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Die Purge - Der Todesengel

Kurzbeschreibung
GeschichteThriller, Sci-Fi / P16 / Gen
OC (Own Character)
11.07.2017
11.07.2017
1
1.301
 
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11.07.2017 1.301
 
Im Voraus muss ich erwähnen, dass diese Fanfiction aus zwei "unterschiedlichen" Perspektiven geschrieben ist. Bei dem Kapitel könnt ihr Nachlesen um welche Perspektive es sich handelt. Dabei unterscheide ich zwischen "der Todesengel" und "das Mädchen".  Es handelt sich dabei um die selbe Person, nur ist das Mädchen gerade einmal 16 Jahre alt und lebt im Jahre 2045 und der Todesengel ist fünf Jahre älter . Ich wünsche euch im Vorraus viel Spaß mit der Fanfiktion:
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Noch 1 Tag. 24 Stunden. 1440 Minuten. 86400 Sekunden.
Mein Blick schweift kühl über die Dächer der Stadt. Das, was ich heute noch als eine idyllische Großstadt bezeichnen kann, wird in 24 Stunden ein Schlachfeld sein.
Was dann passiert, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass die Bewohner hier in 36 Stunden in Trümmern aufwachen werden.
Anschließend werden die Ersten nach draußen gehen, auf zerbrochene Fensterscheiben treten, den Geruch von Blut einatmen und den Sirenen des Krankenwagens lauschen.
Ich werde noch schlafen. Irgendwann wird mich mein Vater wecken und sagen, dass es vorbei ist. Meine Mutter werde ich morgen und auch übermorgen nicht mehr sehen und da mein Vater wieder zur Arbeit muss, werde ich diejenige sein, die der Prinzessin und dem Prinzen ihr Frühstück macht.
Sie werden Fragen stellen, doch ich habe keine Antwort.
Warum passiert das?
Wer macht sowas?
Wieso macht er das?
Ich weiß es nicht, ich weiß nicht warum manche Menschen purgen.
Trotzdem bin ich gezwungen ihnen zu antworten. Sie sind Kinder und Kinder sind eben neugierig. Damals war ich es auch. Zu der Zeit als meine Eltern mich stundenlang Filme schauen liesen, wobei ich stetig Popcorn, Chips und Nachos aß. Ich durfte erst nach draußen, wenn alles aufgeräumt war.
Natürlich habe ich keine Fragen gestellt. Warum den auch? Ich genoss meine privaten Filmabende.
Heute macht sich meine Mutter nicht mehr die Mühe.
Mittlerweile hat sie sich verändert. Was soll ich sagen? Sie ist eben menschlich.
"Die Menschen sind schwach" höre ich die Stimme meines Lehrers in meinem Kopf, "deshalb brauchen sie diese eine Nacht,  damit sie für 12 Stunden zumindest das Gefühl haben können, stark zu sein."
Es klingt bizarr, doch er spricht die Wahrheit. Jedenfalls glaube ich ihm.
Ich blicke auf meine Uhr. 19:12. Jetzt sind es keine 24 Stunden mehr.
Bald wird mein Vater kommen und mir einen Schlüssel zuwerfen, daraufhin darf ich dann alle Türen  nocheinmal zur Sicherheit schließen, währenddessen wird er noch die wichtigsten Dokumente einpacken und mitnehmen.
Morgen könnte das hier kein Büro mehr sein. Man würde die Fenster einschlagen, die Tische zerstörne, die Dokumente und Papiere verbrennen, die Computer mitnehmen und vom Dach herunter werfen. Bald ist das hier eine Wüste und dann sind die Mitarbeiter damit beschäftigt alles aufzuräumen. Es kann Stunden dauern, vielleicht aber auch Tage.
Trotz der Tatsache, dass auch ich hier arbeite, zumindest während den Ferien, sollte ich zuhause bleiben.
Ich werde ihm nicht widersprechen.
"Bist du fertig?" höre ich seine tiefe, raue Stimme.
Ich wende mich vom Fenster ab, drehe der Stadt den Rücken zu und blicke in die eisblauen Augen meines Vaters. Trotz seiner relativ jungen Alters trägt er kleine Falten auf seiner Stirn, einzelne Härchen sind ergraut.
"Ja, ich habe meine Arbeit erledigt" antworte ich gelassen, als er mir den Schlüssel zuwirft.
Er nickt kurz, bevor er in sein Büro geht, während ich alles abschließe.
Jeden Raum, jede Schublade und jedes Regal. Eine banale und sinnfreie Aktivität, doch es ist besser als alles stehen und liegen zu lassen.
Die Firma bietet seinen Mitarbeitern ein großes Privileg, ein Geschenk. Während morgen alle anderen von der Arbeit nach Hause rennen, genießen die Mitarbeiter der Firma einen kleinen, bezahlten Urlaubstag, bei dem sie sich optimal vorbereiten können.
Trotz des hohen Schadens, der hier entstehen wird, wird diese Firma hier nicht pleite. Und mit ihr, mein Vater.
19:38. Zeit zu gehen.
Schweigend begeben wir uns in den Aufzug. Mein Vater ist nicht gesprächig und ich komme nach ihm. Außerdem gibt es nichts zu bereden. Morgen findet es statt. Fertig.
Bis dahin sollen wir versuchen, einen vernünftigen Tag auf die Beine zu stellen.
Auf dem Parkplatz ist es vollkommen leer, der Porsche meines Vaters ist das letzte Auto hier. Ein Luxus, der für meine Eltern jedoch alltäglich ist.
Die Firma war ihr größtes Ziel. Der Erfolg hat sie reich gemacht.
Reichtum ist Sicherheit.
Reichtum bedeutet der Besitz einer hochmodernen Sicherheitsanlage. Reichtum bedeutet hunderte Überwachungskameras im Garten. Reichtum bedeutet einen Schrank voll Waffen.
Zumindest wenn die Purge vor der Tür steht.

