Hoppe Hoppe Reiter... - William James Camp (Mashton)
von suncookie
Kurzbeschreibung
Das William James Camp. Ein Sommercamp für besonders begabte Jugendliche. Was führt Ashton Irwin hierher? Seine Liebe zur Musik? Sein Talent für verschiedene Instrumente? Nein. Es ist eine Fähigkeit von der er selbst bisher noch nichts geahnt hat. Erlebt, wie Ashton seine Kräfte entdeckt und lernt mit ihnen klar zu kommen... Und wie er und seine neu gewonnenen Freunde Calum, Luke und Michael sich noch in ein Abenteuer stürzen ehe sie alle aber vorallem Ash alles über sich und seine Fähigkeiten gelernt hat... ||Slash!! --> Mashton-Alarm ;P||
GeschichteAbenteuer, Fantasy / P16 / MaleSlash
Ashton Irwin
Calum Hood
Luke Hemmings
Michael Clifford
29.06.2017
06.10.2021
33
74.928
5
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17.07.2017
2.510
Kapitel 3
Michael
„Morgen geht’s endlich los“, sage ich und setze mich in meinem Bett weiter auf. An meinem Schreibtisch sitzt mein bester Freund und starrt auf den Bleistift vor sich. Er brummt kurz seine Zustimmung und ich rolle mit den Augen.
„Lass meine Sachen in Ruhe und sprich mit mir“, sage ich ihm ein wenig beleidigt und beobachte aber interessiert, wie der Stift sich von meinem Tisch löst und ein paar Zentimeter darüber schwebt und schließlich auch noch langsam anfängt sich zu drehen.
„Du wirst besser“, kommentiere ich und Calum nickt. Aber gerade als er das tut, plumpst der Stift zurück auf den Schreibtisch und er dreht sich zu mir um.
„Hast du schon alles gepackt?“, fragt er mich.
„Fast. Wie sieht es bei dir aus?“
„Meine Mum hat gestern noch ein paar Sachen gewaschen, die ich mitnehmen wollte… Sie trocknen noch und morgen früh werfe ich sie in meinen Koffer“, erklärt er mir und ich nicke.
In diesen Sommerferien ist es endlich so weit.
Wir fahren ins William James Camp, das Camp für ‚Begabte Jugendliche‘.
Was sind unsere Begabungen?
Calum beherrscht schon mehr oder weniger gut die Telekinese und ich bin ein Pyro. Meine Fähigkeit, die Pyrokinese, ist es jeden Gegenstand einfach in Flammen aufgehen zu lassen. Ich habe es von meinen Eltern geerbt. Sie sind beide Pyros, also war es kein Wunder, als ich eines schönen Tages vor zwei Jahren beim Fußball mit Calum den Ball in einfach in eine Stichflamme verwandelt hab, weil er direkt auf mein Gesicht zugeflogen ist und ich Panik bekommen hab. Wäre die Panik nicht so groß gewesen, dass der Ball mir gleich die Nase bricht, hätte der Ball vielleicht nur gebrannt und mich verletzt. Aber Dank der heftigen Reaktion ist er einfach zu Asche zerfallen und ich stand in einem kleinen Ascheregen da.
Bis Calum kurz nach mir seine Kraft entdeckt hat, war es bei ihm nicht ganz so klar, was er sein wird. Seine Mum kann ebenfalls die Telekinese, sein Dad hingegen ist ein Kryo, er beherrscht die Kryokinese.
Kryokinese und Pyrokinese sind sich sehr ähnlich. Während die Pyrokinese die Fähigkeit ist, einen Gegenstand einfach zu verbrennen, ist die Kryogenese praktisch das Kalte Gegenstück – ein Kryo kann alles einfach zu Eis gefrieren lassen.
Ich hab mir immer gewünscht, dass Calum ein Kryo wird. Einfach weil das so cool wäre, wenn wir als beste Freunde so die kompletten Gegenstücke zueinander wären, uns aber dennoch so ähnlich sind.
Calum wollte schon immer lieber die Telekinese seiner Mutter erben.
