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Arcadia Bay

von Caligula
Kurzbeschreibung
GeschichteMystery, Freundschaft / P16 / Gen
Chloe Price Mark Jefferson Maxine "Max" Caulfield Nathan Prescott Rachel Amber
12.08.2017
18.12.2020
22
63.991
12
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17.02.2019 2.705
 
Kapitel 4 – Familie

„Okay, Supermax, wie geht es nun weiter?“
Chloes Worte waren Musik in Max' Ohren, denn sie klangen so wunderbar nach der alten Chloe, die Max nie wieder verlieren wollte. Nicht durch Tod und nicht durch einen weiteren Zeitsprung. Diesmal musste alles klappen.
„Nun, wir müssen irgendwie die Menschen vor dem Tornado warnen, den ich in meiner Vision gesehen habe.“
Chloe hatte sich seitlich aufs Bett gelegt, den Kopf auf eine Hand gestützt und paffte nachdenklich an einer Zigarette. Unwillkürlich fragte sich Max, wie die rebellische, junge Frau wohl mittlerweile mit ihrem Vater auskam und was er davon halten würde, dass sie rauchte – nicht bloß Zigaretten. Ob er es sogar wusste? „Naja...würde sich wirklich ein Tornado auf die Stadt zu bewegen, würde den doch das Frühwarnsystem erfassen, oder nicht?“, gab sie stirnrunzelnd zu bedenken.
„Das hat es aber nicht getan!“, widersprach Max heftig. „Am Freitag, diesen Freitag, habe ich gesehen wie der Tornado die ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt hat und keiner war darauf vorbereitet.“
„Das Problem ist, dass kein Mensch auf dich hören wird. Und wenn du erst einmal mit deinen Zaubertricks anfängst, stecken die dich ins nächstbeste Labor um dich zu erforschen, statt deine Warnungen ernst zu nehmen. Wobei, hier in Hinterwäldler Bay verbrennen sie dich vielleicht gleich als Hexe.“
Auch Max hatte den Gedanken, sich jemandem anzuvertrauen, längst verworfen. Sie hätte auch gar nicht gewusst, an wen sie sich hätte wenden können. Aber solange kein Frühwarnsystem den Tornado ankündigte, würden auch keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen werden. Die Einzige, die eingreifen konnte, war Max, da sie aus ihr noch unerfindlichen Gründen als Einzige über Kenntnis von der herannahenden Katastrophe verfügte. Aber warum ausgerechnet sie? Es musste einen Zusammenhang zu ihren Kräften bestehen, die sich erst nach ihrer Vision überhaupt gezeigt hatten. Sich verzweifelt die Haare raufend stapfte sie unruhig vor dem Bett auf und ab. „Ich weiß einfach nicht was ich tun soll oder was das Schicksal von mir erwartet!“, machte sie ihrem hilflosen Zorn Luft.
„Herrje...was das Schicksal von dir erwartet. Das klingt vielleicht dramatisch“, gab Chloe zynisch von sich.
„Es ist dramatisch“, beharrte Max müde. Kurz startete sie noch einen Versuch eine Lösung für das Problem zu finden, irgendeine Idee, aber ihr Kopf war wie leergefegt und erst jetzt wurde ihr bewusst wie anstrengend die letzten Tage eigentlich gewesen waren. Sie hatte gerade erst Kates Leben gerettet und hatte sich zum wiederholten Male mit Chloe ausgesöhnt. Letzteres alleine war schon auslaugend genug. „Da...ist noch eine Sache, die mich beschäftigt“, sagte sie schließlich und ließ sich erschöpft auf dem Schreibtischstuhl nieder. Chloe wirkte verdutzt, als sie ihr besorgt in die Augen sah, während sie nach den richtigen Worten suchte.
„Jetzt mach's nicht so spannend, Max. Ich habe kein Interesse mehr daran dir den Kopf abzureissen. Lass uns einfach geradeheraus reden.“
Nervös kaute Max auf der Lippe herum und rieb die Handflächen über ihre Beine. „Es geht um Rachel Amber.“
Augenblicklich verhärteten sich Chloes Züge. „Was ist mit Rachel?“, wollte sie geradezu angriffslustig wissen.
„Das frage ich dich“, gab Max zurück.
