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Blind Eye

von Jojohawu
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Tragödie / P16 / Gen
19.08.2017
21.11.2017
17
15.480
2
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19.08.2017 1.895
 
Vergangenheit

Lost Hope’s Stead ist ein kleines Gebiet in der Prärie. Zumindest verglichen zu der Größe der ganzen Region, westlich des Mississippi. Es ist ein staubiger Teil dessen einzige Vegetation aus Kakteen und einigen Bäumen bestand. Ab und zu entdeckte man auch einen Strauch, wenn man Glück hatte. Nicht nur das. Es herrschte praktisch immer glühende Hitze aufgrund der immer scheinenden Sonne. Wahrscheinlich der Hauptgrund für den staubigen Boden und die sterbenden Leuten in diesem Gebiet. Verglichen zu anderen Gebieten in dieser Region, war Lost Hope’s Stead nämlich eines der, mit den höchsten Sterberaten. Nicht nur wegen unvorbereiteten Wanderern, die nicht genug Wasser dabei hatten und einen Hitzeschlag bekamen, sondern auch aufgrund von giftigen Schlangen, anderen wilden Tieren und Indianern, die dort ihr Unwesen trieben. Regelmäßig griffen diese Viehtreiber und Reisende an. Und das mit hohen Verlustzahlen.
Trotz der Gefahren und Nachteile die diese Region baten, siedelten dort Europäer. Genauer genommen Engländer. Überall über das Gebiet verstreut besaßen sie kleine Farmen und Ländereien, welche hauptsächlich der Viehzucht dienten. Sie ignorierten die Warnungen der Indianer, dass sie verschwinden sollten und es dauerte nicht lange bis im Ganzen Westen der USA Kämpfe zwischen Pionieren und Indianern aufkeimten. So beginnt auch diese Geschichte auf einer dieser Farmen mitten in Lost Hope’s Stead.
Dort lebten Scott und Matthew Johnson. Zwei Brüder, wobei Scott mit acht Jahren, der ältere war.  Und auch wenn Matthew nur ein Jahr jünger war, war Scott physisch bedeutend weiter entwickelt und etwas größer. Ansonsten sahen sie sich jedoch verblüffend ähnlich, obwohl sie das tatsächlich nicht waren. Scott war ein Träumer, der andauernd irgendwo rumgammelte und in den Himmel starrte. Matthew hingegen, war schnell von den Geschichten ihres Vaters gelangweilt, die er ihnen immer erzählte. Er begeisterte sich kaum für etwas und wenn dann nur kurz. Dass er so war brachte ihm einen Vorteil gegenüber Scott, denn er erkannte früh, wie die Welt wirklich tickte. Da er nicht viel sprach, vermutete dies jedoch niemand von ihm und er blieb immer still schweigend im Hintergrund, während Scott sich in den Vordergrund drängte. Er sah in jedem nur das Gute und durchschaute nicht, was ihr Vater den lieben langen Tag machte, nämlich Indianer ausrotten. Trotz allem war Scott nicht dumm. Er war begabt in allem was ihr Vater ihnen zeigte und verstand wie man überlebte. Trotz der Unterschiede zwischen den Beiden, kamen sie immer gut miteinander aus und stritten sich nur selten.
Und so kam es, dass die Beiden auch in einem Zimmer, in dem großen Holzhaus ihrer Farm, schliefen. Das Zimmer war komplett mit Holz verkleidet und auf dem Boden lag ein moosgrüner Teppich, der den Raum etwas Abwechslung verlieh. An zwei Enden des Zimmers stand jeweils ein Bett. In einem davon schlief Matthew und im anderen hatte Scott sich auf den Rücken gelegt, die Hände hinterm Kopf gefaltet und starrte zufrieden an die Decke des Raumes. „Matt.“ Flüsterte er leise, doch er reagierte nicht. Er hatte sich auf seiner Matratze zusammengerollt und die Decke unter seinem Arm, doch er hatte gehört, was Scott gesagt hatte. Er ignorierte ihn, denn er hoffte Scott würde nachlassen. Doch das tat er nicht. „Matt.“ Sagte er diesmal lauter, jedoch noch flüsternd. „Was?“ fragte er schließlich müde und genervt von seinem Bruder. „Ich kann nicht schlafen.“ Sagte Scott und drehte seinen Kopf auf die Seite um zu Matthew zu schauen, welcher von ihm abgewandt war. „Ich auch nicht.“ Sagte er. Scott schaute auf. „Wirklich? Wieso?“ fragte er überrascht. Matt setzte sich ebenfalls auf und rieb seine Augen. „Wegen dir.“ Sagte er und ließ sich wieder auf den Rücken fallen um dann eingeschnappt seine Decke über den Kopf zu ziehen. Scott verdrehte die Augen und seufzte, als er aus der Ferne plötzlich ein leises Geräusch hörte. Es war ein ruhiges Pfeifen. Scott schaute zum Fenster. Alles war dunkel auf der Farm, und zu erkennen waren nur die Silhouetten der Bäume und anderen Häuser. „Hast du das gehört?“ fragte Scott aufgeregt. Er war neugierig und stand auf. Matt verdrehte nur seine Augen unter der Decke und seufzte. „Es war ein Vogel.“ Sagte er etwas gereizt. Das Pfeifen hatte sich tatsächlich etwas wie ein Vogel angehört, doch Scott gab sich damit nicht zufrieden und drückte seine Stirn gegen das Fenster. In der Ferne sah er den Mann, der Nachtwache schob. Noch kurz betrachtete Scott die nächtliche Ruhe, die durch nichts in der Welt gestört werden konnte. Zumindest dachte Scott das. Ein lauter Knall riss ihn aus seinem Traum und brachte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Zeitgleich mit dem lauten Geräusch fiel die Nachtwache zu Boden und bewegte sich nicht mehr. Der Mann lag leblos am Boden.
