Maze Runner- Never give up
von Summergirl22
Kurzbeschreibung
Emma kommt als einziges Mädchen unter 50 Jungs auf die Lichtung. Als wäre die Tatsache nicht schon schlimm genug, auf einer Lichtung umgeben von einem Labyrinth eingeschlossen zu sein, misstrauen einige Jungen ihr auch noch, was dem Zusammenhalt der Lichter schadet. Werden sie es trotzdem schaffen, einen Ausgang zu finden? Und was hat es mit Emmas merkwürdigen Träumen auf sich?
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P16 / Het
Alby
Minho
Newt
OC (Own Character)
09.11.2017
05.06.2022
50
96.060
8
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Dieses Kapitel
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16.07.2020
2.109
Ich musste schwer schlucken, als ich auf die Lichtung trat. Das meiste war total verwüstet. Die Tische, an denen wir immer gegessen hatten, waren umgeschmissen und Bratpfannes Küche fast nicht mehr zu erkennen. Das Gebäude, in dem die Hüter geschlafen und sich der Saniraum befunden hatte, war sogar halb abgebrannt. Bei diesem Anblick traten mir die Tränen in die Augen. Alles was die Jungs mühsam errichtet hatten, war nun zerstört.
Newt griff stumm nach meiner Hand und drückte sie leicht. Auch die anderen Lichter, die hinter uns aus dem Gehöft traten, sahen sich entsetzt um. Zusammen mit Newt und Minho lief ich die Lichtung ab, um zu schauen, was uns noch erhalten geblieben war. Doch mit jedem Schritt wurde mein Herz schwerer. Wir mussten hier so schnell wie möglich weg! Wenn die Griewer diese Nacht wiederkommen würden, würde vermutlich nicht mehr viel übrigbleiben. Doch wir konnten nicht fliehen. Nicht solange Thomas ohnmächtig war und wir den zweiten Teil des Codes nicht entschlüsselt hatten. Ich hatte mich inzwischen ein paar Meter von den Jungs entfernt und war so in Gedanken versunken, dass ich plötzlich über etwas stolperte. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mein Gleichgewicht wiederfinden. Ich drehte mich um, um nach dem Übeltäter zu sehen. Doch ich hätte es besser nicht getan. Bevor ich es verhindern konnte, verließ ein panischer Schrei meinen Mund.
„Emma, was ist passiert?“, hörte ich Newts besorgte Stimme und merkte, wie er und Minho angerannt kamen.
Ich wollte mich umdrehen, wegrennen, doch ich konnte den Blick nicht von dem Grauen vor mir abwenden. Übelkeit stieg in mir hoch und ich presste mir die Hand vor den Mund. Minho und Newt hatten mich inzwischen erreicht und aus den Augenwinkeln konnte ich wahrnehmen, dass auch sie blass wurden. Minho reagierte am schnellsten und warf eine der abgerissenen Hängematten über den leblosen Körper. Newt nahm mich an den Schultern und führte mich weg. Doch der Anblick von dem entstellten und zerfetzten Jungen, der fast nicht mehr als Mensch zu erkennen war, hatte sich in meine Netzhaut gebrannt. Abrupt riss ich mich von Newt los und rannte zum Gebüsch, wo ich mich schließlich übergab. Erschöpft ließ ich mich danach auf die Wiese sinken. Newt war mir gefolgt und nahm mich nun kurzerhand in den Arm. Eigentlich fühlte es sich falsch an, dass Newt mich trotz seines eigenen Entsetzens und seiner eigenen Trauer tröstete, doch ich brauchte diese Geste der Geborgenheit gerade. Zitternd schloss ich die Augen und drängte die aufsteigenden Tränen zurück. Stattdessen versuchte ich, mich wieder zu sammeln. Wenn wir flohen, würden sehr wahrscheinlich noch weitere Lichter vor meinen Augen von den Griewern zerfleischt werden und… Mit aller Kraft versuchte ich, die Gedanken daran zu verdrängen. Ich atmete ein paar Mal tief ein und aus und nach einiger Zeit wurde es besser. Vorsichtig löste ich mich aus Newts Umarmung und versuchte mich an einem Lächeln. Doch Newts Gesichtsausdruck nach glich es wohl eher einer Grimasse. Zweifelnd sah er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Es geht wieder“, versuchte ich ihn zu überzeugen. Ablenkung würde mir jetzt wohl am besten tun. Newt sah zwar nicht überzeugt aus, half mir aber auf die Beine und zu dritt machten wir uns auf den Weg zum Kartenraum. Minho hatte beim Anblick der zerstörten Lichtung sofort Sorge bekommen, dass der Kartenraum ebenso zerstört worden war. Das wäre die totale Katastrophe, denn wir brauchten ihn, um hier herauszukommen. Doch als wir ihn erreichten, konnten wir mit Erleichterung feststellen, dass er unberührt geblieben war. Wenigstens etwas positives. Sicherheitshalber kontrollierten wir trotzdem nochmal die Karten, ob alles noch vorhanden war. Minho war bei den Karten des sich unregelmäßig ändernden Labyrinth angekommen, in dem wir einen zweiten Teil des Codes vermuteten und strich gedankenverloren darüber.