„Sie ist vor einem halben Jahr spurlos verschwunden und niemand hat sie mehr gesehen. Ich hab in der ganzen dreckigen Stadt Suchplakate aufgehangen; die können dir unmöglich entgangen sein! Und wusstest du nicht sogar über Rachel Bescheid?“, schloss sie mit skeptisch zusammengekniffenen Augen.
„Ich weiß, dass sie deine Freundin war, ehe sie verschwunden ist.“
„Ich fürchte mehr kann ich dir auch nicht erzählen.“ Mürrisch drückte sie ihren Zigarettenstummel in einen Aschenbecher.
„Naja, es ist nicht ganz richtig, dass sie niemand mehr gesehen hat...“, wagte Max sich vorsichtig vor.
Hellhörig geworden, setzte Chloe sich auf. „Was willst du damit sagen? Weißt du etwa mehr?“
„Nein...ja...ich weiß eigentlich gar nichts!“, seufzte Max frustriert. Chloes Blick verriet, dass sie ihr nicht glaubte, weshalb sie rasch fortfuhr: „Ich meine...als ich das erste Mal nach Arcadia Bay kam, galt sie als verschwunden. Aber in den verschiedenen Zeiten war es...nicht immer so...“ Sie gestikulierte hilflos mit den Händen und hatte doch das Gefühl, dass ihre Sätze keinen Sinn ergaben. „In der Zeitlinie vor dieser, schien sie nicht verschwunden zu sein. Ich bin ihr auf dem Schulgelände über den Weg gelaufen!“
„Du hast Rachel gesehen?!“, rief Chloe fassungslos aus. „Wann?“
„Wie gesagt, es war eine andere Zeitlinie, aber es war nächste Woche Mittwoch.“
„Willst sagen, sie wird nächste Woche Mittwoch nicht dort auftauchen, weil sie in dieser Zeitlinie ja definitiv verschwunden ist“, folgerte die Freundin enttäuscht. Genau deswegen hatte Max das Thema gar nicht aufkommen lassen wollen. Sie hatte Chloe schon genug verletzt und wollte nicht in dieser tiefen Wunde herumstochern. Gleichzeitig glaubte sie aber nicht, dass es so einfach war. Rachel Amber war vielleicht ein ebenso großes Mysterium wie der Tornado, der aus dem Nichts zu kommen schien sowie ihre Kräfte.
„Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher“, gab sie zerknirscht zu und ein winziger Hoffnungsschimmer blitzte in Chloes Augen auf. „Die Begegnung mit Rachel war irgendwie seltsam. Sie war nicht bei den anderen Vortex-Kids, sie ist wie aus dem Nichts aufgetaucht, als ich auf dem Weg in mein Zimmer war. Es ging mir nicht gut; ich war gerade erst zu mir gekommen und hab kaum verstanden, was abgeht. Dass ich zu diesem Club gehöre und mit Victoria und Nathan befreundet war...ich hatte keine Erinnerung an dieses Leben. Als hätte man mich einfach in einen fremden Körper gesetzt. Und als ich mich dann zurückziehen wollte, war sie plötzlich da. Sie stand vor mir und hat mich angesprochen.“
„Sie hat dich angesprochen? Was hat sie gesagt?“ Begierig lehnte sich Chloe vor.
„Sie sagte...“ Konzentriert kniff Max die Augen zusammen und versuchte sich an Rachels genauen Wortlaut zu erinnern. „Sie sagte, ich wäre ein böses Mädchen gewesen. Sie kannte meinen Namen. Ich hab sie gefragt, ob wir uns kennen und sie meinte es würde sich zumindest so anfühlen. Und damit hatte sie recht. Als ich sie gefragt habe, wer sie ist, schien sie erst überrascht, dass meine Freunde mir nichts von ihr erzählt hätten. Dann meinte sie, dass es sie vielleicht gar nicht überraschen sollte. Dann sagte sie, ich würde es selbst herausfinden oder so. Ich würde ständig Detektiv spielen. Und dann ist sie gegangen. Ich hab erst später realisiert, dass dieses Mädchen Rachel Amber gewesen sein muss, als ich mich auch an meine Zeitreisen und den Tornado erinnert habe.“
Eine Weile blieb es ruhig im Zimmer, während Max diese äußerst seltsame Begegnung im Kopf noch einmal Revue passieren ließ und Chloe das Gehörte verarbeitete.