Ich verachte diese 12 Stunden, die Schreie vor der Tür, die Leere in der Villa. Doch ich schweige.
"Die Purge hat unser Land gerettet. Die Purge hat uns gerettet."
Vielleicht hat sie das wirklich. Es heißt, dass vor der Purge all das hier ein reines Chaos war.
Es heißt, dass die Menschen jeden Tag Leiden mussten und das sie Angst hatten. Das Leben war gefährlich. Dank der Purge ist das nun vorbei.

Mein Vater fährt in das nördliche Viertel der Stadt, das Viertel der Reichen.  Ein Ort mit großen Gärten und prächtigen Villen. Dort wo die Menschen in schicken Kleidern spazieren gehen oder teure Autos fahren. Das Viertel in der es keine Schule gibt, fast alle Kinder haben einen Privatehrer. Das Viertel das man nur verlässt um zur Arbeit oder zum Flughafen zu fahren. Ich habe keine Ahnung wie es an anderen Orten aussieht, ich kenne niemanden von dort.
Irgendwann erblicke ist ein großes, weißes Gebäude, dann die hohen Zäune, während das Tor geöffnet wird. Der Garten ist gepflegt und ordentlich, der Gärtner steht gerade an einer Hecke. Er winkt uns als Begrüßung  zu. Mein Vater reagiert nicht auf ihn, abgesehen von mir tut das niemand.
Als wir beide in das Haus komme, rieche ich sofort das Essen aus der Küche, rieche die frischen Gewürze und das gebratene Fleisch. Ich lecke über meine Lippen, als mein Vater seinen Koffer mit den Dokumenten in seinen Tresor trägt.
Der Prinz sitzt auf der Treppe, spielt mit einem Spielzeugauto.  Ich betrachte sein rabenschwarzes Haar, die helle Haut. Vor zehn Jahren sah ich genauso aus wie er, nur mit deutlich längerem Haar.  Aber das selbe schlanke Gesicht, die kleine Nase, die eisblauen Augen.
Langsam ziehe ich meine Jacke aus, reiche sie dem Zimmermädchen. Ich kenne ihren Namen nicht, sie will ihn mir auch nicht verraten. Ich kenne keinen der Angestellten beim Namen, vielleicht haben sie keinen.
Also  gebe ich ihnen Namen.  Das Dienstmädchen, mit dem langen, feuerroten Zopf ist der Fuchs. Die ältere, dickere Frau, die gerade eben meine Jacke ist die Dame und das dritte Dienstmädchen, das ständig ein Buch bei sich hat ist der Bücherwurm.
Bücherwurm habe ich am liebsten, weil sie mir ständig etwas zum lesen mitgebracht hat.
Bücherwurm ist quasi eine geheime Freundin für mich, auch wenn sie etwa 6 Jahre älter ist und ich keine Details über sie habe.
Der Name, das genaue Alter, der Wohnort. All das sind fremde Informationen.
Damals war es anscheinend nicht so, jedenfalls nicht im Norden der Stadt. Damals wurden Verträge mit dem Nachnamen unterschrieben, heute sind alle Angestellten namenlos.
Ich gehe auf den Prinzen zu, setze mich neben ihn. Er beachtet mich kaum, ist auf sein Spielzeug fokusiert.
Wahrscheinlich ahnt er noch nichts. Für ihn ist das ein ganz normaler Tag. Vielleicht wird er sich morgen wundern, warum unser Vater alles verriegelt und unsere Mutter sich versteckt.
Doch in drei Tagen hat er dieses Ereigniss vergessen und sitzt wieder auf der Treppe und spielt mit einem anderen Spielzeug.
Aber, irgendwann wird er aufwachen und auf den Kalender schauen, irgendwann wird man ihm erzählen, das es ein besonderer Tag ist.
Dann wird er Fragen stellen. Er will wissen was draußen passiert.

Ich wollte es auch wissen.
Ich war so dumm.
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