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Leben hinter einer Maske

Kurzbeschreibung
GeschichteThriller, Liebesgeschichte / P16 / Gen
24.07.2017
24.08.2018
8
9.564
 
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24.07.2017 869
 
Alles war grün. Ihr Blickwinkel fing jede Art der Töne der natürlichen Farbe auf. Mal intensiver, mal schwächer aber immer war es grün. Dann kam auch noch dieses befreiende Gefühl des Blauen dazu mit den leichten, unbeschwerlichen Federwolken. Es war alles toll, grandios. Aber nicht perfekt.
Es war nicht perfekt. Die Federwolken bedeuteten einen Sturm, welcher darauf folgte, nachdem ihr Gehirn diesen Fakt realisierte. Dunkle, schwere Wolken kamen  angezogen und sie wartete bereits darauf, dass die Wassermassen gnadenlos auf sie niederprasselten. Aber es kam nichts. Weder die erdrückende Hilflosigkeit im kalten Regen zu stehen, noch das unangenehme Gefühl, das man hatte, wenn die Kleidung wie eine zweite Haut an einem selbst haftete. Was war geschehen?
Eine riesige schwarze Plane spannte sich über sie und verdeckte so den dunklen Himmel, ehe sie das kleine Geschöpf anfing, zu umschließen. Langsam und qualvoll drängte es die Kleine ein und würde gnadenlos fortfahren, egal ob sie es nun wollte oder nicht. Es wurde immer schwerer diese Last zu tragen, trotzdem nicht schwarz genug, um es einfach geschehen zu lassen. Sie konnte trotz der Schwärze noch immer alles sehen! Was war das?! Langsam schloss sie ihre Augen.
Super. Jetzt konnte es geschehen und sie müsste sich auf ewig schwach und hilflos nennen. Ein winselndes Mädchen, das darauf wartete endlich von ihrer Mutter umschlossen zu werden.
Was konnte ihre Mutter schon großartig für sie tun?! Sie würde mit ihrer Tochter zusammen zerquetscht werden. Obwohl zerquetschen das falsche Wort war. Umschließen, umhüllen oder gar unter Kontrolle bringen passte da wohl eher…

Moment mal, Kontrolle? Welche Kontrolle…


Mit einem Schlag wurde die junge Frau aus dem Schlaf gerissen und ihre blauen Augen starrten die graue Decke an.
Wieder nur ein Traum.
Noch immer müde streckte sich die Brünette ausgiebig, sodass die Bettdecke raschelte. Sie richtete sich mühsam auf und mit halb zufallenden Augen spannte sie den Raum.
Sie erinnerte sich.
Es war ihre zweite Woche in dieser Wohnung.
Charlottenburg war eine Stadt und allgemein mochte sie keine Städte, doch es war besser für ihre Arbeit.
Schwermütig richtete sie sich nun auf ihre wackeligen Beine, wonach ihre nackten Füße auf dem hellen Laminat klatschende Geräusche hinterließen, als sie sich auf die andere Seite des Zimmers schliff. Dort trat sie gähnend durch die Ebenholzschwarze Tür, sodass sie ins hell leuchtende Badezimmer gelangte und sich unter die enge Dusche stellte, um diese zu genießen. Das kalte Wasser rinnt ihren schlanken Körper hinab und ihr Gesicht hielt sie direkt unter die Brause. Die Müdigkeit verflog und sie merkte, wie ihr Stoffwechsel angekurbelt wurde.
Sie schlief ohne jegliche Klamotten, sodass sie es nicht nötig hatte sich den Stress des Ausziehens zu machen. Vermutlich wäre sie dafür viel zu faul gewesen, obwohl es nicht allzu schwer war. Es war etwas Alltägliches aber das wurde merkwürdig.
Nein eher langweilig.
Es war langweilig ständig das Gleiche zu tun.
Morgens Aufstehen, Duschen, eventuell Frühstücken und dann ab in die Bibliothek.

Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, warf sie sich ihre rote Bluse über und zwang sich in ihre schwarze Jeans. Nachdem sie den Kampf mit der Hose gewonnen hatte stöhnte sie genervt. Sie war fertig im Bad und hatte ihre langen, braunen Haare hochgebunden.
Endlich machte sie sich zu Fuß auf zur Arbeit. Es waren einige hundert Meter, bis sie die U-Bahn erreichte. Wie sie es hasste.
Die U-Bahn war immer so eng, so warm und stickig.
Ständig lief sie rot an, wenn jemand hinter sie trat und durch andere Menschenmassen in diesem kleinen Apparat gegen ihr Gesäß gedrückt wurde. Ihr Kopf lief rot an, die Hitze verschlimmerte dies und ständig dieses Gefühl gleich umzukippen. Sie wollte am liebsten jedem dort ins Gesicht schlagen, der sich auch nur näherte. Ihr war bewusst, dass die Meisten nichts dafür konnten, trotzdem waren ihre Emotionen einfach ziemlich, fast zu stark, ausgeprägt.
Zehn Minuten in der Hölle und schon konnte sie nach der Abgabe des Tickets endlich die Treppen aufsteigen und die nächsten Meter laufen, bis sie an der großen Bibliothek ankam. Schnell schloss sie auf und genoss den Duft der alten Bücher. Das war besser als die U-Bahn.
Viel besser!
Mit einem ehrlichen Lächeln trat sie an den Tisch auf Rollen, wo die Leute die Bücher rauf legten, wessen Platz sie nicht mehr zuordnen konnten. Entspannt sortierte sie die Bücher einen nach dem anderen in die Regale, die manchmal sogar drei Meter in die Höh reichten, sodass sie die Schiebeleiter benutzen musste. Sie war zwar erst seit zwei Wochen dort, trotzdem konnte sie die Bücher schon sehr gut einsortieren. Man war nunmal leistungsfähiger bei Themen, die einen interessierten.
Etwa zehn Minuten später stellte sie sich hinter den Schreibtisch und sah dort den ersten Besuchern zu, die die Bücher durchblätterten. Ihr Blick fiel auf eine junge Frau mit langen, glatten schwarzen Haaren.
Ihre großen, braunen Augen scannten die Seiten des Buches und schienen die Wörter, Sätze und Seiten förmlich aufzusaugen. Sie richtete ihre Brille mit den eckigen Gläsern und stand schließlich auf, um zur Brünette zu gehen.
„Entschuldigen Sie…“, begann die Frau. Ihre Stimme klang zart und sanft. Eine ziemlich zurückhaltende Person, wie ihr schien.
Die Bibliothekarin lächelte freundlich: „Corstessia. Wollen Sie das Buch ausleihen?“
„Haben Sie vielleicht ein Buch über die Geschichte der RMGD?“
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