„Scheiße, ich hab richtig Gänsehaut“, stellte Letztere fest und hielt demonstrativ den Arm hoch.
„Ich auch...es ist fast, als hätte ich mit einem Geist gesprochen. Niemand außer mir hat sie gesehen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht die Rachel Amber war, die du kanntest.“
„Kennst“, korrigierte Chloe streng. „Ich weigere mich zu glauben, dass sie...“ Ausweichend senkte sie den Blick.
„Tut mir leid, Chloe, so hab ich das nicht gemeint.“
„Schon gut. Aber es klingt wirklich irgendwie...übernatürlich...wobei, nachdem du in der Zeit gereist bist sollte uns das wohl nicht mehr umhauen“, unternahm sie schulterzuckend einen schwachen Versuch die Stimmung wieder etwas zu lockern und Max zwang sich zu einem kurzen Lächeln, das sie jedoch nicht lange halten konnte.
„Etwas stimmte mit dieser Rachel nicht. Ihre Worte klangen fast...als wüsste sie von meinen Kräften. Ich glaube fast, dass es da irgendeinen Zusammenhang gibt“, überlegte sie nuschelnd.
„Und glaubst du, sie wird nächste Woche Mittwoch auftauchen, so wie in der anderen Zeitlinie?“ Nun war aus dem Schimmer ein gleißender Lichtball voll Hoffnung geworden, dass sie ihre Freundin allen Zweifeln zum Trotz doch wiederfinden würde.
Max betrachtete die Sache etwas nüchterner. „Ich weiß nicht, Chloe. Ich hoffe es. Aber vergiss nicht, dass es vielleicht nicht...naja, deine Rachel ist.“
Chloe verschränkte die Arme vor der Brust. „Das kann ich wohl besser beurteilen als du. Schließlich kenne ich Rachel überhaupt, im Gegensatz zu dir“, gab sie verschnupft zurück.
„Ich will doch nur nicht, dass du dir zu viele Hoffnungen machst und enttäuscht wirst“, erklärte Max mit versöhnlich gehobenen Händen.
„Keine Sorge, Püppchen. Nachdem mir zweimal das Herz aus der Brust gerissen wurde, weiß ich schon mit einer Enttäuschung umzugehen.“
Da war er wieder. Der ewige Vorwurf, aus dem Max Chloe wiederum keinen Vorwurf machen konnte. Sie konnte nur hoffen, dass Chloe ihr eines Tages wirklich vergeben würde. Deswegen durfte sie sie nie wieder im Stich lassen.
Max wollte zu einer neuerlichen Entschuldigung ansetzen, als plötzlich die Zimmertür geöffnet wurde und William den Kopf reinsteckte. „Habt ihr mich nicht gehört, Mädels? Das Essen ist fertig. Du bleibst doch zum Essen, oder Max?“, verhaftete er sie mit einem charmanten Lächeln, mit dem er sie gar nicht erst hätte bezirzen müssen. Doch ehe sie wie selbstverständlich die Einladung annahm, warf sie einen vorsichtigen Blick zu Chloe.
„Du denkst nicht ernsthaft darüber nach abzulehnen, oder?“, entfuhr es dieser so ungläubig, dass Max ein riesiger Stein vom Herzen fiel. Es würde Zeit brauchen, bis Chloe ihr verzeihen würde, aber es tat gut zu wissen, dass sie sie immer noch mochte und gerne in ihrer Nähe hatte.
„Natürlich nicht“, grinste Max erst Chloe, dann deren Vater an.
„Wunderbar, ich hab auch schon für dich gedeckt. Ein Nein wäre absolut inakzeptabel gewesen.“ Er wandte sich schon wieder zum Gehen um, wobei er die Tür offen ließ, als er sich doch noch einmal umdrehte. „Oh, und Chloe? Du solltest hier mal lüften.“

Sobald sie der Aufforderung ihres Vaters Augen verdrehend Folge geleistet hatte, schob Chloe sie ohne irgendwelche Erklärungen die Treppe runter ins Erdgeschoss. Aufmerksam ließ Max den Blick über alle Bilder gleiten. Chloe. Joyce. William. Eine glückliche Familie. Und Max wollte diese Familie um jeden Preis beschützen. Um jeden? Sie hatte diese Familie schon einmal zurückgelassen, um Kate zu retten. Aber so wie es aussah, war das einzige Problem dieser Zeitlinie Rachel Amber, vom Tornado mal abgesehen. Dafür musste sie immer noch eine Lösung finden.