„Hoffentlich kann Thomas sich an etwas hilfreiches erinnern, wenn er wieder aufwacht“, brummte er. „Was hat sich der Strunk nur dabei gedacht, sich selbst zu stechen?“
„Es war auf jeden Fall mutig von ihm. Niemand von uns ist je auf die Idee gekommen.“ Newt fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Wir sollten schonmal alles für die Flucht vorbereiten. Wir können hier nicht mehr lange bleiben. Ich fürchte, die Griewer werden wiederkommen. Sobald Thomas wach ist, sollten wir schnellstmöglich verschwinden.“
„Ich frage mich, warum die Griewer gestern Nacht dann eigentlich verschwunden sind“, murmelte Minho.
„Keine Ahnung, vielleicht haben sie bekommen, was sie wollten“, erwiderte Newt tonlos.
Ich warf ihm einen besorgten Blick zu. Doch ehe einer von uns etwas dazu sagen konnte, wechselte Newt das Thema.
„Aber das ist ja jetzt auch egal. Wir sollten uns mit den anderen Strünken besprechen und einen Plan machen, wie wir am besten von hier wegkommen. Am besten wir erleben keine erneute Nacht mit Griewerangriff.“
Kurze Zeit später hatten wir uns alle im Gehöft versammelt, um über die Flucht zu sprechen. Lediglich ein paar Lichter hatten kopfschüttelnd abgelehnt, da sie nicht mit uns kommen wollten. All unsere Versuche, sie zu überreden, hatten nichts gebracht. Natürlich waren auch die anderen nicht vollends überzeugt und hatten Angst vor der anstehenden Flucht. Die meisten von ihnen hatten noch nie einen Fuß in das Labyrinth gesetzt. Mir war auch klar, dass wir nicht nochmal über Minhos und James Zweifel gesprochen hatten, ob dieses Loch, in dem Dinge einfach verschwanden, wirklich der Ausgang war. Es war absolut ungewiss, was uns dort erwartete. Doch was hatten wir schon für eine Wahl? Hier auf der Lichtung waren wir auch nicht mehr sicher. Das war vermutlich auch der Grund, warum die anderen Lichter trotz der Unsicherheit mit von hier fliehen wollten. Wir hatten all unsere Waffen aus dem Versteck geholt und den Bestand überprüft. Nun besprachen wir, wie wir bei der Flucht am besten vorgingen.
„Ich denke, die Läufer sollten vorne laufen. Sie kennen den Weg und merken am ehesten, wenn Gefahr droht. Und die jüngeren und diejenigen, die nicht so gut im Kämpfen sind, sollten in der Mitte laufen“, schlug James vor.
Ich nickte ihm zu. Das war sinnvoll. „Also gut, dann laufen Thomas, James und ich voran. Minho, Leo und Henry bilden den Schluss“, schlug ich vor. Newt wollte gerade den Mund öffnen, um zu protestieren, als Jeff die Tür aufriss.
„Thomas ist aufgewacht.“
Sofort sprangen Newt und ich auf und eilten dem Sanitäter hinterher.
Thomas sah blass und ziemlich fertig aus, doch er saß schon wieder aufrecht im Bett und blickte uns ernst entgegen.
„Thomas“, stieß ich erleichtert aus und ließ mich auf dem Hocker neben dem Bett nieder. Newt blieb hinter mir stehen. Klar hatte ich gewusst, dass wir ein Gegenmittel gegen das Griewergift hatten und es bei Ben ja auch schon funktioniert hatte, aber ich hatte mir trotzdem Sorgen gemacht, dass es bei Thomas aus irgendeinem Grund nicht wirken würde.