„Kryo ist cool und so… Aber wozu kann ich das denn benutzen? Cool, ich kann alles abkühlen, yipiiiiiie… Mit Telekinese kann ich viel mehr anfangen! Wenn ich keinen Bock hab die Fernbedienung zu holen, lasse ich sie einfach zu mir fliegen. Ich könnte Mrs Turdes ein Furzkissen auf den Stuhl legen, ohne dass irgendjemand es merkt… Oder den Schwamm immer wieder von ihr wegrutschen lassen… Oder dem blöden Conner seinen Stuhl wegziehen“, hat er mir einmal erzählt. Und genauso ist es tatsächlich auch. Calum ist noch nicht sehr gut darin, die Telekinese zu benutzen, aber wenn er sie benutzt, dann um noch fauler zu sein als ich es schon bin, oder um andere zu beeindrucken oder Streiche zu spielen…
Jetzt zieht Calum meinen Block an sich heran und reißt ein Stück Papier ab. Sofort spanne ich mich an. Calum knüllt in aller Ruhe das Papier zu einem kleinen Ball, legt es sich auf die Fingerspitze und konzentriert sich darauf.
„Es wird aber schon schade sein, dass wir da nicht mehr die einzigen sind die sowas können“, sagt Calum und lässt mit der zweiten Hand die Papierkugel los. Sie bleibt auf seiner Fingerspitze liegen und dann beginnt sie sich zu drehen.
Das ist zum Beispiel ein Trick, den er gerne in der Schule bringt. Jeder wundert sich, wie Calum es schafft den blöden Papierknäul auf seinem Finger zu balancieren. Dass es einfach nur eine ganz billige Form seiner Kraft ist, weiß dabei niemand. Hier muss er den Ball nicht einmal richtig zum Schweben bringen, sondern nur aufpassen, dass er nicht hinunterrutscht.
Das konnte er schon sehr schnell… Dinge richtig kontrolliert und frei durch die Gegend schweben zu lassen kann er noch nicht. Er gibt ihnen mehr einen Schubs und fängt sie dann…
„Aber dafür lernen wir endlich was… Ich darf endlich auch mal was tun“, seufze ich und schaue ihm dabei zu, wie das Papier nun einen Zentimeter von seiner Fingerspitze abhebt und wieder versteife ich mich ganz automatisch.
Und nur ein Blinzeln später erweist es sich als genau die richtige Reaktion. Calum gibt dem Ball einen heftigen Schubs und er fliegt direkt auf mich zu. Obwohl es nur so ein kleiner blöder Papierball ist, reiße ich die Hände hoch, spüre das Brennen in meiner Brust und dann in meinen Handflächen.
Es zischt leise.
„Du wirst auch besser“, kommentiert Calum meine Reaktion: „Schnelle Reaktion und gut gezielt.“
Ich rolle mit den Augen und zucke mit den Schultern, aber trotzdem füllt sich meine Brust mit Stolz.
„Weitermachen?“, fragt Calum mich und dreht sich schon wieder zu meinem Block hin.
„Ja“, sage ich nur und setze mich gerade im Bett hin.
Seit wir beide ein bisschen mit unseren Fähigkeiten umgehen können, haben wir kleine Spiele entwickelt, um zu üben. Eins unserer Lieblingsspiele ist es, dass er mich bewirft und ich die Gegenstände möglichst verbrenne, bevor sie mich treffen.
Calum reißt ganz viele kleine Stücke aus meinem Block und knüllt sie zusammen. Dann legt er sie neben den Block und baut sich so ein kleines Lager auf.
Ich warte ab bis er fertig ist und schaue auf meine Hände hinunter. Egal, wie stark sie brennen, wenn ich etwas entflamme, niemals verbrenne ich mich. Wenn ich aber an das heiße Backblech im Ofen fasse, bekomme ich sofort Brandblasen, wie auch jeder andere…
„Aufgepasst“, warnt Calum mich und ich kann gerade so hochschauen und die Hände hochziehen, da kommt die nächste Kugel auf mich zugeflogen und sie entflammt mitten auf ihrem Weg zwischen Calum und mir.
Calum nickt anerkennend und legt sich diesmal zwei Kugeln auf die linke Hand. Er schaut sie kurz an, schielt zu mir und dann fliegen sie los. Ich trenne meine Hände auf und erst spüre ich das heiße Zucken von meiner Brust in meinen linken Arm wandern. Durch den rechten geht nur ein warmes Kribbeln. Das linke Papier entflammt und ich konzentriere mich auf das rechte. Jetzt schießt das heiße Empfinden durch den rechten Arm und die Kugel entflammt.
Calum erhöht weiter auf drei Kugeln, dann vier und fünf. Je mehr Kugeln, umso schwerer wird es auch für ihn, das weiß ich… Aber die Zeit die er braucht, um den einzelnen Kugeln einen Schubs zu verpassen, kann ich nutzen um sie anzuvisieren und deshalb klappt das eigentlich ziemlich gut.
Höher als fünf Kugeln gehen wir aber nicht. Calum variiert jetzt immer wieder die Menge.
