Die Malec-Chroniken
von -Magnus-Bane-
Kurzbeschreibung
Das Leben beginnt interessant zu werden. Nicht nur, das mit Clary Fray ein wahrer Sturm ins New Yorker Institut einzieht, für Alec Lightwood geht es noch um etwas ganz anderes. Zum ersten Mal in seinem Leben hat er das Gefühl, das auch sein Privatleben nicht mehr zu kurz kommen muss, denn alles fügt sich so gut und sein neuer Schwarm scheint bei weitem nicht nur ein Schwarm zu sein. Aber das Leben eines Schattenjägers ist gefährlich und eine Liebe zu einem Unterweltler kommt einem Affront gleich. Sein Leben beginnt, unbeschreiblich zu werden, sowohl in der einen Richtung, als auch in der anderen. Doch der junge Schattenjäger will nicht aufgeben. Er will alles… alles, was ihn so glücklich macht… selbst wenn er es noch nicht schafft, dazu zu stehen. Und vor allem… will er trotz dem neuen Auftauchen des Kreises und der Bedrohung durch Valentin Morgenstern nicht aufgeben, was er gefunden hat. Und er will es beschützen…. Wenn es sein muss, bis in den Tod….
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Alexander "Alec" Gideon Lightwood
Magnus Bane
01.04.2017
23.09.2022
77
178.147
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Dieses Kapitel
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28.04.2020
2.916
Die Dunkelheit schien in diesen abgelegenen Straßen noch undurchdringlicher, als sie es zwischen den hohen Bauten New York Citys ohnehin schon war. Es war diese Dunkelheit, die die Phantasie der Menschen auf Hochtouren brachte, wenn auf dem Weg nach Hause die Straßenlichter ausfielen oder sie bereits vor der Dunkelheit das Opfer von Vandalismus oder gezielter Zerstörung gewesen waren und sich die Schatten der Nacht mit den Schatten der Unsicherheit verflochten. War das eine Bewegung gewesen? Oder doch nur eine Einbildung, geboren aus Angst und dem schlechten Gewissen vergangener Taten. Hariett Lone hastete durch die Finsternis, ihre Handtasche fest an sich angedrückt, in dem sich das Kästchen befand, das ihr Leben retten würde. Sie musste es nur noch zu dem halb verfallenen Gebäude bringen, in dem sie die Beschwörung bereits vorbereitet hatte, noch bevor sie zu dieser Militärbasis aufgebrochen war. Von allen, die sich mit ihr in Verbindung gesetzt hatten war sie die einzige, die erfolgreich gewesen war. Wenn auch nicht so erfolgreich, wie erwartet. Ihr Atem ging schnell und immer wieder sah sie sich um, mit den Gedanken bereits bei den kommenden Stunden. Wenn sie erfolgreich war.... würde er es bemerken? Würde er wissen, das es die echten Augen sind und vor allem, würde er wissen..... das ihr Besitzer noch am Leben war? Sie konnte sich nicht vorstellen, das Magnus Bane so dumm war, sich in einer messbaren Zone aufzuhalten. Er war verwundbar geworden und auch, wenn er seine Hände noch besaß, der Verlust seiner Augen würde ihn stärker einschränken, als er vielleicht selbst glaubte. Oder es ging ihm um nichts anderes als das pure Weiterleben.
„Das hätten wir dann wohl gemeinsam....“, murmelte die Hexe leise und schob sich durch einen schmalen Durchgang zwischen zwei Hinterhöfen. Sie musste nur noch aufpassen, das sie auch ihre Erinnerungen verschloss und sich nicht verriet.Sie würde nichts fordern, nichts anderes als die Lösung ihres Todesfluchs. Sie sah sich ein weiteres Mal um und quetschte sich dann durch eine schmale, in völliger Finsternis liegende Türe, die in ein altes Versorgungsinstitut führte. Ihre Schritte hallten hohl auf dem glatten Steinboden wider, als sie jetzt durch die vernachlässigte Aula zum Treppenhaus lief und die Stufen zur Tiefgarage hinuntereilte. Erst, als sie einige Schritte in die Dunkelheit getan hatte schnippte sie und einige Meter vor ihr entflammten einige Fackeln, die sie einfach und zweckmäßig an zerbrochenen Autofenstern oder zerborstenen Außenspiegeln angebracht hatte. Das Pentagramm war immer noch hier, leuchtend rot auf schmutzigen schwarzgrauen Asphalt. Auch die dunklen Kerzen an den Spitzen waren entflammt und loderten in kühlem Blau. Sie gestattete sich keine Pause. Hätte sie gewartet, hätte sie der Mut wahrscheinlich wieder verlassen und das durfte nicht passieren. Hariett spürte die Nervosität schon viel schon heftig. Ihre Finger zitterten, als sie das Kästchen hervorholte und öffnete. Leise sprach sie Zauberspruch über den immer noch blutverschmierten Augäpfeln und sah, wie die Pupillen erstarrten und brachen. Das musste ausreichen. Sicher sah der Dämon keinen Grund, sie nach einem Fluch zu untersuchen. Die bloße Gabe musste ausreichen. Sie schloss die Kiste wieder und legte sie zur Seite, dann begann sie leise und durchdringend die Formel für die Beschwörung zu rezitieren. Es dauerte kaum Sekunden, bevor ein Wind aufkam, der hier unten vollkommen unwirklich erschien. Der Wind wurde zu einem Brausen. Hariett hob die Hand gegen den heftigen Wind und starrte ungläubig auf die Person, die im Pentagramm erschien.
