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wenn nichts übrig bleibt, bleibt das wir

Kurzbeschreibung
OneshotDrama, Liebesgeschichte / P12 / Het
Riley Blue Will Gorski
21.04.2017
21.04.2017
1
1.049
 
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Fandom: Sense8
Pairing: Riley Blue x Will Gorski
Ficathon: home is where the heart is
Prompt:
Wenn alles untergeht, bleib ich hier und bleib bei Dir, Du bei mir,
Wenn nichts anderes übrig bleibt, bleibt das Wir.


Wordcount: 1009


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wenn nichts übrig bleibt, bleibt das wir



Sie weiss nicht, wo sie ist, ob sie hier ist, bei ihm, oder ob sie noch immer dort im Schnee liegt, kurz nach dem Unfall, kurz nach ihrem Tod.
Sie weiss nicht, was wirklich ist und was nur die grausamen Schreckensbilder ihrer Erinnerungen sind.
Doch die Kälte, die verfluchte Kälte ist so real und dringt durch ihre Haut bis tief in ihre Knochen und den hintersten Winkel ihrer Seele vor. Und insgeheim wünscht sie sich, einfach hier liegen bleiben zu können, bis die ganze Welt vergangen ist und sie endlich wieder bei ihnen sein kann. Denn sie weiss, dass es so hätte sein sollen.

»Es ist okay. Ich hätte hier sterben sollen.«

Sie drückt die zitternden Arme an die Brust und schließt die Augen, auf den Moment wartend, an dem endlich alles vorbei ist und sie frei ist. Sie wartet auf die Erlösung. Und sie wünscht sich so sehr, dass sie aufwacht und in Magnus' strahlende, blaue Augen sieht.

Aber er ist nicht da. Da ist nichts um sie herum. Nur Leere und diese eisige Kälte.

Und dann ist da plötzlich diese Stimme.
»Riley. Ich bin hier. Es ist okay, ich bin hier.«

Diese Stimme, so voller Wärme und Sorge, die sie einhüllt, wie eine wärmende Decke um ihre zitternden Schultern, so sanft und weich, dass sie an etwas ganz tief in ihr zu berühren scheint, von dem sie geglaubt hatte, es sei damals bei dem Unfall zerbrochen und gemeinsam mit Magnus und Luna begraben worden.

»Riley. Sieh mich an. Ich bin hier, es ist okay. Alles wird wieder gut.«

Sie öffnet die Augen, erblickt nichts als trübe Nebelschleier und noch immer ist ihr so entsetzlich kalt, dass sie sich fragt warum sie nicht schon hier und jetzt erfroren ist. Warum sie immer noch hier ist, wenn sie sich doch nichts so sehr wünscht, als bei ihnen zu sein und endlich ihren Frieden zu haben.
Sanft streicht ihr etwas über die Wange und lässt sie zurückweichen, denn durch den Nebel, der noch immer vor ihren Augen wabert, kann sie nichts erkennen. Alles ist nur grau und farblos.

»Ssht, Riley. Ich bin es, Will. Ich bin hier, ich bin bei Dir.«

Und endlich sieht sie wieder klar, endlich sieht sie ihn, weil der Nebel vor ihren Augen sich lichtet, als hätte allein seine Stimme es vermocht ihn aufzulösen.

»Will«, wispert sie und beginnt zu weinen, weil er wirklich hier ist, weil er es wirklich geschafft hat sie aus Whispers' Fängen zu retten. »Will.«
Sie streckt ihre zitternde Hand nach ihm aus, um ihn zu berühren, zu spüren, dass er wirklich da ist.
»Du hast mich gefunden, Will.«
»Ja«, sagt er leise und seine Stimme bricht, als er sie an sich zieht und seine Arme um sie schlingt. »Ich habe Dich gefunden, Riley. Und jetzt lasse ich Dich niemals wieder gehen.«

Sie spürt seine Wärme, die die Kälte aus ihrem Herzen vertreibt, spürt seine Hände die langsam über ihren Rücken streichen, spürt seine Lippen, die zarte Küsse auf ihrem Haar verteilen.

»Es tut so weh, Will. Es tut immer noch so weh.«

Er weiss nicht, wie lange sie so dagesessen haben, schweigend und aneinander geklammert. Und vielleicht ist das auch vollkommen egal.
Für ihn zählt nur, dass er Riley endlich in seinen Armen halten kann, wirklich und wahrhaftig. Und dass sie nicht nur eine Projektion seines Geistes, ein Teil seines Selbst ist.  

»Ich weiss, Riley, ich weiss. Ich fühle es.«

Und sie weiss, dass er ihren Schmerz fühlt, denn in diesem Moment fühlt sie, was er fühlt. Sie teilen den Schmerz.

»Ich liebe Dich, Riley. Ich weiss, dass es schwer ist, aber ich liebe Dich.«

Sie sieht in an, und wieder ist da dieses Gefühl tief in ihr, das sie so lange in sich begraben hatte.
»Ich liebe Dich auch, Will.«

Und dann sind da nur noch Wills Lippen, die sich sanft auf ihre legen und die Welt scheint für einen Moment still zu stehen, all ihr Schmerz ist für diesen einen Moment wie ausgelöscht, als wären ihre Wunden schon längst verheilt. Und vielleicht ist es auch so, vielleicht heilt Will ihre Wunden wirklich.

»Ich weiss, dass ich Deinen Schmerz nicht in Rauch auflösen kann, Riley. Ich weiss, dass es nicht von heute auf morgen aufhören wird weh zu tun. Aber egal was passiert, ich lasse Dich nicht wieder gehen. Ich bleibe bei Dir, ich werde es nicht zulassen, Dich zu verlieren.«

Schweigend betrachtet sie ihre verschlungenen Hände, beobachtet seinen Zeigefinger, der langsam über ihren Handrücken streicht.

»Du wirst mich nicht verlieren, Will«, sagt sie leise, denn in diesem Moment, weiss sie, dass es richtig ist. Dass sie es sich erlauben darf, wieder glücklich zu sein. Für Magnus und Luna kann sie nichts mehr tun, doch für sich selbst kann sie etwas tun. Sie kann einen Weg wählen, um zu verhindern, dass sie zerbricht, so wie sie damals zerbrochen ist.
Sie wird die Beiden niemals vergessen, sie wird sie immer lieben, sie sind ein Teil ihres Herzens. Doch der Rest ihres Herzens, hat ein Recht darauf weiter zu leben, weiter zu lieben.
»Ich bleibe bei Dir.«

Ehe sie sich versieht zieht Will sie wieder an sich, und sie legt die Arme um seinen Nacken und drückt ihre Lippen auf seine und sie denkt, dass sie schon sehr lange nicht mehr etwas so wundervolles erlebt hat, wie diesen Kuss.

Und Riley erkennt, dass sie von nun an, nur noch stärker werden kann, denn Will ist an ihrer Seite und gibt ihr Kraft. Durchzuhalten. Zu leben.

Wenn Whispers sie doch noch erwischen sollte, so wird sie ihm nicht noch einmal schutzlos ausgeliefert sein, denn sie sind zusammen, Will ist bei ihr und sie ist bei Will und sie werden kämpfen, für ihre Liebe und für ihren Cluster.

Und wenn alles untergehen sollte, dann wird sie hier bleiben, bei Will bleiben und Will wird bei ihr bleiben, denn wenn nichts anderes übrig bleiben sollte, werden sie immer noch das »Wir« haben und das wird mehr sein, als Whispers je haben könnte.  


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