Er nimmt wieder drei Kugeln, gibt zweien gleichzeitig einen Schubs und ich entflamme die eine sobald sie in sicherer Entfernung seiner Hand ist. Dann will ich mich an die andere wenden, um sie schnell unschädlich zu machen, damit ich mich auf die letzte konzentrieren kann.
Ich halte meine Hand ausgestreckt auf die zweite Kugel gerichtet und bemerke, wie Calum schon die dritte Kugel losschickt. Die Hitze geht durch meinen linken Arm und ich hebe schnell den rechten, um die dritte Kugel direkt danach zu erwischen.
Die Hitze verlässt meinen Arm und ich will schon nach rechts schauen, aber- Was?!
Die zweite Kugel schlägt plötzlich einen Hacken und entflammt nicht. Panisch schicke ich erneut die Hitze durch meinen linken Arm, diesmal entflammt die Kugel und direkt danach ziele ich blind auf die rechte Kugel.
Ich halte die Hände noch oben und im selben Moment, wie ich die dritte Kugel entflamme, merke ich, dass es für die zweite zu spät war. Ich hätte sie nicht mehr anzünden dürfen. Calum bemerkt das auch, aber es ist zu spät. Sie saust gegen meine noch ausgestreckte Hand und ich ziehe sie mit einem lauten Geräusch zwischen Quietschen und unterdrücktem Schrei zurück.
Ich drücke die Hand an meinen Oberkörper. Calum springt sofort mit einem besorgten Blick auf und zieht meine Hand zu sich.
„Shit“, sagt er und ich schaue auch auf meine Hand, die er in seiner hält. Unterm Daumen am Handballen ist ein dicker roter Fleck, gesprenkelt von schwarzen Pünktchen und die Haut beginnt schon sich abzulösen und die übliche Blase zu bilden.
Calum wischt sanft drum herum die Asche weg, aber die Blase berührt er nicht. Ich ziehe meine Hand aus seiner, halte sie wieder an meine Brust und stehe auf. Ohne ein weiteres Wort folgt Calum mir ins Bad und ich halte die Hand unter eiskaltes Wasser und spüle vorsichtig die restlichen Ascheüberreste aus der Wunde.
„Ich hole was dafür, ok?“, fragt Calum mich.
„Pass auf, dass Mum dich nicht sieht“, seufze ich und er nickt schnell. Er weiß ganz genau, dass er auch Ärger dafür bekommt. Unsere Familien kennen sich leider gut genug, dass Calum genauso Strafen von meinen Eltern bekommen kann wie ich… Dass wir beinah wie Brüder leben hat eben so seine Vor- und Nachteile…
Als ich seine Schritte wieder auf der Treppe hören kann, mache ich das kalte Wasser aus und trockne meine Hand vorsichtig ab. Calum kommt herein und hat eins der vielen Kühlpads in der Hand, die wir immer im Kühlfach liegen haben… Meine Eltern wissen, dass sie nicht verhindern können, dass ich mit meinen Kräften spiele… Deswegen haben wir drei Feuerlöscher im Haus und überall hängen Feuermelder, die automatisch von oben herabregnen, wenn sie angehen – und eben einige Kühlpads, damit ich Verbrennungen kühlen kann.
Ich nehme es ihm ab und lege es auf meine Hand. Wir wandern zurück in mein Zimmer und legen uns nebeneinander auf mein Bett. Ich lege meine Hand mit dem Kühlpad auf Calums Oberschenkel ab und lege den anderen Arm unter meinen Kopf.
„Ich hoffe, wir können in ein Zimmer“, sage ich nachdenklich. Ich hab keinen Bock zwei Monate mit einem völlig fremden Kerl auf wenigen Quadratmetern zu wohnen…
„Kannst du knicken“, seufzt Calum.
„Wieso? Ich dachte, die berücksichtigen solche Wünsche?“, frage ich und schaue ihn an. Wir haben doch selbst auf der Internetseite gelesen, dass man bei der Anmeldung durchaus solche Wünsche bei der Ankunft äußern soll, weil sie uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten wollen.
„Schon die Regeln vergessen? Teles zu Teles und zu einem Pyro muss immer eine Kraft, die etwas gegen das Feuer ausrichten kann… ich bin da ziemlich nutzlos, es sei denn ich kann vielleicht irgendwann so etwas körperloses wie ein Feuer einfach aus dem Raum fliegen lassen“, sagt Calum und ich kann auch bei ihm Frust raushören. Wir wissen beide, dass das unmöglich ist.