„Wo ist denn Joyce“?, wunderte sie sich, als sie am für drei Personen gedeckten Esstisch ankamen, an dem Chloe sich schon niederließ. William schob ihr einen Stuhl ein Stückchen zurück und forderte sie mit einer Geste auf sich zu setzen.
„Im Diner, wo sonst“, erklärte er mit einem müden Lächeln. „Überstunden schieben.“
„Mom rackert sich noch zu Tode“, brummte Chloe, doch die Tatsache, dass sie sie 'Mom' nannte, freute Max unangemessen.
„Tja, Geld wächst nun mal nicht an Bäumen“, meinte William schulterzuckend und nahm ebenfalls Platz. „Wir müssen immer noch das Haus abbezahlen.“
„Immer noch?“, staunte Max. Die Prices wohnten in diesem Haus solange Max denken konnte.
William schmunzelte. „So eine Investition ist langwierig. Das bezahlt man nicht so schnell ab wie ein Handy. Vor allem, wenn man jemanden durchfüttern muss, der nichts zum Unterhalt beiträgt.“ Wenngleich es ein Vorwurf war, den William seiner Tochter vor den Latz knallte, wirkte er nicht besonders fordernd oder verärgert. Und Chloe ihrerseits blieb auch sehr gelassen.
„Ich bin noch dabei...“, murrte sie.
„Wobei?“, hakte Max nach, auch auf die Gefahr hin, dass sie nun diejenige war, die das Fass zum Überlaufen brachte.
„Ich bin auf der Suche nach 'nem Job“, erzählte Chloe, immer noch ruhig, zwischen zwei Bissen.
„Wir würden es zwar lieber sehen, wenn du aufs College gehen würdest...“, warf William ein.
„Und wer soll das bezahlen?“, hielt Chloe unbeeindruckt dagegen. „Ich geh nicht mehr zur Schule, auf keinen Fall. Ich krieg schon 'nen Job. Der Buchladen war halt nichts für mich.“
„Du in einem Buchladen?“, grinste Max. „Nein, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Was ist mit dem Diner?“
„Äh – wo meine eigene Mutter arbeitet? Keine Chance“, wehrte Chloe großspurig ab.
„Naja, jetzt wo Max wieder da ist, überlegst du es dir ja vielleicht nochmal?“, sprach William lächelnd zu seinem Teller, sodass er Chloes demonstratives Augenrollen nicht sah.
„Dad, du mutierst gerade zu Mom“, warnte Chloe mit gehobenen Brauen und William grinste. Es war fast wie früher. Es machte Max unglaublich glücklich, dass die Familie Price sich selbst treu geblieben war. Eine Konstante in ihrem verrückten Leben, in dem nichts von Bestand zu sein schien. Wechselnde Städte, wechselnde Schulen, wechselnde Freunde...aber die Familie Price im beschaulichen Arcadia Bay blieb ihr erhalten.
„Was ist los, Max?“, riss William sie besorgt wieder aus ihren Gedanken.
Sie blinzelte erschrocken und schüttelte den Kopf. „Nichts, ich hab geträumt. Tut mir leid, ich bin schon etwas müde...“, entschuldigte sie sich mit einem beschämten Lächeln.
„Verstehe. Soll ich dich gleich zurück zur Blackwell fahren?“
Max' Herz setzte einen Schlag aus. Am liebsten wollte sie, dass William nie wieder in ein Auto stieg. „Nein, ist schon gut“, wehrte sie hastig ab. „Ich nehm den Bus.“
„Sicher? Es würde mir wirklich nichts ausmachen.“
„Jetzt sei nicht albern, Max“, mischte Chloe sich gespielt streng ein und sowohl Max als auch William betrachteten sie neugierig. „Du fährst heute nirgendwo mehr hin! Es ist Wochenende, also erzähl mir nicht, du müsstest dringend zurück.“
„Nein, dringend nicht...“, musste Max überrumpelt zugeben.