„Das..... das kann nicht.....“
„WAS kann nicht sein?“
Der hochgewachsenen Mann wandte sich ihr sofort zu, die Hände tief in den Taschen eines langen, rostroten Ledermantels vergraben. Unter dem Mantel erkannte sie einen teuren, dunkelbraunen Anzug und die blonden Haare wehten in dem immer noch leichten Wind.
„Bist du erstaunt mich zu sehen?“
Niles Green hatte die Augen zusammengekniffen und fixierte die Hexe mit einem zornigen Blick.
„Du... bist nicht der, den ich beschworen habe!“
Hariett sah sich unsicher um. Wie hatte er das bewerkstelligt? Hexenwesen wurden nicht beschworen, auch wenn sie zum Teil Dämon waren. Wobei..... sie schluckte und ließ die Hände sinken.
„Ich bin sehr wohl der, den du beschworen hast. Aber ich bin nicht der, den du beschwören wolltest. Ich kann nicht verstehen, warum Hexen wie du tatsächlich der Meinung sind, eine Lebensberechtigung zu haben. Wenn du etwas wichtiges vorhast, solltest du deine Arbeit niemals ungeschützt lassen, egal, wie gut sie versteckt ist. Du hast das Pentagramm nicht noch einmal untersucht, obwohl du es seit Stunden unbeaufsichtigt gelassen hast. Das ist einfach nur unfähig und dumm.“
Hariett verzog das Gesicht und musterte das Zeichen unter seinen glänzenden schwarzen Schuhen. Dann sah sie wieder auf.
„Und was willst du jetzt? Machst du dir einen Spaß daraus, andere Hexenwesen bei ihrer Arbeit zu behindern?“
Niles Hände schoben sich langsam aus den Taschen und er machte einen langsamen Schritt auf die Hexe zu.
„Es ist mir vollkommen egal, was eine minderwertige kleine Vorstadthexe zu beschwören hat, wenn es sich nicht gerade um etwas handelt, das...... ich NIEMALS ZULASSEN KANN! GIB MIR DIE SCHATULLE!“
Harietts Augen weiteten sich und sie griff sofort nach der Schachtel um sie mit den Fingern zu umklammern. Dann schrie sie schmerzerfüllt auf. Kaum hatte sich ihre Hand um die Schatulle geschlossen erklang ein leises Schnippen, und ihre Finger wurden so stark hoch gerissen, dass das Brechen der Knochen deutlich zu hören war. Sofort ließ sie die Schachtel fallen und fing sie mit der anderen Hand auf, doch hier geschah genau dasselbe. Die helle, schmerzverzerrte Stimme ließ die Mauern vibrieren und Hariett sank keuchend auf die Knie, die Arme an den Körper gedrückt. Tränen liefen über ihr Gesicht und sie musste dabei zusehen, wie die Schatulle in Niles Greens Hände flog.
„Ihr seid..... armseelig.... wie ihr um seine Gnade eifert und auch noch glaubt, das er sie euch gewähren würde. Ihr seid nichts als Puppen. Kleine, süße Puppe, die immer wieder und jeden Tag erneut beweisen, wie viel mehr wert der Eine ist. Denkst du wirklich, du kannst ihn hinters Licht führen?“
Niles öffnete die Schatulle und seine Finger glitten in einer anmutigen Geste durch die Luft. Die Augen schwebten empor und in der Schatulle sammelte sich Wasser. Offenbar völlig gefangen vom Anblick der goldgrünen Iris und der vertikalen Pupillen drehte er sie andächtig vor sich und eine Blasse kristallklaren Wassers reinigte die Augäpfel von Blut und Schmutz. Keuchend starrte Hariett auf diese seltsame Szenerie und Niles fast schon liebevollen Blick, mit dem er die Augen betrachtete.
„So... wunderschön..... einzigartig..... selbst jetzt noch. Eine Schande, sie aus ihrem angestammten Platz zu entfernen.“
Niles Stimme senkte sich fast auf ein Flüstern und er beachtete die Hexe nicht mehr, die keuchend und leise wimmernd neben dem Pentagramm kniete.
„Ein Blick dieser Augen konnte Berge versetzen...... er konnte das Blut zum kochen bringen oder..... das Herz zu Schlägen ermutigen die über das normale Maß weit hinausgingen. Jetzt...... sind sie nur ein Stück Fleisch... trotz all ihrer Schönheit.“
Behutsam ließ er sie in die Flüssigkeit der Schatulle sinken und schloss sie vorsichtig. Erst als sie wirklich geschlossen war und ruhig in seiner Hand ruhte schien er sich darauf zu besinnen, das er nicht alleine war. Sein Blick glitt wuterfüllt zu Hariett zurück, während er die freie Hand ausstreckte und leise, drohend klingende Worte wie eine giftige Wolke über seine Lippen drangen.