„Und wenn wir ihnen erzählen, dass ich schwul bin?“, frage ich und zucke mit den Schultern: „Mum und Dad würden das bestätigen.“
Ich hab mich schon vor einem Jahr in der Schule und vor meinen Eltern geoutet und sie haben damit kein Problem – Calum erst recht nicht; Er sagt immer, dass Liebe kein Geschlecht kennt.
„Und was soll das bringen?“, fragt Calum belustigt.
„Vielleicht könnten wir sagen, dass wir Angst haben, dass der andere Kerl das nicht akzeptiert und mich bestimmt mobbt oder so… oder dass viele Kerle sich bestimmt nicht mehr ein Zimmer mit mir teilen wollen, weil sie Angst haben werden, dass ich sie anspringe oder sowas“, schlage ich vor.
Calum lacht auf und zuckt mit den Schultern: „Ich glaube trotzdem nicht, dass sie das interessiert.“
„Schade aber auch“, gebe ich zurück und er brummt zustimmend.
Ich schaue kurz auf meine Hand und unter das Kühlpad. Es tut kaum mehr weh, aber ich weiß, sobald ich das Kühlpad runternehme und es wieder wärmer wird, wird es wieder wehtun. Also lasse ich das Kühlpad drauf und lehne mich wieder zurück.
„Aber die Häuser sind auf dem Gelände verteilt, oder? Also es gibt kein Gebiet nur mit Teles und Gebiete nur mit den anderen, oder?“, frage ich Calum.
„Nee… Mali meinte wir könnten darum bitten in Häusern nebeneinander untergebracht zu werden“, sagt Calum und ich nicke.
„Und im Unterricht sitzen wir auch nebeneinander…“, sage ich und Calum nickt sofort: „Auf jeden Fall… Ich fasse es eh noch nicht, dass wir selbst in den Ferien im Unterricht sitzen werden.“
Ich seufze auch theatralisch auf und bringe Calum und mich selbst zum Lachen.
„Hoffentlich bekommen wir keine blöden Mitbewohner… Ich will keinen haben, der total anhänglich ist oder so… Der soll mich gefälligst nicht die ganze Zeit nerven“, sage ich und Calum schaut mich an: „Nur weil er dann genauso wäre, wie du?“
„Ha. Ha“, gebe ich trocken zurück: „Aber niedlich oder sexy darf er schon sein.“
Calum rollt jetzt mit den Augen: „Du bist dort, damit du lernst nicht alles abzufackeln, nicht um eine Sommerromanze zu finden.“
„Ja, ja… Aber das würde alles doch ein wenig aufpeppen… Sag mir nicht, dass du ‚Nein‘ sagen würdest, wenn sich was anbietet!“, sage ich und Calum zuckt mit den Schultern: „Lassen wir das alles mal auf uns zukommen.“
„Meinst du, dass wir dort vielleicht sogar irgendjemanden treffen, den wir kennen?“, fragt Calum mich auf einmal und ich lege den Kopf schief.
„Weiß nicht… Mir ist niemand aufgefallen… Dir etwa?“, frage ich zurück. Calum zuckt mit den Schultern: „Manchmal wirft Jade mir so komische Blicke zu, wenn ich im Unterricht mit der Telekinese spiele.“
„Weil das für jeden total verwirrend sein muss“, antworte ich ihm, aber er schüttelt mit dem Kopf: „Du weißt, dass ich es nie offensichtlich mache… Wir wissen, was los ist, wenn ein Normalo sieht, wie wir unsere Kräfte benutzen…“
Ich erinnere mich kurz daran zurück, wie eine Frau im Supermarkt beobachtet hat, wie Calum eine Chipspackung unter höchster Konzentration und unter meinem wachen Blick von einem Regal zu uns hat schweben lassen. Das ist gar nicht so lang her… Wir haben sie erst bemerkt, als sie ihre Ketchupflasche aus Glas auf den Boden fallen gelassen hat und uns mit offenem Mund angestarrt hat. Ich hab schnell die Chips aus der Luft geschnappt und bin mit Calum an die Kasse gerannt. Eine der ersten Regeln von Mum und Dad war, dass wir uns nie von Normalos dabei beobachten lassen dürfen, wenn wir unsere Kräfte benutzen. Es ist nicht vom Gesetz her verboten - wie zum Beispiel bei Harry Potter oder so - aber die moderne Gesellschaft mit ihrer Wissenschaft und sonst was glaubt eben nur ungern an solche Phänomene wie uns. Wer öffentlich an die Kräfte glaubt und sie offen zur Schau stellt, wird als Verrückter oder Schwindler abgestempelt…
„Aber sonst? Ich glaub nicht, dass Jade irgendwelche Kräfte hat. Was sollte sie denn können? Mir ist an ihr noch nie was aufgefallen… Und sonst auch an niemandem“, sage ich und Calum zuckt auch mit den Schultern: „War nur so ein Gedanke… Vielleicht kennt sie es auch nur von einer Freundin oder Verwandten oder so und weiß deswegen, was ich tue.“
„Könnte sein“, seufze ich zurück und schaue erneut auf meine Hand.
