Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Leben hinter einer Maske

Kurzbeschreibung
GeschichteThriller, Liebesgeschichte / P16 / Gen
24.07.2017
24.08.2018
8
9.564
 
Alle Kapitel
2 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
28.07.2017 1.649
 
Corstessia blinzelte kurz, als sie sich diese Frage erneut durch den Kopf gehen ließ.

Haben Sie vielleicht ein Buch über die Geschichte der RMGD?

„Entschuldigen Sie, können Sie es mir nun sagen?“, fragte die Schwarzhaarige Frau erneut. Die Bibliothekarin stand wohl längere Zeit bloß da. Hatte die kalte Dusche doch nicht gegen die Müdigkeit geholfen, sie fühlte  sich wieder etwas neben der Spur.
„Ehm,  naja ich kenne keine RMGD.“, begann Corstessia perplex.  „Aber ich kann ja trotzdembnachschauen.“, fügte sie stammelnd hinzu, trat hinter dem Schreibtisch hervor und verschwand zwischen den Bücherregalen.
"Sind Sie neu hier?", fragte die Besucherin verwundert. "Ich habe Sie vorher noch nicht hier gesehen."
Corstessia suchte in der 'R'-Kategorie und sah die Buchdrücken durch. "Ja, ich wohne seit knapp 2 Wochen hier, weil ich versetzt wurde."
Die Frau folgte ihr durch die Gänge und sah sich auch die Buchrücken an. Aktiv suchen tat sie aber nicht. Sie überflog die Bücher mehr.

"Und? Wie finden Sie Charlottenburg? Berlin allgemein?"
Corstessia stieg auf die Leiter und suchte oben weiter. "Ach naja. Ich bin nicht so der Stadt-Typ. Um ehrlich zu sein..." Corstessias Augen funkelten, schob Bücher zur Seite und griff tiefer ins Regal. Sie sah die Frau an. "...Ich hasse es. Aber die Bibliothek ist groß und meine Freundin wohnt auch hier. Also ist das schon in Ordnung." Sie zog ein Buch raus und stieg zur Frau hinab, die aufmerksam zugehört hatte.
Die Brünette entstaubte das kleine Buch und sah enttäuscht drauf. "Doch das Falsche." Sie gab es dennoch der Schwarzhaarigen, die sie auch verwirrt ansah.
"Die Geschichte der RMP?“, murmelte sie und sah Corstessia an.
Diese entgegnete ihren Blick mit purer Entschuldigung.
"Tut mir leid aber wir haben gerade kein Buch über die Geschichte der RMGD. Vielleicht wurde es gerade ausgeliehen.", meinte sie, ging hinter den Schreibtisch und suchte am Computer in der Kartei. Die Frau folgte ihr und  wartete.
"Auch nicht... Dann muss ich das einmal bestellen... Einen Moment bitte.", bat die Bibliothekarin und die größere Frau nickte, ihr Blick aber begann hastig umherzuhuschen, was Corstessia aus dem Blickwinkel erkannte.
Die Frau spielte mit ihren Händen, dann mit ihren Haaren, sie biss sich auf die Lippe und ihr rechtes Bein zitterte.
Sie wollte dieses Buch wohl unbedingt und hatte das andere wohl auf den Tisch auf Rollen gelegt.