„Du hast ihn verletzt...... du hast ihn... an den Rand des Todes gebracht und ihn um etwas betrogen, das er dir niemals freiwillig gegeben hätte. Du hast weder den Sieg verdient, noch die Gnade, in deinem Fluch zu vergehen.“
Die Augen der Hexe weiteten sich erschrocken, als sie sah, was mit ihr geschah. Die Haut auf ihrem Körper begann Blasen zu werfen und verfärbte sich fast sofort zu schwarz verbranntem Leder, das sich starr und unbeweglich um ihren Körper schloss. Die Schreie der Hexe verstarben, noch bevor sie selbst in ihrer Position völlig erstarrte und sich der Körper immer weiter zu einer unförmigen Kreatur verformte. Ein rotes Siegel, das sie umgab zerplatzte in tausende kleine Stücke und eine letzte Bewegung nahm der Kreatur das, was sie selbst genommen hatte. Niles sank auf die Knie und betrachtete das, was von der Hexe übrig geblieben war.
„Der Tod ist keine Strafe. Er ist eine Befreiung..... doch wer immer ihm so übel mitspielt, wie du es getan hast, wird dasselbe Schicksal ereilen, das dich getroffen hat, Hariett Lone. Niemals wieder wirst du Zauber wirken..... und niemals wieder sehen. Aber du wirst hören..... und spüren....... wie sich die Unsterblichkeit anfühlt, wenn ihr den verletzt, der unter meinem Schutz steht.“
Er richtete sich wieder auf und verließ das Pentagramm mit stolzen Schritten. Vor der Treppe zögerte er und schnippte mit den Fingern. Der verzogene, lederne Körper verschwand, nur um im nächsten Atelier in den Auslagen zu erscheinen.
„Ein solches Kunstwerk sollte nicht unbewundert bleiben, finde ich.“
Er verließ das Gebäude und richtete den Schritt zielstrebig in Richtung Brooklyn. Ein Portal erschien vor ihm und er verließ es genau vor der Türe eines ihm bekannten Loftes wieder. Es wurde Zeit, sich ein wenig mehr einzubringen. Er verzichtete darauf, zu klopfen und betrat die Wohnung mit Hilfe von Magie. Doch noch bevor sich die Türe hinter ihm schloss sah er sich einem straff gespannten Bogen gegenüber. Niles Lippen formten ein amüsiertes Lächeln, als er dem festen Blick des Schattenjägers begegnete.
„Na na na .... empfängt man so einen guten Freund? Vor allem.... wenn er ein ganz besonderes Geschenk mitbringt?“
Er streckte den Arm mit der Schatulle aus und hielt sie in Catarina Loss Richtung. Die Hexe musterte erst den blonden Hexenmeister, dann das Gefäß in seinen Händen.
„Ist... es das, was ich denke?“
„Ich würde vorschlagen, du schaust nach..... bevor du ihm etwas antust, was sich nicht mehr rückgängig machen lässt.....“
Alec hatte nicht gezögert. Er war dankbar gewesen, das Catarina die Türe für ihn öffnete und er Magnus sofort in die Wohnung bringen konnte.
„Leg ihn hier auf der Liege ab, ich spüre ihn kaum noch....“
Sofort kniete sie sich neben ihn und ließ die Magie in ihren Händen entflammen. Sie arbeitete still, hielt Alec nicht auf, der sich auf der anderen Seite neben den verletzten Hexenmeister kniete und nach seiner Hand griff. Der Ärmel des Hemdes rutschte hoch und gab die Druckstellen an seinen Handgelenken frei. Der Schattenjäger atmete zischend aus und strich sanft durch Magnus Haare.
„Was ist passiert, Magnus? Du hast nur geschrieben, das dein Kunde deine Hilfe im Ausland braucht. DU hättest doch wissen müssen, das es sich um eine Falle handeln könnte.“
Magnus verzog das Gesicht und lächelte leicht.
„Es hätte aber auch ein ziemlich lukrativer Handel werden können. Ich kannte ihn und... ich habe ihn nicht für dämlich gehalten. Außerdem.... bin ich von Natur aus neugierig. Vor meiner Türe hat noch nie das Militär gestanden. Wir..... auaa.... Catarina..... das tut weh.....“
Die Hexe arbeitete weiter und hatte den Blick fest auf die Wunden gerichtet, die sie schloss.
„Gut so! Schade, das es nicht noch schmerzvoller ist. Alec hat recht. Du bist unfassbar dumm gewesen.“
Sie hob die Hand erst als die letzten Stiche sich schlossen und wechselte dann zu seinem Kopf.
„Warum hast du uns nicht früher um Hilfe gerufen?“
„Weil er es nicht konnte. Sie haben ihn gefesselt.“
Alecs tonlos Stimme ließ Magnus Herz schneller schlagen. Er war wütend, das konnte er nicht nur hören, sondern auch deutlich spüren. Der Schattenjäger umklammerte seine Hand so fest, das es fast weh tat. Er konnte nur erahnen, was gerade in seinem Inneren vorging.
„Hat... es denn keinen anderen Ausweg gegeben?“
Magnus hielt den Atem an und schluckte dann.
„Doch... EINEN Ausweg hätte es noch gegeben, meinen unwiderruflichen Tod und das Ende der westlichen Welt.“
Alecs unwilliges Brummen zeigte nur einen Hauch dessen, was Magnus in seiner Berührung spüren konnte. Er verzog das Gesicht zu einem zurückhaltenen, fast freudlosen Grinsen.