Super, ich beginne das Camp ja wundervoll… jeder andere Pyro wird denken ich bin total dumm, dass ich mich selbst verbrannt hab…
Michael
„Morgen geht’s endlich los“, sage ich und setze mich in meinem Bett weiter auf. An meinem Schreibtisch sitzt mein bester Freund und starrt auf den Bleistift vor sich. Er brummt kurz seine Zustimmung und ich rolle mit den Augen.
„Lass meine Sachen in Ruhe und sprich mit mir“, sage ich ihm ein wenig beleidigt und beobachte aber interessiert, wie der Stift sich von meinem Tisch löst und ein paar Zentimeter darüber schwebt und schließlich auch noch langsam anfängt sich zu drehen.
„Du wirst besser“, kommentiere ich und Calum nickt. Aber gerade als er das tut, plumpst der Stift zurück auf den Schreibtisch und er dreht sich zu mir um.
„Hast du schon alles gepackt?“, fragt er mich.
„Fast. Wie sieht es bei dir aus?“
„Meine Mum hat gestern noch ein paar Sachen gewaschen, die ich mitnehmen wollte… Sie trocknen noch und morgen früh werfe ich sie in meinen Koffer“, erklärt er mir und ich nicke.
In diesen Sommerferien ist es endlich so weit.
Wir fahren ins William James Camp, das Camp für ‚Begabte Jugendliche‘.
Was sind unsere Begabungen?
Calum beherrscht schon mehr oder weniger gut die Telekinese und ich bin ein Pyro. Meine Fähigkeit, die Pyrokinese, ist es jeden Gegenstand einfach in Flammen aufgehen zu lassen. Ich habe es von meinen Eltern geerbt. Sie sind beide Pyros, also war es kein Wunder, als ich eines schönen Tages vor zwei Jahren beim Fußball mit Calum den Ball in einfach in eine Stichflamme verwandelt hab, weil er direkt auf mein Gesicht zugeflogen ist und ich Panik bekommen hab. Wäre die Panik nicht so groß gewesen, dass der Ball mir gleich die Nase bricht, hätte der Ball vielleicht nur gebrannt und mich verletzt. Aber Dank der heftigen Reaktion ist er einfach zu Asche zerfallen und ich stand in einem kleinen Ascheregen da.
Bis Calum kurz nach mir seine Kraft entdeckt hat, war es bei ihm nicht ganz so klar, was er sein wird. Seine Mum kann ebenfalls die Telekinese, sein Dad hingegen ist ein Kryo, er beherrscht die Kryokinese.
Kryokinese und Pyrokinese sind sich sehr ähnlich. Während die Pyrokinese die Fähigkeit ist, einen Gegenstand einfach zu verbrennen, ist die Kryogenese praktisch das Kalte Gegenstück – ein Kryo kann alles einfach zu Eis gefrieren lassen.
Ich hab mir immer gewünscht, dass Calum ein Kryo wird. Einfach weil das so cool wäre, wenn wir als beste Freunde so die kompletten Gegenstücke zueinander wären, uns aber dennoch so ähnlich sind.
Calum wollte schon immer lieber die Telekinese seiner Mutter erben.
„Kryo ist cool und so… Aber wozu kann ich das denn benutzen? Cool, ich kann alles abkühlen, yipiiiiiie… Mit Telekinese kann ich viel mehr anfangen! Wenn ich keinen Bock hab die Fernbedienung zu holen, lasse ich sie einfach zu mir fliegen. Ich könnte Mrs Turdes ein Furzkissen auf den Stuhl legen, ohne dass irgendjemand es merkt… Oder den Schwamm immer wieder von ihr wegrutschen lassen… Oder dem blöden Conner seinen Stuhl wegziehen“, hat er mir einmal erzählt. Und genauso ist es tatsächlich auch. Calum ist noch nicht sehr gut darin, die Telekinese zu benutzen, aber wenn er sie benutzt, dann um noch fauler zu sein als ich es schon bin, oder um andere zu beeindrucken oder Streiche zu spielen…
Jetzt zieht Calum meinen Block an sich heran und reißt ein Stück Papier ab. Sofort spanne ich mich an. Calum knüllt in aller Ruhe das Papier zu einem kleinen Ball, legt es sich auf die Fingerspitze und konzentriert sich darauf.
