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Rücken an Rücken

von Nemain
Kurzbeschreibung
KurzgeschichteFamilie, Freundschaft / P16 / Gen
Florian "Specki T.D." Speckardt Kay "Die Lutter" Lutter OC (Own Character)
19.05.2017
03.09.2017
13
16.483
1
Alle Kapitel
17 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
 
19.05.2017 1.297
 
Projekt: Wie Bruder und Schwester

Band: In Extremo (Specki T.D.)

Genre: Freundschaft, Familie, Drama

Typus: Kurzgeschichte

Rating: P16

Updates: einmal die Woche

Disclaimer: Die Handlung ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Orten und Personen sind zufällig. Specki T.D. gehört sich natürlich selbst.

Kurzbeschreibung: Walter Winchell sagte einst: „Ein wahrer Freund ist einer der kommt, wenn der Rest der Welt geht.“Genau dieser wahre Freund ist Specki für Lennja, als ihre kleine, heile Welt auseinanderbricht und er der Einzige ist, der noch zu ihr durchdringen kann. Eine Freundschaft, die mehr ist als nur das.

Anmerkung der Autorin: Auch wenn meine letzte Arbeit doch schon wieder eine kleine Weile her ist, habe ich mehr als nur regelmäßig an diesem Projekt gearbeitet. Aber momentan geht bei mir eben alles etwas langsamer. Man möge das entschuldigen. Ebenso der beiden Charaktere Handeln. Heißt also, die Kapitel gehören schon zu einer großen Geschichte, aber es werden nur Ausschnitte davon gezeigt.


Rücken an Rücken

1. Kapitel: Training


So langsam aber sicher machte er sich Sorgen. Ernsthafte Sorgen. Weshalb er nun auch vor der Wohnung seiner Freundin stand und wie ein Bekloppter auf die Klingel hämmerte, damit endlich eine Reaktion auf seine Bemühungen kam.

Lennja und Specki hatten sich vor über fünf Jahren kennengelernt, als er bei In Extremo als neuer Drummer angeheuert hatte. Sie hatte damals bei Headline Concerts das Booking für die Band innegehabt und so hatten sich die beiden im Laufe der Zeit und der „Sterneneisen-Tour“ kennen und auch irgendwie lieben gelernt. Eine Freundschaft war zwischen den beiden entstanden, die auch dann noch fortbestand, nachdem Lennja zu einer anderen Agentur gewechselt und zwangsläufig nach Hamburg gezogen war. Die beiden waren immer in Kontakt geblieben, hatten es sich sogar zur Gewohnheit gemacht, alle vierzehn Tagen voneinander zu hören. Egal ob über Telefon oder Skype, Hauptsache war, dass sie immer wieder am Leben des anderen teilnehmen konnten.

Als Lennja sich nun seit einiger Zeit gar nicht mehr gemeldet hatte, dachte sich Specki erst einmal nichts dabei. Vielleicht war sie wieder mit einer Band unterwegs und hatte im Eifer des Gefechtes vergessen, ihm Bescheid zu geben. Ab und an war das schon einmal vorgekommen, doch selbst da hatte sich Lennja reumütig nach spätestens drei Wochen gemeldet. Dennoch hielt sich seine Sorge in Grenzen. Wer wusste schon, was war. Die Frau war nun einmal busy. Immer hatte sie zu tun und einen vollen Terminkalender, sodass man Treffen mit ihr schon Monate im Voraus planen musste. Spontanität gab es in Lennjas Leben so gut wie gar nicht.
Doch als dann ein befreundeter Schlagzeuger, der ihr obendrein noch Schlagzeugunterricht gab, so gar nichts mehr von ihr hörte, beschloss Specki nach nur kurzem Zögern, nach Hamburg zu fahren, um nach ihr zu sehen. Lennja vergaß nie eine Stunde, oder ließ sie gar ausfallen. Und seine Freundin hatte beides schon als Ausreden benutzt, obwohl sie den Schlagzeugunterricht über alles liebte. Hatte sie zumindest gesagt. Und er hatte es bis jetzt auch immer geglaubt.

Also stand er nun vor ihrer Tür und hoffte, dass sie zu Hause war. Er wollte sie nur kurz sehen, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Dann würde er wieder fahren, schwor er sich, versuchte er sich einzureden. Ungeduldig drückte er noch einmal auf die Klingel und sah sich in dem kleinen Vorgarten des Reihenhauses um. So langsam kam sich der Schlagzeuger ziemlich bescheuert vor. Er überlegte sich schon leicht verzweifelt, einfach bei ihr auf Arbeit vorbeizuschneien. Immerhin liebte sie ihren Job ebenso wie das Schlagzeug. Auch wenn sie für ihre Arbeit zuweilen mehr Passion an den Tag legte, aber so hatte jeder seine Stärken und Schwächen, wie der Drummer zu necken pflegte. Gerade wollte er sich umdrehen, da hörte er von drinnen endlich aufgebrachtes Stimmengemurmel und wenig später wurde die Haustür aufgerissen. Schockiert sah Specki auf das Häufchen Elend, das da im Türrahmen stand.

