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Die Malec-Chroniken

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Alexander "Alec" Gideon Lightwood Magnus Bane
01.04.2017
23.09.2022
77
178.147
79
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
8 Reviews
 
04.10.2018 2.205
 
Es war zu viel geschehen. Und einiges davon hinterließ spürbare Narben. Magnus seufzte leise und sah zur Terrassentüre hin den sonnigen Morgen hinaus. Kaum zu glauben, das er sich vor wenigen Tagen noch Gedanken darüber gemacht hatte, das etwas zwischen Alec und ihm nicht stimmte. Der Schattenjäger war rührend seit ihrem Kampf mit den dunklen Nephilim. Ein beängstigender Kampf, den selbst er nicht so schnell würde ausblenden können. Und das lag nicht nur daran, das seine schweren Verletzungen so langsam heilten. Es war verdammt knapp gewesen und dieses Mal musste er den jungen Nephilim aus seinem Umkreis wirklich dankbar sein. Allen voran Alexander, ohne dessen Pfeil er jetzt vermutlich nicht mehr hier sitzen würde. Doch Alec wuchs förmlich über sich hinaus, verbrachte jeden Moment Freizeit in seiner Wohnung und verwöhnte ihn nach Strich und Faden. Ein Lächeln glitt über das Gesicht des Hexenmeisters. Vielleicht konnte er heute Abend zumindest für ein romantisches Dinner sorgen, wenn Alec aus dem Institut zurückkam. Er erhob sich und wollte seine leere Kaffeetasse in die Küchen bringen, als es vernehmlich klopfte und er die Tür einen Moment fragend betrachtete. Wer konnte das sein? Bei den meisten hatte er sich für einige Tage abgemeldet um genug Ruhe zu bekommen und Besuch hatte sich keiner angemeldet. Er ging zur Türe und öffnete sie einen Spalt breit, dann weiteten sich seine Augen überrascht.
„Mit dir habe ich am allerwenigsten gerechnet. Mußt du dich nicht verstecken?“
Camille Belacours süffisantes Lächeln gab ihrem hübschen Gesicht für einen Moment ein seltsames Aussehen. Sie schob die Türe einfach auf und stolzierte an Magnus vorbei in die Wohnung, um sich nonchalant umzusehen. Ihr Blick glitt über die Einrichtung, dann traf er missbilligend auf den Hexenmeister.
„Wie...... gediegen...... langweilig...“
Sie schlendere zu ihm zurück und strich mit ihren schlanken Finger über seine Wange.
„Frisst dieser kleine Nephilim langsam aber sicher dein Feuer auf, oberster Hexenmeister?“
Magnus seufzte und griff sanft nach ihrer Hand um sie behutsam, aber bestimmt, fortzuschieben.
„Mein Feuer kannst du getrost meine Sorge sein lassen, Camille. Was führt dich her?“
Die Vampirin lächelte hintergründig und ging zu einem Sessel, in den sie mit gekonnt aufreizenden Bewegungen sank. Er hatte kaum eine andere Wahl, als den Blick über das hautenge, sehr kurze Kleid bis hinunter zu ihren langen Beinen gleiten zu lassen. Er schloß die Türe und folgte ihr in den Wohnraum.
„Nun... ein kleines Vögelchen zwitscherte mir, das es nahezu völlig erloschen wäre. Da musste ich doch dringend einmal nachschauen, ob es dir auch wirklich gut geht.“
„So fürsorglich? Da sollte ich mich wohl geehrt fühlen.“
„Natürlich solltest du das!“
Camille schwang langsam die Beine übereinander und wirkte für einen kurzen Augenblick in dem ledernen Sessel wie eine schöne, aber ebenso kalte Königín.
„Dein Leben scheint dieser Tage einiges Wert zu sein. Es befindet sich permanent in Gefahr. Jemand jagt dich wegen deinem reizenden Hexenmal, diese neuen ..... zugegeben widerlichen Nephilim, nach allem, was ich gehört habe, der Kreis und dann auch noch dein geliebter, kleiner Schattenjäger... das ist hart!“
Magnus verharrte mitten in der Bewegung und starrte die Vampirin an. Was redete sie denn da für einen Unsinn? Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was sie damit meinte.
