schleichen?“, fragte Alec. „Meinst du, das fällt nicht auf?“
Ich musste ihm recht geben. Auch ich verspürte ein leichtes Ziehen im Magen. Jetzt, wo ich wusste, dass es sich hier um ANGST handelte, fühlte sich das ganze gleich komplett anders an. Wir waren hier gefangen, vermutlich wurden wir auch überwacht. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ANGST es toll finden würde, wenn wir mitten in der Nacht unser Zimmer verließen und eine große Party veranstalteten. Das würde doch sofort auffallen.
Doch Minho schien das ganze nicht so zu sehen. „Unsere Tür ist nicht abgeschlossen, also können wir uns hier ja wohl bewegen, wie wir wollen“, meinte er mit einem Schulterzucken. Dann öffnete er die Tür einen Spalt und steckte seinen Kopf hinaus. „Die Luft ist rein“, flüsterte er und trat aus dem Zimmer.
Ich seufzte und schälte mich ebenfalls aus der Decke, um meinen Freunden hinaus auf den Flur zu folgen. Wir gaben bestimmt ein witziges Bild ab, wie wir so einer nach dem anderen in einer Reihe, leicht geduckt, über den Flur huschten. Wirklich überhaupt nicht auffällig.
Im Nachbarzimmer wachten die anderen vier Lichter gerade auf und schauten sich verwundert um, was diese Versammlung mitten in der Nacht sollte. Da wir nun zu elft hier in dem Zimmer standen, war es ziemlich eng und ich quetschte mich an Alec vorbei, um mich anschließend mit der Schulter gegen eine der Leitern an den Hochbetten zu lehnen. Die anderen Lichter ließen sich entweder auf dem Boden oder den Betten nieder.
„Kann uns vielleicht mal jemand erklären, was das hier werden soll?“, fragte Bratpfanne genervt. Man merkte ihm an, dass er gar nicht erfreut darüber war, aus dem Schlaf gerissen worden zu sein.
Thomas hob abwehrend die Hände. „Wir sind immer noch in den Fängen von ANGST. Ich hatte die ganze Zeit über schon ein komisches Gefühl, aber ich habe es damit abgetan, dass wir das alles hier nicht gewöhnt sind und immer auf uns alleine gestellt waren. Aber als Aris mich dann angesprochen hat, dass er einen Verdacht hat und mir etwas zeigen möchte, bin ich wieder misstrauischer geworden. Wir sind durch die Lüftungsschachte geklettert und konnten so unbemerkt zu anderen Räumen gelangen“, begann er seine Erzählung, die ab und zu von Aris ergänzt wurde. „Und dann sind wir auf ein Labor gestoßen, in dem all diejenigen aus den Labyrinthen lagen, die angeblich weg von hier gebracht wurden. Dabei haben sie das Gebäude nie verlassen, sondern hängen jetzt an irgendwelchen Schläuchen, während ihnen etwas abgenommen wird.“
Ich merkte, wie mir schlecht wurde bei dem Gedanken an die Situation, die Thomas schilderte. Was stellten sie bloß mit ihnen an?
„Und das war noch nicht alles“, fuhr Thomas fort. „Gerade als wir wieder umdrehen wollten, kamen zwei Personen in den Raum und zwar Mr. Janson und Ava Paige.“
„Paige? War das nicht die Frau aus dem Video nach unserer Flucht? Die Anführerin von ANGST?“, ertönte Chucks Stimme aus einer Ecke des Zimmers.
Thomas wandte seinen Blick ihm zu und nickte bedauernd.
„Aber wurde sie nicht erschossen?“ In Chucks Gesicht konnte man sehen, dass er komplett verwirrt und mit der Situation überfordert war. Dabei hatte er am schnellsten von uns begriffen, wer Ava Paige war und wo wir den Namen schonmal gehört hatten. Ich spürte Mitleid in mir aufsteigen. So sehr hatte er gehofft, jetzt endlich in Freiheit zu sein und seine Eltern wieder finden zu können. Und jetzt erfuhr er, dass er weiterhin in diesem Alptraum gefangen war. Gleichzeitig bewunderte ich ihn aber auch dafür, dass er noch nicht aufgegeben hatte, sondern immer weiter kämpfte und dabei auch noch rational blieb. Ich dagegen war gerade nicht dazu in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen und begann auch, mich dafür zu schämen. Wie hatte man mich nur zum zweiten Anführer erklären können? Jeder hier Anwesende war besser dafür geeignet als ich.
„Auch das war wohl nur inszeniert.“ Thomas Stimme klang tonlos. „Wir wurden von vorne bis hinten hereingelegt.“
Ich musste schlucken. Woher sollten wir wissen, was wahr war und was nicht, wenn sich gerade herausstellte, dass scheinbar alles, was wir bis gerade eben angenommen hatten, nur vorgetäuscht war? War überhaupt irgendetwas echt? Die Geschichte mit den Sonneneruptionen und dem Brand? Die Tatsache, dass es noch andere Labyrinthe außer uns gegeben hatte? Ich fühlte mich gerade, noch hilfloser und ausgelieferter als auf der Lichtung.
