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Trust no B**ch! Or maybe we should?

von Skairippa
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Schmerz/Trost / P16 / MaleSlash
Alex Vause Carrie "Boo" Black Galina "Red" Reznikov OC (Own Character) Piper Chapman Stella Carlin
13.09.2017
13.09.2017
1
2.140
2
Alle Kapitel
2 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
 
 
13.09.2017 2.140
 
Heyho,
die Idee für die Geschichte kam mir relativ spontan. Dafür dass Stella Carlin relativ wichtig für Pipers Entwicklung ist, wurde sie in der Serie bis zu meinem jetzigen Stand (S4 E6) recht kurz gezeigt. Also wollte ich ihren Charakter was mehr in den Mittelpunkt setzen, ich finde sie ist ein unheimlich interessanter Charakter. Also mal mehr von ihr statt den übrigen Verdächtigen.
Kritik ist erwünscht, über Reviews und Kommis würde ich mich freuen.
Hoffe es gefällt, viel Spaß beim Lesen :)
Ps: Kapitel werden wahrscheinlich wöchentlich/14-tägig hochgeladen.



Prolog: Call me Quinn. Harley Quinn
"Fertig, genau zur Initiation."
Ich spürte, wie sie aufstand und drehte meinen Kopf in ihre Richtung, um meinen Blick sanft über sie schweifen zu lassen. In dem dämmrigen Licht, welches von dutzenden Kerzen ausgestrahlt wurde, wirkte ihre Haut samtgolden, die unzähligen Narben, die beinahe jeden Zentimeter davon bedeckten, verloren ihre Härte. Sie legte ihre Nadel beiseite und räumte ihre Materialien zusammen, noch immer lächelnd, wenn auch ihre Augen traurig auf die tintenbefleckten Latexhandschuhe, die sie geistesverloren abgestreift hatte.
Vorsichtig wechselte ich meine Position, sodass ich auf meine Seite lag, und stützte mich auf meinen Arm. Ich seufzte leise - teils aus Schmerz, teils aus der altbekannten Diskussion, die wieder aufkommen würde.
"Du weißt, ich habe keine andere Wahl...", murmelte ich genervt. Ihre einzige Reaktion auf meine Worte war ein abfälliges Schulterzucken, ehe sie ihren Koffer schloss und sich gegen den Tisch lehnte. Ein erneutes Seufzen meinerseits. Meine komplette Rückenpartie brannte und ehrlicherweise musste ich zugeben, dass ich mir um andere Sachen Gedanken machen musste. Langsam setzte ich mich auf und deutete ihr, zu mir zu kommen.
Etwas widerwillig folgte sie meiner Bitte. Direkt vor mir blieb sie stehen und blickte mich stumm an. Sie war einfach so wunderschön. Ihre langen, gewellten Haare, die im Kerzenschein rot glühten, ihre unergründlichen tiefblauen Augen, die hohen Wangenknochen, ihr schlanker Körperbau und selbst ihre Narben. Sie war einfach unfassbar perfekt. Sanft zog ich sie an mich, um sie kurz aber bestimmt zu küssen.
Ein ehrliches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich wieder von mir löste und sie mich aufzog: "Willst du es denn nicht sehen?"
Ohne Worte stand ich schließlich auf und ging zu dem lebensgroßen Spiegel, um das fertige Meisterwerk zu betrachten. Ich kam nicht umhin, ihr Talent zu bewundern und sie darum auch zu beneiden. Sie hatte einen Job, bei dem ausschließlich Tinte an ihren Händen klebte - im Gegensatz zu mir.