„Camille, ich befürchte du unterliegst einem Irrtum. Alexander würde niemals etwas tun, was mir schaden würde. Wir haben schon so viel erlebt, das es vollkommen ausgeschlossen ist.“
Camilles aufgesetztes Erstaunen verunsicherte ihn, obwohl er der Vampirin nicht traute, überhaupt nicht traute. Und das folgende mitleidige Lächeln festigte diese Vermutung nur noch.
„Oh.... armer Magnus. Du bist also immer noch so naiv, dich Hals über Kopf in jemanden zu verlieben und dann alle Vorsicht außer Acht zu lassen? Er ist ein Schattenjäger, mein liebster Hexenmeister. Natürlich sind ihm seine eigenen Wünsche und Ängste sehr viel näher als deine es je sein könnten. Und das du nichts davon weißt beweist doch nur meine Worte.“
Sie sah Magnus mit auffallend betroffener Miene an und dieses Mal konnte er nicht erkennen, ob sie falsch war oder nicht. Aber sein Misstrauen war immer noch auf der Hut und würde das auch bleiben.
„Das ich...WOVON nichts weiß?“
Camille seufzte theatralisch und schien unentschlossen, ob sie wirklich weiterreden konnte, doch dann lehnte sie sich vor und sah den Hexenmeister beschwörend an.
„Ich mische mich da wirklich nur ungern ein, aber....... ich befürchte, das ich keine Wahl habe. Schon um unserer Vergangenheit Willen. Ich kann dich unmöglich so hintergehen, so... wie er es tut!“
Magnus presste die Zähne fest aufeinander. Ein merkwürdiges Gefühl hatte sich in ihm breit gemacht und er brauchte alle Beherrschung, um es zu unterdrücken. Er sah Camille abwartend an, die jetzt tief Luft holte.
„Magnus..... ich... weiß jetzt gar nicht, wie ich das sagen soll. Aber... ich befürchte, dein kleiner Nephilim will dein Leben vorzeitig beenden. Er... hatte mich regelrecht verhört, was zwischen uns war, wer Will gewesen ist... und.... nun..... ob... ob es eine Möglichkeit gäbe.... dir.... deine Unsterblichkeit zu nehmen. Ich....ich konnte unmöglich einen Schattenjäger belügen, das mußt du verstehen. Immerhin hing mein eigenes Leben davon ab. Er.... er hat mich nur laufen lassen, weil ich ihm ehrlich geantwortet habe.“
Der Hexenmeister starrte die Vampirin an. Kein Zoll an ihm bewegte sich und er versuchte krampfhaft zu verarbeiten, was sie ihm jetzt in diesem Moment offenbart hatte. Alec.... wollte ihm seine Unsterblichkeit nehmen? Das war völlig unmöglich. Nein.... das konnte sich nur um eines von Camilles Spielchen handeln. Und um ein perfides noch dazu.
„Du... hast ihm von dem Ritual erzählt, das ich einmal erwähnt habe?“
Camille nickte jetzt bedächtig und hob sofort abwehrend die Hände.
„Natürlich habe ich das. Aber es bestand ja nicht die geringste Möglichkeit für ihn, das genaue Ritual zu erlangen. Außerdem wäre er ja dumm, es zu tun, ohne es mit dir zu besprechen. Darum war ich jetzt so erstaunt, das du es gar nicht weißt. Aber... das erklärt zumindest, warum er mich jetzt bereits zwei Mal um meine Hilfe gebeten hat. Er will wohl.... direkt einen Sündenbock haben für dieses Vorhaben.“
Magnus Gedanken schwirrten förmlich. Das konnte nicht sein. Camille mußte lügen. Alec hätte niemals auch nur darüber nachgedacht, nach allem, was geschehen war. Er schloß die Augen, um sich zu sammeln und öffnete sie erst wieder, als er eine Bewegung vor sich spürte. Camille hatte sich erhoben und beugte sich jetzt zu ihm hinab, seine Lippen in einem sanften, unschuldigen Kuss einfangend. Dann richtete sie sich auf.