„Kannst du dich wieder an etwas erinnern?“, fragte Newt angespannt.
Thomas nickte. „Ja, und einiges wird euch bestimmt nicht gefallen.“
Gespannt sahen wir ihn an.
„Die Schöpfer, die uns hier reingesteckt haben, arbeiten an einem Heilmittel gegen eine Krankheit. Um was für eine Krankheit es sich handelt, kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Aber Tatsache ist, dass das alles hier ein großes Experiment ist und sie uns testen.“
Ein kalter Schauer fuhr mir über den Rücken. Ich hatte zwar schon gewusst, dass wir getestet wurden. Aber aus welchem Grund und in welchem Ausmaß war uns bisher nicht klar gewesen. Versuchskaninchen. Das waren wir also. Sie steckten uns hier rein und brachten uns um, um ein Heilmittel zu finden. Das ergab doch keinen Sinn. Und wie sollte das alles hier überhaupt dafür helfen? Tausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf und mit einem Blick auf die anderen Anwesenden im Raum konnte ich erkennen, dass es ihnen genauso ging.
„Ich habe für sie gearbeitet. Ich war einer von ihnen“, durchbrach Thomas Stimme die entstanden Stille. Dann richtete sich sein Blick auf mich. „Und du ebenso.“
Ich biss mir fest auf die Lippe und nickte. „Ich weiß.“ Dieses Thema war mir immer noch unangenehm, aber Newt hatte seinen Standpunkt dazu klargestellt und daran klammerte ich mich verzweifelt. Er wusste es und war trotzdem noch bei mir. Meine Arbeit bei den Schöpfern war früher, jetzt war ich einer von ihnen. Wenn ich mir das oft genug sagte, konnte ich es vielleicht auch selbst irgendwann glauben. Und jetzt hatte ich jemanden, dem es genauso ging. Thomas sah jedenfalls auch beschämt und von sich selbst entsetzt aus. Doch er sprach schnell wieder weiter.
„Darum weiß ich auch, wie wir hier herauskommen. Ich habe mitgeholfen, das Labyrinth zu errichten. Ich weiß, was der zweite Teil des Codes bedeutet.“
Seine Worte lösten ein Raunen im Raum aus. Thomas wahnwitziger Plan hatte also funktioniert. Ohne ihn hätten wir die Lösung vielleicht noch lange nicht gefunden und hätten Nacht für Nacht weitere Lichter verloren.
„Genial Tommy“, stieß Newt aus und klopfte ihm auf die Schulter. „Wir waren gerade in einer Versammlung über die Planung unserer Flucht. Am besten kommst mit runter, damit alle es hören. Und dann sollten wir unseren Plan schleunigst in die Tat umsetzen. Noch haben wir Zeit, bis die Griewer kommen. Am besten sind wir dann schon hier weg.“
Thomas nickte zustimmend und so machten wir uns schließlich auf den Weg nach unten. Dort herrschte ein ziemliches Durcheinander. Die Aufregung und auch Angst vor der Flucht waren groß, das hatten wir vorher schon gemerkt. Dennoch waren alle hier Anwesenden fest entschlossen, es durchziehen. Denn die Furcht vor einem weiteren Griewerangriff hier auf der Lichtung war auch nicht kleiner. Als Thomas eintrat, unterbrachen die meisten ihre Gespräche. Seine Aktion, sich einen Griewerstachel ins Bein zu rammen, war natürlich nicht unbemerkt geblieben.
Minho kam sofort auf uns zu und sah uns erwartungsvoll an.
„Ich denke, wir haben den letzten Teil, den wir für unseren Plan brauchen“, sagte Newt in die Runde und nickte dann Thomas zu.
Dieser wiederholte nochmal das, was er mir und Newt bereits erzählt hatte, bevor er zum Code überging. „Wenn man die Karten nebeneinanderlegt und die Mauern richtig miteinander verbindet, bekommt man einen Satz heraus. Das ist so eine Art Passwort, das wir brauchen, um hier raus zu kommen.“
Minho erhob sich. „Dann lasst uns dieses Passwort herausfinden.“
Doch Thomas hielt ihn zurück. „Ich weiß schon, wie es lautet. ANGST ist gut.“
Gemurmel wurde laut, das Newt aber schnell wieder abwürgte. „Also gut, dann würde ich sagen, bereiten wir jetzt alles so vor wie besprochen und treffen uns dann in einer halben Stunde an den Toren. Dann verschwinden wir für immer von hier.“
Sofort kam Bewegung in die Lichter und sie strömten aus dem Versammlungsraum. Thomas sah uns an. „Wie sieht der Plan denn aus?“, fragte er.