Das Zufallen der Autotür riss mich aus meinen vergangenen Tagträumen und ich sah auf. Mein alter Wärter Jones saß neben mir und grinste abfällig: "Anschnallen Quinn." Es ließ mich kalt. Unter anderen Umständen hätte mich die Nervosität des unerfahrenen, jungen Beamten, der auf dem Beifahrersitz saß und mit zittrigen Händen an seiner Uniform fummelte, vielleicht belustigt, doch nach acht beschissenen Jahren im Hochsicherheitstrakt wollte ich einfach nur einen kleinen Moment im Freien genießen, mir die Illusion von ein wenig Freiheit gewähren, ehe ich schon wieder in die nächste Zelle gesteckt wurde.
Als der Van sich schließlich in Bewegung setzte, fing ich den Blick der Fahrerin durch den Rückspiegel auf. Ein leichtes Lächeln lag auf ihrem Gesicht, während sie mich anblickte und versuchte, die angespannte und stille Atmosphäre zu lockern. Sicherlich war ihr ebenfalls das schlechte Verhalten der Wache neben ihr aufgefallen.
"Also die verrückte Doktorin kommt nach Litchfield, he? Also du weißt schon, Quinn. Die Durchgeknallte aus dieser Fledermausmann-Serie. Ich meine, siehst nicht aus wie diese magersüchtige Zeichentrick-Vorlage. Weißt schon, die hatte so blonde Haare und so komische Anzüge."
Ich musterte sie schweigend. Ich kannte Frauen wie sie. Obwohl ihre Zähne aussahen wie neu - ihr Anblick sprach für das Leben oder die Konsequenzen eines Junkies. Ihre Haare waren platt und wirr, was letzten Endes wahrscheinlich auch am schlechten Haarschnitt lag. Grässliche Frisur, sie betonte nur noch mehr ihre immer noch leicht eingefallenes Gesicht, die fleckige Haut und ihre toten Augen. In der übergroßen Sweatshirtjacke wirkte sie dünner und ausgemergelter als sie meiner Meinung nach wirklich war. Auch ihr Verhalten erinnerte mich stark an die ganzen Süchtigen, derer ich mich früher angenommen hatte. Sie rümpfte die Nase und wischte sich mit dem Ärmel darüber während ihr Blick unruhig von mir zur Straße und zurück wanderte.
"Bis' wohl nich' die Gesprächigste, was? Na ja auch egal. Is' hier sowieso besser. 'S gibt nich' Freiheit für uns."
Schulterzuckend schlich sich ein resignierter Ton in ihre nuschelnde Stimme und sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Straße zu, die vor uns lag. Ich schnaubte amüsiert und lächelte herablassend.
"Ihr kennt keine Freiheit, ihr seid Ratten im Leben da draußen und nichts anderes als die Sklaven von irgendwelchem Stoff, wegen dem ihr euch freiwillig an hohe Tiere kettet und an ihren dreckigen Resten labt, vollkommen würdelos und charakterschwach existieren Leute wie du nur wegen der Nachsicht von Leuten wie mir. Weil ihr den Dreck an unseren Händen nicht wert seid.", spuckte ich aus und mein Grinsen wurde breiter. Ich verachtete Menschen wie sie, ich kannte sie alle. Denn sie waren alle gleich. Armselig, schwach, ohne Rückgrat. Sie waren für nichts gut, außer zur Belustigung.
Wütend starrte sie mich wieder an und zischte: "Häls' dich wohl für was besseres. Aber hier bisse genauso Abschaum wie ich. Das ändert nichs für die."
Dabei zeigte sie auf die Wachen und blickte wieder nach vorne. Ich schüttelte leicht den Kopf und mein Lächeln wurde breiter. Dieser kleine Junkie...
Die Sonne brach zwischen den Wolken hervor, ihre hellen Strahlen fielen in den Van und blendeten mich. Ich kniff die Augen zusammen und meine Gedanken schweiften ab. Der gleiche helle Schein wie in jener Nacht vor acht Jahren...