„Ich muss ja annehmen, das du dich nur in meine Augen verliebt hast, wenn dir das so viel ausmacht. Das ist schon ein wenig enttäuschend, muss ich zugeben.“
Alecs Blick glitt zu Catarina hinauf, doch sie schüttelte unmerklich den Kopf.
„Du... dachtest... ich kann deine Augen bei der Heilung erneuern, oder?“
Stille legte sich über den Raum und zum ersten Mal in den letzten Minuten spürte Magnus eisige Kälte. Seine langjährige Freundin hatte den Nagel voll auf den Kopf getroffen. Natürlich hatte sie das, denn Magnus Bane tat niemals etwas, ohne nicht eine Hintertüre zu bedenken. Er hatte zugestimmt, seine Augen zu opfern, in der Hoffnung, das Catarina den Schaden beheben konnte.
„Ich... muss dich enttäuschen, Magnus....,“ sagte die Hexe jetzt leise und man konnte deutlich in ihrer Stimme hören, wie sehr sie das bedauerte. „Ich kann deine Wunden heilen und deine Schmerzen lindern, aber.... deine Augen waren keine einfachen Augäpfel. Sie waren dein Hexenmal...“
„Es waren verdammt nochmal Augen und... ich konnte damit sehen.... nicht mehr und nicht weniger!“
Alec hatte noch nie so viel Wut in der Stimme des Hexenmeisters gehört wie in diesem Moment und zog ihn in die Arme. Natürlich hatte er sich nicht einfach nur in seine Augen verliebt. Er würde ihn immer lieber, auch wenn er niemals wieder.... Er schluckte hart und sah auf zu Catarina.
„Und... wenn es nicht SEINE Augen wären? Ich meine....“
Er verstummte und Catarina betrachtete Magnus Gesicht nervös.
„Ich weiß es nicht..... Ich denke nicht, das einfache Augäpfel... .. Nein, sie werden seiner Magie nicht standhalten, solange er nicht über ein Hexenmal verfügt, das sie kanalisiert.“
„Tu es einfach....“
Magnus griff nach Catarinas Hand. Er fasste vorbei, bekam aber dann ihr Handgelenk zwischen die Finger und zog ihre Hand hinauf zu seinem Gesicht. „Versuch es wenigstens..“
Catarina atmete tief durch und nickte, bevor die Magie in ihren Händen entflammte und …. die Türe mit einem lauten Krachen gegen die Wand schlug. Alec war sofort auf den Beinen und sein ganzer Körper spannte sich an als er sah, wer die Wohnung betreten hatte. Der Hexenmeister hielt Catarina eine Box hin, die diese zögernd annahm.
„WAS willst du hier?“
Alec konnte sich noch viel zu gut an ihr letztes Zusammentreffen erinnern. Und auch... was es in ihm ausgelöst hatte. Noch nie hatte er sich so beschämt gefühlt wie an dem Morgen nach dem Besuch des Moulin Noir. Trotzdem ließ er den Bogen sinken, als er sah, wie Catarina die Schatulle öffnete und sich ihre Augen weiteten.
„Wie ….. wo hast du sie....“
Niles ließ den Mantel nonchalant von den Schultern gleiten und sank neben Catarina auf ein Knie hinunter, während er Magnus Hand in seine nahm, ohne Alec noch eines weiteren Blickes zu würdigen.
„Kümmere dich um seine Augen, ich versorge ihn mit der nötigen Kraft für die Heilung.“
Catarina nickte sofort. Was hätte sie auch anderes tun sollen. Er hatte Magnus Augen zurückgebracht und in diesem Moment war es ihr egal, wie er das geschafft hatte. Sie sprach leise murmelnd und ihre Magie verschmolz mit Niles zu einem sanften, hellblauen Nebel. Alec musterte die drei Hexenwesen und presste die Lippen fest aufeinander. Hatte es gerade dieser Hexenmeister sein müssen, der ihnen zu Hilfe kam? Sein Blick heftete sich fest auf Niles Hand, die Magnus Finger sanft berührten. Es kostete Magnus trotz allem schier all seine Kraft, denn sein Körper zitterte als wäre er kurz davor, zu erfrieren.
„Entspann dich, Schattenjäger. Nimm seine Hand, er braucht deine Nähe mindestens so sehr wie unsere Hilfe. Mach es ihm nicht noch schwerer, in dem du unnötige Rivalitäten aufbaust.“
Alec fehlten die Worte. Doch es ging ein Ruck durch seine Gestalt und er sank wieder zurück auf seinen Platz um Magnus freie Hand in seine zu nehmen. Anders als bei Niles spürte er sofort, das sich Magnus Finger um seine legten und er sich an ihm festhielt. Es dauerte so lange, das Alec Angst verspürte, es würde nicht funktionieren, doch dann ließ Catarina die Arme sinken und auch Niles zog seine Hand zurück. Alecs Hand strich sanft über Magnus Handrücken und er sah erstaunt auf Catarina, die jetzt einen Verband um Magnus Augen anlegte.
„Du musst ihn bis morgen an Ort und Stelle lassen, Magnus. Sonst kann ich für nichts garantieren. Gib deinen Augen Zeit, sich wieder vollends mit dir zu verbinden und ich meine das nicht nur anatomisch.“
„Ich verstehe dich schon. Danke, Catarina...“
Alec sah ein belustigtes Grinsen auf Niles Gesicht, der sich jetzt aufrichtete und dann Platz in einem Sessel nahm, als wollte er es sich dort für eine lange Zeit gemütlich machen.