„Armer Magnus. Du hast wirklich kein Glück. Ich geh dann lieber mal wieder. Ich konnte mich ja davon überzeugen, das es dir gut geht. Wenn du meine Hilfe brauchst, zögere nicht, dich zu melden. Sollte er sich noch einmal in dieser Sache bei mir melden, werde ich dich sofort warnen. Es tut mir leid, Magnus. Nimm es nicht so schwer.“
Und schon war sie mit schwingenden Hüften durch die Haustüre verschwunden und hatte den Hexenmeister mit all seinen Gedanken dort sitzen lassen. Er schüttelte langsam den Kopf. Ja, es stimmte, das gerade seine Unsterblichkeit zu einem immer größer werdenden Problem geworden war. Aber darum würde er doch niemals auf die Idee kommen, so etwas ernsthaft zu planen und das auch noch hinter seinem Rücken..... Was bezweckte Camille nur mit dieser hanebüchenen Geschichte. Sie hatte doch keinen Grund, einen Keil zwischen ihn und Alec zu treiben. Sie hatte ihr Interesse in ihn schon vor langer Zeit verloren und er hatte hatte lange genug gebraucht, mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit abzuschließen, doch sie war definitiv vergangen. Und mehr als das. Lange saß er einfach nur da und starrte auf den Sessel, in dem die Vampirin gesessen hatte. Erst als er die Türe hörte, schreckte er auf und sah dem Schattenjäger entgegen, der mit einer Tüte in der Hand erschien, durch die man das Emblem eines chinesischen Schnellimbisses erkennen konnte.
„Ich schwöre dir, vorne an der Dawson muss es irgendwas umsonst geben. Die Straßen sind derart vollgestopft, das man so gut wie nicht durchkommt. Ich hatte fast das Gefühl, sie wollten sich auch noch meine Tüte unter den Nagel reißen. Aber ich hab sie erfolgreich hierher gebracht.“
Alec lächelte und ging zum Schrank, um den Tisch zu decken. Magnus Blick folgte dem Schattenjäger. Er war unfähig, etwas zu sagen. Konnte es wirklich sein, das dieser wunderbare junge Mann so etwas in Erwägung zog ohne es mit ihm abzusprechen? Ohne ihn darum zu bitten? Oder einen solchen Wunsch offen zu äußern? Es war ihm unbegreiflich und je länger er ihn betrachtete, um so leichter fiel es ihm, diesen Verdacht einfach wegzuwischen. Er mußte unbedingt herausfinden, was Camille mit dieser Finte beabsichtigte. Irgendetwas stimmte nicht. Und er durfte nicht so nachlässig sein, es zu übergehen. Er stemmte sich mit einem Seufzen aus seinem Sessel hoch und sah im nächsten Moment in ein paar klare, blaue Augen. Der Schattenjäger hatte vorsichtig die Arme um ihn gelegt und sah ihn besorgt an.
„Magnus.... geht es dir nicht gut? Möchtest du lieber zu Bett gehen? Ich... ich kann das Essen nachher aufwärmen.“
Er versank einen langen Moment in dem Blick, den er so sehr liebte und lächelte dann unwillkürlich.
„Nein, Alec. Es ist alles in Ordnung. Ich habe einen Bärenhunger. Es ist gut, das du heute so früh dran bist.“
„Es war nicht viel los. Und da hab ich mir einfach etwas früher frei genommen. Ein kleiner, aber nicht unerheblicher Vorteil für Schattenjäger in der festen Partnerschaft.“
Alec führte den Hexenmeister zum Tisch und lächelte ihm zu, dann besorgte er eine Flasche Wein, die zu ihrem Essen passte aus einem Regal an der Wohnzimmerwand. Er öffnete die Flasche und füllte die Gläser.