Umso mehr tat es Corstessia leid, als sie das Buch nirgends in der Bestellliste fand.
"Es tut mir wirklich leid, aber ich finde es nirgends."
Die Schwarzhaarige schluckte und sah in andere Richtung. Sie atmete tief durch und man konnte die Röte auf ihren Wangen ihres nervösen Gesichts sehen. "Oh... Trotzdem danke..."
Ihr tat die Frau leid. Dieses Buch war ihr wirklich wichtig, die Frau wirkte wie aufgelöst und verwirrt oder verloren. Die Farbe lief ihr aus dem Gesicht und ihre Augen wurden glasig. Sie schienen keinen festen Punkt mehr zu haben.
"Wollen Sie ein Glas Wasser? Sie sind ganz blass, setzen Sie sich doch.", versuchte sie auf die Frau einzureden, diese lief ganz plötzlich raus und schlug die Tür auf.
Corstessia zuckte zusammen und die Arme konnte sie unmöglich allein draußen rum laufen lassen. Sie schien völlig neben der Spur. Die Geschichte der RMGD musste ihr in irgendeiner Art und WEISE nahe stehen, sonst wäre niemand so durchgedreht.
„Hey Warte!“, rief die Brünette und lief der Frau also nach, welche gerade raus war, sodass das große Tor ins Schloss viel. Corstessia schlug die Tür auf und sah erst nach links, dann nach rechts.
Nirgendwo war die Frau zu sehen.
Die Außenstehenden begannen sie bereits verwundert zu mustern.
Während eine Mutter ihr Kind dazu aufzufordern dieser ´´Spinnerin´´ nicht nachzusehen, wonach sie sie an der Hand weiter mit zerrte, stand eine mittelgroße Gestalt in einer Gasse neben einer Straßenlaterne, die durch den blauen Himmel gerade nicht im Betrieb stand. Er sah die Frau skeptisch an, ehe er sich auf machte, um sich aus ihrem hektischen Blickwinkel zu begeben.
Corstessias restlicher Tag verlief recht reibungslos, wobei ihr anfangs diese Frau nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Nach mehreren Stunden aber wurde dieser Gedanke schon zur Seite geschoben, als eine ganz bestimmte Person die Bibliothek betrat.
„Ich wusste doch, ich muss nur dem Geruch der Bücher folgen und schon finde ich dich!“, kicherte die Blondine spaßig. Corstessia aber verdrehte grinsend die Augen, wonach sie diese schloss.
„Duft. Es heißt Duft nicht Geruch!“ danach mussten beide leicht lachen.
Bei Mai konnte man nicht anders als mitzulachen. Die Heiterkeit in ihrer Stimme brachte eine angenehme Euphorie mit sich.
Das Landes-bekannte Modell war bereits seit der vierten Klasse mit der Brünette befreundet. Wobei die Blondine die Aufmerksamkeit und Gesellschaft von Vielen in der Schule bevorzugte, genoss Corstessia die Stille. Sie hatte aber, im Gegensatz zu Mai den Nachteil, dass sie anfangs niemand schützte und so ein leichtes Opfer für gemeine Menschen war. Egal ob groß oder klein.
Erst mit der kleinen Blondine in ihrem Leben wurde dieses erträglicher.