„Oh bitte, mein Hübscher. Es war mir ein Vergnügen, dir mal wieder zur Hilfe zu kommen.“
Magnus seufzte und setzte sich mit Alecs Hilfe auf, ließ den Schattenjäger aber nicht los, so das er sich neben ihn setzen musste.
„Ich danke dir, Niles. Wie auch immer du davon erfahren haben magst, was geschehen ist.“
Der blonde Hexenmeister lächelte hintergründig und hielt nach einem kurzen Schnippen ein Glas dunkelroten Merlot in den Händen. Auf dem Tisch zwischen ihnen hatte sich ein wahres Buffet gebildet, das seinen behaglichen Duft nach köstlichem Essen im ganzen Zimmer ausbreitete.
„Ich denke, das können wir jetzt alle brauchen..... von dir mal abgesehen, Nephilim. Aber du kannst ruhig trotzdem zugreifen, es reicht für alle.“
Catarina atmete tief durch und setzte sich in den anderen Sessel, bevor sie Niles kritisch betrachtete.
„Das... ist ja alles sehr nett und vor allem hilfreich, aber.... vielleicht sagst du uns mal, woher du wusstest, das man Magnus so übel mitgespielt hat. Niles hob eine Braue und entgegnete Catarinas Blick mit seiner üblichen, leichten Überheblichkeit.
„Oh, ich weiß schon eine ganze Weile, das jemand hinter ihm her ist. Zumindest habe ich schon die ein oder anderen... Jäger auf der Pirsch getroffen. Und er ist aber auch ein zu ansprechendes Ziel, hab ich nicht recht?“
„Das hätten wir dann wohl gemeinsam....“, murmelte die Hexe leise und schob sich durch einen schmalen Durchgang zwischen zwei Hinterhöfen. Sie musste nur noch aufpassen, das sie auch ihre Erinnerungen verschloss und sich nicht verriet.Sie würde nichts fordern, nichts anderes als die Lösung ihres Todesfluchs. Sie sah sich ein weiteres Mal um und quetschte sich dann durch eine schmale, in völliger Finsternis liegende Türe, die in ein altes Versorgungsinstitut führte. Ihre Schritte hallten hohl auf dem glatten Steinboden wider, als sie jetzt durch die vernachlässigte Aula zum Treppenhaus lief und die Stufen zur Tiefgarage hinuntereilte. Erst, als sie einige Schritte in die Dunkelheit getan hatte schnippte sie und einige Meter vor ihr entflammten einige Fackeln, die sie einfach und zweckmäßig an zerbrochenen Autofenstern oder zerborstenen Außenspiegeln angebracht hatte. Das Pentagramm war immer noch hier, leuchtend rot auf schmutzigen schwarzgrauen Asphalt. Auch die dunklen Kerzen an den Spitzen waren entflammt und loderten in kühlem Blau. Sie gestattete sich keine Pause. Hätte sie gewartet, hätte sie der Mut wahrscheinlich wieder verlassen und das durfte nicht passieren. Hariett spürte die Nervosität schon viel schon heftig. Ihre Finger zitterten, als sie das Kästchen hervorholte und öffnete. Leise sprach sie Zauberspruch über den immer noch blutverschmierten Augäpfeln und sah, wie die Pupillen erstarrten und brachen. Das musste ausreichen. Sicher sah der Dämon keinen Grund, sie nach einem Fluch zu untersuchen. Die bloße Gabe musste ausreichen. Sie schloss die Kiste wieder und legte sie zur Seite, dann begann sie leise und durchdringend die Formel für die Beschwörung zu rezitieren. Es dauerte kaum Sekunden, bevor ein Wind aufkam, der hier unten vollkommen unwirklich erschien. Der Wind wurde zu einem Brausen. Hariett hob die Hand gegen den heftigen Wind und starrte ungläubig auf die Person, die im Pentagramm erschien.
„Das..... das kann nicht.....“
„WAS kann nicht sein?“
Der hochgewachsenen Mann wandte sich ihr sofort zu, die Hände tief in den Taschen eines langen, rostroten Ledermantels vergraben. Unter dem Mantel erkannte sie einen teuren, dunkelbraunen Anzug und die blonden Haare wehten in dem immer noch leichten Wind.
„Bist du erstaunt mich zu sehen?“
Niles Green hatte die Augen zusammengekniffen und fixierte die Hexe mit einem zornigen Blick.
„Du... bist nicht der, den ich beschworen habe!“
Hariett sah sich unsicher um. Wie hatte er das bewerkstelligt? Hexenwesen wurden nicht beschworen, auch wenn sie zum Teil Dämon waren. Wobei..... sie schluckte und ließ die Hände sinken.
„Ich bin sehr wohl der, den du beschworen hast. Aber ich bin nicht der, den du beschwören wolltest. Ich kann nicht verstehen, warum Hexen wie du tatsächlich der Meinung sind, eine Lebensberechtigung zu haben. Wenn du etwas wichtiges vorhast, solltest du deine Arbeit niemals ungeschützt lassen, egal, wie gut sie versteckt ist. Du hast das Pentagramm nicht noch einmal untersucht, obwohl du es seit Stunden unbeaufsichtigt gelassen hast. Das ist einfach nur unfähig und dumm.“
Hariett verzog das Gesicht und musterte das Zeichen unter seinen glänzenden schwarzen Schuhen. Dann sah sie wieder auf.