Mit mörderischer Ruhe kippte ich den letzten Tropfen Benzin aus und schmiss den Kanister achtlos in die Ecke des Raumes. Leise summend drehte ich mich um und schlenderte die Gänge entlang, vorbei an den vergoldeten überteuerten Ölgemälde , über die uralten Perserteppiche, sorgsam den toten Körpern ausweichend, bis hin zu dem Zentrum der Villa, das riesige penibel gepflegte Gewächshaus.
Kalt lächelnd trat ich durch den Eingang und über die zersplitterten Scheiben. Meine Boots knirschten mit jedem Schritt, den ich machte. Ohne Eile schweifte mein Blick über die zahlreichen Blumen, Sträucher und Bäume. Buchsbäumchen neben Rosensträuchern, Narzissen und Osterglocken, Weidenbäumchen unter denen Tulpen wuchsen und etliche andere Sorten an Flora.
Vor dem aufgetürmten Berg aus Kanistern in der Mitte des Gartens blieb ich stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Drei grimmige Augenpaare funkelten mich hasserfüllt an - nicht, dass es mich kümmerte. Immer noch lächelnd konzentrierte ich mich auf den älteren Mann in der Mitte. Sein früher schwarzes Haar war beinahe weiß und schütter geworden, sein Gesicht von der Zeit durch Falten gezeichnet. Doch immer noch waren seine Haare ordentlich nach hinten gekämmt, der Bart in Form geschnitten und der Anzug makellos und ohne Falten. Wladimir.
"Wladi, es ist mir eine Ehre, Sie endlich persönlich zu treffen. Ich muss sagen, Sie leben wirklich wie ein Zar in dieser wunderschönen, wunderschönen Villa. Oh und dieser Garten... ein unheimlich schöner Garten. Ich habe gehört, Sie pflegen ihn sogar selbst."
Langsam ging ich bei diesen Worten zu einem kleinen Beet, das rundherum um einen kleinen Springbrunnen verlief. Filigrane Meerjungfrauen aus Marmor badeten in dem seichten Wasser, das von Becken zu Becken plätscherte. Weiße Lilien wuchsen in der feuchten Erde. Mit grausamer Stimme fuhr ich fort: "Diese weißen Lilien, die gefallen mir besonders gut. So rein, so zart. Aber das wissen Sie ja. Ich liebe Lilien..."
Ein Bild blitzte vor mir auf. Eine weiße Lilie im Nacken tättowiert, von roten Haarwellen verdeckt.
Hass stieg in mir auf, griff mit glühend heißen Finger nach meinem Herz. In meinen Ohren rauschte es, als ich mich wieder umdrehte - nicht ohne eine Blüte gepflückt zu haben - und mich wieder Wladimir zu zuwenden. Ich konnte es nicht verbergen... nicht mehr. Ich beugte mich zu ihm, so dicht an sein Gesicht, dass ich den Vodka in seinem Atem riechen konnte. Hass traf auf Hass. Nur für ihn bestimmt flüsterte ich: "Sie ließen uns beibringen, kalt zu töten. Keine Gefühle, das ist Business."
Ich stand wieder auf und stiefelte zurück, sorgsam darauf bedacht, die Linie aus Zündpulver nicht zu zerstören. Am Eingang blickte ich nochmal kurz zurück und fügte hinzu: "In dieser ganzen Emotionslosigkeit und Kälte fehlt ein wenig Wärme, findet Ihr nicht? Und Rache kann so schön brennen." Ich zwang mich zu lachen - ein hartes, trockenes Lachen, welches in Verzweiflung umschlug. Als ich das Feuerzeug fallen ließ, weit genug entfernt, um einen schönen Ausblick zu haben, flossen Tränen über mein Gesicht. Ich lachte und weinte gleichzeitig. Sie war tot. Sie war tot. Doch sie waren jetzt auch tot. Sie brannten in der Hölle, wie ich es auch würde, wenn meine Zeit kam.
Doch nicht heute.
Innerlich zerbrochen starrte ich auf die gierigen Flammen, die hoch aufloderten, Funken sprühend und zischend. Ihre Hitze, die bis zu meinem Standort reichten, war schon beinahe tröstlich.
Ich fischte aus meiner Tasche meine Schachtel und zog eine Zigarette hinaus. Ich griff nach meinem Zippo und zündete sie an. Tief inhalierte ich einen Zug, ehe ich den Kopf in den Nacken legte und in den Nachthimmel starrte. Als ich langsam den weißen Rauch wieder ausstieß, schien sich der Cocktail aus Emotionen einen Weg an die Luft mit zu bahnen. Wie eine Irre fing ich an, zu kichern. Es war absurd. Verdammt lächerlich.
Wahnsinnig kichernd ließ ich mich schließlich auf die leere Straße fallen und wartete. In der Ferne durchschnitt bereits die erste Sirene die Stille...