„Es ist im Moment erschreckend ruhig hier. Aber da wir ja annehmen, das sich das ganze jetzt auf Alicante beschränkt, ist das nicht weiter verwunderlich. Der Rat tagt immer bis in die Nacht hinein. Ich bin sicher, es wird nicht mehr lange dauern, dann werden sie versuchen auf Nummer sicher zu gehen.“
„Tja, niemand hängt so sehr an seinem Leben wie der Rat. Darum sind sie ja so misstrauisch. Ich würde meine Unsterblichkeit verwetten, das sie nicht das geringste Risiko eingehen wollen.“
Magnus ließ die Gabel sinken. War der Schattenjäger gerade wirklich zusammengezuckt? Das mußte eine Sinnestäuschung gewesen sein, doch er hatte einen seltsamen Blick als er auf seinen Stuhl sank. Das konnte nicht sein. Er mußte sich getäuscht haben. Doch Alecs Antwort kam einen Tick zu spät.
„Mach nicht. Vielleicht würdest du diese Wette verlieren...“
Der Hexenmeister betrachtete Alec und versuchte dem unangenehm berührten Blick des Schattenjägers einen anderen Grund zu geben als den offensichtlichen.
„Warum? Würdest du die Wette annehmen?“
Jetzt bestand kein Zweifel mehr. Alec hatte das Gesicht verzogen und sah ihn jetzt an.
„Denkst du wirklich, das es ein angemessener Wert für eine Wette ist? Hören wir also lieber auf mit diesem Unsinn und widmen wir uns unserem Essen. Wir werden früh genug herausfinden, was der Rat zur Verteidigung plant. Dann können wir immer noch Vermutungen äußern.“
Magnus sah auf seinen Teller. Ihm war der Hunger vergangen. Alec hatte nicht geantwortet. Er war ausgewichen und hatte ihm die Antwort auf diese Frage verweigert. Aber vielleicht war es ja wirklich nur, weil es ohnehin ein empfindliches Thema zwischen ihnen war. Hoffentlich war es so....

Der Abend war seltsam verlaufen. Irgendwann hatte Magnus Verstand schlicht einen Aussetzer gehabt. Er war müde und diese leisen Befürchtungen machten ihm wirklich zu schaffen. Er hatte sich etwas Ruhe erbeten und war mehr als überrascht, als er das leise Geräusch der Wohnungstüre hörte. Alec hatte nicht gesagt, das er noch einmal fort wollte. Er glitt vom Bett und schlüpfte in die Schuhe, griff beim Hinausgehen noch nach seinem Mantel und betrachtete nur kurz den kleinen Zettel, den Alec auf dem Küchentresen zurückgelassen hatte. Magnus runzelte die Stirn, zog einen Schal von der Garberobe und verließ die Wohnung. Er folgte dem Schattenjäger und sah mit immer schwerer werdendem Herzen, das die Angaben auf dem Zettel nur eine Ausflucht waren. Er ging nicht zum Institut und es gab auch keinen Notfall. Magnus Schritte wurden langsamer. Er ging nur zögernd an den Schienen der U-Bahn entlang und spürte die Gewissheit wie einen unheilvollen Schatten. Camille hatte ihn nicht belogen. Zumindest nicht völlig. Sein Kopf war vollkommen leer und seine Lippen schienen ohne zu Zutun zu reagieren, als er Alec vor vollendete Tatsachen stellte. Wie hatte er nur an ihren schönen Traum glauben können? Wie hatte er glauben können, das sie wirklich eine Chance hatten? Das Ultimatum stellte sich von alleine. Die Enttäuschung in ihm schlug Wellen, in denen er nahezu versank. Warum... hatte er nicht mit ihm gesprochen? Warum hatte er das alles hinter seinem Rücken getan?
„Wenn ich nach Hause komme, will ich nichts mehr von dir in meiner Wohnung vorfinden.“
Er ging. Er mußte fort, bevor die Trauer und der Zorn in ihm so übermächtig wurden, das er die Kontrolle verlor. Warum??? Warum hatte das alles so kommen müssen? Warum hatte Alec ihm das angetan? Er liebte ihn doch...... Die Stadt verschwamm vor seinen Augen und er sank zitternd auf eine Bank nahe dem Hudson. Ihm fehlte die Luft zum Atmen und er schlug die Hände vor das Gesicht, die Ellbogen auf seinen eigenen Schoß gestemmt. Alexander........ alles.... war vorbei.... alles war zu Ende....... Was immer er geglaubt hatte gefunden zu haben... in diesem Moment hatte er es unweigerlich verloren....
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