„Es wird aber schon schade sein, dass wir da nicht mehr die einzigen sind die sowas können“, sagt Calum und lässt mit der zweiten Hand die Papierkugel los. Sie bleibt auf seiner Fingerspitze liegen und dann beginnt sie sich zu drehen.
Das ist zum Beispiel ein Trick, den er gerne in der Schule bringt. Jeder wundert sich, wie Calum es schafft den blöden Papierknäul auf seinem Finger zu balancieren. Dass es einfach nur eine ganz billige Form seiner Kraft ist, weiß dabei niemand. Hier muss er den Ball nicht einmal richtig zum Schweben bringen, sondern nur aufpassen, dass er nicht hinunterrutscht.
Das konnte er schon sehr schnell… Dinge richtig kontrolliert und frei durch die Gegend schweben zu lassen kann er noch nicht. Er gibt ihnen mehr einen Schubs und fängt sie dann…
„Aber dafür lernen wir endlich was… Ich darf endlich auch mal was tun“, seufze ich und schaue ihm dabei zu, wie das Papier nun einen Zentimeter von seiner Fingerspitze abhebt und wieder versteife ich mich ganz automatisch.
Und nur ein Blinzeln später erweist es sich als genau die richtige Reaktion. Calum gibt dem Ball einen heftigen Schubs und er fliegt direkt auf mich zu. Obwohl es nur so ein kleiner blöder Papierball ist, reiße ich die Hände hoch, spüre das Brennen in meiner Brust und dann in meinen Handflächen.
Es zischt leise.
„Du wirst auch besser“, kommentiert Calum meine Reaktion: „Schnelle Reaktion und gut gezielt.“
Ich rolle mit den Augen und zucke mit den Schultern, aber trotzdem füllt sich meine Brust mit Stolz.
„Weitermachen?“, fragt Calum mich und dreht sich schon wieder zu meinem Block hin.
„Ja“, sage ich nur und setze mich gerade im Bett hin.
Seit wir beide ein bisschen mit unseren Fähigkeiten umgehen können, haben wir kleine Spiele entwickelt, um zu üben. Eins unserer Lieblingsspiele ist es, dass er mich bewirft und ich die Gegenstände möglichst verbrenne, bevor sie mich treffen.
Calum reißt ganz viele kleine Stücke aus meinem Block und knüllt sie zusammen. Dann legt er sie neben den Block und baut sich so ein kleines Lager auf.
Ich warte ab bis er fertig ist und schaue auf meine Hände hinunter. Egal, wie stark sie brennen, wenn ich etwas entflamme, niemals verbrenne ich mich. Wenn ich aber an das heiße Backblech im Ofen fasse, bekomme ich sofort Brandblasen, wie auch jeder andere…
„Aufgepasst“, warnt Calum mich und ich kann gerade so hochschauen und die Hände hochziehen, da kommt die nächste Kugel auf mich zugeflogen und sie entflammt mitten auf ihrem Weg zwischen Calum und mir.
Calum nickt anerkennend und legt sich diesmal zwei Kugeln auf die linke Hand. Er schaut sie kurz an, schielt zu mir und dann fliegen sie los. Ich trenne meine Hände auf und erst spüre ich das heiße Zucken von meiner Brust in meinen linken Arm wandern. Durch den rechten geht nur ein warmes Kribbeln. Das linke Papier entflammt und ich konzentriere mich auf das rechte. Jetzt schießt das heiße Empfinden durch den rechten Arm und die Kugel entflammt.
Calum erhöht weiter auf drei Kugeln, dann vier und fünf. Je mehr Kugeln, umso schwerer wird es auch für ihn, das weiß ich… Aber die Zeit die er braucht, um den einzelnen Kugeln einen Schubs zu verpassen, kann ich nutzen um sie anzuvisieren und deshalb klappt das eigentlich ziemlich gut.
Höher als fünf Kugeln gehen wir aber nicht. Calum variiert jetzt immer wieder die Menge.
Er nimmt wieder drei Kugeln, gibt zweien gleichzeitig einen Schubs und ich entflamme die eine sobald sie in sicherer Entfernung seiner Hand ist. Dann will ich mich an die andere wenden, um sie schnell unschädlich zu machen, damit ich mich auf die letzte konzentrieren kann.
Ich halte meine Hand ausgestreckt auf die zweite Kugel gerichtet und bemerke, wie Calum schon die dritte Kugel losschickt. Die Hitze geht durch meinen linken Arm und ich hebe schnell den rechten, um die dritte Kugel direkt danach zu erwischen.