„Dann ist es abgemacht, du schläfst hier“, beschloss Chloe. Wie in der guten alten Zeit.

Da Max wirklich müde und erschöpft war, auch von dem unsagbaren Glück gesättigt, nach all den Strapazen in den Schoß ihrer Wahlfamilie zurückgekehrt zu sein, machte sie sich gleich nach dem Abendessen bettfertig und ließ sich zufrieden seufzend auf Chloes Matratze fallen. Chloe hatte ihr Klamotten zum Schlafen geliehen und folgte ihr, nach einer einzigen, winzigen Bemerkung darüber wie lächerlich es eigentlich war, dass sie zu so früher Stunde schon schlafen gingen, ins Bett. Einen Moment starrte Max schweigend an die Decke und beobachtete fasziniert, wie sich ihre Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnten.
„Das ist ungelogen, der beste Tag seit langem“, stieß sie glücklich aus.
„Ja“, stimmte Chloe überraschend zu. „Fast zu schön um wahr zu sein.“
„Es ist wahr“, bekräftigte Max. „Und ich werde nicht mehr abhauen.“
„Wenn wir jetzt wirklich noch Rachel finden würden...“
„Ich dachte, vielleicht versuche ich aus den anderen Blackwell-Schülern etwas rauszukriegen“, offenbarte Max einen Plan, den sie sich zugegebenermaßen gerade aus der Not heraus ausgedacht hatte, weil sie immer noch nicht recht wusste, was zu tun war. „Schließlich bin ich jetzt im Vortexclub. So wie Rachel es war.“
Chloe brummte unzufrieden. Es war Max ein Rätsel wie Rachel einerseits mit den größten Arschlöchern von Blackwell hatte verkehren und gleichzeitig mit Chloe hatte befreundet sein können. Damit stellte sie die Schnittstelle zwischen zwei sehr unterschiedlichen Welten dar und angesichts Chloes Temperaments konnte Max sich nicht vorstellen, dass sie Rachel dahingehend nie Vorwürfe gemacht hatte, wenn sie bedachte, wie sie selbst von ihr aus genau demselben Grund angegangen worden war. Rachel Amber war ein einziges Rätsel, doch Max war entschlossen es zu lösen. Und vielleicht würde ihr die Lösung sogar helfen etwas gegen den Tornado zu unternehmen.
„Ich glaub nicht, dass du aus denen was Brauchbares rauskriegst“, ließ ihr Gezeter auch nicht länger auf sich warten. „Ich glaube nicht, dass einer von denen Rachel wirklich gekannt hat.“
Max war sich nicht sicher, ob Chloe sie richtig gekannt hatte, aber diese Zweifel behielt sie für sich. „Irgendwas muss ich unternehmen“, sagte sie stattdessen, als ihr plötzlich ein Geistesblitz kam. „Du, Chloe?“
„Was denn?“
„Hast du am Montag etwas vor? So was wie Nathan Prescott in der Mädchentoilette in Blackwell treffen?“
Sie konnte spüren, wie Chloe sich versteifte und hörte wie sie den Kopf zu ihr herumdrehte. „Woher weißt du das?“
„Zeitreisen, schon vergessen?“
„Oh...“
„Du darfst da auf keinen Fall hingehen“, erklärte Max wieder ernst.
„Wieso?“, hakte die Freundin verdutzt nach.
Ergeben schloss Max die Augen und griff nach Chloes Hand. Immer noch auf eine Antwort wartend erwiderte Chloe die Geste und drückte sie. „Weil ich dich unter keinen Umständen...noch einmal verlieren will.“ Sie hoffte, dass Chloe sich an ihre anfänglichen Erklärungen vor dem Essen erinnerte, wo sie ihr bereits schonungslos erzählt hatte, dass sie auf den Mädchentoiletten erschossen worden war. Sie wollte diese Worte nicht mehr in den Mund nehmen.
Ob Chloe nun begriff oder nicht sollte Max nicht erfahren, denn sie sagte daraufhin nichts mehr und irgendwann hörte sie ihren regelmäßigen Atem, als sie eingeschlafen war. Noch immer lag ihre Hand in Max'. Und mit dem wunderbaren Gefühl ihrer Nähe entglitt schließlich auch sie ins Land der Träume.
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