„Komm mit uns, dich ausrüsten, und dabei erklären wir es dir“, versprach Newt und machte mit diesen Worten einen Schritt Richtung Tür.
Doch ich hielt ihn zurück und sah ihm besorgt ins Gesicht. „Wie geht’s dir?“, fragte ich leise. Vor den ganzen Lichtern zeigte er sich souverän und entschlossen, aber ich merkte ihm an, dass das alles nur Fassade war.
„Alles gut, wir müssen jetzt sehen, dass wir die Neppdeppen hier sicher rausbringen. Das hat oberste Priorität.“ Seine Worte klangen fest, aber er sah mit dabei nicht in die Augen. Es war definitiv nicht alles okay. Ich hoffte, Newt würde seine Zeit zum Trauern und verarbeiten bekommen, sobald wir das hier hinter uns hatten. Ich drückte noch einmal kurz seine Hand und dann verließen wir als letzte den Raum.
Wie besprochen hatten sich alle Lichter eine halbe Stunde später am Westtor versammelt. Ich spürte die Nervosität in jedem meiner Knochen, aber auch ebenso eine positive Aufregung, denn wir würden nun hier rauskommen. Es würde ein harter Kampf um Leben und Tod werden und mir war klar, dass wir es nicht alle schaffen würden, aber dennoch war ich überzeugt davon, dass zumindest einige von uns es in die Freiheit schafften.
„Also, wir werden jetzt da hinaus ins Labyrinth laufen und die Lichtung für immer hinter uns lassen.“ Thomas hatte das Wort ergriffen. Er stand selbstbewusst vor der Gruppe, seinen Speer in der Hand, und sah uns allen entschlossen entgegen. „Wir werden auf Griewer treffen ohne Frage und wir werden auch einige von uns verlieren. Aber wir werden nicht aufgeben, wir werden kämpfen bis zum Schluss, weil wir etwas anderes verdient haben als das hier.“ Er deutete mit seinem Arm auf die Lichtung hinter uns. „Wir sind kein Teil eines Experiments und lassen uns nicht länger hier einsperren. Wir werden da raus gehen und es den Schöpfern zeigen. Wir sind eine Gemeinschaft und zusammen werden wir diesen Kampf schaffen! Wenn wir zusammenhalten, werden wir siegen! Seid ihr bereit?“
Lautes Grölen war die Antwort und ich spürte, wie mich Energie durchströmte. Dann begannen wir loszulaufen. Runter von der Lichtung, rein ins Labyrinth. Auf den Weg in die Freiheit.
Newt griff stumm nach meiner Hand und drückte sie leicht. Auch die anderen Lichter, die hinter uns aus dem Gehöft traten, sahen sich entsetzt um. Zusammen mit Newt und Minho lief ich die Lichtung ab, um zu schauen, was uns noch erhalten geblieben war. Doch mit jedem Schritt wurde mein Herz schwerer. Wir mussten hier so schnell wie möglich weg! Wenn die Griewer diese Nacht wiederkommen würden, würde vermutlich nicht mehr viel übrigbleiben. Doch wir konnten nicht fliehen. Nicht solange Thomas ohnmächtig war und wir den zweiten Teil des Codes nicht entschlüsselt hatten. Ich hatte mich inzwischen ein paar Meter von den Jungs entfernt und war so in Gedanken versunken, dass ich plötzlich über etwas stolperte. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mein Gleichgewicht wiederfinden. Ich drehte mich um, um nach dem Übeltäter zu sehen. Doch ich hätte es besser nicht getan. Bevor ich es verhindern konnte, verließ ein panischer Schrei meinen Mund.
„Emma, was ist passiert?“, hörte ich Newts besorgte Stimme und merkte, wie er und Minho angerannt kamen.