"Quinn, rechte Seite dritte Bucht.", bellte der Wachmann und verzog sich rasch wieder in das Wächterbüro am Kopf des Schlafsaal - bei dem Betreten des Saals waren seine Kollegen mit einer Schachtel Donut zu sehen gewesen, diese Nascherei wollte er anscheinend nicht verpassen. Sollte mir nur recht sein.
Ohne Eile machte ich mich auf den Weg zu meiner neuen Bucht, hier lief so einiges anders als im Hochsicherheitstrakt wie ich nicht umhin kam zu bemerken. Keine Einzelzelle, nur schulterhohe Mäuerchen trennten die Buchten voneinander. Und fast alle Augenpaare richteten sich auf mich, neugierig und abschätzend wurde ich von Frauen gemustert, von denen fast alle ausschließlich weiß waren. Anscheinend wurde hier nach Nationalität getrennt. Interessierte mich nicht.
Ich hoffte, ich teilte meine Bucht nicht mit einer anderen Insassin - die Chancen standen gut, es war die einzige Bucht, aus der mir kein Augenpaar entgegen starrte - doch als ich sie betrat, wurde mir klar warum. Zwei Frauen saßen auf dem einen Bett, tief versunken in einen Kuss. Die eine war ein ziemlich unauffälliges Ding, eine klassische Schönheit, aber langweilig. Blonde glatte Haare bis zu den Schultern, ein schlanker Körperbau, nicht sonderlich ausgeprägt. Die andere Frau hingegen wirkte interessant. Ihre braunen Haare waren kurz rasiert und wo ich auch hinschaute, konnte ich Tattoos erkennen.
Ich setzte mich auf das freie Bett und grinste anzüglich. Was sie wohl von meinem halten würde?
Die beiden lösten sich voneinander, Blondchen schien mich zuerst gar nicht zu bemerken, verzückt lächelnd starrte sie ihre Gegenüber an, die allerdings wandte ihren Kopf zu mir und betrachtete mich kalt.
"Oh mein Gott...", flüsterte die Blondine und stand verlegen auf, murmelte irgendeine Entschuldigung und verschwand hochroten Kopfes. Ich lehnte mich zurück und konnte mein Grinsen nicht verkneifen. Schien hier auf jeden Fall aufregender zu sein als in der Hochsicherheit. Gefiel mir. Vielleicht.
"Tut mir fast schon Leid, deine Romanze unterbrochen zu haben. Donuts für die Wärter, Kino für die Insassen, gefällt mir." lachte ich und legte mich schließlich auf den Rücken. Die Braunhaarige starrte mich undefinierbar an, bevor sie eine Augenbraue hochzog - was mich beinahe neidisch machte, ich hätte es auch gerne gekonnt - und erwiderte: "Kommt jetzt die "Ihr habt es gut, ich hatte es schlimm"-Nummer von einem armen weißen Mädchen?"
Ihr Humor gefiel mir. Mein erster Eindruck täuschte also nicht. Und diese Tattoos, wirklich originell. Nicht so wie die Schwarzhaarige mit Brille, die damit aussah wie eine Sekretärin und ein Rosentattoo auf ihrer Schulter trug. Nett anzusehen, aber man sah es recht häufig, auch wenn es ihr - zugegeben - stand.
"Nein. Hochsicherheit. Nicht schlimm, nur langweilig, Irgendwann fängt man an sich Kakerlaken oder Ratten zu trainieren, für Zigarettentransport oder als Therapeuten. Wenn man denen kleine Brillen bastelt, sehen die echt tiefgründig aus."
Ein kleines Lächeln überspielte ihr Gesicht, als sie sich schließlich erhob und einen Moment kurz an meinem Bett stehen blieb. "Carlin." war alles was sie sagte. Ich erwiderte das Lächeln kurz, ehe ich antwortete: "Quinn."
Ihr Lächeln wurde breiter beim Fallen meines Spitznamens, wie ich sah, erkannte sie also die Parallelen. Sie zwinkerte mir zu und verließ die Bucht. Für wenige Augenblicke sah ich ihr nach, ehe ich seufzte und die Augen schloss.
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