„Und was willst du jetzt? Machst du dir einen Spaß daraus, andere Hexenwesen bei ihrer Arbeit zu behindern?“
Niles Hände schoben sich langsam aus den Taschen und er machte einen langsamen Schritt auf die Hexe zu.
„Es ist mir vollkommen egal, was eine minderwertige kleine Vorstadthexe zu beschwören hat, wenn es sich nicht gerade um etwas handelt, das...... ich NIEMALS ZULASSEN KANN! GIB MIR DIE SCHATULLE!“
Harietts Augen weiteten sich und sie griff sofort nach der Schachtel um sie mit den Fingern zu umklammern. Dann schrie sie schmerzerfüllt auf. Kaum hatte sich ihre Hand um die Schatulle geschlossen erklang ein leises Schnippen, und ihre Finger wurden so stark hoch gerissen, dass das Brechen der Knochen deutlich zu hören war. Sofort ließ sie die Schachtel fallen und fing sie mit der anderen Hand auf, doch hier geschah genau dasselbe. Die helle, schmerzverzerrte Stimme ließ die Mauern vibrieren und Hariett sank keuchend auf die Knie, die Arme an den Körper gedrückt. Tränen liefen über ihr Gesicht und sie musste dabei zusehen, wie die Schatulle in Niles Greens Hände flog.
„Ihr seid..... armseelig.... wie ihr um seine Gnade eifert und auch noch glaubt, das er sie euch gewähren würde. Ihr seid nichts als Puppen. Kleine, süße Puppe, die immer wieder und jeden Tag erneut beweisen, wie viel mehr wert der Eine ist. Denkst du wirklich, du kannst ihn hinters Licht führen?“
Niles öffnete die Schatulle und seine Finger glitten in einer anmutigen Geste durch die Luft. Die Augen schwebten empor und in der Schatulle sammelte sich Wasser. Offenbar völlig gefangen vom Anblick der goldgrünen Iris und der vertikalen Pupillen drehte er sie andächtig vor sich und eine Blasse kristallklaren Wassers reinigte die Augäpfel von Blut und Schmutz. Keuchend starrte Hariett auf diese seltsame Szenerie und Niles fast schon liebevollen Blick, mit dem er die Augen betrachtete.
„So... wunderschön..... einzigartig..... selbst jetzt noch. Eine Schande, sie aus ihrem angestammten Platz zu entfernen.“
Niles Stimme senkte sich fast auf ein Flüstern und er beachtete die Hexe nicht mehr, die keuchend und leise wimmernd neben dem Pentagramm kniete.
„Ein Blick dieser Augen konnte Berge versetzen...... er konnte das Blut zum kochen bringen oder..... das Herz zu Schlägen ermutigen die über das normale Maß weit hinausgingen. Jetzt...... sind sie nur ein Stück Fleisch... trotz all ihrer Schönheit.“
Behutsam ließ er sie in die Flüssigkeit der Schatulle sinken und schloss sie vorsichtig. Erst als sie wirklich geschlossen war und ruhig in seiner Hand ruhte schien er sich darauf zu besinnen, das er nicht alleine war. Sein Blick glitt wuterfüllt zu Hariett zurück, während er die freie Hand ausstreckte und leise, drohend klingende Worte wie eine giftige Wolke über seine Lippen drangen.
„Du hast ihn verletzt...... du hast ihn... an den Rand des Todes gebracht und ihn um etwas betrogen, das er dir niemals freiwillig gegeben hätte. Du hast weder den Sieg verdient, noch die Gnade, in deinem Fluch zu vergehen.“
Die Augen der Hexe weiteten sich erschrocken, als sie sah, was mit ihr geschah. Die Haut auf ihrem Körper begann Blasen zu werfen und verfärbte sich fast sofort zu schwarz verbranntem Leder, das sich starr und unbeweglich um ihren Körper schloss. Die Schreie der Hexe verstarben, noch bevor sie selbst in ihrer Position völlig erstarrte und sich der Körper immer weiter zu einer unförmigen Kreatur verformte. Ein rotes Siegel, das sie umgab zerplatzte in tausende kleine Stücke und eine letzte Bewegung nahm der Kreatur das, was sie selbst genommen hatte. Niles sank auf die Knie und betrachtete das, was von der Hexe übrig geblieben war.
„Der Tod ist keine Strafe. Er ist eine Befreiung..... doch wer immer ihm so übel mitspielt, wie du es getan hast, wird dasselbe Schicksal ereilen, das dich getroffen hat, Hariett Lone. Niemals wieder wirst du Zauber wirken..... und niemals wieder sehen. Aber du wirst hören..... und spüren....... wie sich die Unsterblichkeit anfühlt, wenn ihr den verletzt, der unter meinem Schutz steht.“
Er richtete sich wieder auf und verließ das Pentagramm mit stolzen Schritten. Vor der Treppe zögerte er und schnippte mit den Fingern. Der verzogene, lederne Körper verschwand, nur um im nächsten Atelier in den Auslagen zu erscheinen.
„Ein solches Kunstwerk sollte nicht unbewundert bleiben, finde ich.“
Er verließ das Gebäude und richtete den Schritt zielstrebig in Richtung Brooklyn. Ein Portal erschien vor ihm und er verließ es genau vor der Türe eines ihm bekannten Loftes wieder. Es wurde Zeit, sich ein wenig mehr einzubringen. Er verzichtete darauf, zu klopfen und betrat die Wohnung mit Hilfe von Magie. Doch noch bevor sich die Türe hinter ihm schloss sah er sich einem straff gespannten Bogen gegenüber. Niles Lippen formten ein amüsiertes Lächeln, als er dem festen Blick des Schattenjägers begegnete.
„Na na na .... empfängt man so einen guten Freund? Vor allem.... wenn er ein ganz besonderes Geschenk mitbringt?“
Er streckte den Arm mit der Schatulle aus und hielt sie in Catarina Loss Richtung. Die Hexe musterte erst den blonden Hexenmeister, dann das Gefäß in seinen Händen.
„Ist... es das, was ich denke?“
„Ich würde vorschlagen, du schaust nach..... bevor du ihm etwas antust, was sich nicht mehr rückgängig machen lässt.....“
Alec hatte nicht gezögert. Er war dankbar gewesen, das Catarina die Türe für ihn öffnete und er Magnus sofort in die Wohnung bringen konnte.
„Leg ihn hier auf der Liege ab, ich spüre ihn kaum noch....“
Sofort kniete sie sich neben ihn und ließ die Magie in ihren Händen entflammen. Sie arbeitete still, hielt Alec nicht auf, der sich auf der anderen Seite neben den verletzten Hexenmeister kniete und nach seiner Hand griff. Der Ärmel des Hemdes rutschte hoch und gab die Druckstellen an seinen Handgelenken frei. Der Schattenjäger atmete zischend aus und strich sanft durch Magnus Haare.
„Was ist passiert, Magnus? Du hast nur geschrieben, das dein Kunde deine Hilfe im Ausland braucht. DU hättest doch wissen müssen, das es sich um eine Falle handeln könnte.“
Magnus verzog das Gesicht und lächelte leicht.
„Es hätte aber auch ein ziemlich lukrativer Handel werden können. Ich kannte ihn und... ich habe ihn nicht für dämlich gehalten. Außerdem.... bin ich von Natur aus neugierig. Vor meiner Türe hat noch nie das Militär gestanden. Wir..... auaa.... Catarina..... das tut weh.....“
Die Hexe arbeitete weiter und hatte den Blick fest auf die Wunden gerichtet, die sie schloss.
„Gut so! Schade, das es nicht noch schmerzvoller ist. Alec hat recht. Du bist unfassbar dumm gewesen.“
Sie hob die Hand erst als die letzten Stiche sich schlossen und wechselte dann zu seinem Kopf.
„Warum hast du uns nicht früher um Hilfe gerufen?“
„Weil er es nicht konnte. Sie haben ihn gefesselt.“
Alecs tonlos Stimme ließ Magnus Herz schneller schlagen. Er war wütend, das konnte er nicht nur hören, sondern auch deutlich spüren. Der Schattenjäger umklammerte seine Hand so fest, das es fast weh tat. Er konnte nur erahnen, was gerade in seinem Inneren vorging.
„Hat... es denn keinen anderen Ausweg gegeben?“
Magnus hielt den Atem an und schluckte dann.
„Doch... EINEN Ausweg hätte es noch gegeben, meinen unwiderruflichen Tod und das Ende der westlichen Welt.“
Alecs unwilliges Brummen zeigte nur einen Hauch dessen, was Magnus in seiner Berührung spüren konnte. Er verzog das Gesicht zu einem zurückhaltenen, fast freudlosen Grinsen.
„Ich muss ja annehmen, das du dich nur in meine Augen verliebt hast, wenn dir das so viel ausmacht. Das ist schon ein wenig enttäuschend, muss ich zugeben.“
Alecs Blick glitt zu Catarina hinauf, doch sie schüttelte unmerklich den Kopf.
„Du... dachtest... ich kann deine Augen bei der Heilung erneuern, oder?“
Stille legte sich über den Raum und zum ersten Mal in den letzten Minuten spürte Magnus eisige Kälte. Seine langjährige Freundin hatte den Nagel voll auf den Kopf getroffen. Natürlich hatte sie das, denn Magnus Bane tat niemals etwas, ohne nicht eine Hintertüre zu bedenken. Er hatte zugestimmt, seine Augen zu opfern, in der Hoffnung, das Catarina den Schaden beheben konnte.
„Ich... muss dich enttäuschen, Magnus....,“ sagte die Hexe jetzt leise und man konnte deutlich in ihrer Stimme hören, wie sehr sie das bedauerte. „Ich kann deine Wunden heilen und deine Schmerzen lindern, aber.... deine Augen waren keine einfachen Augäpfel. Sie waren dein Hexenmal...“
„Es waren verdammt nochmal Augen und... ich konnte damit sehen.... nicht mehr und nicht weniger!“
Alec hatte noch nie so viel Wut in der Stimme des Hexenmeisters gehört wie in diesem Moment und zog ihn in die Arme. Natürlich hatte er sich nicht einfach nur in seine Augen verliebt. Er würde ihn immer lieber, auch wenn er niemals wieder.... Er schluckte hart und sah auf zu Catarina.
„Und... wenn es nicht SEINE Augen wären? Ich meine....“
Er verstummte und Catarina betrachtete Magnus Gesicht nervös.
„Ich weiß es nicht..... Ich denke nicht, das einfache Augäpfel... .. Nein, sie werden seiner Magie nicht standhalten, solange er nicht über ein Hexenmal verfügt, das sie kanalisiert.“
„Tu es einfach....“
Magnus griff nach Catarinas Hand. Er fasste vorbei, bekam aber dann ihr Handgelenk zwischen die Finger und zog ihre Hand hinauf zu seinem Gesicht. „Versuch es wenigstens..“
Catarina atmete tief durch und nickte, bevor die Magie in ihren Händen entflammte und …. die Türe mit einem lauten Krachen gegen die Wand schlug. Alec war sofort auf den Beinen und sein ganzer Körper spannte sich an als er sah, wer die Wohnung betreten hatte. Der Hexenmeister hielt Catarina eine Box hin, die diese zögernd annahm.
„WAS willst du hier?“
Alec konnte sich noch viel zu gut an ihr letztes Zusammentreffen erinnern. Und auch... was es in ihm ausgelöst hatte. Noch nie hatte er sich so beschämt gefühlt wie an dem Morgen nach dem Besuch des Moulin Noir. Trotzdem ließ er den Bogen sinken, als er sah, wie Catarina die Schatulle öffnete und sich ihre Augen weiteten.
„Wie ….. wo hast du sie....“
Niles ließ den Mantel nonchalant von den Schultern gleiten und sank neben Catarina auf ein Knie hinunter, während er Magnus Hand in seine nahm, ohne Alec noch eines weiteren Blickes zu würdigen.
„Kümmere dich um seine Augen, ich versorge ihn mit der nötigen Kraft für die Heilung.“
Catarina nickte sofort. Was hätte sie auch anderes tun sollen. Er hatte Magnus Augen zurückgebracht und in diesem Moment war es ihr egal, wie er das geschafft hatte. Sie sprach leise murmelnd und ihre Magie verschmolz mit Niles zu einem sanften, hellblauen Nebel. Alec musterte die drei Hexenwesen und presste die Lippen fest aufeinander. Hatte es gerade dieser Hexenmeister sein müssen, der ihnen zu Hilfe kam? Sein Blick heftete sich fest auf Niles Hand, die Magnus Finger sanft berührten. Es kostete Magnus trotz allem schier all seine Kraft, denn sein Körper zitterte als wäre er kurz davor, zu erfrieren.
„Entspann dich, Schattenjäger. Nimm seine Hand, er braucht deine Nähe mindestens so sehr wie unsere Hilfe. Mach es ihm nicht noch schwerer, in dem du unnötige Rivalitäten aufbaust.“
Alec fehlten die Worte. Doch es ging ein Ruck durch seine Gestalt und er sank wieder zurück auf seinen Platz um Magnus freie Hand in seine zu nehmen. Anders als bei Niles spürte er sofort, das sich Magnus Finger um seine legten und er sich an ihm festhielt. Es dauerte so lange, das Alec Angst verspürte, es würde nicht funktionieren, doch dann ließ Catarina die Arme sinken und auch Niles zog seine Hand zurück. Alecs Hand strich sanft über Magnus Handrücken und er sah erstaunt auf Catarina, die jetzt einen Verband um Magnus Augen anlegte.
„Du musst ihn bis morgen an Ort und Stelle lassen, Magnus. Sonst kann ich für nichts garantieren. Gib deinen Augen Zeit, sich wieder vollends mit dir zu verbinden und ich meine das nicht nur anatomisch.“
„Ich verstehe dich schon. Danke, Catarina...“
Alec sah ein belustigtes Grinsen auf Niles Gesicht, der sich jetzt aufrichtete und dann Platz in einem Sessel nahm, als wollte er es sich dort für eine lange Zeit gemütlich machen.
„Oh bitte, mein Hübscher. Es war mir ein Vergnügen, dir mal wieder zur Hilfe zu kommen.“
Magnus seufzte und setzte sich mit Alecs Hilfe auf, ließ den Schattenjäger aber nicht los, so das er sich neben ihn setzen musste.
„Ich danke dir, Niles. Wie auch immer du davon erfahren haben magst, was geschehen ist.“
Der blonde Hexenmeister lächelte hintergründig und hielt nach einem kurzen Schnippen ein Glas dunkelroten Merlot in den Händen. Auf dem Tisch zwischen ihnen hatte sich ein wahres Buffet gebildet, das seinen behaglichen Duft nach köstlichem Essen im ganzen Zimmer ausbreitete.
„Ich denke, das können wir jetzt alle brauchen..... von dir mal abgesehen, Nephilim. Aber du kannst ruhig trotzdem zugreifen, es reicht für alle.“
Catarina atmete tief durch und setzte sich in den anderen Sessel, bevor sie Niles kritisch betrachtete.
„Das... ist ja alles sehr nett und vor allem hilfreich, aber.... vielleicht sagst du uns mal, woher du wusstest, das man Magnus so übel mitgespielt hat. Niles hob eine Braue und entgegnete Catarinas Blick mit seiner üblichen, leichten Überheblichkeit.
„Oh, ich weiß schon eine ganze Weile, das jemand hinter ihm her ist. Zumindest habe ich schon die ein oder anderen... Jäger auf der Pirsch getroffen. Und er ist aber auch ein zu ansprechendes Ziel, hab ich nicht recht?“