„Und was jetzt?“, fragte James mit belegter Stimme.
„Wir sollten sehen, dass wir so schnell wie möglich einen Weg hier herausfinden.“ Thomas Stimme klang fest entschlossen.
„Wir konnten hören, was die beiden geredet haben und sie sprachen über eine Organisation, die sich der Rechte Arm nennt. Sie schienen ziemlich besorgt deswegen; scheinbar handelt es sich dabei um eine Widerstandsorganisation, die gegen ANGST arbeitet“, schaltete sich nun auch Aris in das Gespräch ein.
Thomas nickte und fuhr fort. „Vielleicht können wir diese aufsuchen und uns ihr anschließen.“
Minho nickte und erhob sich von Jeffs Bett, auf dem er bis vor kurzem noch gesessen hatte. „Okay, das ist ja alles soweit ein schöner Plan, aber wie wollt ihr erstmal hier weg kommen?“
Das war tatsächlich eine berechtigte Frage. Damit sollten wir uns vermutlich als erstes befassen. Doch plötzlich durchzuckte mich ein anderer Gedanke und ich schlug mir vor die Stirn. Wie hatte ich das nur die ganze Zeit vergessen können. „Emma!“, rief ich aus und sprang nun ebenfalls auf. „Wir können nicht ohne sie gehen!“ Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, was ihr wohl angetan wurde. Wenn wir bei ANGST waren, gab es noch tausend weitere, schlimme Möglichkeiten, was mit ihr war. Und in dem Moment machte mir der Gedanke, dass wir bis jetzt nicht zu ihr hatten dürfen, noch viel mehr Angst, als die ganze Zeit davor. All die beruhigenden Erklärungen, die meine Freunde für ihr Verschwinden bereit gehabt hatten, verpufften von einer auf die andere Sekunde. Dass sie von uns getrennt war, hatte definitiv keinen gut gemeinten Hintergrund. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was für grausamen Experimenten sie Emma möglicherweise unterzogen. Ich spürte, wie mein Herz sich vor Angst verkrampfte und mir plötzlich am ganzen Körper kalt wurde. Wenn sie ihr etwas angetan hatten, würde ich es mir nie verzeihen, dass wir nicht früher nach ihr gesucht hatten.
Thomas nickte und trat zu mir, um mir eine Hand auf die Schulter zu legen. „Ich weiß. Daran habe ich auch schon gedacht. Wir werden sie befreien und mitnehmen.“
„Und wie wollt ihr das bitteschön anstellen?“, fragte James zweifelnd.
„Vielleicht können wir ja wieder die Lüftungsschächte nutzen“, schlug Aris vor.
Doch Bratpfanne hob sofort abwehrend die Hände. „Auf keinen Fall. Da bekommen mich keine zehn Pferde herein. Ich bekomme ja schon in einem Aufzug Platzangst, da glaube ich nicht, dass ich durch so einen Schacht kriechen kann.“
„Wir haben gesehen, dass Janson eine Karte benutzt hat, um die Tür zu öffnen. Vielleicht finden wir morgen beim Essen eine Möglichkeit, sie ihm abzunehmen und dann können wir uns in der Nacht hinausschleichen“, machte Thomas einen anderen Vorschlag.
„Und dann? Woher wissen wir wo wir hier rauskommen? Das Gebäude ist doch sicher riesig“, gab Alec zu bedenken.
„Wir finden den Ausgang dann schon spontan“, meinte Minho. „Was anderes bleibt uns wohl auch nicht übrig oder willst du noch irgendwo einen Gebäudeplan auftreiben?“
Alec verdrehte die Augen, ging aber nicht auf Minhos sarkastischen Kommentar ein.
„Ich denke auch, dass das erstmal ein guter Plan ist“, stimmte ich zu und ließ meinen Blick einmal durch das Zimmer schweifen. „Uns ist die Flucht schonmal gelungen, dann schaffen wir es auch dieses Mal.“ Ich wusste selber nicht so ganz, wo ich meine Zuversicht hernahm, aber vermutlich blieb uns einfach nichts anderes übrig, als positiv zu denken. Denn die andere Alternative war aufzugeben. Und das kam nicht in Frage!
Langsam stimmten alle nach und nach zu und somit war es beschlossene Sache. Zwar war mir auch überhaupt nicht wohl dabei, Emma noch einen weiteren Tag den Fängen von ANGST zu überlassen und würde am liebsten jetzt sofort losstürmen und sie befreien, aber der gerade besprochene Plan war der beste, den wir hatten, und alleine könnte ich jetzt auch nichts ausrichten. Ich wüsste ja noch nicht einmal, wo ich anfangen sollte zu suchen.
Minho schien mein Unbehagen zu merken, denn auf dem Weg zurück in unser eigenes Zimmer legte er mir einen Arm um die Schulter und flüsterte in mein Ohr: „Morgen. Morgen lassen wir dieses verfluchte ANGST endgültig hinter uns!"