Scott wich vom Fenster zurück und stolperte dabei. Er fiel auf seinen Po und rutschte noch ein kleines Stück vom Fenster weg. Mit dem lauten Geräusch war auch Matthew wieder komplett wach und hatte die Decke von seinem Kopf gezogen. „Was hast du gesehen, Scott?“ fragte er aufgeregt. Er wusste nicht was gerade passiert war. Doch Scott wusste es auch nicht so genau. Plötzlich fiel es ihm schwer zu atmen, er wirkte erschöpft. „Zieh dich an.“ Sagte Scott auffordernd und stand auf. Matt stellte nicht viele Fragen und stand auf. Seine nackten Füße patschten über die Holzdielen und auch Scott stand auf und zog sich etwas über. Nicht lange nachdem dies passiert war, begannen auch die anderen Farmbewohner zu schießen. Außerhalb des Hauses, auf dem Hof der Farm, fand ein blutiger Kampf statt und auch wenn sie es nicht sahen, so hörten und spürten sie den Tod vieler Menschen. Plötzlich öffnete sich die Tür zu Matts und Scotts Zimmer und kurz schreckten die Beiden auf. Es war ihre Mutter. „Mum!“ rief Matt verwundert. Sie winkte die Beiden zu sich ran. Ihre Bewegungen waren hektisch, denn sie hatte offensichtlich Angst. „Kommt schnell, wir müssen weg.“ Scott und Matt gingen vor ihrer Mutter aus dem Zimmer, das in den Flur reichte.
Sie schob die Beiden förmlich zur Hintertür, jedoch konnte Scott noch einen Blick zur Vordertür erhaschen, wo ihr Vater stand und gerade die Tür aufdrücken wollte. „Dad!“ rief Scott und er hielt inne. In seiner Hand ruhte ein doppelläufiges Gewehr und auf seinem Kopf lag der Stetson, der ihn normalerweise vor der Sonne schützte. Er drehte sich um und blickte mit weit geöffneten Augen zurück. Scott ging an seiner Mutter vorbei. Sie wollte ihn am Arm packen und mitnehmen, doch er drängte sich schnell durch zu seinem Vater. Er stellte sich vor ihn und blickte nur hoch zu ihm, ohne etwas zu sagen. Tränen schossen Scott in die Augen und er schob seine Unterlippe nach vorne. Er versuchte deutlich es zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht wirklich. Sein Vater bemerkte dies und kniete herunter, während er das Gewehr an die Wand des Flurs lehnte. Er seufzte und nahm seinen Hut ab. „Solange ich weg bin, werden du und Matt auf eure Mutter aufpassen. Verstanden?“ sagte er. Scott schluckte. „Verstanden?“ fragte ihr Vater noch einmal ruhig, ehe Scott nickte. Matt beobachtete was geschah, während er hinter seiner Mutter stand. Er war schon immer mehr auf seine Mutter bezogen, aus dem einfachen Grund, dass ihr Vater Scott mehr mochte. Zumindest kam es Matt immer so vor. Also starrte er nur niedergeschlagen auf den Boden. Ihr Vater lächelte und griff wieder nach seinem Gewehr. Er setzte Scott seinen Stetson auf den Kopf und stand auf. Der Stetson war offensichtlich viel zu groß für Scott. „Ich bin stolz auf euch.“ Sagte er und hatte dabei immer noch seine Hand auf Scotts Kopf. Beide Jungen wusste innerlich, dass dies das letzte Mal sein würde, dass sie ihren Vater zu Gesicht bekamen, doch sie wehrten sich nicht. Was sollten sie schon tun? Selber raus rennen? Also folgten sie ihrer Mutter, die sie noch einmal drängte, nach draußen zu gehen.