Die Hitze verlässt meinen Arm und ich will schon nach rechts schauen, aber- Was?!
Die zweite Kugel schlägt plötzlich einen Hacken und entflammt nicht. Panisch schicke ich erneut die Hitze durch meinen linken Arm, diesmal entflammt die Kugel und direkt danach ziele ich blind auf die rechte Kugel.
Ich halte die Hände noch oben und im selben Moment, wie ich die dritte Kugel entflamme, merke ich, dass es für die zweite zu spät war. Ich hätte sie nicht mehr anzünden dürfen. Calum bemerkt das auch, aber es ist zu spät. Sie saust gegen meine noch ausgestreckte Hand und ich ziehe sie mit einem lauten Geräusch zwischen Quietschen und unterdrücktem Schrei zurück.
Ich drücke die Hand an meinen Oberkörper. Calum springt sofort mit einem besorgten Blick auf und zieht meine Hand zu sich.
„Shit“, sagt er und ich schaue auch auf meine Hand, die er in seiner hält. Unterm Daumen am Handballen ist ein dicker roter Fleck, gesprenkelt von schwarzen Pünktchen und die Haut beginnt schon sich abzulösen und die übliche Blase zu bilden.
Calum wischt sanft drum herum die Asche weg, aber die Blase berührt er nicht. Ich ziehe meine Hand aus seiner, halte sie wieder an meine Brust und stehe auf. Ohne ein weiteres Wort folgt Calum mir ins Bad und ich halte die Hand unter eiskaltes Wasser und spüle vorsichtig die restlichen Ascheüberreste aus der Wunde.
„Ich hole was dafür, ok?“, fragt Calum mich.
„Pass auf, dass Mum dich nicht sieht“, seufze ich und er nickt schnell. Er weiß ganz genau, dass er auch Ärger dafür bekommt. Unsere Familien kennen sich leider gut genug, dass Calum genauso Strafen von meinen Eltern bekommen kann wie ich… Dass wir beinah wie Brüder leben hat eben so seine Vor- und Nachteile…
Als ich seine Schritte wieder auf der Treppe hören kann, mache ich das kalte Wasser aus und trockne meine Hand vorsichtig ab. Calum kommt herein und hat eins der vielen Kühlpads in der Hand, die wir immer im Kühlfach liegen haben… Meine Eltern wissen, dass sie nicht verhindern können, dass ich mit meinen Kräften spiele… Deswegen haben wir drei Feuerlöscher im Haus und überall hängen Feuermelder, die automatisch von oben herabregnen, wenn sie angehen – und eben einige Kühlpads, damit ich Verbrennungen kühlen kann.
Ich nehme es ihm ab und lege es auf meine Hand. Wir wandern zurück in mein Zimmer und legen uns nebeneinander auf mein Bett. Ich lege meine Hand mit dem Kühlpad auf Calums Oberschenkel ab und lege den anderen Arm unter meinen Kopf.
„Ich hoffe, wir können in ein Zimmer“, sage ich nachdenklich. Ich hab keinen Bock zwei Monate mit einem völlig fremden Kerl auf wenigen Quadratmetern zu wohnen…
„Kannst du knicken“, seufzt Calum.
„Wieso? Ich dachte, die berücksichtigen solche Wünsche?“, frage ich und schaue ihn an. Wir haben doch selbst auf der Internetseite gelesen, dass man bei der Anmeldung durchaus solche Wünsche bei der Ankunft äußern soll, weil sie uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten wollen.
„Schon die Regeln vergessen? Teles zu Teles und zu einem Pyro muss immer eine Kraft, die etwas gegen das Feuer ausrichten kann… ich bin da ziemlich nutzlos, es sei denn ich kann vielleicht irgendwann so etwas körperloses wie ein Feuer einfach aus dem Raum fliegen lassen“, sagt Calum und ich kann auch bei ihm Frust raushören. Wir wissen beide, dass das unmöglich ist.
„Und wenn wir ihnen erzählen, dass ich schwul bin?“, frage ich und zucke mit den Schultern: „Mum und Dad würden das bestätigen.“
Ich hab mich schon vor einem Jahr in der Schule und vor meinen Eltern geoutet und sie haben damit kein Problem – Calum erst recht nicht; Er sagt immer, dass Liebe kein Geschlecht kennt.
„Und was soll das bringen?“, fragt Calum belustigt.
„Vielleicht könnten wir sagen, dass wir Angst haben, dass der andere Kerl das nicht akzeptiert und mich bestimmt mobbt oder so… oder dass viele Kerle sich bestimmt nicht mehr ein Zimmer mit mir teilen wollen, weil sie Angst haben werden, dass ich sie anspringe oder sowas“, schlage ich vor.
Calum lacht auf und zuckt mit den Schultern: „Ich glaube trotzdem nicht, dass sie das interessiert.“
„Schade aber auch“, gebe ich zurück und er brummt zustimmend.
Ich schaue kurz auf meine Hand und unter das Kühlpad. Es tut kaum mehr weh, aber ich weiß, sobald ich das Kühlpad runternehme und es wieder wärmer wird, wird es wieder wehtun. Also lasse ich das Kühlpad drauf und lehne mich wieder zurück.
„Aber die Häuser sind auf dem Gelände verteilt, oder? Also es gibt kein Gebiet nur mit Teles und Gebiete nur mit den anderen, oder?“, frage ich Calum.
„Nee… Mali meinte wir könnten darum bitten in Häusern nebeneinander untergebracht zu werden“, sagt Calum und ich nicke.
„Und im Unterricht sitzen wir auch nebeneinander…“, sage ich und Calum nickt sofort: „Auf jeden Fall… Ich fasse es eh noch nicht, dass wir selbst in den Ferien im Unterricht sitzen werden.“
Ich seufze auch theatralisch auf und bringe Calum und mich selbst zum Lachen.
„Hoffentlich bekommen wir keine blöden Mitbewohner… Ich will keinen haben, der total anhänglich ist oder so… Der soll mich gefälligst nicht die ganze Zeit nerven“, sage ich und Calum schaut mich an: „Nur weil er dann genauso wäre, wie du?“
„Ha. Ha“, gebe ich trocken zurück: „Aber niedlich oder sexy darf er schon sein.“
Calum rollt jetzt mit den Augen: „Du bist dort, damit du lernst nicht alles abzufackeln, nicht um eine Sommerromanze zu finden.“
„Ja, ja… Aber das würde alles doch ein wenig aufpeppen… Sag mir nicht, dass du ‚Nein‘ sagen würdest, wenn sich was anbietet!“, sage ich und Calum zuckt mit den Schultern: „Lassen wir das alles mal auf uns zukommen.“
„Meinst du, dass wir dort vielleicht sogar irgendjemanden treffen, den wir kennen?“, fragt Calum mich auf einmal und ich lege den Kopf schief.
„Weiß nicht… Mir ist niemand aufgefallen… Dir etwa?“, frage ich zurück. Calum zuckt mit den Schultern: „Manchmal wirft Jade mir so komische Blicke zu, wenn ich im Unterricht mit der Telekinese spiele.“
„Weil das für jeden total verwirrend sein muss“, antworte ich ihm, aber er schüttelt mit dem Kopf: „Du weißt, dass ich es nie offensichtlich mache… Wir wissen, was los ist, wenn ein Normalo sieht, wie wir unsere Kräfte benutzen…“
Ich erinnere mich kurz daran zurück, wie eine Frau im Supermarkt beobachtet hat, wie Calum eine Chipspackung unter höchster Konzentration und unter meinem wachen Blick von einem Regal zu uns hat schweben lassen. Das ist gar nicht so lang her… Wir haben sie erst bemerkt, als sie ihre Ketchupflasche aus Glas auf den Boden fallen gelassen hat und uns mit offenem Mund angestarrt hat. Ich hab schnell die Chips aus der Luft geschnappt und bin mit Calum an die Kasse gerannt. Eine der ersten Regeln von Mum und Dad war, dass wir uns nie von Normalos dabei beobachten lassen dürfen, wenn wir unsere Kräfte benutzen. Es ist nicht vom Gesetz her verboten - wie zum Beispiel bei Harry Potter oder so - aber die moderne Gesellschaft mit ihrer Wissenschaft und sonst was glaubt eben nur ungern an solche Phänomene wie uns. Wer öffentlich an die Kräfte glaubt und sie offen zur Schau stellt, wird als Verrückter oder Schwindler abgestempelt…
„Aber sonst? Ich glaub nicht, dass Jade irgendwelche Kräfte hat. Was sollte sie denn können? Mir ist an ihr noch nie was aufgefallen… Und sonst auch an niemandem“, sage ich und Calum zuckt auch mit den Schultern: „War nur so ein Gedanke… Vielleicht kennt sie es auch nur von einer Freundin oder Verwandten oder so und weiß deswegen, was ich tue.“
„Könnte sein“, seufze ich zurück und schaue erneut auf meine Hand.
Super, ich beginne das Camp ja wundervoll… jeder andere Pyro wird denken ich bin total dumm, dass ich mich selbst verbrannt hab…