Ich wollte mich umdrehen, wegrennen, doch ich konnte den Blick nicht von dem Grauen vor mir abwenden. Übelkeit stieg in mir hoch und ich presste mir die Hand vor den Mund. Minho und Newt hatten mich inzwischen erreicht und aus den Augenwinkeln konnte ich wahrnehmen, dass auch sie blass wurden. Minho reagierte am schnellsten und warf eine der abgerissenen Hängematten über den leblosen Körper. Newt nahm mich an den Schultern und führte mich weg. Doch der Anblick von dem entstellten und zerfetzten Jungen, der fast nicht mehr als Mensch zu erkennen war, hatte sich in meine Netzhaut gebrannt. Abrupt riss ich mich von Newt los und rannte zum Gebüsch, wo ich mich schließlich übergab. Erschöpft ließ ich mich danach auf die Wiese sinken. Newt war mir gefolgt und nahm mich nun kurzerhand in den Arm. Eigentlich fühlte es sich falsch an, dass Newt mich trotz seines eigenen Entsetzens und seiner eigenen Trauer tröstete, doch ich brauchte diese Geste der Geborgenheit gerade. Zitternd schloss ich die Augen und drängte die aufsteigenden Tränen zurück. Stattdessen versuchte ich, mich wieder zu sammeln. Wenn wir flohen, würden sehr wahrscheinlich noch weitere Lichter vor meinen Augen von den Griewern zerfleischt werden und… Mit aller Kraft versuchte ich, die Gedanken daran zu verdrängen. Ich atmete ein paar Mal tief ein und aus und nach einiger Zeit wurde es besser. Vorsichtig löste ich mich aus Newts Umarmung und versuchte mich an einem Lächeln. Doch Newts Gesichtsausdruck nach glich es wohl eher einer Grimasse. Zweifelnd sah er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Es geht wieder“, versuchte ich ihn zu überzeugen. Ablenkung würde mir jetzt wohl am besten tun. Newt sah zwar nicht überzeugt aus, half mir aber auf die Beine und zu dritt machten wir uns auf den Weg zum Kartenraum. Minho hatte beim Anblick der zerstörten Lichtung sofort Sorge bekommen, dass der Kartenraum ebenso zerstört worden war. Das wäre die totale Katastrophe, denn wir brauchten ihn, um hier herauszukommen. Doch als wir ihn erreichten, konnten wir mit Erleichterung feststellen, dass er unberührt geblieben war. Wenigstens etwas positives. Sicherheitshalber kontrollierten wir trotzdem nochmal die Karten, ob alles noch vorhanden war. Minho war bei den Karten des sich unregelmäßig ändernden Labyrinth angekommen, in dem wir einen zweiten Teil des Codes vermuteten und strich gedankenverloren darüber.
„Hoffentlich kann Thomas sich an etwas hilfreiches erinnern, wenn er wieder aufwacht“, brummte er. „Was hat sich der Strunk nur dabei gedacht, sich selbst zu stechen?“
„Es war auf jeden Fall mutig von ihm. Niemand von uns ist je auf die Idee gekommen.“ Newt fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Wir sollten schonmal alles für die Flucht vorbereiten. Wir können hier nicht mehr lange bleiben. Ich fürchte, die Griewer werden wiederkommen. Sobald Thomas wach ist, sollten wir schnellstmöglich verschwinden.“
„Ich frage mich, warum die Griewer gestern Nacht dann eigentlich verschwunden sind“, murmelte Minho.
„Keine Ahnung, vielleicht haben sie bekommen, was sie wollten“, erwiderte Newt tonlos.
Ich warf ihm einen besorgten Blick zu. Doch ehe einer von uns etwas dazu sagen konnte, wechselte Newt das Thema.
„Aber das ist ja jetzt auch egal. Wir sollten uns mit den anderen Strünken besprechen und einen Plan machen, wie wir am besten von hier wegkommen. Am besten wir erleben keine erneute Nacht mit Griewerangriff.“
Kurze Zeit später hatten wir uns alle im Gehöft versammelt, um über die Flucht zu sprechen. Lediglich ein paar Lichter hatten kopfschüttelnd abgelehnt, da sie nicht mit uns kommen wollten. All unsere Versuche, sie zu überreden, hatten nichts gebracht. Natürlich waren auch die anderen nicht vollends überzeugt und hatten Angst vor der anstehenden Flucht. Die meisten von ihnen hatten noch nie einen Fuß in das Labyrinth gesetzt. Mir war auch klar, dass wir nicht nochmal über Minhos und James Zweifel gesprochen hatten, ob dieses Loch, in dem Dinge einfach verschwanden, wirklich der Ausgang war. Es war absolut ungewiss, was uns dort erwartete. Doch was hatten wir schon für eine Wahl? Hier auf der Lichtung waren wir auch nicht mehr sicher. Das war vermutlich auch der Grund, warum die anderen Lichter trotz der Unsicherheit mit von hier fliehen wollten. Wir hatten all unsere Waffen aus dem Versteck geholt und den Bestand überprüft. Nun besprachen wir, wie wir bei der Flucht am besten vorgingen.