Lennja sah aus wie ausgekotzt. Tiefe Ringe unter den braunen Augen, fettige Haare, rissige Lippen und ein glasiger Blick, der ihm Angst machte. Außerdem roch seine Freundin stark nach Alkohol und sie schien die abgewracktesten Klamotten angezogen zu haben, die sie finden konnte.
„Hast du getrunken?“, wollte der Drummer fassungslos zur Begrüßung wissen, als er sich an einer ebenso vor den Kopf gestoßenen Lennja vorbeidrückte und die Nase rümpfte. Lennja trank so gut wie nie und schon gar nicht mitten in der Woche. Vor zwölf. Außerdem war sie für ihre Organisation in Berufs- und Privatleben berühmt-berüchtigt, sodass ihn das Chaos allein im Flur völlig überrumpelte.
„Was geht dich das an?“, giftete die Schwarzhaarige zurück.
„Man beantwortet keine Frage mit einer Gegenfrage“, konterte der Drummer, ging dann aber zur nächsten Frage über. „Und warum bist du nicht bei der Arbeit? Mal davon abgesehen, warum hast du dich nicht bei David oder mir gemeldet?“
Stoisch marschierte Lennja an ihm vorbei, geradeaus ins Wohnzimmer und ließ sich auf das große Sofa fallen. „Ich hatte zu tun. Habe ich immer noch“, wiegelte sie ab.
Specki zog eine Augenbraue nach oben, verschränkte die Arme vor der Brust.
„Das sehe ich“, kommentierte er trocken, was Lennja die Stirn runzeln ließ, ehe sie den Schlagzeuger von unten her wütend ansah. Lennja war normalerweise das totale Gegenteil von Specki. Ruhig, gelassen, nicht aus der Ruhe zu bringen. Dass sie jetzt sofort an die Decke ging, war mehr als ungewöhnlich. „Specki, lass gut sein. Mir geht es gut. Also, Tschüss.“

Diese Masche wollte sie also spielen. Das konnte sie haben.
„Du liegst also auf deinem Sofa, säufst dir die Hucke voll, stopfst dir sinnlos Pizza in den Wanst und du riechst, als hättest du dich seit über einer Woche nicht mehr gewaschen. Und du willst mir sagen, dass es dir gut geht? Lennja, verarschen kann ich mich alleine.“
Bei jedem weiteren gesprochenen Wort wurde die Angesprochene wütender und aufgeregter und tigerte nun vorm Couchtisch hin und her. „Was geht es dich überhaupt an, was ich tue und lasse? Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!“
Dasselbe hatten seine Bandkollegen auch gesagt. Sie musste ihm gegenüber gar nichts. Sie waren nicht mal mehr Geschäftspartner, sonst hätte er die junge Frau vielleicht über die Schiene kriegen können. Und wenn sie nicht wollte, dann hatte er das zu akzeptieren. Die anderen beließen es lieber dabei, dass Lennja schon ihre Gründe haben und früher oder später wieder zur Vernunft kommen würde. Außerdem hatten sie es nicht nötig, ihr bei so einem abrupten Kontaktabbruch hinterherzurennen. Für solch eine Kinderkacke waren sie einfach zu alt, auch wenn man der Band anmerkte, dass Lennjas Aktion sie traf.
Specki war aber nicht so. Lennja war nicht so. Wenn sie sich so benahm, dann aus gutem Grund. So gut kannte er sie dann schon. Und warum fiel ihm das als Einzigem auf? Warum war er der Einzige, der den Grund wissen wollte? Warum gab er nicht auf, im Gegensatz zu seinen Bandmitgliedern, die auch von sich behaupteten, mit ihr befreundet zu sein? Die anderen Sechs waren wirklich gute Freunde, dass wusste Specki aus Erfahrung, aber wieso warfen sie ausgerechnet bei ihr so schnell die Flinte ins Korn?

„Das bist du mir nicht. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Du meldest dich bei niemandem mehr. Was ist bloß los?“ Anstatt zu antworten, blieb Lennja abrupt stehen, den Rücken ihm zugewandt, und atmete schwer. Specki deutete das so, dass er sie nun endlich berühren und in den Arm nehmen konnte. Er ging einige Schritte in den Raum hinein, musste sich dann aber blitzschnell ducken, als eine halbvolle Schnapsflasche auf ihn zugesegelt kam und hinter ihm an der Wand zerschellte. Entsetzt sah er auf den feuchten Fleck an der beigefarbenen Wand, ehe er plötzlich zusammenzuckte, als ihre schrille Stimme durch den Raum schallte. „Verpiss dich doch einfach! Ich will dich nicht mehr sehen. Niemanden von euch! Lasst mich in Ruhe!“
Dann brach Lennja in Tränen aus.
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