Die grünen Augen strahlten sofort aufgeregt in die der Blauen, welche zwar nicht halb so euphorisch waren, jedoch wusste Mai sofort, dass ihre Freundin weder mies gelaunt, noch traurig war.
Corstessia war wirklich froh.
Mai war jemand, dem sie einfach alles erzählen konnte und die Probleme waren in ihrer Gegenwart sofort wie weggespült.
Mais schräger Pony verdeckte ansatzweise ihre schmalen Augenbrauen und ihre vollen Lippen glänzten schimmernd vor rosenfarbigen Lipgloss.
Stellte man die Freundinnen nebeneinander, hatte man einen Kontrast wie Tag und Nacht.
Während Mai's kurze, blonde Haare voluminös und glänzend waren, genau wie die weiß-violette Eleganz, die sie trug und auf Stiefeln lief, die ihre Hüfte zur Geltung brachte, war Corstessia lieber in rot und schwarz unterwegs, bevorzugte schlichte Kleidung und gab sich nie viel Mühe mit ihrem Haar. Sogar Charakterlich unterschieden sie sich.
Corstessia hatte nichts mehr zu tun also setzten sie sich noch an einen Tisch, um zu plaudern.
Mai konnte ihren Erfolg kaum fassen. Als Model stand sie in ständiger Konkurrenz mit den anderen und nun hielt sie die Modezeitschrift hoch, wo Ihr Gesicht drauf prangte.
"Es hat so lange gedauert und jetzt habe ich es endlich geschafft!!!", freute sie sich und zappelte auf dem Stuhl herum. Corstessia freute sich für sie aber als Mai nach ihrem Tag fragte, sah sie die Wand an.
"Ich musste einen Kunden enttäuschen."
"Was wollte er? Deine Nummer? Braves Mädchen."
"Nein", lachte Corstessia und wurde wieder ernst. "Eine Frau. Sie war so enttäuscht, dass sie wie aufgelöst raus ging."
"Was wollte sie denn?"
"Ein Buch über die Geschichte der RMP-"
Mai sprang auf. "Das war eine Lobbyistin! Jemand der für die RMP arbeiten möchte. Sie wird die Information schon woanders bekommen."
Corstessia überlegte und grinste. "Eine Lobbyistin? Dann war es ja gut, dass ich nichts gefunden habe, richtig? Nicht dass ich noch eine Versicherung am Hals habe und am Ende stehe ich im Minus."
Beide Standen auf, lachten darüber und scherzten weiter.
Nachdem die zwei sich eine Stunde über die Arbeitstage der jeweiligen erzählten, schloss Corstessia die Bibliothek für heute und machte sich mit Mai zusammen auf den Weg.
Die Dunkelheit ließ das Model eine Gänsehaut bekommen, sodass sie die Henkel ihrer weißen Lederhandtasche um ihrer Schulter noch fester hielt. Die dunklen Wolken bedeckten den Himmel, sodass die Straßenlaternen, sowie die Lichter der Apartments Licht spendeten. Sie mussten noch nicht mit der U-Bahn fahren, denn Mai wohnte nahe der Bibliothek in einem der teuren Häuserblocks.
„Möchtest du noch mit rein kommen?“, fragte Mai, als die Freundinnen vor der Eingangstür des großen Blocks angekommen waren.
„Ich hab noch Erdbeer-Limes im Kühlschrank stehen.“, fügte die Blondine hinzu.
Corstessia seufzte bloß einmal. „Nein danke, du weißt ich trinke nicht.“
„Ja, tut mir leid.“, kicherte Mai. „Also willst du jetzt nach Hause?“
„Ja, ich muss noch ein wenig aufräumen.“
Mai kramte letztendlich den Haustürschlüssel aus ihrer Handtasche und sah noch ein letztes Mal zu ihrer Freundin. „Na gut aber pass auf dich auf, ja?“
„Ja tu ich.“, beruhigte Corstessia sie sanft. Ihr russischer Akzent war für Mai das Markenzeichen ihrer Freundin gesorden. Zusammen mit ihren Sommersprossen auf ihrer blassen Haut. Mai beruhigte die Umarmung ihrer Freundin, sodass sie der Brünette noch ein Lächeln und ein Tschüss schenkte, wonach sie die Tür hinter sich schloss und sie hinaufstieg.
Corstessia lauschte noch kurz den Geräuschen des Klackerns der Absätze ihrer Freundin auf den Marmorstufen, ehe sie sich auch auf den Heimweg machte.
Die U-Bahn war selbstverständlich diesmal nicht so überfüllt. Es saß bloß ein Pärchen auf zwei Sitzen nebeneinander und ein alter Mann gegenüber von ihnen.
Corstessia war froh, dass es nicht so voll war. Bei der nächsten Haltestelle betrat ein weiterer Mann die Bahn und setzte sich drei Sitze weiter weg von Corstessia, welche derweil entspannt in einem Buch namens Schattenblatt blätterte. Fantasy fand sie schon immer am besten neben Krimis, Psychothriller und Romanzen.
Mehr oder minder. Sie liebte jede Art von Büchern und kein Buch war vor ihr sicher. Dieser Duft allein von bedrucktem Papier konnte sie schon so unendlich glücklich machen und dann auch noch Geschichten, bei denen sie sich in die Hauptrolle versetzen konnte. Abenteuer, Spannung und Mysterien! Nicht das langweilige Leben, das sie momentan führte. Die Ansage auf ihre Straße ließ sie aufhören, sodass sie das Buch in ihre Tasche steckt, aufstand und beim Halt der U-Bahn diese verließ. Sie hörte hinter sich Schritte auf dem Marmorboden, doch war es ihr gleich. Sie ging die Treppen hoch und machte sich normal weiter auf den Weg.
Dieses Geräusch vom Laufen einer anderen Person aber begann sie langsam kirre zu machen. Sie atmete innerlich einmal tief durch, wonach sie mit erhobenen Haupt über die Schulter hinter sich sah.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast