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Die Malec-Chroniken

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Alexander "Alec" Gideon Lightwood Magnus Bane
01.04.2017
23.09.2022
77
178.147
79
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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04.01.2019 2.330
 
„Alec...... kannst du bitte jetzt rüber in die Trainingshalle gehen? Dad kriegt schon den vierten Wutanfall, weil sie nicht anfangen können. Er läßt sich auch nicht mehr wirklich von Jace beschwichtigen.“
Isabelle Lightwood seufzte und sank auf die Bettkante. Sie musterte ihren Bruder, der wie so oft in den vergangenen zwei Wochen wie ein gefangener Tiger in seinem Zimmer herumlief und sein Handy bis zur Energieneige leer telefonierte. Und wie immer... mit ein und derselben Nummer.
„Er wird auch dieses Mal nicht abnehmen, Alec. An deiner Stelle hätte ich längst mal einen anderen Apparat benutzt.“
Sie seufzte tief und erhob sich wieder, um ihrem Bruder den Weg zu versperren. Es war einfach nur übel. Seit diesem Abend, an dem Alec mit einer Sportasche voller Zeug klatschnass und vollkommen stumm im Institut aufgetaucht war, war er nicht mehr derselbe. Er war schon früher ruhig und in sich gekehrt gewesen, doch jetzt war es, als schliche er wie ein Geist durchs Institut. Unverändert zuverlässig, unverändert schlagkräftig, doch den Rest der Zeit sah er aus dem Fenster, vergrub sich in seinem Zimmer oder versuchte, den obersten Hexenmeister von Brooklyn endlich für ein Gespräch ans Telefon zu bekommen. Es war zwecklos. Er schien flüchtiger als Luft zu sein und sich ihrem Bruder ständig auf geradezu unheimliche Weise zu entziehen. Isabelle selbst hatte das Loft aufgesucht, hatte wie alle anderen vor der verschlossenen Türe gestanden und den Hexenmeister bedroht. Sie hatte gebeten, sie hatte aufgefordert, sie hatte sogar ihre Mutter überredet, bei Magnus Bane anzurufen, doch alles war ergebnislos gewesen. Niemand von ihnen hatte etwas erreicht. Und Isabelle wurde mit geradezu beängstigender Klarheit bewusst, das das auch für dieses Gespräch galt. Alec wollte oder konnte ihr nicht zuhören, von einer Reaktion ganz zu schweigen. Die Schattenjägerin schüttelte den Kopf und verließ den Raum, gerade als Jace mit schweißgetränktem T-Shirt vor ihr auftauchte und sie das Gesicht verzog.
„Du liebe Güte, Jace. Geh bloß erst einmal duschen, bevor hier sämtliche Fliegen von den Wänden fallen. Ist Dad immer noch sauer?“
„Sauer trifft es nicht im entferntesten. Was, zum Erzengel, treibt denn der da drin wieder? Sag mir bitte nicht, das er schon wieder am Telefon hängt.“
„Wohl eher immer noch!“
Isabelle nahm vorsichtshalber etwas Abstand und sah den Gang hinunter.
„Es muss etwas passieren, Jace. Alec ist nicht mehr er selbst. Ich habe ihn noch nie so am Boden zerstört und aufgelöst gesehen. Wenn ich nur wüßte, was geschehen ist. Aber er schweigt sich ja aus. Sie müssen einen wirklichen heftigen Streit haben.“
Jace hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
„Wir sind alle schon bei Bane gewesen. Die Türe ist zu. Ist er überhaupt in New York? Vielleicht hat er sich ja abgesetzt weil ihn das andauernde Telefonklingeln stresst.“
Isabelle stieß Jace die Faust in die Seite.
„DU bist sein Parabatei! Finde heraus, was passiert ist, bevor uns allen das mehr als leid tut. Ich habe meinen Bruder noch niemals SO gesehen.“
Jace seufzte tief und nickte knapp. Er selbst spürte mehr als deutlich, was Isabelle meinte. Etwas hatte Alec vollkommen aus der Bahn geworfen. Etwas, für das er sich die Schuld gab und was er mehr als alles andere bereute. Er hatte sich so oft telefonisch bei diesem Hexenmeister entschuldigt, das es nahezu an Wahnsinn grenzte.
„Aber erst geh ich duschen!“

In einem Anfall irrationaler Wut feuerte er das Handy fort. Es war reines Glück, das das Mobiltelefon auf dem breiten Bett landete, von den Laken abfederte und dann irgendwo in den Falten der Bettwäsche verschwand. Alec stemmte die Hände gegen den Rahmen des Fensters und sah in den finsteren Hinterhof. Was war er nur für ein gottverdammter Vollidiot...... Magnus hatte recht, ihn vollkommen zu ignorieren. Er hatte etwas getan, das ihm selbst bis zuletzt nicht wirklich klar gewesen war.... und jetzt...... jetzt war alles aus! Übelkeit breitete sich in seinem Magen aus, die seit Tagen sein ständiger Begleiter war. Er starrte auf das verzerrte Spiegelbild seines eigenen Gesichtes in der Scheibe des Fensters.
>Du hast ihn verraten..... er hat dir vollkommen vertraut.... und du hast ihn verraten<
Seine Hände zitterten. Der Schattenjäger ballte sie zu Fäusten und presste die Lippen fest zusammen. Es war wie ein Traum gewesen.... etwas unerreichbares..... etwas, das sie vereinen würde... es war ihm vorgekommen wie die Lösung seiner Probleme.... wie... die Lösung für alles, was sie hätte trennen können...... und niemals.... bis in der Sekunde, in der er hier sein eigenes Gesicht im Spiegel gesehen hatte..... niemals..... hatte er wirklich wahrgenommen, was er da in Betracht gezogen hatte. Es wäre sein Tod gewesen... unwiderruflich und unveränderbar......  Das Schicksal, das ihn selbst von ihm trennte.... das er selbst so verabscheute, weil es sie trennte, weil es ihn von ihm fortriss.... dieses Schicksal hatte er ihm wie ein Damokles-Schwert über das Haupt gehalten. Dieser wunderbare, liebenswürdige ... unsterbliche Hexenmeister.... tot.... vergangen in der Welt, in der er hätte ewig existieren sollen... nur um sein eigenes Schicksal zu teilen.....
„Beim Erzengel..... du... bist.... so ein verdammter.... Egoist........“
Alec schluchzte auf. Seine Knie gaben nach und er sank vor dem Fenster auf den dunklen Teppich hinunter, während seine Schultern bebten.
„Es.... tut mir so unendlich leid.....“
Er vergrub das Gesicht in den Händen und ließ seinen Tränen freien Lauf.
„Du.... musst leben........ du musst ewig leben.......“
Seine Stimme klang erstickt, doch das war ihm gleich. Er war alleine.... und er verdiente es, alleine zu sein. Wie hatte er nur so unfassbar selbstsüchtig und dumm sein können? Die Worte dieser Vampirin, die sich immer noch wie ein Gift durch seine Adern frassen.... ihr kaltes Lächeln..... Der Schattenjäger rang nach Luft und nur langsam beruhigte sich die Aufruhr in ihm zu einem dumpfen Gefühl haltloser Angst. Was.... wenn er jetzt wirklich niemals wieder mit ihm sprach? Was... wenn er ihn jetzt wirklich mied... wie eine Krankheit.... wie.... einen bösen Geist?! Fast panisch fuhr er auf, suchte das Bett nach dem Telefon ab, zog die Laken fahrig auseinander bis er es endlich gefunden hatte. Hastig drückte er die Wahlwiederholung. Das monotone Geräusch des Freizeichens kannte er jetzt mehr als gut. Wieder sprang der Anrufbeantworter an.
„Magnus... Magnus bitte..... bitte sprich mit mir..... es tut... es tut mir so unendlich leid.... ich bin so dumm gewesen.... ich habe... nicht nachgedacht.... ich hätte.... ich hätte das niemals getan... ich wollte ihr sagen, das ich... das ich.... bitte..... bitte..... rede mit mir....... ich liebe dich, Magnus.... gib mir nur noch diese eine Chance.... gib mir die Chance, es dir zu beweisen! BITTE! MAGNUS!“
PIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEP!
Seine Hand glitt nach unten. Er starrte auf den Teppich ohne ihn wirklich zu sehen. Eine lange Zeit saß er einfach nur so da, dann stand er abrupt auf. Er griff ohne weiter darüber nachzudenken nach seiner Jacke, streifte sie über und verließ sein Zimmer. Fast hätte er Jace übersehen, der eben nach der Klinke hatte greifen wollen und ihn jetzt erstaunt ansah.
„Hey.... du... du siehst übel aus, Alec! Wo willst du hin?“
„Das ist meine Sache! Es ist meine Freizeit!“
Er ging einfach weiter und ignorierte, das Jace ihm folgte. Der blonde Schattenjäger sah mit gerunzelter Stirn zu, wie sein Parabatei sich bis an die Zähne bewaffnete, den Köcher schulterte und dann nach seinem Bogen griff.
„Alec! Alec, was hast du vor? Wo willst du denn SO hin? Wenn du doch frei hast?!“
Er zögerte, doch dann wandte sich der dunkelhaarige Schattenjäger zu Jace um und sah ihn mit unbewegtem Gesicht an.
„Sie sind noch immer da draußen! Und sie sind immer noch hinter ihm her. Er ist allein!“
Alec wischte sich über die Augen und sah zur Türe.
„Ich werde nicht zulassen, das sie Erfolg haben. Ob er mich sehen will oder nicht, ist gleichgültig. Ich werde ihn im Auge behalten, bis wir diese.... diese.... „
Er schloß die Augen. Beinahe wäre ihm „Monster“ entfleucht, doch in diese Reihe passte er jetzt nur zu gut selbst hinein. „... bis wir sie haben!“
Jace zögerte, doch dann griff er nach einer Seraphklinge.
„Also gut. Dann werde ich mit dir gehen!“

Er fuhr auf und klammerte sich haltsuchend an die feuchten Laken. Der Hexenmeister atmete schnell, keuchte unterdrückt und glitt auf die Bettkante. Eine Weile blieb er einfach sitzen. Es war lange her, das er solche Alpträume gehabt hatte. Er seufzte leise und stemmte sich vom Rand des Bettes hoch, um das Bad aufzusuchen. Eine Dusche würde hoffentlich helfen. Doch eine gute Stunde später war er eines Besseren belehrt. Er sank mit seiner Kaffeetasse in der Hand auf die Couch und trank den heissen Kaffee langsam aus. Wieder glitten seine Gedanken unausweichlich zu Alexander Lightwood. Doch zwiegespaltener hätten sie nicht sein können. Er fragte sich zum bereits tausendsten Mal, warum er diesen Weg gegangen war. Warum ausgerechnet diesen einen? Warum hatte er ihn derart hintergangen? Hatte er ihm nicht klar genug gemacht, was für ihn wirklich zählte? Magnus stellte die Tasse auf den Tisch und sank einfach seitlich auf die Couch. Was er wohl gerade tat? Das Telefon hatte schon eine ganze Weile nicht mehr geklingelt, aber das konnte auch daran liegen, das der Akku schlichtweg keinen Strom mehr hatte. Er würde ihn aufladen müssen, soviel war ihm klar. Immerhin war das auch die Nummer, über die er die meisten seiner Aufträge abwickelte. Aber.... jetzt nicht. Er wollte jetzt weder arbeiten, noch wollte er irgendjemanden hören oder sehen. Er hatte nicht ohne Grund die Türen verschlossen. Er wandte sich um, sah für einen langen Augenblick auf die abgenutzte Rückenlehne des Sofas, dann schloß er die Augen. Er spürte das Fell des großen Vorsitzenden, als dieser sich auf seinen Füßen zusammenrollte und leise maunzte. Er sollte sich aufrichten.... er sollte sich aufrichten, um das weiche Fell des Katers zu kraulen, aber er blieb liegen. Und etwas anderes wollte er auch nicht. Er wollte einfach nur liegenbleiben. Warum.... warum hatten sie das, was sie hatten, nicht noch ein wenig länger festhalten können? Warum mussten sie nur so unterschiedlich sein? Warum.... hatte er jemals darauf gehofft, das das mit Ihnen wirklich funktionieren konnte?
„Du meine Güte! Ich wusste nicht, das du so heimatverbunden bist, Magnus! Hier sieht es aus wie beidem Vater Zuhause, nur nicht so gemütlich!“
Der Hexenmeister runzelte die Stirn, doch er wandte sich nicht einmal um. Es gab nur noch  einen einzigen Hexenmeister, der in der Lage war, seinen magischen Schutz einfach so zu umgehen und der die Unverschämtheit besaß, einfach so ohne Vorankündigung bei ihm aufzutauchen.
„Verschwinde! Ich will nicht mit dir reden.“
Niles Green sah sich in der dunklen Wohnung um. Das sah nicht gut aus. Er hatte nicht einmal irgendwo eine Kerze entzündet. Es war dunkel und es war kalt. Alles das, was dieser Hexenmeister normalerweise mied. Einen Moment stand er unentschlossen mitten im Raum, doch dann glitt ein sanftes Lächeln über sein Gesicht. Also waren seine Informanten keineswegs falsch unterrichtet. Magnus Bane hatte sich in seinen eigenen vier Wänden verschanzt, um dort..... ja was? Einfach so herumzuliegen? Er hob die Hand, ließ die Kerzen aufflammen und sank mit einer geschmeidigen Bewegung in den Sessel neben der Couch. Er hörte das unmutige Schnauben, doch er ignorierte es.
„Verschwinde endlich! Hörst du schlecht?“
Niles hob eine Braue, zog aus einem eleganten, goldenen Etui eine blaue Zigarette und steckte sie an. Er blies den Rauch schweigend in Magnus Richtung und schmunzelte, als der dunkelhaarige Hexenmeister sich langsam zu ihm umdrehte. Er zog noch eine zweite hervor, steckte das Etui weg und hielt sie Magnus hin. Lange bewegte er sich nicht und reizte die Zeit seiner Geste wirklich aus, doch dann griff Magnus danach und setzte sich auf. Niles entzündete sie und sah zu, wie sein Gegenüber den magischen Rauch tief einatmete.
„Weißt du..... Edom mag in vielerlei Hinsicht ein verdorbener Fleck sein, aber es gibt keinen besseren Boden für diesen schwarzen Alant. Er wirkt sehr viel besser als das nachgezogene Kraut vom Schwarzmarkt. Nicht so gut, wie die, die du selbst herstellst, aber ich habe etwas vergleichbares auch niemals wieder gekostet.“
Magnus atmete tief ein und lehnte sich zurück in die Rückenlehne.
„Das kannst du leicht haben. Ich nutze beim Drehen einfach ein paar Schutz- und Gesundheitszauber mehr als vorgesehen.“
Er ließ den leichten Schwindel wirken, den diese Zigarette am Anfang auslöste und spürte, wie seine Magie sich öffnete und ihn förmlich überflutete. Ja, Niles hatte damit wirklich recht. Er selbst nutzte diese Art seinen Magiehaushalt etwas aufzuputschen selten. Er hatte das nicht nötig und er wusste nur mehr als gut, das auch Niles sie nur dieses Gefühls wegen rauchte. Der blonde Hexenmeister musterte ihn kritisch und gab ihm das Gefühl, das etwas grundlegend falsch lief.
„Ich habe gehört, du machst dich rar.... und nimmst im Moment überhaupt keine Aufträge an. Ich habe ja schon fast damit gerechnet, das dein kleiner Schattenjäger dich ganz für sich beansprucht.“
„Es ist nicht jeder so besitzergreifend wie du, Niles!“
Einen Moment herrschte Schweigen und Magnus überlegte gar nicht erst. Er würde es ihm nicht sagen. Niles Green würde es vermutlich als Aufforderung auffassen, wenn er ihm gegenüber jetzt bekannte, das er sich von Alec getrennt hatte. Er schrak auf, als der blonde Hexenmeister sich plötzlich erhob und nach seiner Hand griff.
„Du brauchst dringend etwas Ablenkung, mein Freund. Aber da ich genau weiß, das du diese Wohnung jetzt nicht verläßt........ werde ich wohl ausreichen müssen, um deine Deppressionen aufzuhalten.“
Magnus gelang es gerade noch, die Zigarette zu löschen, dann spürte er schon Niles ungezügelten Elan.
„Und ich glaube, ich weiß genau, was du jetzt brauchst.“
Die rhythmische Salsa-Musik hallte beinahe zu laut durch die Wohnung. Magnus hatte die Stirn gerunzelt und wollte Niles seine Hand entziehen, dann spürte er den Luftzug, als der blonde Hexenmeister die meisten Möbel einfach in blauem Nebel beiseite schob. Er spürte die Hand, die sich leicht auf seine Seite legte und zögerte einen Augenblick zu lange. Seit Tagen hatte ihn nichts anderes umfangen als Dunkelheit, Zweifel und düstere Gedanken. Doch jetzt war da Licht...... und Musik.........
„Nicht nachdenken.... tanz einfach!“
Vielleicht hatte er recht. Vielleicht war das jetzt wirklich das, was er brauchte. Zumindest.... eines davon......
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