„Ich denke, die Läufer sollten vorne laufen. Sie kennen den Weg und merken am ehesten, wenn Gefahr droht. Und die jüngeren und diejenigen, die nicht so gut im Kämpfen sind, sollten in der Mitte laufen“, schlug James vor.
Ich nickte ihm zu. Das war sinnvoll. „Also gut, dann laufen Thomas, James und ich voran. Minho, Leo und Henry bilden den Schluss“, schlug ich vor. Newt wollte gerade den Mund öffnen, um zu protestieren, als Jeff die Tür aufriss.
„Thomas ist aufgewacht.“
Sofort sprangen Newt und ich auf und eilten dem Sanitäter hinterher.
Thomas sah blass und ziemlich fertig aus, doch er saß schon wieder aufrecht im Bett und blickte uns ernst entgegen.
„Thomas“, stieß ich erleichtert aus und ließ mich auf dem Hocker neben dem Bett nieder. Newt blieb hinter mir stehen. Klar hatte ich gewusst, dass wir ein Gegenmittel gegen das Griewergift hatten und es bei Ben ja auch schon funktioniert hatte, aber ich hatte mir trotzdem Sorgen gemacht, dass es bei Thomas aus irgendeinem Grund nicht wirken würde.
„Kannst du dich wieder an etwas erinnern?“, fragte Newt angespannt.
Thomas nickte. „Ja, und einiges wird euch bestimmt nicht gefallen.“
Gespannt sahen wir ihn an.
„Die Schöpfer, die uns hier reingesteckt haben, arbeiten an einem Heilmittel gegen eine Krankheit. Um was für eine Krankheit es sich handelt, kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Aber Tatsache ist, dass das alles hier ein großes Experiment ist und sie uns testen.“
Ein kalter Schauer fuhr mir über den Rücken. Ich hatte zwar schon gewusst, dass wir getestet wurden. Aber aus welchem Grund und in welchem Ausmaß war uns bisher nicht klar gewesen. Versuchskaninchen. Das waren wir also. Sie steckten uns hier rein und brachten uns um, um ein Heilmittel zu finden. Das ergab doch keinen Sinn. Und wie sollte das alles hier überhaupt dafür helfen? Tausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf und mit einem Blick auf die anderen Anwesenden im Raum konnte ich erkennen, dass es ihnen genauso ging.
„Ich habe für sie gearbeitet. Ich war einer von ihnen“, durchbrach Thomas Stimme die entstanden Stille. Dann richtete sich sein Blick auf mich. „Und du ebenso.“
Ich biss mir fest auf die Lippe und nickte. „Ich weiß.“ Dieses Thema war mir immer noch unangenehm, aber Newt hatte seinen Standpunkt dazu klargestellt und daran klammerte ich mich verzweifelt. Er wusste es und war trotzdem noch bei mir. Meine Arbeit bei den Schöpfern war früher, jetzt war ich einer von ihnen. Wenn ich mir das oft genug sagte, konnte ich es vielleicht auch selbst irgendwann glauben. Und jetzt hatte ich jemanden, dem es genauso ging. Thomas sah jedenfalls auch beschämt und von sich selbst entsetzt aus. Doch er sprach schnell wieder weiter.
„Darum weiß ich auch, wie wir hier herauskommen. Ich habe mitgeholfen, das Labyrinth zu errichten. Ich weiß, was der zweite Teil des Codes bedeutet.“
Seine Worte lösten ein Raunen im Raum aus. Thomas wahnwitziger Plan hatte also funktioniert. Ohne ihn hätten wir die Lösung vielleicht noch lange nicht gefunden und hätten Nacht für Nacht weitere Lichter verloren.