Die Hintertür ihres Hauses führte zu einer Stelle, zu der sich die Kämpfe noch nicht ausgebreitet hatten. Also rannten sie einmal quer zur Scheune, in der sowohl Pferde als auch Heuboden untergebracht waren. Die große Tür stand offen und kaum hatten sie die Scheune betreten, begannen Scott und Matt jeder ein Pferd zu satteln. Ihr Vater hatte es ihnen schon früh gezeigt. Und ausnahmsweise hatte sich sogar Matthew dafür interessiert, da er diese Fähigkeit als nützlich angesehen hatte. Doch da die Pferde sehr groß waren, musste jeder von ihnen sich auf einen Heuballen stellen, von wo aus sie ans Pferd herankamen. Derweil hielt ihre Mutter Ausschau, sie war immer noch sehr aufgebracht und ihr Kopf wackelte immer hin und her, denn sie wollte keinesfalls riskieren, dass man sie findet. Matthew und Scott waren beide gleichzeitig fertig und setzten sich aufs Pferd. Dann kam auch ihre Mutter wieder von der Tür weg und setzte sich mit auf Matthews Pferd. Sie zögerten nicht lange und ritten sofort los, aufs offene Gelände hinaus. Alle drei standen unter Schock, doch niemand ließ es sich anmerken, vermutlich um erst einmal sich selbst in Sicherheit zu bringen. Doch sie waren nur kurz geritten, als Scott nach hinten blickte und die Farm in lodernden Flammen sah. Er stoppte abrupt und Matthew tat es ihm gleich, auch wenn er nicht wusste weshalb sie anhielten. Doch dann blickte er ebenfalls zurück, da Scott nicht aufhörte dort hin zu starren. Seine Augen waren weit geöffnet und sein Mund stand halb offen. In seinen Augen spiegelte sich das Licht der Flammen und in den Himmel stieg Kilometer weit der Rauch. Nur ihre Mutter schien nicht in Trance zu sein von dem Feuer und entdeckte die Silhouette einer Person, die in hohem Tempo auf sie zukam. Sie wurde panisch und rüttelte an Matt. „Los weiter.“ Hetzte sie. Matt schüttelte kurz den Kopf und nun entdeckten auch er und Scott den Mann der auf sie zu geritten kam. Sie gaben ihren Pferden also wieder die Sporen, um schnell weiter zu reiten. Sie mussten es nur bis zum nächsten Ort schaffen, dann waren sie sicher. Doch langsam verkleinerte sich der Abstand zwischen ihnen und ihrem Verfolger, denn Matt und ihre Mutter waren langsamer. Darum ritt Scott auch langsamer, um zusammenzubleiben. Nur selbst wenn er bei ihnen bleibt, so ist er ihnen keine große Hilfe. So kam es dazu, dass ihr Verfolger nun bis auf eine Armlänge heran gerückt war und keiner von ihnen etwas ausrichten konnte. Der Mann der hinter ihnen war, sah gruselig aus, zumindest für Scott und Matt, die nach hinten schauten und ihm direkt ins Gesicht starrten. Er hatte längeres schwarzes Haar, bis knapp über die Schultern. Es war etwas verfilzt, jedoch nicht beabsichtigt, vermutlich wegen den Kämpfen auf der Farm. Er musste etwas älter als 40 gewesen sein, zumindest soweit man es beurteilen konnte, denn er hatte eine Art Kriegsbemalung im Gesicht, die jedoch mit Blut verschmiert war. Sein Gesicht und Ausdruck brannten sich in die Köpfe von Scott und Matt und dann streckte er seine Hand aus. Für Scott fühlte es sich an, als würde er jeden Moment vom Pferd gezogen werden, obwohl der Mann noch 2 Meter von ihm entfernt war. Er sah, wie er zu ihrer Mutter schaute und sie am Kragen packte. Matt versuchte nach seiner Mutter zu greifen und sie festzuhalten, doch der Mann bremste sein Pferd und zog ihre Mutter hinter Matts Rücken herunter. Noch bevor Matthew und Scott ihre Pferde vollständig bremsen konnten, rief sie ihnen zu. „Reitet weiter!“ Nach leichtem zögern ritten sie los. Sie gehorchten dem Befehl ihrer Mutter…
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