„Genial Tommy“, stieß Newt aus und klopfte ihm auf die Schulter. „Wir waren gerade in einer Versammlung über die Planung unserer Flucht. Am besten kommst mit runter, damit alle es hören. Und dann sollten wir unseren Plan schleunigst in die Tat umsetzen. Noch haben wir Zeit, bis die Griewer kommen. Am besten sind wir dann schon hier weg.“
Thomas nickte zustimmend und so machten wir uns schließlich auf den Weg nach unten. Dort herrschte ein ziemliches Durcheinander. Die Aufregung und auch Angst vor der Flucht waren groß, das hatten wir vorher schon gemerkt. Dennoch waren alle hier Anwesenden fest entschlossen, es durchziehen. Denn die Furcht vor einem weiteren Griewerangriff hier auf der Lichtung war auch nicht kleiner. Als Thomas eintrat, unterbrachen die meisten ihre Gespräche. Seine Aktion, sich einen Griewerstachel ins Bein zu rammen, war natürlich nicht unbemerkt geblieben.
Minho kam sofort auf uns zu und sah uns erwartungsvoll an.
„Ich denke, wir haben den letzten Teil, den wir für unseren Plan brauchen“, sagte Newt in die Runde und nickte dann Thomas zu.
Dieser wiederholte nochmal das, was er mir und Newt bereits erzählt hatte, bevor er zum Code überging. „Wenn man die Karten nebeneinanderlegt und die Mauern richtig miteinander verbindet, bekommt man einen Satz heraus. Das ist so eine Art Passwort, das wir brauchen, um hier raus zu kommen.“
Minho erhob sich. „Dann lasst uns dieses Passwort herausfinden.“
Doch Thomas hielt ihn zurück. „Ich weiß schon, wie es lautet. ANGST ist gut.“
Gemurmel wurde laut, das Newt aber schnell wieder abwürgte. „Also gut, dann würde ich sagen, bereiten wir jetzt alles so vor wie besprochen und treffen uns dann in einer halben Stunde an den Toren. Dann verschwinden wir für immer von hier.“
Sofort kam Bewegung in die Lichter und sie strömten aus dem Versammlungsraum. Thomas sah uns an. „Wie sieht der Plan denn aus?“, fragte er.
„Komm mit uns, dich ausrüsten, und dabei erklären wir es dir“, versprach Newt und machte mit diesen Worten einen Schritt Richtung Tür.
Doch ich hielt ihn zurück und sah ihm besorgt ins Gesicht. „Wie geht’s dir?“, fragte ich leise. Vor den ganzen Lichtern zeigte er sich souverän und entschlossen, aber ich merkte ihm an, dass das alles nur Fassade war.
„Alles gut, wir müssen jetzt sehen, dass wir die Neppdeppen hier sicher rausbringen. Das hat oberste Priorität.“ Seine Worte klangen fest, aber er sah mit dabei nicht in die Augen. Es war definitiv nicht alles okay. Ich hoffte, Newt würde seine Zeit zum Trauern und verarbeiten bekommen, sobald wir das hier hinter uns hatten. Ich drückte noch einmal kurz seine Hand und dann verließen wir als letzte den Raum.
Wie besprochen hatten sich alle Lichter eine halbe Stunde später am Westtor versammelt. Ich spürte die Nervosität in jedem meiner Knochen, aber auch ebenso eine positive Aufregung, denn wir würden nun hier rauskommen. Es würde ein harter Kampf um Leben und Tod werden und mir war klar, dass wir es nicht alle schaffen würden, aber dennoch war ich überzeugt davon, dass zumindest einige von uns es in die Freiheit schafften.
„Also, wir werden jetzt da hinaus ins Labyrinth laufen und die Lichtung für immer hinter uns lassen.“ Thomas hatte das Wort ergriffen. Er stand selbstbewusst vor der Gruppe, seinen Speer in der Hand, und sah uns allen entschlossen entgegen. „Wir werden auf Griewer treffen ohne Frage und wir werden auch einige von uns verlieren. Aber wir werden nicht aufgeben, wir werden kämpfen bis zum Schluss, weil wir etwas anderes verdient haben als das hier.“ Er deutete mit seinem Arm auf die Lichtung hinter uns. „Wir sind kein Teil eines Experiments und lassen uns nicht länger hier einsperren. Wir werden da raus gehen und es den Schöpfern zeigen. Wir sind eine Gemeinschaft und zusammen werden wir diesen Kampf schaffen! Wenn wir zusammenhalten, werden wir siegen! Seid ihr bereit?“
Lautes Grölen war die Antwort und ich spürte, wie mich Energie durchströmte. Dann begannen wir loszulaufen. Runter von der Lichtung, rein ins Labyrinth. Auf den Weg in die Freiheit.